1

1 Nach König Ahabs Tod lehnten sich die Moabiter gegen die Herrschaft der Israeliten auf.

2 Eines Tages stürzte Ahasja, der neue König, vom oberen Stockwerk seines Palasts in Samaria und verletzte sich schwer. Er schickte einige Diener in die Philisterstadt Ekron und trug ihnen auf: "Geht und fragt Baal-Sebub, den Gott von Ekron, ob ich wieder gesund werde!"

3 Da befahl der Engel des Herrn dem Propheten Elia aus Tischbe: "Elia, geh den Boten entgegen, die der König von Samaria in das Philisterland geschickt hat, und frag sie: 'Warum reist ihr ins Ausland und wollt Baal-Sebub, den Gott der Stadt Ekron, um Rat fragen? Gibt es denn in Israel keinen Gott?

4 Hört, was ich, der Herr, dem König sage: Du wirst nicht mehr gesund werden, sondern bald sterben! "Elia führte seinen Auftrag sofort aus,

5 und die Boten kehrten daraufhin nach Samaria zurück. "Warum seid ihr schon wieder da?" fragte der König sie erstaunt.

6 Sie erwiderten: "Ein Mann kam uns entgegen und schickte uns zu dir zurück. Wir sollen dir folgendes ausrichten: 'Der Herr läßt dich fragen: Warum schickst du Boten ins Ausland, die Baal-Sebub, den Gott der Stadt Ekron, um Rat fragen sollen? Gibt es denn in Israel keinen Gott? Weil du das getan hast, wirst du nicht mehr gesund werden, sondern bald sterben! "

7 Ahasja fragte: "Wie sah der Mann aus, der euch in den Weg trat und das sagte?"

8 "Er trug einen Mantel aus zottigem Fell mit einem Ledergürtel", antworteten sie. Da rief der König: "Das kann nur Elia aus Tischbe gewesen sein!"

9 Sofort schickte er einen Truppenführer mit fünfzig Mann los, um den Propheten gefangenzunehmen. Sie fanden ihn auf dem Gipfel eines Berges. Der Truppenführer ging zu ihm hinauf und befahl: "Bote Gottes, du sollst sofort mit uns kommen - auf Anordnung des Königs!"

10 Doch Elia entgegnete: "Wenn ich tatsächlich ein Bote Gottes bin, dann soll Feuer vom Himmel fallen und dich samt deinen fünfzig Männern verzehren!" Da fiel Feuer vom Himmel und verbrannte sie alle.

11 Der König schickte einen anderen Truppenführer mit fünfzig Mann, um Elia zu holen. Er rief dem Propheten zu: "Bote Gottes, du sollst sofort herunterkommen! Der König befiehlt es!"

12 Und wieder rief Elia: "Wenn ich wirklich ein Bote Gottes bin, dann soll Feuer vom Himmel fallen und dich samt deinen fünfzig Männern verzehren!" Da ließ Gott Feuer vom Himmel fallen, und alle verbrannten.

13 Zum dritten Mal schickte der König einen Truppenführer mit seinen fünfzig Mann zu Elia. Aber dieser stieg zu Elia hinauf, warf sich vor ihm zu Boden und flehte ihn an: "Bote Gottes, bitte laß mich und meine fünfzig Männer am Leben!

14 Ich weiß, daß Feuer vom Himmel fiel und die beiden anderen samt ihren Soldaten verbrannt hat. Aber bitte, verschone wenigstens uns!"

15 Da sagte der Engel des Herrn zu Elia: "Geh mit ihm hinunter! Du brauchst keine Angst vor ihm zu haben." Elia stand auf, ging mit dem Truppenführer zu König Ahasja und hielt ihm vor:

16 "Hör, was der Herr dir sagen läßt: 'Du hast Boten nach Ekron gesandt, die Baal-Sebub, den Gott dieser Stadt, um Rat fragen sollten - als ob es in Israel keinen Gott gäbe, den man fragen kann! Weil du das getan hast, wirst du nicht mehr gesund werden, sondern bald sterben. "

17 Was Elia im Auftrag des Herrn vorausgesagt hatte, traf ein: Ahasja starb. Weil er selbst keinen Sohn hatte, wurde sein Bruder Joram sein Nachfolger. Dies geschah im 2. Regierungsjahr König Jorams von Juda, des Sohnes Joschafats.

18 Alles Weitere über Ahasjas Leben steht in der Chronik der Könige von Israel.

2

1 Der Tag kam, an dem der Herr den Propheten Elia in einem Wirbelsturm zu sich in den Himmel holen wollte. An diesem Tag verließen Elia und Elisa die Stadt Gilgal.

2 Unterwegs sagte Elia zu Elisa: "Willst du nicht hier bleiben? Ich muß nach Bethel, denn der Herr hat mich dorthin geschickt." Doch Elisa wehrte ab: "So gewiß der Herr lebt und so gewiß du lebst - ich verlasse dich nicht!"So wanderten sie zusammen hinunter nach Bethel.

3 Dort kamen ihnen einige Prophetenjünger entgegen, die in Bethel zusammen lebten. Sie nahmen Elisa beiseite und fragten ihn: "Weißt du es schon? Der Herr wird heute deinen Lehrer zu sich holen!" "Ja, ich weiß es", antwortete Elisa, "redet bitte nicht darüber!"

4 Wieder sagte Elia zu seinem Begleiter: "Elisa, willst du nicht hier bleiben? Ich muß weiter nach Jericho, denn der Herr hat mich dorthin geschickt." Elisa antwortete: "So gewiß der Herr lebt und so gewiß du lebst - ich verlasse dich nicht!"Sie wanderten gemeinsam weiter und kamen nach Jericho.

5 Auch hier sprachen einige Prophetenjünger, die in der Stadt wohnten, Elisa an und fragten ihn: "Weißt du, daß der Herr deinen Lehrer heute zu sich holen wird?" Und wieder antwortete Elisa: "Ja, ich weiß es. Sprecht bitte nicht darüber!"

6 Elia fragte Elisa zum dritten Mal: "Willst du nicht hier bleiben? Ich muß weiter an den Jordan, denn der Herr hat mich dorthin geschickt." Doch auch jetzt antwortete Elisa: "So gewiß der Herr lebt und so gewiß du lebst - ich verlasse dich nicht!"Dann gingen sie gemeinsam weiter.

7 Fünfzig Prophetenjünger aus Jericho folgten ihnen. Als Elia und Elisa den Jordan erreichten, blieben ihre Begleiter in einiger Entfernung stehen.

8 Elia zog seinen Mantel aus, rollte ihn zusammen und schlug damit auf das Wasser. Da teilte es sich, und die beiden konnten trockenen Fußes das Flußbett durchqueren.

9 Am anderen Ufer sagte Elia zu Elisa: "Ich möchte noch etwas für dich tun, bevor ich von dir genommen werde. Hast du einen Wunsch?" Da antwortete Elisa: "Ich möchte als dein Schüler und Nachfolger doppelt soviel von deinem Geist bekommen wie die anderen Propheten!"

10 Elia wandte ein: "Das liegt nicht in meiner Macht. Aber wenn der Herr dich sehen läßt, wie ich von hier weggeholt werde, dann wirst du erhalten, worum du gebeten hast. Wenn nicht, dann geht auch dein Wunsch nicht in Erfüllung."

11 Während die beiden so in ihr Gespräch vertieft weitergingen, erschien plötzlich ein Wagen aus Feuer, gezogen von Pferden aus Feuer, und trennte die Männer voneinander. Und dann wurde Elia in einem Wirbelsturm zum Himmel hinaufgetragen.

12 Elisa sah es und schrie: "Mein Vater, mein Vater! Du Beschützer und Führer Israels!"{Wörtlich: Du Streitwagen Israels und sein (Wagen)lenker!} Doch schon war alles vorbei. Aufgewühlt packte Elisa sein Gewand und riß es entzwei.

13 Dann hob er Elias Mantel auf, der zu Boden gefallen war, und ging zum Jordan zurück.

14 Wie vorher sein Lehrer Elia schlug jetzt er mit dem Mantel auf das Wasser und rief: "Wo ist der Herr, der Gott Elias?" Da teilte sich das Wasser, und Elisa konnte den Fluß wieder durchqueren.

15 Als die Prophetenjünger, die den beiden Männern aus Jericho gefolgt waren, Elisa zurückkommen sahen, sagten sie zueinander: "Der Geist Elias ist nun auf Elisa übergegangen!" Sie liefen zu ihm und warfen sich ehrfürchtig vor ihm zu Boden.

16 "Meister", sagten sie, "ein Wort von dir genügt, und wir schicken unsere fünfzig kräftigsten Männer los, um deinen Lehrer zu suchen! Vielleicht hat der Geist des Herrn ihn nur von hier weggetragen und irgendwo auf einen Berg oder in ein Tal geworfen."Elisa wehrte ab.

17 Doch sie ließen nicht locker, bis er schließlich nachgab und sagte: "Meinetwegen schickt sie los." Drei Tage lang suchten die fünfzig Männer nach Elia, doch ohne Erfolg.

18 Endlich kehrten sie zu Elisa zurück, der in Jericho geblieben war. Er bemerkte nur: "Ich habe euch ja gleich gesagt, daß ihr euch die Mühe sparen könnt!"

19 Die Bürger der Stadt Jericho kamen zu Elisa und klagten: "Herr, wie du siehst, liegt unsere Stadt in einer guten, fruchtbaren Gegend. Aber das Wasser hier ist schlecht, und darum gibt es bei uns immer wieder Fehlgeburten."

20 Elisa befahl: "Bringt mir eine neue Schüssel, und füllt sie mit Salz!" Sie brachten ihm die Schüssel mit Salz,

21 und er ging damit vor die Stadt hinaus zur Quelle, schüttete das Salz ins Wasser und rief: "So spricht der Herr: 'Ich mache dieses Wasser gesund; nie mehr soll es seinetwegen Tod und Fehlgeburten geben! "

22 Von diesem Augenblick an war das Wasser gut und ist es bis heute geblieben, genau wie Elisa es gesagt hatte.

23 Von Jericho ging Elisa wieder nach Bethel. Als er zur Stadt hinaufwanderte, lief ihm eine Horde kleiner Jungen entgegen. Sie machten sich über ihn lustig und riefen im Chor: "Glatzkopf, fang uns doch! Glatzkopf, fang uns doch!"

24 Elisa blieb stehen, sah sie an und verfluchte sie im Namen des Herrn. a kamen zwei Bärinnen aus dem Wald heraus, fielen über die Kinder her und zerrissen zweiundvierzig von ihnen.

25 Elisa wanderte weiter zum Berg Karmel, und von dort kehrte er schließlich nach Samaria zurück.

3

1 Joram, der Sohn Ahabs, wurde König von Israel im 18. Regierungsjahr König Joschafats von Juda. Er regierte zwölf Jahre in Samaria.

2 Auch er tat, was der Herr verabscheute, wenn auch nicht in dem Maße wie sein Vater und seine Mutter. Immerhin entfernte er die Säule, die sein Vater zu Ehren des Gottes Baal hatte aufstellen lassen.

3 Aber wie Jerobeam, der Sohn Nebats, der die Israeliten zum Götzendienst verführt hatte, hielt auch Joram an der Verehrung fremder Götter fest.

4 Mescha, der König von Moab, besaß große Schafherden, und darum hatte er an den König von Israel immer Schafe als Tribut entrichtet: insgesamt 100 000 Lämmer und 100 000 ungeschorene Schafböcke.

5 Doch nach Ahabs Tod lehnte er sich gegen die Herrschaft der Israeliten auf und weigerte sich, weiter zu zahlen.

6 Da brach König Joram von Samaria auf und zog alle wehrfähigen Israeliten ein.

7 Zugleich sandte er Boten nach Juda zu König Joschafat und ließ ihm mitteilen: "Der König von Moab hat sich gegen uns aufgelehnt und weigert sich, weiterhin Tribut zu zahlen. Willst du zusammen mit mir gegen ihn kämpfen?" Joschafat antwortete: "Du kannst mit mir rechnen! Ich stelle dir meine Truppen und meine Pferde zur Verfügung."

8 Dann wollte er wissen, welchen Weg sie nehmen würden. "Wir ziehen durch die edomitische Wüste!" meldete Joram zurück.

9 So zogen der König von Israel und der König von Juda mit ihren Truppen los, und auch der König von Edom schloß sich ihnen an. Wie geplant schlugen sie den Weg durch die Wüste ein. Doch weil sie einen Umweg machten, konnten sie nach sieben Tagen kein Wasser mehr finden, weder für die Soldaten noch für die Tiere.

10 "Hätten wir nur diesen Feldzug nie unternommen!" klagte der König von Israel. "Bestimmt hat der Herr uns in eine Falle gelockt und will uns nun dem König von Moab ausliefern."

11 Aber Joschafat fragte: "Ist denn kein Prophet des Herrn in der Nähe, durch den wir den Herrn befragen könnten?" "Doch", antwortete ein Diener des Königs von Israel, "Elisa, der Sohn Schafats, ist hier. Er war seinerzeit der Diener Elias."

12 "Dann ist er ein echter Prophet!" sagte Joschafat, und sogleich gingen er, der König von Israel und der König von Edom zu Elisa.

13 Doch Elisa war abweisend: "Warum kommst du denn zu mir, König von Israel? Ich habe nichts mit dir zu schaffen! Geh doch zu den Propheten, die dein Vater und deine Mutter angeheuert haben!" Joram erwiderte: "Meine Propheten können nichts dafür. In diese Falle hat uns der Herr gelockt, um uns dem König von Moab auszuliefern."

14 Da lenkte Elisa ein: "Nur weil auch König Joschafat von Juda hier ist, gebe ich dir eine Antwort. Wäre er nicht da, würde ich dich nicht einmal ansehen, geschweige denn irgend etwas für dich tun! Das schwöre ich bei dem Herrn, dem allmächtigen Gott, dem ich diene.

15 Und nun holt einen Mann, der Harfe spielen kann!"Während der Musiker spielte, sprach der Herr zu Elisa und gab ihm eine Botschaft für die Könige. Elisa rief:

16 "Hört, was der Herr euch befiehlt: 'Hebt in diesem trockenen Tal überall Gruben aus.

17 Es wird zwar kein Wind aufkommen, und es wird auch nicht regnen, aber trotzdem wird dieses Tal sich mit Wasser füllen. Dann könnt ihr alle genug trinken, auch eure Pferde und das Vieh.

18 Aber das ist noch nicht alles!" fuhr Elisa fort. "Der Herr will euch noch mehr geben. Mit seiner Hilfe werdet ihr die Moabiter besiegen.

19 Ihre schönen und gut befestigten Städte werdet ihr erobern, alle wertvollen Bäume fällen, alle Quellen im Land zuschütten und die besten Felder mit Steinen verwüsten."

20 Am nächsten Morgen, etwa zur Zeit des Morgenopfers, waren die Gruben im Tal mit Wasser gefüllt. Es kam von den Bergen Edoms und überschwemmte die ganze Gegend.

21 Inzwischen hatten die Moabiter erfahren, daß die drei Könige mit ihren Truppen ausgerückt waren. Alle wehrfähigen Männer - vom ältesten bis zum jüngsten - wurden einberufen und an die Grenze geschickt.

22 Früh am Morgen zogen sie los zum Angriff. Im Licht der aufgehenden Sonne schimmerte das Wasser im Tal blutrot.

23 "Das ist Blut!" riefen die Moabiter. "Die drei Könige und ihre Soldaten haben sich gegenseitig umgebracht! Das gibt eine fette Beute!"

24 Doch als sie sich dem feindlichen Lager näherten, stürmten die Israeliten ihnen entgegen und schlugen sie in die Flucht. Dann verfolgten sie die Moabiter bis in ihr Land und brachten ihnen eine schwere Niederlage bei.

25 Sie machten die moabitischen Städte dem Erdboden gleich. Immer wenn sie an einem fruchtbaren Feld vorbeikamen, warf jeder Soldat Steine darauf, bis schließlich alle Felder vom Schutt bedeckt waren. Die Quellen schütteten sie zu und fällten alle wertvollen Bäume. m längsten konnte die Stadt Kir-Heres Widerstand leisten. Doch die Israeliten umzingelten sie und beschossen sie mit Steinschleudern.

26 Der König von Moab sah ein, daß er ohne fremde Hilfe verloren war. Darum versuchte er, mit 700 Soldaten den Belagerungsring zu durchbrechen, um zum König von Edom vorzudringen, doch ohne Erfolg.

27 In seiner Verzweiflung ließ er seinen ältesten Sohn holen, den Thronfolger, und verbrannte ihn als Opfer auf der Stadtmauer. Darüber waren die Israeliten so empört, daß sie die Belagerung aufhoben und nach Israel zurückkehrten.

4

1 Eines Tages klagte die Witwe eines Prophetenjüngers Elisa ihre Not: "Herr, du hast doch meinen verstorbenen Mann gekannt. Du weißt, daß er dem Herrn in allem gehorcht hat. Aber nun ist einer gekommen, dem wir noch Geld schulden, und hat gedroht, meine beiden Söhne als Sklaven zu nehmen, wenn ich nicht sofort bezahle."

2 "Wie kann ich dir nur helfen?" überlegte Elisa. "Hast du noch irgendwelche Vorräte im Haus?" Sie antwortete: "Mein Herr, außer einem kleinen Krug mit Öl habe ich gar nichts mehr."

3 "Gut", sagte er, "geh und leih dir von deinen Nachbarinnen leere Krüge aus, aber nicht zu wenige!

4 Dann geh mit deinen Söhnen ins Haus, und verriegle die Tür! Als nächstes gießt du dein Öl in die Gefäße. Sobald eins voll ist, stell es zur Seite!"

5 Die Witwe tat, was Elisa ihr aufgetragen hatte. Sie verriegelte die Haustür hinter sich und ihren Söhnen. Die beiden Jungen reichten ihr die Krüge, und sie goß das Öl hinein.

6 Bald waren alle Gefäße voll, und als die Mutter rief: "Gebt mir noch einen Krug!", antwortete einer ihrer Söhne: "Wir haben keine leeren mehr!" Von da an vermehrte sich das Öl nicht mehr.

7 Die Frau eilte zu Elisa, dem Boten Gottes, und erzählte ihm, was geschehen war. Da forderte er sie auf: "Geh nun und verkauf das Öl! Von dem Erlös kannst du deine Schulden bezahlen, und es wird noch genug übrigbleiben, damit du und deine Söhne davon leben können."

8 Als Elisa einmal nach Schunem kam, lud ihn eine wohlhabende Frau des Dorfes zum Essen ein. Von da an war er jedesmal in ihrem Haus zu Gast, wenn er in Schunem vorbeikam.

9 Eines Tages sagte die Gastgeberin zu ihrem Mann: "Ich bin sicher, daß der Mann, der oft zu uns kommt, ein heiliger Bote Gottes ist!

10 Wollen wir ihm nicht im oberen Stockwerk ein kleines Zimmer einrichten? Wir stellen ihm ein Bett, einen Tisch, einen Stuhl und eine Lampe hinein. So kann er sich zurückziehen und etwas ausruhen, wenn er uns besucht."

11 Als Elisa wieder einmal nach Schunem kam, ging er in sein neues Zimmer hinauf und ruhte sich aus.

12 Dann befahl er seinem Diener Gehasi: "Geh zu unserer Gastgeberin, und sag ihr: 'Du hast dir für uns so viel Mühe gemacht. Können wir auch etwas für dich tun? Sollen wir vielleicht beim König oder beim Heerführer ein gutes Wort für dich einlegen? " Gehasi ging hinunter und rief nach der Frau. Als er sein Angebot vorgetragen hatte, wehrte sie ab: "Ach, es geht mir doch so gut. Ich habe so viele Verwandte hier in der Stadt."

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14 Als der Diener mit dieser Antwort zurückkam, fragte Elisa ihn: "Was könnte man sonst für diese Frau tun?" Gehasi erwiderte: "Nun, die Frau hat keine Kinder, und ihr Mann ist schon ziemlich alt."

15 Da sagte der Prophet: "Gut, ruf sie her!" Gehasi holte die Frau. Sie kam und blieb in der Tür stehen.

16 Elisa erklärte ihr: "Nächstes Jahr um diese Zeit wirst du einen Sohn haben!" "Ach, mein Herr", rief sie, " belüge mich nicht. Du bist doch ein Bote Gottes!"

17 Doch einige Zeit später wurde die Frau schwanger und brachte ein Jahr nach diesem Gespräch einen Sohn zur Welt, genau wie Elisa es vorausgesagt hatte.

18 Inzwischen war der Junge größer geworden. Eines Tages lief er aufs Feld hinaus zu seinem Vater, der dort mit den Arbeitern Getreide erntete.

19 Auf einmal begann der Junge zu jammern: "Mein Kopf tut so weh!" Sofort befahl der Vater einem der Knechte: "Trag ihn schnell nach Hause!"

20 Der Knecht brachte den Jungen nach Hause zu seiner Mutter. Sie setzte sich hin und nahm ihn auf den Schoß. Gegen Mittag aber starb er.

21 Da trug sie das tote Kind ins obere Schlafzimmer hinauf, legte es auf das Bett des Propheten und schloß den Raum ab. Dann eilte sie auf das Feld hinaus

22 und rief ihrem Mann zu: "Ich brauche einen Knecht und eine Eselin! Ich muß sofort zu dem Propheten. Ich bin bald wieder zurück."

23 Erstaunt fragte ihr Mann: "Warum willst du ihn ausgerechnet heute besuchen? Es ist doch kein Feiertag, weder Neumond noch Sabbat!" Sie ging gar nicht auf die Frage ein, sondern verabschiedete sich kurz

24 und lief zurück, um die Eselin zu satteln. Dann befahl sie ihrem Diener: "Treib das Tier tüchtig an, damit wir schnell vorankommen. Halt erst an, wenn ich es sage!"

25 So kam sie zum Propheten Elisa an den Berg Karmel. Als er sie von weitem kommen sah, sagte er überrascht zu seinem Diener Gehasi: "Da kommt ja unsere Gastgeberin aus Schunem!

26 Lauf ihr entgegen, und frag sie, ob es ihr, ihrem Mann und dem Kind gut geht!" "Ja, ja, es geht uns gut", antwortete sie auf Gehasis Frage.

27 Doch kaum war sie bei Elisa auf dem Berg, da fiel sie vor ihm nieder und umklammerte seine Füße. Gehasi wollte sie wegstoßen, aber Elisa wehrte ab: "Laß sie! Irgend etwas bedrückt sie sehr, aber ich weiß nicht was, denn der Herr hat mir nichts gesagt."

28 Da brach es aus ihr heraus: "Habe ich dich, mein Herr, etwa um einen Sohn gebeten? Habe ich damals nicht sogar abgewehrt und gesagt, du sollst mir keine falschen Hoffnungen machen?"

29 "Gehasi, mach dich sofort fertig zum Aufbrechen!" befahl Elisa seinem Diener. "Nimm meinen Stab, und eile so schnell wie möglich nach Schunem. Wenn du unterwegs jemandem begegnest, beginn keine Unterhaltung, und wenn dich einer anredet, gib keine Antwort! Geh und leg meinen Stab auf das Gesicht des Jungen!"

30 Doch die Mutter bestand darauf, daß Elisa selbst mitkam. Sie sagte: "So gewiß der Herr lebt und so gewiß du lebst: Ohne dich gehe ich nicht nach Hause!"Da gab er nach und ging mit ihr.

31 Gehasi war vorausgeeilt und hatte den Stab auf das Gesicht des toten Jungen gelegt. Doch ohne Erfolg - der Junge bewegte sich nicht und gab auch keinen Laut von sich. Da kehrte Gehasi wieder zurück, um es Elisa zu melden. Unterwegs traf er ihn und berichtete: "Er ist nicht aufgewacht!"

32 Als Elisa in Schunem angekommen war, ging er allein hinauf in sein Zimmer und verriegelte die Tür hinter sich. Noch immer lag das Kind regungslos auf dem Bett. Elisa betete zum Herrn.

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34 Dann legte er sich so auf den toten Jungen, daß sein Mund auf dem Mund des Kindes lag, seine Augen auf dessen Augen und seine Hände auf dessen Händen. Während er so dalag, wurde der Leib des Toten langsam warm.

35 Der Prophet stand auf, verließ das Zimmer und ging im Haus umher. Schließlich kehrte er zurück und legte sich noch einmal auf den Jungen. Da nieste das Kind siebenmal und schlug die Augen auf.

36 Elisa rief nach Gehasi und befahl ihm: "Hol schnell unsere Gastgeberin!" Als sie das Zimmer betrat, sagte Elisa zu ihr: "Hier ist dein Sohn."

37 Die Frau warf sich vor dem Propheten zu Boden. Dann ging sie zusammen mit ihrem Sohn hinunter.

38 Elisa kehrte nach Gilgal zurück. Zu der Zeit herrschte im Land eine Hungersnot. Als Elisa einmal vor den Prophetenjüngern in Gilgal sprach, befahl er seinem Diener: "Setz den großen Topf auf, und koch den Prophetenjüngern etwas zu essen!"

39 Da ging einer der jungen Männer hinaus, um auf dem Feld nach etwas Eßbarem zu suchen. Er fand ein wildes Rankengewächs mit Früchten. Davon pflückte er so viele, wie er in seinem Mantel tragen konnte, und eilte damit zurück. Er schnitt die Früchte in Stücke und warf sie in den Topf, obwohl keiner von ihnen das Gewächs kannte.

40 Das Gemüse wurde an die Männer verteilt. Doch schon nach ein, zwei Bissen konnten sie nichts mehr essen und schrien entsetzt: "Elisa, du Bote Gottes, das Essen ist giftig, wir werden alle sterben!"

41 Elisa befahl: "Bringt mir etwas Mehl!" Er schüttete das Mehl in den Topf, rührte um und sagte: "So, nun könnt ihr es an alle austeilen und essen." Jetzt war das Gericht genießbar und richtete keinen Schaden an.

42 Ein anderes Mal kam ein Mann aus Baal-Schalischa und brachte dem Propheten einen Beutel frische Getreidekörner und die ersten zwanzig Gerstenbrote vom Korn der neuen Ernte. Elisa sagte zu seinem Diener: "Verteile es an die Prophetenjünger, damit sie sich satt essen können!"

43 "Was!" rief Gehasi erstaunt. "Diese paar Brote soll ich hundert hungrigen Männern vorsetzen?" Doch Elisa blieb dabei: "Verteile es an alle! Denn der Herr sagt: 'Man wird sich satt essen und sogar noch übriglassen. "

44 Da gab der Diener den Männern das Brot. Sie aßen, soviel sie konnten, und doch blieb noch davon übrig, genau wie der Herr es vorausgesagt hatte.

5

1 Naaman, der oberste Heerführer von Syrien, war ein ausgezeichneter Soldat und Stratege. Er genoß hohes Ansehen, und der König schätzte ihn sehr, hatte doch der Herr durch Naaman den Syrern zum Sieg über die Feinde verholfen. Doch Naaman war aussätzig!

2 In seinem Haus lebte ein israelitisches Mädchen. Syrische Soldaten hatten es auf einem ihrer Raubzüge in das Land Israel gefangengenommen und nach Syrien verschleppt. Sie war die Sklavin von Naamans Frau geworden.

3 Eines Tages sagte das Mädchen zu seiner Herrin: "Wenn mein Herr doch einmal zu dem Propheten gehen würde, der in Samaria lebt! Der könnte ihn von seiner Krankheit heilen."

4 Naaman ging daraufhin zum König und berichtete ihm, was das Mädchen aus Israel gesagt hatte.

5 Der syrische König bestärkte ihn, den Propheten aufzusuchen, und gab ihm ein Empfehlungsschreiben an den König von Israel mit. Naaman machte sich auf den Weg. Er nahm 7 Zentner Silber, 70 Kilogramm Gold und 10 Festkleider als Geschenke mit.

6 Das Schreiben an König Joram von Israel lautete: "Der Mann, der dir diesen Brief überreicht, ist mein Diener Naaman. Ich habe ihn zu dir gesandt, damit du ihn von seinem Aussatz heilst."

7 Als Joram den Brief gelesen hatte, zerriß er entrüstet seine Kleider und rief: "Bin ich etwa ein Gott, der Macht über Leben und Tod besitzt? Wie kommt der Syrer nur darauf, einen Aussätzigen zu mir zu schicken, damit ich ihn heile? Es liegt ja auf der Hand, was er will: Krieg will er mit uns! Und das hier ist nur ein Vorwand."

8 Schon bald hörte auch der Prophet Elisa, daß der König voller Entrüstung seine Kleider zerrissen hatte. Er schickte einen Boten zum Palast und ließ Joram ausrichten: "Warum bist du so aufgebracht? Schick diesen Mann zu mir! Er soll erkennen, daß es hier in Israel einen Propheten des wahren Gottes gibt."

9 Kurze Zeit später fuhr Naaman mit seinem Gespann bei Elisa vor.

10 Der Prophet schickte einen Diener vor das Haus, der dem syrischen Heerführer sagen sollte: "Geh an den Jordan, und tauch siebenmal im Wasser unter! Dann wird dein Aussatz verschwinden, und du wirst gesund sein."

11 Da wurde Naaman zornig, kehrte wieder um und schimpfte: "Ich hatte erwartet, der Prophet würde zu mir herauskommen, sich vor mich hinstellen und zum Herrn, seinem Gott, beten. Ich hatte mir vorgestellt, wie er seine Hand über meine kranken Stellen hält und mich von meinem Aussatz befreit.

12 Als ob unsere Flüsse Abana und Parpar, die durch Damaskus fließen, nichts wären! Dabei sind sie viel sauberer als alle Bäche Israels! Kann ich nicht auch darin baden und gesund werden?"Voller Wut machte er sich auf den Heimweg.

13 Doch seine Diener versuchten ihn zu beschwichtigen: "Herr, wenn der Prophet etwas Schwieriges von dir verlangt hätte, dann hättest du es sicher auf dich genommen. Und nun hat er dir nur befohlen, dich zu baden, damit du gesund wirst. Dann kannst du es doch erst recht tun!"

14 Naaman ließ sich umstimmen und fuhr an den Jordan hinunter. Wie der Bote Gottes es befohlen hatte, stieg er ins Wasser und tauchte siebenmal unter. Und tatsächlich: Seine Haut wurde wieder glatt und rein. Er war gesund.

15 Da ritt er mit seinem ganzen Gefolge zum Propheten zurück und bekannte ihm: "Jetzt weiß ich, daß es nirgends auf der Welt einen wahren Gott gibt, außer in Israel! Nimm darum ein Dankesgeschenk von mir an."

16 Doch Elisa wehrte ab: "So gewiß der Herr lebt,dem ich diene, ich nehme keine Geschenke!" Naaman versuchte mit allen Mitteln, ihn zu überreden, aber ohne Erfolg.

17 Schließlich bat er: "Wenn du schon nichts willst, mein Herr, dann habe ich einen Wunsch: Ich möchte soviel Erde von hier mitnehmen, wie zwei Maultiere tragen können. In Zukunft will ich nämlich keinen anderen Göttern mehr Brand- und Schlachtopfer darbringen, nur noch dem Herrn, dem Gott Israels. Ich möchte ihn auf der Erde aus seinem Land anbeten.{" dem Gott Israels. . anbeten." ist sinngemäß ergänzt.}

18 Doch eines möge der Herr mir vergeben: Wenn mein König zum Beten in den Tempel unseres Gottes Rimmon geht, dann stützt er sich auf meinen Arm. Und so muß ich mich auch niederwerfen, wenn er sich vor seinem Gott zu Boden wirft. Dies möge der Herr mir vergeben!"

19 Elisa antwortete nur: "Geh in Frieden!"

20 Naaman war schon ein Stück weit entfernt, da dachte Elisas Diener Gehasi: "Mein Herr war wieder einmal zu bescheiden! Er läßt diesen Syrer Naaman einfach laufen, ohne die Geschenke anzunehmen, die er ihm angeboten hat! So gewiß der Herr lebt: Ich werde ihn einholen, und dann soll er wenigstens mir etwas geben."

21 Er rannte dem Syrer hinterher. Als Naaman merkte, daß ihm jemand nachlief, sprang er vom Wagen, ging Gehasi entgegen und fragte beunruhigt: "Es ist doch alles in Ordnung?"

22 "Ja, ja", antwortete Gehasi, "mein Herr schickt mich. Ich soll dir ausrichten, daß soeben zwei Prophetenjünger aus dem Gebirge Ephraim zu ihm gekommen sind. Er läßt dich fragen, ob du mir nicht einen Zentner Silber und zwei Festkleider für sie mitgeben könntest."

23 Erfreut sagte Naaman: "Ach bitte, nimm doch zwei Zentner!" Er füllte die Silberstücke in zwei Säcke, legte zwei Festgewänder dazu und drängte Gehasi, die Geschenke anzunehmen. Zwei seiner Diener mußten mit Gehasi zurückkehren und die Sachen tragen.

24 Als sie am Fuße des Hügels ankamen, wo Elisa wohnte, schickte Gehasi die beiden syrischen Diener weg, schlich sich ins Haus und versteckte das Silber und die Kleider.

25 Dann ging er zu seinem Herrn. "Wo bist du gewesen, Gehasi?" wollte Elisa von ihm wissen. "Ich war die ganze Zeit hier, mein Herr!" antwortete Gehasi.

26 Doch Elisa ließ sich nichts vormachen: "Glaub nur nicht, ich hätte nichts gemerkt! Ich war im Geiste dabei, als ein Mann vom Wagen stieg und dir entgegen kam. Gehasi, jetzt ist nicht die Zeit, sich Geld und schöne Kleider zu besorgen, Olivenbäume und Weinberge zu kaufen, Rinder, Schafe und Ziegen anzuschaffen, Knechte und Mägde anzustellen.

27 Der Aussatz, unter dem Naaman gelitten hat, wird nun dich befallen. Auch deine Nachkommen werden für immer unter dieser Krankheit zu leiden haben."Als Gehasi das Zimmer verließ, hatte der Aussatz ihn schon befallen. Seine Haut war schneeweiß geworden.

6

1 Einige Prophetenjünger kamen zu Elisa und klagten: "Der Versammlungsraum, in dem wir dir zuhören, ist zu eng geworden!

2 Könnten wir nicht alle zum Jordan gehen und Holz schlagen? Wenn jeder von uns einen Balken mitnimmt, können wir unsere Räume so vergrößern, daß wir alle genügend Platz haben." "Geht nur!" antwortete Elisa.

3 Da bat einer von ihnen: "Bitte, Herr, tu uns doch den Gefallen, und begleite uns!" Der Prophet willigte ein

4 und ging mit ihnen. m Jordan fingen sie sogleich an, Bäume zu fällen.

5 Dabei rutschte einem von ihnen das Eisen seiner Axt vom Stiel und fiel ins Wasser. "O nein!" schrie er entsetzt und wandte sich an Elisa: "Herr, was soll ich machen? Diese Axt war nur geliehen!"

6 Elisa fragte: "Wohin genau ist das Eisen gefallen?" Der Mann zeigte ihm die Stelle. Der Prophet schnitt einen Zweig von einem Baum ab und warf ihn dort ins Wasser. Da tauchte das Eisen plötzlich auf und schwamm an der Wasseroberfläche.

7 "Willst du es nicht herausfischen?" forderte Elisa ihn auf. Da bückte der Mann sich und holte das Eisen heraus.

8 Der König von Syrien führte Krieg gegen Israel. Nach ausführlicher Beratung mit seinen Heerführern entschied er, wo die syrischen Truppen ihr Lager aufschlagen sollten.

9 Zum gleichen Zeitpunkt schickte der Prophet Elisa einen Boten nach Samaria. Er warnte König Joram von Israel davor, sein Heer an diesem Ort vorbeiziehen zu lassen, weil die Syrer dort im Hinterhalt lagen.

10 Daraufhin schickte Joram einen Spähtrupp in die Gegend und ließ sie sorgfältig beobachten. Dasselbe wiederholte sich mehrmals.

11 Als der König von Syrien davon erfuhr, war er äußerst beunruhigt. Er ließ seine Heerführer zu sich kommen und stellte sie zur Rede: "Einer von euch muß heimlich zu den Israeliten halten. Wer ist es?"

12 "Mein König, keiner von uns ist ein Verräter!" entgegnete einer der Heerführer. "Dieser Prophet Elisa in Israel ist an allem schuld! Er kann dem König von Israel sogar sagen, was du in deinem Schlafzimmer flüsterst."

13 Der König befahl: "Versucht auf der Stelle, diesen Mann zu finden! Dann lasse ich ihn verhaften und hierherbringen."Der König erfuhr, daß Elisa sich in Dotan aufhielt.

14 Sogleich schickte er ein großes Heer mit vielen Pferden und Streitwagen dorthin. Es war schon dunkel, als die Truppen Dotan erreichten, und noch in derselben Nacht umzingelten sie die Stadt.

15 Als Elisas Diener früh am Morgen aufstand und vor das Haus trat, da traute er seinen Augen kaum: Die Stadt war von einem Heer mit Pferden und Streitwagen eingeschlossen! "Ach, mein Herr, was sollen wir jetzt bloß tun?" rief er.

16 Doch Elisa beruhigte ihn: "Du brauchst keine Angst zu haben! Denn auf unserer Seite steht ein noch größeres Heer."

17 Dann betete er: "Bitte, Herr, öffne ihm die Augen!" Da öffnete der Herr Elisas Diener die Augen, und er konnte sehen, daß der ganze Berg, auf dem die Stadt stand, von Pferden und Streitwagen aus Feuer beschützt wurde.

18 Als dann die Syrer vorrückten, betete Elisa: "Herr, laß sie alle blind werden!" Der Herr erhörte Elisas Gebet, und das ganze syrische Heer konnte nichts mehr sehen.

19 Da ging der Prophet zu den Heerführern hinaus und sagte: "Ihr habt wohl den Weg verfehlt und seid in der falschen Stadt gelandet! Aber kommt mit, ich will euch zu dem Mann bringen, den ihr sucht." Er führte die Syrer in die israelitische Hauptstadt Samaria.

20 Als sie dort angekommen waren, betete Elisa: "Herr, öffne ihnen die Augen, damit sie wieder sehen können!" Da öffnete der Herr ihnen die Augen, und sie stellten voller Schrecken fest, daß sie sich mitten in Samaria befanden.

21 Als der König von Israel seine Feinde sah, fragte er Elisa: "Soll ich sie alle umbringen lassen? Soll ich sie erschlagen?"

22 "Nein, das sollst du nicht!" entgegnete der Prophet. "Du würdest doch nicht einmal Soldaten erschlagen, die du im Kampf gefangengenommen hast! Gib ihnen zu essen und zu trinken, und dann laß sie zurück zu ihrem Herrn ziehen."

23 Da ließ der König den Syrern ein herrliches Festmahl auftischen. Nachdem sie gegessen und getrunken hatten, durften sie in ihr Land zurückkehren. Von da an unternahmen die syrischen Truppen keine Raubzüge mehr auf israelitisches Gebiet.

24 Einige Zeit später zog König Ben-Hadad von Syrien alle seine Truppen zusammen, marschierte in Israel ein und belagerte Samaria.

25 In der eingeschlossenen Stadt brach eine große Hungersnot aus. Schließlich kostete ein Eselskopf 80 Silberstücke, und für eine Handvoll Taubenmist mußte man 5 Silberstücke bezahlen.

26 Als König Joram einmal auf der Stadtmauer umherging, flehte eine Frau ihn an: "Hilf mir doch, mein Herr und König!"

27 Er entgegnete: "Wenn schon der Herr dir nicht hilft, wie sollte dann ich dir helfen können? Kann ich dir etwa Brot oder Wein geben?

28 Was also willst du?" Da brach es aus ihr heraus: "Diese Frau da drüben hat zu mir gesagt: 'Gib du heute deinen Sohn her, damit wir ihn essen können. Morgen essen wir dann meinen.

29 Also haben wir meinen Sohn gekocht und ihn gegessen. Doch als ich am nächsten Tag zu ihr kam und sie aufforderte, nun ihren Sohn herzugeben, da hatte sie ihn versteckt."

30 Als der König das hörte, zerriß er erschüttert sein Obergewand. Weil er immer noch oben auf der Stadtmauer stand, konnten alle sehen, daß er auf dem bloßen Leib nur ein Bußgewand aus grobem Sacktuch trug.

31 Zornig rief er: "Gott soll mich schwer bestrafen, wenn ich nicht heute noch Elisa, den Sohn Schafats, um einen Kopf kürzer mache!"

32 Er schickte einen Boten voraus und machte sich dann selbst auf den Weg zu Elisa. Elisa war zu Hause, und der Ältestenrat der Stadt saß gerade bei ihm. Noch bevor der königliche Bote angekommen war, sagte Elisa zu den Männern: "Gerade hat der König, dieser Mörder, einen Boten losgeschickt, der mir den Kopf abschlagen soll! Laßt ihn nicht herein, sondern verriegelt die Tür! Der König wird auch gleich hier sein."

33 Elisa hatte noch nicht ausgeredet, da waren der Bote und gleich nach ihm der König auch schon herangeeilt. Der König fuhr Elisa an: "Der Herr hat uns in dieses Unglück gestürzt! Warum sollte ich von ihm noch Hilfe erwarten?"

7

1 Da ergriff Elisa das Wort. "Hört, was der Herr dazu sagt: 'Morgen um diese Zeit könnt ihr beim Stadttor von Samaria für ein Silberstück fünf Kilo feines Weizenmehl oder sogar zehn Kilo Gerste kaufen! "

2 Spöttisch antwortete der hohe Offizier, der den König begleitet hatte: "Das ist unmöglich! Sollte der Herr etwa am Himmel ein Fenster öffnen und Getreide herunterschütten?" "Mit eigenen Augen wirst du es sehen", gab Elisa ihm zurück, " aber essen wirst du nichts davon!"

3 Draußen vor dem Stadttor saßen vier aussätzige Männer. Sie sagten zueinander: "Was sollen wir hier sitzen und auf den Tod warten?

4 In der Stadt herrscht Hungersnot. Gehen wir in die Stadt, dann verhungern wir, bleiben wir hier, verhungern wir auch. Warum also nicht ins Lager der Syrer gehen? Wenn sie uns am Leben lassen, dann haben wir noch einmal Glück gehabt. Und wenn sie uns umbringen, ist es auch egal. Hier wären wir ja sowieso gestorben."

5 Sobald es dunkel wurde, machten die vier sich auf den Weg zum Heerlager der Syrer. Doch als sie zu den ersten Zelten kamen, konnten sie weit und breit keinen Menschen entdecken.

6 Denn der Herr hatte die Syrer das Donnern von Pferdehufen und den Lärm heranbrausender Streitwagen hören lassen, als ob ein riesiges Heer im Anmarsch wäre. "Das sind die Könige der Hetiter und der Ägypter mit ihren Truppen!" hatten die Syrer gedacht. "Bestimmt hat der König von Israel sie zu Hilfe gerufen! Gleich greifen sie an!"

7 Hals über Kopf hatten die Syrer in der Abenddämmerung die Flucht ergriffen. Ihre Zelte, die Pferde und Esel, ihr ganzes Hab und Gut - alles hatten sie zurückgelassen und waren um ihr Leben gerannt.

8 Als nun die vier aussätzigen Männer ins Lager kamen, gingen sie in eines der Zelte, aßen sich erst einmal satt und stillten ihren Durst. Dann rafften sie alles an Silber, Gold und Kleidern zusammen, was sie dort im Zelt finden konnten, und versteckten die Schätze außerhalb des Lagers. Schnell eilten sie zurück, gingen in das nächste Zelt und nahmen auch von dort alles mit, was sie an Kostbarem finden konnten, um es in ihr Versteck zu bringen.

9 Doch dann sagten sie zueinander: "Eigentlich ist es nicht recht, was wir hier tun. Heute ist ein Freudentag! Wir haben eine so gute Nachricht für die Leute in der Stadt und behalten sie für uns. Wenn wir unsere Entdeckung erst morgen früh melden, werden wir bestraft. Kommt, laßt uns zurückgehen und im Königspalast alles berichten!"

10 Die vier eilten zur Stadt zurück, machten die Torwächter durch lautes Rufen auf sich aufmerksam und erzählten ihnen, wie sie ins syrische Heerlager gekommen waren, aber dort keinen Menschen angetroffen hatten: "Wir sahen und hörten niemanden; Pferde und Esel waren an ihren Pfosten angebunden, und in den Zelten lagen noch alle Habseligkeiten der Syrer herum."

11 Die Torwächter verbreiteten die Nachricht sofort in der ganzen Stadt, und auch im Königspalast wurde sie gemeldet.

12 Obwohl es mitten in der Nacht war, stand König Joram auf und ließ seine Berater zu sich kommen. "Ich kann euch sagen, was die Syrer vorhaben", begann der König. "Sie haben längst gemerkt, daß wir am Verhungern sind. Nun haben sie sich aus dem Lager zurückgezogen und sich in einem Hinterhalt versteckt. Sobald wir aus der Stadt herauskommen, wollen sie uns alle gefangennehmen, um dann mühelos die Stadt zu erobern."

13 Da schlug einer der Berater vor: "Wir könnten doch fünf unserer letzten Pferde anspannen und in das Lager der Syrer fahren! Wir haben ja ohnehin nichts zu verlieren. Irgendwann werden die Tiere sterben, und auch wir halten nicht mehr lange durch. Laßt uns hinausfahren! Dann wollen wir einmal sehen, was geschieht!"

14 Die Pferde wurden vor zwei Streitwagen gespannt. Der König gab den Wagenlenkern den Auftrag, das Versteck der Syrer aufzuspüren.

15 Die Kundschafter machten sich auf und folgten dem Weg, den das Heer genommen haben mußte. Sie sahen überall Kleider und Waffen herumliegen, die die Syrer weggeworfen hatten, um schneller fliehen zu können. Beim Jordan kehrten sie um, eilten nach Samaria zurück und berichteten dem König, was sie gesehen hatten.

16 Da strömten die Einwohner der Stadt in das verlassene Lager hinaus und plünderten es. Und was der Herr angekündigt hatte, das traf nun ein: Für ein Silberstück bekam man fünf Kilo feines Weizenmehl oder sogar zehn Kilo Gerste!

17 Der König hatte den hohen Offizier, mit dem er am Tag zuvor zu Elisa gegangen war, zum Stadttor geschickt, um dort für Ordnung zu sorgen. Doch die aufgeregte Volksmenge trampelte ihn zu Tode. So traf ein, was der Prophet vorausgesagt hatte, als der König und sein Begleiter bei ihm waren.

18 Elisa hatte ja zum König gesagt, daß man am folgenden Tag beim Stadttor für ein einziges Silberstück fünf Kilo feines Weizenmehl oder sogar zehn Kilo Gerste kaufen könnte.

19 Darauf hatte der Offizier spöttisch geantwortet: "Das ist unmöglich! Sollte der Herr etwa am Himmel ein Fenster öffnen und Getreide herunterschütten?" Da hatte der Prophet ihm erwidert: "Mit eigenen Augen wirst du es sehen, aber essen wirst du nichts davon!"

20 Und so geschah es nun: Die aufgeregte Volksmenge trampelte ihn beim Stadttor zu Tode.

8

1 Elisa hatte der Frau, deren Sohn er wieder zum Leben erweckt hatte, geraten: "Zieh mit deiner Familie und mit deiner ganzen Verwandtschaft weg von hier, und laß dich vorübergehend irgendwo im Ausland nieder! Denn der Herr läßt eine Hungersnot über das Land kommen, die sieben Jahre dauern wird."

2 Da hatte die Frau ihre Sachen gepackt und war mit ihren Angehörigen ins Ausland gezogen, wie der Prophet ihr geraten hatte. Sie hatte sich im Land der Philister niedergelassen.

3 Als die sieben Jahre vorüber waren, kehrte sie nach Israel zurück. Doch inzwischen hatten andere von ihrem Haus und ihrem Land Besitz ergriffen. Da wandte sie sich hilfesuchend an den König.

4 Als sie an den Hof kam, unterhielt der König sich gerade mit Elisas Diener Gehasi. Der König hatte ihn gebeten, ihm von allen großen Taten des Propheten zu berichten.

5 Gerade als Gehasi erzählte, wie Elisa den toten Jungen wieder zum Leben erweckt hatte, kam die Frau herein und bat den König, ihr im Rechtsstreit um ihr Haus und ihre Felder zu helfen. Da sagte Gehasi: "Mein Herr und König, das ist die Frau, von der ich dir eben erzählt habe, und der Junge bei ihr - das ist ihr Sohn, den Elisa wieder lebendig gemacht hat!"

6 "Stimmt das?" fragte der König die Frau, und sie erzählte ihm noch einmal alles. Da gab er ihr einen Hofbeamten mit und befahl ihm: "Sorge dafür, daß sie ihren gesamten Besitz wieder zurückbekommt! Man soll ihr auch den ganzen Ertrag vergüten, den die Felder abgeworfen haben, seit dem Tag ihrer Abreise bis heute."

7 Eines Tages kam Elisa nach Damaskus. Zu dieser Zeit lag der syrische König Ben-Hadad krank im Bett. Als man ihm berichtete, der Prophet aus Israel sei in der Stadt,

8 befahl er seinem Diener Hasaël: "Geh zu dem Boten Gottes, nimm Geschenke mit, und frag durch ihn den Herrn, ob ich wieder gesund werde."

9 Hasaël ließ vierzig Kamele mit kostbaren Geschenken aus Damaskus beladen, ging zu Elisa und sagte: "Dein ergebener Diener, König Ben-Hadad von Syrien, hat mich zu dir gesandt. Er läßt dich fragen, ob er wieder gesund wird."

10 Elisa antwortete: "Geh und richte ihm aus, daß er wieder gesund wird. Allerdings hat der Herr mir gezeigt, daß er trotzdem sterben muß!"

11 Bei diesen Worten wurde Elisas Gesicht sehr ernst, und er sah Hasaël so durchdringend an, daß dieser verlegen den Blick senkte. Plötzlich begann der Prophet zu weinen.

12 "Mein Herr, warum weinst du?" fragte Hasaël, und er antwortete: "Weil ich weiß, welches Leid du den Israeliten zufügen wirst: Ihre Städte wirst du in Brand setzen und ihre jungen Männer mit dem Schwert umbringen. Du wirst ihre Säuglinge zerschmettern und den schwangeren Frauen den Bauch aufschlitzen."

13 Hasaël erwiderte: "Ach mein Herr, wer bin ich schon! Wann sollte ich je so mächtig sein, daß ich so etwas tun könnte?" Da sagte Elisa zu ihm: "Der Herr hat mir gezeigt, daß du König über Syrien wirst."

14 Danach ging Hasaël zu seinem Herrn zurück. Ben-Hadad fragte ihn sofort: "Was hat Elisa dir gesagt?" "Er hat mir versichert, daß du wieder gesund wirst", antwortete Hasaël.

15 Doch schon am nächsten Tag nahm der Diener eine Decke, tauchte sie ins Wasser und preßte sie dem König so lange aufs Gesicht, bis er erstickt war. Dann wurde Hasaël an Ben-Hadads Stelle König.

16 Joram, der Sohn Joschafats, wurde König von Juda im 5. Regierungsjahr König Jorams von Israel, des Sohnes Ahabs. Die erste Zeit regierte er noch zusammen mit seinem Vater Joschafat.

17 Joram wurde mit 32 Jahren König und regierte acht Jahre in Jerusalem.

18 Er war mit einer Tochter Ahabs verheiratet und folgte in allem dem schlechten Vorbild seines Schwiegervaters. Er verehrte Götzen wie die Könige von Israel und tat, was der Herr verabscheute.

19 Doch der Herr wollte Juda nicht vernichten, weil er seinem Diener David versprochen hatte: "Immer wird einer deiner Nachkommen König über Juda sein."

20 Während Jorams Regierungszeit sagten sich die Edomiter von der Herrschaft Judas los und ernannten einen eigenen König.

21 Da zog König Joram mit allen seinen Streitwagen in die Gegend von Zaïr. Dort umzingelten die edomitischen Truppen ihn und seine Streitwagenoffiziere. In der folgenden Nacht gelang es den Eingeschlossenen zwar, die Reihen der Edomiter zu durchbrechen; doch inzwischen hatten die anderen Israeliten schon die Flucht ergriffen und waren nach Israel zurückgekehrt.

22 So konnte sich Edom endgültig von der Herrschaft Judas befreien und ist bis heute unabhängig geblieben. Zur gleichen Zeit lehnte sich auch Libna gegen Juda auf und machte sich unabhängig.

23 Alles Weitere über Jorams Leben steht in der Chronik der Könige von Juda.

24 Als Joram starb, wurde er in der "Stadt Davids", einem Stadtteil Jerusalems, im Grab der Königsfamilie beigesetzt. Sein Sohn Ahasja wurde sein Nachfolger.

25 Ahasja, der Sohn Jorams von Juda,wurde König von Juda im 12. Regierungsjahr König Jorams von Israel, des Sohnes Ahabs.

26 Seine Mutter hieß Atalja. Sie war eine Enkelin Omris, des früheren Königs von Israel. Ahasja wurde mit 22 Jahren König und regierte ein Jahr in Jerusalem.

27 Wie Ahab und seine Familie tat auch er, was der Herr verabscheute. Denn er war mit dem israelitischen Königshaus verschwägert und diente den Götzen genau wie seine Verwandten.

28 Ahasja zog mit Joram, dem Sohn Ahabs, in den Krieg gegen König Hasaël von Syrien. Bei Ramot in Gilead kam es zur Schlacht. Joram wurde dabei verwundet.

29 Deshalb zog er sich nach Jesreel zurück, um sich von seinen Verletzungen zu erholen. Dort besuchte ihn König Ahasja von Juda, der Sohn Jorams.

9

1 Eines Tages rief Elisa einen Prophetenjünger zu sich und befahl ihm: "Mach dich sofort auf nach Ramot in Gilead! Nimm diesen Ölkrug mit!

2 In Ramot sollst du einen gewissen Jehu suchen. Er ist ein Sohn Joschafats und Enkel Nimschis. Ruf ihn von den anderen Heerführern weg, und geh mit ihm in einen Raum, wo ihr ungestört miteinander reden könnt!

3 Dort hol deinen Ölkrug hervor, und gieß Jehu das Öl über den Kopf. Sag ihm: 'So spricht der Herr: Ich habe dich zum König über Israel gesalbt. Danach darfst du keinen Augenblick länger dort bleiben! Du mußt sofort fliehen!"

4 Der Prophetenjünger, der ein Diener Elisas war, machte sich auf den Weg nach Ramot in Gilead.

5 Als er dort ankam, saßen gerade alle Heerführer zusammen. Er ging zu ihnen und sagte: "Ich muß mit dem Heerführer reden!" "Mit welchem von uns?" fragte Jehu den Mann, und er antwortete: "Mit dir!"

6 Da stand Jehu auf und ging mit ihm ins Haus. Der Prophet goß das Öl über Jehus Kopf und sagte:"So spricht der Herr, der Gott Israels: 'Ich habe dich zum König über mein Volk Israel gesalbt.

7 Du sollst alle Nachkommen König Ahabs, deines Herrn, umbringen, denn sie haben meine Diener, die Propheten, ermordet! So räche ich mich an ihnen und an Isebel. Sie hat das Leben von so vielen Menschen auf dem Gewissen, die mir gedient haben.

8 Keiner aus Ahabs Familie soll überleben. In ganz Israel werde ich alle männlichen Nachkommen von ihm ausrotten, ob jung oder alt.

9 Es wird dem Geschlecht Ahabs ergehen wie den Geschlechtern Jerobeams, des Sohnes Nebats, und Baschas, des Sohnes Ahijas.

10 Isebel wird nicht begraben, sondern die Hunde werden sie fressen auf einem Grundstück in Jesreel. " Nach diesen Worten verließ der Prophetenjünger das Haus und floh.

11 Als Jehu wieder herauskam und sich zu den anderen Heerführern setzte, fragten sie ihn: "Ist alles in Ordnung? Was wollte dieser Verrückte von dir?" Jehu antwortete ausweichend: "Ach, ihr kennt doch diese Sorte Menschen und ihr Geschwätz!"

12 Doch sie gaben sich nicht zufrieden: "Mach uns doch nichts vor! Was wollte er? Los, heraus mit der Sprache!" Schließlich berichtete Jehu, was der Mann ihm gesagt hatte und daß er ihn auf Befehl des Herrn zum König über Israel gesalbt hatte.

13 Da zogen die Heerführer schnell ihre Mäntel aus und legten sie vor Jehu als Teppich auf die Treppe. Dann bliesen sie in das Signalhorn und riefen: "Es lebe Jehu, unser König!"

14 Sofort plante Jehu, König Joram zu stürzen. Joram hatte mit seinem ganzen Heer Ramot in Gilead gegen König Hasaël von Syrien verteidigt.

15 Die Syrer hatten Joram im Kampf verwundet, deshalb war er wieder nach Jesreel zurückgekehrt, um sich dort von seinen Verletzungen zu erholen. Nun sagte Jehu zu den anderen Heerführern: "Wenn ihr wirklich hinter mir steht, dann paßt auf, daß keiner die Stadt verlassen kann! Sonst läuft jemand nach Jesreel und verrät uns."

16 Dann stieg er auf seinen Wagen und jagte mit ein paar Streitwagen zu König Joram nach Jesreel. In diesen Tagen war König Ahasja von Juda gerade zu Besuch bei Joram.

17 Der Wächter auf dem Turm von Jesreel sah die Truppe Jehus auf die Stadt zukommen und meldete es dem König. Joram befahl: "Schick ihnen einen Reiter entgegen! Er soll sie fragen, ob sie in friedlicher Absicht kommen."

18 Der Soldat ritt der Truppe entgegen und rief: "Der König läßt fragen, ob ihr in friedlicher Absicht kommt." "Was geht dich das an?" entgegnete Jehu. "Los, schließ dich meinen Leuten an!" Der Wächter in Jesreel meldete dem König: "Der Bote ist zu der Schar gestoßen, aber er kehrt nicht mehr zurück!"

19 Da wurde ein zweiter Reiter zu Jehu geschickt. Als er die Truppe erreicht hatte, sagte auch er zu Jehu: "Der König läßt fragen, ob ihr in friedlicher Absicht kommt." "Was geht dich das an?" fragte Jehu wieder. "Los, schließ dich meinen Leuten an!"

20 Und wieder meldete der Wächter: "Er ist zu ihnen gestoßen, aber er kehrt nicht mehr zurück! Der Anführer der Truppe kann nur Jehu sein, der Sohn Nimschis, denn er fährt wie ein Verrückter!"

21 Da ließ König Joram sofort seinen Wagen anspannen und fuhr Jehu selbst entgegen. König Ahasja von Juda begleitete ihn auf seinem Wagen. Genau auf dem Grundstück, das Nabot aus Jesreel gehört hatte, trafen die beiden Könige mit Jehu zusammen.

22 Sobald Joram seinen Heerführer sah, rief er ihm zu: "Kommst du in friedlicher Absicht, Jehu?" Jehu schrie zurück: "Wie kann Friede sein, solange deine Mutter Isebel fremden Götzen nachläuft und sich ständig mit Zauberei abgibt!"

23 Da rief Joram Ahasja zu: "Das ist ein Aufstand, Ahasja!" Er kehrte um und floh.

24 Doch Jehu nahm seinen Bogen, zielte und traf Joram zwischen die Schulterblätter. Der Pfeil drang dem König ins Herz, so daß er auf der Stelle tot zusammenbrach.

25 Jehu sagte zu Bidkar, dem Offizier bei ihm im Wagen: "Nimm ihn vom Wagen, und wirf ihn auf das Grundstück Nabots! Erinnerst du dich, wie wir beide einmal in einem zweispännigen Wagen hinter Jorams Vater Ahab herfuhren und wie der Herr ihm durch einen Propheten sagen ließ:

26 'Ich habe genau gesehen, wie du Nabot und seine Söhne hast umbringen lassen. Auf dem Grundstück, das Nabot gehörte, werde ich, der Herr, dich für die Morde bestrafen. Wirf ihn also auf dieses Grundstück, damit eintrifft, was der Herr vorausgesagt hat!"

27 Als König Ahasja von Juda sah, was geschehen war, floh er in Richtung Bet-Gan. Jehu jagte ihm nach und befahl seinen Soldaten: "Schießt auch auf ihn!" Bei der Steigung von Gur in der Nähe von Jibleam wurde Ahasja getroffen, floh aber weiter. Er kam noch bis nach Megiddo, wo er schließlich starb.

28 Seine Diener brachten den Leichnam auf einem Wagen nach Jerusalem und begruben ihn dort in der "Stadt Davids", einem Stadtteil Jerusalems, im Grab der Königsfamilie.

29 Ahasja war im 11. Regierungsjahr Jorams, des Sohnes Ahabs, König über Juda geworden.

30 Danach fuhr Jehu nach Jesreel hinein. Isebel, die von seinem Kommen wußte, schminkte sich die Augen, frisierte ihr Haar und lehnte sich aus dem Fenster.

31 Als Jehu zum Palasttor hereinkam, rief sie hinunter: "Wie fühlt man sich denn so als Königsmörder? Du bist wie Simri, der seinen Herrn umgebracht hat!"{Vgl. 1. Könige 16,8-20}

32 Jehu sah hinauf und rief: "Wer im Palast hält zu mir?" Zwei oder drei Hofbeamte schauten heraus.

33 "Werft sie herunter!" befahl Jehu ihnen. a stürzten sie die Königin aus dem Fenster. Bei ihrem Aufprall spritzte das Blut an die Mauer und an die Pferde. Jehu fuhr über ihre Leiche hinweg,

34 ging in den Palast und stillte erst einmal seinen Hunger und Durst. Dann befahl er: "Seht nach dieser von Gott verfluchten Frau, und beerdigt sie! Trotz allem war Isebel die Tochter eines Königs."

35 Doch die Diener, die sie begraben wollten, fanden von ihr nur noch den Schädel, die Füße und die Hände.

36 Sie kamen zu Jehu zurück und meldeten es ihm. Da sagte er: "Nun ist alles so eingetroffen, wie der Herr es durch seinen Diener Elia aus Tischbe angekündigt hat: 'Auf einem Grundstück in Jesreel sollen die Hunde Isebels Fleisch fressen.

37 Ja, auf einem Feld soll ihre Leiche zerfetzt werden und wie Mist auf dem Acker verstreut liegen. Niemand wird sie mehr als Isebel wiedererkennen. "

10

1 In Samaria wohnten noch siebzig Söhne und Enkel Ahabs. Jehu schickte Briefe nach Samaria an die einflußreichen Männer der Stadt: an die königlichen Beamten aus Jesreel, an den Ältestenrat der Stadt und an die Erzieher der Söhne und Enkel Ahabs. Die Briefe lauteten:

2 "Ihr wohnt in einer befestigten Stadt und besitzt Waffen, Streitwagen und Pferde. Bei euch leben die Nachkommen eures Königs. Darum fordere ich euch mit diesem Brief auf:

3 Sucht den tüchtigsten und fähigsten der Königssöhne aus, und krönt ihn zum Nachfolger seines Vaters. Dann kämpft für euren König!"

4 Doch die führenden Männer in Samaria hatten große Angst. Sie überlegten sich: "Nicht einmal die beiden Könige Joram und Ahasja konnten Jehu Widerstand leisten. Wie sollten wir es dann können?"

5 Darum schickten der Palastverwalter und der Stadtoberste zusammen mit den Ältesten und den Erziehern folgende Antwort an Jehu: "Wir sind deine Diener und wollen alles tun, was du von uns verlangst. Wir wollen keinen anderen König als dich. Tu, was du für richtig hältst."

6 Da schickte Jehu einen zweiten Brief nach Samaria. Darin hieß es: "Wenn ihr wirklich zu mir halten und meinen Befehlen gehorchen wollt, dann kommt morgen um diese Zeit zu mir nach Jesreel, und bringt mir die Köpfe aller Nachkommen König Ahabs!" Die siebzig Söhne und Enkel Ahabs wohnten nämlich bei den vornehmsten Bürgern Samarias und wurden von ihnen erzogen.

7 Als die einflußreichen Männer der Stadt den Brief gelesen hatten, ließen sie sofort alle siebzig Nachkommen Ahabs enthaupten, legten die Köpfe in Körbe und schickten sie zu Jehu nach Jesreel.

8 Ein Diener meldete Jehu, man habe die Köpfe der Söhne und Enkel Ahabs gebracht. Da befahl Jehu: "Werft sie bis morgen früh beim Stadttor auf zwei Haufen!"

9 Am nächsten Morgen ging Jehu hinaus, stellte sich beim Tor auf und rief der Volksmenge zu: "Euch trifft keine Schuld an Jorams Tod. Ich allein habe die Verschwörung gegen unseren König angezettelt, und ich habe ihn auch umgebracht. Doch seine Söhne und Enkel hier habe nicht ich enthauptet!

10 Heute kann jeder von euch sehen: Was der Herr König Ahab und seiner Familie vorausgesagt hat, ist nun eingetroffen! Jede einzelne Drohung hat sich erfüllt. Es ist alles so gekommen, wie der Herr es durch seinen Diener Elia angekündigt hat."

11 Danach ließ Jehu auch die Angehörigen Ahabs in Jesreel umbringen, außerdem alle hohen Beamten und engen Vertrauten des Königs und seine Priester. Nicht einer von ihnen konnte entkommen.

12 Schließlich machte er sich auf den Weg nach Samaria. Unterwegs bei Bet-Eked-Roïm

13 traf er einige Männer, die mit König Ahasja von Juda verwandt waren. "Wer seid ihr?" fragte Jehu, und sie antworteten: "Wir sind Verwandte König Ahasjas von Juda und sind unterwegs nach Samaria. Dort wollen wir die Söhne von König Ahab und Königin Isebel besuchen."

14 Da befahl Jehu seinen Leuten: "Packt sie!" Sie nahmen die Männer fest und brachten sie zur Zisterne von Bet-Eked. Dort wurden alle hingerichtet. Es waren zweiundvierzig Männer. Keiner von ihnen konnte entkommen.

15 Als Jehu seinen Weg nach Samaria fortsetzte, begegnete ihm Jonadab, ein Sohn Rechabs. Jehu grüßte ihn und fragte: "Du denkst doch so wie ich. Kann ich dir trauen?" "Ja", antwortete Jonadab. "Dann gib mir die Hand darauf!" sagte Jehu. Jonadab reichte ihm die Hand, und Jehu ließ ihn auf seinen Wagen steigen.

16 "Komm mit", forderte er ihn auf, "und sieh, wie sehr ich für den Herrn kämpfe!" So fuhr Jonadab mit Jehu nach Samaria.

17 Jehu brachte alle Angehörigen Ahabs um, die dort noch zurückgeblieben waren. Die ganze Familie Ahabs wurde ausgelöscht. Dadurch erfüllte sich, was der Herr damals durch seinen Diener Elia vorausgesagt hatte.

18 Danach rief Jehu das ganze Volk zusammen und kündigte an: "Schon Ahab hat unseren Gott Baal verehrt, aber ich, Jehu, diene ihm noch viel eifriger!

19 Ich habe bereits das erste große Opferfest für ihn vorbereitet. Ruft deshalb alle Propheten Baals, alle Priester und alle, die ihm dienen, hierher! Keiner von ihnen darf fehlen! Wer nicht kommt, wird mit dem Tode bestraft. Ruft ein großes Opferfest aus!"So stellte Jehu den Anhängern Baals eine Falle, um sie alle umzubringen. Das Fest wurde überall angekündigt.

20

21 Jehu schickte seine Boten durch das ganze Land Israel. Aus allen Gegenden strömten die Leute, die Baal verehrten, zu seinem Tempel, bis er zum Bersten voll war.

22 Vor Beginn des Festes befahl Jehu dem Verwalter der königlichen Kleiderkammer, allen Anhängern Baals Festkleider zu geben.

23 Danach gingen Jehu und Jonadab, der Sohn Rechabs, zusammen in den Baalstempel. Jehu sagte zu den Anhängern Baals: "Schaut noch einmal nach, ob sich wirklich keiner im Tempel aufhält, der den Herrn verehrt. Bei dem Opfer dürfen nur Leute dabei sein, die Baal dienen!"

24 Während die beiden nach vorne zum Altar gingen, um Schlacht- und Brandopfer darzubringen, stellten sich rund um den Tempel achtzig Mann auf. Jehu hatte sie bestellt und ihnen angedroht: "Wehe dem, der einen einzigen dieser Baalsverehrer entkommen läßt! Mit seinem eigenen Leben muß er es bezahlen. Ich will, daß ihr sie alle umbringt!"

25 Sobald Jehu das Brandopfer dargebracht hatte, befahl er seinen Leibwächtern und Offizieren: "Geht hinein, und tötet sie! Keiner darf entkommen!" Da stachen die Leibwächter und Offiziere Jehus alle im Tempel mit ihren Schwertern nieder und warfen die Leichen hinaus. Dann drangen sie in den innersten Raum des Tempels ein,

26 holten die geweihten Steinsäulen Baals heraus und warfen sie ins Feuer.

27 Die Gedenksäule Baals stürzten sie um und rissen den ganzen Tempel nieder. Bis heute wird dieser Ort als öffentlicher Abort benutzt.

28 So bereitete Jehu der Verehrung Baals in Israel ein Ende.

29 Doch er betete weiterhin die goldenen Stierfiguren in Bethel und Dan an und beging damit die gleiche Sünde wie Jerobeam, der Sohn Nebats, der die Israeliten zum Götzendienst verführt hatte.

30 Eines Tages sprach der Herr zu Jehu: "Du hast Ahabs Familie ausgelöscht, so wie ich es für sie vorgesehen hatte. Weil du damit das getan hast, was ich wollte, werden deine Nachkommen noch bis zur vierten Generation über Israel herrschen."

31 Doch Jehu lebte nicht völlig nach dem Gesetz des Herrn, des Gottes Israels. Er hielt an dem Götzendienst fest, mit dem schon Jerobeam, der Sohn Nebats, die Israeliten zur Sünde verführt hatte.

32 Während der Regierungszeit Jehus begann der Herr, das Gebiet Israels zu verkleinern: König Hasaël von Syrien eroberte das ganze Gebiet

33 östlich des Jordans, angefangen bei Baschan über die Gebiete der Stämme Gad, Ruben und Manasse - also ganz Gilead - bis nach Aroër am Fluß Arnon.

34 Alles Weitere über Jehus Leben und seine militärischen Erfolge ist in der Chronik der Könige von Israel festgehalten.

35 Er regierte achtundzwanzig Jahre in Samaria. Dort wurde er auch begraben. Sein Sohn Joahas wurde sein Nachfolger.

36

11

1 Als Ahasjas Mutter Atalja erfuhr, daß ihr Sohn tot war, ließ sie alle königlichen Nachkommen umbringen.

2 Nur Ahasjas Sohn Joasch überlebte, weil seine Tante Joscheba, eine Tochter König Jorams und Schwester Ahasjas, ihn rechtzeitig vor Atalja gerettet hatte. Heimlich hatte sie ihn aus seinem Zimmer geholt und ihn zusammen mit seiner Amme in einer Kammer versteckt, in der Bettzeug aufbewahrt wurde.

3 Später nahm sie ihn zu sich und hielt ihn sechs Jahre im Tempelbereich verborgen.{"Später. . zu sich" ist sinngemäß ergänzt. Joscheba war nach 2. Chronik 22,11 die Frau des Hohenpriesters Jojada und wohnte daher im Tempelbereich.} In dieser Zeit herrschte Atalja als Königin über Juda.

4 Im 7. Regierungsjahr Ataljas ließ der Priester Jojada alle Offiziere der Palastwache und der königlichen Leibwache zu sich in den Tempel des Herrn kommen und schloß mit ihnen einen Pakt. Mit einem Eid ließ er sie bekräftigen, daß sie seinen Plänen zustimmten. Dann führte er ihnen Joasch, den rechtmäßigen König, vor

5 und gab ihnen einige Anweisungen: "Die Abteilung, die am nächsten Sabbat ihren Dienst antritt, soll sich in drei Gruppen aufteilen. Die erste soll wie gewohnt beim Palast Wache halten,

6 die zweite beim Tor Sur und die dritte beim Tor, hinter dem die königliche Leibgarde steht. Auf diese Weise könnt ihr den Tempel immer im Auge behalten.

7 Die zwei Abteilungen aber, die am Sabbat abtreten, sollen in den Tempel des Herrn kommen, um König Joasch zu bewachen.

8 Sie sollen einen Kreis um ihn bilden und ihn mit der Hand an der Waffe auf Schritt und Tritt begleiten. Wer in diesen Kreis eindringen will, wird auf der Stelle getötet."

9 Die Offiziere befolgten die Anweisungen des Priesters Jojada. Am nächsten Sabbat kamen alle mit ihren Männern zu ihm - sowohl die Abteilungen, die vom Dienst abtraten, als auch die Abteilung, die antrat.

10 Der Priester gab den Offizieren die Speere und Schilde, die seit König Davids Regierungszeit im Tempel aufbewahrt wurden, und die Offiziere verteilten sie an ihre Soldaten.{"und die. . Soldaten." ist sinngemäß ergänzt.}

11 Dann stellten die Soldaten der Leibgarde sich in einem Halbkreis auf, der von der Südseite des Tempels um den Brandopferaltar herum bis zur Nordseite reichte. Jeder hielt seine Waffe griffbereit. So war Joasch ringsum geschützt.

12 Nun führte Jojada ihn heraus, um ihn zum König zu krönen. Er setzte ihm die Krone auf, gab ihm das Königsgesetz{Das "Königsgesetz" war ein Buch, in dem alle Rechte und Pflichten des Königs aufgeschrieben waren. Vgl. 1. Samuel 10,25} in die Hand und salbte ihn zum König. Da klatschten alle und riefen: "Hoch lebe der König!"

13 Als Atalja das Freudengeschrei der Leibwächter und der Volksmenge hörte, kam auch sie zum Tempel.

14 Bei der Säule, wo nach altem Brauch der Platz des Königs war, sah sie einen neuen König stehen, umgeben von Offizieren und Trompetern. Aus ganz Juda war das Volk zusammengeströmt. Alle jubelten vor Freude, und die Trompeten erklangen. Entsetzt zerriß Atalja ihr Obergewand und schrie: "Verrat, Verrat!"

15 Der Priester Jojada sagte zu den Offizieren, die den Befehl über die Abteilungen hatten: "Führt sie aus dem Tempelbereich hinaus! Sie soll nicht hier im Heiligtum getötet werden. Wer ihr aber folgt, den stecht an Ort und Stelle mit dem Schwert nieder!"

16 Da ergriffen sie Atalja und brachten sie auf dem Weg, den die Reiter immer nahmen, zum Palast. Dort wurde sie getötet.

17 Inzwischen ließ Jojada den König und das Volk einen Bund mit dem Herrn schließen. Sie bekräftigten darin, daß sie als Volk dem Herrn gehören wollten. Jojada veranlaßte auch einen Bund zwischen dem Volk und dem neuen König.

18 Dann stürmten alle in den Tempel Baals und rissen ihn nieder. Sie zertrümmerten die Altäre und Götzenfiguren und töteten Mattan, den Priester Baals, bei den Altären. m Tempel des Herrn stellte Jojada Wachen auf.

19 Zugleich befahl er den Offizieren, den Soldaten der Palastwache und der Leibgarde sowie dem ganzen Volk, einen Zug zu bilden. Sie geleiteten den König aus dem Tempel durch das Tor der Leibwächter zum Palast hinab. Dort setzte er sich auf den Königsthron.

20 Die ganze Bevölkerung Judas freute sich mit. In Jerusalem selbst dagegen verhielt man sich ruhig, nachdem Atalja getötet worden war.

12

1 Joasch war 7 Jahre alt, als er König von Juda wurde.

2 Er trat die Herrschaft im 7. Regierungsjahr König Jehus von Israel an und regierte vierzig Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Zibja und stammte aus Beerscheba.

3 Sein Leben lang tat Joasch, was dem Herrn gefiel, denn der Priester Jojada unterwies ihn.

4 Nur die Höhenheiligtümer ließ er nicht entfernen. Das Volk brachte dort weiterhin seine Opfer dar.

5 Eines Tages erklärte Joasch den Priestern: "Das Geld, das als heilige Gabe in den Tempel gebracht wird, soll euch Priestern gehören. Das betrifft die Tempelsteuer, das Geld zur Einlösung von Gelübden und die freiwilligen Spenden für den Tempel des Herrn.

6 All diese Gelder sollen die Geldeinnehmer an euch Priester weitergeben. Davon müßt ihr aber auch die Reparaturen bezahlen, die am Tempel anfallen."

7 Doch als im 23. Regierungsjahr König Joaschs am Tempel immer noch nichts ausgebessert worden war,

8 rief der König Jojada und die anderen Priester zu sich und stellte sie zur Rede: "Warum habt ihr die Schäden am Tempel immer noch nicht reparieren lassen? Ab sofort dürft ihr das Geld, das die Geldeinnehmer euch geben, nicht mehr für euch selbst behalten, sondern ihr müßt alles für die Ausbesserungsarbeiten am Tempel abgeben."

9 Die Priester waren einverstanden, auf die Abgaben des Volkes zu verzichten, dafür aber auch nicht mehr für die Ausbesserungen am Tempel verantwortlich zu sein.

10 Der Priester Jojada nahm einen Kasten, bohrte ein Loch in seinen Deckel und stellte ihn neben den Altar rechts vom Tempeleingang. In diesen Kasten legten die Priester, die den Eingang bewachten, von jetzt an alles Geld, das zum Tempel des Herrn gebracht wurde.

11 Wenn der Kasten voll war, ließen sie den Hofsekretär und den Hohenpriester kommen. Unter deren Aufsicht wurde das Geld in Beutel abgefüllt und gewogen.

12 Dann wurde das abgezählte Geld den Bauführern ausgehändigt, die für die Bauarbeiten am Tempel des Herrn verantwortlich waren. Diese wiederum bezahlten damit die Handwerker, die im Tempel arbeiteten: die Zimmerleute,

13 die Maurer und die Steinhauer. Außerdem kauften sie Holz und Bausteine und was sonst noch gebraucht wurde, um Risse und andere Schäden auszubessern.

14 Von dem Geld aus dieser Kasse wurden keine goldenen oder silbernen Gegenstände hergestellt, keine silbernen Becken, Messer, Schalen oder Trompeten.

15 Alles erhielten die Bauführer für die Ausbesserungen am Tempel.

16 Dabei vertraute man auf die Ehrlichkeit der Bauführer. Sie mußten keine Rechenschaft über die Ausgaben ablegen.

17 Nur das Geld, das bei Schuldopfern und Sündopfern eingenommen wurde, verwendete man nicht für die Tempelarbeiten. Es gehörte den Priestern.

18 König Hasaël von Syrien griff mit seinen Truppen die Stadt Gat an und nahm sie ein. Danach wollte er auch Jerusalem erobern.

19 Doch König Joasch von Juda nahm alle Gaben, die seine Vorgänger Joschafat, Joram und Ahasja für das Heiligtum gestiftet hatten, und seine eigenen Weihgeschenke, dazu alles Gold aus den Schatzkammern des Tempels und des Königspalasts und ließ es dem syrischen König als Geschenk überbringen. Da zog Hasaël seine Truppen von Jerusalem ab.

20 Alles Weitere über Joaschs Leben ist in der Chronik der Könige von Juda festgehalten.

21 Eines Tages verschworen seine Hofleute sich gegen ihn. Er hielt sich gerade in einem Gebäude der Verteidigungsanlage Jerusalems auf, von wo der Weg nach Silla hinabführt. Dort brachten Josachar, der Sohn Schimats, und Josabad, der Sohn Schomers, ihn um. Man begrub ihn in der "Stadt Davids", einem Stadtteil Jerusalems, im Grab der Königsfamilie. Sein Sohn Amazja wurde sein Nachfolger.

22

13

1 Joahas, der Sohn Jehus, wurde König von Israel im 23. Regierungsjahr König Joaschs von Juda, des Sohnes Ahasjas. Er regierte siebzehn Jahre in Samaria.

2 Joahas tat, was der Herr verabscheute, und ließ nicht davon ab. Er folgte dem schlechten Beispiel Jerobeams, der die Israeliten zum Götzendienst verführt hatte.

3 Das erregte den Zorn des Herrn, und so ließ er zu, daß die Syrer immer wieder in Israel einfielen. Lange Zeit litten die Israeliten unter der Herrschaft Hasaëls, des Königs von Syrien, und unter seinem Sohn Ben-Hadad.

4 Doch als Joahas zum Herrn um Hilfe schrie, erhörte der Herr sein Gebet, denn er sah, wie grausam der syrische König Israel unterdrückte.

5 Der Herr schickte den Israeliten einen Retter, der sie von der Herrschaft der Syrer befreite. Nun konnten sie wieder wie früher in Ruhe und Frieden leben.

6 Dennoch ließen sie nicht vom Götzendienst ab, zu dem Jerobeam und seine Nachkommen das Volk immer wieder verführt hatten. Sie opferten weiterhin fremden Götzen, und auch die Statue der Aschera blieb in Samaria stehen.

7 Vom gesamten Heer des Königs Joahas waren zuletzt nur noch 50 Pferde, 10 Streitwagen und 10 000 Fußsoldaten übrig. Den Rest hatte der König von Syrien vernichtet; wie Staub hatte er sie unter seinen Füßen zertreten.

8 Alles Weitere über das Leben des Joahas und seine Feldzüge ist in der Chronik der Könige von Israel beschrieben.

9 Als er starb, wurde er in Samaria begraben. Sein Sohn Joasch wurde sein Nachfolger.

10 Joasch, der Sohn des Joahas, wurde König von Israel im 37. Regierungsjahr König Joaschs von Juda. Er regierte sechzehn Jahre in Samaria.

11 Joasch tat, was der Herr verabscheute, und beging die gleiche Sünde wie Jerobeam, der die Israeliten zum Götzendienst verführt hatte.

12 Alles Weitere über Joaschs Leben steht in der Chronik der Könige von Israel. Man kann dort nachlesen, welche Feldzüge er unternommen hat. Auch sein Krieg gegen König Amazja von Juda wird dort erwähnt.

13 Als Joasch starb, übernahm Jerobeam{Dieser König Jerobeam ist nicht zu verwechseln mit Jerobeam aus 1. Könige, der an der Teilung des Reiches Israel beteiligt war und auf den wegen seines Götzendienstes ständig Bezug genommen wird. Vgl. 1. Könige 12} die Herrschaft. Joasch wurde in Samaria im Grab der Könige von Israel beigesetzt.

14 Elisa wurde schwer krank und lag im Sterben. Da besuchte ihn eines Tages Joasch, der König von Israel. Weinend beugte er sich über den Propheten und rief: "Mein Vater, mein Vater! Du Beschützer und Führer Israels!"{Wörtlich: Du Streitwagen Israels und sein (Wagen)lenker!}

15 Elisa befahl ihm: "Hol einen Bogen und Pfeile!" Joasch holte sie,

16 und Elisa forderte ihn auf: "Öffne das Fenster an der Ostseite, und spann den Bogen!" Der König öffnete das Fenster. Als er den Bogen gespannt hatte, legte Elisa seine Hände auf Joaschs Hände und sagte: "Schieß!" Kaum hatte Joasch den Pfeil abgeschossen, rief der Prophet: "Dieser Pfeil ist ein Siegespfeil, ein Zeichen des Herrn, daß er euch gegen die Syrer helfen wird! Bei Afek wirst du sie vernichtend schlagen."

17

18 Dann befahl er dem König: "Nimm nun die anderen Pfeile in die Hand!" Joasch nahm sie, und Elisa sagte: "Schlag damit auf den Boden!" Dreimal schlug Joasch auf den Boden, und dann hielt er inne.

19 Da wurde der Bote Gottes zornig. "Fünf- oder sechsmal hättest du schlagen sollen", tadelte er ihn, " dann hättest du die Syrer endgültig vernichtet! Jetzt aber wirst du sie nur dreimal besiegen."

20 Bald darauf starb Elisa und wurde begraben. Als es Frühling wurde, fielen immer wieder Räuberbanden aus Moab in Israel ein.

21 Eines Tages wollte man in dem Dorf, wo Elisa begraben lag, einen Mann beerdigen. Plötzlich tauchte eine dieser Banden auf. Weil sie schnell fliehen wollten, warfen die Trauernden den Toten in Elisas Grab. Kaum aber kam der Tote mit den Gebeinen des Propheten in Berührung, wurde er wieder lebendig und stand auf.

22 Solange König Joahas regierte, wurde Israel schwer bedrängt von dem syrischen König Hasaël.

23 Doch der Herr hatte Erbarmen mit seinem Volk und half ihm, denn er dachte an den Bund, den er mit Abraham, Isaak und Jakob geschlossen hatte. Deshalb hatte er sich noch nicht von den Israeliten abgewandt, er wollte sie nicht vernichten.

24 Als König Hasaël von Syrien starb, trat sein Sohn Ben-Hadad die Nachfolge an.

25 Da eroberte König Joasch, der Sohn des Joahas, die Städte zurück, die Hasaël seinem Vater im Krieg abgenommen hatte. In drei Schlachten besiegte Joasch den syrischen König Ben-Hadad und konnte so die israelitischen Städte zurückgewinnen.

14

1 Amazja, der Sohn Joaschs, wurde König von Juda im 2. Regierungsjahr König Joaschs von Israel, der ein Sohn von Joahas war.

2 Er wurde mit 25 Jahren König und regierte neunundzwanzig Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Joaddan und stammte aus Jerusalem.

3 Amazja tat, was dem Herrn gefiel, obwohl er ihm nicht so treu diente wie sein Vorfahre David. Er folgte zwar dem guten Vorbild seines Vaters Joasch,

4 doch ließ auch er die Höhenheiligtümer nicht entfernen. Das Volk brachte dort weiterhin seine Opfer dar.

5 Sobald Amazja die Herrschaft fest in Händen hatte, ließ er die Diener hinrichten, die seinen Vater, König Joasch,ermordet hatten.

6 Doch ihre Söhne ließ er am Leben und folgte so dem Gebot des Herrn, wie es im Gesetzbuch des Mose steht: "Eltern sollen nicht für die Verbrechen ihrer Kinder hingerichtet werden und Kinder nicht für die Schuld ihrer Eltern. Jeder soll nur für seine eigene Sünde bestraft werden."{5. Mose 24,16}

7 Amazja schlug die Edomiter bei einer Schlacht im Salztal. Sie waren mit einem Heer von 10 000 Mann gegen ihn angerückt. In diesem Krieg eroberte er die Stadt Sela und nannte sie Jokteel. So heißt sie noch heute.

8 Nach diesem Sieg schickte Amazja Boten zu Joasch von Israel, dem Sohn von Joahas und Enkel von Jehu, und ließ ihm sagen: "Laß uns gegeneinander Krieg führen! Dann sehen wir, wessen Heer stärker ist!"

9 Joasch, der König von Israel, ließ ihm antworten: "Ein Dornstrauch auf dem Libanongebirge sagte einmal zu einer mächtigen Zeder: 'Gib meinem Sohn deine Tochter zur Frau! Doch die Tiere auf dem Libanon liefen über den Dornstrauch und zertrampelten ihn.

10 Ist dir der Sieg über die Edomiter zu Kopf gestiegen? Bleib lieber zu Hause, und genieße deinen Sieg! Warum willst du ins Unglück rennen und ganz Juda mit hineinreißen?"

11 Doch Amazja ließ sich nicht warnen. Da zog König Joasch von Israel mit seinem Heer nach Juda, und bei Bet-Schemesch kam es zur Schlacht zwischen ihm und König Amazja.

12 Die Judäer wurden von den Israeliten besiegt und flohen nach Hause.

13 König Amazja von Juda, der Sohn Joaschs und Enkel Ahasjas, wurde vom israelitischen König noch in Bet-Schemesch gefangengenommen. Anschließend rückte Joasch bis nach Jerusalem vor und riß die Stadtmauer auf einer Länge von 200 Metern ein, vom Ephraimtor bis zum Ecktor.

14 Er plünderte alles Gold und Silber und alle kostbaren Gegenstände aus den Schatzkammern des Tempels und des Königspalasts. Mit dieser Beute und einer Anzahl von Geiseln kehrte er nach Samaria zurück.

15 Alles Weitere über Joaschs Leben ist in der Chronik der Könige von Israel festgehalten. Dort kann man nachlesen, wie er regierte und welche Feldzüge er unternahm. Auch sein Krieg gegen König Amazja von Juda ist dort beschrieben.

16 Als Joasch starb, wurde er in Samaria im Grab der Könige von Israel beigesetzt. Sein Sohn Jerobeam wurde an seiner Stelle König.

17 Nach dem Tod Joaschs, des Königs von Israel, lebte Amazja, der König von Juda, noch fünfzehn Jahre.

18 Alles Weitere über Amazjas Leben steht in der Chronik der Könige von Juda.

19 Als in Jerusalem eine Verschwörung gegen ihn angezettelt wurde, konnte er zwar nach Lachisch entkommen. Aber die Verschwörer ließen ihn verfolgen, und so wurde er schließlich in Lachisch umgebracht.

20 Man lud den Toten auf ein Pferd und brachte ihn zur "Stadt Davids", einem Stadtteil Jerusalems. Dort wurde er im Grab der Königsfamilie beigesetzt.

21 Die Judäer ernannten Amazjas Sohn Asarja zum neuen König. Er war damals 16 Jahre alt.

22 Gleich nach dem Tod seines Vaters eroberte er die Stadt Elat zurück und baute sie wieder auf.

23 Jerobeam, der Sohn König Joaschs von Israel, wurde König von Israel im 15. Regierungsjahr König Amazjas von Juda, des Sohnes Joaschs. Jerobeam regierte einundvierzig Jahre in Samaria.

24 Er tat, was der Herr verabscheute, und behielt den Götzendienst bei, zu dem Jerobeam, der Sohn Nebats, die Israeliten verführt hatte.

25 Jerobeam konnte alle Gebiete zurückerobern, die früher zu Israel gehört hatten, von Lebo-Hamat bis ans Tote Meer. Damit erfüllte sich, was der Herr, der Gott Israels, angekündigt hatte. Durch seinen Diener, den Propheten Jona aus Gat-Hefer, einen Sohn Amittais{Vgl. Jona 1,1} , hatte er es den Israeliten vorausgesagt.

26 Denn der Herr hatte gesehen, wie elend es den Israeliten erging: Freie und Sklaven - alle mußten leiden, und weit und breit war niemand, der Israel helfen konnte.

27 Weil der Herr das Volk Israel nicht auslöschen wollte, half er ihnen nun durch Jerobeam, den Sohn Joaschs.

28 Jerobeams weiteres Leben, seine Feldzüge und militärischen Erfolge sind in der Chronik der Könige von Israel beschrieben. Dort kann man nachlesen, wie er die Städte Damaskus und Hamat mit den dazugehörigen Gebieten zurückeroberte. Diese beiden Städte hatten zur Zeit Davids{"zur Zeit Davids" ist sinngemäß ergänzt.} noch zu Israel gehört.

29 Als Jerobeam starb, wurde er bei den Königen von Israel begraben. Sein Sohn Secharja wurde zum Nachfolger bestimmt.

15

1 Asarja, der Sohn Amazjas, wurde König von Juda im 27. Regierungsjahr König Jerobeams von Israel.

2 Er regierte zweiundfünfzig Jahre in Jerusalem. Asarja war 16 Jahre alt, als er König wurde. Seine Mutter hieß Jecholja und stammte aus Jerusalem.

3 Wie sein Vater Amazja tat auch er, was dem Herrn gefiel.

4 Nur die Höhenheiligtümer ließ auch er nicht entfernen, und das Volk brachte dort weiterhin seine Opfer dar.

5 Der Herr bestrafte den König und ließ ihn an Aussatz erkranken. Bis zu seinem Tod wurde er nicht mehr gesund. Wegen seiner Krankheit mußte Asarja für den Rest seines Lebens in einem abgesonderten Haus wohnen. Die Regierungsgeschäfte und die Aufsicht über den Palast übergab er seinem Sohn Jotam.

6 Alles Weitere über Asarjas Leben steht in der Chronik der Könige von Juda.

7 Als Asarja starb, wurde er in der "Stadt Davids", einem Stadtteil Jerusalems, im Grab der Königsfamilie beigesetzt. Sein Sohn Jotam trat die Nachfolge an.

8 Secharja, der Sohn Jerobeams, wurde König von Israel im 38. Regierungsjahr König Asarjas von Juda. Er regierte sechs Monate in Samaria.

9 Wie seine Vorgänger tat auch er, was der Herr verabscheute, und behielt den Götzendienst bei, zu dem Jerobeam, der Sohn Nebats, die Israeliten verführt hatte.

10 Schallum, der Sohn Jabeschs, zettelte eine Verschwörung gegen ihn an und erschlug ihn in aller Öffentlichkeit. Dann wurde er an seiner Stelle König.

11 Alles Weitere über Secharja ist in der Chronik der Könige von Israel festgehalten.

12 Der Herr hatte Jehu zugesagt, daß seine Nachkommen bis in die vierte Generation hinein als Könige über Israel herrschen würden. Dieses Versprechen hatte sich nun erfüllt.

13 Schallum, der Sohn Jabeschs, wurde König von Israel im 39. Regierungsjahr König Asarjas{Wörtlich: Usijas. - So auch in Vers 30, 32 und 34.} von Juda und regierte genau einen Monat in Samaria.

14 Dann kam Menahem, der Sohn Gadis, von Tirza nach Samaria, erschlug Schallum in der Stadt und wurde an seiner Stelle König.

15 Alles Weitere über Schallum und seine Verschwörung steht in der Chronik der Könige von Israel.

16 Menahem eroberte von Tirza aus die Stadt Tifsach und das dazugehörige Gebiet. Denn ihre Bürger wollten sich ihm nicht freiwillig unterwerfen. Allen schwangeren Frauen ließ er den Bauch aufschlitzen.

17 Menahem, der Sohn Gadis, wurde König von Israel im 39. Regierungsjahr König Asarjas von Juda. Er regierte zehn Jahre in Samaria.

18 Sein Leben lang tat er, was der Herr verabscheute. Er behielt den Götzendienst bei, zu dem Jerobeam, der Sohn Nebats, die Israeliten verführt hatte.

19 Während seiner Regierungszeit rückte der assyrische König TiglatPileser{Im hebräischen Text steht Pul, der babylonische Name für Tiglat-Pileser.} mit seinem Heer gegen Israel an. Menahem gab ihm 35 Tonnen Silber. Er wollte sich damit die Unterstützung Tiglat-Pilesers erkaufen, um die eigene Macht zu festigen. Tatsächlich zog Tiglat-Pileser seine Truppen ab und ließ die Israeliten unbehelligt.

20 Das Silber für den König von Assyrien trieb Menahem durch eine Sondersteuer ein. Jeder reiche Israelit mußte 50 Silberstücke zahlen.

21 Menahems weiteres Leben ist in der Chronik der Könige von Israel beschrieben.

22 Als er starb, bestieg sein Sohn Pekachja den Thron.

23 Pekachja, der Sohn Menahems, wurde König von Israel im 50. Regierungsjahr König Asarjas von Juda. Er regierte zwei Jahre in Samaria.

24 Pekachja tat, was der Herr verabscheute, und behielt den Götzendienst bei, zu dem Jerobeam, der Sohn Nebats, die Israeliten verführt hatte.

25 Pekach, der Sohn Remaljas, einer der höchsten Offiziere Pekachjas, verschwor sich mit fünfzig Männern aus Gilead gegen ihn und erschlug ihn im Königspalast. Bei dem Umsturz kamen auch Argob und Arje ums Leben. Pekach wurde der Nachfolger des ermordeten Königs.

26 Alles Weitere über Pekachjas Leben steht in der Chronik der Könige von Israel.

27 Pekach, der Sohn Remaljas, wurde König von Israel im 52. Regierungsjahr König Asarjas von Juda. Er regierte zwanzig Jahre in Samaria.

28 Pekach tat, was der Herr verabscheute, und hielt am Götzendienst fest, zu dem Jerobeam, der Sohn Nebats, die Israeliten verführt hatte.

29 Während Pekachs Regierungszeit griff der assyrische König Tiglat-Pileser Israel an. Er eroberte die Städte Ijon, Abel-Bet-Maacha, Janoach, Kedesch und Hazor und nahm die Gebiete von Gilead und Galiläa ein sowie das ganze Stammesgebiet von Naftali. Die Bewohner der eroberten Gebiete verschleppte er nach Assyrien.

30 Im 20. Regierungsjahr Pekachs zettelte Hoschea, der Sohn Elas, eine Verschwörung gegen Pekach an und brachte ihn um. Dann wurde er an seiner Stelle König. Dies geschah im 20. Regierungsjahr König Jotams von Juda, des Sohnes Asarjas.

31 Alles Weitere über Pekachs Leben ist in der Chronik der Könige von Israel festgehalten.

32 Jotam, der Sohn Asarjas, wurde König von Juda im 2. Regierungsjahr König Pekachs von Israel.

33 Er regierte sechzehn Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Jeruscha; sie war eine Tochter Zadoks. Jotam war 25 Jahre alt, als er König wurde.

34 Wie sein Vater Asarja tat er, was dem Herrn gefiel.

35 Nur die Höhenheiligtümer ließ auch er nicht entfernen. Das Volk brachte dort weiterhin seine Opfer dar. Jotam baute das obere Tor des Tempels.

36 Alles Weitere über sein Leben steht in der Chronik der Könige von Juda.

37 Während Jotams Regierungszeit erklärten Rezin, der König von Syrien, und Pekach, der Sohn Remaljas, Juda den Krieg. Der Herr hatte sie dazu gebracht.

38 Als Jotam starb, wurde er in der "Stadt Davids", einem Stadtteil Jerusalems, im Grab der Königsfamilie beigesetzt.

39 Sein Sohn Ahas wurde sein Nachfolger.

16

1 Ahas, der Sohn Jotams, wurde König von Juda im 17. Regierungsjahr Pekachs, des Sohnes Remaljas.

2 Ahas war 20 Jahre alt, als er König wurde. Er regierte sechzehn Jahre in Jerusalem. Er folgte nicht dem Vorbild seines Vorfahren David und tat nicht, was dem Herrn, seinem Gott, gefiel,

3 sondern er lebte wie die Könige von Israel. Er ging sogar so weit, daß er seinen Sohn als Opfer verbrannte. Diesen schrecklichen Brauch übernahm er von den Völkern, die der Herr aus dem Land vertrieben hatte, um es seinem Volk Israel zu geben.

4 Ahas brachte in den Höhenheiligtümern, auf den Hügeln und unter den dichtbelaubten Bäumen seine Opfer dar.

5 Als Ahas regierte, erklärten König Rezin von Syrien und König Pekach von Israel, der Sohn Remaljas, Juda den Krieg. Sie kamen mit ihren Heeren bis vor Jerusalem und belagerten die Stadt, konnten sie aber nicht einnehmen.

6 Gleichzeitig gelang es dem syrischen König Rezin, die Stadt Elat wieder zurückzugewinnen. Er vertrieb alle Judäer aus der Stadt. An ihrer Stelle ließen sich edomitische Siedler in Elat nieder. Bis heute wohnen die Edomiter dort.

7 Ahas schickte Boten zu Tiglat-Pileser, dem König von Assyrien, und ließ ihm sagen: "Ich unterwerfe mich dir und stelle mich unter deinen Schutz! Die Könige von Syrien und Israel haben mich angegriffen. Komm doch, und befrei mich von ihnen!"

8 Zugleich ließ er dem assyrischen König alles Silber und Gold aus dem Tempel und den Schatzkammern des Palasts als Geschenk überreichen.

9 Tiglat-Pileser willigte ein. Er griff Damaskus an, eroberte die Stadt und führte die Einwohner in die Gefangenschaft nach Kir. König Rezin ließ er töten.

10 König Ahas ging nach Damaskus, weil er dort mit dem assyrischen König Tiglat-Pileser zusammentreffen wollte. In Damaskus sah Ahas einen Altar, der ihm sehr gefiel. Er schickte ein Modell davon an den Priester Uria, gab die genauen Maße an und beschrieb alle Einzelheiten.

11 Uria baute den Altar nach dieser Vorlage und stellte ihn fertig, bevor der König aus Damaskus zurückkehrte.

12 Wieder in Jerusalem angekommen, sah Ahas sich den neuen Altar an. Er stieg die Stufen hinauf

13 und brachte selbst die ersten Opfer dar: Er verbrannte Brand- und Speiseopfer, goß ein Trankopfer aus und sprengte das Blut eines Dankopfers an den Altar.

14 Zwischen dem Tempel und dem neuen Altar stand immer noch der bronzene Altar, auf dem die Opfer für den Herrn dargebracht wurden. Ihn ließ der König von der Vorderseite des Tempels wegtragen und hinter den neuen Altar stellen.

15 Dem Priester Uria befahl Ahas: "Von jetzt an wirst du alle Opfer auf dem großen Altar darbringen: sowohl die täglichen Morgen- und Abendopfer als auch die verschiedenen Opfer für den König und für das Volk - die Brandopfer, Speiseopfer und Trankopfer. Auch das Blut der Opfertiere sollst du nur noch an den neuen Altar sprengen. Den alten bronzenen Altar aber werde nur noch ich benutzen, wenn ich von Gott Weisungen einholen will."

16 Der Priester Uria tat, was der König ihm befohlen hatte.

17 Doch König Ahas nahm noch weitere Veränderungen im Tempel vor: Er ließ die Leisten an den Kesselwagen entfernen und die Kessel abnehmen. Das große Wasserbecken aus Bronze wurde von den Rinderfiguren, die es trugen, heruntergenommen und auf einen Unterbau aus Steinen gesetzt.

18 Auf Wunsch des Königs von Assyrien ließ Ahas aus dem Tempel die Plattform für den Königsthron entfernen und den königlichen Privateingang verschließen.{So in Anlehnung an die griechische Übersetzung. Der hebräische Text ist nicht sicher zu deuten.}

19 Alles Weitere über das Leben des Ahas steht in der Chronik der Könige von Juda.

20 Als er starb, wurde er in der "Stadt Davids", einem Stadtteil Jerusalems, im Grab der Königsfamilie beigesetzt. Sein Sohn Hiskia wurde sein Nachfolger.

17

1 Hoschea, der Sohn Elas, wurde König von Israel im 12. Regierungsjahr von König Ahas von Juda. Er regierte neun Jahre in Samaria.

2 Hoschea tat, was der Herr verabscheute, doch nicht in dem Maße wie seine Vorgänger.

3 Salmanassar, der König von Assyrien, unternahm einen Feldzug gegen Israel. Hoschea unterwarf sich und mußte den Assyrern von da an Tribut entrichten.

4 Doch nach mehreren Jahren lehnte Hoschea sich gegen die assyrische Herrschaft auf. Er zahlte keinen Tribut mehr und schickte Boten zu König So nach Ägypten, um sich mit ihm zu verbünden{"um sich mit ihm zu verbünden" ist sinngemäß ergänzt.} . Doch der assyrische König deckte die Verschwörung auf, ließ Hoschea verhaften und ins Gefängnis werfen.

5 Salmanassar ließ seine Truppen in Israel einmarschieren. Sie rückten bis nach Samaria vor und belagerten die Stadt drei Jahre lang.

6 Im 9. Regierungsjahr Hoscheas eroberte König Salmanassar Samaria und verschleppte die Israeliten nach Assyrien. Einen Teil der Gefangenen siedelte er in der Gegend von Halach an, andere in der Provinz Gosan am Fluß Habor und in den Städten Mediens.

7 Dies alles war geschehen, weil die Israeliten gegen den Herrn, ihren Gott, gesündigt hatten. Er hatte sie aus der Gewalt des Pharaos befreit und aus Ägypten nach Israel geführt. Doch sie verehrten immer wieder andere Götter

8 und übernahmen die heidnischen Bräuche der Völker, die der Herr aus dem Land vertrieben hatte, um es seinem Volk zu geben. Die Könige von Israel hatten das ganze Volk zum Götzendienst verführt.

9 Die Israeliten taten vieles, was den Herrn beleidigte. Überall errichteten sie Heiligtümer für ihre Götzen, sowohl in den Städten als auch draußen auf dem Land.

10 Auf den Hügeln und unter den dichtbelaubten Bäumen stellten sie Steine und Holzpfähle auf und weihten sie ihren Göttern.

11 Sie verbrannten Weihrauch auf den Hügeln wie die Völker, die der Herr aus dem Land vertrieben hatte. Mit all diesen Vergehen forderten sie den Zorn des Herrn heraus.

12 Sie taten genau das, was er ihnen verboten hatte: Sie verehrten tote Götzen.

13 Immer und immer wieder hatte der Herr Propheten und Seher nach Israel und Juda gesandt, um sein Volk zu warnen: "Kehrt um von euren falschen Wegen! Befolgt meine Gebote und Weisungen! Lebt nach dem Gesetz, das ich euren Vorfahren gegeben habe! Meine Knechte, die Propheten, haben es euch immer wieder gesagt."

14 Aber sie wollten nicht hören. Wie ihre Vorfahren, die sich vom Herrn abgewandt hatten, hielten auch sie stur an ihren Götzen fest.

15 Sie schlugen Gottes Gebote und Warnungen in den Wind und verachteten den Bund, den er mit ihren Vorfahren geschlossen hatte. Sie betrogen sich selbst und liefen toten Götzen nach; sie wollten sein wie ihre Nachbarvölker, obwohl der Herr es ihnen verboten hatte.

16 Die Gebote des Herrn, ihres Gottes, beachteten sie nicht mehr. Sie gossen sich zwei Stierfiguren und stellten eine Statue der Göttin Aschera auf, sie beteten die Sterne an und verehrten den Gott Baal.

17 Ihre Söhne und Töchter verbrannten sie als Opfer für ihre Götzen, sie trieben Wahrsagerei und Zauberei. Mit Leib und Leben verschrieben sie sich allem, was der Herr verabscheute, und reizten ihn dadurch bis aufs äußerste.

18 Da wurde der Herr sehr zornig über Israel. Er wandte sich von ihnen ab und trieb sie fort. Nur der Stamm Juda blieb im Land zurück.

19 Doch auch die Judäer wollten von den Geboten des Herrn, ihres Gottes, nichts wissen. Sie folgten dem schlechten Vorbild der Bewohner Nordisraels.

20 Da verstieß der Herr das ganze Volk. Er ließ zu, daß feindliche Heere in das Land einfielen und es ausplünderten. So bestrafte er sein Volk und wandte sich von ihm ab.

21 Der Herr selbst hatte vorher dafür gesorgt, daß das Nordreich Israel vom Königshaus David abfiel. Die Stämme des Nordreichs hatten Jerobeam, den Sohn Nebats, zu ihrem König gemacht. Doch Jerobeam hatte Israel davon abgebracht, dem Herrn zu dienen. Er hatte sie zu einer schweren Sünde verführt: zum Götzendienst.

22 Sie folgten dem schlechten Beispiel Jerobeams und ließen nie mehr vom Götzendienst ab.

23 Darum traf ein, was der Herr ihnen durch seine Diener, die Propheten, immer wieder angedroht hatte: Er verstieß die Israeliten. Sie wurden als Gefangene nach Assyrien verschleppt. Dort leben sie heute noch.

24 Der assyrische König ließ Einwohner der Städte Babylon, Kuta, Awa, Hamat und Sefarwajim nach Samarien bringen und sie dort in den verlassenen israelitischen Städten ansiedeln. Sie nahmen das Land und die Städte in Besitz.

25 Doch die neuen Bewohner verehrten nicht den Herrn. Deshalb ließ der Herr Löwen in die Gegend kommen, die viele Menschen töteten.

26 Bald wurde dem assyrischen König gemeldet: "Die Völker, die du in den Städten Samariens angesiedelt hast, wissen nicht, wie der Gott dieses Landes verehrt werden muß. Darum hat er Löwen in das Land geschickt; schon haben sie viele Menschen getötet! Und das nur, weil niemand weiß, was der Gott dieses Landes von ihnen verlangt."

27 Da befahl der König von Assyrien: "Einer der Priester, die aus Samarien hierhergebracht wurden, soll in seine Heimat zurückkehren und wieder dort wohnen. Er soll den Menschen sagen, wie der Gott des Landes verehrt werden möchte!"

28 Daraufhin kehrte ein Priester aus der Verbannung zurück. Er wohnte in Bethel und erklärte den neuen Bewohnern des Landes, wie sie dem Herrn dienen sollten.

29 Aber die Siedler hielten weiterhin auch an ihren Götzen fest. Jede Volksgruppe machte sich ihre Götzenstatue und stellte sie in eines der Höhenheiligtümer, die von den Israeliten überall gebaut worden waren.

30 Die Siedler aus Babylon errichteten eine Statue des Gottes Sukkot-Benot, die aus Kuta stellten ein Standbild Nergals auf, die aus Hamat eine Statue Aschimas;

31 die Awiter verehrten die Götter Nibhas und Tartak, und die Siedler aus Sefarwajim verbrannten ihre Söhne als Opfer für ihre Götter Adrammelech und Anammelech.

32 Sie alle verehrten den Herrn, aber zugleich weihten sie Männer aus ihren eigenen Reihen zu Priestern, die in den Höhenheiligtümern für sie Opfer darbrachten.

33 Sie dienten dem Herrn und gleichzeitig ihren Göttern, wie es in den Ländern Brauch war, aus denen sie gekommen waren.

34 Und so ist es bis heute geblieben: Die Bewohner Samariens leben nach ihren alten Bräuchen, anstatt dem Herrn allein zu dienen. Sie halten sich nicht an seine Weisungen und Gebote, sie beachten das Gesetz nicht, das der Herr den Nachkommen Jakobs, den Israeliten, gegeben hat. Jakob hatte vom Herrn den Namen Israel bekommen.{Vgl. 1. Mose 32,23-29} Mit seinen Nachkommen,

35 dem Volk Israel, hatte der Herr einen Bund geschlossen und ihnen befohlen:"Verehrt keine anderen Götter! Werft euch nicht vor ihnen nieder, um sie anzubeten! Dient ihnen nicht, und bringt ihnen keine Opfer dar!

36 Allein mir, dem Herrn, sollt ihr in Ehrfurcht dienen, denn meiner Macht und meinem Eingreifen verdankt ihr eure Befreiung. Ich habe euch aus Ägypten nach Israel geführt! Werft euch nur vor mir nieder, und bringt allein mir Opfer dar!

37 Befolgt alle Gebote, die ich, der Herr, euch gegeben habe! Haltet euch an jedes Gesetz, jede Weisung und jeden Befehl! Verehrt keine anderen Götter!

38 Vergeßt den Bund nicht, den ich mit euch geschlossen habe, und betet keine anderen Götter an!

39 Allein vor mir, dem Herrn, eurem Gott, sollt ihr Ehrfurcht haben. Nur ich kann euch aus der Hand eurer Feinde erretten."

40 Doch die Bewohner Samariens hörten nicht darauf, sondern lebten weiterhin nach ihren früheren Bräuchen.

41 Sie verehrten zwar den Herrn, aber gleichzeitig dienten sie ihren Göttern, deren Statuen sie aufgestellt hatten. Ihre Nachkommen taten es ihnen gleich, und noch heute leben sie wie ihre Vorfahren.

18

1 Im 3. Regierungsjahr König Hoscheas von Israel, des Sohnes Elas, trat Hiskia, der Sohn des Königs Ahas von Juda, die Herrschaft an.

2 Er wurde mit 25 Jahren König und regierte neunundzwanzig Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Abi, sie war eine Tochter Secharjas.

3 Hiskia tat, was dem Herrn gefiel. In allem folgte er dem Beispiel seines Vorfahren David.

4 Er ließ die Heiligtümer auf den Hügeln zerstören, zerschmetterte die Steine, die fremden Göttern geweiht waren, und das Standbild der Göttin Aschera. Er zerschlug auch die bronzene Schlange, die Mose einst gemacht hatte, denn die Israeliten verbrannten vor ihr immer wieder Weihrauch als Opfer. Man nannte sie Nehuschtan.

5 Hiskia vertraute dem Herrn wie kein König von Juda vor ihm und nach ihm.

6 Er liebte den Herrn und diente ihm. Er hielt sich an alle Gebote, die der Herr einst Mose für Israel gegeben hatte.

7 Darum stand der Herr ihm bei und ließ ihm alles gelingen, was er unternahm. Hiskia konnte sich von der Herrschaft des assyrischen Königs befreien.

8 Er schlug die Philister bis nach Gaza zurück und verwüstete die ganze Gegend - Stadt und Land.

9 Im 4. Regierungsjahr Hiskias, dem 7. Regierungsjahr Hoscheas von Israel, griff Salmanassar, der König von Assyrien, mit seinen Truppen Israel an, umstellte die Stadt Samaria

10 und nahm sie nach dreijähriger Belagerung ein. Im 6. Regierungsjahr Hiskias, dem 9. Regierungsjahr Hoscheas, des Königs von Israel, wurde Samaria erobert.

11 Der assyrische König verschleppte die Israeliten nach Assyrien in die Verbannung. Er siedelte einen Teil der Gefangenen in der Gegend von Halach an, andere am Fluß Habor in der Provinz Gosan und in den Städten Mediens.

12 Dies geschah, weil sie dem Herrn, ihrem Gott, nicht mehr gehorchten. Sie befolgten die Gebote nicht, die Mose ihnen im Auftrag des Herrn gegeben hatte, und brachen so den Bund, den der Herr mit ihnen geschlossen hatte. Sie hörten nicht mehr auf den Herrn und taten nicht, was er von ihnen verlangte.

13 Im 14. Regierungsjahr König Hiskias marschierte der assyrische König Sanherib mit seinen Truppen in Juda ein und eroberte alle befestigten Städte des Landes.

14 Da schickte König Hiskia einen Boten zu dem assyrischen König, der mit seinem Heer vor Lachisch stand, und ließ ihm sagen: "Ich gestehe, daß ich nicht recht gehandelt habe. Ich bin bereit, dir an Abgaben zu zahlen, was du von mir verlangst, wenn du nur wieder von Juda abziehst!"Sanherib forderte von Hiskia zehn Tonnen Silber und eine Tonne Gold als Tribut.

15 Hiskia gab ihm alles Silber aus dem Tempel des Herrn und den Schatzkammern des Palasts.

16 Um die geforderte Menge an Gold aufzubringen, ließ er die Goldverkleidung der Türen und Pfosten im Tempel abreißen und übergab sie dem König von Assyrien. Hiskia hatte die Türen und Pfosten zuvor selbst vergolden lassen.

17 Aber der assyrische König schickte drei seiner höchsten Würdenträger - sie trugen die Titel Rabschake, Tartan und Rabsaris - mit einem starken Heer von Lachisch nach Jerusalem. Dort stellte sich das Heer bei der Wasserleitung des oberen Teiches auf. Sie liegt an der Straße zu dem Feld, auf dem die Tuchmacher ihre Stoffe bleichen.

18 Die drei Würdenträger verlangten sofort den König zu sprechen. Hiskia schickte drei seiner Hofbeamten zu ihnen hinaus: den Palastverwalter Eljakim, einen Sohn Hilkijas, den Hofsekretär Schebna und den Berater Joach, einen Sohn Asafs.

19 Der Rabschake gab ihnen eine Botschaft an König Hiskia mit:"Der mächtige König von Assyrien läßt dir sagen: Worauf vertraust du eigentlich, daß du dich so sicher fühlst?

20 Schöne Worte allein erringen keinen Sieg. Was du brauchst, sind gute Berater und lange Kriegserfahrung. Von wem erhoffst du dir Rückendeckung, daß du es wagst, dich gegen mich aufzulehnen?

21 Ausgerechnet von Ägypten erwartest du Hilfe? Auf diesen zerbrochenen Stab willst du dich stützen? Er hat noch jedem die Hand durchbohrt, der sich auf ihn stützte. So ist nämlich der Pharao: Er läßt alle im Stich, die sich auf ihn verlassen!

22 Vielleicht sagt ihr jetzt: 'Wir vertrauen auf den Herrn, unseren Gott! Aber hast du, Hiskia, nicht alle Altäre und Opferstätten dieses Gottes niedergerissen? Hast du nicht dem Volk in ganz Juda und Jerusalem befohlen, sich nur noch vor dem einen Altar in Jerusalem niederzuwerfen? Und da sollte dieser Gott euch nun noch helfen wollen?{"Und da. . wollen?" ist sinngemäß ergänzt.}

23 Der König von Assyrien bietet dir folgende Wette an: Er schenkt dir zweitausend Pferde, wenn du die Reiter dafür aufbringen kannst. Wetten, daß es dir nicht gelingt?

24 Ihr könnt doch nicht einmal irgendeinem unbedeutenden Truppenführer meines Herrn die Stirn bieten. Ihr setzt ja eure ganze Hoffnung auf die Ägypter, weil sie viele Streitwagen besitzen.

25 Und noch etwas läßt dir der König sagen: Du denkst wohl, wir seien gegen den Willen des Herrn hier einmarschiert, um alles zu verwüsten? Dann irrst du dich aber! Der Herr selbst hat mir befohlen, dieses Land zu erobern und zu zerstören."

26 Hier unterbrachen Schebna, Joach und Eljakim, der Sohn Hilkijas, den Rabschake. "Bitte, rede aramäisch mit uns, Herr", baten sie. "Sprich nicht hebräisch! Die Leute aus dem Volk oben auf der Mauer verstehen sonst jedes Wort."

27 Doch der Rabschake erwiderte: "Meint ihr, mein Herr habe mich mit dieser Botschaft nur zu euch und eurem Herrn geschickt? Nein, gerade die Männer dort oben auf der Stadtmauer sollen es hören! Bald schon werden sie so wie ihr den eigenen Kot fressen und Harn saufen."

28 Dann wandte er sich zur Stadtmauer hin und rief laut auf hebräisch: "Hört, was der mächtige König von Assyrien euch zu sagen hat:

29 Laßt euch von Hiskia nicht täuschen! Der kann euch ja doch nicht helfen!

30 Er vertröstet euch auf den Herrn und behauptet: 'Ganz sicher wird der Herr uns retten und verhindern, daß der König von Assyrien die Stadt erobert. Fallt nicht darauf herein!

31 Hört nicht auf Hiskia, sondern hört auf den König von Assyrien! Er will Frieden mit euch schließen und läßt euch sagen: Ihr könnt euch mir getrost ergeben. Dann werdet ihr wieder die Früchte eurer Weinstöcke und Feigenbäume essen und das Wasser eurer Brunnen trinken,

32 bis ich euch in ein Land hole, das so fruchtbar ist wie eures. Dort gibt es Getreidefelder und Weinberge, Brot und Most, Olivenöl und Honig in Hülle und Fülle. Wenn ihr euch ergebt, werdet ihr überleben und kommt nicht um. Deshalb: Hört nicht auf Hiskia! Laßt euch von ihm nicht an der Nase herumführen, wenn er behauptet: 'Der Herr wird uns helfen!

33 Haben etwa die Götter anderer Völker sie vor mir retten können?

34 Was ist mit den Göttern von Hamat und Arpad und mit den Göttern von Sefarwajim, Hena und Awa? Konnten sie ihre Städte vor meinen Angriffen schützen? Und wie war es mit Samaria? Haben sie uns etwa dort zum Abzug gezwungen?

35 Nein, nicht ein einziger Gott konnte sein Land vor meinen Eroberungen schützen. Und da sollte ausgerechnet euer Gott, den ihr 'Herr' nennt, Jerusalem vor mir bewahren?"

36 Die Leute auf der Mauer blieben ruhig und antworteten ihm nichts. Denn Hiskia hatte ihnen befohlen, kein Wort zu sagen.

37 Entsetzt zerrissen Eljakim, Schebna und Joach ihre Gewänder. Sie eilten zu Hiskia und wiederholten ihm die ganze Rede des Rabschake.

19

1 Als König Hiskia das hörte, zerriß auch er sein Gewand und hüllte sich in ein Trauergewand aus Sacktuch. Dann ging er in den Tempel.

2 Den Palastverwalter Eljakim, den Hofsekretär Schebna und einige führende Priester schickte er in Trauergewändern zum Propheten Jesaja, dem Sohn des Amoz.

3 "Wir haben dir etwas von Hiskia auszurichten", begannen sie. "Er läßt dir sagen: Heute ist ein schrecklicher Tag, die Assyrer haben uns schwer beleidigt. Das ist die Strafe für unsere Sünden. Die Lage ist so ernst wie bei einer Geburt, wenn die Mutter keine Kraft mehr hat, ihr Kind zu gebären.

4 Doch vielleicht hat der Herr, dein Gott, alle Lästerungen des Rabschake gehört. Der Gesandte des assyrischen Königs hat den lebendigen Gott verhöhnt! Sicher hat der Herr seine Worte gehört und bestraft ihn dafür. O Jesaja, bete für uns, bete für die Überlebenden!"

5 Als sie die Botschaft Hiskias ausgerichtet hatten,

6 gab Jesaja ihnen gleich eine Antwort für den König mit: "So spricht der Herr: 'Hab keine Angst vor den Drohungen, die du gehört hast. Laß dich nicht einschüchtern, wenn die Boten des assyrischen Königs über mich lästern!

7 Ich will ihn dazu bringen, daß er seine Truppen von hier abzieht. Er wird ein Gerücht hören und darüber so beunruhigt sein, daß er umgehend in sein Land zurückkehrt. Dort lasse ich ihn durch das Schwert umkommen. "

8 Der Rabschake kehrte zu König Sanherib zurück, der inzwischen wieder von Lachisch aufgebrochen war und nun die Stadt Libna belagerte.

9 Sanherib hörte, der äthiopische König Tirhaka sei mit einem Heer unterwegs, um die Assyrer anzugreifen. Da schickte er noch einmal eine Gesandtschaft zu König Hiskia und ließ ihm einen Brief überbringen.

10 "Überschätze deinen Gott nicht", hieß es darin, "laß dich nicht von ihm täuschen, wenn er dir sagt: 'Jerusalem wird nicht fallen, der assyrische König kann die Stadt nicht einnehmen!

11 Du weißt doch, wie die assyrischen Könige gegen ihre Feinde vorgehen: Ihre Länder verwüsten sie, und die Bewohner metzeln sie nieder. Und da solltest gerade du verschont bleiben?

12 Wurden denn Städte wie Gosan, Haran oder Rezef von ihren Göttern beschützt? Wie war es mit den Einwohnern von Telassar im Land Eden? Kein Gott half ihnen, als meine Vorgänger sie vernichteten!

13 Und wo sind heute die Könige von Hamat und Arpad, Sefarwajim, Hena und Awa?"

14 Die Boten überbrachten Hiskia das Schreiben. Er las es und ging damit in den Tempel. Dort breitete er den Brief vor dem Herrn aus

15 und begann zu beten:"O Herr, du Gott Israels, der du über den Cherub-Engeln thronst, du allein bist Gott über alle Königreiche der Welt. Himmel und Erde hast du geschaffen.

16 Herr, erhöre mich! Sieh doch, wie schlimm es um uns steht! Höre, wie Sanherib dich, den lebendigen Gott, verhöhnt.

17 Es ist wahr, Herr: Die assyrischen Könige haben die Länder aller ihrer Feinde verwüstet.

18 Sie haben deren Götter ins Feuer geworfen, denn es waren ja keine lebendigen Götter, sondern nur Figuren aus Holz oder Stein, von Menschen gemacht. Darum konnten die Assyrer sie verbrennen.

19 Nun bitte ich dich, Herr, unser Gott: Errette uns aus der Gewalt des assyrischen Königs! Alle Länder der Erde sollen erkennen, daß du allein Gott bist!"

20 Da schickte Jesaja, der Sohn des Amoz, einen Boten zu König Hiskia, der ihm sagen sollte: "So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe gehört, was du wegen Sanherib gebetet hast.

21 Hör nun, was ich zum König von Assyrien sage: Die Stadt Zion verachtet und verspottet dich. Ganz Jerusalem lacht über dich!

22 Weißt du überhaupt, wen du verhöhnt und gelästert hast? Weißt du, mit wem du dich angelegt hast? Mit dem heiligen Gott Israels!

23 Durch deine Boten hast du mich, den Herrn, verspottet. Du prahlst: Mit meinen vielen Streitwagen habe ich die Berge bezwungen, bis zum höchsten Gipfel des Libanon bin ich vorgestoßen. Seine hohen Zedern habe ich gefällt und die schönsten Zypressen abgeholzt. Ich erreichte das entlegenste Versteck und drang in jedes Dickicht seiner Wälder vor.

24 In fremden Ländern habe ich mir Brunnen gegraben. Die Nilarme in Ägypten waren kein Hindernis für mich: Unter meinen Schritten trockneten sie aus.

25 Höre, König von Assyrien: Womit du jetzt prahlst, das habe ich schon in grauer Vorzeit geplant, seit langem ist es vorbereitet! Nur darum habe ich zugelassen, daß du befestigte Städte einreißt und sie in Trümmerhaufen verwandelst.

26 Ihre Einwohner waren machtlos gegen dich, du hast Schrecken und Schande über sie gebracht. Sie waren wie junges Grün auf dem Feld, wie zartes Gras auf Lehmdächern, das im heißen Ostwind verdorrt.

27 Ich kenne dich ganz genau. Ich weiß, ob du sitzt oder stehst. Ich sehe, wann du kommst und wann du gehst. Ich weiß auch, wie du gegen mich wütest.

28 Dein Prahlen habe ich gehört. Weil du so gegen mich tobst, will ich dir einen Ring durch die Nase ziehen und meinen Zaum ins Maul legen. Dann treibe ich dich den Weg wieder zurück, den du gekommen bist.

29 Dir, Hiskia, gebe ich ein Zeichen, an dem du erkennen kannst, daß ich mein Versprechen halte: In diesem und im nächsten Jahr müßt ihr von dem leben, was auf euren Feldern von allein nachwächst. Doch im übernächsten Jahr könnt ihr wieder säen und ernten, Weinberge anlegen und ihre Früchte essen wie früher.

30 Die Bewohner von Juda, die diese schwere Zeit überstehen, werden in Frieden in ihrer Heimat leben können wie Pflanzen, die Wurzeln schlagen und Frucht bringen.

31 Denn in Jerusalem werden Menschen überleben und das Land wieder bevölkern. Ich, der Herr, sorge dafür und verfolge mein Ziel beharrlich.

32 Ich sage dir auch, was mit dem assyrischen König geschehen wird: Seine Truppen werden Jerusalem mit keinem Fuß betreten. Sie werden keinen einzigen Pfeil abschießen und nicht im Schutz ihrer Schilde gegen die Stadtmauer anstürmen. Nicht einmal einen Belagerungswall werden sie aufschütten.

33 Die Assyrer werden Jerusalem nicht stürmen, sondern auf demselben Weg abziehen, den sie gekommen sind. Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort.

34 Um meiner Ehre willen beschütze ich diese Stadt. Ich rette sie, weil ich es meinem Diener David versprochen habe."

35 Noch in dieser Nacht schickte der Herr seinen Engel in das Lager der Assyrer. Er tötete 185 000 Soldaten. Am nächsten Morgen war alles mit Leichen übersät.

36 Da ließ Sanherib zum Aufbruch blasen, zog seine Truppen ab und kehrte nach Assyrien zurück. Er blieb in der Hauptstadt Ninive.

37 Eines Tages, als er im Tempel seines Gottes Nisroch betete, stachen ihn seine Söhne Adrammelech und Sarezer mit dem Schwert nieder. Die beiden flohen in das Land Ararat, und Asarhaddon, ein anderer Sohn Sanheribs, wurde sein Nachfolger.

20

1 In dieser Zeit wurde Hiskia todkrank. Der Prophet Jesaja, der Sohn des Amoz, besuchte ihn und sagte: "So spricht der Herr: 'Regle noch die letzten Dinge, denn du bist unheilbar krank und wirst bald sterben. "

2 Als Hiskia das hörte, drehte er sich zur Wand und betete:

3 "Ach Herr, denk doch daran, daß ich mein Leben lang treu bei dir geblieben bin und mit ganzer Hingabe getan habe, was dir gefällt." Er fing laut an zu weinen.

4 Jesaja war inzwischen wieder gegangen. Doch er war noch nicht einmal bis zum Tor des inneren Vorhofs gekommen, als der Herr ihn noch einmal mit einer Botschaft zu Hiskia zurücksandte. Jesaja ging erneut zum König und sagte: "Du König meines Volkes, höre, was der Herr, der Gott deines Vorfahren David, dir sagen läßt: 'Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen gesehen. Ich will dich gesund machen. Übermorgen kannst du wieder in den Tempel des Herrn gehen.

5

6 Ich verlängere dein Leben um fünfzehn Jahre. Auch will ich dich und diese Stadt vor dem assyrischen König bewahren. Um meiner eigenen Ehre willen und weil ich es meinem Diener David versprochen habe, beschütze ich Jerusalem. "

7 Dann befahl Jesaja: "Man soll einen Umschlag aus gepreßten Feigen machen und ihn auf das Geschwür des Königs legen!" Da wurde Hiskia gesund.

8 Vorher hatte Hiskia Jesaja gefragt: "Woran kann ich erkennen, daß der Herr mich wieder gesund macht und daß ich übermorgen zum Tempel gehen kann?"

9 Jesaja hatte geantwortet: "Der Herr gibt dir ein Zeichen, an dem du erkennen wirst, daß er sein Versprechen hält: Soll der Schatten an der Treppe zehn Stufen vorwärtsgehen, oder soll er zehn zurückwandern?"

10 Hiskia antwortete: "Es ist nichts Besonderes, wenn der Schatten zehn Stufen vorangeht. Nein, er soll zehn Stufen zurückwandern!"

11 Da betete der Prophet Jesaja zum Herrn. Und der Herr ließ den Schatten an der Treppe, die seinerzeit König Ahas gebaut hatte, zehn Stufen zurückgehen.

12 Kurze Zeit später kam eine Gesandtschaft des babylonischen Königs Merodach-Baladan{So in Anlehnung an Jesaja 39,1. Der hebräische Text lautet: Berodach-Baladan.} zu Hiskia. Merodach-Baladan war ein Sohn Baladans. Er hatte gehört, daß Hiskia schwer krank gewesen war, und ließ ihm deshalb einen Brief und Geschenke überbringen.

13 Hiskia empfing die Gesandten freundlich und zeigte ihnen sein ganzes Schatzhaus. In alle Kammern ließ er sie schauen. Sie sahen das Silber und das Gold, die kostbaren Öle und Gewürze. Sogar das Waffenlager und die Vorratshäuser zeigte er ihnen. Im ganzen Palast und im ganzen Reich gab es nichts Bedeutendes, was diese Männer nicht zu sehen bekamen.

14 Da ging der Prophet Jesaja zu König Hiskia. "Woher kamen diese Männer, und was wollten sie von dir?" fragte er, und Hiskia antwortete: "Aus einem fernen Land sind sie gekommen, aus Babylonien."

15 "Was haben sie im Palast gesehen?" wollte Jesaja wissen. Hiskia erwiderte: "Sie haben alles gesehen, was ich besitze. In jede einzelne Schatzkammer ließ ich sie schauen."

16 Da sagte Jesaja: "Hör, was der Herr dazu sagt:

17 'Eines Tages wird der ganze Reichtum in deinem Palast - alle Schätze, die du und deine Vorfahren angehäuft haben - nach Babylon fortgebracht werden. Nichts wird übrigbleiben.

18 Auch einige deiner Söhne, die dir noch geboren werden, wird man verschleppen. Sie müssen als Eunuchen im Palast des babylonischen Königs dienen. "

19 Hiskia sagte nur: "Der Herr weiß, was er tut; ich beuge mich seinem Urteil. Wenn nur zu meinen Lebzeiten noch Friede und Ruhe herrschen!"

20 Hiskias weiteres Leben und seine militärischen Erfolge sind in der Chronik der Könige von Juda beschrieben. Man kann dort nachlesen, wie er den Teich anlegen und die Wasserleitung bauen ließ, um die Stadt mit Wasser zu versorgen.

21 Als Hiskia starb, wurde sein Sohn Manasse zum Nachfolger erklärt.

21

1 Manasse wurde mit 12 Jahren König und regierte fünfundfünfzig Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Hefzi-Bah.

2 Manasse tat, was der Herr verabscheute, und übernahm die schrecklichen Bräuche der Völker, die der Herr aus dem Land vertrieben hatte, um es seinem Volk Israel zu geben.

3 Er baute die Höhenheiligtümer wieder auf, die sein Vater Hiskia zerstört hatte. Er errichtete Altäre für den Gott Baal und stellte eine Statue der Göttin Aschera auf, genau wie König Ahab von Israel. Er betete die Sterne an und verehrte sie.

4 Sogar im Tempel des Herrn stellte er seine Altäre auf, obwohl der Herr über diesen Ort gesagt hatte: "Hier in Jerusalem will ich für immer wohnen."

5 Manasse aber errichtete in beiden Vorhöfen des Tempels Altäre, um darauf den Sternen zu opfern.

6 Er verbrannte seinen Sohn als Opfer, trieb Zauberei und Wahrsagerei und ließ sich von Totenbeschwörern und Hellsehern die Zukunft voraussagen. o tat er vieles, was der Herr verabscheute, und forderte seinen Zorn heraus.

7 Die Statue der Aschera, die er hatte anfertigen lassen, stellte er im Tempel auf. Dabei hatte der Herr zu David und seinem Sohn Salomo gesagt: "In diesem Tempel und in Jerusalem, der Stadt, die ich aus allen Stämmen Israels erwählt habe, will ich für immer wohnen.

8 Ich will die Israeliten nicht mehr aus dem Land vertreiben, das ich ihren Vorfahren gegeben habe, wenn sie nur auf mich hören und die Gebote befolgen, die mein Diener Mose ihnen gegeben hat."

9 Doch sie gehorchten dem Herrn nicht, und so konnte Manasse sie leicht zum Bösen verführen. Schließlich trieben sie es schlimmer als die Völker, die der Herr ausgerottet hatte, bevor er das Land den Israeliten gab.

10 Da ließ der Herr ihnen durch seine Diener, die Propheten, verkünden:

11 " König Manasse von Juda hat schrecklichere Dinge getan als die Amoriter, die früher im Land wohnten: Alle Bewohner Judas verführte er zum Götzendienst, weil er überall seine Götzenstatuen aufstellen ließ.

12 Darum werde ich, der Herr, der Gott Israels, so großes Unheil über Jerusalem und Juda kommen lassen, daß niemand es ertragen kann, auch nur davon zu hören.

13 Ich messe Jerusalem mit dem gleichen Maß wie Samaria und lege es auf die gleiche Waage wie Ahab und seine Nachkommen. Die Einwohner Jerusalems werde ich so gründlich ausrotten, wie man eine Schüssel auswäscht und umdreht, bis auch der letzte Tropfen Wasser verschwunden ist.

14 Alle, die dann noch übriggeblieben sind, werde ich verstoßen. Ich werde sie in die Gewalt ihrer Feinde geben, die sie ausrauben und das Land plündern sollen.

15 Denn sie haben getan, was ich verabscheue, und immer wieder meinen Zorn herausgefordert. So war es schon, als ihre Vorfahren aus Ägypten auszogen, und so ist es bis heute geblieben."

16 Manasse beging aber nicht nur die Sünde, daß er die Bewohner von Juda zum Götzendienst verführte und sie zu Taten verleitete, die der Herr verabscheute. An seinen Händen klebte das Blut vieler unschuldiger Menschen aus Jerusalem.

17 Alles Weitere über Manasses Leben und seinen Götzendienst steht in der Chronik der Könige von Juda.

18 Als er starb, wurde er im Garten seines Palasts, dem "Garten Usas", begraben. Sein Sohn Amon wurde sein Nachfolger.

19 Amon wurde mit 22 Jahren König und regierte zwei Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Meschullemet, sie war eine Tochter des Haruz aus Jotba.

20 Wie sein Vater Manasse tat auch Amon, was der Herr verabscheute.

21 In allem folgte er dem schlechten Beispiel seines Vaters: Er diente denselben Götzen, die schon sein Vater verehrt hatte, und betete sie an.

22 Vom Herrn, dem Gott seiner Vorfahren, aber wollte er nichts wissen, und seine Gebote befolgte er nicht.

23 Einige seiner Hofbeamten verschworen sich gegen ihn und ermordeten ihn in seinem Palast.

24 Doch das Volk brachte alle Verschwörer um und setzte Amons Sohn Josia als Nachfolger ein.

25 Alles Weitere über Amons Leben findet sich in der Chronik der Könige von Juda.

26 Man begrub ihn in seinem Familiengrab im "Garten Usas". Sein Sohn Josia wurde sein Nachfolger.

22

1 Josia wurde mit 8 Jahren König und regierte einunddreißig Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Jedida; sie war eine Tochter Adajas aus Bozkat.

2 Josia tat, was dem Herrn gefiel. Er folgte dem guten Beispiel seines Vorfahren David und ließ sich durch nichts davon abbringen.

3 In seinem 18. Regierungsjahr sandte König Josia den Hofsekretär Schafan, einen Sohn Azaljas und Enkel Meschullams, mit folgendem Auftrag in den Tempel des Herrn:

4 "Geh zum Hohenpriester Hilkija, und bitte ihn nachzuzählen, wieviel Geld das Volk bisher den Priestern abgeliefert hat, die den Tempeleingang bewachen.

5 Dann soll er das abgezählte Geld den Bauführern geben, die für die Ausbesserungen am Tempel des Herrn verantwortlich sind. Diese sollen damit die Handwerker, Bauleute und Maurer bezahlen. Außerdem sollen sie von dem Geld das Holz und die Steine für die Ausbesserungen kaufen.

6

7 Die Bauführer brauchen über die Ausgaben keine Rechenschaft abzulegen. Man soll auf ihre Ehrlichkeit vertrauen!"

8 Als der Hofsekretär Schafan zu Hilkija kam, zeigte der Hohepriester ihm eine Buchrolle und sagte: "Dieses Gesetzbuch habe ich im Tempel des Herrn gefunden." Er gab es Schafan, und der las darin.

9 Danach ging Schafan zum König zurück und meldete ihm: "Wir haben den Opferkasten beim Altar geleert und das Geld den Bauführern ausgehändigt, die für die Arbeiten am Tempel verantwortlich sind."

10 Dann berichtete er von dem Buch, das der Hohepriester Hilkija ihm gegeben hatte, und las es dem König vor.

11 Als der König hörte, was in dem Gesetzbuch stand, zerriß er betroffen sein Gewand.

12 Er beauftragte den Priester Hilkija, den Hofsekretär Schafan und dessen Sohn Ahikam sowie Achbor, den Sohn Michajas, und Asaja, seinen zuverlässigsten Hofbeamten:

13 "Geht und fragt den Herrn, was wir tun sollen. Denn niemand in ganz Juda - weder ich noch das Volk - hat getan, was in dem Buch steht, das gefunden wurde. Der Herr muß deswegen sehr zornig auf uns sein, denn schon unsere Väter haben nicht darauf gehört und die Weisungen nicht befolgt, die uns gegeben wurden."

14 Da gingen der Priester Hilkija, Ahikam, Achbor, Schafan und Asaja zu der Prophetin Hulda, um mit ihr zu sprechen. Ihr Mann Schallum, ein Sohn Tikwas und Enkel Harhas, verwaltete die Kleiderkammer. Sie wohnte im neuen Stadtteil von Jerusalem.

15 Hulda gab der Gesandtschaft eine Botschaft des Herrn für König Josia. Sie sagte:"So spricht der Herr, der Gott Israels: 'Alles, was in dem Buch steht, das der König von Juda gelesen hat, wird eintreffen! Das dort angedrohte Unheil will ich über die Stadt und ihre Einwohner hereinbrechen lassen.

16

17 Denn sie haben mich verlassen und anderen Göttern ihre Räucheropfer dargebracht. Mit ihrem Götzendienst haben sie mich herausgefordert. Mein Zorn über diese Stadt ist wie ein Feuer, das nicht mehr erlöscht.

18 Über den König von Juda sage ich, der Herr und Gott Israels: Du hast nun meine Antwort gehört.

19 Doch du hast dir meine Worte zu Herzen genommen und dich meiner Macht gebeugt. Als du gehört hast, was ich über diese Stadt und ihre Einwohner gesagt habe - daß ein Fluch sie treffen soll und jeden, der es sieht, das Entsetzen packt -, da hast du betroffen dein Gewand zerrissen und bist in Tränen ausgebrochen. Darum will ich dein Gebet erhören. Das verspreche ich, der Herr.

20 Du sollst in Frieden sterben und im Grab der Königsfamilie beigesetzt werden. Das Unheil, das ich über die Stadt kommen lasse, wirst du nicht mehr erleben. "Die Gesandten überbrachten diese Antwort dem König.

23

1 Danach ließ der König alle Ältesten von Jerusalem und aus dem ganzen Land Juda zusammenrufen.

2 Er ging zum Tempel des Herrn, wo sich eine große Volksmenge versammelt hatte. Alle Männer von Juda waren gekommen, die ganze Bevölkerung Jerusalems, die Priester und Propheten, alle, vom Einfachsten bis zum Vornehmsten. Vor dieser Versammlung wurde nun das ganze Bundesbuch vorgelesen, das im Tempel des Herrn gefunden worden war.

3 Der König stand an seinem Platz bei der Säule. Nach der Lesung des Buches schloß er mit dem Herrn einen Bund und schwor: "Wir wollen wieder dem Herrn gehorchen! Von ganzem Herzen wollen wir nach seinem Gesetz leben und seine Gebote und Weisungen befolgen. Wir wollen alle Bundesbestimmungen einhalten, die in diesem Buch aufgeschrieben sind." Das ganze Volk schloß sich diesem Versprechen an.

4 Nun befahl König Josia dem Hohenpriester Hilkija, dessen Stellvertretern und den Priestern, die den Eingang zum Tempel bewachten: "Holt alle Gegenstände aus dem Tempel, die für die Verehrung des Gottes Baal, der Göttin Aschera und der Gestirne gebraucht wurden. Verbrennt alles außerhalb der Stadt auf den Feldern im Kidrontal." Die Asche ließ Josia später nach Bethel bringen.

5 Er setzte auch die Götzenpriester ab, die von seinen Vorgängern ernannt worden waren. In den Höhenheiligtümern um Jerusalem und in allen Städten Judas hatten sie Opfer dargebracht, nicht nur dem Gott Baal, sondern auch der Sonne, dem Mond, den Sternen und den Tierkreiszeichen.

6 Die Statue der Göttin Aschera ließ Josia aus dem Tempel holen und aus der Stadt schaffen. Er verbrannte sie im Kidrontal, zerrieb die Asche zu feinem Staub und streute diesen auf die Gräber des Armenfriedhofs.

7 Auch die Häuser direkt beim Tempel, wo die Männer wohnten, die der Tempelprostitution nachgingen, ließ er niederreißen. Dort hatten die Frauen Kleider für die Göttin Aschera gewebt.

8 Josia holte alle levitischen Priester aus ganz Juda nach Jerusalem zurück und entweihte alle Höhenheiligtümer, in denen sie bisher geopfert hatten - von Geba im Norden Judas bis Beerscheba im Süden. Auch die beiden Altäre bei dem Stadttor, das nach dem Stadtobersten Joschua benannt war, riß er nieder. Sie standen auf der linken Seite, wenn man zum Tor hereinkam.

9 Die Priester, die in den Höhenheiligtümern geopfert hatten, durften auf dem Altar des Herrn in Jerusalem keine Opfer darbringen. Doch sie durften wie die anderen Priester von dem ungesäuerten Brot essen, das dem Herrn geweiht war.

10 Auch die Opferstätte Tofet im Hinnomtal verwüstete Josia, damit niemand mehr dort seinen Sohn oder seine Tochter für den Götzen Moloch als Opfer verbrennen konnte.

11 Die Pferdestatuen, die seine Vorgänger zu Ehren der Sonnengottheit aufgestellt hatten, riß er nieder, und ihre Wagen verbrannte er. Sie hatten im Vorhof beim Tempeleingang gestanden, auf der Seite, wo die Diensträume des Hofbeamten Netan-Melech lagen.

12 Auch auf dem Dach des Obergeschosses, das Ahas im Königspalast gebaut hatte, standen Altäre, die verschiedene Könige von Juda errichtet hatten. Josia zertrümmerte sie, wie auch die zwei Altäre, die Manasse in den beiden Tempelvorhöfen aufgestellt hatte. Die Trümmer ließ er ins Kidrontal bringen.

13 Schließlich entweihte er die Höhenheiligtümer im Osten Jerusalems, rechts vom Berg des Verderbens{Damit ist wohl der Ölberg gemeint. Die Worte "Salbung" und "Verderben" klingen im Hebräischen sehr ähnlich. Bewußt wird der Ölberg hier in diesem Zusammenhang "Berg des Verderbens" genannt.} . König Salomo hatte sie seinerzeit errichtet. Er hatte sie Astarte, der widerlichen Göttin der Sidonier, geweiht sowie dem moabitischen Götzen Kemosch und Milkom, dem schrecklichen Götzen der Ammoniter.

14 Josia zertrümmerte die heiligen Steine und schlug die Gedenksäulen um. Den Ort, wo sie gestanden hatten, bedeckte er mit Menschengebeinen.

15 In Bethel standen immer noch das Höhenheiligtum und der Altar, den Jerobeam, der Sohn Nebats, gebaut hatte. Jerobeam war es, der die Israeliten zum Götzendienst verführt hatte. Als Josia sah, daß an den Hängen des Hügels, auf dem der Altar stand, viele Gräber lagen, ließ er alle Gebeine aus den Gräbern holen und auf dem Altar verbrennen. So wurde der Altar auf genau die Weise entweiht, wie der Herr es damals durch den Propheten aus Juda vorausgesagt hatte. Dann zerstörte Josia das Heiligtum; den Altar ließ er niederreißen und die Götzenstatue der Aschera zermalmen, bevor er alles in Flammen aufgehen ließ.

16

17 Als Josia sich umsah, entdeckte er noch ein Grabmal. "Wer ist hier bestattet?" fragte er die Bürger der Stadt. Sie antworteten: "Das ist das Grab des Propheten aus Juda, der über den Altar von Bethel genau das vorhergesagt hat, was du heute getan hast."

18 Da befahl der König: "Laßt ihn in Frieden! Keiner soll seine Gebeine anrühren!" Und so wurden die Gebeine des Propheten verschont, ebenso wie die Gebeine des Propheten aus Samaria, der im selben Grab bestattet war.{Vgl. 1. Könige 13,1-2.31-32}

19 Auf die gleiche Weise wie in Bethel zerstörte Josia alle Höhenheiligtümer in den Städten Samarias. Die Könige von Israel hatten sie errichtet und damit den Zorn des Herrn herausgefordert.

20 Die Götzenpriester dieser Heiligtümer schlachtete Josia auf den Altären und verbrannte ihre Knochen darauf. Danach kehrte er nach Jerusalem zurück.

21 In Jerusalem befahl der König: "Das ganze Volk soll zu Ehren des Herrn das Passahfest feiern, so wie es in unserem Bundesbuch beschrieben ist!"

22 Seit der Zeit, als die Richter das Volk führten, war das Passahfest in Israel nicht mehr so gefeiert worden, auch nicht in den Jahren, in denen Könige über Israel und Juda herrschten.

23 Erst jetzt wieder, im 18. Regierungsjahr König Josias, wurde in Jerusalem dieses Fest zu Ehren des Herrn gefeiert.

24 Josia hielt sich an alles, was in dem Gesetzbuch stand, das der Priester Hilkija im Tempel des Herrn gefunden hatte. Er vertrieb die Totenbeschwörer und Wahrsager und ließ alle Hausgötter und Götzenstatuen in Jerusalem und in ganz Juda vernichten.

25 Weder vor noch nach Josia hatte sich ein König dem Herrn so zugewandt wie er. Keiner war so wie er darauf bedacht, von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit all seiner Kraft nach dem Gesetz des Mose zu leben.

26 Trotzdem war der Herr weiterhin voller Zorn über Juda, denn Manasse hatte ihn über die Maßen herausgefordert.

27 Darum sollte die Drohung des Herrn wahr werden: "Was ich mit Israel getan habe, will ich auch mit Juda tun: Seine Bewohner werde ich verstoßen. Von meiner erwählten Stadt Jerusalem wende ich mich ab. Auch vom Tempel will ich nichts mehr wissen, von dem ich früher gesagt habe: 'Dort will ich für immer wohnen. "

28 Alles Weitere über Josias Leben und seine Taten ist in der Chronik der Könige von Juda beschrieben.

29 Während seiner Regierungszeit unternahm der Pharao Necho, der König von Ägypten, einen Feldzug gegen die Assyrer und drang bis zum Euphrat vor. Josia versuchte, die Ägypter mit seinem Heer aufzuhalten. Doch als es bei Megiddo zur Schlacht kam, tötete Necho ihn.

30 Josias Diener brachten den Toten auf einem Wagen von Megiddo nach Jerusalem und begruben ihn dort in seinem Familiengrab. Das Volk salbte Joahas, den Sohn Josias, zum König und setzte ihn als Nachfolger ein.

31 Joahas wurde mit 23 Jahren König und regierte drei Monate in Jerusalem. Seine Mutter hieß Hamutal; sie war eine Tochter Jirmejas aus Libna.

32 Joahas tat, was der Herr verabscheute, genau wie seine Vorfahren.

33 Der Pharao Necho nahm ihn in Ribla in der Provinz Hamat gefangen und machte so seiner Regierung ein Ende. Das Land Juda mußte dem Pharao 70 Zentner Silber und 36 Kilogramm Gold als Tribut zahlen.

34 Für Joahas setzte der Pharao Eljakim, einen anderen Sohn Josias, auf den Thron und änderte seinen Namen in Jojakim. Joahas aber nahm er mit nach Ägypten, wo dieser später auch starb.

35 Um die geforderte Menge an Gold und Silber aufbringen zu können, mußte Jojakim dem Volk eine Sondersteuer auferlegen. Jeder in Juda hatte seinem Besitz entsprechend eine bestimmte Summe für den Pharao abzuliefern. So konnte Jojakim den Tribut an Necho bezahlen.

36 Jojakim wurde mit 25 Jahren König und regierte elf Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Sebuda und war eine Tochter Pedajas aus Ruma.

37 Auch er tat, was der Herr verabscheute, genau wie seine Vorgänger.

24

1 Während der Regierungszeit Jojakims schickte König Nebukadnezar von Babylonien seine Truppen gegen Juda und zwang Jojakim, sich ihm zu unterwerfen. Doch nach drei Jahren lehnte Jojakim sich auf und sagte sich von Nebukadnezar los.

2 Da ließ der Herr Räuberbanden aus Babylonien, Syrien, Moab und Ammon in Juda einfallen, um Juda zugrunde zu richten. Es sollte sich erfüllen, was der Herr durch seine Diener, die Propheten, angekündigt hatte.

3 Der Herr selbst ließ dieses Unheil über die Bewohner von Juda kommen, weil er sie verstoßen wollte. Denn Manasses Sünden hatten das Maß vollgemacht: seinen Götzendienst

4 und seinen Mord an vielen unschuldigen Menschen - dies alles wollte der Herr nicht mehr vergeben.

5 Alles Weitere über Jojakims Leben steht in der Chronik der Könige von Juda.

6 Als er starb, trat sein Sohn Jojachin die Nachfolge an.

7 Zu dieser Zeit konnte der König von Ägypten sein Land nicht mehr verlassen, denn der König von Babylonien hatte ihm alle zuvor eroberten Gebiete abgenommen: von dem Bach, der die Grenze zu Ägypten bildet, bis zum Euphrat.

8 Jojachin wurde mit 18 Jahren König und regierte drei Monate in Jerusalem. Seine Mutter hieß Nehuschta. Sie war eine Tochter Elnatans aus Jerusalem.

9 Jojachin tat, was der Herr verabscheute, genau wie sein Vater.

10 Während seiner Regierungszeit marschierten die Truppen des babylonischen Königs Nebukadnezar nach Jerusalem vor und bauten einen Wall um die Stadt.

11 Nebukadnezar kam selbst nach Jerusalem, während seine Soldaten die Stadt noch belagerten.

12 Da ergab sich Jojachin. Zusammen mit seiner Mutter, seinen Dienern, Offizieren und Hofbeamten stellte er sich dem König von Babylonien, der ihn sofort gefangennahm. Dies geschah im 8. Regierungsjahr Nebukadnezars.

13 Was der Herr angekündigt hatte, erfüllte sich nun: Nebukadnezar ließ alle Schätze aus dem Tempel des Herrn und aus dem Palast holen, auch die goldenen Gefäße, die Salomo, der König von Israel, hatte anfertigen lassen.

14 Die Oberschicht von Jerusalem führte er in die Verbannung: alle Offiziere und erfahrenen Soldaten, alle Schmiede und Schlosser, insgesamt 10 000 Gefangene. Zurück blieb nur das einfache Volk.

15 Auch Jojachin kam als Gefangener nach Babylonien und mit ihm die Königinmutter, die Frauen des Königs, seine Hofbeamten und alle wohlhabenden Bürger des Landes.

16 Nebukadnezar ließ 7 000 Soldaten und 1 000 Schmiede und Schlosser, alles erfahrene und tüchtige Leute, nach Babylonien verschleppen.

17 In Jerusalem setzte er an Jojachins Stelle Mattanja als König ein. Mattanja war der Onkel Jojachins, der Bruder seines Vaters. Nebukadnezar änderte seinen Namen in Zedekia.

18 Zedekia wurde mit 21 Jahren König und regierte elf Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Hamutal, sie war eine Tochter Jirmejas aus Libna.

19 Wie Jojakim tat auch Zedekia, was der Herr verabscheute.

20 Der Herr war voller Zorn über die Bewohner von Jerusalem und Juda, und so wandte er sich von ihnen ab.

25

1 Auch Zedekia lehnte sich gegen die Herrschaft des babylonischen Königs auf. Darum zog Nebukadnezar erneut mit seinem ganzen Heer nach Jerusalem, um die Stadt anzugreifen. m 9. Regierungsjahr Zedekias, am 10. Tag des 10. Monats, begannen die Babylonier mit der Belagerung Jerusalems. Rings um die Stadt schütteten sie einen Wall auf.

2 Bis ins 11. Regierungsjahr Zedekias hielt Jerusalem der Belagerung stand.

3 Doch schließlich waren alle Vorräte aufgebraucht, und die Einwohner litten unter einer schweren Hungersnot. m 9. Tag des 4. Monats

4 schlugen die Babylonier eine Bresche in die Stadtmauer. In der Nacht darauf gelang Zedekia mit allen seinen Soldaten die Flucht, obwohl die Feinde einen geschlossenen Belagerungsring um die Stadt gebildet hatten. Sie nahmen den Weg durch das Tor zwischen den beiden Mauern beim Garten des Königs und flohen in Richtung Jordanebene.

5 Doch die Babylonier verfolgten Zedekia und holten ihn bei Jericho ein. Seine Soldaten liefen in alle Richtungen davon, und so wurde er allein gefangengenommen.

6 Die Babylonier führten ihn zu ihrem König nach Ribla, dort fällte Nebukadnezar das Urteil über ihn:

7 Zedekia mußte zusehen, wie alle seine Söhne hingerichtet wurden. Danach stach man ihm die Augen aus und brachte ihn in Ketten nach Babylon.

8 Im 19. Regierungsjahr König Nebukadnezars von Babylonien, am 7. Tag des 5. Monats, traf Nebusaradan in Jerusalem ein. Er war der Oberbefehlshaber der königlichen Leibwache und kam im Auftrag Nebukadnezars.

9 Er ließ den Tempel des Herrn, den Königspalast und alle großen Häuser in Flammen aufgehen.

10 Seine Soldaten rissen die Stadtmauer nieder.

11 Nebusaradan ließ alle gefangennehmen, die in Jerusalem und in ganz Juda zurückgeblieben waren. Auch alle, die zu den Babyloniern übergelaufen waren, führte er in die Verbannung.

12 Nur einige der ärmsten Landarbeiter ließ er zurück, um die Äcker und Weinberge zu bestellen.

13 Im Tempel zerschlugen die Babylonier die beiden Säulen aus Bronze, die Kesselwagen und das runde Wasserbecken und brachten die Bronze nach Babylon.

14 Auch die Eimer, Schaufeln, Messer, Schalen und alle anderen bronzenen Gegenstände für den Tempeldienst nahmen sie mit,

15 ebenso die Aschenkübel und Schüsseln aus reinem Gold oder Silber. Dies alles ließ der Oberbefehlshaber der Leibwache nach Babylon bringen.

16 Auch die Bronze der beiden Säulen, des runden Wasserbeckens und der Kesselwagen, die Salomo für den Tempel des Herrn hatte anfertigen lassen, wurde mitgenommen. Es kam so viel Bronze zusammen, daß man sie gar nicht mehr wiegen konnte.

17 Allein die beiden Säulen waren schon neun Meter hoch, und auf jeder ruhte noch ein bronzenes Kapitell von anderthalb Metern Höhe. Die Kapitelle waren ringsum verziert mit Ketten und Granatäpfeln, ebenfalls aus Bronze.

18 Nebusaradan, der Oberbefehlshaber der königlichen Leibwache, ließ einige Männer von den Gefangenen aussondern: den Hohenpriester Seraja, seinen Stellvertreter Zefanja und die drei Priester, die den Tempeleingang bewachten,

19 einen Hofbeamten, der die Aufsicht über die Truppen in der Stadt hatte, fünf Männer aus Jerusalem, die zu den engsten Vertrauten des Königs gehörten, den Offizier, der für die Musterung der Truppen verantwortlich war, und schließlich sechzig Männer aus Juda, die sich gerade in Jerusalem aufhielten.

20 Sie alle sonderte Nebusaradan aus und brachte sie nach Ribla in der Provinz Hamat zum König von Babylonien.

21 Dort ließ Nebukadnezar sie alle hinrichten. Die Bevölkerung von Juda wurde aus ihrer Heimat vertrieben.

22 Über die zurückgebliebene Bevölkerung von Juda, die Nebukadnezar nicht gefangengenommen hatte, setzte er einen Statthalter ein: Gedalja, einen Sohn Ahikams und Enkel Schafans.

23 Als die Offiziere und Soldaten, die verschont geblieben waren, hörten, wen der babylonische König als Statthalter eingesetzt hatte, kamen sie zu Gedalja nach Mizpa. Es waren die Offiziere Jismael, ein Sohn Netanjas, Johanan, ein Sohn Kareachs, Seraja aus Netofa, ein Sohn Tanhumets, und Jaasanja aus Maacha. Einige ihrer Soldaten begleiteten sie.

24 Gedalja versprach ihnen: "Ihr braucht vor den Babyloniern keine Angst zu haben! Bleibt in Juda, und unterwerft euch dem babylonischen König! Dann geht es euch gut. Das schwöre ich euch!"

25 Aber im 7. Monat des Jahres kam Jismael, der Sohn Netanjas und Enkel Elischamas, ein direkter Nachkomme der Königsfamilie, wieder nach Mizpa. Zehn Männer begleiteten ihn. Sie töteten Gedalja und alle Judäer und Babylonier, die bei ihm in Mizpa wohnten.

26 Darauf floh die ganze Bevölkerung Judas, arm und reich, mit den Offizieren nach Ägypten. Sie fürchteten die Rache der Babylonier.

27 37 Jahre nach der Gefangennahme Jojachins, des früheren Königs von Juda, wurde Ewil-Merodach König von Babylonien. Im 1. Jahr seiner Regierung, am 27. Tag des 12. Monats, begnadigte er Jojachin von Juda und holte ihn aus dem Gefängnis.

28 Er behandelte ihn freundlich und gab ihm eine bevorzugte Stellung unter den Königen, die in Babylon gefangengehalten wurden.

29 Jojachin durfte seine Gefängniskleidung ablegen und bis an sein Lebensende an der königlichen Tafel essen.

30 Der König sorgte auch sonst für seinen Unterhalt. Jojachin bekam täglich, was er zum Leben brauchte.