1 Lieber Theophilus! In meinem ersten Bericht habe ich von allem geschrieben, was Jesus getan und gelehrt hat;
2 und zwar von Anfang an bis zu seiner Rückkehr zu Gott. Bevor aber Jesus in den Himmel aufgenommen wurde, hatte ihm der Heilige Geist gezeigt, welche Männer er als seine Apostel berufen sollte. Ihnen gab er genaue Anweisungen für die Zukunft.
3 Diesen Männern hat er sich auch nach seinem Leiden und Sterben gezeigt und damit bewiesen, daß er tatsächlich auferstanden ist. Vierzig Tage lang sahen sie ihn, und er sprach mit ihnen über das Reich Gottes.
4 An einem dieser Tage{Wörtlich: Zusammen (mit ihnen) essend.} befahl Jesus seinen Jüngern: "Verlaßt Jerusalem nicht! Bleibt so lange hier, bis in Erfüllung gegangen ist, was euch der Vater durch mich versprochen hat.
5 Johannes taufte mit Wasser; ihr aber werdet bald mit dem Heiligen Geist getauft werden."
6 Bei dieser Gelegenheit fragten sie ihn: "Herr, wirst du jetzt Israel wieder zu einem freien und mächtigen Reich machen?"
7 Darauf antwortete Jesus: "Die Zeit dafür hat allein Gott der Vater bestimmt. Das ist nicht eure Sache.
8 Aber ihr werdet den Heiligen Geist empfangen und durch seine Kraft meine Zeugen sein in Jerusalem und Judäa, in Samarien und auf der ganzen Erde."
9 Nachdem er das gesagt hatte, nahm Gott ihn zu sich. Eine Wolke verhüllte ihn vor ihren Augen, und sie sahen ihn nicht mehr.
10 Noch während sie überrascht nach oben blickten, standen auf einmal zwei weißgekleidete Männer bei ihnen.
11 "Ihr Galiläer", sprachen sie die Jünger an, "was steht ihr hier und seht zum Himmel? Gott hat Jesus aus eurer Mitte zu sich in den Himmel genommen; aber eines Tages wird er genauso zurückkehren."
12 Da gingen sie vom Ölberg nach Jerusalem zurück, das ungefähr einen Kilometer entfernt liegt.
13 Sie kamen im oberen Stockwerk des Hauses zusammen, wo sie sich auch sonst immer trafen, und beteten miteinander.{Wörtlich: Diese alle verharrten einmütig im Gebet.} Es waren Petrus, Johannes, Jakobus, Andreas, Philippus, Thomas, Bartholomäus, Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, Simon, der ehemalige Freiheitskämpfer, und Judas, der Sohn des Jakobus. Zu ihnen gehörten auch einige Frauen, unter anderem Maria, die Mutter von Jesus, und seine Brüder.
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15 An einem dieser Tage hatten sich etwa hundertzwanzig Menschen dort versammelt. Da stand Petrus auf und sagte:
16 "Liebe Brüder! Die Voraussage der Heiligen Schrift über Judas, der Jesus an seine Feinde verriet, mußte sich erfüllen. Es ist so gekommen, wie es der Heilige Geist durch David vorhergesagt hat.
17 Judas gehörte zu uns und erhielt denselben Auftrag wie wir.
18 Von dem Geld, das er für seinen Verrat bekam, kaufte er sich ein Stück Land. Aber Judas hat ein schreckliches Ende gefunden. Kopfüber stürzte er zu Tode, sein Leib wurde zerschmettert, so daß die Eingeweide heraustraten.
19 Das weiß jeder in Jerusalem, und deshalb nennt man diesen Acker auf hebräisch Hakeldamach, das heißt 'Blutacker'.
20 Schon in den Psalmen steht: 'Sein Besitz wird veröden, und niemand wird darin wohnen!{Psalm 69,26} An einer anderen Stelle heißt es: 'Seine Aufgabe soll ein anderer übernehmen.{Psalm 109,8}
21 Deshalb muß für Judas ein Nachfolger gefunden werden. Es muß ein Mann sein, der die ganze Zeit bei Jesus war;
22 angefangen von dem Tag, an dem Jesus von Johannes getauft wurde, bis zu dem Tage, an dem Gott ihn zu sich nahm. Denn zusammen mit uns soll er bezeugen, daß Jesus auferstanden ist."
23 Sie stellten zwei Männer zur Wahl: Joseph Justus, der auch Barsabas genannt wurde, und Matthias.
24 Dann beteten sie alle: "Herr, du kennst jeden Menschen ganz genau. Zeige uns, welcher von diesen beiden nach deinem Willen den Dienst und den Auftrag des Judas übernehmen soll. Denn Judas hat seinen Auftrag nicht erfüllt.
25 Er ist jetzt an dem Platz, der ihm zukommt."
26 Danach losten sie, und das Los fiel auf Matthias. Seit dieser Zeit gehörte er zu den zwölf Aposteln.
1 Zum Beginn des jüdischen Pfingstfestes waren alle Jünger wieder beieinander.
2 Plötzlich kam vom Himmel her ein Brausen wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie sich versammelt hatten.
3 Zugleich sahen sie etwas wie züngelndes Feuer, das sich auf jedem einzelnen von ihnen niederließ.
4 So wurden sie alle mit dem Heiligen Geist erfüllt, und sie redeten in fremden Sprachen; denn der Geist hatte ihnen diese Fähigkeit gegeben.
5 Zum Fest waren viele gottesfürchtige Juden aus aller Welt nach Jerusalem gekommen.
6 Sie liefen von allen Seiten herbei, als das geschah. Fassungslos hörte jeder die Apostel in seiner eigenen Sprache reden.
7 "Wie ist das möglich?" riefen sie außer sich. "Alle diese Leute sind doch aus Galiläa,
8 und dennoch reden sie in unserer Muttersprache; ganz gleich, ob wir Parther, Meder oder Elamiter sind.
9 Andere von uns kommen aus Mesopotamien, Judäa, Kappadozien, Pontus und der Provinz Asien,
10 aus Phrygien, Pamphylien und aus Ägypten, aus der Gegend von Kyrene in Libyen und selbst aus Rom. Wir sind Juden oder Anhänger des jüdischen Glaubens,
11 Kreter und Araber. Doch jeder von uns hört diese Männer in seiner eigenen Sprache von Gottes großen Taten reden!"
12 Bestürzt und ratlos fragte einer den anderen: "Was soll das bedeuten?"
13 Einige aber spotteten: "Die haben doch nur zuviel getrunken!"
14 Da erhob sich Petrus mit den anderen elf Aposteln und rief der Menge zu: "Hört her, ihr jüdischen Männer und ihr Einwohner von Jerusalem. Ich will euch erklären, was hier geschieht.
15 Diese Männer sind nicht betrunken, wie einige von euch meinen. Es ist ja erst neun Uhr morgens.
16 Nein, hier erfüllt sich, was der Prophet Joel vorausgesagt hat. Bei ihm heißt es:
17 'In den letzten Tagen, spricht Gott, will ich alle Menschen mit meinem Geist erfüllen. Eure Söhne und Töchter werden aus göttlicher Eingebung reden, eure jungen Männer werden Visionen haben und die alten Männer bedeutungsvolle Träume.
18 Allen Männern und Frauen, die mir dienen, will ich meinen Geist geben, und sie werden in meinem Auftrag reden.
19 Am Himmel und auf der Erde werdet ihr Wunderzeichen sehen: Blut, Feuer und Rauch.
20 Die Sonne wird sich verfinstern und der Mond blutrot scheinen, bevor der Tag des Herrn kommt, groß und herrlich.
21 Wer dann den Namen des Herrn anruft, soll gerettet werden.{Joel 3,1-5}
22 Hört her, ihr Männer lsraels! Wie ihr alle wißt, hat Jesus von Nazareth in Gottes Auftrag mitten unter euch viele mächtige Taten, Zeichen und Wunder gewirkt. Gott selbst hat es also durch ihn getan.
23 Aber Jesus wurde durch Verrat an euch ausgeliefert, und ihr habt ihn mit Hilfe der ungläubigen Römer ans Kreuz genagelt und umgebracht. Doch genau so war es von Gott vorausbestimmt.
24 Diesen Jesus hat Gott auferweckt und damit die Macht des Todes gebrochen. Wie hätte auch der Tod über ihn Gewalt behalten können!
25 David sprach schon von Jesus, als er sagte: 'Ich sehe immer auf den Herrn. Er steht mir zur Seite, damit ich nicht falle.
26 Darüber freue ich mich so sehr, daß ich es nicht für mich behalten kann. Selbst wenn ich sterbe, hoffe ich auf dich, Herr!
27 Denn du wirst mich nicht dem Tod und der Verwesung überlassen, ich gehöre ja zu dir.
28 Du zeigst mir den Weg, der zum Leben führt. Du beschenkst mich mit Freude, denn du bist bei mir.{Psalm 16,8-11}
29 Liebe Brüder! Laßt es mich ganz offen sagen: Unser Vater David ist gestorben, und er wurde begraben. Sein Grab kann man heute noch sehen.
30 Gott hatte ihm aber mit einem Eid geschworen, einer von Davids Nachkommen werde als König auf seinem Thron sitzen. Weil David nun ein Prophet war,
31 hat er die Auferstehung des Christus vorausgesehen. Von ihm nämlich sagte er: Er wird nicht bei den Toten bleiben, und sein Leib wird nicht verwesen.
32 Diesen Jesus hat Gott von den Toten auferweckt. Das können wir alle bezeugen.
33 Nun hat Gott ihn zum Herrscher eingesetzt. Er empfing vom Vater den Heiligen Geist und gab ihn uns, wie es vorausgesagt war. Ihr seht und hört jetzt selbst, daß es in Erfüllung gegangen ist.
34 Nicht David ist zum Himmel aufgefahren, denn er sagt: 'Gott sprach zu meinem Herrn: Setze dich auf den Ehrenplatz an meiner rechten Seite,
35 bis ich dir alle deine Feinde unterworfen habe, bis du deinen Fuß auf ihren Nacken setzt.{Psalm 110,1}
36 Kein Mensch in ganz Israel kann jetzt noch daran zweifeln: Gott hat Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Retter gemacht."
37 Tief betroffen wollten die Zuhörer von Petrus und den anderen Aposteln wissen: "Brüder, was sollen wir tun?"
38 "Ändert euch und euer Leben! Wendet euch Gott zu!" forderte Petrus sie auf. "Laßt euch auf den Namen Jesu Christi taufen, damit euch Gott eure Sünden vergibt und ihr den Heiligen Geist empfangt.
39 Das alles ist euch, euern Nachkommen und den Menschen in aller Welt zugesagt, die der Herr, unser Gott, in seinen Dienst berufen wird."
40 Petrus sprach noch lange mit ihnen und forderte sie eindringlich auf: "Laßt euch von eurer Gottlosigkeit erretten!"{Wörtlich: Laßt euch retten aus diesem verkehrten Geschlecht.}
41 Viele Zuhörer glaubten, was Petrus ihnen sagte, und ließen sich taufen. Etwa dreitausend Menschen wurden an diesem Tag in die Gemeinde aufgenommen.
42 Diese ersten Christen ließen sich regelmäßig von den Aposteln unterrichten und lebten in brüderlicher Gemeinschaft, feierten das Abendmahl und beteten miteinander.
43 Eine tiefe Ehrfurcht vor Gott erfüllte sie alle. Er wirkte durch die Apostel viele Wunder und bestätigte auf diese Weise ihre Worte.
44 Die Gläubigen lebten wie in einer großen Familie. Was sie besaßen, gehörte ihnen gemeinsam.
45 Wer ein Grundstück oder anderen Besitz hatte, verkaufte ihn und half mit dem Geld denen, die in Not waren.
46 Täglich kamen sie im Tempel zusammen und feierten in den Häusern das Abendmahl. In großer Freude und mit aufrichtigem Herzen trafen sie sich zu gemeinsamen Mahlzeiten.
47 Sie lobten Gott und waren im ganzen Volk geachtet und anerkannt. Die Gemeinde wurde mit jedem Tag größer, weil Gott viele Menschen rettete.
1 An einem Nachmittag gegen drei Uhr gingen Petrus und Johannes wie gewohnt zum Tempel. Sie wollten dort am gemeinsamen Gebet teilnehmen.
2 Zur selben Zeit brachte man einen Gelähmten und setzte ihn an eine der Tempeltüren, an das sogenannte "Schöne Tor". Der Mann war seit seiner Geburt krank und bettelte dort wie an jedem Tag.
3 Als Petrus und Johannes den Tempel betreten wollten, bat er auch sie um etwas Geld.
4 Sie blieben stehen, und Petrus sagte: "Sieh uns an!"
5 Erwartungsvoll blickte der Mann auf: Würde er etwas von ihnen bekommen?
6 Doch Petrus sagte: "Geld habe ich nicht. Aber was ich habe, will ich dir geben. Im Namen Jesu Christi von Nazareth: Stehe auf und geh!"
7 Dabei faßte er den Gelähmten an der rechten Hand und richtete ihn auf. In demselben Augenblick konnte der Kranke Füße und Gelenke gebrauchen.
8 Er sprang auf, lief einige Schritte hin und her und ging dann mit Petrus und Johannes in den Tempel. Außer sich vor Freude rannte er umher, sprang in die Luft und lobte Gott.
9 So sahen ihn die anderen Tempelbesucher.
10 Sie erkannten, daß es der Bettler war, der immer an der "Schönen Tür" des Tempels gesessen hatte. Fassungslos starrten sie den Geheilten an. Wieso konnte er jetzt laufen?
11 Alle drängten aufgeregt in die Halle Salomos. Dort umringten sie Petrus, Johannes und den Geheilten, der nicht von der Seite der Apostel wich.
12 Als Petrus die vielen Menschen sah, sprach er zu ihnen: "Ihr Männer aus Israel! Warum wundert ihr euch? Und weshalb staunt ihr uns an? Glaubt ihr denn, wir hätten diesen Gelähmten aus eigener Kraft geheilt oder weil wir so fromm sind?
13 Nein, es ist der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter, der uns mit dieser Wundertat die Macht und Ehre seines Sohnes{Wörtlich: Knechtes.} Jesus gezeigt hat. Diesen Jesus habt ihr verraten und verleugnet, obwohl Pilatus entschlossen war, ihn freizulassen.
14 Für den Heiligen und Gerechten habt ihr das Todesurteil verlangt, aber den Mörder habt ihr begnadigt.
15 Ihr habt den getötet, von dem alles Leben kommt. Aber Gott hat ihn von den Toten auferstehen lassen. Das können wir bezeugen.
16 Weil wir an Jesus glauben, hat er diesen Mann hier geheilt. Ihr alle kennt ihn und wißt, daß er gelähmt war. Doch nun ist er gesund geworden, weil er an Jesus geglaubt hat.{Wörtlich: aufgrund des Glaubens an seinen Namen.}
17 Ich weiß, liebe Brüder, euch war nicht klar, was ihr damals getan habt, und auch eure Führer wußten es nicht.
18 Doch Gott hat dadurch erfüllt, was alle Propheten angekündigt haben: Der verheißene Retter muß leiden.
19 Jetzt aber ändert euch von Grund auf, und kehrt um zu Gott, damit er euch die Sünden vergibt.
20 Dann wird auch die Zeit kommen, in der sich Gott euch freundlich zuwenden und den seit langem ausersehenen Messias senden wird, nämlich Jesus.
21 Jetzt herrscht er unsichtbar im Himmel, aber die Zeit wird kommen, in der alles neu wird. Davon hat Gott schon immer durch seine auserwählten Propheten gesprochen.
22 Bereits Mose hat gesagt: 'Einen Propheten wie mich wird der Herr zu euch senden, einen Mann aus euerm Volk. Dem sollt ihr in allem gehorchen.
23 Wer ihm aber nicht gehorcht, der soll aus dem Volk verstoßen werden und sterben.{5. Mose 18,15; 3. Mose 23,29}
24 Ebenso haben Samuel und alle Propheten nach ihm diese Tage angekündigt.
25 Was diese Männer gesagt haben, gilt auch für euch. Auch für euch gilt der Bund, den Gott mit euern Vätern geschlossen hat. Denn Gott sprach zu Abraham: 'Durch deine Nachkommen sollen alle Völker der Erde gesegnet werden.{1. Mose 12,3; 18,18}
26 Gott hat seinen Knecht Jesus zu euch geschickt und bietet euch damit das Heil an. Er wird euch segnen, wenn ihr umkehrt und euer Leben ändert."
1 Noch während Petrus und die anderen Apostel zu den Leuten sprachen, drängten sich einige Priester, der Hauptmann der Tempelpolizei und ein paar Sadduzäer nach vorn.
2 Sie waren empört, weil Petrus und Johannes in aller Öffentlichkeit lehrten, daß es eine Auferstehung von den Toten gibt, wie es Jesu Auferstehung ja bewiesen habe.
3 Deswegen ließen sie die beiden Apostel verhaften und über Nacht ins Gefängnis sperren, weil es inzwischen Abend geworden war.
4 Aber viele von den Zuhörern waren durch die Predigt der Apostel zum Glauben gekommen, so daß nun etwa fünftausend Männer zur Gemeinde gehörten.
5 Am nächsten Morgen berief man eine Sitzung des jüdischen Gerichtshofes in Jerusalem ein.
6 Der Hohepriester Hannas, dazu Kaiphas, Johannes, Alexander und andere aus der Verwandtschaft des Hohenpriesters waren anwesend.
7 Sie ließen Petrus und Johannes hereinbringen und fragten die Apostel: "Wer hat euch für das, was ihr getan habt, den Auftrag und die Vollmacht gegeben?"
8 Erfüllt vom Heiligen Geist antwortete ihnen Petrus: "Ihr Führer und Ältesten unseres Volkes!
9 Wir werden heute vor Gericht gestellt, weil wir einem Kranken geholfen haben.
10 Auf die Frage, wie der Mann hier gesund geworden ist, gibt es nur eine Antwort, und die wollen wir euch und dem ganzen Volk Israel gern geben: Daß dieser Mann geheilt wurde, geschah allein im Namen Jesu Christi von Nazareth. Er ist es, den ihr gekreuzigt habt und den Gott von den Toten auferweckte.
11 Jesus ist der Eckstein, von dem in der Heiligen Schrift gesprochen wird und den ihr Bauleute als unbrauchbar weggeworfen habt.{Psalm 118, 22} Er aber trägt nun den ganzen Bau.
12 Nur Jesus kann den Menschen Rettung bringen. Nichts und niemand sonst auf der ganzen Welt rettet sie."{Wörtlich: Es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir gerettet werden können.}
13 Die Mitglieder des Gerichtshofes wunderten sich darüber, wie mutig Petrus und Johannes redeten; wußten sie doch, daß es einfache Leute waren, die niemals Theologie studiert hatten. Aber sie erkannten die beiden als Jünger Jesu wieder;
14 und die Heilung selbst konnten sie nicht bestreiten, denn der Geheilte stand vor ihnen.
15 Deshalb ließen sie zunächst einmal die Angeklagten aus dem Sitzungssaal führen.
16 "Was sollen wir nur mit diesen Leuten anfangen?" fragten sie sich. "Daß sie in Jerusalem ein Wunder gewirkt haben, können wir nicht ableugnen. Schließlich haben das viele mit eigenen Augen gesehen.
17 Damit ihr Einfluß auf das Volk aber nicht noch größer wird, sollten wir ihnen streng verbieten, jemals wieder von diesem Jesus zu reden."
18 Nachdem sie die Apostel wieder in den Sitzungssaal gerufen hatten, verboten sie ihnen sehr nachdrücklich, noch einmal in der Öffentlichkeit von Jesus zu reden.
19 Aber Petrus und Johannes antworteten nur: "Wollt ihr tatsächlich von uns verlangen, daß wir euch mehr gehorchen als Gott?
20 Wir können unmöglich verschweigen, was wir gesehen und gehört haben!"
21 Da verwarnte das Gericht die Apostel noch einmal, ließ sie jedoch frei, weil die Richter Unruhe im Volk befürchteten. Denn alle Menschen in Jerusalem lobten Gott, der durch Petrus und Johannes ein solches Wunder vollbracht hatte.
22 Immerhin war der Mann, an dem dieses Wunder geschah, schon über vierzig Jahre gelähmt gewesen.
23 Sofort nachdem Petrus und Johannes frei waren, gingen sie zu den anderen Christen{Wörtlich: zu den Ihren.} und berichteten, was ihnen die Hohenpriester und Führer des Volkes angedroht hatten.
24 Da beteten alle gemeinsam zu Gott:"Herr, du hast den Himmel, die Erde und das Meer erschaffen und dazu alles, was lebt.
25 Es sind deine Worte, die unser Vater David, dein Knecht, durch den Heiligen Geist gesprochen hat: 'Warum toben die Heiden, und weshalb schmieden die Völker ihre nutzlosen Pläne?
26 Die Machthaber der Erde rüsten auf, und alle Herrscher verbünden sich zum Kampf gegen Gott und seinen Christus.{Psalm 2,1-2}
27 Genau das ist in dieser Stadt geschehen. Sie haben sich verbündet: Herodes und Pilatus, die Römer und ganz Israel. Sie sind eins geworden im Kampf gegen Jesus, deinen heiligen Sohn, den du erwählt hast.
28 Doch sie erfüllen nur, was du in deiner Macht schon seit langem beschlossen hast.
29 Und nun, Herr, höre ihre Drohungen! Hilf allen, die an dich glauben, deine Botschaft ohne Angst weiterzusagen.
30 Zeige deine Macht! Laß Heilungen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Sohnes Jesus!"
31 Als sie gebetet hatten, bebte das Haus, in dem sie zusammengekommen waren. Sie wurden alle mit dem Heiligen Geist erfüllt und predigten das Wort Gottes furchtlos und unerschrocken.
32 Alle Christen waren ein Herz und eine Seele. Niemand betrachtete sein Eigentum als privaten Besitz, sondern alles gehörte ihnen gemeinsam.
33 Mit großer Überzeugungskraft berichteten die Apostel von der Auferstehung Jesu, und alle erlebten Gottes Güte.{Wörtlich: und große Gnade war mit ihnen allen.}
34 Niemandem in der Gemeinde fehlte etwas; denn wer Häuser oder Äcker besaß, verkaufte seinen Besitz.
35 Das Geld wurde von den Aposteln an die Bedürftigen weitergegeben.
36 Einer der Spender war der Levit Joseph aus Zypern. Die Apostel nannten ihn auch Barnabas, das heißt "der Tröster". Dieser Joseph hatte seinen Acker verkauft und das Geld den Aposteln gegeben.
1 Ein Mann, er hieß Ananias, verkaufte zusammen mit seiner Frau Saphira ein Grundstück.
2 Sie war damit einverstanden, daß er einen Teil des Geldes behielt und nur den Rest zu den Aposteln brachte.
3 Aber Petrus durchschaute ihn. "Ananias", fragte er, "warum hast du es zugelassen, daß der Satan von dir Besitz ergreift? Warum hast du den Heiligen Geist betrogen und einen Teil des Geldes unterschlagen?
4 Niemand hat dich gezwungen, das Land zu verkaufen. Es war dein Eigentum. Sogar das Geld hättest du behalten können. Wie konntest du nur so etwas tun! Du hast nicht Menschen betrogen, sondern Gott selbst."
5 Bei diesen Worten brach Ananias tot zusammen. Alle, die davon hörten, waren entsetzt.
6 Einige junge Männer bedeckten den Toten mit einem Tuch und trugen ihn hinaus, um ihn zu begraben.
7 Etwa drei Stunden später kam seine Frau Saphira in die Gemeinde. Sie wußte noch nicht, was geschehen war.
8 Petrus fragte sie: "Ist das hier alles gewesen, was ihr für euern Acker bekommen habt?" "Ja", antwortete sie, "das war alles."
9 "Wie konntet ihr jemals annehmen, Gottes Heiliger Geist würde euern Betrug nicht merken?" erwiderte Petrus. "Die Männer, die deinen Mann begraben haben, kommen gerade zurück. Sie werden auch dich hinaustragen."
10 In demselben Augenblick stürzte Saphira tot zu Boden. Als die jungen Männer hereinkamen und sahen, daß sie tot war, trugen sie auch die Frau hinaus und begruben sie neben ihrem Mann.
11 Die ganze Gemeinde aber und alle, die davon hörten, erschraken zutiefst.
12 In Gottes Auftrag vollbrachten die Apostel viele erstaunliche Taten und Wunder. Die ganze Gemeinde traf sich immer wieder im Tempel in der Halle Salomos, fest vereint im Glauben.
13 Die anderen wagten nicht, sich ihnen anzuschließen; sie sprachen aber mit Hochachtung von der Gemeinde.
14 Immer mehr glaubten an Jesus, Männer wie Frauen.
15 Es kam soweit, daß man die Kranken auf Betten und Bahren an die Straße brachte, damit wenigstens der Schatten des vorübergehenden Petrus auf sie fallen sollte.
16 Selbst aus den umliegenden Städten Jerusalems strömten die Menschen herbei. Sie brachten ihre Kranken und von Dämonen Besessenen, und alle wurden gesund.
17 Der Hohepriester aber und seine Freunde aus der Partei der Sadduzäer waren neidisch auf die ständig wachsende Gemeinde Christi und beschlossen deshalb, nicht länger tatenlos zuzusehen.
18 Kurzerhand ließen sie die Apostel festnehmen und ins Gefängnis werfen.
19 Aber in der Nacht öffnete ein Engel des Herrn die Gefängnistüren und führte die Apostel hinaus.
20 "Geht in den Tempel", sagte er, "und verkündet dort allen die Botschaft vom neuen Leben durch Jesus!"
21 Also gingen die Apostel frühmorgens in den Tempel und predigten dort in aller Öffentlichkeit. ur selben Zeit berief der Hohepriester mit seinen Gesinnungsgenossen den jüdischen Gerichtshof, die Führer des Volkes, zu einer Sitzung ein. Dann ließen sie die Apostel zum Verhör holen.
22 Aber die waren nicht mehr im Gefängnis. So gingen die Beauftragten des Hohenpriesters zurück und meldeten:
23 "Die Gefangenen sind fort. Die Türen des Gefängnisses waren sorgfältig verschlossen und ordnungsgemäß bewacht. Aber als wir die Türen öffneten, war niemand in der Zelle."
24 Der Befehlshaber der Tempelpolizei und der Hohepriester waren ratlos. Wie sollte das alles noch enden?
25 In diesem Augenblick stürzte jemand mit der Nachricht herein: "Die Männer, die ihr ins Gefängnis geworfen habt, sind schon wieder im Tempel und reden von Jesus!"
26 Sofort zog der Befehlshaber der Tempelpolizei mit seinen Männern zum Tempel und holte die Apostel. Allerdings wendeten sie keine Gewalt an, weil sie sonst fürchten mußten, vom Volk gesteinigt zu werden.
27 Die Apostel wurden in den Gerichtssaal gebracht, wo der Hohepriester sie verhörte.
28 "Haben wir euch nicht streng verboten, jemals wieder von diesem Jesus zu reden?" begann er. "Und doch spricht inzwischen ganz Jerusalem davon. Ihr wollt uns sogar für den Tod dieses Menschen verantwortlich machen!"
29 Petrus und die anderen Apostel erwiderten: "Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen!
30 Der Gott unserer Väter hat Jesus, den ihr ans Kreuz geschlagen und getötet habt, von den Toten auferweckt.
31 Gott hat ihn durch seine Macht zum Herrscher und Retter erhoben, damit sich das Volk Israel von Grund auf ändern kann und ihm seine Sünden vergeben werden.
32 Das werden wir immer bezeugen und auch der Heilige Geist, den Gott allen gibt, die ihm gehorchen."
33 Diese Worte versetzten die Mitglieder des Gerichtshofes in maßlose Wut, und sie beschlossen, die Apostel töten zu lassen.
34 Da stand Gamaliel auf, ein Pharisäer und hochangesehener Schriftgelehrter. Er ließ die Apostel für kurze Zeit hinausbringen;
35 dann wandte er sich an die Gerichtsversammlung: "Ihr Männer von Israel, seid vorsichtig und überlegt euch genau, was ihr gegen diese Leute unternehmt.
36 Schon früher glaubten manche Männer, etwas Besonderes zu sein, wie Theudas zum Beispiel. Etwa vierhundert Männer konnte er als Anhänger gewinnen. Aber er wurde getötet, und von seinen Leuten ist keiner mehr zu finden. Niemand spricht mehr von ihnen.
37 Zur Zeit der Volkszählung unternahm Judas aus Galiläa einen Aufstand. Viele Leute schlossen sich ihm an. Aber auch er kam um, und von seiner Bewegung spricht kein Mensch mehr.
38 Deshalb rate ich euch: Laßt diese Männer in Ruhe! Wenn es ihre eigenen Ideen und Taten sind, für die sie sich einsetzen, werden sie scheitern.
39 Steht aber Gott dahinter, könnt ihr ohnehin nichts dagegen unternehmen. Oder wollt ihr gegen Gott kämpfen?"
40 Das überzeugte alle. Man rief die Apostel wieder herein, ließ sie auspeitschen und verbot ihnen noch einmal, von Jesus zu reden. Dann wurden sie freigelassen.
41 Die Apostel aber verließen den Gerichtssaal voller Freude darüber, daß Gott ihnen das Vorrecht gegeben hatte, für Jesus Verachtung und Schmerzen zu ertragen.
42 Sie verkündeten weiter jeden Tag öffentlich im Tempel und auch in Privathäusern, daß Jesus der schon lange erwartete Messias ist.
1 In dieser Zeit wuchs die Gemeinde rasch. Dabei kam es zu Schwierigkeiten zwischen den Hebräern und den Juden, die griechisch sprachen. Diese beklagten sich darüber, daß ihre Witwen bei der täglichen Versorgung benachteiligt würden.
2 Deshalb riefen die zwölf Apostel alle Gläubigen zusammen. "Es ist nicht richtig", sagten sie, "wenn wir Lebensmittel verteilen müssen, statt Gottes Wort zu verkündigen.
3 Darum, liebe Brüder, sucht in der Gemeinde nach sieben zuverlässigen Männern, die ihr Leben ganz vom Heiligen Geist bestimmen lassen und wissen, was zu tun ist. Sie sollen diese Aufgabe übernehmen.
4 Wir selbst aber wollen nach wie vor alle Kraft für das Gebet und die Verkündigung des Wortes Gottes einsetzen."
5 Mit diesem Vorschlag waren alle einverstanden. Zuerst wählten sie Stephanus, einen Mann mit festem Glauben und erfüllt mit dem Heiligen Geist; danach Philippus, Prochorus, Nikanor, Timon, Parmenas und Nikolaus von Antiochia; er war zum jüdischen Glauben übergetreten und dann erst Christ geworden.
6 Diese sieben Männer wurden den Aposteln vorgestellt, die für sie beteten und ihnen segnend die Hände auflegten.
7 Das Wort Gottes aber wurde immer mehr Menschen verkündet. Vor allem in Jerusalem wuchs die Zahl der Christen ständig. Unter ihnen waren viele jüdische Priester, die zum Glauben gefunden hatten.
8 Stephanus vollbrachte durch Gottes Gnade und Kraft aufsehenerregende Wunder im Volk.
9 Eines Tages verwickelten ihn Anhänger einer jüdischen Gemeinde, die sich die "Freigelassenen" nannten, in ein Streitgespräch. Auch Leute aus Kyrene, Alexandria, Zilizien und der Provinz Asia beteiligten sich daran.
10 Aber keiner von ihnen konnte den Argumenten des Stephanus, die Gottes Geist ihm eingab, etwas Überzeugendes entgegenhalten.
11 Weil sie sich darüber ärgerten, hetzten sie ein paar Leute auf, die behaupten sollten: "Er hat Gott und Mose beleidigt. Wir haben es selbst gehört."
12 Dadurch gelang es ihnen, das Volk, seine Führer und die Gesetzeslehrer so aufzuwiegeln, daß sie über Stephanus herfielen und ihn vor ihren Gerichtshof schleppten.
13 Dort traten Zeugen gegen Stephanus auf, die man vorher bestochen hatte. "Dieser Mensch", so behaupteten sie, "lästert fortwährend den heiligen Tempel und das Gesetz Gottes.
14 Wir haben selbst gehört, daß er gesagt hat: 'Jesus von Nazareth wird den Tempel zerstören und die Ordnungen ändern, wie sie Mose uns gegeben hat. "
15 Jeder im Gerichtssaal blickte gespannt auf Stephanus, und jeder konnte sehen, daß sein Gesicht leuchtete wie das Gesicht eines Engels.
1 Der Hohepriester fragte ihn: "Stimmt es, was die Männer hier von dir behaupten?"
2 Stephanus antwortete: "Hört mich an, liebe Brüder und Väter! Gott, dem alle Ehre zukommt, erschien unserem Vater Abraham in Mesopotamien, noch ehe Abraham nach Haran gezogen war.
3 Gott forderte ihn auf: 'Verlaß deine Heimat und deine Verwandtschaft, und zieh in das Land, das ich dir zeigen werde!{1. Mose 12,1}
4 So verließ Abraham das Land der Chaldäer und wohnte in Haran, bis sein Vater starb. Dann brachte Gott ihn hierher, wo ihr jetzt wohnt.
5 Aber Gott gab ihm keinen Fußbreit eigenes Land, obwohl er ihm zugesagt hatte, daß seinen Nachkommen alles Land gehören würde. Zu der Zeit aber hatte Abraham noch keine Kinder!
6 Gott sagte zu ihm: 'Deine Nachkommen werden in einem fremden Land heimatlos sein. Vierhundert Jahre wird man sie ausbeuten, und sie werden viel leiden müssen.
7 Aber Gott versprach Abraham auch: 'Ich werde das Volk bestrafen, das die Israeliten so lange unterdrückt hat. Dann werden deine Nachkommen Ägypten verlassen und mir hier dienen.{1. Mose 15,13-14}
8 Damals schloß Gott mit Abraham den Bund, dessen Zeichen die Beschneidung ist. Als später Isaak geboren wurde, beschnitt ihn sein Vater Abraham acht Tage nach der Geburt. Auch Isaak und sein Sohn Jakob hielten an dieser Ordnung fest, ebenso Jakobs zwölf Söhne, unsere Stammväter.
9 Weil aber Jakobs Söhne auf ihren Bruder Joseph neidisch waren, verkauften sie ihn als Sklaven nach Ägypten. Doch Gott verließ Joseph nicht,
10 sondern half ihm jedesmal, wenn er in Not geriet. Joseph konnte die Gunst des ägyptischen Königs, des Pharao, gewinnen. Wegen der ungewöhnlichen Weisheit, die Gott ihm gegeben hatte, wurde Joseph vom Pharao schließlich zum Verwalter über ganz Ägypten und den Königshof eingesetzt.
11 Dann aber brach in Ägypten und Kanaan eine Hungersnot aus. Die Not war so groß, daß auch unsere Väter nichts mehr zu essen hatten.
12 Als Jakob erfuhr, daß es in Ägypten noch Getreide gab, schickte er seine Söhne in dieses Land.
13 Bei ihrer zweiten Reise nach Ägypten gab sich Joseph seinen Brüdern zu erkennen. Nun erfuhr der Pharao, aus welchem Land Joseph stammte.
14 Joseph ließ seinen Vater Jakob und alle seine Verwandten nach Ägypten kommen, insgesamt fünfundsiebzig Menschen.
15 So kam Jakob nach Ägypten. Er und alle unsere Vorfahren lebten dort bis zu ihrem Tode.
16 Später wurden sie nach Sichem überführt und in dem Grab beigesetzt, das Abraham von den Nachkommen Hemors erworben hatte.
17 Dann kam die Zeit, daß Gott sein Versprechen erfüllen wollte, wie er es Abraham gegeben hatte. Die Nachkommen Josephs und seiner Brüder waren in Ägypten zu einem großen Volk geworden.
18 Ein neuer Pharao kam an die Macht, der von Joseph nichts mehr wußte.
19 Grausam unterdrückte er unser Volk. Er schreckte nicht einmal davor zurück, unsere Väter zu zwingen, ihre neugeborenen Kinder auszusetzen und auf diese Weise zu töten.
20 In dieser Zeit wurde Mose geboren, mit dem Gott etwas Besonderes vorhatte.{Wörtlich: Er war schön vor Gott.} Drei Monate lang versteckten ihn seine Eltern in ihrem Haus.
21 Als er dann doch ausgesetzt werden mußte, fand ihn die Tochter des Pharao. Sie zog ihn auf wie ihren eigenen Sohn.
22 Mose wurde in allen Wissenschaften der Ägypter gründlich ausgebildet, und er stand - mit allem, was er sagte oder tat - in hohem Ansehen.
23 Als Mose vierzig Jahre alt war, begann er sich um seine Brüder, die Israeliten, zu kümmern.
24 Eines Tages mußte er mitansehen, wie ein Israelit von einem Ägypter mißhandelt wurde. Ohne zu zögern, griff er ein und schlug den Ägypter tot.
25 Mose meinte, seine Landsleute müßten jetzt erkennen, daß Gott ihn zur Befreiung seines Volkes geschickt hatte. Doch sie erkannten es nicht.
26 Am nächsten Tag sah Mose, wie sich zwei Israeliten stritten. Er versuchte, den Streit zu schlichten, und sagte zu ihnen: 'Ihr gehört doch zu ein und demselben Volk, warum schlagt ihr euch?
27 Aber der mit dem Streit angefangen hatte, stieß ihn zurück und schrie: 'Wer hat dich eigentlich zu unserem Herrn und Richter gemacht?
28 Willst du mich etwa auch umbringen, wie du gestern den Ägypter getötet hast?
29 Mose erschrak über diese Worte. Er verließ Ägypten und floh nach Midian, wo er als Ausländer lebte. ort wurden ihm zwei Söhne geboren.
30 Vierzig Jahre vergingen. Da erschien ihm in der Wüste am Berg Sinai der Engel Gottes im Feuer eines brennenden Dornbusches.
31 Mose sah die Flamme und wunderte sich über die seltsame Erscheinung. Als er aber näher an den Busch herantrat, hörte er die Stimme Gottes:
32 'Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Mose zitterte vor Angst und wagte nicht aufzusehen.
33 Aber der Herr redete weiter zu ihm: 'Ziehe deine Schuhe aus; das Land, auf dem du stehst, ist heilig.
34 Mir sind die Leiden meines Volkes in Ägypten nicht verborgen geblieben, und sein Weinen und Klagen habe ich gehört. Nun bin ich gekommen, um es zu befreien. Gehe deshalb zurück nach Ägypten!{2. Mose 3,5-10}
35 Gott sandte also gerade den Mann als Befreier zu den Israeliten, den sie mit den Worten abgewiesen hatten: 'Wer hat dich zu unserem Herrn und Richter gemacht? Ihn erwählte Gott durch den Engel im brennenden Dornbusch zu ihrem Befreier,
36 und Mose führte unser Volk aus Ägypten. Überall wirkte er Zeichen und Wunder: in Ägypten, am Roten Meer und während der vierzig Jahre in der Wüste.
37 Mose war es auch, der zum Volk Israel sagte: 'Einen Propheten wie mich wird der Herr, euer Gott, zu euch senden, einen Mann aus eurem Volk.{5. Mose 18,15}
38 Dieser Mose wurde zum Vermittler zwischen unserem Volk und dem Engel, der ihm auf dem Berg Sinai das Gesetz Gottes gab. Mose sollte uns Gottes Gebote übermitteln, die allen das Leben bringen.
39 Aber unsere Väter wollten ihm nicht gehorchen. Sie begannen, sich nach dem Leben in Ägypten zurückzusehnen, und erhoben sich sogar gegen Mose, als er auf dem Berg Sinai war.
40 Von seinem Bruder Aaron verlangten sie: 'Mache uns Götzenbilder. Wir wollen sie vor uns hertragen, damit sie uns führen. Mose hat uns überredet, Ägypten zu verlassen. Aber niemand von uns weiß, was aus ihm geworden, wo er geblieben ist.
41 Sie gossen sich ein Stierkalb aus Gold, das ihr Gott sein sollte. Als es fertig war, freuten sie sich über ihren Götzen und brachten ihm ihre Opfer.
42 Da wandte sich Gott von ihnen ab und überließ sie ihrem Schicksal. So kam es, daß sie zur Sonne, dem Mond und den Sternen beteten, wie es im Buch des Propheten Amos steht: 'Habt ihr vom Volk Israel mir in den vierzig Jahren eurer Wüstenwanderung jemals Opfertiere und Schlachtopfer gebracht und mich als Gott verehrt?
43 Nein, ihr habt die Abbilder des Gottes Moloch und Romphan vor euch hergetragen; Götzenbilder, die ihr euch selbst gemacht habt, um sie anzubeten. Deshalb werde ich euch in die Gefangenschaft führen, noch weit über Babylon hinaus.{Amos 5,25-27}
44 Während ihrer ganzen Wanderung durch die Wüste trugen unsere Väter ein Zelt mit sich, das ihnen als Tempel diente. Gott selbst hatte ihnen befohlen, ein solches Zelt zu bauen, und zwar genau so, wie er es Mose gezeigt hatte.
45 Die folgende Generation übernahm das Zelt, und als Josua später das Land eroberte, aus dem die Heiden von Gott vertrieben wurden, nahmen sie das Zelt mit in ihre neue Heimat. Dort blieb es noch bis zur Zeit des Königs David.
46 Diesem König bewies Gott immer wieder seine Gunst. David war es auch, der den Gott Israels bat, ihm einen Tempel bauen zu dürfen.
47 Doch erst Salomo verwirklichte diesen Plan.
48 Aber der höchste Gott wohnt ohnehin nicht in Häusern, die ihm Menschen bauen. So sagt schon der Prophet Jesaja:
49 'Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel, auf den ich meine Füße setze. Was für ein Haus also wollt ihr mir bauen, in dem ich wohnen könnte?
50 Habe ich doch das Weltall geschaffen!{Jesaja 66,1-2}
51 Ihr Unbelehrbaren, ungehorsam seid ihr, unablässig widersetzt ihr euch Gottes Geist.{Wörtlich: Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herzen und Ohren.} Wie eure Väter weigert ihr euch, Gottes Willen zu erfüllen.
52 Nennt mir einen einzigen Propheten, den eure Väter nicht verfolgt haben. Sie haben alle umgebracht, die vom Kommen eures Retters sprachen. Ihr aber seid die Verräter und Mörder dieses Gerechten!
53 Gott hat euch durch seine Engel das Gesetz gegeben, aber ihr habt euch nie danach gerichtet."
54 Über diese Worte des Stephanus gerieten seine Zuhörer in maßlose Wut.
55 Stephanus aber blickte, erfüllt vom Heiligen Geist, zum Himmel auf und sah dort Gott in seiner Herrlichkeit und Jesus an seiner rechten Seite.
56 "Ich sehe den Himmel offen!" rief Stephanus, "und Jesus, den Menschensohn, auf dem Ehrenplatz an der rechten Seite Gottes!"
57 Jetzt schrien sie ihn nieder, hielten sich die Ohren zu, um seine Worte nicht länger hören zu müssen, stürzten sich auf ihn
58 und zerrten ihn aus der Stadt. Hier steinigten sie ihn. Die Männer, die das Urteil vollstreckten, legten ihre weiten Umhänge ab und gaben sie einem jungen Mann, der Saulus hieß.
59 Als sie Stephanus töteten, betete er laut: "Herr Jesus, nimm meinen Geist zu dir!"
60 Er kniete nieder und rief: "Herr, vergib ihnen diese Schuld!" Mit diesen Worten starb er
1 Saulus hatte die Steinigung des Stephanus mit Genugtuung angesehen. Noch am selben Tag setzte eine schwere Verfolgung der Christen in Jerusalem ein. Von den Aposteln abgesehen, flohen alle in die Landbezirke Judäas und Samariens.
2 Stephanus wurde von einigen frommen Männern begraben, die seinen Tod laut beklagten.
3 Saulus aber setzte alles daran, die Gemeinde Jesu auszurotten. Er schleppte die Christen aus ihren Häusern und ließ sie - Männer wie Frauen - ins Gefängnis werfen.
4 Doch die aus Jerusalem geflohenen Christen verkündeten überall die Heilsbotschaft von Jesus.
5 Einer von ihnen war Philippus. Er kam in die Stadt Samaria und sprach dort von Christus.
6 Die Einwohner hörten ihm bereitwillig zu; vor allem, nachdem sie die Wunder sahen, die er wirkte.
7 Böse Geister wurden ausgetrieben und ließen mit lautem Geschrei von ihren Opfern ab. Ebenso heilte Philippus viele Gelähmte und Körperbehinderte.
8 Darüber herrschte große Freude in Samaria.
9 In Samaria lebte auch Simon, ein Mann, der seit vielen Jahren Zauberei getrieben und durch seine Künste viele in Erstaunen versetzt hatte. Er behauptete, etwas Besonderes zu sein.
10 Alle Leute, die seine Zauberei miterlebt hatten, sagten nämlich: "In diesem Mann wirkt Gottes Kraft!"
11 Sie standen ganz in seinem Bann, weil er sie jahrelang mit seinen Zauberkünsten beeinflußt hatte.
12 Aber nun glaubten viele an die Botschaft vom Reich Gottes, wie sie ihnen Philippus verkündet hatte, und an Jesus Christus. Männer und Frauen - unter ihnen auch der Zauberer Simon - ließen sich taufen.
13 Nach seiner Taufe begleitete Simon den Philippus überallhin und sah dabei staunend die Wunder, die Philippus wirkte.
14 Als nun die Apostel in Jerusalem davon hörten, daß die Leute in Samaria Gottes Botschaft angenommen hatten, schickten sie Petrus und Johannes dorthin.
15 Die beiden Apostel kamen nach Samaria und beteten für die Gläubigen, daß Gott ihnen seinen Heiligen Geist schenken möge.
16 Denn bisher hatte keiner von ihnen den Geist empfangen, obwohl sie auf den Namen Jesu getauft worden waren.
17 Als ihnen aber die Apostel die Hände auflegten, empfingen sie den Heiligen Geist.
18 Simon hatte gesehen, daß den Gläubigen der Heilige Geist gegeben wurde, als die Apostel ihnen die Hände auflegten. Da bot er Petrus und Johannes Geld an und sagte:
19 "Verhelft auch mir dazu, daß jemand, dem ich die Hände auflege, den Heiligen Geist bekommt."
20 Aufgebracht rief da Petrus: "Fahr zur Hölle mit deinem Geld! Denkst du wirklich, daß sich Gottes Gnade kaufen läßt?
21 Gottes Botschaft gilt nicht für dich, denn du meinst es nicht ehrlich.
22 Bereue deine Sünde, und ändere dich von Grund auf. Bitte Gott, daß er dir diese abscheulichen Gedanken vergibt.
23 Denn ich sehe, daß du voller Gift und Galle bist und den Weg zu Gott noch gar nicht gefunden hast."
24 "Betet für mich!" rief da Simon erschrocken, "damit mir erspart bleibt, was ihr mir angedroht habt."
25 Nachdem sie in Samaria Gottes Wort gepredigt hatten, kehrten Petrus und Johannes nach Jerusalem zurück. Unterwegs verkündeten sie auch in vielen Dörfern Samariens das Evangelium von Jesus.
26 Ein Engel des Herrn forderte Philippus auf: "Geh in Richtung Süden, und zwar auf die einsame Straße, die von Jerusalem nach Gaza führt."
27 Philippus gehorchte sofort. ur selben Zeit war auf dieser Straße auch ein Mann aus Äthiopien mit seinem Wagen unterwegs. Er war Finanzminister der äthiopischen Königin Kandake und ein hoher Würdenträger seines Landes.
28 Auf dem Rückweg von Jerusalem, wo er als Pilger im Tempel gebetet hatte, las er im Buch des Propheten Jesaja.
29 Da sprach der Heilige Geist zu Philippus: "Geh zu diesem Wagen, und bleib in seiner Nähe."
30 Philippus lief hin und hörte, daß der Mann laut aus dem Buch Jesaja las. Er fragte den Äthiopier: "Verstehst du eigentlich, was du da liest?"
31 "Nein", erwiderte der Mann, "wie soll ich das denn verstehen, wo es mir noch niemand erklärt hat!" Er bat Philippus, einzusteigen und sich neben ihn zu setzen.
32 Er hatte gerade die Sätze gelesen: "Wie ein Schaf, das geschlachtet werden soll, hat man ihn abgeführt. Und wie ein Lamm, das sich nicht wehrt, wenn es geschoren wird, hat er alles erduldet.
33 Nicht einmal ein gerechtes Urteil war er ihnen wert. Niemand glaubte, daß er noch eine Zukunft haben würde. Denn man hat sein Leben auf dieser Erde vernichtet."{Jesaja 53,7-8}
34 Der äthiopische Minister fragte Philippus: "Von wem spricht hier der Prophet? Von sich selbst oder von einem anderen?"
35 Da begann Philippus, ihm das Evangelium von Jesus anhand dieses Prophetenwortes zuerklären.
36 Als sie bald darauf an einer Wasserstelle vorüberfuhren, sagte der Äthiopier: "Dort ist Wasser! Kannst du mich jetzt gleich taufen?"
37 "Wenn du von ganzem Herzen an Christus glaubst, kann ich es tun", erwiderte Philippus. "Ich glaube, daß Jesus Christus der Sohn Gottes ist", bekannte der Minister.
38 Dann ließ er den Wagen halten. Gemeinsam stiegen sie ins Wasser, und Philippus taufte ihn.
39 Nachdem sie aus dem Wasser gestiegen waren, entrückte der Geist des Herrn den Philippus. Der Äthiopier sah ihn nicht mehr, aber er reiste mit frohem Herzen weiter.
40 Philippus wurde danach in Asdod gesehen. Von dort aus zog er von Stadt zu Stadt und predigte überall das Evangelium von Jesus, selbst im entfernten Cäsarea.
1 Saulus verfolgte noch immer mit fanatischem Haß alle Christen.
2 Darum ließ er sich vom Hohenpriester in Jerusalem ein Beglaubigungsschreiben für die jüdischen Gemeinden in Damaskus geben, die ihm beim Aufspüren von Christen behilflich sein sollten. Auf diese Weise wollte er die Christen - ganz gleich, ob Männer oder Frauen - als Gefangene nach Jerusalem bringen.
3 Kurz vor Damaskus umgab Saulus plötzlich ein blendendes Licht vom Himmel.
4 Er stürzte zu Boden. Dabei hörte er eine Stimme: "Saul, Saul, warum verfolgst du mich?"
5 "Wer bist du, Herr?" fragte Saulus."Ich bin Jesus, den du verfolgst!" antwortete die Stimme.
6 "Steh auf und geh in die Stadt. Dort wird man dir sagen, was du tun sollst."
7 Die Begleiter des Saulus waren starr vor Schrecken, denn sie hatten zwar die Stimme gehört, aber nichts gesehen.
8 Als Saulus sich vom Boden erhob und die Augen öffnete, konnte er nicht mehr sehen. Man mußte ihn an der Hand nach Damaskus führen.
9 Drei Tage lang war er blind und wollte weder essen noch trinken.
10 In Damaskus wohnte ein Christ, der Ananias hieß. Dem erschien der Herr in einer Vision. "Ananias", sagte er zu ihm. "Ja, Herr, hier bin ich", erwiderte der Mann.
11 "Gehe in der Geraden Straße in das Haus des Judas, und frage dort nach einem Saulus von Tarsus. Er betet gerade
12 und hat in einer Vision einen Mann gesehen, der Ananias heißt. Dieser kam zu ihm und legte ihm die Hände auf, damit er wieder sehen kann."
13 "Aber Herr", wandte Ananias ein, "ich habe schon von so vielen gehört, wie grausam dieser Saulus deine Gemeinde in Jerusalem verfolgt.
14 Außerdem haben wir erfahren, daß er eine Vollmacht der Hohenpriester hat, damit er auch hier alle gefangennehmen kann, die an dich glauben."
15 Doch der Herr sprach zu Ananias: "Erfülle alles so, wie ich es dir gesagt habe. Ich habe diesen Mann dazu auserwählt, allen Völkern und den Herrschern der Erde, aber auch den Israeliten meine Botschaft{Wörtlich: meinen Namen.} zu verkündigen.
16 Dabei wird er erfahren, wieviel er um meines Namens willen leiden muß."
17 Ananias gehorchte. Er ging in das Haus des Judas, fand dort Saulus und legte ihm die Hände auf. "Lieber Bruder Saulus", sagte er, "Jesus, der dir unterwegs erschienen ist, hat mich zu dir geschickt, damit du mit dem Heiligen Geist erfüllt wirst und wieder sehen kannst."
18 Im selben Moment fiel es Saulus wie Schuppen von den Augen, und er konnte wieder sehen. Er stand auf und ließ sich taufen.
19 Nachdem er gegessen hatte, erholte er sich schnell.
20 Einige Tage blieb Saulus bei den Christen in Damaskus. Gleich nach seiner Taufe begann er, in den Synagogen zu predigen und zu verkünden, daß Jesus der Sohn Gottes ist.
21 Seine Zuhörer waren fassungslos. Ungläubig fragten sie: "Ist das nicht der, von dem die Christen in Jerusalem so erbarmungslos verfolgt wurden? Und ist er nicht hierhergekommen, um sie auch in Damaskus zu verhaften und als Gefangene an die Hohenpriester in Jerusalem auszuliefern?"
22 Saulus aber konnte immer überzeugender beweisen, daß Jesus der verheißene Messias ist, so daß die Juden in Damaskus schließlich keine Argumente mehr dagegen vorbringen konnten.
23 Deshalb beschlossen sie nach einiger Zeit, Saulus zu töten.
24 Der aber erfuhr von ihren Plänen; und weil die Juden Tag und Nacht die Stadttore bewachten, um zu verhindern, daß er ihnen entkommt,
25 ließen die Christen ihn nachts in einem Korb über die Stadtmauer hinunter.
26 Nachdem Saulus in Jerusalem angekommen war, versuchte er, sich dort der Gemeinde anzuschließen. Aber alle hatten Angst vor ihm, weil sie nicht glauben konnten, daß er wirklich Christ geworden war.
27 Endlich nahm sich Barnabas seiner an. Er brachte ihn zu den Aposteln und berichtete dort, wie Saulus auf der Reise nach Damaskus den Herrn gesehen, daß Jesus zu ihm geredet habe und Saulus dann in Damaskus furchtlos den Namen des Herrn verkündigt hatte.
28 Nun erst wurde Saulus von den Christen in Jerusalem herzlich aufgenommen. Er ging bei ihnen aus und ein und predigte unerschrocken im Namen Jesu.
29 Mit den griechischsprechenden Juden führte er Streitgespräche.
30 Als bekannt wurde, daß diese Juden ihn töten wollten, brachten ihn seine Glaubensbrüder sicher nach Cäsarea. Von dort reiste Saulus in seine Heimatstadt Tarsus.
31 Die Gemeinden in Judäa, Galiläa und Samarien hatten nun Frieden. Sie wuchsen im Gehorsam und in der Hingabe an Gott. Durch das Wirken des Heiligen Geistes wurden viele Menschen für Gott gewonnen.
32 Auf einer seiner vielen Reisen, die Petrus durch das ganze Land führten, kam er auch zu der Christengemeinde in der Stadt Lydda.
33 Dort traf er Äneas, einen Mann, der schon acht Jahre lang gelähmt im Bett lag.
34 Petrus sagte zu ihm: "Äneas, Jesus Christus heilt dich. Steh auf, und versorge dich selbst!" Tatsächlich stand der Gelähmte auf und konnte gehen.
35 Als die Einwohner von Lydda und den umliegenden Orten in der Saron-Ebene den Geheilten sahen, begannen sie, an Jesus als ihren Herrn zu glauben.
36 In der Stadt Joppe lebte damals eine Christin, die Tabea hieß. Der Name bedeutet "Gazelle". Tabea tat viel Gutes und half den Armen.
37 Als Petrus in Lydda war, wurde sie plötzlich krank und starb. Man bahrte sie in einer Dachkammer auf und bereitete das Begräbnis vor.
38 Joppe liegt nicht weit von Lydda. Die Christen in Joppe schickten deshalb zwei Männer mit der dringenden Bitte zu Petrus: "Komm so schnell du kannst zu uns nach Joppe!"
39 Petrus ging sofort mit ihnen. Als er angekommen war, führte man ihn in die Kammer, in der die Tote lag. Dort hatten sich viele Witwen eingefunden, denen Tabea in ihrer Not geholfen hatte. Weinend zeigten sie Petrus Kleider und Röcke, die Tabea ihnen genäht hatte.
40 Doch Petrus schickte sie alle hinaus. Er kniete nieder und betete. Dann sagte er zu der Toten: "Tabea, stehe auf!" Sofort öffnete sie die Augen, sah Petrus an und richtete sich auf.
41 Petrus gab Tabea die Hand und half ihr aufzustehen. Dann rief er die Gläubigen und die Witwen herein, die nicht fassen konnten, daß Tabea lebendig vor ihnen stand.
42 Bald wußte ganz Joppe, was geschehen war, und viele glaubten deswegen an den Herrn.
43 Petrus blieb danach noch längere Zeit in Joppe im Haus des Gerbers Simon.
1 In Cäsarea lebte damals ein römischer Offizier, der Kornelius hieß und Hauptmann im "Italienischen Regiment" war.
2 Er war ein frommer{Wörtlich: fromm und gottesfürchtig.} Mann, der sich mit seiner ganzen Familie zu Gott bekannte. Er tat viel für die Hilfsbedürftigen und Armen und betete regelmäßig zu Gott.
3 Diesem Mann erschien gegen drei Uhr nachmittags ein Engel Gottes. "Kornelius!" rief der Engel.
4 Erschrocken sah Kornelius auf und fragte: "Was willst du, Herr?" Da antwortete ihm der Engel: "Gott hat deine Gebete gehört und kennt deine guten Taten.
5 Deshalb schicke ein paar Leute nach Joppe. Sie sollen sich dort nach einem Simon Petrus erkundigen,
6 der am Meer im Haus des Gerbers Simon wohnt. Dieser Simon Petrus soll zu dir kommen!"
7 Gleich nachdem der Engel gegangen war, rief Kornelius zwei von seinen Dienern zu sich, außerdem einen Soldaten, der wie Kornelius dem jüdischen Glauben nahestand und zu seinem persönlichen Schutz eingesetzt war.
8 Ihnen berichtete er genau, was sich ereignet hatte, und sandte sie nach Joppe.
9 Als die Boten am folgenden Tag schon dicht bei der Stadt Joppe waren, stieg Petrus auf das flache Dach des Hauses, um dort ungestört zu beten.
10 Es war gerade um die Mittagszeit, und Petrus hatte Hunger. Während man sein Essen zubereitete, hatte er eine Vision:
11 Petrus sah etwas vom Himmel herabkommen. Es sah aus wie ein großes Leinentuch, das - an seinen vier Ecken zusammengehalten - auf die Erde heruntergelassen wurde.
12 In dem Tuch waren alle möglichen Arten von vierfüßigen Tieren, aber auch von Schlangen und Vögeln; alles Tiere, die für Juden "unrein" sind und deshalb nicht gegessen werden dürfen.
13 Dann hörte Petrus eine Stimme, die ihn aufforderte: "Petrus, schlachte diese Tiere und iß davon!"
14 "Niemals, Herr!" entgegnete Petrus. "Noch nie in meinem Leben habe ich etwas Verbotenes oder Unreines gegessen."
15 Da rief die Stimme zum zweiten Mal: "Widersprich Gott nicht! Wenn er sagt, daß etwas 'rein' ist, dann ist es auch rein."{Wörtlich: Was Gott gereinigt hat, erkläre du nicht für unrein.}
16 Das geschah dreimal. Dann wurde das Tuch wieder in den Himmel gehoben.
17 Petrus verstand nicht, was Gott ihm durch diese Erscheinung sagen wollte. Aber während er noch angestrengt überlegte, klopftendie Boten des Kornelius an die Haustür.
18 "Wohnt hier ein Mann, der Simon Petrus heißt?" erkundigten sie sich.
19 Petrus dachte noch immer darüber nach, was die Erscheinung zu bedeuten hatte. Da sprach der Heilige Geist zu ihm: "Es sind drei Männer zu dir gekommen.
20 Gehe hinunter und reise mit ihnen nach Cäsarea. Du brauchst keine Bedenken zu haben, denn ich habe sie gesandt."
21 Petrus ging hinunter. "Ich bin der, den ihr sucht", sagte er. "Warum seid ihr hierhergekommen?"
22 Sie erwiderten: "Der Hauptmann Kornelius schickt uns. Er ist ein guter und gottesfürchtiger Mann, der von allen Juden hoch geachtet wird. Durch einen heiligen Engel erhielt er von Gott den Auftrag, dich in sein Haus einzuladen und darauf zu hören, was du ihm zu sagen hast."
23 Petrus ließ die Männer in das Haus eintreten, und sie wohnten dort. Bereits am nächsten Tag aber ging er mit ihnen nach Cäsarea, wobei ihn einige Christen aus Joppe begleiteten.
24 Als sie am folgenden Tag dort ankamen, wurden sie schon von Kornelius erwartet. Alle seine Verwandten und Freunde waren bei ihm.
25 Noch bevor Petrus das Haus betreten hatte, kam ihm Kornelius entgegen und fiel ehrerbietig vor ihm auf die Knie.
26 Doch Petrus wehrte ab: "Steh auf, ich bin auch nur ein Mensch!" und half ihm, sich wieder aufzurichten.
27 Dann betraten sie das Haus. Petrus sah die vielen Menschen, die auf ihn warteten.
28 "Ihr wißt ebenso wie ich", begann er, "daß es einem Juden streng verboten ist, in das Haus eines Nichtjuden zu gehen oder sich auch nur mit ihm zu treffen. Aber Gott hat mir gezeigt, daß ich keinen Menschen für minderwertig{Wörtlich: unheilig und unrein.} halten darf.
29 Deshalb bin ich auch gleich zu euch gekommen, als ihr mich gerufen habt. Aber was wollt ihr nun von mir?"
30 Kornelius antwortete: "Vor vier Tagen betete ich nachmittags in meinem Hause. Es war drei Uhr, ungefähr dieselbe Zeit wie heute. Da stand plötzlich ein Mann in einem leuchtenden Gewand vor mir
31 und sagte: 'Kornelius, Gott hat deine Gebete gehört. Er kennt deine guten Taten.
32 Deshalb beauftragt er dich, Leute nach Joppe zu schicken, die Petrus zu dir bringen sollen. Er wohnt am Meer im Haus des Gerbers Simon. Höre darauf, was er dir zu sagen hat.
33 Ich habe meine Boten sofort zu dir geschickt, und ich freue mich, daß du gekommen bist. Nun sind wir alle hier in Gottes Gegenwart versammelt und wollen hören, was du uns in seinem Auftrag zu sagen hast."
34 Da sagte Petrus zu Kornelius und dessen Verwandten: "Jetzt erst habe ich richtig verstanden, daß Gott keinen Menschen wegen seiner Herkunft bevorzugt oder benachteiligt,
35 sondern daß er jeden liebt, der an ihn glaubt und nach seinen Geboten lebt.
36 Ihr kennt die Friedensbotschaft Gottes, die er dem Volk Israel durch Jesus Christus mitgeteilt hat, und er ist ja der Herr über alle.
37 Ihr wißt auch, was in Judäa geschehen ist, nachdem Johannes der Täufer in Galiläa durch die Taufe zur Umkehr gerufen hatte.
38 Jesus aus Nazareth ist von Ort zu Ort gezogen. Er hat überall Gutes getan und alle befreit, die der Teufel gefangenhielt, denn Gott selbst hatte ihm seine Macht und seinen göttlichen Geist gegeben. Er war mit ihm.
39 Wir Apostel sind Augenzeugen für alles, was er in Israel und in Jerusalem unter den Juden getan hat. Diesen Jesus haben sie an das Kreuz genagelt und getötet.
40 Aber schon drei Tage später hat Gott ihn wieder zum Leben erweckt.
41 Danach ist er als Auferstandener zwar nicht dem ganzen Volk, aber seinen Jüngern{Wörtlich: den von Gott auserwählten Zeugen.} erschienen. Das können wir bezeugen. Wir haben nach seiner Auferstehung sogar mit ihm gegessen und getrunken.
42 Er gab uns den Auftrag, allen Menschen zu sagen und zu bezeugen, daß Gott ihn als Richter über die Lebenden und die Toten eingesetzt hat.
43 Schon die Propheten haben in ihren Schriften vorausgesagt, daß durch Jesus allen Menschen die Sünden vergeben werden, wenn sie an ihn glauben."{Jesaja 53,5-6; Jeremia 31,34}
44 Petrus hatte seine Rede noch nicht beendet, da wurden alle, die zuhörten, mit dem Heiligen Geist erfüllt.
45 Die Juden aus der Gemeinde in Joppe, die mit Petrus gekommen waren, konnten es kaum fassen, daß Gott auch Nichtjuden den Heiligen Geist schenkte.
46 Denn sie hörten die Menschen Gott in einer Weise anbeten und loben, wie sie selbst es zu Pfingsten erlebt hatten. etrus aber sagte:
47 "Wer könnte ihnen jetzt noch die Taufe verweigern, wo sie genau wie wir den Heiligen Geist empfangen haben?"
48 Und er ließ alle, die im Hause des Kornelius versammeltwaren, auf den Namen Jesu Christi taufen. Danach baten sie Petrus, er möge noch einige Tage bei ihnen bleiben.
1 Bald darauf erfuhren die Apostel und die anderen Brüder in Judäa, daß nun auch Heiden Gottes Wort angenommen hatten.
2 Als Petrus nach Jerusalem zurückkehrte, warfen ihm die jüdischen Gemeindeglieder vor:
3 "Du hast dich mit Heiden verbrüdert und sogar mit ihnen gegessen!"
4 Nun berichtete ihnen Petrus der Reihe nach, was geschehen war:
5 "In der Stadt Joppe zeigte mir Gott während des Gebets ein riesiges Tuch, das an seinen vier Ecken vom Himmel herabgelassen wurde.
6 Darin sah ich die unterschiedlichsten Arten von vierfüßigen, kriechenden, fliegenden und wilden Tieren, die für uns alle unrein sind.
7 Ich hörte eine Stimme, die mich aufforderte: 'Petrus, schlachte das und iß davon!
8 'Niemals, Herr', widersprach ich. 'Bisher habe ich noch nie etwas Unreines oder Verbotenes gegessen.
9 Aber die Stimme vom Himmel sprach noch einmal: 'Wenn Gott sagt: Das ist rein, darfst du es nicht 'unrein' nennen.
10 Dreimal wiederholte sich dieser Vorgang. Dann wurde das Tuch mit seinem Inhalt wieder in den Himmel gehoben.
11 Zu eben dieser Zeit hatten drei Männer das Haus erreicht, in dem ich wohnte. Sie kamen aus Cäsarea und waren zu mir geschickt worden.
12 Der Heilige Geist befahl mir, ohne Bedenken mit diesen Männern zu gehen. Außerdem begleiteten mich noch diese sechs Brüder hier aus der Gemeinde in Joppe. Bald trafen wir im Hause des Mannes ein, der die Boten geschickt hatte.
13 Er berichtete uns, daß ihm ein Engel erschienen war, der ihm befohlen hatte: 'Schicke Boten nach Joppe und laß Petrus holen.
14 Der wird dir sagen, wie du mit allen, die zu dir gehören, gerettet werden kannst.
15 Ich war noch gar nicht lange bei ihnen und hatte gerade zu reden angefangen, da kam der Heilige Geist auf sie, genauso wie es bei uns am Pfingsttag gewesen war.
16 In diesem Moment fiel mir ein, was uns der Herr einmal gesagt hatte: 'Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden.
17 Weil diese Nichtjuden an den Herrn Jesus Christus glaubten, schenkte Gott ihnen dieselbe Gabe wie uns. Wer bin ich, daß ich Gott daran hätte hindern können? "
18 Diese Worte überzeugten sie. Sie lobten Gott und verkündeten: "Gott hat allen Menschen den Weg zur Umkehr gezeigt, den einzigen Weg, der zum Leben führt."
19 Die Gläubigen, die wegen der einsetzenden Christenverfolgung nach dem Märtyrertod des Stephanus aus Jerusalem geflohen waren, kamen bis nach Phönizien, Zypern und Antiochia. Das Evangelium verkündigten sie aber nur den Juden.
20 Lediglich ein paar Männer aus Zypern und Kyrene, die jetzt in Antiochia lebten, predigten auch den Griechen die Frohe Botschaft von Jesus Christus.
21 Der Herr aber war mit ihnen, und so begannen viele dieser Heiden an Jesus Christus als ihren Herrn zu glauben.
22 Als die Gemeinde in Jerusalem von dieser Entwicklung in Antiochia erfuhr, schickten sie Barnabas dorthin.
23 Der kam in die Stadt und erkannte voller Freude, was Gott getan hatte. Barnabas ermutigte die Gläubigen, fest und entschlossen in ihrem Glauben an den Herrn zu bleiben.
24 Barnabas war nämlich ein vorbildlicher Mann, erfüllt vom Heiligen Geist und stark im Glauben. So fanden damals viele Menschen den Weg zu Jesus Christus.
25 Von Antiochia reiste Barnabas nach Tarsus, um Saulus aufzusuchen.
26 Er traf ihn, und gemeinsam gingen sie nach Antiochia zurück. Dort blieben beide ein ganzes Jahr, um den vielen Gläubigen zu zeigen, wie sie als Jünger Jesu leben sollten. In Antiochia wurden die Nachfolger Jesu auch zum ersten Mal "Christen" genannt.
27 In diesen Tagen kamen Propheten aus Jerusalem nach Antiochia.
28 Während des Gottesdienstes sagte einer von ihnen - er hieß Agabus - eine große Hungersnot voraus. Sie würde sich über die ganze Welt erstrecken. So hatte es ihm der Heilige Geist gezeigt. Tatsächlich trat diese Hungersnot während der Regierungszeit des Kaisers Claudius ein.
29 Deshalb beschloß die Gemeinde in Antiochia, den Christen in Judäa zu helfen. Jeder in der Gemeinde gab, soviel er nur konnte,
30 und die gesamte Spende wurde dann von Barnabas und Saulus den Ältesten der Gemeinde in Jerusalem überbracht.
1 In dieser Zeit ließ König Herodes einige Christen in Jerusalem verhaften und foltern.
2 Jakobus, der Bruder des Johannes, wurde enthauptet.
3 Als Herodes merkte, daß er dadurch bei den jüdischen Führern an Ansehen gewann, ließ er noch während des Passahfestes Petrus gefangennehmen.
4 Man warf den Apostel ins Gefängnis. Dort bewachten ihn ununterbrochen vier Soldaten, die alle sechs Stunden abgelöst wurden. Herodes wollte nach dem Passahfest Petrus öffentlich den Prozeß machen.
5 Aber die Gemeinde in Jerusalem hörte nicht auf, Gott um Hilfe für den Gefangenen zu bitten.
6 In der letzten Nacht vor dem Prozeß schlief Petrus angekettet zwischen zwei Soldaten, während zwei andere vor der Zelle Wache hielten.
7 Plötzlich betrat ein Engel des Herrn die Zelle, und Licht erfüllte den Raum. Der Engel weckte Petrus und sagte zu ihm: "Steh schnell auf!" Sofort fielen Petrus die Ketten von den Handgelenken.
8 "Ziehe deine Kleider und deine Schuhe an", befahl ihm dann der Engel. "Nimm deinen Mantel, und folge mir!"
9 Petrus ging hinter dem Engel aus der Zelle. Aber die ganze Zeit über konnte er nicht glauben, daß all dies wirklich geschah. Er meinte zu träumen.
10 Doch sie passierten die erste Wache, die zweite und kamen schließlich an das schwere Eisentor, das zur Stadt führt. Es öffnete sich vor ihnen. Jetzt hatten sie das Gefängnis verlassen und bogen in eine schmale Straße ein. Da verschwand der Engel,
11 und erst jetzt begriff Petrus: "Es ist kein Traum. Der Herr hat mir tatsächlich seinen Engel geschickt, um mich aus der Gewalt des Herodes zu retten. Vergebens werden die Juden auf meine Hinrichtung warten."
12 Petrus überlegte und ging dann zu dem Haus, in dem Maria wohnte, die Mutter von Johannes Markus. Dort hatten sich viele Christen aus der Gemeinde zusammengefunden, um zu beten.
13 Als Petrus an die Haustür klopfte, kam ein Mädchen, das Rhode hieß, und wollte nachsehen, wer da ist.
14 Sie erkannte Petrus sofort an seiner Stimme, war aber vor Freude so überrascht, daß sie die Tür verschlossen ließ und ins Haus zurücklief. "Petrus steht draußen vor der Tür!" rief sie.
15 "Das ist doch ganz unmöglich!" meinten die anderen ungläubig. "Du mußt dich irren." Aber sie blieb bei ihrer Behauptung.
16 Jetzt vermuteten einige: "Vielleicht ist es sein Engel!"Petrus hörte nicht auf, an die Tür zu klopfen. Als sie ihm endlich öffneten und Petrus erkannten, gerieten sie vor Freude außer sich.
17 Mit einer Handbewegung brachte er sie zur Ruhe, und dann berichtete er, wie ihn der Herr aus dem Gefängnis befreit hatte. "Sagt das auch Jakobus und den anderen", bat er zum Schluß. Dann trennten sie sich, und Petrus verließ Jerusalem, um sich in Sicherheit zu bringen.
18 Am nächsten Morgen entdeckten die Soldaten voller Entsetzen, daß Petrus nicht mehr da war. Sie konnten es sich einfach nicht erklären.
19 Als Herodes den Gefangenen vorführen lassen wollte, er aber nirgendwo zu finden war, ließ der König die Wachen nach eindringlichen Verhören hinrichten. Anschließend verließ Herodes Judäa und blieb längere Zeit in Cäsarea.
20 In dieser Zeit plante Herodes Vergeltungsmaßnahmen gegen die Städte Tyrus und Sidon. Um den König umzustimmen und zum Frieden zu bewegen, schickten die Städte eine Abordnung zu ihm. Dieser Abordnung gelang es, Blastus, den Finanzverwalter des Königs, für sich zu gewinnen. So hofften sie, zu einer Einigung zu gelangen, denn sie waren auf die Lieferung von Lebensmitteln aus dem Herrschaftsbereich des Herodes angewiesen.
21 Nach dem Abschluß der Verhandlungen zog Herodes sein königliches Prachtgewand an und hielt von seinem Thron aus eine öffentliche Ansprache.
22 Begeistert jubelte ihm das Volk zu: "So spricht nur Gott und kein Mensch!"
23 Im selben Augenblick strafte ein Engel des Herrn den König, weil er sich als Gott verehren ließ. Er wurde von Würmern zerfressen und starb unter Qualen.
24 An Gottes Wort aber glaubten immer mehr Menschen.
25 Barnabas und Saulus hatten inzwischen ihre Aufgabe in Jerusalem erfüllt und kehrten zusammen mit Johannes Markus nach Antiochia zurück.
1 In der Gemeinde Antiochia gab es mehrere Propheten und Lehrer, zum Beispiel Barnabas, den Afrikaner Simon, Lucius von Kyrene, Manahen, einen Jugendfreund des Königs Herodes, und Saulus.
2 Als diese Männer während eines Fastens gemeinsam beteten, sprach der Heilige Geist zu ihnen: "Gebt Barnabas und Saulus für die Aufgabe frei, zu der ich sie berufen habe!"
3 Da fasteten und beteten sie, segneten Barnabas und Saulus und sandten sie zum Missionsdienst aus.
4 Auf diese Weise vom Heiligen Geist selbst ausgesandt, kamen Barnabas und Saulus zuerst nach Seleukia und von dort mit einem Schiff nach Zypern.
5 Gleich nachdem sie in der Stadt Salamis angekommen waren, verkündigten sie in den Synagogen das Wort Gottes. Johannes Markus hatten sie als Gehilfen bei sich.
6 Sokamen sie an das andere Ende der Insel, bis nach Paphos. Dort trafen sie einen Juden, der sich mit Zauberei abgab. Er hieß Bar-Jesus und bezeichnete sich selbst als Propheten.
7 Dieser Jude war mit dem Gouverneur Sergius Paulus befreundet, einem klugen und sehr verständigen Mann. Der Gouverneur lud Barnabas und Saulus zu sich ein, weil er von ihnen Gottes Wort hören wollte.
8 Aber Elymas, wie der Name des Zauberers auf griechisch hieß, wollte mit allen Mitteln verhindern, daß der Gouverneur zum Glauben an Christus kam.
9 Saulus aber, der sich auch Paulus nannte, sah den Zauberer durchdringend an
10 und sagte, erfüllt vom Heiligen Geist: "Du Sohn der Hölle, voller Lüge und Bosheit! In dir ist nichts Gutes. Wann endlich wirst du aufhören, Gottes Wort zu verdrehen?
11 Gott wird dich dafür strafen: Du sollst blind werden und einige Zeit nicht sehen können." In demselben Augenblick erblindete der Mann. Er tappte hilflos umher und brauchte jemanden, der ihn an der Hand führte.
12 Beeindruckt von der Macht Gottes, begann der Gouverneur, der alles mitangesehen hatte, an den Herrn zu glauben.
13 Danach verließen Paulus und seine Gefährten Paphos. Mit einem Schiff fuhren sie nach Perge in Pamphylien, wo sich Johannes Markus von ihnen trennte und nach Jerusalem zurückkehrte.
14 Barnabas und Paulus jedoch zogen allein weiter nach Antiochia in Pisidien. Am Sabbat gingen sie dort zum Gottesdienst in die Synagoge.
15 Nach der üblichen Lesung aus den Büchern des Mose und der Propheten ließen ihnen die Synagogenvorsteher ausrichten: "Liebe Brüder, wenn ihr etwas lehren wollt, was der Gemeinde nützt, dann redet nur!"
16 Da erhob sich Paulus, bat mit einem Handzeichen um Ruhe und begann: "Ihr Männer Israels, aber auch ihr andern alle, die ihr an den Gott Israels glaubt, hört mir zu!
17 Der Gott des Volkes Israel hat unsere Vorfahren auserwählt und sie in Ägypten zu einem großen Volk werden lassen. Durch seine Macht und Stärke gelang unserem Volk der Auszug aus diesem Land.
18 Vierzig Jahre lang erhielt er sie auf ihrem Weg durch die Wüste.
19 Und nachdem Gott sieben Völker in Kanaan vernichtet hatte, konnten sie dieses Land in Besitz nehmen.
20 Etwa vierhundertfünfzig Jahre lang gab er ihnen Richter; der letzte war Samuel, ein Prophet Gottes.
21 Als das Volk einen König haben wollte, gab Gott ihnen Saul, den Sohn des Kis aus dem Stamm Benjamin. aul regierte vierzig Jahre.
22 Dann wandte sich Gott von ihm ab und erwählte David zum König über Israel, von dem er sagte: 'Ich habe David, den Sohn Isais, gefunden, einen Mann nach meinem Herzen. Er wird mir gehorchen.
23 Ein Nachkomme Davids ist Jesus, der von Gott versprochene Retter Israels.
24 Er kam, nachdem Johannes das ganze Volk Israel aufgerufen hatte, nicht länger ein sündiges Leben zu führen und sich taufen zu lassen.
25 Johannes hatte seinen Auftrag erfüllt, als er sagte: 'Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet. Aber nach mir wird einer kommen, dem dürfte ich nicht einmal die Schuhe aufbinden.
26 Euch, liebe Brüder, die ihr von Abraham abstammt, und euch, die ihr an Gott glaubt und ihn ehrt, gilt diese rettende Botschaft.
27 Die Einwohner Jerusalems und ihre führenden Männer haben nicht verstanden, wer Jesus ist. Trotzdem erfüllten sie mit ihrem Urteil die Vorhersagen der Propheten, die jeden Sabbat vorgelesen werden.
28 Denn obwohl sie ihm nicht das Geringste nachweisen konnten, was die Todesstrafe gerechtfertigt hätte, verlangten sie von Pilatus, daß Jesus hingerichtet wird.
29 Als sich alles so erfüllt hatte, wie es in der Heiligen Schrift vorausgesagt ist, nahmen sie ihn vom Kreuz herunter und legten ihn in ein Grab.
30 Aber Gott hat ihn von den Toten auferstehen lassen.
31 Danach ist Jesus noch oft seinen Jüngern erschienen, die mit ihm von Galiläa nach Jerusalem gekommen waren. Sie sind jetzt vor dem Volk Israel die Zeugen dafür, daß Jesus Gottes Sohn ist.
32 Euch verkündigen wir nun diese frohe Botschaft: Die Verheißung, die Gott unseren Vorfahren gab,
33 hat er für uns jetzt erfüllt, als er Jesus von den Toten auferweckte. So heißt es im zweiten Psalm: 'Du bist mein Sohn. Heute setze ich dich zum König ein.{Wörtlich: Heute habe ich dich gezeugt. Psalm 2,7}
34 Daß Jesus von den Toten auferstehen und nicht mehr verwesen würde, hat Gott in der Heiligen Schrift vorausgesagt: 'Ich will euch die Gnade erweisen, die ich David versprochen habe.{Jesaja 55,3}
35 An einer anderen Stelle heißt es noch deutlicher: 'Du wirst nicht zulassen, daß dein Heiliger verwesen wird.{Psalm 16,10}
36 Das bezog sich nicht etwa auf David. Der starb, nachdem er den Menschen seiner Zeit nach Gottes Willen gedient hatte. Er wurde begraben und verweste.
37 Aber der, den Gott von den Toten hat auferstehen lassen, der ist nicht verwest.
38 Das ist der Beweis dafür, liebe Brüder, daß es Jesus ist, durch den ihr Vergebung der Sünden erlangt.
39 Jeder, der an ihn glaubt, wird frei von seinen Sünden. Das Gesetz des Mose konnte ihn davon nicht lossprechen.
40 Seht euch also vor, daß auf euch nicht zutrifft, was in den Propheten geschrieben steht:
41 'Ihr Verächter der Wahrheit! Wacht auf aus eurer Gleichgültigkeit und erschreckt zu Tode. Denn was ich noch zu euren Lebzeiten geschehen lasse, würdet ihr nicht für möglich halten, wenn andere es euch erzählten. "{Habakuk 1,5}
42 Als Paulus und Barnabas den Gottesdienst verließen, wurden sie gebeten, am nächsten Sabbat wiederzukommen, um noch einmal über diese Botschaft zu sprechen.
43 Viele Juden, aber auch andere, die zum Gottesdienst in der Synagoge gewesen waren, begleiteten Paulus und Barnabas. Die Apostel ermahnten alle diese Menschen, Gottes Gnade nicht zurückzuweisen.
44 Am folgenden Sabbat waren fast alle Einwohner der Stadt zusammengekommen, um das Wort Gottes zu hören.
45 Als die Juden die vielen Menschen in der Synagoge sahen, wurden sie neidisch. Sie widersprachen Paulus und spotteten.
46 Doch Paulus und Barnabas ließen sich nicht beirren. Ruhig und fest erklärten sie: "Zuerst mußte euch Juden das Wort Gottes verkündet werden. Weil ihr es aber nicht hören wollt und damit selbst gezeigt habt, daß ihr des ewigen Lebens nicht wert seid, wenden wir uns jetzt an die Heiden.
47 Denn der Herr hat uns befohlen: 'Ich habe dich zum Licht für alle Völker gemacht, damit du der ganzen Welt die Rettung bringst, die von mir kommt. "{Jesaja 49,6}
48 Als die Nichtjuden das hörten, freuten sie sich sehr und dankten Gott für sein Wort. Und alle, die zum ewigen Leben bestimmt waren, begannen zu glauben.
49 So wurde das Wort Gottes - über die Stadtgrenzen hinaus - in der ganzen Umgebung bekannt.
50 Den Juden aber gelang es, fromme, angesehene Frauen und einflußreiche Männer der Stadt gegen Paulus und Barnabas aufzuhetzen und sie aus der Stadt zu vertreiben.
51 Da überließen sie die Stadt ihrem Schicksal{Wörtlich: Sie aber schüttelten den Staub von ihren Füßen.} und reisten weiter nach Ikonium.
52 Die in Antiochia gebliebenen Jünger aber waren erfüllt vom Heiligen Geist und voller Freude.
1 In Ikonium gingen Paulus und Barnabas zuerst wieder in die Synagoge und predigten dort so überzeugend, daß viele - Juden wie Griechen - zu glauben begannen.
2 Aber die Juden, die von Gottes Botschaft nichts wissen wollten, verleumdeten die junge Christengemeinde bei der heidnischen Bevölkerung.
3 Trotzdem blieben Paulus und Barnabas längere Zeit dort und predigten furchtlos in aller Öffentlichkeit. Denn sie vertrauten auf die Hilfe des Herrn, der sein Wort sichtbar durch Zeichen und Wunder bestätigte, die durch Paulus und Barnabas geschahen.
4 Die Meinung der Bevölkerung war geteilt. Manche hielten zu den jüdischen Führern, andere zu den Aposteln.
5 Als diese merkten, daß ihre jüdischen wie nichtjüdischen Gegner zusammen mit den Behörden entschlossen waren, sie zu verfolgen und zu steinigen, flohen sie in die Provinz Lykaonien,
6
7 in die Städte Lystra und Derbe, um dort und in der ganzen Umgebung das Evangelium zu verkündigen.
8 In Lystra lebte ein Mann, dessen Füße von Geburt an gelähmt und kraftlos waren. Noch nie hatte er einen Schritt gehen können.
9 Dieser Mann hörte Paulus reden. Paulus wurde auf ihn aufmerksam und sah, daß der Mann glaubte, er könne geheilt werden.
10 Laut rief er ihm zu: "Steh auf, stelle dich auf deine Füße!" Und der Mann sprang auf und konnte gehen.
11 Als die Leute erkannten, was Paulus getan hatte, riefen sie in ihrer Muttersprache, die von den Aposteln nicht verstanden wurde{Wörtlich: auf Lykaonisch.} : "Die Götter sind als Menschen zu uns herabgekommen!"
12 Sie nannten Barnabas "Zeus" und Paulus "Hermes", weil er der Wortführer war.
13 Der Priester des Zeustempels vor den Toren der Stadt brachte Stiere und Kränze zum Stadttor, um den Aposteln vor dem ganzen Volk ein Opfer zu bringen.
14 Als Paulus und Barnabas begriffen, was die Leute vorhatten, zerrissen sie ihre Kleider, liefen unter die Menge und riefen entsetzt:
15 "Was macht ihr da, Männer! Wir sind nur Menschen aus Fleisch und Blut wie ihr. Mit unserer Predigt wollen wir doch gerade erreichen, daß ihr euch von diesen toten Götzen abwendet und dafür an den lebendigen Gott glaubt, der das Weltall, die Erde, das Meer und alles, was darin ist, erschaffen hat!
16 Bisher hat er die Völker ihre eigenen Wege gehen lassen.
17 Trotzdem hättet ihr wissen müssen, daß er lebt, denn er hat euch viel Gutes getan. Ihm verdankt ihr den Regen und die guten Ernten; er gibt euch zu essen und schenkt euch Freude."
18 Mit diesen Worten konnten Paulus und Barnabas die Leute nur mit Mühe davon zurückhalten, ihnen zu opfern.
19 Dann aber kamen Juden aus Antiochia und Ikonium. Sie hetzten die Volksmenge gegen die Apostel so sehr auf, daß Paulus gesteinigt wurde. eil die Leute dachten, Paulus sei tot, schleiften sie ihn vor die Tore der Stadt.
20 Doch als die Jünger ihn umringten, kam Paulus wieder zu sich, stand auf und ging in die Stadt zurück. Am folgenden Tag zog er mit Barnabas weiter nach Derbe.
21 Nachdem die Apostel in Derbe die Frohe Botschaft gepredigt hatten und viele dort zu Christen geworden waren, kehrten sie nach Lystra, Ikonium und Antiochia zurück.
22 Dort ermutigten sie die jungen Christen, im Glauben festzubleiben, und erinnerten sie noch einmal: "Der Weg in Gottes Reich führt durch viel Leid."
23 Paulus und Barnabas setzten in jeder Gemeinde Älteste ein, die während ihres ersten Aufenthalts Christen geworden waren. Für sie fasteten und beteten die Apostel.
24 Dann reisten sie durch die Provinzen Pisidien und Pamphylien
25 und verkündigten in der Stadt Perge das Evangelium.
26 Von der Hafenstadt Attalia aus segelten sie wieder nach Antiochia. Dort hatte man sie am Beginn ihrer Reise der Gnade Gottes anvertraut und ihnen den Auftrag gegeben, den sie nun ausgeführt hatten.
27 Unmittelbar nach ihrer Ankunft in Antiochia riefen sie die Gemeinde zusammen. Die Apostel berichteten von Gottes Wundern auf ihrer Reise und wie Gott auch den Heiden den Weg zum Glauben gezeigt hatte.
28 Paulus und Barnabas blieben längere Zeit bei den Christen in Antiochia.
1 Eines Tages kamen Gläubige aus Judäa in die Gemeinde von Antiochia. Sie behaupteten: "Wer sich nicht beschneiden läßt, so wie es im Gesetz des Mose vorgeschrieben ist, kann nicht gerettet werden."
2 Paulus und Barnabas widersprachen dieser Meinung sehr heftig. Schließlich beschlossen die Brüder in Antiochia, daß Paulus und Barnabas mit einigen anderen aus der Gemeinde zu den Aposteln und Ältesten nach Jerusalem gehen sollten, um diese Streitfrage zu klären.
3 Nachdem die Gemeinde sie verabschiedet hatte, zogen sie durch die Provinzen Phönizien und Samarien. Überall berichteten sie, wie sich auch die Nichtjuden zu Gott bekehrt hatten, und alle freuten sich darüber.
4 In Jerusalem wurden sie von der Gemeinde, den Aposteln und den Ältesten herzlich aufgenommen. Auch dort erzählten sie, welche Wunder Gott unter den Heiden getan hatte.
5 Aber auch hier verlangten einige der Gläubigen, die früher zu den Pharisäern gehört hatten: "Man muß die Heiden beschneiden und von ihnen verlangen, daß sie das Gesetz des Mose befolgen."
6 Daraufhin setzten sich die Apostel und Ältesten zusammen, um diese Frage zu klären.
7 Nach heftigen Auseinandersetzungen stand schließlich Petrus auf und sagte: "Liebe Brüder! Ihr wißt doch, daß Gott mir schon lange vor diesem Gespräch aufgetragen hat, das Evangelium auch denen zu verkünden, die keine Juden sind, denn auch sie sollen Jesus als ihren Herrn annehmen.
8 Und Gott, der jeden von uns ganz genau kennt, hat sich zu ihnen bekannt, als er den Nichtjuden genauso wie uns den Heiligen Geist gab.
9 Und auch darin machte Gott keinen Unterschied zwischen Juden und Heiden, daß er sie von aller Schuld befreite, nachdem sie an ihn glaubten.
10 Warum wollt ihr jetzt Gott herausfordern und diesen Brüdern eine Last aufbürden, die weder wir noch unsere Väter tragen konnten?
11 Wir glauben, daß wir allein durch die Gnade Jesu gerettet werden. Dasselbe gilt auch für die Nichtjuden."
12 Nach diesen Worten gab es keine weitere Diskussion, und Barnabas und Paulus konnten berichten, welche großen Wunder Gott durch sie unter den Heiden getan hatte.
13 Jetzt stand Jakobus auf: "Liebe Brüder!" sagte er.
14 "Simon Petrus hat eben erzählt, wie Gott selbst begonnen hat, unter den Heiden ein Volk zu sammeln, das ihm gehört.
15 Das sagen ja schon die Propheten, denn es heißt bei ihnen:
16 'Danach werde ich mich meinem Volk wieder zuwenden, das zerfallene Haus Davids und alles Zerstörte wieder aufbauen.
17 Alle Überlebenden sollen den Herrn suchen, auch alle Heiden, die zu mir gehören,
18 spricht der Herr, der das alles schon lange beschlossen hat.{Amos 9,11-12; vgl. Jesaja 45,21; Jeremia 12,15}
19 Ich meine deshalb", erklärte Jakobus, "wir solltenden Nichtjuden, die sich zu Gott bekehren, keine unnötigen Lasten aufbürden und ihnen nicht die jüdischen Gesetze aufzwingen.
20 Wir sollten von ihnen allerdings verlangen, sich vom Götzendienst und jeder Unzucht fernzuhalten, kein Fleisch von Tieren zu essen, die nicht ausbluteten, oder gar das Blut selber zu trinken.
21 Denn diese Gebote sind überall bekannt. Sie wurden schon immer an jedem Sabbat in allen Synagogen vorgelesen."
22 Am Ende der Beratungen beschlossen die Apostel und Ältesten zusammen mit der ganzen Gemeinde, einige Männer auszuwählen und sie mit Paulus und Barnabas nach Antiochia zu schicken. Man wählte Judas, der auch Barsabas genannt wurde, und Silas. Beide hatten in der Gemeinde ein hohes Ansehen.
23 In dem Brief, den man ihnen mitgab, hieß es:"Wir, die Apostel und Ältesten in Jerusalem, senden brüderliche Grüße an alle Christen in Antiochia, Syrien und Zilizien, die nicht aus dem Judentum stammen.
24 Wir haben gehört, daß euch einige Leute aus unserer Gemeinde - ohne unser Wissen und ohne von uns beauftragt zu sein - durch ihre Lehren beunruhigt und verunsichert haben.
25 Deshalb beschlossen wir einstimmig, euch mit unseren lieben Brüdern Barnabas und Paulus,
26 die ihr Leben für die Sache unseres Herrn Jesus Christus eingesetzt haben, zwei geeignete Männer aus unserer Gemeinde zu senden:
27 Judas und Silas. Sie werden selbst noch berichten, was wir in der strittigen Frage entschieden haben.
28 Geleitet durch den Heiligen Geist kamen wir zu dem Entschluß, euch außer den folgenden Regeln keine weitere Last aufzuerlegen:
29 Ihr sollt kein Fleisch von Tieren essen, die den Götzen geopfert wurden, kein Fleisch von erstickten Tieren und auch kein Blut. Hütet euch vor aller Unzucht. Wenn ihr danach handelt, verhaltet ihr euch richtig. Herzliche Grüße an euch alle."
30 Judas und Silas wurden von der Gemeinde verabschiedet und kamen nach Antiochia. Dort beriefen sie eine Gemeindeversammlung ein und übergaben das Schreiben.
31 Als man es vorgelesen hatte, freute sich die ganze Gemeinde über diese Ermutigung.
32 Judas und Silas - beide hatten prophetische Gaben - stärkten und ermutigten die Brüder durch ihre Predigten.
33 Begleitet von den besten Wünschen der Gemeinde kehrten sie erst einige Zeit später nach Jerusalem zurück.
34 Silas aber erschien es zweckmäßig, vorerst noch in Antiochia zu bleiben.
35 Auch Paulus und Barnabas blieben noch länger dort. Sie verkündigten und lehrten zusammen mit vielen anderen das Wort des Herrn.
36 Nach einiger Zeit forderte Paulus den Barnabas auf: "Wir wollen noch einmal alle die Orte aufsuchen, in denen wir bereits das Evangelium verkündigt haben, damit wir sehen, wie es unseren Brüdern dort geht."
37 Barnabas wollte auch Johannes Markus mitnehmen.
38 Aber Paulus lehnte das entschieden ab, weil Johannes Markus sie damals in Pamphylien im Stich gelassen hatte.
39 Sie stritten so heftig miteinander, daß sie sich schließlich trennten. Während Barnabas mit Markus nach Zypern hinüberfuhr,
40 wählte Paulus als seinen Reisebegleiter Silas. Gestärkt durch das Gebet der Gemeinde, traten die beiden ihre Reise an.
41 Sie zogen zunächst durch Syrien sowie durch Zilizien und ermutigten dort die Gemeinden im Glauben.
1 Nachdem Paulus die Stadt Derbe besucht hatte, erreichte er schließlich Lystra. Dort trafen sie Timotheus, einen jungen Christen. Seine Mutter, auch eine Christin, war jüdischer Abstammung, sein Vater ein Grieche.
2 In der Gemeinde von Lystra und Ikonium war Timotheus als zuverlässig bekannt und geschätzt.
3 Ihn nahm Paulus als weiteren Begleiter mit auf die Reise. Um auf die jüdischen Christen in diesem Gebiet Rücksicht zu nehmen, von denen jeder wußte, daß der Vater des Timotheus ein Grieche war, ließ Paulus ihn beschneiden.
4 In jeder Stadt, durch die sie reisten, informierten sie die Gemeinden über den Beschluß der Apostel und Ältesten von Jerusalem, nach dem sich die Christen richten sollten.
5 So wurden die Gemeinden im Glauben immer fester, und die Zahl der Gemeindeglieder nahm täglich zu.
6 Nach ihrem Aufenthalt in Lystra zogen sie durch die Provinzen Phrygien und Galatien. Aber der Heilige Geist ließ sie erkennen, daß sie in der Provinz Asia zu dieser Zeit Gottes Botschaft noch nicht verkündigen sollten.
7 Auch als sie dann nach Mysien kamen und weiter nach Norden in die Provinz Bithynien reisen wollten, erlaubte es ihnen der Geist Jesu nicht.
8 So zogen sie durch Mysien, bis sie die Hafenstadt Troas erreichten.
9 Dort sprach Gott nachts in einer Vision zu Paulus. Der Apostel sah einen Mann aus Mazedonien, der ihn bat: "Komm nach Mazedonien herüber und hilf uns!"
10 Danach war uns klar, daß Gott uns gerufen hatte, in Mazedonien die Heilsbotschaft zu verkündigen. Wir suchten sofort nach einer Gelegenheit zur Überfahrt.
11 Wir gingen in Troas an Bord eines Schiffes und segelten auf dem kürzesten Weg zur Insel Samothrake; am nächsten Tag weiter nach Neapolis,
12 und von dort gingen wir zu Fuß nach Philippi, der bedeutendsten römischen Garnisonsstadt in diesem Teil Mazedoniens. Hier blieben wir einige Tage.
13 Am Sabbat verließen wir die Stadt und kamen an das Flußufer, wo sich - wie wir annahmen - eine kleine jüdische Gemeinde zum Gebet versammelte. Wir setzten uns und sprachen mit den Frauen, die sich dort eingefunden hatten.
14 Zu ihnen gehörte Lydia, die zum jüdischen Glauben übergetreten war. Sie stammte aus Thyatira und handelte mit Purpurstoffen. Der Herr selbst ließ sie erkennen, daß Paulus die Wahrheit verkündete. Sie begann zu glauben
15 und ließ sich mit ihrer ganzen Familie taufen. Danach forderte sie uns auf: "Wenn ihr davon überzeugt seid, daß ich an den Herrn glaube, dann kommt und wohnt in meinem Haus." Sie gab nicht eher Ruhe, bis wir einwilligten.
16 Auf dem Weg zur Gebetsstätte begegnete uns eines Tages eine Sklavin, die von einem Dämon besessen war. Sie konnte die Zukunft voraussagen und brachte auf diese Weise ihren Besitzern viel Geld ein.
17 Die Frau lief hinter uns her und schrie: "Diese Männer sind Diener des höchsten Gottes und zeigen euch den Weg zum Heil!"
18 Das wiederholte sich an mehreren Tagen, bis Paulus es nicht mehr ertragen konnte. Er wandte sich zu der Frau um und befahl dem Dämon: "Im Namen Jesu Christi, verlasse diese Frau!" In demselben Augenblick verließ der Dämon die Sklavin.
19 Als aber ihre Besitzer merkten, daß sie mit ihr nichts mehr verdienen konnten, packten sie Paulus und Silas und schleppten die Apostel auf den Marktplatz, wo sie verhört wurden.
20 "Diese Männer bringen unsere Stadt in Aufruhr", beschuldigte man sie vor den Richtern. "Es sind Juden!
21 Sie wollen hier Sitten einführen, die gegen das römische Recht verstoßen!"
22 Da stellte sich die aufgehetzte Menschenmenge drohend gegen Paulus und Silas, und man ließ den beiden die Kleider vom Leib reißen und sie auspeitschen.
23 Nachdem sie so brutal mißhandelt worden waren, warf man sie ins Gefängnis und gab dem Aufseher die Anweisung, die Gefangenen besonders scharf zu bewachen.
24 Also sperrte er sie in die sicherste Zelle und schloß zusätzlich ihre Füße in einen Holzblock ein.
25 Gegen Mitternacht beteten Paulus und Silas. Sie priesen Gott laut, und die übrigen Gefangenen hörten ihnen zu.
26 Da erschütterte plötzlich ein gewaltiges Erdbeben das ganze Gefängnis bis in die Grundmauern; alle Türen sprangen auf, und die Ketten der Gefangenen zerbrachen.
27 Aus dem Schlaf gerissen, sah der Gefängnisaufseher, daß die Zellentüren offenstanden. Voller Schrecken zog er sein Schwert und wollte sich töten, denn er dachte, die Gefangenen seien geflohen.
28 "Töte dich nicht!" rief da Paulus laut. "Wir sind alle hier."
29 Der Gefängnisaufseher ließ sich ein Licht geben, dann lief er in die Zelle, wo er sich zitternd vor Paulus und Silas niederwarf.
30 Als er die beiden hinausführte, fragte er sie: "Was muß ich tun, um gerettet zu werden?"
31 "Glaube an den Herrn Jesus, dann wirst du mit deiner Familie gerettet", erwiderten Paulus und Silas.
32 Sie verkündigten ihm und seiner ganzen Familie die Heilsbotschaft.
33 Der Gefängnisaufseher nahm Paulus und Silas noch in derselben Stunde zu sich, reinigte und verband ihre Wunden und ließ sich mit allen Familienangehörigen taufen.
34 Dann führte er sie in seine Wohnung, bewirtete sie und freute sich mit seiner ganzen Familie, daß er zum Glauben an Gott gefunden hatte.
35 Bei Tagesanbruch schickten die römischen Justizbeamten die Gerichtsdiener mit dem Befehl zu ihm: "Laß die Leute gehen!"
36 Der Gefängnisaufseher teilte das Paulus und Silas mit. "Die Stadträte lassen euch sagen", erklärte er ihnen, "daß ihr frei seid. Ihr könnt jetzt unbesorgt die Stadt verlassen."
37 Doch Paulus widersprach: "Sie haben uns in aller Öffentlichkeit geschlagen und ohne jedes Gerichtsverfahren ins Gefängnis geworfen, obwohl wir römische Bürger sind. Und jetzt wollen sie uns auf bequeme Weise loswerden! Aber damit bin ich nicht einverstanden. Die Männer, die dafür verantwortlich sind, sollen persönlich kommen und uns aus dem Gefängnis führen."
38 Mit dieser Nachricht kehrten die Gerichtsdiener zu den Richtern zurück. Als die hörten, daß Paulus und Silas römische Bürger waren, erschraken sie
39 und liefen sofort zum Gefängnis. Unter vielen Entschuldigungen führten sie Paulus und Silas hinaus und baten die beiden höflich, die Stadt zu verlassen.
40 Sie aber gingen zunächst in das Haus der Lydia. Dort hatte sich die ganze Gemeinde versammelt. Nachdem die Apostel sie ermutigt hatten, im Glauben fest zu bleiben, verabschiedeten sie sich und verließen die Stadt.
1 Paulus und Silas reisten über Amphipolis und Apollonia nach Thessalonich. In dieser Stadt gab es eine Synagoge.
2 Wie gewohnt ging Paulus zunächst dorthin und sprach an drei Sabbaten zu den Leuten.
3 Er erklärte ihnen aus der Heiligen Schrift, daß die Propheten die Leiden des Messias und seine Auferstehung von den Toten vorausgesagt hatten. "Und dieser Messias", so betonte er, "ist der Jesus, von dem ich euch berichtet habe."
4 Einige Juden ließen sich überzeugen und unterstützten Paulus und Silas. Dazu kamen noch viele Griechen, die zum jüdischen Glauben übergetreten waren, sowie eine große Zahl der vornehmsten und angesehensten Frauen der Stadt.
5 Dieser Erfolg weckte Neid und Eifersucht bei den Juden. Mit Hilfe übler Burschen, die sie von der Straße holten, inszenierten sie einen Tumult und brachten die ganze Stadt in Aufruhr. Dann zogen sie vor das Haus des Jason, in dem Paulus und Silas wohnten, drangen dort ein und wollten die beiden vor die aufgebrachte Menge zerren.
6 Die Apostel waren aber nicht im Haus, und deshalb schleppte man Jason und einige andere Christen vor die römischen Verwalter der Stadt. "Diese Kerle wiegeln das ganze Land auf!" schrien sie. "Jetzt sind sie auch hierhergekommen
7 und haben sich bei Jason einquartiert. Sie empören sich außerdem gegen den Kaiser und behaupten, ein anderer sei der Herr, nämlich Jesus."
8 Die Volksmenge und die verantwortlichen Beamten waren außer sich.
9 Erst nachdem Jason und die anderen eine Bürgschaft geleistet hatten, ließ man sie wieder frei.
10 Noch in derselben Nacht sorgten die Christen in Thessalonich dafür, daß Paulus und Silas nach Beröa abreisen konnten. Auch dort gingen die beiden gleich wieder in die Synagoge.
11 Doch die Juden in Beröa waren eher bereit, Gottes Wort anzunehmen, als die in Thessalonich. Sie hörten sich aufmerksam an, was Paulus und Silas lehrten, wobei sie täglich nachforschten, ob dies mit der Heiligen Schrift übereinstimmt.
12 Viele von ihnen begannen zu glauben; außer den Juden auch zahlreiche angesehene griechische Frauen und Männer.
13 Bald darauf erfuhren die Juden in Thessalonich, daß Paulus auch in Beröa Gottes Wort predigte. Deshalb kamen sie dorthin und wiegelten auch hier die Leute gegen die Apostel auf.
14 Doch die Christen in Beröa schickten Paulus sofort aus der Stadt. Sie begleiteten ihn auf dem Weg zur Küste und brachten ihn bis nach Athen. Silas und Timotheus blieben zurück. Doch sollten sie so schnell wie möglich nachkommen! Das ließ Paulus durch seine Begleiter ausrichten, die sich in Athen von ihm verabschiedeten und nach Beröa zurückkehrten.
15
16 Während Paulus in Athen auf Silas und Timotheus wartete, wurde er zornig über die vielen Götterbilder und Statuen in der Stadt.
17 Er sprach in der Synagoge zu den Juden und den zum jüdischen Glauben übergetretenen Griechen. Außerdem predigte er an jedem Tag auf dem Marktplatz zu den Menschen, die gerade da waren.
18 Bei einer solchen Gelegenheit kam es zu einem Streitgespräch mit einigen Philosophen, und zwar mit Epikuräern und Stoikern. Meinten einige von ihnen: "Dieser Mann ist doch ein Schwätzer!", so sagten andere: "Er scheint eine fremde Religion zu verkündigen." Denn Paulus hatte von Jesus und seiner Auferstehung gesprochen.
19 Weil die Philosophen mehr über die neue Religion erfahren wollten, nahmen sie den Apostel mit auf den Areopag, einen mitten in der Stadt gelegenen Hügel.
20 "Es ist alles neu für uns, was wir von dir hören, und recht seltsam", erklärten sie Paulus. "Wir möchten gern mehr davon wissen."
21 Diese Bitte war nicht ungewöhnlich, denn sowohl den Athenern wie auch den Fremden in dieser Stadt ging es vor allem darum, neue Ideen zu hören und über sie zu diskutieren.
22 Da stellte sich Paulus vor alle, die auf dem Areopag versammelt waren, und rief: "Athener! Mir ist aufgefallen, daß ihr sehr religiös seid;
23 denn ich habe in eurer Stadt viele Altäre gesehen. Auf einem stand 'Dem unbekannten Gott'. Von diesem Gott, den ihr verehrt, ohne ihn zu kennen, spreche ich.
24 Es ist der Gott, der die Welt und alles, was in ihr ist, geschaffen hat. Dieser Herr des Himmels und der Erde wohnt nicht in Tempeln, die Menschen gebaut haben.
25 Er braucht auch nicht den Opferdienst irgendeines Menschen. Er, der allen das Leben gibt und was zum Leben notwendig ist,
26 er hat den einen Menschen geschaffen, von dem alle Völker auf der ganzen Erde abstammen. Er hat auch bestimmt, wie lange und wo sie leben sollen.
27 Das alles hat er getan, weil er wollte, daß die Menschen ihn suchen, damit sie ihn spüren und finden können. Und wirklich, er ist uns ja so nahe!
28 Durch ihn allein leben und existieren wir. So wie es einige eurer Dichter gesagt haben: 'Wir sind seine Kinder.{Wörtlich: Denn wir sind auch seines Geschlechts.}
29 Weil wir nun von Gott abstammen, ist es doch unsinnig zu glauben, daß wir Gott in Standbildern aus Gold, Silber oder behauenen Steinen darstellen könnten, so wie es unserem Können und unseren Vorstellungen entspricht.
30 Bisher haben die Menschen das nicht erkannt, und Gott hatte Geduld mit ihnen. Aber jetzt befiehlt er allen Menschen auf der ganzen Welt, sich von Grund auf zu ändern.
31 Denn der Tag ist schon festgesetzt, an dem Gott alle Menschen richten wird;{Psalm 9,9; 96,13; 98,9} richten durch den einen Mann, den er selbst dazu bestimmt hat. Daran hat Gott keinen Zweifel gelassen, indem er ihn von den Toten auferweckte."
32 Als Paulus von der Auferstehung der Toten sprach, begannen einige zu spotten, andere aber meinten: "Darüber wollen wir später noch mehr hören."
33 Paulus verließ jetzt die Versammlung auf dem Areopag.
34 Einige Männer, die durch die Rede des Paulus zum Glauben gefunden hatten, gingen mit ihm. Darunter waren Dionysius, ein Mitglied des Gerichtshofes, eine Frau, die Damaris hieß, und manche andere.
1 Bald darauf verließ Paulus Athen und reiste nach Korinth.
2 Dort lernte er den Juden Aquila kennen, der aus der Provinz Pontus stammte. Er war vor kurzem mit seiner Frau Priszilla aus Italien nach Korinth übergesiedelt, weil Kaiser Claudius alle Juden aus Rom ausgewiesen hatte.
3 Paulus wohnte bei ihnen, und schließlich arbeiteten sie zusammen, denn Aquila war wie Paulus von Beruf Zeltmacher.
4 Paulus lehrte an jedem Sabbat in der Synagoge, und was er sagte, überzeugte Juden wie Griechen.
5 Als dann Silas und Timotheus aus Mazedonien eintrafen, arbeitete Paulus nicht länger als Zeltmacher, sondern nutzte seine ganze Zeit, um Gottes Wort zu verkündigen und den Juden zu bezeugen, daß Jesus der von Gott verheißene Retter ist.
6 Doch die Juden widersprachen ihm und spotteten über seine Lehre. Da weigerte sich Paulus, ihnen das Evangelium noch länger zu verkündigen.{Wörtlich: Da schüttelte er seine Kleider aus.} "Ich habe euch Gottes Frohe Botschaft bringen wollen", sagte er. "Aber ihr habt sie abgelehnt. Deswegen bin ich nicht schuld an euerm Tod und Verderben.{Wörtlich: Euer Blut komme auf euer Haupt.} Von jetzt an werde ich den Heiden das Wort Gottes predigen."
7 Danach wohnte er bei Titius Justus. Dieser Mann glaubte an Gott, auch wenn er kein Jude war. Sein Haus stand direkt neben der Synagoge.
8 Schließlich kam sogar Krispus, der Vorsteher der Synagoge, mit seiner ganzen Familie zum Glauben an den Herrn. Wie er glaubten noch viele Korinther, die Paulus gehört hatten, und ließen sich taufen.
9 Eines Nachts sprach der Herr in einer Vision zu Paulus: "Habe keine Angst! Predige weiter und schweige nicht!
10 Ich bin bei dir, und niemand soll es wagen, dir irgendeinen Schaden zuzufügen. Denn viele Menschen in dieser Stadt werden an mich glauben."
11 So blieb Paulus noch anderthalb Jahre in Korinth und verkündigte dort das Wort Gottes.
12 Als aber Gallio Gouverneur von Achaja wurde, nutzten die Juden die Gelegenheit und verklagten Paulus. Sie brachten ihn vor Gericht
13 und beschuldigten ihn: "Dieser Mann verführt die Leute, Gott in einer Weise zu dienen, die im Widerspruch zum Gesetz steht."
14 Noch ehe Paulus etwas erwidern konnte, wandte sich Gallio an die Juden: "Wenn es sich um ein Verbrechen oder sonst ein schweres Vergehen handelte, müßte ich euch Juden anhören.
15 Weil ihr aber um Lehrfragen streitet, über irgendwelche Personen und religiösen Gesetze, müßt ihr euch schon selbst einigen. Ich jedenfalls werde darüber nicht entscheiden."
16 Damit wies er die Ankläger aus dem Gerichtssaal.
17 Jetzt fielen die Zuhörer über den neuen Synagogenleiter Sosthenes her und verprügelten ihn noch im Gerichtssaal. Er nämlich hatte die Anklage vorgebracht. Doch Gallio kümmerte sich überhaupt nicht darum.
18 Paulus blieb noch einige Zeit in Korinth. Dann verabschiedete er sich von den Christen, und zusammen mit Priszilla und Aquila fuhr er mit dem Schiff in Richtung Syrien. Vorher hatte er in Kenchreä ein Gelübde abgelegt und sich deswegen - wie es bei den Juden üblich war - die Haare abschneiden lassen.
19 Nach ihrer Ankunft in Ephesus blieben Priszilla und Aquila in der Stadt, während Paulus in die Synagoge ging. Dort sprach er mit den Juden.
20 Und obwohl sie ihn baten, länger bei ihnen zu bleiben, verabschiedete er sich mit den Worten:
21 "Wenn Gott es will, werde ich später wiederkommen." Dann verließ er Ephesus auf einem Schiff.
22 Von Cäsarea aus ging er nach Jerusalem. Dort besuchte er die Gemeinde, um schließlich nach Antiochia weiterzuziehen.
23 Aber auch hier blieb er nicht lange, sondern durchquerte ganz Galatien und Phrygien. Er besuchte alle Christengemeinden und ermutigte sie, in ihrem Glauben festzubleiben.
24 In der Zwischenzeit war Apollos, ein Jude aus Alexandria, nach Ephesus gekommen. Er kannte sich in Gottes Wort gut aus und war ein gewandter Redner.
25 Von der christlichen Lehre hatte er schon gehört, und er sprach voller Begeisterung von Jesus. Dennoch kannte er lediglich die Taufe des Johannes.
26 Dieser Apollos begann unerschrocken in der Synagoge zu predigen. Unter seinen Zuhörern waren auch Priszilla und Aquila. Sie nahmen ihn als Gast in ihrem Hause auf, um ihm dort Gottes Weg zur Erlösung genauer zu erklären.
27 Als Apollos plante, in die griechische Provinz Achaja zu reisen, gaben ihm die Christen von Ephesus ein Empfehlungsschreiben an die Gemeinde in Korinth mit, in dem sie darum baten, ihn dort freundlich aufzunehmen. In Achaja war Apollos mit seiner Begabung den Christen dann wirklich eine große Hilfe.
28 Denn in öffentlich geführten Streitgesprächen widerlegte er die Einwände der Juden und wies anhand der Heiligen Schrift nach, daß Jesus der verheißene Messias ist.
1 Während Apollos in Korinth war, reiste Paulus durch das kleinasiatische Hochland und kam nach Ephesus. Dort traf er einige Jünger von Johannes dem Täufer{Wörtlich nur: Jünger.} .
2 Er fragte sie: "Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr zum Glauben gekommen seid?" "Nein", erwiderten sie. "Was ist denn das, der 'Heilige Geist'? Wir haben noch nie etwas davon gehört."
3 "Welche Taufe habt ihr denn empfangen?" wollte Paulus jetzt wissen. "Die Taufe des Johannes", war die Antwort.
4 "Wer sich von Johannes taufen ließ, bekannte damit, daß er ein neues Leben beginnen will",{Wörtlich: Johannes hat mit der Taufe der Umkehr getauft.} erklärte Paulus. "Johannes hat aber immer gesagt, daß man an den glauben muß, der nach ihm kommt: nämlich Jesus."
5 Nachdem sie das gehört hatten, ließen sie sich auf den Namen Jesu taufen.
6 Und als Paulus ihnen die Hände auflegte, empfingen sie den Heiligen Geist. Sie beteten in anderen Sprachen und redeten, wie Gott es ihnen eingab.
7 Es waren an die zwölf Männer.
8 Paulus ging darauf in die Synagoge. Drei Monate lang predigte er dort unerschrocken Gottes Wort und gewann Menschen für Gottes Reich.
9 Es gab aber auch einige, die vom Glauben nichts wissen wollten und schließlich in aller Öffentlichkeit über das Evangelium spotteten. Da verließ Paulus mit den anderen Christen die Synagoge. Von nun an predigte er täglich im Lehrsaal eines Mannes, der Tyrannus hieß.
10 Das tat er zwei Jahre lang, so daß alle in der Provinz Asia, Juden wie Griechen, das Wort Gottes hörten.
11 Gott ließ durch Paulus außerordentliche Dinge geschehen.
12 Es kam so weit, daß man Tücher und Kleidungsstücke des Paulus auf die Kranken legte, damit sie gesund werden und die Dämonen ausfahren sollten.
13 Einige im Land umherziehende jüdische Geisterbeschwörer versuchten Dämonen dadurch auszutreiben, daß sie über den Besessenen den Namen Jesu aussprachen. Sie sagten zum Beispiel: "Wir beschwören euch bei dem Jesus, den Paulus predigt!"
14 So trieben es auch die sieben Söhne des jüdischen Hohenpriesters Skevas.
15 Doch der Dämon verhöhnte sie: "Jesus kenne ich, und von Paulus habe ich gehört. Aber wer seid ihr? "
16 Dann stürzte sich der Besessene auf sie, warf sie zu Boden, so daß sie schließlich alle nackt und zerschunden aus dem Haus fliehen mußten.
17 Bald wußte ganz Ephesus - Juden wie Griechen - von diesem Vorfall. Alle waren zutiefst erschrocken, und der Name des Herrn Jesus wurde nun überall gelobt.
18 Viele Christen bekannten jetzt offen, was sie früher getrieben hatten.
19 Andere brachten ihre Zauberbücher, für die sie ein Vermögen ausgegeben hatten,{Wörtlich: Ihren Wert schätzte man auf 50.000 Silberstücke.} und verbrannten sie in aller Öffentlichkeit.
20 So erwies Gottes Wort seine Macht, und immer mehr Menschen glaubten daran.
21 Danach beschloß Paulus, überMazedonien und Achaja nach Jerusalem zu reisen und von dort aus nach Rom.
22 Er schickte zwei seiner Mitarbeiter, Timotheus und Erastus, voraus nach Mazedonien, während er selber noch einige Zeit in der Provinz Asia blieb.
23 Etwa zur selben Zeit kam es in Ephesus wegen der von Paulus verkündeten neuen Lehre zu heftigen Unruhen.
24 Angefangen hatte alles mit dem Silberschmied Demetrius, der kleine Nachbildungen des Tempels der griechischen Göttin Artemis herstellte. Nicht nur er selber, sondern auch die Händler der ganzen Stadt verdienten sehr gut daran.
25 Alle diese Leute rief er eines Tages zusammen und sagte ihnen:"Ihr wißt ebensogut wie ich, daß wir alle an den kleinen Nachbildungen des Tempels gut verdienen.
26 Wie ihr sicher schon gehört habt, behauptet nun dieser Paulus, von Menschen angefertigte Götter seien nichts wert. Das verbreitet er nicht nur in Ephesus, sondern in der ganzen Provinz Asia, und viele Leute glauben ihm schon.
27 Aber es geht ja nicht nur darum, daß unsere Arbeit nicht mehr anerkannt wird! Auch der Tempel der herrlichen Göttin Artemis, die man nicht nur in Kleinasien, sondern in der ganzen Welt verehrt, wird bedeutungslos werden und in Vergessenheit geraten. ."
28 Wutentbrannt schrien jetzt die Zuhörer: "Groß ist die Artemis der Epheser!"
29 In kürzester Zeit war die Bevölkerung der ganzen Stadt auf den Beinen. Das Volk rottete sich zusammen und drängte ins Amphitheater. Dorthin schleppten sie auch die beiden Mazedonier Gajus und Aristarchus, die Paulus begleitet hatten.
30 Paulus wollte nun selbst im Amphitheater Rede und Antwort stehen, aber seine Glaubensbrüder ließen das nicht zu.
31 Auch einige hohe Beamte der Provinzverwaltung, die Paulus schätzten, warnten ihn eindringlich davor, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen.
32 Bei der versammelten Volksmenge herrschte das größte Durcheinander; der eine schrie dies, der andere das. Die meisten wußten nicht einmal, warum sie sich hier versammelt hatten.
33 Die Juden drängten Alexander nach vorn, der bezeugen sollte, daß sie mit der Sache nichts zu tun hätten. Er versuchte, die Menschen mit einem Handzeichen zum Schweigen zu bringen.
34 Doch als die merkten, daß er Jude war, schrien sie zwei Stunden lang in Sprechchören: "Groß ist die Artemis der Epheser!"
35 Schließlich gelang es dem Stadtkanzler, die Menge zu beruhigen, so daß er sich verständlich machen konnte. "Leute von Ephesus!" rief er. "Es gibt doch niemanden, der nicht weiß, daß unsere Stadt die Hüterin des Tempels der großen Artemis ist und ihres vom Himmel gefallenen Bildes.
36 Das ist einfach eine Tatsache, und dem wird niemand widersprechen. Deshalb bleibt ruhig, und tut nichts Unüberlegtes.
37 Diese Männer hier haben weder den Tempel beraubt noch unsere Göttin gelästert.
38 Sollten Demetrius und seine Kollegen irgendwelche Anklagen gegen sie vorbringen wollen, so gibt es dafür ordentliche Gerichte und Behörden. Sollen sie dort ihren Streit austragen!
39 Und wenn ihr noch andere Anliegen habt, die über die Anklage des Demetrius hinausgehen, dann müssen die in der ordentlichen Volksversammlung vorgebracht werden.
40 Ich fürchte nämlich, daß uns die römische Regierung sonst wegen dieses Aufruhrs zur Rechenschaft ziehen wird, und wir können wirklich keinen triftigen Grund dafür nennen."Danach löste er die Versammlung auf.
1 Nachdem der Tumult vorüber war, rief Paulus die ganze Gemeinde zusammen, um sie zu ermutigen und sich von ihr zu verabschieden. Dann begann er seine Reise nach Mazedonien.
2 Unterwegs besuchte er alle Christengemeinden und nahm sich viel Zeit, sie im Glauben zu stärken.
3 So erreichte er Griechenland, wo er drei Monate lang blieb. Er bereitete sich gerade auf die Überfahrt nach Syrien vor, als er davon erfuhr, daß die Juden ihn auf dieser Reise umbringen wollten. Deshalb entschloß er sich, auf dem Landweg über Mazedonien zurückzukehren.
4 Mit ihm reisten Sopater aus Beröa, der Sohn des Pyrrhus, Aristarchus und Sekundus aus Thessalonich, Gajus aus Derbe und Timotheus; außerdem Tychikus und Trophimus, die aus der Provinz Asia stammten.
5 Sie waren schon vorausgereist und wollten in Troas auf uns warten.
6 Wir anderen verließen nach dem Passahfest Philippi und erreichten mit einem Schiff in fünf Tagen Troas. Dort blieben wir eine Woche.
7 Am Sonntag{Wörtlich: Am ersten Tag der Woche.} kamen wir zusammen, um das Abendmahl zu feiern,{Wörtlich: um das Brot zu brechen.} und Paulus predigte. Weil er schon am nächsten Tag weiterreisen wollte, nahm er sich viel Zeit und sprach bis Mitternacht.
8 Der Raum im Obergeschoß, in dem wir uns befanden, war durch viele Öllampen erhellt.
9 Ein junger Mann - er hieß Eutychus - saß auf der Fensterbank. Während der langen Predigt des Paulus wurde er vom Schlaf überwältigt. Dabei verlor er das Gleichgewicht und fiel durch das offene Fenster drei Stockwerke tief. Als die Männer ihn aufhoben, war er tot.
10 Paulus lief hinunter, beugte sich über den Toten und nahm ihn in seine Arme. Dann sagte er zu den Leuten: "Seid ruhig! Er lebt."
11 Paulus ging wieder hinauf, und sie feierten gemeinsam das Abendmahl. Er sprach noch lange mit ihnen, bevor er sie dann bei Tagesanbruch verließ.
12 Alle waren glücklich darüber, daß Eutychus wieder am Leben war.
13 Wir anderen waren inzwischen an Bord eines Schiffes gegangen und nach Assos gesegelt. Paulus hatte darauf bestanden, bis dorthin zu Fuß zu gehen.
14 In Assos nahmen wir ihn dann an Bord und segelten weiter nach Mitylene.
15 Am nächsten Tag kamen wir bis Chios, tags darauf nach Samos, und einen Tag später erreichten wir Milet.
16 Um keine Zeit zu verlieren, hatte sich Paulus entschlossen, nicht nach Ephesus zu reisen. Wenn irgend möglich, wollte er nämlich zum Pfingstfest in Jerusalem sein.
17 Von Milet aus schickte Paulus einen Boten mit der Nachricht nach Ephesus, daß er gern mit den Ältesten der Gemeinde sprechen würde.
18 Als sie alle zusammen waren, sagte er zu ihnen: "Ihr wißt, wie ich mich in der Provinz Asia vom ersten Tage an bis heute bei euch verhalten habe.
19 Daß ich dem Herrn diente, ohne an mich selbst zu denken, oft unter Tränen und obwohl die Juden mich verfolgten.
20 Ihr wißt auch, daß ich nichts verschwiegen habe. Ich habe euch alles gepredigt und gelehrt, was euerm Heil dient - öffentlich, aber auch in euern Häusern.
21 Juden wie Griechen habe ich in aller Deutlichkeit erklärt, daß sie ihr Leben von Grund auf ändern und an unseren Herrn Jesus Christus glauben sollen.
22 Jetzt folge ich dem Willen des Heiligen Geistes, wenn ich nach Jerusalem gehe. Was dort mit mir geschehen wird, weiß ich nicht.
23 Nur dies eine weiß ich, daß mich Gefangenschaft und Leiden erwarten. Denn so sagt es mir der Heilige Geist durch Propheten in allen Gemeinden, die ich besuche.
24 Aber mein Leben ist mir nicht wichtig, wenn es darum geht, den Auftrag auszuführen, den mir Jesus Christus gegeben hat, nämlich das Evangelium von Gottes Gnade und Liebe zu verkündigen.
25 Ich weiß, daß keiner von euch, denen ich das Evangelium gepredigt und bei denen ich gelebt habe, mich wiedersehen wird.
26 Deshalb sage ich euch heute in aller Deutlichkeit: Ich bin nicht schuld daran, wenn einer von euch verlorengeht.
27 Denn ich habe nichts verschwiegen, sondern euch den ganzen Plan Gottes zur Rettung der Welt verkündigt.
28 Von jetzt an müßt ihr auf euch selbst achten und auf die ganze Gemeinde, für die euch der Heilige Geist als Hirten einsetzte. Ihr sollt die Gemeinde Gottes hüten, die er sich durch das Blut seines Sohnes erworben hat.
29 Denn ich weiß: Wenn ich nicht mehr da bin, werden falsche Lehrer wie reißende Wölfe über euch herfallen, und sie werden die Herde nicht schonen.
30 Sogar unter euch wird es Männer geben, die nur deshalb die Wahrheit verfälschen, weil sie Menschen für sich gewinnen wollen.
31 Seid also wachsam! Denkt daran, daß ich drei Jahre lang unermüdlich jedem von euch Tag und Nacht, manchmal sogar unter Tränen, den rechten Weg gewiesen habe.
32 Und nun vertraue ich euch Gottes Schutz an und dem Wort seiner Gnade. Er allein hat die Macht, euern Glauben wachsen zu lassen und euch das Erbe zu geben, das er seinen Kindern zugesagt hat.{Wörtlich: und das Erbe unter allen Geheiligten zu geben.}
33 Niemals habe ich von euch auch nur einen einzigen Pfennig{Wörtlich: Silber, Gold oder Kleidung.} verlangt.
34 Ihr wißt selbst, daß ich den Lebensunterhalt für mich und die Leute, die bei mir waren, mit diesen meinen Händen durch eigene Arbeit verdient habe.
35 Damit habe ich euch zeigen wollen, wie man arbeiten muß, um den Armen zu helfen und das zu erfüllen, was unser Herr selbst gesagt hat: Geben macht glücklicher als Nehmen."
36 Nun knieten alle nieder und beteten miteinander.
37 Sie küßten und umarmten Paulus zum Abschied; viele weinten laut,
38 weil er ihnen gesagt hatte, sie würden ihn nicht wiedersehen. Dann begleiteten sie ihn auf das Schiff.
1 Als wir uns schweren Herzens von den Ältesten aus Ephesus verabschiedet hatten, segelte unser Schiff direkt nach Kos. Am folgenden Tag erreichten wir Rhodos und dann Patara.
2 Dort gingen wir an Bord eines anderen Schiffes, das nach Phönizien segeln sollte.
3 Bald sahen wir in der Ferne die Insel Zypern,segelten aber südlich an ihr vorbei in Richtung auf die syrische Hafenstadt Tyrus, wo die Ladung des Schiffes gelöscht wurde.
4 In Tyrus besuchten wir die Gemeinde und blieben eine Woche dort. Diese Christen warnten Paulus mehrmals davor, nach Jerusalem zu reisen, denn so hatte es ihnen der Heilige Geist aufgetragen.
5 Aber am Ende der Woche gingen wir dann doch zu unserem Schiff. Die ganze Gemeinde mit Frauen und Kindern begleitete uns bis vor die Stadt. Am Strand knieten wir nieder und beteten.
6 Nachdem wir uns verabschiedet hatten, gingen wir an Bord des Schiffes, und sie kehrten in die Stadt zurück.
7 Von Tyrus kamen wir dann nach Ptolemais. Auch dort besuchten wir die Christen, blieben aber nur einen Tag bei ihnen.
8 Von Ptolemais ging es zu Fuß weiter nach Cäsarea. Dort wohnten wir im Haus des Evangelisten Philippus, einem der sieben Diakone.
9 Die vier Töchter des Philippus waren unverheiratet geblieben und hatten von Gott prophetische Gaben bekommen.
10 Wir waren schon einige Tage bei Philippus, als Agabus aus Judäa kam. Er war ein Prophet.
11 Mit dem Gürtel des Paulus fesselte er sich Hände und Füße. Dann erklärte er: "Der Heilige Geist sagt: Genauso wird der Besitzer dieses Gürtels in Jerusalem von den Juden gefesselt und an die Römer ausgeliefert werden."
12 Da bestürmten wir und die anderen Christen der Gemeinde Paulus, nicht nach Jerusalem zu gehen.
13 Er aber antwortete nur: "Warum weint ihr und macht mir das Herz schwer? Ich bin nicht nur bereit, mich in Jerusalem fesseln und ins Gefängnis werfen zu lassen, ich bin auch bereit, dort für Jesus Christus zu sterben."
14 Weil er sich nicht umstimmen ließ, bedrängten wir ihn schließlich nicht länger und sagten: "Gottes Wille soll geschehen!"
15 Bald darauf reisten wir nach Jerusalem.
16 Einige Brüder aus Cäsarea begleiteten uns. Sie führten uns zu Mnason, der aus Zypern stammte und einer der ersten Christen war. In seinem Hause sollten wir übernachten.
17 Von der Gemeinde in Jerusalem wurden wir herzlich aufgenommen.
18 Am Tag nach unserer Ankunft ging Paulus zu Jakobus; auch alle Ältesten der Gemeinde hatten sich bei ihm versammelt.
19 Paulus begrüßte sie alle und berichtete ausführlich, was Gott unter den Heiden getan hatte.
20 Darüber waren alle froh; sie lobten und dankten Gott. Dann aber sagten sie:"Du weißt, lieber Bruder, daß Tausende von Juden zum Glauben gekommen sind, und jeder von ihnen befolgt streng die Gesetze des Mose.
21 Man hat nun von dir berichtet, du würdest die Juden außerhalb Israels auffordern, nicht mehr nach dem Gesetz zu leben. Sie sollten zum Beispiel ihre Kinder nicht mehr beschneiden lassen und die Ordnungen unseres Volkes mißachten.
22 Was sollen wir jetzt tun? Sie werden auf jeden Fall erfahren, daß du in Jerusalem bist.
23 Wir möchten dir deshalb folgendes raten: Hier sind vier Männer, die ein Gelübde einlösen müssen.
24 Schließe dich ihnen an, und erfülle alle vom Gesetz geforderten Reinigungsvorschriften, wozu ja auch gehört, daß sie sich die Haare schneiden lassen. Wenn du dafür die Kosten übernimmst, werden alle sehen, daß an den Gerüchten über dich nichts Wahres ist und du gewissenhaft das Gesetz befolgst.
25 Wie die nichtjüdischen Christen leben sollen, haben wir ja schriftlich geregelt. Wir haben damals entschieden, daß sie kein Fleisch von Tieren essen dürfen, die Götzen geopfert wurden, kein Blut oder das Fleisch von Tieren, die nicht ausbluteten. Außerdem sollen sie sich vor Unzucht hüten."
26 Paulus nahm ihren Vorschlag an. Zusammen mit den Männern ging er am folgenden Tag in den Tempel. Dort wollten sie melden, daß ihr Gelübde erfüllt sei, wenn sie ihr Opfer gebracht hätten.
27 Die festgesetzten sieben Tage waren fast vorüber, als einige Juden aus Kleinasien Paulus im Tempel wiedererkannten. Sie wiegelten das Volk gegen ihn auf, packten ihn und schrien:
28 "Helft uns, ihr Männer aus Israel! Das ist er, der überall in der Welt gegen unser Volk, gegen das Gesetz und gegen diesen Tempel hetzt! Und nicht genug damit! Er hat sogar Griechen in den Tempel gebracht und dadurch diese heilige Stätte entweiht!"
29 Weil sie nämlich Paulus zusammen mit dem Griechen Trophimus aus Ephesus in der Stadt gesehen hatten, vermuteten sie nun, Paulus habe ihn auch mit in den Tempel genommen.
30 Ganz Jerusalem geriet in Aufruhr. Sie griffen Paulus und zerrten ihn aus dem Tempel, dessen Türen man eilig schloß.
31 Die Menge war nahe daran, Paulus umzubringen, als dem Kommandanten der römischen Garnison gemeldet wurde: "Die ganze Stadt ist in Aufruhr!"
32 Mit einem Trupp Soldaten und einigen Offizieren lief er sofort zum Tempelplatz. Als die Menge den Kommandanten und die Soldaten sah, ließen sie Paulus los.
33 Paulus wurde festgenommen und mit zwei Ketten gefesselt. Anschließend fragte der Kommandant die aufgebrachte Menge, wer dieser Mann sei und was er getan habe.
34 Aber die einen schrien dies, die anderen das, und der Tumult war so groß, daß er letztlich überhaupt nichts erfuhr. Deshalb befahl der Kommandant, Paulus in die Festung zu bringen.
35 Auf dem Weg dorthin wütete das Volk so aufgebracht gegen Paulus, daß ihn die Soldaten tragen mußten.
36 Die Leute tobten: "Weg mit dem! Bringt ihn um!"
37 Als man Paulus gerade in die Festung bringen wollte, sagte er zu dem Kommandanten: "Kann ich kurz mit dir sprechen?" "Du sprichst Griechisch?" fragte dieser überrascht.
38 "Dann bist du also nicht der Ägypter, der vor einiger Zeit den Aufstand mit viertausend bewaffneten Rebellen anführte, die er in der Wüste um sich sammelte?"
39 "Nein", erwiderte Paulus, "ich bin ein Jude aus Tarsus und ein Bürger dieser bekannten Stadt in Zilizien. Bitte erlaube mir, zu den Leuten zu reden."
40 Der Kommandant willigte ein. Paulus blieb auf der obersten Treppenstufe stehen und gab dem Volk mit der Hand ein Zeichen, daß er etwas sagen wollte. Nachdem sie sich beruhigt hatten, sprach er auf hebräisch zu ihnen:
1 "Ihr Männer, liebe Brüder und Väter! Hört euch an, was ich zu meiner Verteidigung sagen möchte."
2 Als die Juden merkten, daß Paulus in ihrer Sprache zu ihnen redete, wurden sie noch stiller, und er konnte ungehindert weitersprechen:
3 "Ich bin Jude, geboren in Tarsus, einer Stadt in Zilizien. Erzogen wurde ich hier in Jerusalem. Als Schüler Gamaliels habe ich gelernt, streng nach dem Gesetz unserer Väter zu leben. Ebenso wie ihr wollte ich nichts anderes, als Gottes Gebote erfüllen.
4 Deshalb habe ich diese neue Lehre auch bis auf den Tod bekämpft. Männer und Frauen ließ ich festnehmen und in das Gefängnis werfen.
5 Das können der Hohepriester und der ganze Hohe Rat bezeugen. Von ihnen bekam ich die Empfehlungsschreiben für die jüdische Gemeinde in Damaskus. So wollte ich erreichen, daß auch die Christen in dieser Stadt gefesselt hierher nach Jerusalem gebracht und bestraft werden sollten.
6 Als ich auf dieser Reise Damaskus schon fast erreicht hatte, umgab mich zur Mittagszeit plötzlich vom Himmel her ein strahlend helles Licht.
7 Ich fiel zu Boden und hörte eine Stimme: 'Saul, Saul, warum verfolgst du mich?
8 Voller Schrecken fragte ich: 'Wer bist du, Herr? und hörte als Antwort: 'Ich bin Jesus von Nazareth, den du verfolgst.
9 Meine Begleiter sahen genauso wie ich das Licht, aber sie hörten nicht, was gesagt wurde.
10 'Was soll ich tun, Herr? fragte ich nun, und der Herr antwortete mir: 'Steh auf! Geh nach Damaskus. Dort wird man dir sagen, welche Aufgabe du übernehmen sollst.
11 Von dem hellen Licht war ich so geblendet, daß ich nicht mehr sehen konnte und meine Begleiter mich nach Damaskus führen mußten.
12 Dort lebte ein Mann, der Ananias hieß. Er war fromm und erfüllte Gottes Gebote so genau, daß er bei allen Juden in Damaskus hoch angesehen war.
13 Dieser Mann kam zu mir und sagte: 'Lieber Bruder Saul, du sollst wieder sehen können! Und sofort konnte ich wieder sehen.
14 Dann erklärte er mir: 'Der Gott unserer Väter hat dich erwählt, seinen Willen zu erkennen, seinen Sohn zu sehen und ihn zu hören.
15 So wirst du vor allen Menschen sein Zeuge sein, weil du ihn selber gesehen und gehört hast.
16 Zögere also nicht länger! Laß dich taufen und von deinen Sünden reinigen, indem du dem Herrn deine Schuld bekennst.
17 Ich kehrte nach Jerusalem zurück. Eines Tages betete ich im Tempel. Da erschien mir der Herr in einer Vision
18 und sagte: 'Beeile dich und verlasse Jerusalem so schnell wie möglich, denn niemand wird dir glauben, was du von mir sagst.
19 'Herr', antwortete ich, 'aber alle wissen doch, daß ich die in das Gefängnis werfen und in den Synagogen auspeitschen ließ, die an dich glaubten.
20 Als dein Zeuge Stephanus getötet wurde, habe ich sogar voller Genugtuung zugesehen und die Kleider seiner Mörder bewacht.
21 Doch der Herr befahl: 'Geh, denn ich will dich weit weg zu den Heiden senden. "
22 Bis dahin hatten alle Paulus ruhig angehört. Doch nun begannen sie zu toben: "Weg mit ihm! Er darf nicht länger leben!"
23 Voller Empörung zerrissen sie ihre Kleider und wüteten, daß der Staub hoch aufwirbelte.
24 Da ließ der Kommandant Paulus in die Festung bringen und befahl, ihn auszupeitschen und zu verhören. Auf diese Weise wollte er erfahren, weshalb die Menge so erregt den Tod desPaulus forderte.
25 Man hatte den Apostel bereits zum Auspeitschen festgebunden, als Paulus den dabeistehenden Offizier fragte: "Seit wann ist es bei euch erlaubt, einen römischen Bürger auszupeitschen, noch dazu ohne Urteil?"
26 Der Offizier lief zum Kommandanten: "Der Mann ist ein römischer Bürger! Was willst du jetzt tun?"
27 Da ging der Kommandant selbst zu Paulus und fragte ihn: "Stimmt es, daß du ein römischer Bürger bist?" "Ja, das stimmt", erwiderte Paulus.
28 "Ich habe für dieses Bürgerrecht ein Vermögen gezahlt", erklärte der Kommandant. "Ich aber wurde schon als römischer Bürger geboren", erwiderte Paulus.
29 Sofort banden die Soldaten den Apostel los, denn der Kommandant fürchtete, Schwierigkeiten zu bekommen, weil er befohlen hatte, einen römischen Bürger auszupeitschen.
30 Der Kommandant wollte wissen, was die Juden Paulus eigentlich vorwarfen. Deswegen befahl er am nächsten Tag den Hohenpriestern und dem Gerichtshof, zu einer Sitzung zu kommen, und nachdem man Paulus aus dem Gefängnis geholt und ihm die Fesseln abgenommen hatte, wurde auch er dorthin gebracht.
1 Ruhig und furchtlos blickte Paulus die Mitglieder des hohen Gerichts an und sagte: "Ihr Männer, liebe Brüder! Was mich anbelangt, so habe ich bis zum heutigen Tag Gott gedient, und zwar mit gutem Gewissen."
2 Aufgebracht befahl daraufhin der Hohepriester Ananias seinen Leuten, Paulus auf den Mund zu schlagen.
3 Der aber rief: "Du Heuchler, Gott wird dich dafür strafen. Du willst hier nach dem Gesetz Recht sprechen, aber brichst selber das Gesetz und läßt mich schlagen!"
4 Da empörten sich einige: "Du wagst es, den Hohenpriester Gottes zu beleidigen?"
5 "Ich wußte nicht, Brüder, daß es der Hohepriester ist", lenkte Paulus ein, "denn natürlich ist mir bekannt, daß es in der Heiligen Schrift heißt: 'Den Führer deines Volkes sollst du nicht beleidigen. "{2. Mose 22,27}
6 Paulus wußte, daß unter den Anwesenden sowohl Sadduzäer als auch Pharisäer waren. Deshalb rief er laut: "Brüder, ich bin ein Pharisäer wie viele meiner Vorfahren{Wörtlich: und ein Sohn von Pharisäern.} , und nun stehe ich hier vor Gericht, weil ich an die Auferstehung der Toten glaube."
7 Diese Worte lösten einen heftigen Streit zwischen den Pharisäern und Sadduzäern aus, und die Versammlung spaltete sich in zwei Lager.
8 Denn im Gegensatz zu den Pharisäern behaupten die Sadduzäer: Es gibt keine Auferstehung und weder Engel noch Geister.
9 Immer lauter wurde die Debatte. Aufgeregt sprangen einige Schriftgelehrte der Pharisäer auf und riefen: "An dem Mann ist doch nichts, wofür er verurteilt werden könnte. Vielleicht hat ja wirklich ein Geist oder Engel zu ihm geredet."
10 Der Tumult nahm solche Formen an, daß der römische Kommandant fürchtete, Paulus vor der aufgebrachten Menge nicht länger schützen zu können. Deshalb ließ er Soldaten kommen, die Paulus holten und ihn wieder in die Festung zurückbrachten.
11 In der folgenden Nacht trat der Herr zu Paulus und sagte: "Sei unbesorgt! So wie du in Jerusalem mein Zeuge gewesen bist, sollst du auch in Rom mein Zeuge sein!"
12 Bei Tagesanbruch kamen einige Juden zusammen. Feierlich schworen sie sich, weder zu essen noch zu trinken, bis es ihnen gelungen wäre, Paulus zu beseitigen.
13 Mehr als vierzig Leute waren an dieser Verschwörung beteiligt.
14 Sie gingen zu den Hohenpriestern und Führern des Volkes, um ihnen mitzuteilen: "Wir haben geschworen, nichts zu essen, bis wir diesen Paulus getötet haben.
15 Sorgt nun dafür, daß der Kommandant ihn noch einmal zum Verhör bringen läßt. Sagt, ihr wolltet die Angelegenheit genauer untersuchen. Alles andere überlaßt uns: Er wird nicht bei euch ankommen."
16 Ein Neffe des Paulus erfuhr von diesem Anschlag. Er lief zur Festung und berichtete ihm alles.
17 Da rief der Apostel einen der Offiziere zu sich und bat: "Bringe diesen jungen Mann zum Kommandanten; er hat eine wichtige Mitteilung für ihn!"
18 Der Offizier führte den Verwandten des Paulus zum Kommandanten und meldete: "Der Gefangene Paulus hat mich rufen lassen und darum gebeten, diesen jungen Mann zu dir zu bringen. Er soll dir etwas mitteilen."
19 Da führte der Kommandant den jungen Mann beiseite und fragte: "Was hast du mir zu melden?"
20 Eilig begann der zu berichten: "Die Juden werden dich bitten, Paulus morgen noch einmal dem jüdischen Gerichtshof vorzuführen. Aber das ist nur ein Vorwand.
21 Glaube ihnen nicht, denn vierzig Männer halten sich bereit, die ihn ermorden wollen. Sie haben sich geschworen, nichts zu essen und zu trinken, bis er tot ist. Jetzt warten sie nur auf deine Zusage."
22 Der junge Mann verließ die Festung, nachdem der Kommandant ihm eingeschärft hatte, daß niemand von dem Plan erfahren dürfte.
23 Gleich darauf ließ der Kommandant zwei Offiziere zu sich kommen. Ihnen gab er den Auftrag: "Stellt für heute abend neun Uhr zweihundert Soldaten zum Marsch nach Cäsarea bereit, dazu noch siebzig Reiter und zweihundert Leichtbewaffnete.
24 Kümmert euch auch um Reittiere für den Gefangenen, und bringt ihn sicher zu Gouverneur Felix."
25 Dann schrieb er diesen Brief:
26 "Claudius Lysias grüßt seine Exzellenz, den Gouverneur Felix.
27 Diesen Mann hier hatten die Juden ergriffen. Sie wollten ihn gerade töten, als ich ihn mit Gewalt aus ihren Händen befreite; denn ich hatte erfahren, daß er römischer Bürger ist.
28 Weil ich wissen wollte, was er getan hat, brachte ich ihn vor ihren Gerichtshof.
29 Dort stellte sich heraus, daß er nichts getan hat, wofür er die Todesstrafe verdient hätte oder wofür man ihn auch nur hätte gefangennehmen dürfen. Es handelt sich lediglich um Streitfragen ihrer Religion.
30 Inzwischen habe ich von einem neuen Mordanschlag gegen ihn erfahren, und deshalb schicke ich ihn zu dir. Seine Kläger habe ich angewiesen, bei dir Anklage gegen ihn zu erheben."
31 Wie man es ihnen befohlen hatte, brachten die Soldaten Paulus noch in derselben Nacht bis nach Antipatris.
32 Am folgenden Tag kehrten die Fußtruppen nach Jerusalem zurück, während die Berittenen mit Paulus weiterzogen.
33 In Cäsarea übergaben sie das Schreiben dem Gouverneur und lieferten ihm den Gefangenen aus.
34 Nachdem der Gouverneur den Brief gelesen hatte, fragte er Paulus, aus welcher Provinz er stamme. "Aus Zilizien", antwortete Paulus.
35 "Wenn sich deine Ankläger hier eingefunden haben", entschied nun der Gouverneur, "werde ich deine Angelegenheit klären." Auf Befehl des Felix wurde Paulus im Palast des Königs Herodes weiter gefangengehalten.
1 Fünf Tage später erschienen der Hohepriester Ananias, einige Führer des Volkes und der Anwalt Tertullus, um Anklage gegen Paulus zu erheben.
2 Nachdem man Paulus hereingerufen hatte, begann Tertullus:
3 "Verehrter Felix! Voller Dankbarkeit erkennen wir Juden an, daß wir durch dich endlich Ruhe und Frieden genießen und es unserem Volk durch deine Fürsorge so gut geht wie selten zuvor.
4 Um aber deine kostbare Zeit nicht unnötig in Anspruch zu nehmen, bitten wir dich, uns kurz anzuhören.
5 Wir wissen, daß dieser Mann gefährlich ist wie die Pest. Überall im Römischen Reich zettelt er unter den Juden Aufstände an. Und er selbst ist der Anführer der Nazarener-Sekte.
6 Als er versuchte, den Tempel zu entweihen, haben wir ihn gefaßt und wollten ihn nach unseren Gesetzen aburteilen.
7 Aber der Kommandant Lysias kam dazu und ließ ihn durch seine Soldaten abführen.
8 Außerdem befahl er, die Anklage gegen ihn bei dir vorzubringen. Wenn du ihn verhörst, wirst du feststellen, daß unsere Beschuldigungen wahr sind."
9 Die anderen Juden unterstützten die Anklagerede in allen Punkten und erklärten, daß sie die reine Wahrheit enthält.
10 Auf einen Wink des Gouverneurs stand Paulus auf und sagte: "Weil ich weiß, daß du seit vielen Jahren Richter für dieses Volk bist, will ich mich gern vor dir verantworten.
11 Wie du leicht nachprüfen kannst, bin ich erst vor zwölf Tagen nach Jerusalem gekommen, um im Tempel zu beten.
12 Dabei habe ich weder im Tempel noch in den Synagogen oder in der Öffentlichkeit mit jemandem gestritten oder gar einen Aufstand unter dem Volk angezettelt.
13 Deshalb gibt es auch für keine der gegen mich vorgebrachten Anklagen irgendwelche Beweise.
14 Dies eine bekenne ich allerdings offen: Ich diene dem Gott unserer Väter, und zwar nach der Glaubensrichtung, die sie für sektiererisch halten. Ich glaube alles, was im Gesetz des Mose und in den Propheten geschrieben steht.
15 Wie meine Ankläger hoffe ich, daß Gott alle Menschen - Gerechte und Ungerechte - auferweckt.
16 Deshalb will ich auch in allem ein reines Gewissen vor Gott und den Menschen haben.
17 Nachdem ich nun viele Jahre nicht in diesem Lande gelebt habe, bin ich nach Jerusalem zurückgekehrt, um mit einer Geldspende meinem Volk zu helfen und um Gott im Tempel ein Opfer darzubringen.
18 Als ich gerade - unauffällig und ohne jedes Aufsehen - das Reinigungsopfer brachte, erkannten mich einige Juden aus der Provinz Asia.
19 Sie müßten eigentlich hier als Ankläger auftreten, wenn wirklich etwas gegen mich vorzubringen wäre!
20 Oder laß dir von den hier Anwesenden sagen, welche Verbrechen sie mir vorwerfen konnten, als ich vor dem jüdischen Gerichtshof stand.
21 Es kann lediglich der Satz gewesen sein: 'Weil ich an die Auferstehung der Toten glaube, werde ich heute angeklagt! "
22 Felix, der über den Glauben der Christen viel wußte, vertagte daraufhin die Verhandlung und sagte: "Wenn der Kommandant Lysias hier ist, werde ich die Sache entscheiden!"
23 Paulus blieb weiter in Haft. Aber Felix wies den verantwortlichen Offizier an, die Haft zu mildern. Außerdem durften Angehörige und Freunde Paulus versorgen.
24 Nach einigen Tagen ließen Felix und seine jüdische Frau Drusilla den Gefangenen Paulus zu sich rufen. Sie wollten mehr über den Glauben an Jesus Christus hören.
25 Aber als Paulus von Gerechtigkeit, von der Enthaltsamkeit und dem künftigen Gericht Gottes sprach, erschrak Felix und sagte schnell: "Für heute reicht es! Wenn ich mehr Zeit habe, werde ich dich wieder rufen lassen."
26 Insgeheim hoffte er, von Paulus Bestechungsgelder zu bekommen. Deshalb ließ er ihn häufig zu sich holen und unterhielt sich mit ihm.
27 Nach zwei Jahren wurde Felix von Porzius Festus abgelöst. Um den Juden am Ende seiner Amtszeit noch einen Gefallen zu tun, ließ er Paulus als Gefangenen zurück.
1 Drei Tage nachdem Festus sein Amt angetreten hatte, reiste er von Cäsarea nach Jerusalem.
2 Dort kamen die Hohenpriester und die einflußreichsten Juden zu ihm, um Paulus erneut anzuklagen.
3 Als ein Zeichen seines Wohlwollens baten sie Festus darum, Paulus nach Jerusalem bringen zu lassen. In Wirklichkeit wollten sie den Gefangenen unterwegs überfallen und töten.
4 Aber Festus durchschaute sie und lehnte den Vorschlag ab: "Paulus bleibt in Cäsarea", entschied er. "Ich reise bald wieder zurück.
5 Wenn er tatsächlich etwas Unrechtes getan hat, können eure Anklagevertreter mitkommen und ihn verklagen."
6 Nach etwa acht bis zehn Tagen kehrte Festus nach Cäsarea zurück. Schon am folgenden Tag setzte er die Verhandlung an und ließ Paulus vorführen.
7 Kaum hatte man ihn hereingebracht, da drängten sich die Juden aus Jerusalem um Paulus und beschuldigten ihn schwer. Aber sie konnten nichts beweisen.
8 Paulus verteidigte sich mit den Worten: "Ich habe weder gegen das Gesetz der Juden verstoßen noch den Tempel entweiht oder die Gesetze des Kaisers übertreten."
9 Festus wollte den Juden einen Gefallen tun und fragte Paulus: "Bist du damit einverstanden, daß wir deinen Prozeß unter meinem Vorsitz in Jerusalem weiterführen?"
10 Paulus erwiderte: "Für mich ist das Gericht des Kaisers zuständig. Wie du weißt, habe ich das jüdische Recht nicht verletzt.
11 Sollte ich ein Unrecht begangen haben, das mit dem Tode bestraft werden muß, dann bin ich bereit zu sterben. Wenn die Beschuldigungen der Juden aber unbegründet sind, darf mich auch niemand an sie ausliefern. Ich fordere, daß meine Angelegenheit vor dem Kaiser in Rom verhandelt wird!"
12 Nachdem Festus sich mit den Beisitzern beraten hatte, entschied er: "Du hast dich auf den Kaiser berufen; man wird dich also vor den Kaiser bringen."
13 Einige Tage später kamen König Agrippa und seine Schwester Berenike nach Cäsarea, um Festus offiziell zu begrüßen.
14 Während ihres Aufenthaltes sprach Festus mit dem König über Paulus. "Von meinem Vorgänger Felix", so erklärte Festus, "habe ich einen Gefangenen übernommen, dessen Fall noch nicht entschieden wurde.
15 Kurz nach meiner Ankunft in Jerusalem erschienen seinetwegen die Hohenpriester und die Führer der Juden bei mir. Sie verlangten seine Verurteilung.
16 Ich antwortete ihnen aber, daß die Römer einen Menschen erst verurteilen, wenn er sich in einem ordentlichen Gerichtsverfahren verteidigen konnte.
17 Nachdem sie hierhergekommen waren, zögerte ich nicht und setzte schon am nächsten Tag die Gerichtsverhandlung an, bei der ich den Gefangenen vorführen ließ.
18 Doch ein Verbrechen, wie ich es vermutet hatte, konnten ihm seine Ankläger nicht vorwerfen.
19 Es ging lediglich um Streitfragen ihrer Religion und um irgendeinen verstorbenen Jesus, von dem Paulus behauptet, daß er am Leben ist.
20 Nun kenne ich mich auf diesem Gebiet sehr wenig aus. Deshalb schlug ich Paulus vor, die Verhandlung in Jerusalem fortzuführen.
21 Doch Paulus verlangte, vor den Kaiser gebracht zu werden, und forderte dessen Entscheidung. So befahl ich, ihn weiter in Haft zu halten, bis ich ihn vor den Kaiser bringen kann."
22 "Diesen Mann würde ich gern selber einmal hören!" erwiderte Agrippa. "Morgen hast du die Möglichkeit dazu", antwortete Festus.
23 Am folgenden Tag zogen Agrippa und Berenike mit ihrem ganzen Hofstaat in den Gerichtssaal ein. Sie wurden von hohen Offizieren und den vornehmsten Bürgern der Stadt begleitet. Auf einen Befehl des Festus brachte man Paulus herein.
24 Festus begann: "König Agrippa! Verehrte Anwesende! Vor euch steht der Mann, dessen Hinrichtung alle Juden in Jerusalem wie auch hier lautstark gefordert haben.
25 Aus meiner Sicht hat er allerdings nichts getan, was die Todesstrafe rechtfertigen würde. Weil er sich aber selbst auf den Kaiser berufen hat, werde ich ihn nach Rom bringen lassen.
26 Doch ich weiß nicht, was ich dem Kaiser als Anklageschrift vorlegen soll. Deshalb habe ich ihn euch vorführen lassen, besonders dir, König Agrippa, damit ich nach dem Verhör weiß, was ich schreiben soll.
27 Denn es wäre doch unsinnig, einen Gefangenen vor den Kaiser zu bringen, ohne sagen zu können, was gegen ihn vorliegt."
1 Nun sagte Agrippa zu Paulus: "Du darfst dich jetzt selbst verteidigen." Paulus hob die Hand und begann:
2 "Ich bin sehr froh, König Agrippa, daß ich mich wegen der Anschuldigungen der Juden vor dir rechtfertigen kann;
3 denn du kennst ja die jüdischen Sitten und Lehren sehr genau. Darum bitte ich dich, mich geduldig anzuhören.
4 Zunächst: Weil ich seit meiner Jugend in Jerusalem lebte, bin ich allen Juden dort sehr gut bekannt.
5 Wenn sie es nur wollten, könnten sie bezeugen, daß ich von Anfang an zur strengsten jüdischen Glaubensrichtung, zu den Pharisäern, gehört habe.
6 Heute stehe ich nun vor Gericht, weil ich an die Verheißungen glaube, die Gott unserem Volk{Wörtlich: unseren Vätern.} gab.
7 Auf ihre Erfüllung warten die zwölf Stämme Israels, wenn sie Gott Tag und Nacht dienen. Und trotzdem - König Agrippa - werde ich wegen dieser Hoffnung von den Juden angeklagt!
8 Warum erscheint es euch denn so unglaublich, daß Gott Tote auferweckt?
9 Zwar meinte auch ich zunächst, daß man den Namen und die Lehre des Jesus von Nazareth mit allen Mitteln bekämpfen muß.
10 Und das habe ich in Jerusalem auch getan. Ich ließ mir eine Vollmacht des Hohenpriesters geben und brachte viele Christen ins Gefängnis. Wenn sie zum Tode verurteilt werden sollten, stimmte ich dafür.
11 In den Synagogen quälte ich sie so lange, bis sie Christus verleugneten. In meinem maßlosen Haß verfolgte ich sie schließlich sogar bis ins Ausland.
12 Aus diesem Grunde reiste ich im Auftrag der Hohenpriester und mit ihrer Vollmacht versehen nach Damaskus.
13 Plötzlich umstrahlte mich und meine Begleiter mitten am Tag, o König, ein Licht vom Himmel, das heller als die Sonne war.
14 Wir stürzten zu Boden, und ich hörte eine Stimme in hebräischer Sprache: 'Saul, Saul, warum verfolgst du mich? Dein Kampf gegen mich ist sinnlos.{Wörtlich: Schwer ist es für dich, gegen den Stachel auszuschlagen.}
15 Ich fragte: 'Herr, wer bist du? , worauf er antwortete: 'Ich bin Jesus, den du verfolgst!
16 Aber stehe jetzt auf; denn ich bin dir erschienen, damit du mir dienst. Du sollst bezeugen, was du heute erlebt hast und was ich dir in Zukunft zeigen werde.
17 Ich will dich behüten vor deinem Volk und den Heidenvölkern, zu denen ich dich sende.
18 Ihnen sollst du die Augen öffnen, damit sie sich von der Finsternis dem Licht zuwenden und aus der Herrschaft des Teufels zu Gott kommen. Dann werde ich ihnen die Sünden vergeben, und als die Auserwählten{Wörtlich: Geheiligten.} Gottes werden sie durch den Glauben an mich in sein Reich aufgenommen.
19 Diesem Auftrag des auferstandenen Jesus{Wörtlich: Dieser himmlischen Erscheinung.} bin ich gefolgt, König Agrippa.
20 Zuerst habe ich in Damaskus und Jerusalem gepredigt, dann in Judäa und bei den übrigen Völkern. Überall habe ich verkündet, die Menschen sollen sich von der Sünde abwenden, zu Gott umkehren und ihre Sinnesänderung durch gute Taten beweisen.
21 Allein deswegen haben mich die Juden im Tempel ergriffen, und deswegen wollen sie mich umbringen.
22 Aber Gott hat mich bewahrt, so daß ich noch heute vor allen, den Machthabern wie dem einfachen Volk, bezeugen kann, was schon die Propheten und Mose vorhergesagt haben:
23 daß der verheißene Messias leiden und als erster von den Toten auferstehen wird, um den Juden, aber auch den Heiden das Licht zu bringen."
24 An dieser Stelle unterbrach ihn Festus erregt: "Das ist Wahnsinn, Paulus! Vor lauter Studieren hast du den Verstand verloren!"
25 Doch Paulus erwiderte: "Ich bin nicht wahnsinnig, Festus. Meine Worte sind wahr, und ich weiß, was ich sage.
26 Der König, zu dem ich in aller Offenheit spreche, kann das bestätigen. Ich bin überzeugt, daß er davon erfahren hat, denn schließlich ist das nicht in irgendeinem verborgenen Winkel der Welt geschehen.
27 Glaubst du den Propheten, König Agrippa? Du glaubst ihnen! Ich weiß es."
28 Jetzt sagte Agrippa: "Es fehlt nicht viel, und du überredest mich noch, ein Christ zu werden!"
29 "Wollte Gott", entgegnete Paulus, "daß nicht nur du, sondern alle hier über kurz oder lang Christen würden wie ich - nur ohne Fesseln!"
30 Da erhoben sich der König, der Prokurator, Berenike und alle anderen.
31 Nach der anschließenden Beratung erklärten sie einstimmig: "Dieser Mann hat nichts getan, wofür er die Todesstrafe oder Haft verdient hätte."
32 "Wir könnten diesen Mann freilassen", meinte Agrippa zu Festus, "hätte er sich nicht auf den Kaiser berufen."
1 Nachdem feststand, daß wir nach Italien segeln sollten, wurde Paulus mit einigen anderen Gefangenen dem Offizier Julius vom kaiserlichen Regiment übergeben.
2 Wir gingen an Bord eines Schiffes, das aus Adramyttium kam und verschiedene kleinasiatische Häfen anlaufen sollte. Die Seereise begann. Uns begleitete auch der Mazedonier Aristarch aus Thessalonich.
3 Am nächsten Tag legten wir in Sidon an. Der Offizier Julius war sehr freundlich zu Paulus und gestattete ihm, seine Freunde zu besuchen, die ihn mit allem Nötigen versorgten.
4 Wegen des ungünstigen Windes blieben wir in Küstennähe und segelten im Schutz der Insel Zypern weiter.
5 Nachdem unser Schiff das offene Meer vor Zilizien und Pamphylien überquert hatte, erreichten wir Myra in der Provinz Lycien.
6 Dort fand unser Offizier ein Schiff aus Alexandria, das nach Italien segelte. Mit diesem Schiff setzten wir unsere Reise fort.
7 Wir kamen sehr langsam voran und erreichten nur mit Mühe Knidus. Weil der Wind immer noch ungünstig war, segelten wir südwärts nach Kreta und im Schutz dieser Insel in Richtung Salmone.
8 Langsam trieben wir an der Küste entlang und erreichten eine Bucht in der Nähe der Stadt Lasäa, die "Guter-Hafen" heißt.
9 Inzwischen war viel Zeit vergangen. Es war bereits Anfang Oktober,{Wörtlich: Die Zeit des Fastens war schon vorüber.} und die Seefahrt begann gefährlich zu werden. Deshalb warnte Paulus:
10 "Ihr Männer, wenn wir weitersegeln, sehe ich große Gefahren und Schwierigkeiten, und zwar nicht nur für das Schiff und seine Ladung, sondern auch für unser Leben."
11 Doch der Offizier gab mehr auf das Urteil des Kapitäns, zumal auch der Besitzer des Schiffes zur Weiterfahrt riet.
12 Weil sich außerdem der Hafen zum Überwintern schlecht eignete, bestanden die meisten darauf, weiterzufahren. Wenn irgend möglich, wollte man Phönix erreichen und dort überwintern. Dieser Hafen der Insel Kreta war nämlich nur nach Nordwesten und Südwesten offen und bot deswegen besseren Schutz.
13 Als Südwind aufkam, wurde die Schiffsbesatzung in ihrem Plan bestärkt. Sie lichteten die Anker und segelten dicht an der Küste Kretas entlang.
14 Doch schon bald schlug das Wetter um, und der gefürchtete Nordoststurm
15 trieb das Schiff weit auf das offene Meer hinaus, nachdem die Mannschaft vergeblich versucht hatte, es auf dem eingeschlagenen Kurs zu halten. Wir trieben dahin, Wind und Wogen ausgeliefert.
16 Im Schutz der kleinen Insel Klauda versuchten wir, das Rettungsboot einzuholen. Es gelang nur mit Mühe.
17 Um den Rumpf des Schiffes zu verstärken und zu sichern, banden die Seeleute dicke Taue um das Schiff. Außerdem warfen sie den Treibanker aus, weil sie fürchteten, sonst auf die Sandbänke vor der afrikanischen Küste zu geraten.
18 Der Sturm wurde so stark, daß die Besatzung am nächsten Tag einen Teil der Ladung über Bord warf,
19 tags darauf sogar die Schiffsausrüstung.
20 Tagelang hatten wir weder Sonne noch Sterne gesehen, und der Orkan tobte so heftig weiter, daß schließlich keiner mehr an eine Rettung glaubte.
21 Während dieser ganzen Zeit hatte niemand etwas gegessen. Da sagte Paulus zu der Schiffsbesatzung: "Leute! Es wäre besser gewesen, ihr hättet auf mich gehört und in Kreta überwintert. Dann wären uns allen diese Ängste und Schwierigkeiten erspart geblieben.
22 Doch jetzt bitte ich euch eindringlich: Gebt nicht auf! Keiner von uns wird umkommen, nur das Schiff ist verloren!
23 In der letzten Nacht stand neben mir ein Engel des Gottes, dem ich gehöre und dem ich diene. Er sagte:
24 'Fürchte dich nicht, Paulus. Du wirst vor den Kaiser gebracht werden. Gott hat deine Bitte erfüllt. Mit dir werden auch alle anderen am Leben bleiben. Nicht einer wird umkommen.
25 Deshalb habt keine Angst, Leute! Ich vertraue Gott. Es wird sich erfüllen, was er mir gesagt hat.
26 Wir werden auf einer Insel stranden."
27 Wir trieben schon die vierzehnte Sturmnacht im Adriatischen Meer. Gegen Mitternacht meinten die Matrosen, daß sich das Schiff einer Küste näherte.
28 Deshalb warfen sie ein Lot aus und stellten eine Wassertiefe von vierzig Metern fest. Kurz darauf waren es nur noch dreißig Meter.
29 Da bekamen sie Angst, auf Grund zu laufen. Sie warfen am Heck vier Anker aus und warteten sehnsüchtig darauf, daß es hell würde.
30 Im Morgengrauen versuchten die Matrosen, das Schiff heimlich zu verlassen. Unter dem Vorwand, sie müßten auch vom Bug aus Anker auswerfen, ließen sie das Rettungsboot zu Wasser.
31 Doch Paulus machte dem Offizier und den Soldaten klar: "Wenn die Besatzung nicht auf dem Schiff bleibt, sind wir alle verloren."
32 Da kappten die Soldaten die Haltetaue, und das Rettungsboot stürzte in die Tiefe.
33 Als es hell wurde, forderte Paulus alle auf, endlich etwas zu essen. "Ihr habt vierzehn Tage lang gehungert", sagte er.
34 "Wenn ihr überleben wollt, müßt ihr jetzt etwas essen! Und ihr dürft sicher sein: Euch wird nichts passieren. Keinem von euch wird auch nur ein Haar gekrümmt werden!"
35 Nachdem Paulus das gesagt hatte, nahm er ein Brot, dankte Gott laut und vernehmlich, so daß alle es hören konnten, und begann zu essen.
36 Da faßten alle neuen Mut und aßen ebenfalls.
37 Insgesamt waren zweihundertsechsundsiebzig Mann an Bord.
38 Als alle gegessen hatten, warfen sie die restliche Ladung Getreide über Bord, damit das Schiff leichter wurde.
39 Bei Tagesanbruch wußte keiner der Seeleute, welche Küste vor ihnen lag. Sie entdeckten aber eine Bucht mit flachem Strand. Dahin wollten sie das Schiff treiben lassen.
40 Sie kappten sämtliche Ankertaue, ließen die Anker im Meer zurück und machten die Steuerruder klar. Schließlich hißten sie das Vorsegel und hielten mit dem Wind auf das Land zu.
41 Kurz darauf lief das Schiff auf eine Sandbank auf. Während der Bug fest eingerammt war, wurde das Heck des Schiffes von der Brandung zertrümmert.
42 Jetzt wollten die Soldaten alle Gefangenen töten, um zu verhindern, daß einer von ihnen an Land schwimmt und entkommt.
43 Doch der Hauptmann Julius hinderte sie daran, weil er Paulus retten wollte. Er befahl zunächst allen Schwimmern, über Bord zu springen und so das Ufer zu erreichen.
44 Dann sollten die Nichtschwimmer versuchen, auf Brettern und Wrackteilen an Land zu kommen. Auf diese Weise konnten sich alle retten.
1 Als wir in Sicherheit waren, erfuhren wir, daß die Insel Malta hieß.
2 Ihre Bewohner waren sehr freundlich. Sie zündeten ein Feuer an und nahmen uns bei sich auf; denn es hatte zu regnen begonnen, und es war sehr kalt.
3 Paulus sammelte trockenes Reisig und warf es aufs Feuer. Von der Hitze aufgescheucht, fuhr da eine Schlange heraus und biß sich an seiner Hand fest.
4 Die Inselbewohner sahen die Schlange an seiner Hand und riefen entsetzt: "Das muß ein Mörder sein. Er ist dem Meer entkommen, und nun trifft ihn hier die Rache der Götter!"
5 Aber Paulus schleuderte das Tier ins Feuer, ohne daß ihm etwas geschehen wäre.
6 Gespannt warteten die Leute darauf, daß sein Arm anschwellen oder Paulus plötzlich tot umfallen würde. Doch als sie auch nach langer Zeit nichts Ungewöhnliches beobachten konnten, änderten sie ihre Meinung. Jetzt sagten sie: "Er muß ein Gott sein!"
7 Ganz in der Nähe der Küste lag das Landgut des obersten Regierungsbeamten der Insel. Er hieß Publius. Von ihm wurden wir freundlich aufgenommen, und wir blieben drei Tage dort.
8 Während dieser Zeit bekam der Vater des Publius Fieber und erkrankte an der Ruhr. Paulus ging zu ihm, betete, legte ihm die Hände auf, und der Kranke war wieder gesund.
9 Als das bekannt wurde, kamen auch alle anderen Kranken der Insel und ließen sich heilen.
10 Sie beschenkten uns überreich, und bei unserer Abfahrt versorgten sie uns mit allem, was wir brauchten.
11 Drei Monate später segelten wir mit einem ägyptischen Schiff weiter, das aus Alexandria kam und in Malta überwintert hatte. Man konnte es an seinen Galionsfiguren, den "Zwillingen"{Wörtlich: Dioskuren (Kastor und Pollux).} , erkennen.
12 Wir liefen Syrakus an und blieben drei Tage dort.
13 In Küstennähe ging es von da weiter nach Regium. Weil schon nach einem Tag ein günstiger Südwind aufkam, erreichten wir in nur zwei Tagen Puteoli.
14 Dort begegneten wir Christen. Sie luden uns ein, eine Woche bei ihnen zu bleiben. Und dann ging es nach Rom!
15 Die Christen in Rom hatten schon von uns gehört und kamen uns bis zum Forum des Appius und Tres Tabernä entgegen. Als Paulus seine Glaubensbrüder sah, dankte er Gott und blickte mit neuem Mut in die Zukunft.
16 In Rom erlaubte man Paulus, eine eigene Wohnung zu nehmen, in der er von einem Soldaten bewacht wurde.
17 Drei Tage nach seiner Ankunft lud er die führenden Männer der jüdischen Gemeinde zu sich ein. Als sich alle bei Paulus versammelt hatten, sagte er:"Liebe Brüder! Ich habe nichts gegen unser Volk und nichts gegen die Überlieferungen unserer Väter getan. Trotzdem hat man mich in Jerusalem gefangengenommen und an die römischen Behörden ausgeliefert.
18 Die Römer haben mich verhört, und weil sie nichts fanden, was die Todesstrafe gerechtfertigt hätte, wollten sie mich freilassen.
19 Aber die Juden waren dagegen. Nur deshalb mußte ich mich auf den Kaiser berufen; nicht etwa, weil ich die Absicht habe, mein Volk in irgendeiner Weise anzuklagen.
20 Um euch das zu sagen, habe ich euch gebeten herzukommen, denn ich trage diese Ketten, weil ich an den Messias glaube, auf den ganz Israel hofft."
21 Darauf sagten die Juden zu Paulus: "Wir haben bisher aus Jerusalem weder in einem Brief noch von einem Abgesandten des Hohen Rates etwas Nachteiliges über dich gehört.
22 Wir würden aber gern erfahren, was du zu sagen hast, denn uns ist von dieser Glaubensrichtung bisher nur bekannt, daß sie sehr umstritten ist."
23 An einem festgesetzten Tag kamen viele Juden in die Wohnung des Paulus. Ihnen erklärte und bezeugte er den Weg der Rettung{Wörtlich: das Reich Gottes.} . Vom Morgen bis zum Abend sprach er zu ihnen über Jesus und dessen Auftrag, so wie es im Gesetz des Mose und in den Büchern der Propheten vorausgesagt ist.
24 Einige ließen sich auch überzeugen, andere aber wollten nichts davon wissen.
25 Zerstritten und uneinig verließen sie Paulus, als er sagte: "Der Heilige Geist hatte recht, als er euern Vätern durch den Propheten Jesaja sagen ließ:
26 'Gehe zu diesem Volk und sprich: Ihr werdet hören und nicht verstehen, sehen und nicht erkennen.
27 Denn das Herz dieses Volkes ist hart. Ihre Ohren und Augen halten sie fest verschlossen, um nur ja nichts zu sehen, zu hören und zu verstehen. Sie würden sich sonst bekehren, und ich würde sie heilen. "{Jesaja 6,9-10}
28 "Das sollt ihr wissen", meinte nun Paulus: "Dieses Heil Gottes werden jetzt andere Völker empfangen, und sie werden hören!"
29 Als Paulus dies gesagt hatte, gingen die Juden heftig diskutierend aus dem Haus.
30 Der Apostel blieb zwei Jahre in seiner Wohnung. Jeder durfte zu ihm kommen,
31 und niemand hinderte Paulus daran, in aller Offenheit vom Reich Gottes zu predigen und Jesus Christus als den Herrn zu bekennen.