1 Dies ist die Botschaft, die Joel, der Sohn Petuëls, vom Herrn empfing:
2 Hört zu, ihr Anführer des Volkes, paßt gut auf, ihr Bewohner dieses Landes! Hat sich jemals etwas so Schreckliches zu euren Lebzeiten oder zur Zeit eurer Vorfahren ereignet?
3 Erzählt euren Kindern davon, damit sie es ihren eigenen Kindern weitersagen, und diese sollen den folgenden Generationen darüber berichten:
4 Riesige Heuschreckenschwärme sind über unser Land hergefallen und haben alles kahlgefressen. Was die einen übrigließen, haben die anderen vertilgt.
5 Kommt endlich zu euch, ihr Betrunkenen! Jammert und weint, ihr fröhlichen Zecher, denn mit dem Weintrinken ist es nun vorbei!
6 Ein ganzes Heer von Heuschrecken hat sich in Israel breitgemacht, sie sind mächtig und nicht zu zählen. Ihre Zähne sind so scharf wie die der Löwen!
7 Nun sind unsere Weinstöcke kahl und die Feigenbäume abgestorben. Die Heuschrecken haben die Rinde abgenagt bis auf das nackte, weiße Holz.
8 Weint und klagt wie eine junge Frau, deren Bräutigam plötzlich gestorben ist!
9 Die Felder sind eine trostlose Wüste, der Boden ist ausgetrocknet. Es gibt kein Getreide, keinen Most und kein Öl, darum werden im Tempel keine Speise- und Trankopfer dargebracht. Trauer erfüllt die Priester, die Diener des Herrn.
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11 Seid entsetzt, ihr Bauern! Klagt und weint, ihr Winzer! Ihr könnt keinen Weizen und keine Gerste mehr ernten.
12 Die Weinstöcke und Feigenbäume sind nur noch kahles Gestrüpp; Granatbäume, Dattelpalmen, Apfelbäume und alle anderen Pflanzen sind verdorrt und vertrocknet. Niemand kann sich da noch freuen.
13 Legt Trauergewänder an, ihr Priester am Altar des Herrn! Jammert und klagt! Zieht auch in der Nacht die Trauerkleidung nicht aus, denn am Tempel gibt es nichts zu opfern, keine Speise- und keine Trankopfer mehr.
14 Ruft die Menschen zum Fasten auf! Sie sollen sich alle versammeln und dem Herrn ihre Schuld bekennen! Die führenden Männer und das ganze Volk sollen zum Tempel des Herrn, eures Gottes, kommen und laut zu ihm um Hilfe schreien!
15 Was für ein Unheil wartet auf uns! Der Tag ist nah, an dem der Herr, der allmächtige Gott, Gericht hält und uns ins Verderben stürzt.
16 Wir haben nichts mehr zu essen, vor unseren Augen wurde die Ernte vernichtet. Nun herrschen auch im Haus unseres Gottes kein Jubel und keine Freude mehr.
17 Die Saatkörner liegen ausgedörrt in der Erde, die Vorratsspeicher stehen leer, die Scheunen verfallen, weil alles Korn vertrocknet ist.
18 Das Vieh schreit nach Futter, die Rinder irren umher, denn sie finden keine Weide mehr; auch die Schafe verenden elend.
19 Zu dir, Herr, rufe ich! Ein Feuer hat das Gras verzehrt und die Bäume versengt.
20 Die Tiere in der Steppe sehnen sich nach Wasser, sie schreien zu dir um Hilfe! Die Bäche sind versiegt und die Weideplätze ausgedörrt.
1 Blast das Horn auf dem Zion, schlagt Alarm auf dem heiligen Berg! Ja, zittert, ihr Bewohner des Landes! Denn der Tag, an dem der Zorn des Herrn losbricht, läßt nicht mehr lange auf sich warten.
2 Voll Dunkelheit und Finsternis ist dieser Tag, düster und wolkenverhangen. Ein riesiges Heer hat sich auf den Hügeln um Jerusalem niedergelassen, es breitet sich auf den Bergen aus wie das Morgenrot. Nie ist so etwas je dagewesen, und es wird auch nie wieder geschehen, solange es Menschen gibt.
3 Feuer lodert vor diesen Truppen her, und wenn sie weg sind, steht alles in Flammen. Bevor sie über das Land herfallen, ist es ein blühendes Paradies, doch kaum sind sie hindurchgezogen, bleibt nur noch eine trostlose Wüste zurück. Es gibt kein Entrinnen vor ihnen!
4 Sie sehen aus wie Pferde, sie stürmen daher wie Schlachtrosse.
5 Wenn sie über die Gipfel der Berge kommen, klingt es wie herandonnernde Streitwagen, wie ein prasselndes Feuer, das auf den Feldern die Stoppeln verzehrt. Sie sind ein gewaltiges Heer, bestens gerüstet zum Kampf.
6 Bei ihrem Anblick zittern die Menschen, der Schreck steht ihnen ins Gesicht geschrieben{Wörtlich: ihre Gesichter sammeln Glut. - Die Bedeutung dieser Redewendung ist nicht sicher.} .
7 Unerschrocken stürmen die Angreifer heran und klettern wie Soldaten auf die Mauern. Niemand kann sie aufhalten, unentwegt ziehen sie voran.
8 Keiner kommt dem anderen in die Quere, denn sie alle kennen ihren Platz. Sie entgehen den Waffen der Feinde und preschen vorwärts, ihre Truppen nehmen kein Ende.
9 Dann fallen sie über die Stadt her, erstürmen die Mauern und dringen durch die Fenster in die Häuser ein wie Diebe in der Nacht.
10 Die Erde bebt und der Himmel zittert, wenn sie erscheinen, Sonne und Mond werden finster, das Licht der Sterne erlischt.
11 Der Herr selbst führt dieses Heer an, mit mächtiger Stimme befiehlt er, und die riesigen Truppen gehorchen ihm. Schrecklich ist der Tag, an dem der Herr Gericht hält! Wer kann ihn überstehen?
12 So spricht der Herr: "Auch jetzt noch könnt ihr zu mir zurückkommen! Tut es von ganzem Herzen, fastet, weint und klagt!
13 Ja, kehrt von ganzem Herzen zu mir um! Zerreißt nicht nur eure Kleider als Zeichen der Trauer!"Kommt zurück zum Herrn, eurem Gott, denn er ist gnädig und barmherzig, seine Geduld ist groß und seine Liebe grenzenlos. Er ist bereit, euch zu vergeben und euch nicht zu bestrafen.
14 Vielleicht wendet er das angekündigte Unheil ab und segnet euch aufs neue! Dann schenkt er euch wieder eine gute Ernte, und ihr könnt dem Herrn, eurem Gott, Speise- und Trankopfer darbringen.
15 Blast das Horn auf dem Berg Zion! Ruft die Menschen zum Fasten auf! Sie sollen sich alle versammeln, um dem Herrn ihre Schuld zu bekennen.
16 Das ganze Volk soll kommen und sich darauf vorbereiten, dem heiligen Gott zu begegnen! Ruft alle herbei, vom Säugling bis zum Greis! Selbst Braut und Bräutigam müssen ihr Haus verlassen und kommen!
17 Ihr Priester, ihr Diener des Herrn, weint im Tempelvorhof und betet: "Herr, hab Erbarmen mit deinem Volk! Wir gehören doch zu dir! Laß nicht zu, daß fremde Völker uns verspotten! Warum sollen sie uns verhöhnen und rufen: 'Wo bleibt er nun, ihr Gott? "
18 Der Herr wird sich wieder mit großer Liebe um sein Land kümmern und Mitleid mit seinem Volk haben.
19 Er wird ihnen versprechen: "Ich schenke euch wieder so viel Getreide, Wein und Öl, daß ihr genug zu essen habt. Ich setze euch nicht länger dem Hohn und Spott anderer Völker aus!
20 Den Feind aus dem Norden jage ich fort von euch, ich treibe ihn in die Wüste. Seine vordersten Truppen stürze ich ins Tote Meer und die letzten ins Mittelmeer. Überall wird es dann nach verwesten Leichen stinken. So strafe ich euren Feind für seine Überheblichkeit."
21 Ihr Felder, seid nicht länger bekümmert, freut euch und jubelt! Der Herr hat ein großes Wunder getan!
22 Ihr Tiere in der Steppe, habt keine Angst mehr! Eure Weideplätze sind wieder grün, die Bäume hängen voller Früchte, Feigenbaum und Weinstock bringen reiche Ernte.
23 Auch ihr, die ihr auf dem Berg Zion wohnt, freut euch und jubelt über den Herrn, euren Gott! Wie treu hält er seine Zusagen! Er schenkt euch wieder erfrischenden Regen im Herbst und im Frühling, so wie er es früher getan hat.
24 Auf den Dreschplätzen häuft sich das Getreide, und aus der Kelter fließen Most und Öl in Strömen.
25 Der Herr läßt euch sagen: "Das ganze Heer von Heuschrecken, das über euch hergefallen ist, war von mir gesandt. Jetzt aber will ich euch in reichem Maß zurückgeben, was diese gefräßigen Tiere Jahr für Jahr vernichtet haben.
26 Dann habt ihr genug zu essen und lobt mich, den Herrn, euren Gott, weil ich große Wunder für euch vollbracht habe. Ja, nie mehr soll mein Volk verhöhnt werden!
27 Ihr werdet erkennen, daß ich mitten unter euch wohne und daß ich allein euer Gott bin und sonst keiner! Nie mehr lasse ich mein Volk verspotten!"
1 "In späterer Zeit will ich, der Herr, alle Menschen mit meinem Geist erfüllen. Eure Söhne und Töchter werden aus göttlicher Eingebung reden, die alten Männer werden bedeutungsvolle Träume haben und die jungen Männer Visionen;
2 ja, sogar euren Sklaven und Sklavinnen gebe ich in jenen Tagen meinen Geist.
3 Am Himmel und auf der Erde werdet ihr Wunderzeichen sehen: Blut, Feuer und Rauch.
4 Die Sonne wird sich verfinstern und der Mond blutrot scheinen, bevor der furchterregende Tag kommt, an dem ich Gericht halte.
5 Wer dann meinen Namen anruft, soll gerettet werden!"So erfüllt sich die Zusage des Herrn: "Auf dem Berg Zion in Jerusalem findet man Rettung!{Obadja 17} " Alle, die der Herr auserwählt hat, werden mit dem Leben davonkommen.
1 "In jener Zeit", sagt der Herr, "werde ich das Schicksal Judas und Jerusalems wieder zum Guten wenden.
2 Dann führe ich alle Völker in das Tal, das man Joschafat{Joschafat bedeutet "Der Herr richtet".} nennt. Dort gehe ich mit ihnen ins Gericht für das, was sie Israel angetan haben, dem Volk, das zu mir gehört! Sie haben die Israeliten in fremde Länder verschleppt und mein Land unter sich aufgeteilt.
3 Sie warfen das Los, um zu bestimmen, wer welche Gefangenen bekommen sollte. Ein israelitischer Junge war der Preis für eine Nacht mit einer Hure, und mit den Mädchen bezahlten sie den Wein für ein Trinkgelage.
4 Ihr Bewohner von Tyrus und Sidon und ihr aus dem Gebiet der Philister, wollt ihr etwas gegen mich unternehmen? Wollt ihr euch an mir rächen oder mich bestrafen? Nein, ich werde mich an euch rächen für das, was ihr mir angetan habt! Bald ist es soweit!
5 Denn ihr habt mein Silber und Gold geraubt und meine kostbarsten Schätze in eure Tempel gebracht.
6 Die jungen Männeraus Juda und Jerusalem habt ihr verschleppt und an die Griechen verkauft, weit weg von ihrer Heimat.
7 Doch ich hole sie von dort wieder zurück! Dann wird mit euch dasselbe geschehen, was ihr ihnen angetan habt:
8 Ich sorge dafür, daß eure Söhne und Töchter an die Judäer verkauft werden, und diese werden sie den Bewohnern von Saba geben, die in weiter Ferne wohnen. Darauf könnt ihr euch verlassen!
9 Ruft alle Völker auf: 'Bereitet euch auf den Krieg vor! Laßt eure besten Soldaten antreten, alle wehrfähigen Männer sollen in den Kampf ziehen!
10 Schmiedet aus euren Pflugscharen Schwerter und aus euren Winzermessern Speerspitzen! Selbst die Schwachen unter euch sollen mutig und unerschrocken sein!
11 Beeilt euch, ihr Völker rings um Israel, versammelt euch im Tal! "Ja, Herr, bring du deine starken Kämpfer dorthin!
12 "Alle Völker sollen aufbrechen und ins Tal Joschafat ziehen. Dort werde ich, der Herr, auf dem Thron sitzen und mit ihnen ins Gericht gehen.
13 Greift zur Sichel, die Zeit der Ernte ist da! Tretet die Weinkelter, denn sie ist bis zum Rand mit Trauben gefüllt. Das Maß ist voll! Welch schwere Schuld haben die Völker auf sich geladen!"
14 Eine riesige Menschenmenge hat sich im Tal versammelt, wo die Entscheidung fallen wird. Der Tag, an dem der Herr sein Urteil spricht, ist nahe.
15 Sonne und Mond werden finster, das Licht der Sterne erlischt.
16 Mächtig wie das Brüllen eines Löwen erklingt die Stimme des Herrn vom Berg Zion in Jerusalem, Himmel und Erde erbeben!
17 "Aber für die Menschen meines Volkes bin ich, der Herr, wie eine starke Festung, in der sie Zuflucht finden! Ihr werdet erkennen, daß ich euer Gott bin. Ich wohne auf dem Zion, meinem heiligen Berg. Ganz Jerusalem wird mir geweiht sein, nie wieder werden fremde Völker es erobern!
18 Zu jener Zeit fließen Milch und Most von den Bergen herab, und die Bäche Judas führen das ganze Jahr über Wasser. Am Tempel entspringt eine Quelle, die selbst das trockene Schittimtal noch bewässert.
19 Ägypten aber wird zu einer dürren Wüste und Edom zur trostlosen Steppe, denn die Bewohner haben schwere Verbrechen begangen: Ohne Grund haben sie die Judäer umgebracht.
20 Ich werde dieses unschuldig vergossene Blut rächen,{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: Ihre Blutschuld, die ich bisher nicht ungestraft ließ, werde ich ungestraft lassen.} so gewiß ich auf dem Berg Zion wohne! Aber Juda soll für immer bewohnt bleiben, und Jerusalem wird bestehen, solange es Menschen gibt!"
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