1

1 Am Anfang war das ewige Wort Gottes: Christus.

2 Immer war er bei Gott und ihm in allem gleich.{Wörtlich: Am Anfang war das Wort, und das Wort war zu Gott hin(gewandt), und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang zu Gott hin(gewandt). Vgl. 1. Mose 1}

3 Durch ihn wurde alles geschaffen. Nichts ist ohne ihn geworden.

4 Von ihm kommt alles Leben, und sein Leben ist das Licht für alle Menschen.

5 Er ist das Licht, das die Finsternis durchbricht, und die Finsternis konnte dieses Licht nicht auslöschen.

6 Gott schickte einen Boten: Johannes den Täufer.

7 Er sollte bezeugen, daß Jesus Christus das Licht ist, damit alle an ihn glauben.

8 Johannes selbst war nicht das Licht. Er sollte die Menschen nur auf das kommende Licht vorbereiten.

9 Christus ist dieses wahre Licht, das für alle Menschen in der Welt leuchtet.

10 Doch obwohl er unter ihnen lebte und die Welt durch ihn geschaffen wurde, erkannten die Menschen nicht, wer er wirklich war.

11 Er kam in seine Welt, aber die Menschen nahmen ihn nicht auf.

12 Die ihn aber aufnahmen und an ihn glaubten, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu sein.

13 Das wurden sie nicht, weil sie zu einem auserwählten Volk gehörten, auch nicht durch menschliche Zeugung und Geburt. Dieses neue Leben gab ihnen allein Gott.

14 Gottes Sohn wurde Mensch und lebte unter uns Menschen. Wir selbst haben seine göttliche Herrlichkeit gesehen, wie sie Gott nur seinem einzigen Sohn gibt. In Christus sind Gottes Barmherzigkeit und Liebe wirklich zu uns gekommen.{Wörtlich: Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit wie eines einzigen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.}

15 Unüberhörbar wies Johannes auf Christus hin. "Diesen habe ich gemeint", rief er, "wenn ich sagte: 'Es wird einer kommen, der viel bedeutender ist als ich. Denn er war schon da, bevor ich geboren wurde! "

16 Immer und immer wieder hat er uns aus seinem göttlichen Reichtum mit seiner Liebe beschenkt.{Wörtlich: Denn aus seiner Fülle haben wir alle genommen, und zwar Gnade um Gnade.}

17 Durch Mose gab uns Gott das Gesetz mit seinen Forderungen. Aber durch Jesus schenkte er uns seine vergebende Liebe und Treue.{Wörtlich: Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben worden; die Gnade und Wahrheit sind durch Jesus Christus geschehen.}

18 Kein Mensch hat jemals Gott gesehen. Doch sein einziger Sohn, der den Vater genau kennt, hat uns gezeigt, wer Gott ist.

19 Die jüdischen Führer in Jerusalem schickten eine Abordnung zu Johannes. Sie fragten ihn: "Bist du der von Gott versprochene Retter?"

20 Ohne einen Zweifel aufkommen zu lassen, bekannte Johannes: "Nein, ich bin nicht Christus, auf den wir alle warten."

21 "Wer bist du dann?" fragten sie weiter. "Bist du vielleicht Elia?"{Maleachi 3,23} Johannes verneinte auch das. "Bist du der von Mose verheißene Prophet?"{5. Mose 18,15.18} "Nein!" entgegnete Johannes.

22 "Dann sage uns doch, wer du bist. Was sollen wir denen berichten, die uns hergeschickt haben?"

23 Da antwortete Johannes: "Der Prophet Jesaja hat es schon gesagt: 'Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Räumt die Hindernisse aus dem Weg, damit der Herr kommen kann! "{Jesaja 40,3}

24 Die von den jüdischen Führern geschickten Leute - es waren Pharisäer - fragten ihn nun:

25 "Wenn du nicht Christus, nicht Elia und auch nicht der von Mose angekündigte Prophet bist, mit welchem Recht taufst du dann?"

26 Darauf erwiderte Johannes: "Ich taufe mit Wasser. Aber mitten unter euch lebt schon der, auf den wir warten. Ihr kennt ihn nur noch nicht.

27 Er kommt nach mir; dann ist meine Aufgabe erfüllt. Aber ich bin nicht einmal würdig, ihm die Schuhe auszuziehen."{Wörtlich: ihm die Riemen der Schuhe aufzubinden.}

28 Dieses Gespräch führten sie in Bethanien, einem Dorf auf der anderen Seite des Jordan, wo Johannes taufte.

29 Am nächsten Tag kam Jesus an den Jordan. Da rief Johannes: "Seht, das ist Gottes Opferlamm, das die Sünden aller Menschen hinwegtragen wird.{Wörtlich: Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt trägt. Vgl. 2. Mose 12,3-14; 3. Mose 16,20-22}

30 Dieser Mann ist es, von dem ich gesagt habe: 'Es wird einer kommen, der schon vor mir da war. Er steht weit über mir!

31 Auch ich kannte ihn vorher nicht. Aber damit das Volk Israel auf ihn vorbereitet wird, taufe ich hier mit Wasser. "{Wörtlich: Aber damit er Israel geoffenbart werde, deshalb kam ich, mit Wasser taufend.}

32 Und Johannes berichtete weiter: "Ich sah den Geist Gottes wie eine Taube vom Himmel herabkommen und bei ihm bleiben.

33 Vorher habe ich ihn auch nicht gekannt", wiederholte Johannes, "aber Gott, der mir den Auftrag gab, mit Wasser zu taufen, sagte zu mir: 'Wenn du den Geist auf jemanden herabkommen und bei ihm bleiben siehst, dann weißt du, daß er es ist, der mit dem Heiligen Geist tauft.

34 Und weil ich das gesehen habe, kann ich euch bezeugen: Dieser Mann ist Gottes Sohn!"

35 Johannes der Täufer und zwei seiner Jünger waren am nächsten Tag wieder an dieser Stelle, als Jesus vorüberging.

36 Da zeigte Johannes auf ihn und sagte: "Seht, dies ist Gottes Opferlamm!"

37 Als die beiden Jünger das hörten, folgten sie Jesus.

38 Jesus drehte sich zu ihnen um, sah sie kommen und fragte: "Was sucht ihr?" Sie antworteten: "Herr,{Wörtlich: Rabbi - das heißt übersetzt: Lehrer.} wo wohnst du?"

39 "Kommt mit und seht selbst, wo ich wohne!" sagte Jesus. Es war ungefähr vier Uhr nachmittags, als sie mit Jesus gingen; und sie blieben bei ihm bis zum Abend.

40 Einer der beiden hieß Andreas. Er war der Bruder von Simon Petrus.

41 Wenig später traf er seinen Bruder Simon. "Wir haben Christus gefunden, den von Gott versprochenen Retter!" berichtete ihm Andreas.

42 Dann nahm er seinen Bruder mit zu Jesus. Der sah ihn nur an und sagte: "Du bist Simon, der Sohn des Johannes. Du sollst Petrus{Wörtlich: Kephas (das aramäische Wort für 'Fels').} heißen!" Das bedeutet: der Fels.

43 Als Jesus am nächsten Tag nach Galiläa gehen wollte, traf er unterwegs Philippus. Auch ihn forderte er auf: "Folge mir!"

44 Philippus stammte wie Andreas und Petrus aus Bethsaida.

45 Kurze Zeit später begegnete er Nathanael und erzählte ihm: "Endlich haben wir den gefunden, von dem Mose und die Propheten sprechen. Er heißt Jesus und ist der Sohn von Joseph aus Nazareth."

46 "Nazareth?" entgegnete Nathanael. "Was kann von da schon Gutes kommen!" "Du mußt ihn selbst kennenlernen. Komm mit!" antwortete ihm Philippus.

47 Als Jesus den Nathanael erblickte, sagte er: "Hier kommt ein aufrichtiger Mensch, ein wahrer Israelit!"

48 "Woher kennst du mich?" wollte Nathanael wissen. Jesus erwiderte: "Noch bevor Philippus dich rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen."

49 "Herr, du bist wirklich Gottes Sohn!" bekannte Nathanael. "Du bist der König Israels!"

50 "Das glaubst du, weil ich dir gesagt habe, daß ich dich unter dem Feigenbaum sah", erwiderte ihm Jesus. "Aber du wirst größere Dinge zu sehen bekommen.

51 Und das sage ich euch allen: Ihr werdet den Himmel offen und die Engel Gottes hinauf- und herabsteigen sehen zwischen Gott und dem Menschensohn!"{Vgl. 1. Mose 28,10-22}

2

1 Zwei Tage darauf wurde in dem Dorf Kana in Galiläa eine Hochzeit gefeiert. Maria, die Mutter Jesu, war dort,

2 und auch Jesus hatte man mit seinen Jüngern eingeladen.

3 Während des Festes stellte sich heraus, daß der Wein nicht ausreichte. Da sagte Maria zu ihrem Sohn: "Es ist kein Wein mehr da!"

4 Doch Jesus antwortete ihr: "Was kommst du mit solchen Dingen zu mir! Die Zeit zu helfen ist für mich noch nicht gekommen!"

5 Trotzdem sagte seine Mutter zu den Bediensteten: "Was immer er euch aufträgt, das tut!"

6 Nun gab es im Haus sechs steinerne Wasserkrüge. Man benutzte sie für die vom jüdischen Gesetz geforderten Waschungen. Jeder von ihnen faßte achtzig bis hundertzwanzig Liter.

7 Jesus forderte die Leute auf: "Füllt diese Krüge mit Wasser!" Und sie füllten die Gefäße bis zum Rand. Dann ordnete er an:

8 "Jetzt bringt dem Küchenchef eine Probe davon!"

9 Dieser probierte den Wein, der vorher Wasser gewesen war. Er wußte allerdings nicht, woher der Wein kam. Nur die Diener wußten Bescheid. Da rief er den Bräutigam zu sich und sagte vorwurfsvoll:

10 "Jeder bietet doch zuerst den besten Wein an! Und erst später, wenn alle schon genug getrunken haben, kommt der billigere Wein auf den Tisch. Aber du hast den besten Wein bis jetzt zurückgehalten!"

11 Dieses Wunder geschah in Kana. Dort in Galiläa zeigte Jesus zum ersten Mal seine göttliche Macht. Und seine Jünger glaubten an ihn.

12 Danach ging er für kurze Zeit mit seiner Mutter, seinen Brüdern und seinen Jüngern nach Kapernaum.

13 Kurz vor dem Passahfest reiste Jesus nach Jerusalem.

14 Dort sah er im Tempel viele Händler, die Ochsen, Schafe und Tauben als Opfertiere verkauften. Auch Geldwechsler saßen hinter ihren Tischen.

15 Voller Zorn knüpfte Jesus aus Stricken eine Peitsche und jagte die Händler mit all ihren Schafen und Ochsen aus dem Tempel. Er schleuderte das Geld der Wechsler auf den Boden und warf ihre Tische um.

16 Den Taubenhändlern befahl er: "Schafft das alles hinaus! Das Haus meines Vaters ist doch kein Krämerladen!"

17 Seine Jünger aber mußten an das Prophetenwort denken: "Der Eifer für dein Haus wird mir den Tod bringen!"{Wörtlich: wird mich verzehren. Psalm 69,10}

18 Die Führer der Juden stellten Jesus daraufhin zur Rede: "Woher nimmst du dir das Recht, die Leute hinauszuwerfen? Wenn du dich dabei auf Gott berufst, dann mußt du uns einen eindeutigen Beweis geben!"

19 Jesus antwortete ihnen: "Diesen Beweis sollt ihr haben. Zerstört diesen Tempel! In drei Tagen werde ich ihn wieder aufbauen."

20 "Was?" riefen sie. "In sechsundvierzig Jahren ist dieser Tempel erbaut worden, und du willst das in drei Tagen schaffen?"

21 Mit dem Tempel aber meinte Jesus seinen Leib, der geopfert werden sollte.{Wörtlich: Jener aber sprach vom Tempel seines Leibes.}

22 Als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger an diese Worte. Sie erkannten, daß alles wahr ist, was in der Heiligen Schrift steht, und sie glaubten, was Jesus ihnen gesagt hatte.

23 Während des Passahfestes in Jerusalem erlebten viele Menschen die Wunder, die Jesus vollbrachte, und glaubten deshalb an ihn.

24 Aber Jesus vertraute ihnen nicht, weil er sie genau kannte.

25 Ihm brauchte niemand zu sagen, mit wem er es zu tun hat, denn er wußte, was im Herzen jedes Menschen vor sich geht.

3

1 Einer von den Männern des jüdischen Gerichtshofes war der Pharisäer Nikodemus.

2 Mitten in der Nacht kam er heimlich zu Jesus: "Meister", sagte er, "wir wissen, daß Gott dich als Lehrer zu uns gesandt hat. Deine Taten beweisen: Gott ist mit dir."

3 Darauf erwiderte Jesus: "Ich sage dir eins, Nikodemus: Wer nicht neu geboren wird, kann nicht in Gottes Reich kommen."

4 Verständnislos fragte der Pharisäer: "Was meinst du damit? Wie kann ein Erwachsener neu geboren werden? Er kann doch nicht wieder in den Mutterleib zurück und noch einmal auf die Welt kommen!"

5 Aber Jesus wiederholte nur: "Eine andere Möglichkeit gibt es nicht: Wer nicht umkehrt und durch Gottes Geist neu geboren wird, kann nicht in Gottes Reich kommen!{Wörtlich: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in die Königsherrschaft Gottes eingehen.}

6 Ein Mensch kann immer nur menschliches, vergängliches Leben zeugen; aber der Geist Gottes gibt das neue, das ewige Leben.{Wörtlich: Was aus dem Fleisch geboren worden ist, das ist Fleisch; was aus dem Geist geboren worden ist, das ist Geist.}

7 Wundere dich deshalb nicht, wenn ich dir gesagt habe: Ihr müßt neu geboren{Wörtlich: von oben geboren.} werden.

8 Es ist damit wie beim Wind. Er weht, wie er will. Du spürst ihn auch, aber du kannst nicht erklären, woher er kommt und wohin er geht. So kann man auch nicht erklären, wie diese Geburt aus Gottes Geist vor sich geht, obwohl jeder ihre Auswirkung spürt."{Wörtlich: So ist es bei allen, die aus dem Geist geboren werden.}

9 "Aber wie soll das nur vor sich gehen?" fragte Nikodemus noch einmal.

10 Jesus erwiderte: "Du bist doch einer der anerkannten Gelehrten in Israel und müßtest das eigentlich verstehen!

11 Glaube mir: Wir reden nur von dem, was wir genau kennen. Und was wir bezeugen, das haben wir auch gesehen. Trotzdem nehmt ihr unser Wort nicht ernst.

12 Ihr glaubt mir ja nicht einmal, wenn ich von ganz alltäglichen Dingen rede! Wie also werdet ihr mir dann glauben, wenn ich euch erkläre, was im Himmel geschieht?

13 Und doch kann nur der Menschensohn, der vom Himmel gekommen ist, vom Himmel sprechen.

14 Du weißt doch, wie Mose in der Wüste eine Schlange aus Bronze an einem Pfahl aufrichtete, damit jeder, der sie ansah, am Leben blieb.{4. Mose 21,4-9} Genauso muß auch der Menschensohn an einen Pfahl gehängt werden.

15 Jeder, der dann voll Vertrauen auf ihn sieht, wird das ewige Leben haben.

16 Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, daß er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht verlorengehen, sondern das ewige Leben haben.

17 Gott hat nämlich seinen Sohn nicht zu den Menschen gesandt, um über sie Gericht zu halten, sondern um sie vor dem Verderben zu retten.

18 Wer an ihn glaubt, der wird nicht verurteilt werden. Wer aber nicht an den Sohn Gottes glaubt, über den ist wegen seines Unglaubens das Urteil schon gesprochen.

19 Die Menschen werden gerichtet, weil das Licht zwar in die Welt gekommen ist, sie aber die Finsternis mehr lieben als das Licht. Denn alles, was sie tun, ist böse.

20 Wer Böses tut, scheut das Licht und bleibt lieber im Dunkeln, damit niemand seine Schandtaten sehen kann.

21 Wer aber Gott gehorcht, der tritt in das Licht. Es zeigt sich dann, daß er sein Leben nach dem Willen Gottes führt."

22 Danach kam Jesus mit seinen Jüngern in die Provinz Judäa. Dort blieb er einige Zeit, um zu taufen.

23 Aber auch Johannes taufte bei Änon, in der Nähe von Salim, weil es dort genügend Wasser gab. Viele Menschen kamen zu Johannes - er war damals noch nicht im Gefängnis -, um sich von ihm taufen zu lassen.

24

25 Eines Tages kam es zwischen den Jüngern des Johannes und einem Juden zum Streit über die Reinigungsvorschriften.

26 Gemeinsam gingen sie schließlich zu Johannes und berichteten ihm: "Meister, der Mann, der damals am anderen Jordanufer zu dir kam und von dem du gesagt hast, daß er der von Gott verheißene Retter ist, der tauft jetzt selber. Alle Leute gehen zu ihm, anstatt zu uns zu kommen."

27 "Gott gibt die Aufträge", erwiderte ihnen Johannes. "Ohne ihn kann niemand etwas ausrichten.

28 Ich habe doch immer wieder erklärt, daß ich nicht Christus bin, der von Gott gesandte Retter. Habt ihr das vergessen? Ich sollte ihn nur ankündigen, mehr nicht.

29 Die Braut wird dahin gehen, wo der Bräutigam ist. Der Freund des Bräutigams freut sich mit den beiden, auch wenn er nur daneben steht. So geht es mir jetzt. Meine Freude ist grenzenlos.

30 Immer mehr Menschen sollen zu Christus kommen, und ich will immer mehr in den Hintergrund treten.

31 Er ist vom Himmel gekommen und steht deshalb über allen. Wir aber gehören zur Erde und können nur von irdischen Dingen reden.

32 Christus kommt vom Himmel und kann bezeugen, was er dort gesehen und gehört hat. Trotzdem glaubt ihm keiner!

33 Wer aber an ihn glaubt, bestätigt damit, daß alles wahr ist, was Gott sagt.

34 Christus ist von Gott zu uns gesandt. Er redet Gottes Worte, weil Gottes Geist ihn ganz und gar erfüllt.{Wörtlich: denn nicht nach Maß gibt er den Geist.}

35 Der Vater liebt den Sohn und hat ihm alle Macht gegeben.

36 Wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber nicht an ihn glaubt, wird nie zum Leben gelangen, sondern Gottes Zorn wird ihn treffen."{Wörtlich: sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.}

4

1 Jesus erfuhr, wie aufgebracht die Pharisäer darüber waren, daß er noch mehr Nachfolger gewann und taufte als Johannes,

2 obwohl Jesus nicht einmal selber taufte; das taten nur seine Jünger.

3 Da verließ er Judäa und kehrte nach Galiläa zurück.

4 Auf seiner Reise kam er auch durch Samarien,

5 unter anderem nach Sychar. Dieser Ort liegt in der Nähe des Feldes, das Jakob seinem Sohn Joseph geschenkt hatte.{1. Mose 48,22}

6 Dort ist der Jakobsbrunnen. Müde von der langen Reise setzte sich Jesus an den Brunnen. Es war gerade Mittagszeit.

7 Da kam eine Samariterin aus der nahegelegenen Stadt zum Brunnen, um Wasser zu holen. Jesus bat sie: "Gib mir etwas zu trinken!"

8 Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, um Lebensmittel einzukaufen.

9 Die Frau fragte überrascht: "Du bist doch ein Jude! Wieso bittest du mich um Wasser, wo ich doch eine samaritische Frau bin?" (Normalerweise wollten die Juden nichts mit den Samaritern zu tun haben.

10 Jesus antwortete ihr: "Wenn du wüßtest, was Gott dir geben will und wer dich hier um Wasser bittet, würdest du mich um das Wasser bitten, das du zum Leben brauchst. Und ich würde es dir geben."

11 "Aber Herr", meinte da die Frau, "du hast doch gar nichts, womit du Wasser schöpfen kannst, und der Brunnen ist tief! Wo willst du denn das Wasser für mich hernehmen?

12 Kannst du etwa mehr als Jakob, unser Stammvater, der diesen Brunnen gegraben hat? Er selbst, seine Kinder und sein Vieh haben schon daraus getrunken."

13 "Jeder, der dieses Wasser trinkt", erwiderte Jesus darauf, "wird bald wieder durstig sein.

14 Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, der wird nie wieder Durst bekommen. Dieses Wasser wird in ihm zu einer Quelle, die bis ins ewige Leben hinein fließt."{Wörtlich: Das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle sprudelnden Wassers zum ewigen Leben werden.}

15 "Dann gib mir dieses Wasser", sagte die Frau, "damit ich nie mehr durstig bin und nicht immer wieder herkommen und Wasser holen muß!"

16 "Gut", entgegnete Jesus, "geh, und rufe deinen Mann. Dann kommt beide hierher!"

17 "Ich bin nicht verheiratet", wandte die Frau ein. "Das stimmt", erwiderte Jesus, "verheiratet bist du nicht.

18 Fünf Männer hast du gehabt, und der, mit dem du jetzt zusammenlebst, ist nicht dein Mann. Da hast du die Wahrheit gesagt."

19 Erstaunt meinte die Frau: "Ich sehe, Herr, du bist ein Prophet!

20 Kannst du mir dann eine Frage beantworten? Unsere Vorfahren haben Gott auf diesem Berg dort{Gemeint ist der Berg Garizim (vgl. Josua 8,30-35 mit 5. Mose 11,26 ff. und 27,1 ff. .} angebetet. Warum also behauptet ihr Juden, man könne Gott nur in Jerusalem anbeten?"

21 Jesus antwortete: "Glaube mir, die Zeit wird kommen, in der es unwichtig ist, ob ihr Gott auf diesem Berg oder in Jerusalem anbetet.

22 Ihr wißt ja nicht einmal, wen ihr anbetet. Wir aber wissen, zu wem wir beten. Denn das Heil der Welt kommt von den Juden.

23 Doch es kommt die Zeit, ja sie ist schon da, in der die Menschen Gott überall anbeten können; wichtig ist allein, daß sie von Gottes Geist und seiner Wahrheit erfüllt sind.{Wörtlich: Aber es kommt die Stunde, und jetzt ist sie da, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten werden. Denn der Vater sucht solche, die ihn in dieser Weise anbeten.} Von diesen Menschen will Gott angebetet werden. Denn Gott ist Geist. Und wer Gott anbeten will, muß seinen Geist haben und in seiner Wahrheit leben."

24

25 Die Frau entgegnete: "Ja, ich weiß, daß einmal der Messias kommen wird.{Wörtlich: Ich weiß, daß der Messias kommt, den man Christus nennt.} Der wird uns schon alles erklären."

26 Da sagte Jesus: "Du sprichst mit ihm. Ich bin der Messias."

27 Seine Jünger, die gerade aus der Stadt zurückkamen, wunderten sich, daß er mit einer Frau redete. Aber keiner fragte ihn: "Was willst du von ihr? Warum sprichst du mit ihr?"

28 Da ließ die Frau ihren Wasserkrug stehen, lief in die Stadt und berichtete aufgeregt allen Leuten:

29 "Kommt mit! Ich habe einen Mann getroffen, der alles von mir weiß; dabei hat er mich noch nie gesehen! Ob er wohl der Messias ist?"

30 Neugierig liefen die Leute aus der Stadt zu Jesus.

31 Inzwischen hatten ihm seine Jünger zugeredet: "Herr, iß doch etwas!"

32 Aber er sagte zu ihnen: "Ich habe eine Speise, die ihr nicht kennt."

33 "Hat ihm denn jemand etwas zu essen gebracht?" fragten sich die Jünger verwundert.

34 Aber Jesus erklärte ihnen: "Ich lebe davon, daß ich Gottes Willen erfülle und sein Werk zu Ende führe. Dazu hat er mich in diese Welt gesandt.

35 Habt ihr nicht selbst gesagt: 'In vier Monaten beginnt die Ernte? Macht doch eure Augen auf und seht euch um! Die Felder können abgeerntet werden

36 und die Arbeiter schon jetzt ihren Lohn bekommen, wenn sie die Frucht zum ewigen Leben ernten. Beide sollen sich über die Ernte freuen: wer gesät hat und wer die Ernte einbringt.

37 Hier trifft das Sprichwort zu: 'Einer sät, der andere erntet.

38 Ich habe euch auf ein Feld geschickt, das ihr nicht bestellt habt, damit ihr dort ernten sollt. Andere haben sich abgemüht, und ihr erntet die Früchte ihrer Arbeit."

39 Viele von den Leuten aus Sychar glaubten allein deshalb an Jesus, weil die Frau überall erzählt hatte: "Dieser Mann weiß alles, was ich getan habe."

40 Als sie nun zu Jesus kamen, baten sie ihn, länger bei ihnen zu bleiben, und er blieb noch zwei Tage.

41 So konnten ihn alle hören, und schließlich glaubten noch viel mehr Menschen an ihn.

42 Sie sagten zu der Frau: "Jetzt glauben wir nicht nur deshalb an Jesus, weil du uns von ihm erzählt hast. Wir haben ihn jetzt selbst gehört und wissen: Er ist wirklich der Retter der Welt!"

43 Zwei Tage später reiste Jesus weiter nach Galiläa,

44 obwohl er selbst einmal gesagt hatte, daß ein Prophet in seiner Heimat nichts gilt.

45 Diesmal aber nahmen ihn die Galiläer freundlich auf. Sie waren während des Passahfestes in Jerusalem gewesen und hatten dort alles miterlebt, was er getan hatte.

46 Auf seiner Reise durch Galiläa kam Jesus auch wieder nach Kana, wo er Wasser in Wein verwandelt hatte.

47 In Kapernaum lebte ein hoher königlicher Beamter, dessen Sohn sehr krank war. Als dieser Mann hörte, daß Jesus aus Judäa nach Galiläa zurückgekehrt war, ging er zu ihm und bat: "Komm schnell in mein Haus, und heile meinen todkranken Sohn!"

48 "Wenn ihr nicht immer neue Zeichen und Wunder seht, glaubt ihr nicht", hielt Jesus ihm entgegen.

49 Aber der Beamte flehte ihn an: "Herr, komm doch schnell, sonst stirbt mein Kind!"

50 "Geh nach Hause", sagte Jesus, "dein Sohn ist gesund!" Der Mann glaubte ihm und ging nach Hause.

51 Noch während er unterwegs war, liefen ihm einige seiner Leute entgegen. "Dein Kind ist gesund!" riefen sie aufgeregt.

52 Der Vater erkundigte sich: "Seit wann geht es ihm besser?" Sie antworteten: "Gestern mittag um ein Uhr hatte er plötzlich kein Fieber mehr."

53 Da erinnerte sich der Vater, daß Jesus genau zu dieser Stunde gesagt hatte: "Dein Sohn ist gesund!" Seitdem glaubte dieser Mann mit seiner ganzen Familie an Jesus.

54 Dies war das zweite Wunder in Galiläa, das Jesus wirkte, nachdem er aus Judäa zurückgekehrt war.

5

1 An einem der jüdischen Feiertage ging Jesus nach Jerusalem.

2 Dort liegt in der Nähe des Schaftors der Teich Bethesda, wie er auf Hebräisch genannt wird. Er ist von fünf Säulenhallen umgeben.

3 Viele Kranke, Blinde, Gelähmte und Gebrechliche lagen in diesen Hallen und warteten darauf, daß sich Wellen auf dem Wasser zeigten.

4 Von Zeit zu Zeit bewegte nämlich ein Engel Gottes das Wasser. Wer dann als erster in den Teich kam, der wurde gesund; ganz gleich, welches Leiden er hatte.

5 Einer von den Menschen, die dort lagen, war schon seit achtunddreißig Jahren krank.

6 Als Jesus ihn sah und hörte, daß er schon so lange an seiner Krankheit litt, fragte er ihn: "Willst du gesund werden?"

7 "Ach Herr", entgegnete der Kranke, "ich habe niemanden, der mir in den Teich hilft, wenn sich das Wasser bewegt. Versuche ich es aber allein, komme ich immer zu spät."

8 Da forderte ihn Jesus auf: "Steh auf, rolle deine Matte zusammen und geh!"

9 In demselben Augenblick war der Mann geheilt. Er nahm seine Matte und ging glücklich seines Weges. as geschah an einem Sabbat.

10 Einige der Juden, die den Geheilten sahen, hielten ihm vor: "Heute ist doch Sabbat! Da ist es nicht erlaubt, diese Matte zu tragen!"

11 "Aber der Mann, der mich heilte, hat es mir ausdrücklich befohlen", antwortete er ihnen.

12 "Wer hat dir so etwas befohlen?" fragten sie nun.

13 Doch das wußte der Mann nicht, denn Jesus war unbemerkt in der Menschenmenge verschwunden.

14 Später traf Jesus den Geheilten im Tempel und sagte zu ihm: "Du bist gesund geworden. Sündige nicht mehr, damit du nicht etwas Schlimmeres als deine Krankheit erlebst!"{Wörtlich: Sündige nicht mehr, damit dir nicht etwas Übleres geschehe.}

15 Da ging der Mann zu den Juden und berichtete: "Es war Jesus, der mich geheilt hat!"

16 Von dieser Zeit an verfolgten die Juden Jesus, weil er sogar am Sabbat Kranke heilte.

17 Aber Jesus sagte ihnen: "Immer, an jedem Tag, tut mein Vater Gutes, und ich folge nur seinem Beispiel."{Wörtlich: Mein Vater wirkt unaufhörlich, und ebenso wirke ich.}

18 Nach dieser Antwort waren die Juden erst recht entschlossen, ihn umzubringen. Denn Jesus hatte nicht nur ihre Sabbatvorschriften mißachtet, sondern auch Gott seinen Vater genannt und sich dadurch mit Gott gleichgestellt.

19 Zu dieser Anschuldigung der Juden sagte Jesus: "Das steht fest: Von sich aus kann der Sohn gar nichts tun. Er folgt in allem dem Beispiel seines Vaters.{Wörtlich: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts aus sich selber heraus tun, wenn er nicht den Vater es tun sieht. Denn was jener tut, das tut gleichfalls auch der Sohn.}

20 Denn weil der Vater den Sohn liebt, zeigt er ihm alles, was er selbst tut. Und er wird ihn noch viel größere Wunder tun lassen, so daß ihr staunen werdet.

21 So wie der Vater Tote auferweckt und ihnen neues Leben gibt, so hat auch der Sohn die Macht dazu, neues Leben zu geben.

22 Denn nicht der Vater spricht das Urteil über die Menschen, er hat das Richteramt vielmehr dem Sohn übertragen,

23 damit alle den Sohn ehren, genauso wie den Vater. Wer aber Gottes Sohn nicht als Herrn anerkennen will, der verachtet auch die Herrschaft des Vaters, der ja den Sohn gesandt hat.{Wörtlich: Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt auch den Vater nicht, der ihn gesandt hat.}

24 Achtet deshalb genau darauf, was ich euch jetzt sage: Wer mein Wort hört und an den glaubt, der mich gesandt hat, der wird ewig leben. Ihn wird das Todesurteil Gottes nicht treffen, denn er hat die Grenze vom Tod zum Leben schon überschritten.

25 Ich sage euch: Die Zeit wird kommen, ja sie hat schon begonnen, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden. Und wer diesen Ruf hört, der wird leben.

26 Denn in Gott ist das Leben, und nach Gottes Willen hat auch der Sohn dieses Leben in sich.{Wörtlich: Denn gleichwie der Vater Leben in sich selber hat, so hat er es auch dem Sohn gegeben, Leben in sich selber zu haben.}

27 Er hat ihm die Macht gegeben, die ganze Menschheit zu richten, weil er der Menschensohn ist.

28 Wundert euch nicht darüber! Der Tag wird kommen, an dem die Toten in ihren Gräbern die Stimme des Gottessohnes hören.

29 Dann werden alle Menschen auferstehen: Die Gutes getan haben, werden ewig leben, die aber Böses getan haben, werden verurteilt.{Wörtlich: Und es werden die hervorgehen, die das Gute getan haben, zur Auferstehung des Lebens, und die das Böse verübt haben, zur Auferstehung des Gerichtes.}

30 Dabei kann ich nicht eigenmächtig handeln, sondern ich entscheide so, wie Gott es mir sagt. Deswegen ist mein Urteil auch gerecht, weil es nicht meinem eigenen Willen entspricht, sondern dem Willen Gottes, der mich gesandt hat."

31 "Ich könnte verstehen, daß ihr mir nicht glaubt, wenn ich für meine Worte keinen Zeugen hätte.{Wörtlich: Wenn ich von mir selber Zeugnis gäbe, wäre mein Zeugnis nicht wahrhaftig.}

32 Aber ich habe einen Zeugen. Und was er über mich sagt, das ist wahr.

33 Ihr seid zu Johannes dem Täufer gegangen, um die Wahrheit über mich zu hören, und er hat sie euch gesagt.{Wörtlich: Ihr habt zu Johannes gesandt, und er bezeugte die Wahrheit.}

34 Dabei brauche ich aber gar keine Zeugenaussage von Menschen. Nur um euretwillen nenne ich Johannes als Zeugen, damit ihr an mich glaubt und errettet werdet.

35 Johannes war ein strahlendes Licht, aber ihr wolltet euch in diesem Schein nur ein wenig sonnen.

36 Doch ich habe noch wichtigere Zeugen als Johannes: Die Taten nämlich, die ich im Auftrag meines Vaters vollbringe. Sie sind der Beweis dafür, daß der Vater mich gesandt hat.

37 Gott selbst, der mich gesandt hat, ist also mein Zeuge. Aber ihr habt noch niemals seine Stimme gehört, habt ihn nie gesehen.

38 Sein Wort habt ihr weder begriffen noch befolgt; denn sonst würdet ihr den nicht ablehnen, den Gott zu euch gesandt hat.

39 Ihr studiert die Heilige Schrift, weil ihr meint, dadurch zum ewigen Leben zu gelangen. Und tatsächlich weist sie auf mich hin.

40 Dennoch wollt ihr nicht zu mir kommen, damit ich euch ewiges Leben geben kann.

41 Eure Zustimmung oder Ablehnung bedeuten mir nichts,

42 weil ich euch kenne und genau weiß, daß ihr Gottes Liebe nicht in euch habt.

43 Mein Vater hat mich zu euch geschickt, doch ihr lehnt mich ab. Aber mit offenen Armen werdet ihr jeden aufnehmen, der behauptet, alles aus sich selbst tun zu können.

44 Kein Wunder, daß ihr nicht glauben könnt. Denn ihr seid doch nur darauf aus, voreinander etwas zu gelten. Ob ihr aber vor Gott etwas geltet, darüber macht ihr euch keine Gedanken.{Wörtlich: Wie könnt ihr glauben, die ihr Herrlichkeit voneinander nehmt, und die Herrlichkeit, die bei dem einzigen Gott gilt, sucht ihr nicht?}

45 Es ist gar nicht nötig, daß ich euch vor dem Vater anklage: Mose wird euer Ankläger sein. Genau der, auf den ihr eure ganze Hoffnung setzt!

46 Aber in Wirklichkeit glaubt ihr Mose gar nicht; denn sonst würdet ihr auch mir glauben. Schließlich hat doch Mose von mir geschrieben.

47 Wenn ihr aber nicht einmal glaubt, was er geschrieben hat, wie könnt ihr dann glauben, was ich euch sage?"

6

1 Danach kam Jesus an das andere Ufer des Galiläischen Meeres, das man auch See von Tiberias nennt.

2 Eine große Menschenmenge folgte ihm, weil sie gesehen hatte, wie er Kranke heilte.

3 Zusammen mit seinen Jüngern ging Jesus auf eine Anhöhe. Dort setzten sie sich, und Jesus unterrichtete sie.

4 Das war in den Tagen kurz vor dem jüdischen Passahfest.

5 Als Jesus die vielen Menschen kommen sah, fragte er Philippus: "Wo können wir für alle diese Leute Brot kaufen?"

6 Er wollte aber nur sehen, ob Philippus ihm vertraute; denn er wußte natürlich, wie er die Menschen versorgen würde.

7 Philippus überlegte: "Wir müßten ein Vermögen{Wörtlich: zweihundert Denare.} ausgeben, wenn wir für jeden auch nur ein kleines Stückchen Brot kaufen wollten."

8 Da brachte Andreas, der Bruder von Simon Petrus, ein Kind zu ihnen:

9 "Hier ist ein Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische mitgebracht. Aber was ist das schon für so viele Menschen!"

10 Jetzt forderte Jesus die Jünger auf: "Sagt den Leuten, daß sie sich hinsetzen sollen!" Und alle - es waren etwa fünftausend Mann, Frauen und Kinder gar nicht mitgerechnet - lagerten sich auf der Wiese.

11 Dann nahm Jesus die fünf Gerstenbrote, dankte Gott dafür und ließ sie an die Menschen austeilen. Mit den beiden Fischen machte er es ebenso. Jeder bekam so viel, wie er wollte.

12 Als alle satt waren, sagte Jesus zu seinen Jüngern: "Sammelt die Reste ein, damit nichts verdirbt!"

13 Und die Jünger füllten noch zwölf Körbe mit den Resten. So viel war von den fünf Gerstenbroten übriggeblieben.

14 Als die Leute begriffen, was Jesus getan hatte, riefen sie begeistert: "Das ist wirklich der Prophet, auf den wir so lange gewartet haben!"{Wörtlich: Dieser ist wahrhaftig der Prophet, der in die Welt kommt.}

15 Jesus merkte, daß sie ihn jetzt unbedingt festhalten und zu ihrem König ausrufen wollten. Deshalb zog er sich in die Berge zurück; er ganz allein.

16 Am Abend gingen seine Jünger hinunter an den See.

17 Sie stiegen in ein Boot, um nach Kapernaum überzusetzen. Die Nacht brach herein, und Jesus war nicht bei ihnen.

18 Ein heftiger Sturm kam auf.

19 Die Jünger waren schon vier bis fünf Kilometer vom Ufer entfernt, als sie Jesus sahen. Er ging über das Wasser auf ihr Boot zu. Da packte die Jünger das Grauen.

20 Beruhigend rief ihnen Jesus zu: "Fürchtet euch nicht! Ich bin es!"

21 Sie wollten ihn noch in ihr Boot nehmen; aber da hatten sie schon das andere Ufer erreicht.

22 Am nächsten Morgen erinnerten sich die Menschen, die auf der anderen Seite des Sees geblieben waren, daß nur ein Boot am Ufer gelegen hatte. Mit diesem Boot hätte Jesus den See überqueren müssen; aber sie hatten gesehen, daß er nicht mit den Jüngern gefahren war.

23 Inzwischen legten mehrere Schiffe aus Tiberias nahe bei der Stelle an, wo die Menschenmenge nach dem Dankgebet Jesu das Brot gegessen hatte.

24 Weil nun Jesus und seine Jünger nirgends zu finden waren, stiegen alle in diese Schiffe und fuhren hinüber nach Kapernaum, um ihn dort zu suchen.

25 Als sie Jesus auf der anderen Seite des Sees gefunden hatten, fragten sie ihn: "Herr, wann bist du denn hierhergekommen?"

26 Jesus antwortete ihnen: "Ich weiß, weshalb ihr zu mir kommt; doch nur, weil ihr von mir Brot bekommen habt und satt geworden seid; nicht weil ihr glaubt, daß Gott mich geschickt hat.

27 Denkt doch nicht immer nur an das, was ihr zum täglichen Leben braucht! Im Gegenteil! Setzt alles dafür ein, die Nahrung zu bekommen, die euch das ewige Leben bringt. Nur der Menschensohn kann sie euch geben. Denn Gott, der Vater, hat ihn dazu bestimmt."{Wörtlich: Wirkt nicht vergängliche Speise, sondern Speise, die ins ewige Leben bleibt, das euch der Sohn des Menschen geben wird; denn diesen hat Gott, der Vater, versiegelt.}

28 Jetzt fragten sie ihn: "Aber was sollen wir denn tun, damit Gott mit uns zufrieden ist?"{Wörtlich: Was sollenwir tun, damit wir die Werke Gottes wirken?}

29 Er erwiderte: "Nur eins erwartet Gott von euch: Ihr sollt an den glauben, den er gesandt hat."

30 "Wenn wir an dich glauben sollen", wandten sie ein, "mußt du schon durch eine Wundertat beweisen, daß du im Auftrag Gottes handelst. Zeige uns, was du kannst! Gib uns jeden Tag Brot zu essen, so wie unsere Väter damals in der Wüste Manna, das Brot vom Himmel, aßen. Es heißt doch in der Heiligen Schrift: 'Er gab ihnen Brot vom Himmel. "{Psalm 78,24 f. 2. Mose 16,4.13-15}

31

32 Hierzu sagte ihnen Jesus: "Mose gab euch nicht das Brot, von dem ich gesprochen habe. Das wahre Brot vom Himmel gibt euch jetzt mein Vater.

33 Und nur dieses Brot, das vom Himmel kommt, schenkt der Welt das Leben."

34 "Herr, gib uns jeden Tag dieses Brot!" baten ihn alle.

35 "Ich bin das Brot des Lebens", sagte Jesus zu ihnen. "Keiner, der zu mir kommt, wird jemals wieder Hunger leiden, und niemand, der an mich glaubt, wird jemals wieder Durst haben.

36 Doch ich habe euch ja schon einmal gesagt: Ihr glaubt nicht einmal das, was ihr mit euren eigenen Augen seht.

37 Alle Menschen, die mir der Vater gibt, werden zu mir kommen, und keinen von ihnen werde ich zurückstoßen.

38 Denn ich bin nicht vom Himmel gekommen, um zu tun, was mir gefällt, sondern um den Willen des Vaters zu erfüllen, der mich gesandt hat.

39 Und das ist Gottes Wille: Kein einziger von denen, die er mir anvertraut hat, soll verlorengehen. Ich werde sie alle am letzten Tag zum Leben erwecken.

40 Denn nach dem Willen meines Vaters wird jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, für immer leben. Darum werde ich sie am letzten Tag vom Tod auferwecken."

41 Weil Jesus behauptet hatte: "Ich bin das Brot, das vom Himmel gekommen ist", riefen die Juden empört:

42 "Was? Das ist doch Jesus, Josephs Sohn. Wir kennen schließlich seine Eltern. Wie kann er behaupten: 'Ich bin vom Himmel gekommen! "

43 Ruhig antwortete Jesus auf ihre Vorwürfe: "Warum regt ihr euch auf?

44 Keiner kann zu mir kommen, dem nicht der Vater, der mich gesandt hat, den Weg zeigt. Alle diese Menschen, die er mir gibt, will ich am letzten Tag zum Leben erwecken.

45 Bei den Propheten heißt es: 'Alle werden Schüler Gottes sein!{Jesaja 54,13; Jeremia 31,33 f.} Wer also auf den Vater hört und von ihm lernt, der kommt zu mir.

46 Das bedeutet aber nicht, daß jemals ein Mensch den Vater gesehen hat. Nur einer hat ihn wirklich gesehen: der eine, der von Gott gekommen ist.

47 Deshalb sage ich euch: Wer an mich glaubt, der hat jetzt schon das ewige Leben!

48 Ich selbst bin das Brot, das euch dieses Leben gibt!

49 Das Brot, das eure Väter in der Wüste gegessen haben, konnte ihnen kein ewiges Leben schenken. Obwohl sie 'Brot vom Himmel' aßen, sind sie doch alle gestorben.

50 Aber hier ist das wahre Brot, das vom Himmel kommt. Wer davon ißt, wird nicht sterben.

51 Ich bin dieses Brot, das von Gott gekommen ist und euch das Leben gibt. Jeder, der dieses Brot ißt, wird ewig leben. Und dieses Brot ist mein Leib, den ich hingeben werde, damit die Welt leben kann."

52 Nach diesen Worten Jesu kam es unter den Juden zu einer heftigen Auseinandersetzung. "Will dieser Mensch uns etwa seinen Leib zu essen geben?" fragten sie.

53 Darauf erwiderte Jesus: "Das eine steht unumstößlich fest: Wenn ihr den Leib des Menschensohnes nicht eßt und sein Blut nicht trinkt, habt ihr kein ewiges Leben.

54 Nur wer meinen Leib ißt und mein Blut trinkt, der hat ewiges Leben, und ihn werde ich am letzten Tag auferwecken.

55 Denn mein Leib ist die lebensnotwendige Nahrung, und mein Blut der lebenspendende Trank.

56 Wer meinen Leib ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm.

57 Ich lebe durch die Kraft des lebendigen Gottes, der mich gesandt hat. Ebenso wird jeder, der meinen Leib ißt, durch mich leben.

58 So verhält es sich mit dem Brot, das vom Himmel zu euch gekommen ist! Eure Väter haben zwar auch in der Wüste 'Brot vom Himmel' gegessen, aber sie sind trotzdem gestorben. Doch wer dieses Brot ißt, wird für immer leben."

59 Dies alles sagte Jesus in der Synagoge von Kapernaum.

60 Aber damit hatte er viele von denen verärgert, die ihm bisher gefolgt waren. "Das istja unerhört!" meinten sie. "Nein, das ist zuviel!"

61 Jesus sah ihre Entrüstung und fragte sie deshalb: "Nehmt ihr schon daran Anstoß?

62 Was werdet ihr erst sagen, wenn ihr seht, wie der Menschensohn dahin zurückkehrt, woher er gekommen ist?

63 Gottes Geist allein schafft Leben. Ihr selber könnt es nicht. Die Worte aber, die ich euch gesagt habe, sind aus Gottes Geist; deshalb bringen sie euch das Leben.

64 Aber einige von euch glauben mir trotzdem nicht."Jesus wußte nämlich von Anfang an, wer nicht an ihn glaubte, und kannte auch den, der ihn später verraten würde.

65 "Deshalb", so erklärte er weiter, "habe ich euch gesagt: Keiner kann zu mir kommen, wenn ihn nicht der Vater zu mir führt!"

66 Nach dieser Rede wandten sich viele von Jesus ab und gingen nicht mehr mit ihm.

67 Da fragte Jesus auch seine zwölf Jünger: "Wollt ihr auch weggehen und mich verlassen?"

68 "Herr, zu wem sollen wir denn gehen?" antwortete Simon Petrus. "Nur deine Worte bringen ewiges Leben.

69 Wir glauben und haben erkannt, daß du Christus, der Sohn Gottes, bist."{Wörtlich: Wir haben geglaubt und erkannt, daß du der Heilige Gottes bist.}

70 Da sagte Jesus: "Ich selbst habe euch zwölf ausgewählt - und doch: Einer von euch ist ein Teufel!"

71 Damit meinte er Judas, den Sohn von Simon Ischarioth, seinen eigenen Jünger. Und er war es tatsächlich, der Jesus später an die jüdischen Führer verriet.

7

1 Danach reiste Jesus weiter durch Galiläa. In Judäa konnte er sich nicht aufhalten, weil dort die führenden Juden seinen Tod beschlossen hatten.

2 Kurz vor dem Laubhüttenfest aber

3 forderten ihn seine Brüder auf, mit ihnen nach Judäa zu reisen: "Komm mit und zeige den Menschen dort, welche Wunder du tun kannst!

4 Kein Mensch versteckt sich, wenn er bekannt werden will. Wenn du schon Wunder vollbringst, dann zeige sie auch vor aller Welt!"

5 So konnten seine Brüder nur reden, weil sie nicht an ihn glaubten.

6 Jesus antwortete ihnen: "Jetzt kann ich noch nicht dorthin gehen. Ihr könnt gehen und handeln, wann und wie ihr wollt.

7 Denn die Welt hat ja keinen Grund, euch zu hassen. Aber mich haßt sie, weil ich nicht aufhöre zu sagen, daß ihr Tun und Treiben böse ist.

8 Geht ihr nur zum Fest! Ich komme nicht mit. Denn die Zeit zum Handeln ist für mich noch nicht da."

9 Das sagte er zu seinen Brüdern und blieb in Galiläa.

10 Nachdem seine Brüder nach Jerusalem gereist waren, ging auch Jesus heimlich dorthin.

11 Die Führer des Volkes suchten ihn während des Festes und fragten überall: "Wo ist er denn? Hat jemand mit ihm geredet?"

12 Auch unter den Festbesuchern wurde viel über ihn gesprochen. Einige hielten ihn für einen guten Menschen, andere wieder behaupteten: "Er verführt das Volk!"

13 Aber keiner hatte den Mut, frei und offen seine Meinung über ihn zu sagen. Alle fürchteten sich vor den Führern des jüdischen Volkes.

14 Während des Festes ging Jesus in den Tempel und predigte dort öffentlich.

15 Die Juden, die ihm zuhörten, waren überrascht. "Wie kann jemand so viel aus der Heiligen Schrift wissen, obwohl er sie nicht studiert hat?" fragten sie sich.

16 Jesus beantwortete ihre Frage: "Was ich euch sage, sind nicht meine eigenen Gedanken. Es sind Gottes Worte.

17 Wer von euch bereit ist, Gottes Willen zu tun, der wird erkennen, ob diese Worte von Gott kommen oder ob es meine eigenen Gedanken sind.

18 Wer seine eigene Lehre verbreitet, der möchte persönlich anerkannt werden. Wer aber Anerkennung und Ehre für den sucht, der ihn gesandt hat, der ist zuverlässig, und ihm kann man vertrauen.

19 Mose hat euch das Gesetz gegeben; aber keiner von euch lebt nach diesem Gesetz! Mit welchem Recht also wollt ihr mich töten?"

20 Da empörte sich die Menge: "Du bist ja verrückt!{Wörtlich: Du hast einen Dämon!} Wer will dich denn umbringen?"

21 "Ich habe doch nur am Sabbat einen Menschen geheilt", entgegnete Jesus. "Und darüber regt ihr euch auf!

22 Mose hat angeordnet, daß eure Kinder am achten Tag beschnitten werden sollen{1. Mose 17,10-12; 3. Mose 12,3} - eine Vorschrift, nach der sich bereits eure Stammväter vor Mose gerichtet haben.

23 Auch eure Söhne werden am achten Tag beschnitten, selbst wenn es ein Sabbat ist, damit das Gesetz des Mose nicht übertreten wird. Weshalb also seid ihr so empört darüber, daß ich einen Menschen am Sabbat geheilt habe?

24 Seid doch nicht so oberflächlich, sondern urteilt gerecht."

25 Da meinten einige Leute von Jerusalem: "Ist das nicht der Mann, den sie beseitigen wollen?

26 Jetzt redet er hier in aller Öffentlichkeit, und keiner verbietet es ihm. Sollten unsere führendenMänner nun tatsächlich davon überzeugt sein, daß er der Messias ist?

27 Aber er kann es doch gar nicht sein! Schließlich kennen wir seine Herkunft. Woher aber der Messias kommt, wird niemand wissen."

28 Darauf rief Jesus im Tempel, so daß es alle hören konnten: "Ja, ihr kennt mich und wißt, woher ich komme. Aber der mir den Auftrag gegeben hat, den kennt ihr nicht. Er ist die Wahrheit.

29 Ich kenne ihn, weil ich von ihm komme und er mich zu euch gesandt hat."

30 Nach diesen Worten hätten sie ihn am liebsten festgenommen; doch keiner wagte es. Denn Gottes Zeit dafür war noch nicht da.

31 Viele seiner Zuhörer im Tempel aber glaubten an Jesus und sagten: "Was erwartet ihr eigentlich noch von diesem Mann? Mehr Wunder, als er schon getan hat, kann doch auch der Messias nicht tun."

32 Als die Pharisäer hörten, was die Leute über Jesus redeten, rieten sie den Hohenpriestern dringend, Jesus von der Tempelwache festnehmen zu lassen.

33 Währenddessen sagte Jesus zu der Volksmenge: "Ich bleibe nur noch kurze Zeit bei euch. Danach kehre ich zu dem zurück, der mich gesandt hat.

34 Ihr werdet mich überall suchen, aber nicht mehr finden. Wo ich dann sein werde, dorthin werdet ihr nie gelangen."

35 "Wo will er denn hin?" fragten die Juden verwirrt. "Will er etwa ins Ausland gehen und den Griechen seine Lehre bringen?

36 Was meint er, wenn er sagt: 'Ihr werdet mich suchen und nicht finden' und 'Wo ich dann sein werde, dorthin werdet ihr nicht kommen'?"

37 Am letzten Tag, dem Höhepunkt des großen Festes,{3. Mose 23,33-43;4. Mose 29,12-39. - Zur Zeit Jesu gehörte zur Festfeier u. a. der Zug der Festpilger zur Siloah-Quelle. Dort schöpfte der Priester Wasser in einen Krug, trug es unter dem Festgesang der Pilger zum Heiligtum und goß es unter dem Jubel des Volkes aus (vgl. den Bezug dieses Brauches zu Jesaja 12,3).} trat Jesus wieder vor die Menschenmenge und rief laut: "Wer Durst hat, der soll zu mir kommen und trinken!

38 Wer an mich glaubt, wird erfahren, was die Heilige Schrift sagt: Wie ein Strom wird lebenschaffendes Wasser von ihm ausgehen."

39 Damit meinte er den Heiligen Geist, den alle bekommen würden, die an Jesus glauben. (Den Geist Gottes bekamen sie erst zu Pfingsten, nachdem Jesus in Gottes Herrlichkeit zurückgekehrt war. Jetzt hatten die Menschen den Heiligen Geist noch nicht.

40 Nach diesen Worten waren einige davon überzeugt: "Er ist der Prophet, der vor dem Messias kommen soll."

41 Andere wieder sagten: "Nein, er ist selbst der Messias!" Eine dritte Gruppe schließlich meinte: "Das kann gar nicht sein! Er kommt doch aus Galiläa;

42 aber die Propheten sagen, der Messias soll von David abstammen und wie David aus Bethlehem kommen."{Micha 5,1;1. Samuel 17,12}

43 So waren die Meinungen über Jesus sehr geteilt.

44 Einige hätten ihn gern festgenommen; aber keiner wagte es, in dieser Situation gegen ihn vorzugehen.

45 So kehrte die Tempelpolizei zu den Hohenpriestern und Pharisäern zurück, ohne Jesus festgenommen zu haben. "Weshalb bringt ihr ihn nicht mit?" stellten sie die Soldaten zur Rede.

46 "Noch nie hat ein Mensch so geredet wie dieser Mann!" entschuldigten sie sich.

47 Da regten sich die Pharisäer auf: "Habt ihr euch also auch von ihm beschwatzen lassen?

48 Gibt es denn unter uns, den führenden Männern des Volkes, auch nur einen einzigen, der diesem Menschen glaubt?

49 Nur dieses verfluchte Volk läuft ihm nach, das keine Ahnung vom Gesetz hat."{Wörtlich: Aber diese Leute, die das Gesetz nicht kennen, sie sind verflucht.}

50 Doch Nikodemus, der auch zu den Pharisäern gehörte und Jesus früher einmal heimlich aufgesucht hatte,{Johannes 3,1 ff.} widersprach ihnen:

51 "Seit wann verurteilt denn unser Gesetz einen Menschen, ehe man ihn verhört und ihm seine Schuld nachgewiesen hat?"

52 "Bist du etwa auch aus Galiläa?" fragten ihn die Pharisäer. "Du brauchst nur in der Heiligen Schrift nachzulesen. Dann weißt du: Kein Prophet kommt aus Galiläa!"

53 Ohne sich geeinigt zu haben, gingen sie nach Hause.

8

1 Jesus verließ die Stadt und ging zum Ölberg.

2 Aber schon am nächsten Morgen war er wieder im Tempel. Viele Menschen drängten sich um ihn. Er setzte sich und begann, sie zu unterrichten.

3 Da schleppten die Schriftgelehrten und Pharisäer eine Frau heran, die beim Ehebruch ertappt worden war, stießen sie in die Mitte, damit jeder sie sehen konnte,

4 und sagten zu Jesus: "Diese Frau wurde beim Ehebruch überrascht.

5 Wenn wir das Gesetz des Mose befolgen wollen, müssen wir sie steinigen. Was meinst du dazu?"{3. Mose 20,10; 5. Mose 22,22}

6 Das war eine Fangfrage. Sie suchten nämlich nach einem Anlaß, um Jesus anklagen zu können. Aber Jesus schien gar nicht auf ihre Frage zu achten; er bückte sich und schrieb mit seinem Finger auf die Erde.{Vgl. Jeremia 17,13}

7 Als sie hartnäckig nach einer Erklärung verlangten, richtete er sich auf und sagte: "Nun, dann steinigt sie! Aber den ersten Stein soll der werfen, der selbst noch nie gesündigt hat!"

8 Dann bückte er sich wieder und schrieb weiter auf die Erde.

9 Als erstes gingen die Ankläger. Dann schlichen sich auch alle übrigen stillschweigend davon - einer nach dem andern. Schließlich war Jesus mit der Frau allein.

10 Da stand er auf und fragte sie: "Wo sind jetzt deine Ankläger? Hat dich denn keiner verurteilt?"

11 "Nein, Herr", antwortete sie. "Dann will ich dich auch nicht verurteilen", entgegnete ihr Jesus. "Geh, aber sündige nicht noch einmal!"

12 Ein andermal sagte Jesus zu den Menschen, die ihm zuhörten: "Ich bin das Licht für die Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht mehr in der Dunkelheit umherirren, sondern folgt dem Licht, das ihn zum Leben führt."{Wörtlich: Er wird das Licht des Lebens haben.}

13 Da unterbrachen ihn die Pharisäer: "Du redest doch wieder nur für dich selbst, als dein eigener Zeuge. Das beweist doch gar nichts."

14 Jesus erwiderte ihnen: "Auch wenn ich hier als mein eigener Zeuge auftrete, sage ich die Wahrheit. Denn ich weiß, woher ich komme und wohin ich gehe; aber ihr wißt das alles nicht.

15 Ihr urteilt über mich, und dabei laßt ihr euch nur von Äußerlichkeiten leiten. Ich urteile über niemanden.{Wörtlich: Ihr richtet nach dem Fleisch; ich richte niemanden.}

16 Wenn ich aber über jemanden das Urteil spreche, dann ist mein Urteil gerecht. Denn ich richte nicht allein, sondern der Vater, der mich gesandt hat, spricht das Urteil.

17 Nach euerm Gesetz ist vor Gericht eine Aussage glaubwürdig, wenn es dafür mindestens zwei Zeugen gibt.{5. Mose 17,6; 19,15}

18 Nun, ich selbst trete für mich als Zeuge auf, und mein Vater, der mich gesandt hat, ist auch mein Zeuge."

19 "Wo ist denn dein Vater?" fragten sie daraufhin. Jesus antwortete: "Ihr wißt ja nicht einmal, wer ich bin; deshalb kennt ihr meinen Vater erst recht nicht. Wenn ihr mich kennen würdet, wüßtet ihr auch, wer mein Vater ist."

20 Das alles sagte Jesus an der Stelle des Tempels, an der das Geldopfer gesammelt wurde. Aber niemand nahm ihn fest. Denn die Zeit dafür war noch nicht gekommen.

21 Später sagte Jesus noch einmal zu ihnen: "Ich gehe fort. Ihr werdet mich dann verzweifelt suchen, aber ihr werdet in euren Sünden umkommen. Denn ihr könnt nicht dahin gehen, wo ich sein werde."

22 "Will er sich etwa das Leben nehmen?" fragten sich die Juden, "oder was heißt das: 'Ihr könnt nicht dahin gehen, wo ich sein werde'?"

23 Dazu sagte ihnen Jesus: "Ihr kommt von unten; ich komme von oben. Ihr gehört zu dieser Welt; ich gehöre nicht zu dieser Welt.

24 Deshalb habe ich gesagt: Ihr werdet in euren Sünden umkommen. Wenn ihr nicht glaubt, daß ich es bin,{Vgl. 2. Mose 3,14; Jesaja 43,10} gibt es keine Rettung für euch."

25 "Dann sage uns doch, wer du bist!" forderten sie ihn auf. "Ich weiß überhaupt nicht, weshalb ich noch darüber mit euch reden soll. Denn das habe ich euch von Anfang an gesagt", erwiderte Jesus.

26 "Ich hätte euch viel vorzuwerfen und viel an euch zu verurteilen. Trotzdem sage ich euch nur, was er mir gesagt hat. Denn der Eine, der mich gesandt hat, ist die Wahrheit."

27 Aber sie verstanden noch immer nicht, daß Jesus von Gott sprach.

28 Deshalb erklärte er ihnen: "Wenn ihr den Menschensohn erhöht{Mit dem Wort "erhöhen" deutet Jesus seinen Kreuzestod an.} habt, werdet ihr erkennen, wer ich bin, und einsehen, daß ich euch nicht meine eigenen Gedanken vortrage, sondern weitergebe, was mir mein Vater gesagt hat.

29 Er, der mich gesandt hat, ist bei mir und verläßt mich nicht, weil ich immer seinen Willen erfülle."

30 Nach diesen Worten glaubten viele an Jesus.

31 Zu diesen Juden, die nun an ihn glaubten, sagte Jesus: "Wenn ihr an meinen Worten festhaltet und das tut, was ich euch gesagt habe, dann gehört ihr wirklich zu mir.

32 Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch befreien!"

33 "Aber wir sind Nachkommen Abrahams und niemals Sklaven gewesen", wandten sie ein. "Wovon sollen wir eigentlich befreit werden?"

34 Jesus erwiderte ihnen: "Eins ist sicher: Jeder, der sündigt, ist ein Gefangener der Sünde.

35 Ein Sklave kann sich nicht darauf verlassen, daß er immer in dem Haus bleibt, in dem er arbeitet. Dieses Recht hat nur der Sohn der Familie.

36 Wenn euch also der Sohn Gottes befreit, dann seid ihr wirklich frei.

37 Ich weiß natürlich auch, daß ihr Nachkommen Abrahams seid. Und trotzdem wollt ihr mich töten, weil ihr meine Worte ablehnt.

38 Ich spreche von dem, was ich bei meinem Vater gesehen habe. Und ihr handelt danach, was ihr von euerm Vater gehört habt."

39 "Unser Vater ist Abraham", erklärten sie. "Nein", widersprach ihnen Jesus, "wenn er es wirklich wäre, würdet ihr auch so handeln wie er.

40 Weil ich euch die Wahrheit sage, die ich von Gott gehört habe, wollt ihr mich töten. Das hätte Abraham nie getan.

41 Nein, ihr handelt genau wie euer Vater." "Unsere Mutter ist doch schließlich keine Dirne", wandten sie ein. "Wir haben nur einen Vater, Gott selbst!"

42 Doch Jesus entgegnete ihnen: "Wenn es tatsächlich so wäre, dann würdet ihr mich lieben; denn ich komme ja von Gott zu euch; in seinem Auftrag und nicht aus eigenem Entschluß.

43 Aber ich will euch sagen, weshalb ihr mich nicht versteht: Weil ihr meine Worte überhaupt nicht hören könnt!

44 Denn ihr seid Kinder des Teufels. Und deshalb handelt ihr so, wie es euerm Vater gefällt. Der war schon von Anfang an ein Mörder und ein Feind der Wahrheit. Die Lüge gehört zu seinem Wesen; denn er ist der Lügner schlechthin, ja der Vater jeder Lüge.

45 Mir aber glaubt ihr nicht, weil ich die Wahrheit sage.

46 Oder kann mir einer von euch auch nur eine einzige Sünde nachweisen? Demnach müßtet ihr mir doch glauben, wenn ich euch die Wahrheit sage.

47 Denn wer Gott zum Vater hat, der versteht, was Gott sagt. Ihr aber habt Gott nicht zum Vater, und deshalb versteht ihr auch seine Worte nicht."

48 "Also hatten wir doch recht", schimpften die Juden. "Du bist ein gottloser, von bösen Geistern besessener Mensch!"{Wörtlich: Sagen wir nicht mit Recht, daß du ein Samariter bist und einen Dämon hast?}

49 "Nein", antwortete Jesus, "ich bin nicht besessen, sondern ich ehre meinen Vater, aber ihr verleumdet mich.

50 Ich suche nicht meine eigene Ehre. Gott will, daß ihr mich anerkennt. Er wird auch das Urteil über euch sprechen.{Wörtlich: Ich suche nicht meine Ehre. Es ist aber einer, der sie sucht, und der richtet.}

51 Aber das ist sicher: Wer mein Wort annimmt und danach lebt, wird niemals sterben."

52 Verärgert riefen die Juden: "Deine Worte beweisen, daß du von einem bösen Dämon beherrscht wirst. Selbst Abraham und die Propheten sind gestorben. Und da willst du behaupten: 'Wer nach meinem Wort lebt, wird niemals sterben.

53 Bist du etwa mehr als unser Vater Abraham, der doch auch gestorben ist? Oder willst du mehr sein als die Propheten, die schließlich alle sterben mußten? Was bildest du dir eigentlich ein?"

54 Jesus entgegnete: "Würde ich mich selbst loben, könntet ihr mir zu Recht mißtrauen. Aber mich ehrt mein Vater. Ihr behauptet zwar von ihm, er sei euer Gott.

55 Dabei kennt ihr ihn überhaupt nicht. Ich aber kenne ihn. Wenn ich sagen würde, ich kenne ihn nicht, dann wäre ich ebensolch ein Lügner, wie ihr es seid. Doch ich kenne ihn und erfülle seinen Auftrag.{Wörtlich: Aber ich kenne ihn und ich halte sein Wort.}

56 Euer Vater Abraham freute sich auf den Tag, an dem ich kommen würde. Er hat mein Kommen gesehen und war froh darüber."

57 Ungläubig fragten ihn die Juden: "Du bist noch nicht einmal fünfzig Jahre alt und willst Abraham gesehen haben?"

58 "Und doch ist es so", entgegnete ihnen Jesus, "lange bevor Abraham überhaupt geboren wurde, war ich da."

59 Zornig griffen sie da nach Steinen, um Jesus zu töten. Aber er entkam ihnen und verließ den Tempel.

9

1 Unterwegs sah Jesus einen Mann, der seit seiner Geburt blind war.

2 "Herr", fragten die Jünger, "wer ist schuld daran, daß dieser Mann blind ist? War es seine eigene Schuld oder die Sünde seiner Eltern?"

3 "Weder er selbst ist schuld daran noch seine Eltern", antwortete Jesus. "Er ist blind, weil an ihm die Macht Gottes sichtbar werden soll.

4 Ich muß die Aufgaben, die Gott mir gegeben hat, erfüllen, solange es Tag ist. Bald kommt die Nacht, in der niemand mehr etwas tun kann.

5 Doch solange ich in der Welt bin, werde ich für diese Welt das Licht sein."

6 Er spuckte auf die Erde, rührte daraus einen Brei und strich den auf die Augen des Blinden.

7 Dann forderte er ihn auf: "Geh jetzt zum Teich Siloah, und wasche dich dort." (Siloah heißt: Von Gott gesandt. Der Blinde ging hin, wusch sich, und als er zurückkam, konnte er sehen.

8 Seine Nachbarn und andere Leute, die ihn als blinden Bettler kannten, fragten erstaunt: "Ist das nicht der Mann, der immer an der Straße saß und bettelte?"

9 Einige meinten: "Er ist es." Aber andere konnten es einfach nicht glauben und behaupteten: "Das ist unmöglich! Er sieht ihm nur sehr ähnlich." "Doch, ich bin es", bestätigte jetzt der Mann selbst.

10 Da fragten sie ihn: "Wieso kannst du denn plötzlich sehen?"

11 Er berichtete: "Ein Mann, er heißt Jesus, hat mir einen Brei auf die Augen gestrichen. Dann schickte er mich zum Teich Siloah. Dort sollte ich den Brei abwaschen. Das habe ich getan. Und jetzt kann ich sehen!"

12 "Wo ist denn dieser Jesus?" fragten sie weiter. "Das weiß ich nicht", gab er ihnen zur Antwort.

13 Sie brachten den von seiner Blindheit geheilten Mann zu den Pharisäern.

14 Es war nämlich gerade Sabbat, als Jesus den Brei gemacht und den Blinden geheilt hatte.

15 Die Pharisäer fragten ihn: "Wie kommt es, daß du jetzt sehen kannst?" Der Mann erzählte: "Jesus strich einen Brei auf meine Augen. Ich habe mich dann gewaschen, und nun kann ich sehen."

16 "Von Gott kann dieser Mann nicht kommen", meinten einige der Pharisäer, "denn er arbeitet ja am Sabbat." Andere aber wandten ein: "Wie kann ein sündiger Mensch solche Taten vollbringen?" So fingen sie an, miteinander zu streiten.

17 Dann erkundigten sich die Pharisäer noch einmal bei dem Mann, der blind gewesen war: "Durch ihn kannst du jetzt also sehen? Was glaubst denn du, wer dieser Mann ist?" "Er muß ein von Gott gesandter Prophet sein", antwortete er.

18 Doch die Juden wollten nicht glauben, daß er überhaupt blind gewesen war. Sie ließen deshalb seine Eltern holen

19 und verhörten sie: "Ist das euer Sohn? Stimmt es, daß er blind geboren wurde? Wie kommt es, daß er jetzt sehen kann?"

20 Die Eltern antworteten: "Ja, das ist unser Sohn, und er wurde blind geboren. Das wissen wir genau.

21 Aber wie es kommt, daß er sehen kann, wissen wir nicht. Wir wissen auch nicht, wer ihn geheilt hat. Aber fragt ihn doch selbst! Er ist alt genug und kann euch am besten Auskunft geben."

22 Diese ausweichende Antwort gaben die Eltern, weil sie vor den jüdischen Führern Angst hatten. Denn die hatten beschlossen, jeden aus der Gemeinschaft des jüdischen Volkes auszustoßen, der Jesus als Messias anerkannte.

23 Nur deshalb hatten die Eltern gesagt: "Er ist alt genug. Fragt ihn selbst."

24 Die Pharisäer verhörten den Geheilten zum zweiten Mal. Sie versuchten, ihn einzuschüchtern: "Bekenne dich zu Gott, und sage die Wahrheit! Wir wissen, daß dieser Jesus ein gottloser und sündiger Mensch ist."

25 "Ob er gut oder böse ist, das weiß ich nicht", antwortete der Mann. "Ich weiß nur eins: Ich war blind, und jetzt kann ich sehen!"

26 "Aber was hat er denn gemacht? Wie hat er dich geheilt?" versuchten sie erneut herauszubekommen.

27 Verärgert erwiderte der Mann: "Das habe ich euch doch schon gesagt. Habt ihr denn nicht zugehört? Warum soll ich alles noch einmal erzählen? Wollt ihr etwa seine Jünger werden?"

28 Da beschimpften sie ihn und schrien: "Du bist sein Jünger. Wir sind Moses Jünger.

29 Von Mose wissen wir, daß Gott zu ihm geredet hat. Aber von diesem Menschen wissen wir noch nicht einmal, wo er herkommt."

30 "Das ist ja merkwürdig!" entgegnete der Mann. "Er kann einen Blinden heilen, und ihr kennt ihn nicht?

31 Jedes Kind weiß doch, daß Gott die Gebete der Sünder nicht erhört, aber wer nach seinem Willen lebt, den erhört er.

32 Noch nie, seit die Welt besteht, hat jemand einem Blindgeborenen das Augenlicht geschenkt.

33 Wäre dieser Mann nicht von Gott gesandt, könnte er das doch gar nicht tun."

34 Wütend schrien sie ihn an: "Was, du Sünder{Wörtlich: Du bist ganz und gar in Sünden geboren und. .} willst uns belehren?" Dann warfen sie ihn hinaus.

35 Jesus hörte, daß sie den Geheilten aus der jüdischen Gemeinschaft ausgeschlossen hatten. Als er den Mann wieder traf, fragte er ihn: "Glaubst du an den Menschensohn?"

36 "Ja, ich will gern an ihn glauben! Aber ich kenne ihn nicht", erwiderte der Geheilte.

37 "Du hast ihn schon gesehen, und in diesem Augenblick spricht er mit dir!" gab sich Jesus zu erkennen.

38 "Ja, Herr", rief jetzt der Mann, "ich glaube!" Und er warf sich vor Jesus nieder.

39 "Ich bin in diese Welt gekommen, damit sich an mir die Geister scheiden", sagte Jesus. "Blinde sollen sehen können; aber allen Sehenden werde ich zeigen, wie blind sie sind."

40 Einige Pharisäer standen dabei und fragten: "Soll das etwa heißen, daß wir blind sind?"

41 Jesus antwortete: "Wärt ihr tatsächlich blind, dann träfe euch keine Schuld und euch könnte geholfen werden. Aber ihr sagt ja: 'Wir sehen. Deshalb kann euch niemand eure Schuld abnehmen."chapter10/chapter

10

1 "Merkt euch gut, was ich euch jetzt sage", forderte Jesus seine Zuhörer auf. "Wer nicht durch die Tür in den Schafstall geht, sondern heimlich einsteigt, der ist sicherlich ein Dieb und Räuber.

2 Der Hirte geht durch die Tür zu seinen Schafen.

3 Ihm öffnet der Wächter das Tor, und die Schafe erkennen ihn schon an seiner Stimme. Dann ruft der Hirte sie mit ihren Namen und führt sie auf die Weide.

4 Wenn seine Schafe den Stall verlassen haben, geht er vor ihnen her, und die Schafe folgen ihm, weil sie seine Stimme kennen.

5 Einem Fremden würden sie niemals folgen. Ihm laufen sie davon, weil die fremde Stimme sie erschreckt."

6 Die Leute, denen Jesus dieses Beispiel erzählte, verstanden nicht, was er damit meinte.

7 Deshalb erklärte er ihnen: "Glaubt mir, ich selbst bin die Tür.

8 Alle, die sich vor mir als eure Hirten ausgaben, waren Diebe und Räuber. Aber die Schafe haben nicht auf sie gehört.

9 Ich allein bin die Tür. Wer durch mich zu meiner Herde kommt, der wird gerettet werden. Er kann durch diese Tür ein- und ausgehen, und er wird saftig grüne Weiden finden.

10 Der Dieb kommt, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten. Ich aber bringe allen, die zu mir gehören, das Leben - und dies im Überfluß.

11 Ich bin der gute Hirte. Ein guter Hirte setzt sein Leben für die Schafe ein.

12 Anders ist es mit einem, dem die Schafe nicht gehören und der nur wegen des Geldes als Hirte arbeitet. Er wird fliehen, wenn der Wolf kommt, und die Schafe sich selbst überlassen. Der Wolf wird die Schafe packen und die Herde auseinanderjagen.

13 Einen solchen Mann interessieren die Schafe überhaupt nicht.

14 Ich aber bin der gute Hirte und kenne meine Schafe, und sie kennen mich;

15 genauso wie mich mein Vater kennt und ich den Vater kenne. Ich gebe mein Leben für die Schafe.

16 Zu meiner Herde gehören auch Schafe, die jetzt noch in anderen Ställen sind. Auch sie muß ich herführen, und sie werden wie die übrigen meinem Ruf folgen. Dann wird es nur noch eine Herde und einen Hirten geben.

17 Der Vater liebt mich, weil ich mein Leben hingebe, um es neu zu empfangen.

18 Niemand kann mir das Leben nehmen, ich gebe es freiwillig hin. Ich habe die Macht und die Freiheit, es hinzugeben, aber auch, es wieder zu nehmen. Das ist der Auftrag, den mir mein Vater gegeben hat."

19 Da fingen die Juden wieder an, sich über Jesus zu streiten.

20 Die meisten sagten: "Er ist von einem bösen Geist besessen! Er ist wahnsinnig! Weshalb geben wir uns überhaupt noch mit ihm ab?"

21 Andere aber meinten: "So spricht doch kein Besessener! Kann denn ein böser Geist einen Blinden heilen?"

22 Es war Winter. In Jerusalem feierte man das Fest der Tempelweihe.

23 Jesus hielt sich gerade im Tempel auf, in der Halle Salomos,

24 als die Juden ihn umringten und fragten: "Wie lange läßt du uns noch im Ungewissen? Wenn du Christus bist, dann sage uns das ganz offen!"

25 "Ich habe es euch schon gesagt, aber ihr wollt mir ja nicht glauben", antwortete Jesus. "All das, was ich im Auftrag meines Vaters getan habe, sollte als Beweis genügen.

26 Aber ihr glaubt mir nicht, denn ihr gehört nicht zu meiner Herde.

27 Meine Schafe erkennen meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen meinem Ruf.

28 Ihnen gebe ich das ewige Leben, und sie werden niemals umkommen. Niemand kann sie aus meiner Hand reißen.

29 Mein Vater hat sie mir gegeben, und er ist stärker als alle anderen Mächte. Deshalb kann sie auch keinerder Hand meines Vaters entreißen;

30 denn ich und der Vater sind eins."

31 Wütend griffen da die Juden wieder nach Steinen, um ihn zu töten.

32 Jesus aber sagte: "In Gottes Auftrag habe ich viele große und wunderbare Dinge getan. Für welches von diesen Wundern wollt ihr mich töten?"

33 "Nicht wegen einer guten Tat sollst du sterben", antworteten sie, "sondern weil du nicht aufhörst, Gott zu lästern. Du bist nur ein Mensch und behauptest trotzdem, Gott zu sein!"{Johannes 5,18; 8,24.28}

34 Jesus entgegnete: "Heißt es nicht in eurem Gesetz: 'Ich habe zu euch gesagt: Ihr seid Götter'?{Psalm 82,6}

35 Gott nennt die schon Götter, an die er sein Wort richtet. Und ihr wollt doch nicht etwa die Heilige Schrift für ungültig erklären?

36 Wie könnt ihr den, der von Gott selbst auserwählt und in die Welt gesandt wurde, als 'Gotteslästerer' beschimpfen, nur weil er sagt: 'Ich bin Gottes Sohn'?

37 Wenn ich nicht Gottes Werke tue, braucht ihr mir nicht zu glauben.

38 Vollbringe ich sie aber, dann glaubt doch wenigstens den Werken, wenn ihr schon mir nicht glaubenwollt, damit ihr endlich erkennt und einseht, daß der Vater in mir ist und ich im Vater bin!"

39 Da versuchten sie wieder, Jesus festzunehmen, aber er konnte ihnen entkommen.

40 Er ging auf die andere Seite des Jordan zurück und hielt sich dort auf, wo Johannes früher getauft hatte.

41 Viele Menschen folgten ihm. "Johannes hat zwar keine Wunder getan", meinten sie untereinander, "aber alles, was er von diesem Mann gesagt hat, ist wahr!" So kamen dort viele zum Glauben an Jesus.

11

1 Lazarus, der in Bethanien wohnte, war schwer erkrankt. In diesem Dorf wohnten auch seine Schwestern Maria und Martha.

2 (Maria war es gewesen, die mit kostbarem Salböl die Füße des Herrn übergossen und sie mit ihrem Haar getrocknet hatte. Weil ihr Bruder Lazarus so krank war,

3 ließen die beiden Schwestern Jesus die Nachricht zukommen: "Herr, dein Freund Lazarus ist schwer erkrankt!"

4 Als Jesus das hörte, sagte er: "Diese Krankheit führt nicht zum Tode, sondern durch sie soll die Macht Gottes sichtbar werden, und der Sohn Gottes wird dadurch verherrlicht."

5 Jesus hatte Martha, ihre Schwester Maria und Lazarus lieb.

6 Aber obwohl er nun wußte, daß Lazarus schwerkrank war, wartete er noch zwei Tage.

7 Erst danach sagte er zu seinen Jüngern: "Wir wollen wieder nach Judäa gehen."

8 Doch seine Jünger wandten ein: "Herr, vor kurzem haben deine Feinde in Judäa versucht, dich umzubringen. Und jetzt willst du wieder dorthin?"

9 Jesus antwortete: "Zwölf Stunden am Tag ist es hell. Wer sicher laufen will, muß diese Zeit nutzen; denn nur bei Tageslicht sieht er den Weg.

10 Wer nachts unterwegs ist, wird sich in der Dunkelheit verirren."{Wörtlich: Wenn aber jemand in der Nacht umhergeht, stößt er an, weil das Licht nicht in ihm ist.}

11 Nachdem er das seinen Jüngern gesagt hatte, meinte er: "Unser Freund Lazarus schläft jetzt, aber ich will hingehen und ihn aufwecken!"

12 "Wenn er schläft, wird er bald wieder gesund sein", erwiderten die Jünger.

13 Sie glaubten nämlich, Jesus hätte vom gewöhnlichen Schlaf gesprochen, aber er redete vom Tod des Lazarus.

14 Deshalb sagte er ihnen jetzt: "Lazarus ist tot!

15 Doch euretwegen bin ich froh, daß ich nicht bei ihm gewesen bin. Denn jetzt könnt ihr lernen, was Glauben heißt. Wir wollen jetzt gemeinsam zu ihm gehen!"

16 "Ja", sagte Thomas - den man auch den Zwilling nannte - zu den anderen Jüngern, "wir wollen mit Jesus nach Judäa gehen und dort mit ihm sterben."

17 Als sie in Bethanien ankamen, lag Lazarus schon vier Tage im Grab.

18 Bethanien ist nur wenige Kilometer von Jerusalem entfernt.

19 Deswegen waren viele Juden zu Maria und Martha gekommen, um die beiden Schwestern zu trösten.

20 Als Martha hörte, daß Jesus auf dem Wege zu ihnen war, lief sie ihm entgegen. Maria aber blieb zu Hause.

21 Traurig sagte Martha zu Jesus: "Herr, wärst du hier gewesen, würde mein Bruder noch leben.

22 Aber auch jetzt weiß ich, daß Gott dir alles geben wird, worum du ihn bittest."

23 "Dein Bruder wird wieder leben!" versicherte ihr Jesus.

24 "Ja, ich weiß", sagte Martha, "am letzten Tag, am Tag der Auferstehung."

25 Darauf erwiderte ihr Jesus: "Ich bin die Auferstehung, und ich bin das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, selbst wenn er stirbt.

26 Und wer lebt und an mich glaubt, wird niemals sterben. Glaubst du das?"

27 "Ja, Herr", antwortete ihm Martha. "Ich glaube, daß du Christus bist, der Sohn Gottes, auf den wir so lange gewartet haben."{Wörtlich: Ja, Herr; ich glaube, daß du der Messias, der Sohn Gottes, bist, der in die Welt kommt.}

28 Jetzt lief Martha zu ihrer Schwester Maria. Ohne daß die übrigen Trauergäste es merkten, flüsterte sie ihr zu: "Jesus ist da und will dich sprechen!"

29 Maria stand sofort auf und lief ihm entgegen.

30 Jesus hatte das Dorf noch nicht erreicht, sondern war dort geblieben, wo Martha ihn getroffen hatte.

31 Als Maria aufsprang und ganz eilig das Haus verließ, meinten die Juden, die Maria trösten wollten: "Sie will am Grab weinen" - und folgten ihr.

32 Aber Maria lief zu Jesus. Sie fiel vor ihm nieder und rief: "Herr, wenn du dagewesen wärst, würde mein Bruder noch leben!"

33 Jesus sah, wie sie und die Trauergäste weinten. Da wurde er zornig, war aber zugleich tief bewegt.

34 "Wo habt ihr ihn hingelegt?" fragte er. ie antworteten: "Komm, Herr, wir zeigen es dir!"

35 Alle sahen, daß Jesus weinte.

36 "Seht", sagten die Juden, "er muß ihn sehr lieb gehabt haben!"

37 Doch einige flüsterten einander zu: "Einen Blinden hat er sehend gemacht. Hätte er nicht verhindern können, daß Lazarus starb?"

38 Da wurde Jesus erneut zornig. Er trat an das Grab. Es war eine Höhle, die man mit einem großen Stein verschlossen hatte.

39 "Hebtden Stein weg!" befahl Jesus. Aber Martha, die Schwester des Verstorbenen, sagte: "Herr, der Geruch wird unerträglich sein! Er ist doch schon vier Tage tot!"

40 "Habe ich dir nicht gesagt", entgegnete ihr Jesus, "du würdest die Macht der Herrlichkeit Gottes sehen, wenn du nur glaubtest?"

41 Nachdem sie den Stein weggeschoben hatten, sah Jesus zum Himmel auf und betete: "Vater, ich danke dir, daß du mein Gebet erhört hast!

42 Ich weiß, daß du mich immer erhörst, aber ich sage es wegen der vielen Menschen, die hier stehen. Sie sollen alles miterleben und glauben, daß du mich gesandt hast."

43 Dann rief er laut: "Lazarus, komm heraus!"

44 Und Lazarus kam heraus. Hände und Füße waren mit Grabtüchern umwickelt, und auch sein Gesicht war mit einem Tuch verhüllt. "Nehmt ihm die Tücher ab", forderte Jesus die Leute auf, "und laßt ihn gehen."

45 Viele von den Juden, die bei Maria gewesen waren, glaubten an Jesus, nachdem sie gesehen hatten, was er tat.

46 Aber einige liefen schnell zu den Pharisäern und berichteten ihnen alles.

47 Unmittelbar darauf beriefen die Hohenpriester und Pharisäer eine Sitzung des Hohen Rates ein. "Was sollen wir bloß tun?" fragten sie sich, "bei all den vielen Wundern, die dieser Mann vollbringt!

48 Wenn wir nichts gegen ihn unternehmen, wird bald das ganze Volk an ihn glauben. Dann werden die Römer eingreifen und uns auch noch die letzte Selbständigkeit nehmen."{Wörtlich: Wenn wir ihn so gewähren lassen, werden alle an ihn glauben, und die Römer werden kommen und uns den Ort (= Tempel) und das Volk wegnehmen.}

49 Einer von ihnen, Kaiphas, der in diesem Jahr Hoherpriester war, sagte: "Was gibt es denn hier zu überlegen!

50 Das ist doch ganz einfach: Für uns alle ist es besser, wenn einer für das Volk stirbt, als daß ein ganzes Volk zugrunde geht."

51 Kaiphas sprach damit nicht seine eigenen Gedanken aus. Er war in diesem Jahr Hoherpriester, und Gott selbst hatte ihm diese Worte in den Mund gelegt.

52 Denn nach Gottes Willen sollte Jesus für das Volk sterben; aber nicht nur für das jüdische Volk allein, sondern für alle Kinder Gottes aus allen Völkern.

53 Von dem Tage an waren die jüdischen Führer fest entschlossen, Jesus zu töten.

54 Deshalb vermied es Jesus, sich in der Öffentlichkeit sehen zu lassen. Er zog sich vielmehr nach Ephraim zurück, eine Stadt am Rande der Wüste. Dort blieb er mit seinen Jüngern.

55 Es war kurz vor dem jüdischen Passahfest. Aus dem ganzen Land zogen die Leute nach Jerusalem, um schon vor Beginn des Festes die traditionellen Reinigungsvorschriften zu erfüllen{Wörtlich: um sich zu reinigen.} .

56 Sie alle wollten Jesus gern sehen und suchten ihn. Als sie im Tempel zusammenstanden, fragte einer den andern: "Was meint ihr, wird er wohl zum Fest kommen?"

57 Inzwischen hatten die Hohenpriester und Pharisäer nämlich den Befehl erlassen, daß jeder, der den Aufenthaltsort Jesu kannte, ihn sofort zu melden hatte; denn sie waren jetzt endgültig entschlossen, ihn festzunehmen.

12

1 Sechs Tage vor Beginn des Passahfestes kam Jesus wieder nach Bethanien, wo er Lazarus von den Toten auferweckt hatte.

2 Jesus zu Ehren hatte man dort ein Festmahl vorbereitet. Martha half beim Bedienen, während Lazarus bei den Gästen war.

3 Da nahm Maria ein Gefäß mit kostbarem Salböl, goß es über die Füße Jesu und trocknete sie mit ihrem Haar. Der Duft des Öls erfüllte das ganze Haus.

4 Aber einer von seinen Jüngern, Judas Ischarioth, der ihn später verraten sollte, meinte entrüstet:

5 "Das Öl ist ein Vermögen wert. Es wäre besser gewesen, man hätte es für dreihundert Silberstücke verkauft und das Geld den Armen gegeben."

6 In Wirklichkeit ging es ihm aber nicht um die Armen, sondern um das Geld. Er verwaltete die gemeinsame Kasse und hatte schon oft etwas für sich selbst daraus genommen.

7 Jesus erwiderte: "Laß sie doch! Maria hat damit nur die Salbung für mein Begräbnis vorweggenommen.

8 Arme, um die ihr euch kümmern könnt, wird es immer geben. Aber ich bin nicht mehr lange bei euch."

9 Als sich herumgesprochen hatte, wo Jesus war, liefen viele Menschen nach Bethanien. Sie kamen nicht nur, um Jesus zu sehen, sondern auch wegen Lazarus, den Jesus von den Toten auferweckt hatte.

10 Da beschlossen die Hohenpriester, auch Lazarus zu töten;

11 denn seinetwegen glaubten viele Juden an Jesus.

12 Am nächsten Tag verbreitete sich in der ganzen Stadt die Nachricht, daß Jesus auf dem Wege nach Jerusalem war.

13 Da brachen die Menschen Palmenzweige ab, liefen Jesus entgegen und riefen ihm begeistert zu: "Gelobt sei Gott! Gelobt sei, der in Gottes Namen kommt! Heil dem König von Israel!"{Wörtlich: und sie riefen laut: Hosianna! Gepriesen werde, der in dem Namen des Herrn kommt, und der König Israels. Vgl. Psalm 118,26.}

14 Jesus ritt auf einem Eselsfohlen in die Stadt. Damit erfüllte sich das Prophetenwort:

15 "Fürchte dich nicht, du Volk Israel! Dein König kommt! Er reitet auf einem Eselsfohlen."{Sacharja 9,9}

16 Doch das verstanden seine Jünger damals noch nicht. Erst nachdem Jesus in Gottes Herrlichkeit zurückgekehrt war, begriffen sie, daß sich hier die Voraussage der Heiligen Schrift erfüllt hatte.

17 Alle, die dabeigewesen waren, als Jesus seinen Freund Lazarus ausdem Grab gerufen und wieder zum Leben erweckt hatte, erzählten es weiter.

18 Deswegen liefen Jesus auch so viele Menschen entgegen. Sie wollten den Mann sehen, der solche Wunder vollbringt.

19 Nur die Pharisäer warfen sich gegenseitig vor: "Nun seht ihr, daß ihr so nichts erreicht! Alle Welt rennt ihm hinterher!"

20 Unter den Festbesuchern waren auch einige Griechen.

21 Sie kamen zu Philippus, der aus Bethsaida in Galiläa stammte, und baten ihn: "Herr, wir möchten Jesus gern kennenlernen!"

22 Philippus sprach mit Andreas darüber, dann gingen sie gemeinsam zu Jesus.

23 Er sagte ihnen: "Die Stunde ist gekommen. Jetzt soll der Menschensohn verherrlicht werden.

24 Hört mir genau zu: Ein Weizenkorn, das nicht in den Boden kommt und stirbt, kann keine Frucht bringen, sondern bleibt ein einzelnes Korn. In der Erde aber keimt es und bringt viel Frucht, obwohl es selbst dabei stirbt.

25 Wer sein Leben über alles liebt, der wird es verlieren. Wer aber bereit ist, sein Leben vorbehaltlos für Gott einzusetzen,{Wörtlich: Wer sein Leben in dieser Welt haßt.} wird es für alle Ewigkeit erhalten.

26 Wer mir dienen will, der soll mir auf diesem Weg folgen. Denn wo ich bin, soll er auch sein. Und wer mir dient, den wird mein Vater ehren."

27 "Jetzt habe ich Angst. Soll ich deshalb beten: Vater, bewahre mich vor dem, was jetzt kommen wird? Nein, denn ich bin in die Welt gekommen, um diese Stunde zu durchleiden.

28 Vater, dein Name soll gerühmt und geehrt werden!" Da erklang eine Stimme vom Himmel: "Das ist bisher schon geschehen und wird durch deinen Tod wieder geschehen."{Wörtlich: Ich habe ihn verherrlicht und will ihn wieder verherrlichen.}

29 Die Menschen um Jesus hatten die Stimme gehört und meinten: "Es hat gedonnert!" Andere behaupteten: "Ein Engel hat mit ihm geredet."

30 Aber Jesus sagte: "Diese Stimme hat euch gegolten, nicht mir.

31 Jetzt kommt es zum Urteil über diese Welt; jetzt wird der Satan, der Herrscher dieser Welt, entmachtet.{Wörtlich: Nun ist das Gericht für diese Welt da; nun wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden.}

32 Wenn ich aber erhöht sein werde, will ich alle zu mir ziehen."

33 Auf diese Weise deutete Jesus seinen Kreuzestod an.

34 Die Menge entgegnete ihm: "Aus dem Gesetz wissen wir doch, daß Christus für immer bei uns bleiben wird. Wie kannst du dann sagen: 'Der Menschensohn muß erhöht werden'? Wer ist eigentlich dieser Menschensohn?"

35 Hierzu sagte Jesus: "Das Licht ist nur noch kurze Zeit bei euch. Nutzt diese Zeit, damit ihr das Ziel erreicht, bevor euch die Dunkelheit überfällt. Wer im Dunkeln geht, kann weder seinen Weg noch das Ziel erkennen.

36 Vertraut euch dem Licht an, solange ihr es habt, dann werdet ihr im Licht leben."

37 Nach diesen Worten verließ Jesus die Menge. Niemand konnte ihn finden. Trotz aller Wunder, die er getan hatte, glaubten die meisten Menschen nicht an ihn.

38 So erfüllte sich, was der Prophet Jesaja vorhergesagt hatte: "Herr, wer glaubt denn unserer Botschaft? Wer erkennt, daß es Gott ist, der die mächtigen Taten vollbringt?"{Jesaja 53,1}

39 Jesaja hat auch den Grund genannt, weshalb sie nicht glauben konnten; denn:

40 "Gott hat ihre Augen geblendet und ihre Herzen verschlossen, so daß sie weder sehen noch verstehen, noch zu mir umkehren können, damit ich sie heile."{Jesaja 6,9-10}

41 Jesaja konnte so reden, weil Gott ihm die Herrlichkeit des kommenden Christus gezeigt hatte.

42 Und doch gab es unter den führenden Männern viele, die an Jesus glaubten. Aber aus Angst vor den Pharisäern, die allen Nachfolgern Jesu mit dem Ausschluß aus der Gemeinschaft des jüdischen Volkes drohten, bekannten sie sich nicht öffentlich zu ihm.

43 Ihnen bedeutete die Zustimmung der Menschen mehr als das Ansehen bei Gott.

44 Laut verkündete Jesus: "Wer an mich glaubt, der glaubt in Wahrheit an den, der mich gesandt hat.

45 Und wenn ihr mich seht, dann seht ihr den, der mich gesandt hat!

46 Ich bin als dasLicht in die Welt gekommen, damit keiner, der an mich glaubt, länger in der Dunkelheit leben muß.

47 Wenn jemand auf mein Wort hört und nicht danach handelt, so werde ich ihn nicht verurteilen. Denn ich bin nicht als Richter für die Welt gekommen, sondern als ihr Retter.

48 Wer mich ablehnt und nicht nach meinen Worten lebt, der hat schon seinen Richter gefunden. Das Wort, das ich verkündet habe, wird ihn am Tag des Gerichts verurteilen.

49 Denn ich habe euch nicht meine Gedanken weitergegeben; sondern der Vater, der mich gesandt hat, sagte mir, was ich reden und verkündigen soll.

50 Und das ist gewiß: Sein Wort führt euch zum ewigen Leben.{Wörtlich: Sein Gebot (Auftrag) ist ewiges Leben.} Deshalb gebe ich euch alles so weiter, wie ich es vom Vater weiß."

13

1 Am Vorabend des Passahfestes wußte Jesus, daß nun die Zeit gekommen war, diese Welt zu verlassen und zum Vater zurückzugehen. Er hatte die Menschen geliebt, die sich in dieser Welt zu ihm bekannten, und er hörte nicht auf, sie zu lieben.

2 An diesem Abend, als Jesus mit seinen Jüngern beim Essen war, hatte der Teufel Judas Ischarioth schon zum Verrat an Jesus verführt.

3 Jesus aber wußte, daß ihm der Vater unbegrenzte Macht gegeben hatte, daß er von Gott gekommen war und zu ihm zurückkehren würde.

4 Da stand er vom Tisch auf, legte seinen Umhang ab und band sich ein Tuch um.

5 Er goß Wasser in eine Schüssel und begann, seinen Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Tuch abzutrocknen.

6 Als er zu Simon Petrus kam, wehrte dieser ab: "Herr, wie kommst du dazu, mir die Füße zu waschen!"

7 Jesus antwortete ihm: "Du verstehst jetzt noch nicht, was ich tue. Aber später wirst du es verstehen."

8 Doch Petrus blieb dabei: "Niemals sollst du mir die Füße waschen!", worauf ihm Jesus erwiderte: "Wenn ich dir nicht die Füße wasche, gehörst du nicht zu mir."

9 Da sagte Petrus: "Herr, dann wasch mir auch die Hände und das Gesicht, nicht nur die Füße!"

10 Jesus antwortete: "Wer gebadet hat, der ist ganz rein. Ihm braucht man nur noch den Straßenstaub von den Füßen zu waschen. Ihr seid alle rein - außer einem."

11 Jesus wußte nämlich, wer ihn verraten würde. Deshalb sagte er: "Ihr seid nicht alle rein."

12 Nachdem Jesus ihnen die Füße gewaschen hatte, zog er seinen Umhang wieder an, setzte sich und fragte seine Jünger: "Versteht ihr, was ich eben getan habe?

13 Ihr nennt mich Meister und Herr. Das ist auch richtig so, denn ich bin es.

14 Wie ich, euer Meister und Herr, euch jetzt die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr euch gegenseitig die Füße waschen.

15 Ich habe euch damit ein Beispiel gegeben, dem ihr folgen sollt. Handelt ebenso!

16 Denkt immer daran: Ein Untergebener steht niemals höher als sein Vorgesetzter, und ein Botschafter untersteht dem, der ihn gesandt hat.

17 Wenn ihr das eingesehen habt, dann handelt danach, und Gott wird euch segnen.{Wörtlich: Wenn ihr dies wißt, glückselig seid ihr, wenn ihr es tut.}

18 Jetzt spreche ich nicht von euch allen; denn ich weiß, wen ich als Jünger zu mir gerufen habe. Aber was die Heilige Schrift vorausgesagt hat, wird sich erfüllen: 'Einer, der mit mir zusammen das Brot ißt, tritt mich mit Füßen.{Psalm 41,10}

19 Ich sage euch das schon jetzt, damit ihr auch dann, wenn sich das Schreckliche ereignet, ganz sicher wißt: Ich bin der, den Gott gesandt hat.

20 Vergeßt außerdem nicht: Wer einen Menschen aufnimmt, den ich senden werde, der nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt, nimmt den Vater auf, der mich gesandt hat."

21 Traurig wiederholte Jesus, nachdem er das gesagt hatte: "Ja, es ist wahr: Einer von euch wird mich verraten!"

22 Die Jünger sahen sich bestürzt an und bemühten sich erschrocken, herauszufinden, wen er meinte.

23 Neben ihm am Tisch saß der Jünger, den Jesus liebte.

24 Dem gab Petrus einen Wink: "Frage du ihn, wen er meint!"

25 Da beugte er sich zu Jesus hinüber und fragte leise: "Herr, wer von uns ist es?"

26 Jesus antwortete ihm: "Es ist der, dem ich das Brot geben werde, das ich jetzt in die Schüssel eintauche."Und nachdem er das Brot eingetaucht hatte, gab er es Judas, dem Sohn des Simon Ischarioth.

27 Von diesem Augenblick an hatte Satan den Judas ganz in seiner Gewalt. "Beeile dich, Judas! Erledige bald, was du tun willst!" forderte Jesus ihn nun auf.

28 Keiner von den anderen amTisch verstand, was Jesus mit diesen Worten meinte.

29 Manche dachten, daß Jesus den Judas, der ja das Geld verwaltete, hinausgeschickt hätte, um das Nötige für das Fest einzukaufen oder den Armen etwas zu geben.

30 Judas nahm das Brot und ging eilig hinaus in die Nacht.

31 Nachdem Judas sie verlassen hatte, sagte Jesus: "Jetzt wird Gott zeigen, wer der Menschensohn wirklich ist, und dadurch wird auch die Herrlichkeit Gottes sichtbar.{Wörtlich: Nun ist der Menschensohn verherrlicht worden, und Gott ist durch ihn verherrlicht worden.}

32 Wenn der Menschensohn erst Gott verherrlicht haben wird, dann wird auch Gott den Menschensohn verherrlichen, und das geschieht bald.

33 Denn bei euch, meine lieben Kinder, werde ich nur noch kurze Zeit sein. Ihr werdet mich suchen. Doch was ich den Juden gesagt habe, muß ich jetzt auch euch sagen: Wohin ich gehen werde, dahin könnt ihr mir nicht folgen. Heute gebe ich euch ein neues Gebot:

34 Ihr sollt einander lieben, so wie ich euch geliebt habe.

35 An eurer Liebe füreinander wird die Welt erkennen, daß ihr meine Jünger seid."

36 Da fragte ihn Petrus: "Herr, wo willst du hin?" "Diesmal kannst du nicht mit mir gehen", antwortete ihm Jesus. "Aber du wirst mir später folgen."

37 "Laß mich doch jetzt bei dir bleiben", bat ihn Petrus und beteuerte: "Ich wäre sogar bereit, für dich zu sterben!"

38 Da antwortete Jesus: "Du willst für mich sterben? Petrus, ich sage dir: Ehe morgen früh der Hahn kräht, wirst du dreimal bestritten haben, mich überhaupt zu kennen!"

14

1 "Seid ohne Sorge, und habt keine Angst!"{Wörtlich: Euer Herz werde nicht in Unruhe versetzt!} forderte Jesus seine Jünger auf. "Vertraut Gott, und vertraut mir!

2 Denn im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch nicht gesagt: Ich gehe hin, um dort alles für euch vorzubereiten.

3 Und wenn alles bereit ist, werde ich wiederkommen und euch zu mir holen. Dann werdet auch ihr dort sein, wo ich bin.

4 Den Weg dorthin kennt ihr ja."{Wörtlich: Und wo ich hingehe, wißt ihr, und auch den Weg.}

5 "Nein, Herr", widersprach ihm Thomas, "wir wissen nicht einmal, wohin du gehst! Wie sollen wir dann den Weg dorthin finden?"

6 Jesus antwortete: "Ich bin der Weg, ich bin die Wahrheit, und ich bin das Leben! Ohne mich kann niemand zum Vater kommen.

7 Kennt ihr mich, dann kennt ihr auch meinen Vater. Von jetzt an kennt ihr ihn; ja, ihr habt ihn schon gesehen!"

8 Da bat Philippus: "Herr, zeige uns den Vater, dann sind wir zufrieden!"

9 "Ich bin nun schon so lange bei euch", entgegnete Jesus, "und du kennst mich noch immer nicht, Philippus? Wer mich gesehen hat, der hat auch den Vater gesehen. Wie also kannst du bitten: 'Zeige uns den Vater!

10 Glaubst du nicht, daß ich im Vater bin und der Vater in mir ist? Was ich euch sage, habe ich mir nicht selbst ausgedacht. Es sind die Worte meines Vaters, der in mir lebt. Er handelt durch mich.

11 Glaubt mir doch, daß der Vater und ich eins sind. Und wenn ihr schon meinen Worten nicht glaubt, dann glaubt doch meinen Taten.

12 Eins ist sicher: Wer an mich glaubt, wird die gleichen Taten vollbringen wie ich, ja sogar noch größere; denn ich gehe zum Vater.

13 Worum ihr in meinem Namen bitten werdet, das werde ich euch geben, damit durch die Taten des Sohnes die Herrlichkeit des Vaters sichtbar wird.{Wörtlich: Und was irgend ihr bittet in meinem Namen, das werde ich tun, damit der Vater durch den Sohn verherrlicht werde.}

14 Was ihr also in meinem Namen erbitten werdet, das werde ich tun."

15 "Wenn ihr mich liebt, werdet ihr so leben, wie ich es euch gesagt habe.

16 Dann werde ich den Vater bitten, daß er an meiner Stelle jemanden{Wörtliche Bedeutung: Der Herbeigerufene, der einem anderen beistehen soll; der Anwalt, der Fürsprecher, der Tröster.} zu euch senden soll, der euch helfen wird und euch nie verläßt.

17 Dies ist der Geist der Wahrheit. Die Welt kann ihn nicht aufnehmen, denn sie ist blind für ihn und erkennt ihn deshalb nicht. Aber ihr kennt ihn, denn er lebt schon jetzt bei euch, und einmal wird er in euch sein.

18 Nein, ich lasse euch nicht als Waisenkinder zurück. Ich komme wieder zu euch.

19 Schon bald wird mich niemand mehr in dieser Welt sehen. Ihr aber werdet mich sehen. Und weil ich lebe, werdet auch ihr leben.

20 Dann werdet ihr erkennen, daß ich eins bin mit meinem Vaterund daß ihr in mir seid und ich in euch bin.

21 Wer meine Gebote annimmt und danach lebt, der liebt mich. Und wer mich liebt, den wird mein Vater lieben. Auch ich werde ihn lieben und mich ihm zu erkennen geben."

22 Da fragte ihn Judas (nicht Judas Ischarioth): "Herr, weshalb willst du dich nur uns, deinen Jüngern, zu erkennen geben, warum nicht der ganzen Welt?"

23 Ihm antwortete Jesus: "Weil ich mich nur dem zu erkennen gebe, der mich liebt und nach meinem Wort lebt. Den wird auch mein Vater lieben, und wir beide werden zu ihm kommen und immer bei ihm bleiben.

24 Wer mich aber nicht liebt, der richtet sich auch nicht nach dem, was ich sage. Was ich euch sage, kommt nicht von mir, sondern von meinem Vater, der mich gesandt hat.

25 Ich sage euch dies alles, solange ich noch bei euch bin.

26 Der Heilige Geist, den euch der Vater an meiner Stelle senden wird, er wird euch an all das erinnern, was ich euch gesagt habe, und ihr werdet es verstehen.

27 Auch wenn ich nicht bei euch bleibe, sollt ihr doch Frieden haben. Es ist mein Friede, den ich euch gebe; ein Friede, den sonst keiner geben kann. Seid deshalb ohne Sorge und Furcht!

28 Denkt daran, was ich euch gesagt habe: Ich gehe jetzt, aber ich komme ja wieder: Wenn ihr mich wirklich lieben würdet, müßtet ihr euch darüber freuen, daß ich jetzt zum Vater gehe; denn er ist größer als ich.

29 Ich sage euch das alles, bevor es geschieht, damit ihr auch dann an mich glaubt, wenn es eintrifft.

30 Ich habe nicht mehr viel Zeit, mit euch zu reden, denn der Herrscher dieser Welt, der Satan, ist schon unterwegs. Er hat zwar keine Macht über mich,

31 aber die Welt soll erfahren, daß ich den Vater liebe. Und deswegen werde ich erfüllen, was Gott mir aufgetragen hat. nd nun kommt, wir wollen gehen!"

15

1 "Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner,{Jesaja 5,1-7; Jeremia 2,21; Psalm 80,9-12}

2 der alle unfruchtbaren Triebe abschneidet. Aber die fruchttragenden Reben beschneidet er sorgfältig, damit sie noch mehr Frucht bringen.

3 Ihr gehört schon zu diesen guten Reben, weil ihr mein Wort angenommen habt.{Wörtlich: Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch geredet habe.}

4 Bleibt fest mit mir verbunden, dann wird mein Leben in euch sein! Denn so wie eine Rebe nur dann Früchte tragen kann, wenn sie am Weinstock ist, so werdet auch ihr nur Frucht bringen, wenn ihr mit mir verbunden bleibt.

5 Ich bin der Weinstock, und ihr seid die Reben. Wer bei mir bleibt, in dem bleibt mein Leben, und er wird viel Frucht tragen. Wer sich aber von mir trennt, kann nichts ausrichten.

6 Wer ohne mich leben will, wird wie ein unfruchtbarer Trieb abgeschnitten und weggeworfen. Die verdorrten Triebe werden gesammelt, ins Feuer geworfen und verbrannt.

7 Wenn ihr aber fest mit mir verbunden bleibt und euch nach meinem Wort richtet, dürft ihr von Gott erbitten, was ihr wollt; ihr werdet es erhalten.

8 Gott wird dadurch verherrlicht, daß ihr viel Frucht bringt und ihr euch so als meine wirklichen Jünger erweist.

9 Wie mich der Vater liebt, so liebe ich euch. Bleibt in meiner Liebe!

10 Wenn ihr meinen Geboten gehorcht, bleibt euch meine Liebe erhalten. Auch ich bin den Geboten meines Vaters gehorsam und lebe in seiner Liebe.

11 Das alles sage ich euch, damit meine Freude euch ganz erfüllt und eure Freude dadurch vollkommen wird.

12 Und so lautet mein Gebot: Ihr sollt einander so lieben, wie ich euch geliebt habe.

13 Die größte Liebe beweist jemand, der sein Leben für die Freunde hingibt.

14 Und ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch aufgetragen habe.

15 Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn einem Knecht sagt der Herr nicht, was er vorhat. Ihr aber seid meine Freunde; denn ich habe euch alles gesagt, was ich vom Vater gehört habe.

16 Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch zu mir gerufen, damit ihr hingeht und Frucht bringt, die bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, worum ihr ihn in meinem Namen bittet.

17 Deshalb sage ich euch noch einmal: Ihr sollt einander lieben!"

18 "Wenn die Menschen euch hassen, dann vergeßt nicht, daß man mich schon vor euch gehaßt hat.

19 Diese Welt würde euch lieben; aber ihr müßtet zu ihr gehören. Doch ihr gehört nicht mehr dazu. Ich selbst habe euch aus der Welt herausgerufen. Darum haßt sie euch.

20 Erinnert euch daran, daß ich gesagt habe: 'Ein Knecht ist nicht mehr als sein Herr! Deshalb werden sie euch verfolgen, wie sie mich verfolgt haben. Wenn sie auf mein Wort gehört haben, werden sie auch auf euer Wort hören.

21 Das alles wird man euch antun, weil ihr zu mir gehört; denn die Welt kennt Gott nicht, der mich gesandt hat.

22 Wäre ich nicht in diese Welt gekommen und hätte die Menschen alles über Gott gelehrt, wäre sie nicht schuldig. Aber jetzt gibt es für ihr Verhalten keine Entschuldigung mehr.

23 Denn wer mich haßt, der haßt auch meinen Vater.

24 Wenn ich nicht vor aller Augen Gottes Wunder vollbracht hätte, die kein anderer tun kann, wären sie ohne Schuld. Aber nun haben sie alles miterlebt, und trotzdem hassen sie mich und auch meinen Vater.

25 Doch darin erfüllt sich die Voraussage der Heiligen Schrift: 'Sie hassen mich ohne Grund!{Psalm 69,5}

26 Aber ich will euch jemanden senden, der euch zur Seite stehen und trösten wird, den Geist der Wahrheit. Er wird vom Vater kommen und mein Zeuge sein.

27 Und auch ihr werdet meine Zeugen sein, denn ihr seid von Anfang an bei mir gewesen."

16

1 "Ich sage euch das alles, damit ihr nicht an mir zu zweifeln beginnt und aufgebt.

2 Denn man wird euch aus der Gemeinschaft des jüdischen Volkes{Wörtlich: aus den Synagogen.} ausschließen. Ja, es wird so weit kommen, daß man meint, Gott einen Dienst zu erweisen, wenn man euch tötet.

3 Zu all dem werden Menschen fähig sein, weil sie meinen Vater und mich nicht erkannt haben."

4 "Noch einmal: Ich sage euch das, damit ihr nicht überrascht seid, wenn dies alles eintrifft. Bisher war es nicht nötig, davon zu reden, weil ich ja bei euch war.

5 Jetzt aber verlasse ich euch, um zu dem zu gehen, der mich gesandt hat, und keiner von euch fragt mich, wohin ich gehe.

6 Ihr seid nur traurig und voller Sorgen über das, was ich euch gesagt habe.

7 Doch glaubt mir: Es ist besser für euch, wenn ich gehe. Sonst käme der nicht, der meine Stelle einnehmen soll, um euch zu helfen und zu trösten. Wenn ich euch verlassen habe, werde ich ihn zu euch senden.

8 Und ist er erst gekommen, wird er den Menschen die Augen für ihre Sünde öffnen, aber auch für Gottes Gerechtigkeit und sein Gericht.{Wörtlich: Und nachdem jener gekommen ist, wird er die Welt überführen über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gericht.}

9 Denn ihre Sünde ist, daß sie nicht an mich glauben.

10 Gottes Gerechtigkeit zeigt sich darin, daß er sich zu mir bekennt und ich zum Vater gehe, wenn ihr mich dann auch nicht mehr sehen werdet.

11 Und Gottes Gericht werden die Menschen daran erkennen, daß der Herrscher dieser Welt bereits abgeurteilt ist.

12 Ich hätte euch noch viel mehr zu sagen, aber ihr könnt es jetzt noch nicht begreifen.

13 Wenn aber der Geist der Wahrheit kommt, werdet ihr die Wahrheit vollständig erfassen. Denn er redet nicht in seinem eigenen Auftrag, sondern gibt nur das weiter, was ihm gesagt wurde. Auch was in Zukunft auf euch wartet, wird er euch verkündigen.

14 Dadurch wird er mich verherrlichen; denn alles, was er euch zeigt, kommt von mir.

15 Was der Vater hat, gehört auch mir. Deshalb kann ich mit Recht sagen: Alles, was er euch zeigt, kommt von mir."

16 "Ich werde nur noch kurze Zeit bei euch sein. Bald nach meinem Weggehen aber werdet ihr mich wiedersehen."

17 "Was meint er bloß damit?" fragten sich die Jünger. "Was heißt: 'Ich werde nur noch kurze Zeit bei euch sein! Aber bald darauf werdet ihr mich doch wiedersehen'? Und was bedeutet es, wenn er sagt: 'Ich gehe zum Vater'?

18 Und was meint er mit 'Nur noch kurze Zeit'? Wir verstehen das nicht."

19 Jesus merkte, daß sie ihn fragen wollten, und sagte: "Macht ihr euch darüber Gedanken, daß ich gesagt habe: 'Ich werde nur noch kurze Zeit bei euch sein, aber bald darauf werdet ihr mich wiedersehen'?

20 Es wird tatsächlich so kommen, wie ich es euch jetzt sage: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen. Ihr werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit soll sich in Freude verwandeln.

21 Das ist genauso wie bei einer Frau, die ein Kind bekommt. Sobald ihr Kind geboren ist, hat sie Angst und Schmerzen der Geburt vergessen. Sie ist nur noch glücklich darüber, daß ihr Kind zur Welt gekommen ist.

22 Auch ihr seid jetzt sehr traurig, aber ich werde euch wiedersehen. Dann werdet ihr froh und glücklich sein, und diese Freude kann euch niemand mehr nehmen.

23 Am Tage unseres Wiedersehens werden alle eure Fragen beantwortet sein. ch versichere euch: Wenn ihr den Vater in meinem Namen um etwas bittet, wird er es euch geben.

24 Bisher habt ihr in meinem Namen nichts von Gott erbeten. Bittet ihn, und er wird es euch geben. Dannwird eure Freude vollkommen sein."

25 "Was ich euch sagen wollte, habe ich euch bis jetzt an Beispielen erklärt. Aber die Zeit kommt bald, in der das nicht mehr nötig sein wird. Dann werde ich euch ohne Bilder und Umschreibungen zeigen, wer der Vater ist.

26 Von diesem Tage an werdet ihr in meinem Namen zu ihm beten. Und dann muß ich den Vater nicht mehr bitten, euer Gebet zu erhören.

27 Denn der Vater liebt euch, weil ihr mich liebt und daran glaubt, daß ich von Gott gekommen bin.

28 Ja, ich kam vom Vater in die Welt, und jetzt verlasse ich sie wieder, um zum Vater zurückzugehen."

29 "Endlich redest du klar und deutlich zu uns, ohne diese schwerverständlichen Bilder", sagten seine Jünger.

30 "Jetzt haben wir erkannt, daß du um alles weißt, noch ehe wir dich fragen. Darum glauben wir dir, daß du von Gott gekommen bist."

31 "Glaubt ihr wirklich?" fragte Jesus.

32 "Ihr sollt nämlich wissen: Die Zeit wird kommen - und eigentlich ist sie schon da -, in der man euch auseinandertreibt. Ihr werdet euch in Sicherheit bringen und mich allein lassen. Aber auch dann werde ich nicht allein sein, denn der Vater ist bei mir.

33 Dies alles habe ich euch gesagt, damit ihr durch mich Frieden habt. In der Welt werdet ihr von allen Seiten bedrängt, aber vertraut darauf: Ich habe die Welt besiegt."

17

1 Nach diesen Worten sah Jesus zum Himmel auf und betete: "Vater, die Stunde ist da! Laß jetzt die Herrlichkeit deines Sohnes erkennbar werden, damit dein Sohn dich verherrlicht.

2 Du hast ihm Macht über die Menschen gegeben, so daß durch ihn alle zum ewigen Leben gelangen, die du ihm anvertraut hast.

3 Und das allein ist ewiges Leben: Dich, den einen wahren Gott, zu erkennen und an Jesus Christus zu glauben, den du gesandt hast.

4 Ich habe hier auf der Erde den Menschen gezeigt, wie herrlich du bist. Ich habe den Auftrag erfüllt, den du mir gegeben hast.

5 Und nun, Vater, zeige an mir die Herrlichkeit, die ich bereits mit dir teilte, bevor die Welt erschaffen wurde.

6 Ich habe den Menschen gezeigt, wer du bist, und zwar allen, die du aus der Welt herausgerufen und mir anvertraut hast. Dir gehörten sie schon immer, und deswegen hast du sie mir gegeben. Sie haben deinem Wort geglaubt und leben danach.

7 Jetzt wissen sie, daß alles, was ich habe, von dir gekommen ist.

8 Denn was du mir gesagt hast, habe ich ihnen weitergegeben. Sie haben dein Wort angenommen und erkannt, daß ich von dir herkomme; sie glauben daran, daß du mich gesandt hast.

9 Für sie bitte ich dich jetzt: für die Menschen, die du mir anvertraut hast und die zu dir gehören; nicht für die ganze Welt.

10 Denn alles, was ich habe, das gehört dir, und was du hast, das gehört auch mir. Sie werden der Welt zeigen, wer ich bin.{Wörtlich: In ihnen bin ich verherrlicht.}

11 Ich verlasse jetzt die Welt und komme zu dir. Sie aber bleiben zurück. Heiliger Vater, erhalte sie in der Gemeinschaft mit dir{Wörtlich: in deinem Namen, den du mir gegeben hast.} , damit sie untereinander eins werden, so wie wir eins sind.

12 Solange ich bei ihnen war, habe ich sie in der Gemeinschaft mit dir erhalten, alle, die du mir anvertraut hast. Ich habe sie bewahrt, und keiner von ihnen ist verlorengegangen, außer dem einen{Wörtlich: dem Sohn des Verderbens (Judas).} , wie es schon in der Heiligen Schrift vorausgesagt ist.

13 Jetzt komme ich zu dir zurück. Aber dies alles wollte ich noch sagen, solange ich bei ihnen bin, damit meine Freude auch sie ganz erfüllt.

14 Ich habe sie deine Worte gelehrt, und die Welt haßt sie deswegen, weil sie ebenso wie ich nicht mehr zu ihr gehören.

15 Dennoch bitte ich dich nicht, sie aus der Welt zu nehmen. Aber schütze sie vor der Macht des Bösen.

16 Sie gehören ebensowenig zur Welt wie ich.

17 Laß sie dir immer ähnlicher werden und der Wahrheit gehorchen.{Wörtlich: Heilige sie in der Wahrheit.} Dein Wort ist die Wahrheit.

18 Wie du mich in die Welt gesandt hast, so sende ich sie in die Welt.

19 Für sie gebe ich mein Leben hin, damit ihr Leben dir gehört.{Wörtlich: Ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie Geheiligte seien in Wahrheit.}

20 Ich bitte aber nicht nur für sie, sondern für alle, die durch das Zeugnis meiner Jünger von mir hören werden und an mich glauben.

21 Sie alle sollen eins sein, genauso wie du, Vater, mit mir eins bist. So wie du in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns fest miteinander verbunden sein. Dann werden sie die Welt überzeugen, daß du mich gesandt hast.

22 Deshalb habe ich ihnen auch die Herrlichkeit gegeben, die du mir anvertraut hast, damit sie die gleiche enge Gemeinschaft haben wie wir.

23 Sie bleiben in mir und ich in dir: So sind wir vollständig eins. Und die Welt wird erkennen, daß du es bist, der mich gesandt hat, und daß du meine Jünger liebst, wie dumich liebst.

24 Vater, ich will, daß alle, die du mir gegeben hast, bei mir bleiben. Sie sollen an meiner Herrlichkeit teilhaben. Du hast mir die Herrlichkeit gegeben; denn du hast mich geliebt, längst bevor die Welt geschaffen wurde.

25 Gerechter Vater! Wenn die Welt dich auch nicht kennt, ich kenne dich, und diese hier haben erkannt, daß du mich gesandt hast.

26 Ich habe ihnen gezeigt, wer du bist. Das werde ich auch weiter tun, damit deine Liebe zu mir auch sie erfüllt, ja damit ich selbst in ihnen lebe."

18

1 Nach diesem Gebet ging Jesus mit seinen Jüngern auf die andere Seite des Kidrontals in einen Garten.

2 Judas, der Verräter, kannte diese Stelle, denn Jesus hatte sich oft mit seinen Jüngern dort aufgehalten.

3 Mit einem Trupp römischer Soldaten und den Männern, die ihm die Hohenpriester und Pharisäer mitgegeben hatten, kam Judas dorthin. Sie trugen Fackeln und Lampen und waren schwer bewaffnet.

4 Jesus wußte, was jetzt geschehen würde. Er ging dem Trupp entgegen und fragte: "Wen sucht ihr?"

5 "Jesus von Nazareth", war die Antwort. "Ich bin es!" erklärte da Jesus. Judas, sein Verräter, stand mitten unter den Soldaten.

6 Als Jesus klar und offen sagte: "Ich bin es", wichen die Bewaffneten erschrocken zurück und fielen zu Boden.

7 Jesus fragte noch einmal: "Wen sucht ihr denn?" "Jesus von Nazareth!" antworteten sie wieder.

8 "Ich habe euch doch schon gesagt, daß ich es bin", entgegnete Jesus. "Wenn ihr mich sucht, dann laßt die anderen hier gehen!"

9 So erfüllte sich das Wort, das Jesus vorher im Gebet gesprochen hatte: "Ich habe keinen von denen verloren, die du mir anvertraut hast."

10 Simon Petrus hatte ein Schwert dabei. Plötzlich zog er es und schlug damit Malchus, einem Diener des Hohenpriesters, das rechte Ohr ab.

11 Aber Jesus befahl Petrus: "Stecke dein Schwert weg! Soll ich denn dem Leiden aus dem Weg gehen, das ich nach dem Willen meines Vaters auf mich nehmen muß?"{Wörtlich: Den Kelch, den mir der Vater gegeben hat, soll ich ihn denn nicht trinken?}

12 Da wurde Jesus von den römischen Soldaten und der jüdischen Polizei verhaftet. Sie fesselten ihn

13 und brachten ihn zu Hannas, dem Schwiegervater von Kaiphas, der in diesem Jahr Hoherpriester war,

14 derselbe Kaiphas, der den jüdischen Führern geraten hatte: "Es ist für uns alle besser, wenn dieser eine Mann für das ganze Volk stirbt!"{Johannes 11,49-52}

15 Petrus und ein anderer Jünger folgten Jesus, als er abgeführt wurde. Weil dieser andere Jünger mit dem Hohenpriester bekannt war, ließ man ihn bis in den Hof des Palastes gehen.

16 Petrus blieb draußen vor dem Tor. Da kam der andere Jünger wieder zurück, redete mit der Pförtnerin, und so gelangte auch Petrus in den Palast des Kaiphas.

17 Doch schon die Pförtnerin fragte Petrus: "Gehörst du nicht auch zu den Jüngern dieses Mannes?" "Nein, ich nicht!" antwortete er schnell.

18 Die Wachmannschaft und die anderen Soldaten hatten ein Feuer angezündet. Sie standen um das Feuer herum und wärmten sich, denn es war kalt. Petrus ging zu ihnen, um sich auch zu wärmen.

19 Drinnen im Palast begann das Verhör. Der Hohepriester Hannas fragte Jesus nach seinen Jüngern und nach seiner Lehre.

20 Jesus antwortete: "Was ich gelehrt habe, ist überall bekannt. Denn ich habe in aller Öffentlichkeit gepredigt, in den Synagogen und im Tempel, wo es jeder hören kann. Niemals habe ich im geheimen etwas anderes gelehrt.

21 Weshalb fragst du mich also? Frage doch alle, die mich gehört haben! Sie wissen, was ich gesagt habe."

22 Da schlug ihm einer von den Wächtern, die neben ihm standen, ins Gesicht und rief: "So redest du mit dem Hohenpriester?"

23 "Wenn ich etwas Böses gesagt habe, dann beweise es!" antwortete ihm Jesus. "Habe ich aber die Wahrheit gesagt, weshalb schlägst du mich?"

24 Da ließ Hannas Jesus in Fesseln zu Kaiphas bringen, dem amtierenden Hohenpriester.

25 Petrus stand noch immer am Feuer und wärmte sich. Da wurde er gefragt: "Bist du nicht auch einer von seinen Jüngern?" "Ich? Nein, ich bin es nicht", widersprach er heftig.

26 Aber einer der Diener des Hohenpriesters, ein Verwandter des Mannes, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte, meinte: "Ich habe dich doch im Garten bei ihm gesehen!"

27 Wieder stritt Petrus energisch ab, Jesus zu kennen. Und in diesem Augenblick krähte ein Hahn.

28 In den frühen Morgenstunden brachten sie Jesus von Kaiphas zum Amtssitz des römischen Gouverneurs. Die Juden selbst betraten dieses Gebäude nicht, weil sie dadurch nach ihren religiösen Vorschriften unrein geworden wären und nicht am Passahmahl hätten teilnehmen dürfen.

29 Deshalb ging Pilatus zu ihnen hinaus und fragte: "Welche Anklage erhebt ihr gegen diesen Mann? Was hat er getan?"

30 "Wenn er kein Verbrecher wäre", antworteten sie, "hätten wir ihn nicht zu dir gebracht."

31 "Dann nehmt ihn mit, und verurteilt ihn nach euerm Gesetz!" entgegnete Pilatus. "Aber wir dürfen doch niemanden hinrichten", wandten sie ein.

32 So sollten sich die Worte Jesu erfüllen, mit denen er vorausgesagt hatte, wie er sterben würde.

33 Pilatus kam nun in den Gerichtssaal zurück, ließ Jesus vorführen und fragte ihn: "Bist du der König der Juden?"

34 "Fragst du als römischer Gouverneur, oder wollen das die Juden wissen?" entgegnete Jesus.

35 "Bin ich etwa ein Jude?" fragte Pilatus. "Die Führer deines eigenen Volkes und die Hohenpriester haben dich hergebracht, damit ich dich verurteilen soll. Was also hast du getan?"

36 Jesus antwortete: "Mein Königreich gehört nicht zu dieser Welt, man kann es mit keinem anderen Reich vergleichen. Wäre ich ein weltlicher Herrscher, dann hätten meine Leute für mich gekämpft, damit ich nicht in die Hände der Juden falle. Aber mein Reich ist von anderer Art."

37 Da fragte ihn Pilatus: "Dann bist du also doch ein König?" Jesus antwortete: "Ja, du hast recht. Ich bin ein König. Ich bin geboren und in diese Welt gekommen, um ihr die Wahrheit zu bezeugen. Wer bereit ist, auf die Wahrheit zu hören, der hört auf mich."{Wörtlich: Ich bin dazu geboren worden und in diese Welt gekommen, daß ich Zeugnis von der Wahrheit gebe; jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme.}

38 "Die Wahrheit? Was ist das überhaupt, die Wahrheit?" fragte Pilatus zurück. ann ging er zu den Juden hinaus und sagte ihnen: "Nach meiner Meinung ist der Mann unschuldig.

39 Ich will euch wie üblich auch in diesem Jahr am Passahfest einen Gefangenen freigeben. Wenn ihr wollt, lasse ich diesen 'König der Juden' frei."

40 Aber sie schrien laut: "Nein! Nicht den! Wir wollen Barabbas!" Barabbas aber war ein Verbrecher.

19

1 Da befahl Pilatus, Jesus abzuführen und ihn auszupeitschen.

2 Die Soldaten flochten eine Krone aus Dornenzweigen und setzten sie ihm auf den Kopf. Dann hängten sie ihm einen purpurroten Mantel um,

3 stellten sich vor ihn hin und spotteten: "Sei gegrüßt, du König der Juden!" Und sie schlugen ihm ins Gesicht.

4 Jetzt ging Pilatus wieder zu den Juden hinaus und sagte: "Ich will ihn noch einmal herbringen lassen, damit ihr erkennt, daß er unschuldig ist!"

5 Dann kam Jesus heraus. Er trug die Dornenkrone und den roten Mantel. Und Pilatus forderte die Menge auf: "Seht ihn euch an, diesen Menschen!"

6 Aber kaum hatten die Hohenpriester und die anderen Juden Jesus erblickt, fingen sie an zu schreien: "Ans Kreuz! Ans Kreuz mit ihm!" "Dann nehmt ihn doch und kreuzigt ihn!" rief daraufhin Pilatus. "Denn ich bin überzeugt: Er ist unschuldig!"

7 "Nach unserem Gesetz aber muß er sterben", entgegneten die Juden, "denn er hat behauptet, er sei der Sohn Gottes."

8 Als Pilatus das hörte, bekam er es mit der Angst zu tun.

9 Er ging wieder in den Palast zurück und fragte Jesus: "Wer bist du eigentlich?"{Wörtlich: Woher bist du?} Doch Jesus antwortete nichts.

10 "Redest du nicht mehr mit mir?" fragte Pilatus drohend. "Hast du vergessen, daß es in meiner Macht steht, dich freizugeben oder dich ans Kreuz nageln zu lassen?"

11 Jetzt antwortete Jesus: "Du wärest machtlos, hätte dir Gott keine Macht über mich gegeben. Deswegen ist auch die Sünde der Leute, die mich ausgeliefert haben, größer als deine Schuld."

12 Da versuchte Pilatus noch einmal, Jesus freizulassen. Aber die Juden schrien: "Wenn du den laufen läßt, bist du kein Freund des Kaisers; denn wer sich selbst zum König macht, lehnt sich gegen den Kaiser auf."

13 Als Pilatus das hörte, ließ er Jesus hinausführen. Er setzte sich auf den Richterstuhl, an die Stelle, die man "Steinpflaster" nannte, auf hebräisch: Gabbatha.

14 Das war um die Mittagszeit, am Tag vor dem Passah, an dem sich alle auf das Fest vorbereiteten. Pilatus sagte zu den Juden: "Da habt ihr euren König!"

15 "Weg mit ihm!" brüllten sie. "Schlagt ihn ans Kreuz!" "Soll ich wirklich euern König kreuzigen lassen?" fragte Pilatus noch einmal. "Wir haben keinen König, nur den Kaiser!" riefen die Hohenpriester.

16 Da gab Pilatus nach und befahl, Jesus zu kreuzigen.

17 Die Soldaten packten Jesus und führten ihn aus Jerusalem hinaus. Sein Kreuz mußte er selbst tragen; vom Richtplatz bis hin zur "Schädelstätte". Auf hebräisch heißt dieser Ort Golgatha.

18 Dort schlugen sie ihn ans Kreuz. Neben ihm wurden zwei andere Männer gekreuzigt.

19 Pilatus ließ ein Schild an das Kreuz Jesu nageln, auf dem die Worte standen: "Jesus von Nazareth, der König der Juden!"

20 Die Stelle, an der Jesus gekreuzigt worden war, lag nahe bei der Stadt. Und so lasen viele Juden diese Inschrift, die in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache abgefaßt war.

21 Da kamen die Hohenpriester zu Pilatus und verlangten von ihm: "Laß das ändern. Es darf nicht heißen: 'Der König der Juden', sondern: 'Er hat behauptet: Ich bin der König der Juden'."

22 Pilatus aber weigerte sich: "Es bleibt genau so stehen, wie ich es geschrieben habe!"

23 Als die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, teilten sie seine Kleider unter sich auf, so daß jeder der vier Soldaten etwas davon bekam. Dann beschlossen sie: "Das Untergewand wollen wir nicht aufteilen. Wir werden es verlosen." Es war nämlich aus einem Stück gefertigt, ohne jede Naht. So erfüllte sich die Vorhersage der Heiligen Schrift: "Meine Kleider haben sie unter sich geteilt und mein Gewand verlost."{Psalm 22,19} Genauso geschah es auch.

24

25 Unter dem Kreuz, an dem Jesus hing, standen seine Mutter und ihre Schwester, außerdem Maria, die Frau von Kleopas, und Maria Magdalena.

26 Als Jesus nun seine Mutter sah und neben ihr den Jünger, den er liebhatte, sagte er zu ihr: "Er soll jetzt dein Sohn sein!"

27 Und zu dem Jünger sagte er: "Sie ist jetzt deine Mutter." Da nahm der Jünger sie zu sich in sein Haus.

28 Jesus wußte, daß nun sein Auftrag erfüllt war. Da erst sagte er (und wieder erfüllte sich damit eine Voraussage der Heiligen Schrift): "Ich habe Durst!"{Psalm 22,16; 69,22}

29 In der Nähe stand ein Krug mit Essigwasser. Die Soldaten tauchten einen Schwamm hinein, steckten ihn auf einen Stab und hielten den Schwamm Jesus an den Mund.

30 Als Jesus davon getrunken hatte, rief er: "Es ist vollbracht!" Dann ließ er den Kopf sinken und starb.{Wörtlich: Als Jesus nun den Essig genommen hatte, sagte er: Es ist vollbracht (vollendet), und nachdem er sein Haupt geneigt hatte, gab er den Geist auf.}

31 Das alles geschah am Tag vor dem Passahfest. Damit die Toten nicht an diesem hohen Feiertag am Kreuz hängen blieben, gingen die Führer der Juden zu Pilatus und baten ihn, er solle den Gekreuzigten die Beine brechen und sie vom Kreuz abnehmen lassen.

32 Pilatus schickte Soldaten, die den beiden mit Jesus gekreuzigten Verbrechern die Beine brachen.

33 Als sie zu Jesus kamen, stellten sie fest, daß er bereits tot war. Deshalb zerschlugen sie ihm nicht die Beine.

34 Aber einer der Soldaten stieß ihm eine Lanze in die Seite. Sofort flossen Blut und Wasser aus der Wunde.

35 Das bezeugt einer, der alles selbst mitangesehen hat. Sein Bericht ist zuverlässig und wahr; ihm könnt ihr glauben.

36 Auch das ist geschehen, damit dieses Wort der Heiligen Schrift in Erfüllung geht: "Kein Knochen soll ihm zerbrochen werden."{2. Mose 12,46; 4. Mose 9,12}

37 Ebenso erfüllte sich die andere Voraussage: "Sie werden auf den sehen, den sie durchbohrt haben."{Sacharja 12,10}

38 Nachdem das alles geschehen war, bat Joseph von Arimathia um die Erlaubnis, den toten Jesus vom Kreuz abnehmen zu dürfen. Er glaubte insgeheim an Jesus, doch hatte er das bisher verschwiegen, weil er vor den Juden Angst hatte. Pilatus erlaubte es ihm, und so ging er und nahm den Leichnam vom Kreuz ab.

39 Auch Nikodemus, der Jesus einmal in der Nacht aufgesucht hatte,{Johannes 3,1-21} kam und brachte etwa hundert Pfund einer Mischung aus Myrrhe und Aloe.

40 Dann nahmen sie den Leichnam Jesu und hüllten ihn mit dieser Mischung aus Myrrhe und Aloe in Leinentücher ein. So war es beim Begräbnis von Juden üblich.

41 In der Nähe der Hinrichtungsstätte lag ein Garten. Dort war ein in den Fels gehauenes, bisher noch nicht benutztes Grab.

42 In dieses Grab legten sie Jesus, denn sie hatten es eilig, weil bald der Sabbat begann.

20

1 Am ersten Tag nach dem Sabbat, früh am Morgen, als es noch dunkel war, ging Maria Magdalena zum Grab. Als sie sah, daß der Stein nicht mehr vor dem Eingang desGrabes lag,

2 lief sie zu Simon Petrus und dem anderen Jünger, den Jesus liebte. Aufgeregt berichtete sie ihnen: "Sie haben den Herrn aus dem Grab geholt, und wir wissen nicht, wohin sie ihn gebracht haben."

3 Da beeilten sich Petrus und der andere Jünger, um möglichst schnell zum Grab zu kommen.

4 Gemeinsam liefen sie los, aber der andere war schneller als Petrus und kam zuerst am Grab an.

5 Ohne hineinzugehen, sah er in die Grabkammer und bemerkte die Leinentücher, die dort lagen.

6 Dann kam auch Simon Petrus. Er ging in das Grab hinein und sah ebenfalls die Leinentücher

7 zusammen mit dem Tuch, das den Kopf Jesu bedeckt hatte. Es lag nicht zwischen den Leinentüchern, sondern zusammengefaltet an der Seite.

8 Jetzt ging auch der andere Jünger, der zuerst angekommen war, in die Grabkammer. Er sah sich darin um, und nun glaubte er, daß Jesus vom Tod auferstanden war.{Wörtlich: Darauf ging auch der andere Jünger hinein, der zuerst zum Grab gekommen war, und sah und kam zum Glauben.}

9 Denn bis zu diesem Zeitpunkt hatten sie die Stelle in der Heiligen Schrift noch nicht verstanden, in der es heißt, daß Jesus von den Toten auferstehen wird.

10 Die Jünger verließen das Grab und gingen nach Jerusalem zurück.

11 Inzwischen war auch Maria zurückgekehrt und blieb voll Trauer vor dem Grab stehen. Weinend schaute sie in die Kammer

12 und sah plötzlich zwei weißgekleidete Engel an der Stelle sitzen, an der Jesus gelegen hatte; einen am Kopfende, den anderen am Fußende.

13 "Warum weinst du?" fragten die Engel. "Weil sie meinen Herrn weggenommen haben. Und ich weiß nicht, wo sie ihn hingebracht haben", antwortete Maria Magdalena.

14 Als Maria sich umdrehte, sah sie Jesus vor sich stehen. Aber sie erkannte ihn nicht.

15 "Warum weinst du?" fragte er sie. "Und wen suchst du?" Maria hielt Jesus für den Gärtner und fragte deshalb: "Hast du ihn weggenommen? Dann sage mir doch, wohin du ihn gebracht hast. Ich will ihn holen."

16 "Maria!" sagte Jesus nun. Da fuhr sie zusammen und erkannte ihn. "Rabbuni!" rief sie (das ist Hebräisch und heißt: Mein Meister).

17 Doch Jesus wehrte ab: "Halte mich nicht länger fest!{Wörtlich: Rühre mich nicht an!} Denn ich bin noch nicht zu meinem Vater zurückgekehrt. Gehe aber zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich gehe zurück zu meinem Vater und zu euerm Vater, zu meinem Gott und zu euerm Gott!"

18 Maria Magdalena lief nun zu den Jüngern und berichtete ihnen: "Ich habe den Herrn gesehen!" Und sie erzählte alles, was ihr Jesus gesagt hatte.

19 An diesem Sonntagabend hatten sich alle Jünger versammelt. Aus Angst vor den Juden ließen sie die Türen fest verschlossen. Plötzlich war Jesus bei ihnen. Er trat in ihre Mitte und grüßte sie: "Friede sei mit euch!"

20 Dann zeigte er ihnen die Wunden in seinen Händen und an seiner Seite. Als die Jünger ihren Herrn sahen, freuten sie sich sehr.

21 Und Jesus sagte noch einmal: "Friede sei mit euch! Wie mich der Vater in diese Welt gesandt hat, so sende ich euch in die Welt!"

22 Dann hauchte er sie an und sprach: "Empfangt den Heiligen Geist!

23 Wem ihr die Sünde erlaßt, dem ist sie erlassen. Und wem ihr die Schuld nicht vergebt, der bleibt schuldig."

24 Thomas, einer der zwölf Jünger, der auch Zwilling genannt wurde, war nicht dabeigewesen, als dies geschah.

25 Deshalb erzählten sie ihm: "Wir haben den Herrn gesehen!" Aber zweifelnd antwortete er: "Das glaube ich erst, wenn ich seine durchbohrten Hände gesehen habe. Mit meinen Fingern will ich sie fühlen, und meine Hand will ich in die Wunde an seiner Seite legen. Eher werde ich es nicht glauben."

26 Acht Tage später hatten sich die Jünger wieder versammelt. Diesmal war Thomas bei ihnen. Und obwohl sie die Türen wieder abgeschlossen hatten, stand Jesus auf einmal in ihrer Mitte und grüßte sie: "Friede sei mit euch!"

27 Dann wandte er sich an Thomas: "Lege deinen Finger auf meine durchbohrten Hände! Gib mir deine Hand und lege sie in die Wunde an meiner Seite! Zweifle nicht länger, sondern glaube!"

28 Thomas antwortete nur: "Mein Herr und mein Gott!"

29 Doch Jesus sagte zu ihm: "Du glaubst, weil du mich gesehen hast. Wie glücklich können erst die sein, die nicht sehen und trotzdem glauben."

30 Die Jünger erlebten noch viele andere Wunder Jesu, die nicht in diesem Buch geschildert werden.

31 Aber die hier aufgezeichneten Berichte wurden geschrieben, damit ihr glaubt, daß Jesus Christus der Sohn Gottes ist, und ihr durch den Glauben an ihn das ewige Leben habt.

21

1 Später erschien Jesus seinen Jüngern noch einmal am See von Tiberias; und zwar geschah das so:

2 Simon Petrus, Thomas, der Zwilling genannt wurde, Nathanael aus Kana in Galiläa, die beiden Söhne des Zebedäus und zwei andere Jünger waren dort zusammen.

3 Simon Petrus sagte: "Ich werde jetzt fischen gehen!" "Wir kommen mit", meinten darauf die anderen. Sie stiegen ins Boot und fuhren hinaus auf den See. Aber während der ganzen Nacht fingen sie keinen einzigen Fisch.

4 Im Morgengrauen stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger erkannten ihn nicht.

5 Jesus rief ihnen zu: "Habt ihr denn nichts gefangen?" "Nein", antworteten sie.

6 Da forderte er sie auf: "Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus, dann werdet ihr einen guten Fang machen!" Sie folgten diesem Rat und fingen so viele Fische, daß sie das Netz nicht mehr einholen konnten.

7 Jetzt sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: "Das ist der Herr!" Kaum hatte Simon Petrus das gehört, zog er sich an (während der Arbeit war er nämlich nackt), sprang ins Wasser und schwamm an das Ufer.

8 Die anderen Jünger waren noch etwa hundert Meter vom Ufer entfernt. Sie folgten Petrus mit dem Boot und zogen das gefüllte Netz hinter sich her.

9 Als sie aus dem Boot stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer, auf dem Fische brieten. Auch Brot lag bereit.

10 "Bringt ein paar von den Fischen her, die ihr gerade gefangen habt!" bat Jesus die Jünger.

11 Simon Petrus ging zum Boot und zog das Netz an Land. Es war gefüllt mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen. Und obwohl es so viele waren, zerriß das Netz nicht.

12 "Kommt her und eßt!" sagte Jesus. Keiner von den Jüngern wagte zu fragen: "Wer bist du?" Aber sie alle wußten: Es ist der Herr.

13 Jesus ging auf sie zu, nahm das Brot und verteilte es an sie, ebenso die Fische.

14 Dies war das dritte Mal, daß Jesus nach seiner Auferstehung vom Tode den Jüngern erschienen war.

15 Nach diesem Essen fragte Jesus den Simon Petrus: "Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als die anderen hier?" "Ja, Herr", antwortete ihm Petrus, "du weißt, daß ich dich liebhabe." "Dann hüte meine Lämmer", sagte Jesus.

16 Jesus wiederholte seine Frage: "Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?" "Ja, Herr, du weißt doch, daß ich dich liebe", antwortete Petrus noch einmal. "Dann hüte meine Schafe!"

17 Und zum dritten Mal fragte Jesus: "Simon, Sohn des Johannes, hast du mich wirklich lieb?" Jetzt wurde Petrus traurig, weil Jesus ihm nicht zu glauben schien und zum dritten Mal gefragt hatte: "Hast du mich lieb?" Deshalb antwortete er: "Herr, du weißt alles. Du weißt doch auch, wie sehr ich dich liebe!" Darauf sagte Jesus: "Dann hüte meine Schafe!

18 Merke dir, was ich dir jetzt sage: Als du jung warst, hast du getan, was du wolltest, und du hattest deine eigenen Ziele.{Wörtlich: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und wandeltest, wohin du wolltest.} Im Alter aber wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich führen; dorthin, wo du nicht hingehen willst."

19 Damit wollte Jesus andeuten, durch welchen Tod Petrus Gott verherrlichen würde. Dann forderte Jesus ihn auf: "Folge mir nach!"

20 Petrus wandte sich um und sah hinter sich den Jünger, den Jesus liebte, der beim letzten Abendessen neben Jesus gesessen und ihn gefragt hatte: "Herr, wer von uns wird dich verraten?"

21 Da fragte Petrus: "Herr, was wird denn aus ihm?"

22 Jesus erwiderte: "Was soll diese Frage? Wenn ich will, daß er so lange lebt, bis ich wiederkomme, was geht es dich an? Folge du mir nach!"

23 So entstand unter den ersten Christen das Gerücht: "Dieser Jünger wird nicht sterben." Aber das hatte Jesus überhaupt nicht gesagt, sondern: "Wenn ich will, daß er so lange lebt, bis ich wiederkomme, was geht es dich an?"

24 Eben dieser Jünger ist es, der all das bezeugt und hier aufgeschrieben hat. Und wir wissen, daß alles, was er bezeugt, wahr ist.

25 Es gibt noch vieles andere, was Jesus getan hat. Aber wollte man das alles eins nach dem anderen aufschreiben, so wäre wohl auf der ganzen Welt nicht genügend Platz für die vielen Bücher, die dann geschrieben werden müßten.