1 Im Land Uz lebte ein Mann namens Hiob, der rechtschaffen und aufrichtig war. Weil er Ehrfurcht vor Gott hatte, hütete er sich davor, Böses zu tun.
2 Er hatte eine große Familie mit sieben Söhnen und drei Töchtern
3 und besaß riesige Viehherden: 7 000 Schafe und Ziegen, 3 000 Kamele, 500 Rindergespanne und 500 Esel, dazu sehr viele Hirten und Mägde. Hiob war der reichste und angesehenste von allen Herdenbesitzern im Osten.
4 Jahr für Jahr feierten seine Söhne reihum in ihren Häusern Feste, zu denen sie auch ihre Schwestern einluden.
5 Immer wenn die Festtage vorbei waren, ließ Hiob seine Kinder zu sich kommen, um sich mit ihnen auf ein Opfer vorzubereiten. Schon früh am Morgen stand er auf und brachte Gott viele Brandopfer dar, für jedes Kind eins. Das tat Hiob jedesmal, denn er dachte: "Vielleicht haben sie bei ihren Gelagen Gott insgeheim verlassen und sich von ihm losgesagt."
6 Eines Tages versammelten sich die Engel{Wörtlich: die Gottessöhne.} im Himmel und traten vor den Herrn, unter ihnen auch der Satan{Wörtlich: der Ankläger.} .
7 "Woher kommst du?" fragte ihn der Herr. "Ich habe die Erde durchstreift", gab dieser zur Antwort.
8 Der Herr erwiderte: "Dann ist dir sicher auch mein Diener Hiob aufgefallen. Ich kenne keinen zweiten auf der Erde, der so rechtschaffen und aufrichtig ist wie er, der mich achtet und sich nichts zuschulden kommen läßt."
9 "Überrascht dich das?" fragte der Satan. "Er tut's doch nicht umsonst!
10 Du hast ihn, seine Familie und seinen ganzen Besitz stets bewahrt. Seine Arbeit war erfolgreich, und seine Herden haben sich gewaltig vermehrt.
11 Aber - versuch es doch einmal und laß ihn Hab und Gut verlieren, dann wird er dich ganz sicher vor allen Leuten verfluchen."
12 "Gut", sagte der Herr, "mach mit seinem Besitz, was du willst, nur ihn selbst taste nicht an!" So verließ der Satan den Herrn und die Engel.
13 Eines Tages feierten Hiobs Kinder wieder einmal im Haus ihres ältesten Bruders.
14 Da kam ein Bote zu Hiob und meldete: "Wir pflügten gerade mit den Rindern, die Esel weideten nebenan,
15 da überfielen uns Beduinen aus der Gegend von Saba und raubten die Tiere. Alle Hirten haben sie umgebracht, nur ich konnte entkommen, um es dir zu melden."
16 Im selben Moment stürzte schon ein anderer Bote herein: "Ein Unwetter{Wörtlich: Das Feuer Gottes fiel vom Himmel.} hat deine Schaf- und Ziegenherden mitsamt den Hirten vernichtet, nur ich habe es überlebt, und jetzt bin ich hier, um es dir zu berichten."
17 Kaum hatte er ausgeredet, als schon der nächste Bote atemlos meldete: "Nomaden aus Babylonien haben unsere Kamelherden von drei Seiten überfallen und weggetrieben. Alle Hirten haben sie umgebracht, ich bin der einzige Überlebende!"
18 Im nächsten Augenblick kam wieder ein Bote an: "Hiob", rief er, " deine Kinder feierten gerade,
19 als ein Wirbelsturm aus der Wüste das Haus deines ältesten Sohnes erfaßte und einstürzen ließ. Alle deine Kinder liegen unter den Trümmern begraben! Sie sind tot! Ich habe als einziger dieses Unglück überlebt."
20 Da stand Hiob auf, zerriß sein Obergewand und schor sich den Kopf. Dann fiel er zu Boden und betete:
21 "Nackt bin ich zur Welt gekommen, und nackt verlasse ich sie wieder. Herr, du hast mir alles gegeben, du hast mir alles genommen, dich will ich preisen!"
22 Obwohl dieses Leid über ihn hereinbrach, versündigte Hiob sich nicht. Kein böses Wort gegen Gott kam über seine Lippen.
1 Wieder einmal versammelten sich die Engel und traten vor den Herrn, unter ihnen auch der Satan.
2 "Woher kommst du?" fragte ihn der Herr. "Ich habe wieder die Erde durchstreift", gab der Satan zur Antwort.
3 "Dann ist dir sicher auch mein Diener Hiob aufgefallen", sagte Gott. "Ich kenne keinen zweiten auf der Erde, der so rechtschaffen und aufrichtig ist wie er, der mich achtet und sich nichts zuschulden kommen läßt. Immer noch vertraut er mir, obwohl du mich dazu verleitet hast, ihn ohne Grund ins Unglück zu stürzen."
4 Der Satan erwiderte bloß: "Kein Wunder! Er selbst ist doch noch mit heiler Haut davongekommen. Ein Mensch gibt alles her, was er besitzt, wenn er damit sein eigenes Leben retten kann.
5 Greif nur seinen Körper und seine Gesundheit an, ganz sicher wird er dich dann vor allen Leuten verfluchen!"
6 Der Herr entgegnete: "Ich erlaube es dir! Greif seine Gesundheit an, doch laß ihn am Leben!"
7 Da verließ der Satan den Herrn und die Engel und schlug zu: Eitrige Geschwüre brachen an Hiobs Körper aus, von Kopf bis Fuß.
8 Voll Trauer setzte Hiob sich in einen Aschehaufen, suchte eine Tonscherbe heraus und begann sich damit zu kratzen.
9 "Na, immer noch fromm?"{Wörtlich: Hältst du immer noch an deiner Vollkommenheit fest?} wollte seine Frau wissen. "Mach doch Schluß mit Gott{Wörtlich: Verfluche Gott.} und stirb!"
10 Aber Hiob sagte nur: "Was du sagst, ist gottlos und dumm! Das Gute haben wir von Gott angenommen, sollten wir dann nicht auch das Unheil annehmen?" Selbst jetzt kam kein bitteres Wort gegen Gott über Hiobs Lippen.
11 Hiob hatte drei Freunde: Elifas aus Teman, Bildad aus Schuach und Zofar aus Naama. Als sie von dem Unglück hörten, das über ihn hereingebrochen war, vereinbarten sie, Hiob zu besuchen. Sie wollten ihm ihr Mitgefühl zeigen und ihn trösten.
12 Schon von weitem sahen sie ihn, aber sie erkannten ihn kaum wieder. Da brachen sie in Tränen aus, sie zerrissen ihre Kleider, schleuderten Staub in die Luft und streuten ihn sich auf den Kopf.
13 Dann setzten sie sich zu Hiob auf den Boden. Sieben Tage und sieben Nächte saßen sie da, ohne ein Wort zu sagen, denn sie spürten, wie tief Hiobs Schmerz war.
1 Dann erst begann Hiob zu sprechen. Er verfluchte den Tag seiner Geburt
2 und sagte:
3
4 Jener Tag versinke in tiefer Finsternis -kein Licht soll ihn erhellen! elbst Gott da oben vergesse ihn!
5 Ja, der Tod soll ihn holen - diesen Tag! ch wünschte, daß sich dunkle Wolken auf ihn legtenund die Finsternis sein Licht erstickte!
6 Für immer soll sie dunkel bleiben -die Nacht meiner Geburt! usgelöscht sei sie aus dem Jahreskreis, ie wieder erscheine sie auf dem Kalender!
7 Stumm und öde soll sie sein, ine Nacht, in der sich keiner mehr freut!
8 Verfluchen sollen sie die Zauberer, ie Tag und Nacht verwünschen könnenund die das Ungeheuer{Wörtlich: den Leviatan. - Bildhafte Redeweise für gottfeindliche Schicksalsmächte.} wecken!
9 Jene Nacht soll finster bleiben, hne alle Sternenpracht! ergeblich warte sie aufs Sonnenlicht, ie Strahlen des Morgenrots sehe sie nicht!
10 Denn sie ließ zu, daß meine Mutter mich empfing, ie Mühen des Lebens hat sie mir nicht erspart.
11 Warum bin ich nicht bei der Geburt gestorben, ls ich aus dem Leib meiner Mutter kam?
12 Wozu hat sie mich auf den Knien gewiegtund an ihrer Brust gestillt?
13 Wenn ich tot wäre, ann läge ich jetzt ungestört, ätte Ruhe und würde schlafen
14 so wie die Könige und ihre Berater, ie sich hier prachtvolle Palästebauten - längst zu Ruinen zerfallen -,
15 und wie die Herrscher, ie Gold und Silber besaßenund ihre Häuser damit füllten.
16 Warum wurde ich nicht wie eine Fehlgeburt verscharrt, ie Totgeborene, die nie das Tageslicht sahen?
17 Bei den Toten können die Verbrecher nicht mehr toben, nd ihre Opfer haben endlich Ruhe.
18 Auch die Gefangenen läßt man dort in Frieden; ie hören nicht mehr das Geschrei des Aufsehers.
19 Ob groß oder klein: dort sind alle gleich, nd der Sklave ist seinen Herrn los.
20
21 Sie sehnen sich den Tod herbei -aber er kommt nicht! ie suchen ihn mehr als verborgene Schätze,
22 und erst wenn sie endlich im Grab ruhen, mpfinden sie die größte Freude!
23 Warum muß ich noch leben? ott hat mich eingepfercht; ch sehe nur noch Dunkelheit!
24 Laut schreie ich auf vor Schmerzen, enn ich essen will, nd das Stöhnen bricht aus mir heraus.
25 Meine schlimmsten Befürchtungen sind eingetroffen, nd wovor mir immer graute - das ist jetzt da!
26 Ohne Ruhe und Frieden lebe ich dahin, etrieben von endloser Qual!"
1 Elifas aus Teman versuchte als erster, Hiob eine Antwort zu geben.
2
3 Du selbst hast zahllose Menschen gelehrt, uf Gott zu vertrauen{" auf Gott zu vertrauen" ist sinngemäß eingefügt.} . raftlose Hände hast du wieder gestärkt.
4 War jemand mutlos und ohne Halt, u hast ihn wieder aufgerichtetund ihm neuen Lebensmut gegeben.
5 Jetzt aber, wo du selbst an der Reihe bist, erlierst du die Fassung. aum bricht das Unglück über dich herein, ist du entsetzt!
6 Dabei hast du allen Grund zur Hoffnung! ein Leben war stets tadellos, nd Gott hast du von Herzen geehrt. ei zuversichtlich!
7 Kannst du mir nur ein Beispiel nennen, o ein gerechter Mensch schuldlos zugrunde ging?
8 Im Gegenteil - immer wieder habe ich gesehen: er Unrecht sät, wird Unglück ernten!
9 Denn Gott rafft Übeltäter im Zorn hinwegund richtet sie zugrunde.
10 Wenn sie auch wie die Löwen brüllen, ringt Gott sie doch zum Schweigenund bricht ihnen die Zähne aus.
11 Sie verenden wie Löwen, ie keine Beute mehr finden, nd ihre Kinder werden in alle Winde zerstreut.
12 Hiob, heimlich habe ich eine Botschaft bekommen, eise wurde sie mir zugeflüstert!
13 Es geschah in jener Zeit der Nacht, enn man sich unruhig im Traum hin und her wälzt, enn tiefer Schlaf die Menschen überfällt:
14 Da packten mich Grauen und Entsetzen; ch zitterte am ganzen Körper.
15 Ein Windhauch wehte dicht an mir vorüber -die Haare standen mir zu Berge!
16 Dann sah ich jemanden neben mir, ber ich konnte ihn nicht erkennen, ur ein Schatten war zu sehen; er flüsterte:
17 'Kann denn ein Mensch gerechter sein als Gott, ollkommener als sein Schöpfer?
18 Selbst seinen Dienern im Himmel vertraut Gott nicht, nd an seinen Engeln findet er Fehler.
19 Wieviel weniger vertraut er dann den Menschen! ie hausen in Lehmhütten, ie im Staub auf der Erde stehen, nd werden wie eine Motte zertreten.
20 Mitten aus dem Leben werden sie gerissen, nwiederbringlich, und keiner beachtet es!
21 Ja, Gott bricht ihre Zelte ab; ie sterben plötzlichund sind kein bißchen weise geworden!"
1
2 Wer sich Gott in blinder Wut entgegenstelltund in seiner Dummheit aufbegehrt, der bringt sich um!
3 Ich sah solche Leute in Glück und Frieden leben, ann aber verfluchte ich ihr Hab und Gut.
4 Ohne jede Hilfe standen ihre Kinder da; iemand verteidigte sie, ls sie vor Gericht verurteilt wurden.
5 Über die Ernte dieser Narren machten sich die Hungrigen her -selbst aus den Dornenhecken rissen sie die Halme herausund stürzten sich gierig auf all ihren Reichtum.
6 Unheil wächst nicht auf dem Acker, nd Mühsal schießt nicht aus der Erde empor.
7 Nein, von Geburt an gehört zum Menschsein die Mühe, o wie zum Feuer die Funken gehören.
8 Ich an deiner Stelle würde mich an Gott wendenund ihm meinen Rechtsfall vortragen.
9 Was Gott tut, ist groß und gewaltig, iemand kann es begreifen; eine Wunder sind unzählbar.
10 Er läßt Regen fallen, nd die Felder werden reich getränkt.
11 Wer klein und unbedeutend ist, den macht er groß; ie Trauernden können sich wieder freuen, eil er sie rettet.
12 Die Pläne verschlagener Menschen vereitelt er, o daß ihnen gar nichts gelingt.
13 Er fängt die Klugen mit ihrer eigenen Klugheit, nd ihre Machenschaften durchkreuzt er.
14 Am hellichten Tage tappen sie umher, ls wäre es stockdunkle Nacht.
15 Gott hilft dem Armen aus der Gewalt der Mächtigenund rettet ihn vor ihren mörderischen Plänen.
16 Er gibt den Armen wieder Hoffnungund bringt die Ungerechtigkeit zum Schweigen.
17
18 Er schlägt dich zwar, doch er heilt auch wieder; r verbindet alle Wunden, die er dir zufügt.
19 Bricht ein Unglück herein, so wird er dich retten; edesmal bleibst du vom Untergang verschont.
20 In der Hungersnot erhält er dich am Leben, nd im Krieg bewahrt er dich vor gewaltsamem Tod.
21 Er beschützt dich vor übler Nachrede, ie wie Peitschenhiebe verletzt. u mußt nicht befürchten, aß dein Besitz verwüstet wird.
22 Verderben und Hungersnot lachst du aus, nd vor den wilden Tieren hier im Lande hast du keine Angst.
23 Niemand wird Steine auf deinen Acker werfen,{Wörtlich: Dein Bund wird sein mit den Steinen auf dem Feld.} und die wilden Tiere werden dich nicht angreifen.
24 In Ruhe und Frieden kannst du in deinem Haus leben, nd schaust du nach deinem Hab und Gut, fehlt nichts.
25 Kinder und Enkel wirst du sehen, o zahlreich wie die Blumen auf dem Feld.
26 Du bleibst rüstig bis ins hohe Alter, nd wenn du einst begraben wirst, gleichst du dem Korn, as erst in voller Reifegeerntet wird.
27
1 Da antwortete Hiob:
2
3 Es wiegt schwerer als der Sand am Meer, nd deshalb sind meine Worte so unbeherrscht.
4 Der Allmächtige hat mich mit seinen Pfeilen durchbohrt, ief dringt ihr Gift in mich ein{Wörtlich: mein Geist trinkt ihr Gift.} . ott hat mich mit seinen Schrecken eingekesselt.
5 Kein Wildesel schreit, wenn er Gras hat; n der vollen Futterkrippe brüllt kein Stier.
6 Doch welcher Mensch mag ungesalzene Speise, er schlürft schon gerne rohes Eiweiß?
7 Ich sträube mich, es anzurühren, enn solche Nahrung macht mich krank!
8
9 Ich wünsche mir nur eins: aß er mich zermalmt und mir das Lebenslicht ausbläst!
10 Denn einen Trost hätte ich auch dann noch, rund zum Jubeln trotz schrecklicher Schmerzen:Was der heilige Gott geboten hat, aran habe ich mich immer gehalten!
11 Aber meine Kraft reicht nicht aus, m noch länger zu hoffen! uf welches gute Ende soll ich geduldig warten?
12 Bin ich denn hart und unverwundbar wie ein Stein? st mein Körper kraftvoll, wie aus Erz gegossen?
13 Ich bin völlig hilflosund weiß nicht mehr aus noch ein!
14
15 Ihr aber enttäuscht michwie die Flüsse in der Wüste, eren Bett vertrocknet, sobald kein Regen mehr fällt.
16 Im Frühjahr treten sie über die Ufer, rübe vom Schmelzwasser, in dem Eisschollen treiben.
17 Aber wenn es heiß wird, ersiegen sie und versickern im Boden.
18 Karawanen müssen vom Weg abweichen, eil sie dort kein Wasser finden . ie steigen hinauf in die Wüste und gehen elend zugrunde.
19 Die Karawanen von Tema spähen nach den Wasserstellen, ie Händler von Saba sind auf sie angewiesen,
20 doch ihre Hoffnung wird bitter enttäuscht: ie kommen dorthin - das Flußbett ist leer!
21 Und ihr? Ihr seid genau wie diese Flüsse: rostlos und leer. Ihr helft mir nicht! hr seht mein furchtbares Schicksalund weicht entsetzt zurück!
22 Wieso denn? Habe ich euch je gesagt: 'Schenkt mir etwas! ahlt ein Bestechungsgeld für mich aus euren Taschen,
23 und rettet mich vor dem Erpresser, us seinen Klauen kauft mich frei! ?
24 Gebt mir eine klare Antwort, nd weist mir nach, wo ich im Irrtum bin, ann will ich gerne schweigen!
25 Nur wer die Wahrheit sagt, überzeugt mich -eure Vorwürfe beweisen nichts!
26 Wollt ihr meine Worte tadeln, eil sie so verzweifelt klingen? as ich sage, verhallt ungehört im Wind!
27 Ihr würdet selbst ein Waisenkind verkaufenund euren besten Freund verhökern!
28 Bitte, seht mich an! o wahr ich hier sitze: ch sage euch die volle Wahrheit!
29 Ihr tut mir Unrecht! ört endlich auf damit, enn immer noch bin ich im Recht!
30 Rede ich vermessen? Nie und nimmer! ch kann doch Recht und Unrecht unterscheiden!"
1
2 Ein Landarbeiter sehnt sichnach dem kühlen Schatten am Abend;er wartet darauf, daß ihm sein Lohn bezahlt wird.
3 Und was ist mein Lohn? onate, die sinnlos dahinfliegen, nd kummervolle Nächte!
4 Wenn ich mich schlafen lege, enke ich: 'Wann kann ich endlich wieder aufstehen? Die Nacht zieht sich in die Länge, ch wälze mich schlaflos hin und her bis zum Morgen.
5 Mein Körper ist von Würmernund von dreckigem Schorf bedeckt. eine Haut platzt auf und eitert.
6 Schneller als ein Weberschiffchen sausen meine Tage dahin, ie schwinden ohne jede Hoffnung.
7 O Gott, bedenke, daß mein Leben nur ein Hauch ist! ein Glück ist dahin; es kommt nie wieder.
8 Noch siehst du mich, doch nicht mehr lange, nd wenn du mich dann suchst, bin ich nicht mehr da.
9 Wie eine Wolke, die vorüberzieht, o ist ein Mensch, der stirbt: om Ort der Toten kehrt er nie zurück, ort, wo er einmal wohnte, ist er bald vergessen.
10
11
12 O Gott, warum läßt du mich so scharf bewachen? in ich denn das Meer oder ein Meeresungeheuer?
13 Wenn ich dachte: 'Ich will im Schlaf Ruhe findenund mein Elend vergessen', ann hast du mich bis in die Träume verfolgtund mir durch Visionen Angst eingejagt.
14
15 Am liebsten würde ich erhängt! ieber sterben, als noch länger in diesem elenden Körper leben!
16 Ich gebe auf! So will ich nicht mehr weiterleben! aß mich in Ruhe, denn mein Leben hat keinen Sinn mehr!
17 Gott, warum nimmst du einen Menschen so ernst? arum beachtest du ihn überhaupt?
18 Jeden Morgen verlangst du Rechenschaft von ihm; u beobachtest ihn jeden Augenblick.
19 Wie lange schaust du mich noch prüfend an? u läßt mich keinen Augenblick in Ruhe!
20 Du Menschenwächter - hat dich meine Sünde denn verletzt? arum machst du mich zu deiner Zielscheibe? in ich dir zur Last geworden?
21 Warum vergibst du mir mein Unrecht nicht? annst du keine Sünde übersehen? enn bald liege ich unter der Erde, nd wenn du mich dann suchst, bin ich nicht mehr da."
1 Da entgegnete Bildad aus Schuach:
2
3 Verdreht Gott, der Allmächtige, etwa das Recht? einst du, daß er sein Urteil jemals widerruft?
4 Deine Kinder müssen gegen ihn gesündigt haben, arum hat er sie verstoßen und bestraft; ie haben bekommen, was sie verdienten.
5 Du aber solltest unermüdlich nach Gott suchenund zum Allmächtigen um Gnade flehen.
6 Wenn du aufrichtig und ehrlich bist, ann wird er sich noch heute um dich kümmernund Haus und Hof dir wiedergeben, wie du es verdienst.
7 Was du früher besessen hast, ird dir gering erscheinen verglichen mit dem, as Gott dir schenken wird!
8
9 Denn unser Leben währt nur kurze Zeit. ir wissen gar nichts; ie ein Schatten huschen unsere Tage vorüber.
10 Aber die Alten können dichaus ihrer reichen Erfahrung belehren. ie sagten:
11 'Die Papyrusstaude steht nur dort, o Sumpf ist, nd ohne Wasser wächst kein Schilf.
12 Noch ehe es emporwächst, he man es schneiden kann, st es schon verdorrt!
13 Genauso geht es dem, der Gott vergißt; er ihm die Treue bricht, hat keine Hoffnung mehr.
14 Worauf er sich stützte, das zerbricht, nd seine Sicherheit zerreißt wie ein Spinnennetz.
15 In seinem Haus fühlt er sich sicher, ber es bleibt nicht bestehen; r klammert sich daran, findet aber keinen Halt.
16 Zuerst wächst er auf wie eine Pflanze: oller Saft steht sie im Sonnenschein, nd ihre Triebe breiten sich im Garten aus.
17 Die Wurzeln verzweigen sich über die Steineund finden einen Weg durch jede Ritze.
18 Doch ist die Pflanze mitsamt den Wurzeln einmal ausgerissen, eiß keiner mehr, wo sie gestanden hat.
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20 Vergiß es nicht: ott läßt einen Unschuldigen niemals fallen, nd einen Bösen unterstützt er nicht!
21 Er wird dich wieder lachen lassenund dir Grund zum Jubel geben,
22 aber deine Feinde werden mit Schimpf und Schande überhäuft, nd ihr Haus wird vom Erdboden verschwinden!"
1 Hiob erwiderte:
2
3 Wenn er dich vor Gericht zieht und Anklage erhebt, eißt du auf tausend Fragen keine Antwort.
4 Gott ist weise, stark und mächtig! er hat sich je erfolgreich gegen ihn gestellt?
5 Ohne Vorwarnung verrückt er Berge, nd wenn er zornig wird, zerstört er sie.
6 Er läßt die Erde zittern und beben, o daß ihre Säulen schwanken.
7 Er spricht nur ein Wort -schon verfinstert sich die Sonne, ie Sterne dürfen nicht mehr leuchten.
8 Er allein hat den Himmel ausgebreitet, st über die Wogen der Meere geschritten.
9 Den großen Wagen hat er geschaffen, en Orion, das Siebengestirnund auch die Sternbilder des Südens.
10 Er vollbringt gewaltige Taten; nzählbar sind seine Wunder, ein Mensch kann sie begreifen!
11
12 Niemand kann ihn hindern, enn er einen Menschen aus dem Leben reißt. er wagt es, ihn zu fragen: Halt! Was tust du da? ?
13 Gott läßt seinem Zorn freien Lauf; r unterwarf sich seine Feinde, ie dem Meeresungeheuer{Wörtlich: Rahab.} halfen, ls es sich ihm widersetzte.
14 Und ich? Was kann ich denn erwidern, it welchen Worten ihm entgegentreten?
15 Auch wenn ich schuldlos wäre, önnte ich ihm nichts entgegnen, ein, ich müßte ihn als meinen Richter noch um Gnade anflehen!
16 Selbst wenn ich darauf drängte, aß er mir endlich eine Antwort gibt, ürde er mich kaum beachten.
17 Im Gegenteil: Er würde im Orkan mich packenund grundlos meine Qual vermehren.
18 Er gönnt mir keine Atempauseund sättigt mich mit Bitterkeit.
19 Wollte ich meine Kraft mit ihm messen -er ist der Stärkere! ber es geht ums Recht! arum lädt er mich nicht vor, amit ich mich verteidigen kann?
20 Selbst wenn ich recht hätte, ürde Gott mich zum Geständnis zwingen; ch müßte mich vor ihm für schuldig erklären, uch wenn ich schuldlos wäre.
21 Ja, ich bin unschuldig! ber es ist mir völlig gleichgültig, o sehr hasse ich mein Leben!
22 Es ist alles einerlei; deshalb sage ich:Egal, ob du gottlos bist oder fromm -er bringt dich doch um!
23 Und wenn sein Schlag plötzlich Unschuldige trifft, ann spottet er noch über ihren Schmerz!
24 Fällt ein Land Tyrannen in die Händeund werden alle Richter blind für das Recht, o hat Gott das getan! Wenn nicht er - wer sonst?
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26 Sie gleiten dahin, eschwind wie ein Boot, liegen rascher als ein Adler, er sich auf die Beute stürzt.
27 Wenn ich mir sage: Jetzt will ich mein Klagen vergessen, ill glücklich sein und mich freuen,
28 dann packt mich doch die Angst, aß meine Schmerzen wiederkommen. Gott, ich weiß es: Du hältst mich für schuldig!
29 Ich bin ja schon verurteilt -wozu soll ich mich noch abmühen?
30 Wenn ich meine Hände mit Schneewasser wüscheoder mit Lauge reinigte, als Zeichen meiner Unschuld,
31 dann würdest du mich doch in eine Jauchegrube tauchen, aß sich selbst meine Kleider vor mir ekelten!
32
33 Aber es gibt keinen, der zwischen dir und mir entscheidetund für Recht sorgt{Wörtlich: der seine Hand auf uns beide legt. - Wahrscheinlich eine symbolische Handlung, mit der ein Schiedsspruch verkündet wurde.} .
34 Hör auf, mich zu bestrafen! alte deine Schrecken von mir fern!
35 Dann kann ich endlich frei und furchtlos reden, enn ich bin mir keiner Schuld bewußt!"
1
2 Gott, stell mich nicht als schuldig hin! rklär mir doch, warum du mich anklagst!
3 Gefällt es dir, daß du mich unterdrückst? arum verachtest du mich, en du selbst so kunstvoll gebildet hast? ie Pläne gewissenloser Menschen aber führst du zum Erfolg.
4 Hast du denn Menschenaugen? iehst du die Dinge nur von außen so wie wir?
5 Sind deine Lebenstage auch begrenzt, eine Jahre rasch vergangen so wie unsere?
6 Warum suchst du dann nach meiner Schuldund hast es eilig, jede Sünde aufzuspüren?
7 Du weißt doch genau, daß ich unschuldig binund daß es keinen gibt, der mich aus deiner Hand befreit.
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9 Bedenke doch, daß du mich wie Ton gestaltet hast! äßt du mich jetzt wieder zu Staub zerfallen?
10 Dir verdanke ich mein Leben: aß mein Vater mich zeugteund ich im Mutterleib Gestalt annahm.{Wörtlich: Hast du mich nicht wie Milch ausgegossen und wie Käse gerinnen lassen?}
11 Mit Knochen und Sehnen hast du mich durchwoben, it Muskeln und Haut mich bekleidet.
12 Ja, du hast mir das Leben geschenktund mir deine Güte erwiesen; eine Fürsorge hat mich stets bewahrt.
13 Aber tief in deinem Herzen denkst du anders; n Wirklichkeit hast du dies beschlossen:
14 Auf jedes Vergehen willst du mich festnagelnund mich von meiner Schuld nicht mehr freisprechen.
15 Habe ich mich schuldig gemacht, ann bin ich verloren! och auch wenn ich im Recht bin, ann ich nicht zuversichtlich sein, enn man überhäuft mich mit Schande, nd mein Elend steht mir ständig vor Augen.
16 Will ich mich behaupten, jagst du mich wie ein Löweund richtest mich wieder schrecklich zu.
17 Einen Zeugen nach dem anderen läßt du gegen mich auftreten, ein Zorn wird nur noch größer, uf immer neue Art greifst du mich an.
18
19 Vom Mutterleib direkt ins Grab! ch wäre wie einer, den es nie gegeben hat.
20 Wie kurz ist mein Leben! Schon fast vergangen! aß mich jetzt in Frieden, damit ich noch ein wenig Freude habe!
21 Bald muß ich gehen und komme nie mehr wieder. ch gehe in ein Land, wo alles schwarz und düster ist,
22 ins Land der Dunkelheit und tiefen Nacht, in Land, in dem es keine Ordnungen mehr gibt, o selbst das Licht nur schwarz ist wie die Nacht."
1 Darauf erwiderte Zofar aus Naama:
2
3 Meinst du etwa, dein leeres Gerede verschlägt uns die Sprache? illst du weiter spotten, hne daß dich jemand zurechtweist?
4 Du sagst zu Gott: Meine Urteile sind völlig richtig! n deinen Augen bin ich rein!
5
6 und dir zeigt, ie unendlich tief seine Weisheit ist! ie hat so viele Seiten! ein Mensch kann sie begreifen! laub mir: ott sieht über viele deiner Sünden hinweg!
7 Kannst du die Geheimnisse Gottes erforschenund die Vollkommenheit des Allmächtigen erfassen?
8 Der Himmel oben setzt Gott keine Grenze - dir aber allemal ! ott kennt die Welt der Toten unten in der Tiefe - du aber nicht!
9 Seine Größe überragt die Erdeund reicht weiter als das Meer!
10 Wenn er kommt, ich gefangennimmt und dann Gericht hält -wer kann ihn daran hindern?
11 Nichtsnutzige Menschen kennt er ganz genau; r sieht ihr böses Treiben, uch wenn sie ihn nicht beachten.
12 Ein Hohlkopf kommt nicht zur Vernunft, enausowenig wie ein Wildesel als Mensch geboren wird.
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14 Mach deinen Fehler wieder gut, nd laß in deinen Zelten kein neues Unrecht geschehen!
15 Dann kannst du jedem wieder offen ins Gesicht sehen, nerschütterlich und furchtlos stehst du im Leben deinen Mann!
16 Bald schon wird all dein Leid vergessen seinwie Wasser, das versickert ist.
17 Dann kann dein Leben noch einmal beginnenund leuchten wie die Mittagssonne, uch die dunkelsten Stunden werden strahlen wie der lichte Morgen.
18 Dann hast du endlich wieder Hoffnungund kannst zuversichtlich sein. bends siehst du noch einmal nach dem Rechtenund legst dich dann in Frieden schlafen.
19 Kein Feind schreckt dich auf - im Gegenteil: iele werden sich um deine Gunst bemühen.
20 Aber alle, die Gott mißachten, chauen sich vergeblich nach Hilfe um; ie haben keine Zuflucht mehr! hnen bleibt nur noch der letzte Atemzug."
1 Darauf entgegnete Hiob:
2
3 Auch ich habe Verstand, genauso wie ihr; ch stehe euch in nichts nach. as ihr sagt, weiß doch jeder!
4 Aber jetzt lachen sogar meine Freunde mich aus,obwohl ich unschuldig binund keiner mir etwas Schlechtes nachsagen kann. rüher hat Gott meine Gebete erhört. r gab mir Antwort, wenn ich zu ihm rief.
5 Alle, die in Sicherheit leben, behaupten: Wen das Unglück trifft, den darf man verachten; as fallen will, das soll man ruhig noch stoßen!
6 Die Gewalttätigen bleiben unbehelligt. ie fordern Gott herausund leben doch sicher und ungestört. as Schwert in ihrer Faust - das ist ihr Gott!
7
8 Frag nur die Erde und die Fische im Meer; ör, was sie dir sagen!
9 Wer von diesen allen wüßte nicht, aß der Herr sie mit seiner Hand geschaffen hat?
10 Alle Lebewesen hält er in der Hand, en Menschen gibt er ihren Atem.
11 Soll nicht mein Ohr eure Worte prüfen, o wie mein Gaumen das Essen kostet?
12 Man sagt, Weisheit sei bei den Alten zu findenund ein langes Leben bringe Erfahrung.
13 Doch Gott allein besitzt Weisheit und Kraft, ie wird er ratlos; er weiß, was er tun soll.
14 Was er abreißt, wird nie wieder aufgebaut, nd wenn er einen Menschen einschließt, ann keiner ihn befreien.
15 Hält er den Regen zurück, ann wird das Land von Dürre geplagt; äßt er die Wasserfluten los, ann wühlen sie es um.
16 Er allein besitzt Macht! as er sich vornimmt, das gelingt. ott hat beide in der Hand: en, der sich irrt, nd den, der andere irreführt.
17 Königliche Ratgeber nimmt er gefangen; rfahrene Richter macht er zu Narren.
18 Gefangene eines Königs befreit er, och den König selbst legt er in Fesseln.
19 Er führt die Priester weg mit Schimpf und Schandeund vertreibt alteingesessene Familien.
20 Berühmten Rednern entzieht er das Wort, en Alten nimmt er die Urteilskraft.
21 Fürsten gibt er der Verachtung preis, nd die Mächtigen macht er schwach.
22 Die Dunkelheit überflutet er mit Licht, a, die tiefsten Geheimnisse deckt er auf.
23 Er läßt Völker mächtig werdenund richtet sie wieder zugrunde; r macht ein Volk groß und vertreibt es wieder.
24 Ihren Königen nimmt er den Verstandund führt sie hoffnungslos in die Irre.
25 Im Dunkeln tappen sie umherund torkeln wie Betrunkene."
1
2 Was ihr wißt, weiß ich auch, ch stehe euch in nichts nach!
3 Aber ich will mit dem Allmächtigen reden, or ihm will ich mich verteidigen.
4 Ihr übertüncht ja die Wahrheit mit euren Lügen! urpfuscher seid ihr allesamt!
5
6 Hört jetzt, was ich zu meiner Verteidigung sage, nd gebt acht, wie ich meinen Fall vortrage!
7 Wollt ihr für Gott lügenund mit falschen Aussagen für ihn eintreten?
8 Wollt ihr Partei für ihn ergreifenund seinen Streit ausfechten?
9 Das kann doch nicht gutgehen! eint ihr, daß er sich täuschen läßt, enn er euch ins Verhör nimmt?
10 Zurechtweisen wird er euch, eil ihr heimlich für ihn Partei ergreift!
11 Sein Erscheinen wird euch zu Tode erschrecken, ie Angst wird euch packen!
12 Eure tiefsinnigen Sprüche sind wertlos wie ein Häufchen Asche! ure Verteidigung zerbröckelt wie Lehm!
13
14 Ich bin bereit, Kopf und Kragen zu riskieren, a, ich setze mein Leben aufs Spiel!
15 Gewiß wird Gott mich töten, ennoch vertraue ich auf ihn, enn ich will mein Leben vor ihm verantworten.
16 Schon das wird meine Rettung sein, denn wer mit Gott gebrochen hat, arf gar nicht erst in seine Nähe kommen!
17 Hört jetzt genau zu, wenn ich meinen Fall klarstelle! chtet auf jedes Wort!
18 Ich habe mich auf die Verhandlung bestens vorbereitetund bin sicher, daß ich recht behalte.
19 Kann mir jemand eine Schuld nachweisen? ann will ich schweigen und auf der Stelle sterben.
20 Aber zuerst habe ich noch zwei Bitten an dich, o Gott; rfülle sie mir, damit ich dir überhaupt begegnen kann:
21 Nimm dieses schmerzhafte Leiden von mirund die schreckliche Angst, mit der du mich plagst!
22 Rede du zuerst, dann werde ich antworten, der laß mich beginnen, und dann antworte du!
23
24 Warum ziehst du dich von mir zurückund betrachtest mich als deinen Feind?
25 Warum verfolgst du mich und jagst mir Schrecken ein? ch bin doch nur ein welkes Blatt, ein dürrer Halm!
26 Ein bitteres Los hast du über mich verhängt; u strafst mich sogar für die Sünden meiner Jugend.
27 Du legst meine Füße in Ketten, eobachtest jede Bewegungund bewachst mich auf Schritt und Tritt{Wörtlich: und ritzt die Sohlen meiner Füße ein.} .
28 So zerfalle ich langsam wie ein Holz, das vermodert, ie ein Kleid, das die Motten fressen."
1
2 Er blüht auf wie eine Blume -und verwelkt; r verschwindet wie ein Schatten -und fort ist er!
3 Und doch verlierst du ihn nicht aus den Augenund stellst ihn vor dein Gericht!
4 Von Geburt an sind wir mit Schuld beladenund bringen nichts Gutes zustande - keiner von uns!{Wörtlich: Wie könnte ein Reiner vom Unreinen kommen? Nicht einer!}
5 Die Jahre eines jeden Menschen sind gezählt; ie Dauer seines Lebens hast du festgelegt. u hast ihm eine Grenze gesetzt, ie er nicht überschreiten kann.
6 So schau jetzt weg von ihm, amit er Ruhe hat und seines Lebens noch froh wird, ie ein Arbeiter am Feierabend!
7
8 Auch wenn seine Wurzeln im Erdreich absterbenund der Stumpf langsam im Boden vertrocknet,
9 erwacht er doch zu neuem Leben, obald er Wasser bekommt. eue Triebe schießen empor wie bei einer jungen Pflanze.
10 Aber wenn ein Mensch gestorben ist, ann ist er dahin. r hat sein Leben ausgehaucht. Wo ist er nun?
11 Wie Wasser, das aus einem See ausläuft, nd wie ein Flußbett, das vertrocknet,
12 so ist der Mensch, wenn er stirbt: r legt sich nieder und steht nie wieder auf. a, die Toten werden niemals erwachen, olange der Himmel besteht! ie wieder werden sie aus ihrem Schlaf erweckt!
13
14 Meinst du, ein Mensch wird wieder lebendig, enn er gestorben ist? -Dort bei den Toten würde ich wartenund die Tage zählen wieein Zwangsarbeiter, is er entlassen wird.
15 Aber dann wirst du mich rufen, und ich werde kommen.Du wirst dich nach mir sehnen, eil du selbst mich geschaffen hast.
16 Meine Wege siehst du auch dann noch, ber meine Sünden hältst du mir nicht mehr vor.
17 Was immer ich begangen habe, st dann vergeben und vergessen, meine Schuld löschst du für immer aus.
18
19 Wasser zermahlt die Steine zu Sand, nd Sturzbäche reißen den Erdboden fort. enauso zerstörst du jede Hoffnung des Menschen.
20 Du überwältigst ihn, zwingst ihn zu Boden; it entstelltem Gesicht liegt er da und stirbt. u schickst ihn fort - er kommt nie wieder.
21 Ob seine Kinder einst berühmt sindoder ob man sie verachtet, r weiß nichts davon. hre Zukunft bleibt ihm völlig verborgen.
22 Er fühlt nur die eigenen Schmerzenund trauert nur über sich selbst."
1 Da antwortete Elifas aus Teman:
2
3 Kein Weiser würde reden so wie du! ie du dich wehrst und zurückschlägst! as ist doch völlig nutzlos! as du sagst, hat keinen Wert!
4 Wenn du so weitermachst, ird niemand mehr Ehrfurcht vor Gott haben, iemand wird sich noch auf ihn besinnen.
5 Hinter vielen Worten willst du deine Schuld verstecken, istig lenkst du von ihr ab!
6 Ich muß dich gar nicht schuldig sprechen -du selbst tust es; edes deiner Worte klagt dich an.
7
8 Kennst du etwa Gottes Pläne, ast du die Weisheit gepachtet?
9 Was weißt du denn, das wir nicht auch schon wüßten; as du begriffen hast, begreifen wir schon längst!
10 Hinter uns stehen alte, weise Männer, ie älter wurden als dein Vater.
11
12 Was erlaubst du dir! u läßt dich vom Ärger mitreißen, us deinen Augen sprüht der Zorn;
13 so ziehst du gegen Gott zu Feldeund klagst ihn erbittert an!
14 Welcher Mensch ist wirklich schuldlos,wer kann vor Gott bestehen?
15 Selbst seinen Engeln vertraut Gott nicht, n seinen Augen ist sogar der Himmel unvollkommen.
16 Wieviel mehr die Menschen: bscheulich und verdorben sind sie, m Unrecht trinken sie sich satt, ls wäre es Wasser!
17
18 es stimmt auch mit den Worten der alten, weisen Männer überein. ie wiederum haben es von ihren Vätern gelernt,
19 denen damals das Land ganz allein gehörte, on jedem fremden Einfluß unberührt{Wörtlich: kein Fremder war unter ihnen umhergezogen.} .
20 Sie sagten: Der Gewalttäter zittert vor Angst, r, der von Gott nichts wissen wollte, at nicht mehr lange zu leben.
21 Schreckensrufe gellen ihm in den Ohren, itten im Frieden wird ihn der Attentäter überfallen.
22 Er glaubt nicht mehr, aß er der Finsternis entkommen wird. as Schwert des Mörders wartet schon auf ihn.
23 Auf der Suche nach Nahrung irrt er umher, ber findet nichts. r weiß, daß bald sein letztes Stündlein schlägt.
24 Ihn packt das Grauen, erzweiflung überfällt ihn wie ein König, er zum Angriff bläst.
25 Denn er hat Gott mit der Faust gedrohtund wagte es, den Allmächtigen zu bekämpfen.
26 Starrköpfig wie er war, annte er gegen Gott anmit seinem runden, dicken Schild.
27 Ja, er fühlte sich stark, urde selbstsicher und überheblich,{Wörtlich: Er hat sein Gesicht mit Fett bedeckt und an den Hüften Fett angesetzt.}
28 aber er wird an verwüsteten Orten hausen, n halbzerfallenen Häusern, n denen es keiner mehr aushält, ie bald nur noch Ruinen sind.
29
30 Der Finsternis wird er nicht entrinnen; r ist wie ein Baum, essen Zweige das Feuer versengt. ott spricht nur ein Wort, nd schon ist er nicht mehr da.
31 Wenn er auf Werte vertraut, ie nicht tragen, etrügt er sich selbst, ur Enttäuschung wird sein Lohn sein.
32 Früher als er denkt, ird Gottes Vergeltung ihn treffen. ann verwelkt er und wird nie wieder grünen.
33 Er gleicht einem Weinstock, er die Trauben verliert, nd einem Ölbaum, er seine Blüten abwirft.
34
35 Sie tragen sich mit bösen Plänen, emeinheiten brüten sie ausund setzen Unheil in die Welt."
1 Hiob erwiderte:
2
3 Hört dein hohles Gerede niemals auf? as reizt dich so, daß du mir ständig widersprechen mußt?
4 Auch ich könnte reden so wie ihr, enn ich an eurer Stelle wäre! ch könnte euch dann schöne Reden haltenund weise mein Haupt schütteln.
5 Mit meinen Worten würde ich euch stärkenund euch mein Beileid aussprechen.
6 Doch wenn ich rede, äßt mein Schmerz nicht nach, nd schweige ich, o wird es auch nicht besser!"
7
8 Du hast mich gepackt -schon das soll meine Schuld beweisen! eine Krankheit tritt als Zeuge gegen mich auf.
9 Gott ist mein Feind geworden, r knirscht mit den Zähnen, erreißt mich im Zornund durchbohrt mich mit seinen Blicken.
10 Auch die Menschen verbünden sich gegen mich. ie reißen ihr Maul gegen mich aufund schlagen mir voller Hohn auf die Wange.
11 Gott hat mich bösen Menschen ausgeliefert; ottlosen bin ich in die Hände gefallen.
12 Ich lebte in Ruhe und Frieden, ber Gott hat mich aufgeschreckt, ich am Genick gepackt und zerschmettert. r hat mich zu seiner Zielscheibe gemacht,
13 seine Pfeile schießen auf mich zu. rbarmungslos durchbohrt er meine Nieren, eine Galle tropft zu Boden.
14 Wunde um Wunde fügt er mir zu, ie ein Soldat rennt er gegen mich an.
15 In Trauerkleidung sitz' ich hier, ein Haupt bis in den Staub gebeugt.
16 Ich habe dunkle Ringe um die Augen, nd mein Gesicht ist rot vom vielen Weinen,
17 obwohl ich kein Unrecht begangen habeund mein Gebet aus reinem Herzen kommt."
18
19 Doch auch jetzt schon hab' ich einen Zeugen hoch im Himmel; er tritt für mich ein!
20 Meine Freunde verspotten mich, arum schaue ich unter Tränen nach Gott aus.
21 Er wird mich freisprechenund mir bei anderen Menschen Recht verschaffen.
22 Nur wenige Jahre hab' ich noch zu leben, is ich den Weg beschreiten muß, on dem es keine Rückkehr gibt."
1
2 Ich muß mit ansehen, ie man mich verspottet; on allen Seiten werde ich bedrängt.
3 O Gott, bürge du selbst für mich! ch habe sonst keinen, der für mich eintritt!
4 Meinen Freunden hast du jede Einsicht verschlossen, arum wirst du sie nicht triumphieren lassen.
5 Sie gleichen jenem Mann im Sprichwort, der sein Vermögen an viele Freunde verteiltund seine eigenen Kinder hungern läßt.
6
7 Schmerz und Trauer haben mich fast blind gemacht; ch bin nur noch ein Schatten meiner selbst.
8 Darüber sind aufrichtige Menschen hell entsetzt; ie, die ein reines Gewissen haben, denken über mich: Wie gottlos muß der sein!
9 Und doch gehen sie ihren geraden Weg unbeirrbar weiter; ie, die schuldlos sind, bekommen neue Kraft.
10 Kommt nur alle wieder her, ihr Freunde, ch finde dennoch keinen Weisen unter euch!
11 Ach, meine Tage sind verflogen, urchkreuzt sind alle Pläne, ie einst mein Herz erfüllten!
12 Meine Freunde erklären meine Nacht zum Tag! Das Licht ist nahe! sagen sie, ährend ich ins Finstere starre!
13 Ich habe nur noch das Grab zu erwarten; n der dunklen Welt der Toten muß ich liegen.
14 Das Grab werde ich bald als 'Vater' begrüßen. ie Verwesung nenn' ich 'meine Mutter, liebe Schwester'.
15
16 O nein, auch sie versinkt mit mir im Tode, emeinsam werden wir zu Staub!"
1 Nun ergriff Bildad aus Schuach wieder das Wort:
2
3 Warum stellst du uns als töricht hin, ältst uns für dumm wie ein Stück Vieh?
4 Du zerfleischst dich selbst in deinem Zorn! oll das Land verwüstet werden,sollen mächtige Felsen einstürzen, ur damit du recht behältst?
5
6 In seinem Zelt wird es dunkel, eine Lampe erlischt.
7 Mit müden Schritten schleppt er sich dahin; eine eigenen Machenschaften bringen ihn zu Fall.
8 Er wird sich im Netz verstricken, n eine überdeckte Grube stürzen.
9 Er tritt in die Falle, und sie schnappt zu. n Schlingen wird er sich verfangen.
10 Versteckt am Boden ist ein Strick für ihn gespannt, uf seinem Weg wartet eine Falle.
11 Angst und Schrecken bedrängen ihn von allen Seiten, ie verfolgen ihn auf Schritt und Tritt.
12 Das Unheil lauert ihm auf, as Unglück wird ihn überfallen.
13 Eine furchtbare Krankheit frißt seine Glieder, ls Bote des Todes zehrt sie ihn aus.
14 Sie entwurzelt ihn aus seiner Heimat, o er sich sicher glaubte, nd treibt ihn zum König aller Schrecken - hin zum Tod.
15 Das Feuer wird in seinem Zelte wüten, nd man wird Schwefel auf sein Grundstück streuen.
16 Seine Wurzeln verdorren im Erdreich, nd seine Zweige sterben ab.
17 Die Erinnerung an ihn wird völlig ausgelöscht, nd bald denkt keiner mehr an ihn im ganzen Land.
18 Man wird ihn aus dem Licht ins Dunkle stoßen, om Erdboden verschwinden lassen.
19 Er wird weder Kind noch Enkel haben in seinem Volk, on seiner Familie wird keiner überleben.
20 Über seinen Unglückstag wird jeder sich entsetzen. n Ost und West packt alle, die es hören, kaltes Grausen.
21 Ja, so sieht das Ende böser Menschen aus! o geht es dem, der Gott den Rücken kehrt!"
1 Da fragte Hiob:
2
3 Wie oft habt ihr mich schon beleidigt! chämt ihr euch nicht, mir so grausam zuzusetzen?
4 Denn wäre ich wirklich vom richtigen Weg abgeirrt, üßte ich die Folgen selbst tragen!
5 Wollt ihr euch etwa über mich erhebenund mir eine Schuld nachweisen?
6 Merkt ihr denn nicht, aß Gott mir Unrecht tutund mich in seinem Netz gefangen hat?
7 Ich schreie: 'Hilfe! , ber niemand hört mich. ch rufe aus Leibeskräften -aber keiner verschafft mir Recht.
8 Gott hat mir den Weg versperrt, ch komme nicht mehr weiter. einen Pfad hat er in tiefe Dunkelheit gehüllt.
9 Ich war angesehen und geachtet, ber er hat meine Krone weggerissen.
10 Zerschmettert hat er mich, bald muß ich gehen; eine Hoffnung riß er aus wie einen Baum.
11 Ja, Gottes Zorn ist gegen mich entbrannt, r behandelt mich als seinen Feind.
12 Vereint sind seine Truppen gegen mich herangerückt, ie haben einen Weg zu mir gebahntund sich rings um mein Zelt aufgestellt.
13 Meine Brüder hat Gott mir entfremdet; ie Verwandten wollen nichts mehr von mir wissen.
14 Meine Nachbarn haben sich zurückgezogen, lte Bekannte kennen mich nicht mehr.
15 Alle, die in meinem Hause Zuflucht fanden, etrachten mich als einen Fremden. eine eigenen Mägde kennen mich nicht mehr!
16 Als ich einen Knecht rufen wollte, ab er keine Antwort. Anflehen mußte ich ihn!
17 Meine Frau erträgt meinen stinkenden Atem nicht mehr; eine eigenen Brüder ekeln sich vor mir!
18 Sogar Kinder lachen und spotten über mich; obald sie mich sehen, fangen sie an zu tuscheln!
19 Meine engsten Freunde verabscheuen mich jetzt; ie, die mir am nächsten standen, lehnen mich ab!
20
21
22 Warum verfolgt ihr mich, wie Gott es tut? abt ihr mich nicht schon genug gequält?{Wörtlich: Werdet ihr von meinem Fleisch nicht gesättigt?}
23 Ach, würden doch meine Worte in einer Inschrift festgehalten, n Stein gemeißelt und mit Blei noch ausgegossen, esbar für alle Zeiten!
24
25
26 Auch wenn meine Haut in Fetzen an mir hängtund mein Leib zerfressen ist, erde ich doch Gott sehen!{Oder: Wenn meine Haut so zerfressen ist, werde ich doch in meinem Leib Gott sehen!}
27 Ja, ihn werde ich anschauen; it eigenen Augen werde ich ihn sehen, ber nicht als Fremden. anach sehne ich mich von ganzem Herzen!
28 Aber wenn ihr sagt: Wir wollen Hiob belauernund etwas finden, das seine Schuld beweist! ,
29 dann fürchtet euch vor dem Schwert, or dem Richterschwert Gottes, er eure Schuld im Zorn bestrafen wird! ann werdet ihr erkennen,daß es einen Richter gibt!"
1 Nun fiel ihm Zofar aus Naama ins Wort:
2 "Jetzt muß ich dir etwas sagen, Hiob! ch kann nicht länger warten!
3 Dein Gerede beleidigt mich, och ich bin klug genug, ir die passende Antwort zu geben!
4
5
6 Steigt er auch in seinem Stolz bis in den Himmel aufund reicht er mit dem Kopf bis an die Wolken,
7 wird er doch für immer vergehen, enauso wie sein eigener Kot. er diesen Menschen kannte, wird sich fragen: Wo ist er nur geblieben?
8 Er wird spurlos verschwinden wie ein Traum, erfliegen wie ein flüchtiger Gedanke; o er wohnte, wird ihn keiner mehr erblicken.
9
10 Seine Söhne werden bei den Armen betteln gehen, eil er sein Hab und Gut zurückerstatten mußte.
11 Noch strotzt er vor Kraft, och bald wird er im Staube liegen.
12 Böses tun ist ihm ein Vergnügen, ein Leckerbissen, en er sich auf der Zunge zergehen läßt, en er lange im Mund behält, m den Geschmack nicht zu verlieren.
13
14 Doch sobald er ihn verzehrt hat, ird der Leckerbissen zu Schlangengift.
15 Das unrechte Gut, das er verschlingt, uß er wieder erbrechen, weil Gott ihn dazu zwingt!
16 Was er so gierig in sich aufsaugt, tellt sich als Schlangengift heraus; in Biß der Viper bringt ihn um.
17 Er wird nicht im Überfluß leben; tröme von Milch und Honig fließen nicht für ihn.
18 Was er sich mühevoll erworben hat, uß er zurückgeben; r darf es nicht genießen, n seinem großen Gewinn kann er sich niemals freuen.
19 Denn er unterdrückt und beraubt die Armen; äuser, die er selbst nicht baute, reißt er an sich.
20 Seine Habgier, sie kennt keine Grenzen, och mit seinen Schätzen wird er nicht entkommen!
21 Nichts ist seiner Freßgier je entgangen, och wird sein Wohlstand nur von kurzer Dauer sein.
22 Auf der Höhe seiner Macht wird ihm angst und bange, as Unglück trifft ihn mit voller Wucht.
23 Soll er sich doch den Bauch vollschlagen! rgendwann kommt Gottes Zorn auf ihn herab; r läßt seine Schläge auf ihn niederregnen.
24 Wenn er dann um sein Leben läuft, eil er dem Schwert entkommen will, ird ihn einer mit dem Bogen niederschießen.
25 Der Bogenschütze zielt auf ihn und schießt: in Pfeil durchbohrt sein Herzund tritt am Rücken wieder aus; o stirbt er, voller Angst.
26 Seine angehäuften Schätze hat Gott fürs Unglück aufbewahrt; in Feuer wird sie verzehren, as nicht von Menschenhand entzündet wurde. nd wer in seinem Zelt noch überlebt, em wird es schlecht ergehen.
27 Der Himmel wird seine ganze Schuld enthüllenund die Erde gegen ihn als Zeuge auftreten.
28 Was er im Laufe seines Lebens erworben hat, ird in nichts zerrinnen, enn Gott in seinem Zorn Gericht hält.
29
1 Da erwiderte Hiob:
2
3 Ertragt mich, wenn ich rede, nd spottet hinterher weiter, wenn ihr wollt!
4 Ich trage doch meine Klage nicht einem sterblichen Menschen vor, arum habe ich allen Grund, ungeduldig zu sein!
5 Seht mich an! Läßt euch dieser Anblick kalt? erschlägt es euch da nicht die Sprache?
6 Ich bin bis ins Innerste aufgewühlt, ch zittere am ganzen Körper, enn ich über dieser Frage grüble:
7 Warum bleiben die Gottlosen am Leben, erden alt und immer mächtiger?
8 Ihre Kinder wachsen heran, nd auch ihre Enkel haben sie ständig um sich.
9 Gott hält jedes Unglück von ihren Häusern fern; o leben sie in Frieden, ohne Angst.
10 Ihr Stier deckt die Kühe auf der Weide, nd diese kalben ohne Fehlgeburt.
11 Ihre Kinder spielen draußen; ie springen herum wie die Lämmer, ie Jüngsten tanzen fröhlich umher.
12 Man singt zu Tamburin und Lauteund feiert beim Klang der Flöte.
13 Sie verbringen ihre Jahre glücklich und zufriedenund sterben einen sanften Tod.
14
15 Wer ist schon Gott, daß ich ihm dienen sollte, as bringt es mir, wenn ich zu ihm bete? -
16 Und doch: Ihr Glück liegt nicht in ihrer Hand. on ihren üblen Reden halte ich mich fern! -
17
18 Wann endlich sind sie wie dürres Laub im Wind, ie ein Strohhalm, den der Sturm wegwirbelt?
19
20 Mit eigenen Augen sollen Übeltäter ihr Verderben sehen, om Zorn des Höchsten bis zur bitteren Neige kosten!
21 Denn was kümmert sie das Schicksal ihrer Kinder, enn ihr eigenes Leben abgelaufen ist?
22 Gott richtet selbst die höchsten Engel . er unter uns will ihn da noch belehren?
23
24 Seine Melkeimer flossen stets über von frischer Milch; r selbst war gesund und wohlgenährt.
25 Der andere stirbt einsam und verbittert, r hat sein Leben lang nicht eine Spur von Glück gesehen.
26 Nun liegen sie beide unter der Erde, erden beide von Würmern zerfressen!
27
28 Ihr sagt: 'Wo ist es geblieben, das Haus des Tyrannen? on der Bleibe der Gottlosen ist nichts mehr zu sehen!
29 Doch habt ihr noch nie mit Reisenden gesprochen, ie weit herumgekommen sind, nd noch nie gehört, was sie erzählten:
30 daß der Böse verschont wird, enn Gott in seinem Zorn Gericht hält? r kommt mit heiler Haut davon!
31 Wer sagt ihm ins Gesicht, was er getan hat? er bestraft ihn, wie er es verdient? Keiner!
32 Nach seinem Tod wird er mit allen Ehren beigesetzt; n seinem Grab hält man noch Ehrenwache!
33 Unübersehbar ist sein Leichenzug, er ihn zur letzten Ruh' geleitet, nd Heimaterde deckt ihn freundlich zu.
34
1 Ein drittes Mal ergriff Elifas aus Teman das Wort:
2
3 Machst du Gott damit eine Freude, aß du dir nichts zuschulden kommen läßt? ringt es ihm Gewinn, wenn du ein tadelloses Leben führst?
4 Nicht wegen deiner Frömmigkeitgeht Gott mit dir ins Gerichtund zieht dich jetzt zur Rechenschaft,
5 nein, wegen deiner großen Bosheit! ang ist die Liste deiner Schuld!
6
7 Dem Durstigen hast du kein Wasser gegebenund dem Hungrigen das Brot verweigert.
8 Dabei bist du mächtig und angesehen; ir gehört das Land, in dem du wohnst!
9 Witwen hast du mit leeren Händen weggeschicktund den Waisenkindern ihre Bitten abgeschlagen.
10
11 Deshalb ist es jetzt so dunkel um dich her, aß du keine Handbreit sehen kannst, eshalb überrollt dich jetzt die Wasserflut!
12 Schau dir die Sterne an dort oben -Gott ist noch viel erhabener, r überragt den Himmel!
13 Darum sagst du auch: Was weiß er schon? ann uns Gott gerecht beurteilen, enn dunkle Wolken ihm den Blick versperren? n tiefer Dunkelheit verbirgt er sich, r sieht uns nicht; ern am Rand des Weltalls wohnt er!
14
15
16 Vorzeitig wurden sie aus dem Leben gerissen, hre Häuser wurden fortgespült von einer Flut.
17 Sie wagten es, zu Gott zu sagen: Geh mir aus dem Weg! und: 'Was kann uns der Allmächtige schon tun?
18 Dabei war er es doch, er in seiner Güte sie zu Wohlstand brachte! -Doch ich will mich hüten, so wie sie zu reden! -
19 Gute und gerechte Menschen werden lachenund sich freuen, wenn sie ihren Untergang sehen!
20 'Jetzt ist unser Feind vernichtet', jubeln sie, und sein Besitz wurde ein Raub der Flammen!
21
22 Gib wieder acht auf das, was er dir sagt, nd nimm dir seine Worte zu Herzen!
23 Wenn du zu Gott, dem Allmächtigen, umkehrst, ird er dich aufrichten. ach alles Unrecht wieder gut, as du zu Hause begangen hast!
24 Wirf dein kostbares Gold weg, ersenk es irgendwo im Fluß!
25 Dann ist Gott selbst dein kostbarer Schatz, ann bedeutet er dir mehr als alles Gold und Silber.
26 Er wird die Quelle deiner Freude sein, nd du kannst wieder zu ihm aufschauen.
27 Wenn du zu ihm betest, wird er dich erhören; nd du wirst erfüllen, as du ihm in der Not versprochen hast.
28 Deine Pläne werden gelingen; ell strahlt das Licht über allen deinen Wegen!
29 Wenn andere am Boden liegen und du betest: 'Herr, stärke sie wieder! , ann wird Gott die Niedergeschlagenen aufrichten.
30 Sogar einen schuldbeladenen Menschen wird Gott retten, eil du mit reinem Herzen für ihn gebetet hast!"
1 Hiob sagte:
2 "Auch heute muß ich bitter klagen, chwer lastet Gottes Hand auf mir, ch kann nur noch stöhnen!
3 Wenn ich doch wüßte, wo ich ihn finden könnteund wie ich zu seinem Thron gelange!
4 Ich würde ihm meinen Fall darlegenund alle Gründe nennen, die zu meinen Gunsten sprechen!
5 Ich wollte wissen, was er mir zur Antwort gibt, nd verstehen, was er mir dann sagt.
6 Würde er wohl alle Kraft aufbieten, m mit mir zu streiten? ein! Er würde mir Beachtung schenken!
7 So könnte ich meine Unschuld beweisen, nd Gott würde mich endgültig freisprechen.
8
9 Wirkt er im Norden, der wendet er sich zum Süden hin, ehe ich doch keine Spur von ihm; irgends ist er zu erblicken!
10
11 Unbeirrbar bin ich dem Weg gefolgt, en er mir zeigte, niemals bin ich von ihm abgeirrt.
12 Ich habe seine Gebote nicht übertreten; eine Befehle zu beachten war mir wichtigerals das tägliche Brot.
13 Aber Gott allein ist der Herr. as er sich vornimmt, das tut er auch, nd niemand bringt ihn davon ab.
14 So wird er ausführen, as er über mich beschlossen hat; nd dieser Plan ist nur einer von vielen, die er bereithält.
15
16 Ja, Gott hat mir jeden Mut genommen; er Allmächtige versetzt mich in Angst und Schrecken!
17 Doch die Dunkelheit bringt mich nicht zum Schweigen, iese tiefe Finsternis, die mich jetzt bedeckt."
1
2 Mächtige verrücken die Grenzsteineund erweitern so ihr Land; ie rauben Herden und treiben sie auf die eigene Weide.
3 Den Esel eines Waisenkindes führen sie wegund nehmen einer Witwe den Ochsen als Pfand.
4 Sie drängen die armen Leute beiseite; ie Hilflosen müssen sich verstecken,
5 müssen draußen in der Steppe leben wie die Wildesel; ort suchen sie nach etwas Eßbarem für ihre Kinder.
6 Auf den Feldern sammeln sie das Futter, nd im Weinberg ihrer Unterdrücker halten sie Nachlese.
7 Ohne Kleidung verbringen sie draußen die Nacht; ichts deckt sie in der Kälte zu.
8 Der Regen im Bergland durchnäßt sie völlig; ie kauern sich an Felsen, eil sie sonst keinen Unterschlupf finden.
9
10 Ohne Kleidung laufen sie herum, ie arbeiten in der Getreideernte und hungern dabei!
11 In den Olivenhainen pressen sie das Öl, m Weinberg treten sie die Kelter -und leiden doch Durst!
12 In der Stadt stöhnen die Sterbenden. enschen werden umgebracht, laut schreien sie um Hilfe, och Gott zieht die Mörder nicht zur Rechenschaft!
13 Sie sind Feinde des Lichts. as hell und wahr ist, das kennen sie nicht; ein, sie gehen ihm beharrlich aus dem Weg.
14 Nach Einbruch der Dunkelheit zieht der Mörder los, r bringt den Armen und Wehrlosen um.
15 Der Ehebrecher wünscht sich die Dämmerung herbei. Mich sieht keiner! denkt erund verhüllt sein Gesicht.
16 Ja, nachts brechen sie in die Häuser ein, ber tagsüber halten sie sich versteckt. ie alle scheuen das Licht.
17 Tiefe Dunkelheit - das ist ihr Morgenlicht! it den Schrecken der Nacht sind sie bestens vertraut."
18 Sonne und Wärme lassen den Schnee im Nu verschwinden, enauso reißt der Tod jeden Sünder plötzlich aus dem Leben.
19 Dann laben sich die Würmer an ihm; ogar von seiner Mutter wird er vergessen.{Wörtlich: der Mutterschoß vergißt ihn.} Nie mehr wird jemand an ihn denken, er Schuldige wird zerbrochen wie trockenes Holz.
20 Er hat die kinderlose Frau ausgebeutet, er Witwe hat er nichts Gutes getan.
21
22 Mag sein, daß er sie in Ruhe läßtund sie sich in Sicherheit wiegen -er überwacht doch unablässig ihre Wege.
23 Nur für kurze Zeit stehen sie auf der Höhe ihrer Macht, ann ist es vorbei mit ihnen. ie die Ähren werden sie gepackt und abgeschnitten.
24 Ja, so ist es! einer kann mich Lügen strafenund niemand meine Worte widerlegen!"
1 Darauf antwortete Bildad aus Schuach:
2
3 Niemand zählt die Engelscharen, die ihm dienen; einen Ort gibt es, über dem sein Licht nicht scheint!
4 Wie kann da ein Mensch gegenüber Gott im Recht sein? teht ein Sterblicher vor ihm vollkommen da?
5 Wenn in Gottes Augen nicht einmal der Mond hell scheintund dem Sternenlicht die Klarheit fehlt,
6 wie sollte da ein Mensch vor ihm bestehen können -diese Made, dieser Wurm!"
1 Darauf entgegnete Hiob:
2
3 Wie hast du mich so gut beraten, ich, dem jede Weisheit fehlt! elche Einsicht hast du mir vermittelt, tief und umfangreich!
4 Mit wessen Hilfe hast du so geredet? er hat dir diese Worte eingegeben?{Wörtlich: Wessen Geist ging aus von dir?} "
5
6 Die Welt der Toten -nackt und bloß liegt sie vor Gott. er tiefe Abgrund kann sich nicht verhüllen.
7 Gott spannte den Himmel aus über dem leeren Raum; ie Erde hängte er auf im Nichts.
8 Er füllt die Wolken mit Wasser, nd doch reißen sie nicht unter ihrer Last.
9 Er verhüllt seinen Thron, ndem er die Wolken davor ausbreitet.
10 Er spannte den Horizont wie einen Bogen über dem Meer, ls Grenze zwischen Licht und Dunkelheit.
11 Wenn er die Säulen des Himmels bedroht, ann zittern und schwanken sie vor Furcht.
12 In seiner Kraft ließ er die Wellen des Meeres tosen, nd in seiner Klugheit zerschmetterte er das Ungeheuer im Meer .
13 Durch seinen Hauch wurde der Himmel wieder klar. igenhändig durchbohrte er den fliehenden Drachen.
14 Das alles sind nur kleine Fingerzeige, in leises Flüstern, das wir von ihm hören! ie Donnersprache seiner Allmacht aber -wer kann sie begreifen?"
1 Hiob fuhr fort:
2
3 Solange er mir den Atem gibt, olange ich noch Leben in mir spüre,
4 werde ich nie die Unwahrheit sagen, ein betrügerisches Wort soll über meine Lippen kommen!
5 Verflucht will ich sein, enn ich euch jemals recht gebe! is zum letzten Atemzug bleibe ich dabei: ch bin unschuldig!
6 Ich bin im Recht - und davon lasse ich nicht ab! ch habe ein reines Gewissen.
7 Wer mich verklagt, ich zu Unrecht gegen mich stellt, er soll schuldig gesprochen werden. ott soll ihn mit vollem Recht verurteilen!
8
9 Wenn Angst und Schrecken ihn überfällt, ird Gott sein Schreien nicht erhören.
10 Denn an Gott hat er sich nie gefreut, u ihm zu beten lag ihm fern.
11 Ich will euch Gottes große Macht vor Augen führenund euch nicht verschweigen, was der Allmächtige tun will.
12 Ihr habt es doch alle selbst gesehen, arum redet ihr dann solchen Unsinn?"
13
14 Er hat viele Söhne, doch sie fallen im Krieg; eine Nachkommen müssen bitteren Hunger leiden.
15 Wer dann noch lebt, stirbt an der Pest;ihm selbst weinen seine Witwen keine Träne nach.
16 Er hat Silber aufgehäuft wie Sandund kostbare Kleider gestapelt;
17 doch aufrichtige Menschen werden sie tragen, nd wer schuldlos ist, wird seinen Silberschatz verteilen.
18 Sein Haus hält nicht länger als ein Spinngewebe;{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: Er hat sein Haus gebaut wie die Motte.} es verfällt wie ein Unterschlupf, en sich ein Wächter draußen für die Nacht aufstellt.
19 Legt sich der Gottlose abends nieder, ehlt nichts von seinem Reichtum; m nächsten Morgen jedoch ist alles dahin!
20 Wie eine Wasserflut holt ihn das Unheil ein; n der Nacht wirbelt ihn der Sturm davon.
21 Der heiße Wüstenwind packt ihn und weht ihn fort!
22 Hals über Kopf will er fliehen, och erbarmungslos überfällt ihn der Sturm;
23 er heult und pfeift um ihn her, ls wollte er ihn verhöhnen."
1
2 Eisenerz holt man aus der Erde, nd Kupfer wird aus Gestein geschmolzen.
3 Der Mensch erforscht auch die tiefste Dunkelheit; uf der Suche nach Gestein dringt er immer weiter vorbis ins Innerste der Erde.
4 Fern von jeder menschlichen Siedlung gräbt er einen Schacht, n Orten, wo kein Mensch den Fuß hinsetzt; ie Bergleute lassen sich an Stricken hinunterund schweben ohne jeden Halt.
5 Oben auf der Erde wächst das Getreide, och tief unten wird sie umgewühlt, ls wütete ein Feuer.
6 Ihr Gestein birgt den Saphir, uch Goldstaub ist darin.
7 Den Weg zu den Fundorten hat kein Geier erspäht, icht einmal das scharfe Auge eines Falken.
8 Kein wildes Tier hat diesen Pfad betreten, ein Löwe ist auf ihm geschritten.
9 Doch der Mensch -er arbeitet sich durch das härteste Gestein, anze Berge wühlt er um.
10 Tief in den Felsen treibt er Stollen, is er dort findet, was sein Herz begehrt.
11 Die Wasseradern im Gestein dichtet er ab; ief Verborgenes bringt er ans Licht.
12
13 Kein Mensch kennt den Weg zu ihr,{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: Kein Mensch kennt ihren Wert.} unter den Lebenden findet man sie nicht.
14 Das Meer und seine Tiefen sprechen: Die Weisheit ist nicht bei uns!
15 Sie ist unbezahlbar, mit Gold und Silber nicht aufzuwiegen.
16 Man kann sie weder mit Feingold kaufennoch mit kostbarem Onyx oder Saphir.
17 Gold und reines Glas reichen nicht an sie heran, nd auch gegen Goldschmuck kann man sie nicht tauschen,
18 ganz zu schweigen von Korallen und Kristall! a, der Wert der Weisheit übertrifft alle Rubine.
19 Der Topas-Edelstein aus Äthiopien ist nichtsim Vergleich zu ihr, it reinem Gold ist sie nicht aufzuwiegen.
20
21 Ja, sie ist dem menschlichen Auge verborgen, nd auch die Raubvögel erspähen sie nicht.
22 Das tiefe Totenreich und selbst der Tod, ie sprechen: 'Wir haben von ihr nur ein Gerücht gehört!
23
24 Denn er blickt über die ganze Welt, r durchschaut Himmel und Erde.
25 Schon damals, als er dem Wind seine Wucht gabund den Wassermassen eine Grenze setzte;
26 als er bestimmte, wo der Regen niedergehen sollte, ls er den Gewitterwolken einen Weg vorschrieb -
27 schon da sah er die Weisheit anund rühmte ihren Wert, r erforschte sie und gab ihr Bestand.
28 Und zum Menschen sprach er: Weise ist, wer Ehrfurcht vor mir hat, nd Einsicht besitzt, wer sich vom Bösen abkehrt. "
1 Hiob fuhr fort:
2
3 als sein Licht noch meine Wege erleuchteteund ich in seinem Licht durchs Dunkle ging!
4
5 Er, der Allmächtige, war bei mir, nd meine Kinder waren um mich her.
6 Milch und Butter hatte ich im Überfluß, us der Olivenpresse im Felsen floß das Öl in Strömen!{Wörtlich: Meine Schritte badeten sich in Dickmilch, und der Fels neben mir goß Öl aus.}
7 Wenn ich zum Stadttor hinaufging, m dort im Rat meinen Platz einzunehmen,
8 dann traten die jungen Leute ehrfürchtig zur Seite,die Alten erhoben sich und blieben stehen.
9 Fürsten hörten auf zu reden, hr Gespräch verstummte, wenn ich kam.
10 Selbst die einflußreichen Leute wurden stillund hielten ihre Zunge im Zaum.
11 Jeder, der mich hörte, ußte nur Gutes von mir zu sagen, nd wer mich sah, der lobte mich.
12 Denn ich rettete den Armen, er um Hilfe schrie, nd das Waisenkind, as von allen verlassen war.
13 Dem Sterbenden stand ich bei, r wünschte mir Segen; er Witwe half ich, nd sie konnte wieder fröhlich singen.
14 Ich bekleidete mich mit Gerechtigkeit, üllte mich ins Recht wie in einen Mantel, rug es wie einen Turban.
15 Meine Augen sahen für den Blinden, eine Füße gingen für den Lahmen.
16 Den Armen wurde ich ein Vater, nd den Streitfall eines Unbekannten prüfte ich genau.
17 Einem brutalen Menschen stellte ich mich entgegen, ch schlug ihm den Kiefer einund riß die hilflosen Opfer aus seinem Maul.
18 Ich dachte: Im Kreise meiner Familie werde ich einmal sterbennach einem langen und erfüllten Leben .
19 Ich gleiche einem Baum, er seine Wurzeln zum Wasser streckt; uf seine Zweige legt sich nachts der Tau.
20 'Meine Würde werde ich nicht verlieren', o dachte ich, bis ins hohe Alter bleibt mir die Kraft erhalten.
21 Ja, auf mich hörten alle Leute, ie warteten schweigend auf meinen Rat.
22 Nach mir sprach kein zweiter mehr; eine Worte sogen sie auf.
23 Sie warteten auf mich wie auf den Regen, echzten nach meinen Wortenwie Felder nach den Frühjahrsschauern.
24 Den Mutlosen lächelte ich aufmunternd zu, nd mein froher Blick gab ihnen neue Zuversicht.
25 Ich traf für sie Entscheidungenund saß unter ihnen wie ihr Oberhaupt, a, ich thronte wie ein König inmitten seiner Truppen; ch gab ihnen Trost in ihrer Trauer."
1
2 Was sollen mir diese Schwächlinge nützen,die keine Kraft mehr in den Knochen haben?
3 Ausgezehrt von Hunger und Armutnagen sie die Wurzeln in der Wüste ab, raußen im Land der Einsamkeit.
4 Sie pflücken Salzkraut von den Büschen, nd Ginsterwurzeln sind ihr Brot.
5 Aus der menschlichen Gemeinschaft wurden sie verjagt, an schreit ihnen nach wie Dieben.
6 In verlassenen Tälern hausen sie, wischen Felsen und in Erdhöhlen.
7 Im Gestrüpp, da kauern sie und schreien, nter hohen Distelsträuchern drängen sie sich zusammen.
8 Dieses Gesindel, diese Brut, us dem Lande weggejagt!
9
10 Sie verabscheuen michund gehen mir aus dem Weg; nd wenn sie mir doch einmal begegnen, pucken sie mir ins Gesicht!
11 Gott hat meine Lebenskraft zerbrochen{Wörtlich: Gott hat die Sehne meines Bogens schlaff gemacht.} und mich gedemütigt, arum kennen sie in meiner Gegenwart keine Rücksicht mehr.
12 Ja, diese Brut greift mich an! ie versuchen, mich zu Fall zu bringen, ie schütten einen Belagerungswall rings um mich auf.
13 Sie schneiden mir den Weg abund zerstören mein Leben, iemand hält sie dabei auf.
14 Sie durchbrechen meine Verteidigungsmauerund zertrümmern, was ihnen in die Quere kommt.
15 Furcht und Entsetzen haben mich gepacktund meine Würde wie im Sturm verjagt; eine Sicherheit ist vertrieben wie eine Wolke.
16 Mein Leben verrinnt, as Elend hat mich fest im Griff.
17 Bohrende Schmerzen rauben mir den Schlaf, ie nagen an mir Nacht für Nacht.
18 Mit gewaltiger Kraft hat Gott mich am Gewand gepacktund schnürt mich ein wie ein zu enger Kragen.
19 Er wirft mich in den Schmutz, ch bin zu Staub und Asche geworden.
20 Ich schreie um Hilfe, o Gott, ber du antwortest nicht; ch stehe vor dir, och du siehst mich nicht an.
21 Du bist mein grausamer Feind geworden, it aller Kraft greifst du mich an!
22 Du wirbelst mich empor in die Luft, reibst mich vor dem Sturm dahinund zerschmetterst mich dann mit lautem Krachen.
23 Ja, ich weiß: u willst mich zu den Toten bringen, inunter in das Haus, wo alle Menschen sich versammeln.
24
25 Habe ich nicht damals über die geweint,die ein schweres Los zu tragen hatten? ch hatte Mitleid mit den Armen!
26 Und so erwartete ich Gutes, och das Unglück kam! ch erhoffte das Licht, och es kam die Dunkelheit.
27 Mein Inneres ist aufgewühlt, ch finde keine Ruhe, ie Tage des Elends haben mich eingeholt.
28 Meine Haut ist schwarz geworden, och nicht von der Sonnenglut. n der Versammlung stehe ich aufund schreie laut um Hilfe.
29 Mein Heulen klingt wie das der Schakale, ie das Schreien der Strauße.
30 Meine Haut ist schwarz geworden und schält sich, as Fieber glüht in meinem Körper.
31 Meine Laute spielt ein Trauerlied, eine Flöte eine Melodie der Klage."
1
2 Was hätte ich von Gott sonst zu erwarten, on ihm, der in der Höhe thront? elches Urteil hätte der Allmächtigedann über mich verhängt?
3 Den Bösen trifft das Unheil, nd den Übeltätern schickt Gott Unglück.
4 Er sieht doch all mein Tun, r kennt jeden Schritt.
5
6 Gott soll mich wiegen auf seiner gerechten Waage -und er wird feststellen, daß ich unschuldig bin!
7 Wenn ich von seinem Wege abgewichen bin, enn mein Herz alles begehrte, as meine Augen sahen, der wenn an meinen Händen irgendein Unrecht klebt,
8 dann soll ein anderer verzehren, as ich gesät und geerntet habe, usreißen soll man das Getreide auf meinem Feld!
9
10 dann soll meine Frau für einen anderen kochen, nd andere sollen sich über sie hermachen!
11 Denn dann hätte ich eine Schandtat begangen, in Verbrechen, das vor die Richter gehört.
12 Ein Feuer ist der Ehebruch! s brennt bis in den Tod. s würde all mein Hab und Gut bis auf den Grund zerstören.
13
14 was wollte ich tun, enn Gott Gericht hält, as könnte ich ihm erwidern, enn er mich zur Rechenschaft zieht?
15 Denn er, der mich im Mutterleib gebildet hat, r hat auch meinen Knecht geschaffen. ir beide verdanken unser Leben ihm!
16
17 Ich habe mein Brot nicht für mich selbst behalten, ein - mit den Waisenkindern habe ich es geteilt.
18 Von meiner Jugend an habe ich sie großgezogen wie ein Vater, ür die Witwen habe ich mein Leben lang gesorgt.
19
20 Nein, die Wolle meiner Lämmer wärmte ihn, r dankte mir von ganzem Herzen.
21
22 dann soll mir der Arm von der Schulter fallen, bbrechen soll er, gerade am Gelenk!
23
24 Ich habe nicht auf Gold vertraut; um reinen Gold habe ich niemals gesagt: Du sicherst mir das Leben!
25 Ich habe mir auch nichtsauf meinen großen Reichtum eingebildet, en ich mit eigener Hand erworben habe.
26 Und hätte ich mich heimlich dazu verführen lassen, ie strahlende Sonne zu verehrenoder den Mond auf seiner silbernen Bahn -
27
28 auch das wäre ein Vergehen, as vor die Richter gehört, enn damit hätte ich Gott verleugnet, er hoch über allen Gestirnen thront.
29
30 Nein, ich habe mit keinem Wort gesündigt, ch habe ihn nicht verflucht, hm nicht den Tod gewünscht!
31 Kein Gast ist je von meinem Haus hungrig weggegangen, einen Fremden ließ ich draußen auf der Straße übernachten, ein, meine Tür stand dem Wanderer stets offen -meine Männer können es bezeugen!
32
33
34 Ich bin nicht stumm zu Hause geblieben aus Angst, aß meine Sippe mich verachten könnte; ch scheute nicht die große Menge.
35
36 Ja, ich würde dieses Schriftstück auf der Schulter tragenund es mir wie eine Krone aufsetzen!
37 Über jeden Schritt würde ich Gott Rechenschaft geben, ie ein Fürst ihm gegenübertreten!
38
39 wenn ich seinen Ertrag verzehrt habe, hne ihm zu geben, was ihm zusteht; enn ich die Pächter zugrunde gerichtet habe,
40 dann sollen auf dem AckerDornen statt Weizen wachsenund Unkraut statt der Gerste!"Hier enden die Reden Hiobs.
1 Da gaben es die drei Männer auf, weiter mit Hiob zu reden, denn er hielt an seiner Unschuld fest.
2 Doch der Busiter Elihu, der Sohn Barachels, aus der Sippe Ram, wurde von Zorn gepackt. Er war auf Hiob zornig, weil dieser sich für gerechter hielt als Gott.
3 Auch auf die drei Freunde war er wütend, weil sie Hiob gegenüber keine Antwort mehr fanden, obwohl sie ihn ständig für schuldig erklärten.
4 Elihu hatte bis jetzt gezögert, Hiob etwas zu sagen, denn die anderen waren älter als er.
5 Doch als er merkte, daß sie nichts mehr zu entgegnen wußten, packte ihn der Zorn.
6 Er ergriff das Wort:"Ich bin noch jung, und ihr seid alte Männer, arum wagte ich es nicht, uch mein Wissen mitzuteilen.
7 Ich dachte: 'Laß erst die alten Männer sprechen, ie schöpfen aus reicher Erfahrung!
8 Doch auf den Geist im Menschen kommt es an, uf diese Gabe des Allmächtigen: ie allein gibt ihm Weisheit!
9 Nein, nicht nur die Betagten sind weise; an muß nicht im vorgerückten Alter sein, m zu begreifen, was richtig ist.
10 Und darum sage ich: Hört mir zu! etzt will ich euch zeigen, was ich weiß!
11 Geduldig habe ich euch zugehörtund darauf gewartet, daß ihr treffende Worte findetund Hiob eine passende Antwort gebt.
12 Ich habe euer Gespräch aufmerksam verfolgt -doch keiner von euch konnte ihn zurechtweisen.
13
14 Hiobs Reden waren nicht gegen mich gerichtet, nd nicht mit euren Worten werde ich ihm begegnen.
15 Ihr seid am Ende, hr habt nichts mehr zu sagen, uch fehlen die Worte!
16 Soll ich etwa noch länger warten, ur weil ihr euch in Schweigen hüllt, eil ihr dasteht und euch die Worte fehlen?
17 Nein, jetzt bin ich an der Reihe! ch will Hiob Antwort gebenaus meinem reichen Wissensschatz!
18 Denn ich kann meine Gedanken nicht länger zurückhalten, ie Worte sprudeln aus mir heraus{Wörtlich: der Geist in mir drängt mich.} .
19 Es gärt in mir wie neuer Weinim fest verschlossenen Lederschlauch:Ich platze fast!
20 Ich muß jetzt reden, dann wird mir leichter! ch kann den Mund nicht länger halten!
21 Keinen von euch werde ich bevorzugen, einem nach dem Munde reden,
22 nein, vom Schmeicheln halte ich nichts! onst würde mich mein Schöpfer bald aus dem Leben reißen!"
1
2 Meine Rede will ich nun beginnen. ie Worte liegen mir schon auf der Zunge.
3 Ich rede mit aufrichtigem Herzen, lar und wahr, sage nur das, was ich weiß.
4 Gottes Geist hat mich geschaffen, er Atem des Allmächtigen hat mir das Leben geschenkt.
5 Antworte mir nur, wenn du kannst, ereite dich vor, und tritt mir entgegen!
6 Schau: Vor Gott, da sind wir beide gleich, uch ich bin nur von Lehm genommen so wie du.
7 Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, ch setze dich nicht unter Druck!
8
9 'Rein bin ich, ohne jede Sünde; nschuldig bin ich, kein Vergehen lastet auf mir!
10 Doch Gott erfindet immer neue Vorwürfe gegen mich, r betrachtet mich als seinen Feind!
11 Er legt meine Füße in Ketten, berwacht mich auf Schritt und Tritt.
12 Doch ich muß dir sagen, Hiob, aß du im Unrecht bist, enn Gott ist größer als ein Mensch!
13 Warum beschwerst du dich bei ihm, aß er auf Menschenworte keine Antwort gibt?
14
15 Gott redet durch Träume, urch Visionen in der Nacht, enn tiefer Schlaf auf die Menschen fällt. ie liegen da und schlummern,
16 doch dann erschreckt er sie mit seiner Warnung, nd sie hören aufmerksam zu.
17 Gott will sie abbringen von bösem Tun, nd ihren Hochmut will er ihnen austreiben.
18 Er will sie vor dem Tod bewahren, avor, daß ihr Leben unter seinem Richterschwertein jähes Ende findet.
19
20 und sich vor jeder Speise ekelt, elbst vor seinem Lieblingsgericht.
21 Seine Gestalt verfällt zusehends, an kann alle seine Knochen zählen.
22 Er steht schon mit einem Fuß im Grab, ald holen ihn die Todesboten.
23 Doch wenn ein Engel sich für ihn einsetzt, iner von den Tausenden, ie den Menschen sagen, was richtig für sie ist,
24 wenn dieser Engel Mitleid mit ihm hatund zu Gott sagt: 'Verschone ihn! aß ihn nicht sterben! Hier ist das Lösegeld! ,
25 dann blüht er wieder auf, ird gesund und frisch, r wird stark wie damals in der Jugend.
26 Dann betet er zu Gott, nd sein Gebet wird gnädig angenommen. it lautem Jubel tritt er hin vor ihnund dankt für seine Rettung.
27 Offen bekennt er den Menschen: Ich hatte gesündigt und das Recht mißachtet, och Gott hat mir's nicht angerechnet!
28 Er hat mich vor dem sicheren Tod bewahrt, un darf ich weiterleben und sehe das Licht.
29
30 um ihn vor dem Tode zu bewahrenund ihm die Lebensfreude zu erhalten.
31
32 Wenn du jetzt noch etwas zu sagen hast, ann antworte mir! ede nur, denn ich würde dir gerne recht geben.
33 Wenn du aber nichts mehr zu sagen weißt, ann schweig und hör mir zu, ch will dir zeigen, was Weisheit ist."
1 Weiter sagte Elihu:
2
3 Denn unser Ohr prüft die Worte, o wie der Gaumen die Speise kostet.
4 Wir müssen ein Urteil fällen, ir wollen gemeinsam erkennen, was gut ist.
5 Denn Hiob behauptet: Ich bin unschuldig, nd doch verweigert Gott mir mein Recht!
6 Obwohl ich recht habe, erde ich als Lügner hingestellt; rotz meiner Unschuld hat mich sein tödlicher Pfeil getroffen!
7 Schaut euch Hiob an, ie er sich im Spott gefällt,
8 wie er mit den Übeltätern Freundschaft schließtund sich mit gottlosen Menschen einläßt!
9 Denn Hiob behauptet: 'Es nützt gar nichts, enn ein Mensch versucht, Gott zu gefallen!
10
11 Gott bestraft einen Menschen nur für seine eigenen Taten; edem gibt er zurück, was er verdient.
12 Gott begeht kein Unrecht, as ist unvorstellbar! er Allmächtige beugt niemals das Recht!
13 Er herrscht über Himmel und Erde, r hat sie geschaffen. iemand steht über ihm!
14 Wenn er wollte, könnte er seinen Geistund seinen Lebensatem aus dieser Welt zurückziehen,
15 dann würde alles Leben mit einem Schlage sterben, nd die Menschen zerfielen zu Staub!
16 Bist du wirklich weise, Hiob, ann hör jetzt genau zu, achte auf jedes Wort:
17 Kann einer regieren, wenn er das Recht mit Füßen tritt? illst du Gott, den Gerechten, ür schuldig erklären, ihn, den Allmächtigen?
18 Er ist es doch, der skrupelloseKönige und gottlose Fürstenverurteilt.
19 Er ergreift nicht Partei für die Mächtigen, ochgestellte zieht er den Armen nicht vor -er hat ja allen das Leben gegeben!
20 Die Fürsten sterben plötzlich, itten in der Nacht; hr Volk gerät in Aufruhr, nd sie verschwinden. a, die Mächtigen werden beseitigt, och nicht von Menschenhand.
21 Denn Gott sieht die Wege eines jedenund alles, was er unternimmt.
22 Es gibt keine Finsternis und keinen dunklen Ort, o Übeltäter sich vor Gott verstecken könnten.
23 Er muß Menschen nicht erst lange verhörenund sie zu sich laden vor Gericht -
24 nein, ohne Verhandlung stürzt er die Mächtigenund setzt andere an ihrer Stelle ein.
25 Er stürzt sie über Nachtund läßt sie zugrunde gehen, enn er weiß, was sie getrieben haben.
26 Er straft sie für ihre Vergehen, nd das in aller Öffentlichkeit.
27 Denn diese Mächtigen wollten Gott nicht mehr gehorchen, eine Weisungen waren ihnen völlig gleichgültig.
28 Darum stieg der Hilfeschrei der Armen zu ihm empor -und er hörte ihn!
29 Aber wenn Gott schweigt, er will ihn dann beschuldigen? enn er sich verbirgt, wer kann ihn noch erblicken? nd doch wacht er über den Völkern, a, über der ganzen Menschheit;
30 er verhindert, aß ein gottloser Herrscher an die Macht kommtund sein Volk ins Unglück stürzt.
31
32 Zeig mir die Sünden, ie ich selbst nicht erkenne! ch habe Unrecht begangen, och ich will es nicht mehr tun!
33
34 Wer noch einen Funken Verstand hat, ird mir zustimmen; eder Weise, der mich hört, wird sagen:
35 'Hiob plappert daher ohne Sinn und Verstand. r weiß nicht, was er sagt!
36 Ja, Gott soll Hiob weiter durch das Leiden prüfen, eil er ihm so unverschämt widerspricht!
37 Nicht genug, daß er Schuld auf sich lädt -er lehnt sich auch noch offen gegen Gott auf! aut spottet er vor unseren Ohrenund findet viele Worte gegen ihn."
1 Elihu fuhr fort:
2
3 Denn du fragst: Was nützt es mir, wenn ich nicht sündige, as habe ich davon?
4 Darauf kann ich dir die Antwort geben, ir und deinen Freunden hier:
5
6 Genausowenig kann deine Sünde Gott erreichen; elbst wenn du dich offen gegen ihn stellst: hn triffst du damit nicht!
7 Und umgekehrt: ringt ihm dein tadelloses Leben irgendeinen Nutzen? mpfängt er damit eine Gabe aus deiner Hand?
8 Nein, deine Bosheit trifft nur deine Mitmenschen, nd wenn du Gutes tust, hilft es nur ihnen!
9
10 Doch keiner fragt nach Gott, ach seinem Schöpfer, er in der dunkelsten Stunde uns noch Hoffnung gibt{Wörtlich: der Loblieder gibt in der Nacht.} .
11 Keiner wendet sich an Gott, der uns belehrtund der uns weiser macht als alle Tiere draußen, lüger als die Vögel in der Luft.
12 Wenn Menschen um Hilfe schreien, eil die Bosheit siegt, ird Gott sie doch nicht hören.
13 Ja, sie rufen vergeblich; ott erhört sie nicht, er beachtet sie nicht einmal.
14 Und wievielweniger wird er dich hören, enn du sagst, daß du ihn gar nicht siehst! arte geduldig, Hiob, dein Fall ist Gott bekannt!
15 Du meinst, daß er niemals zornig wird, aß er Verbrechen nicht bestraft, eil er von ihnen gar nichts weiß.
16 Und deshalb nimmst du den Mund hier so voll! ber du machst bloß leere Worte, u redest viel und zeigst doch nur, ie unwissend du bist!"
1 Weiter sagte Elihu:
2
3 Mein Wissen ist umfassend, ch will meinem Schöpfer Recht verschaffen.
4 Ich sage dir die Wahrheit, or dir steht ein Mann mit vollkommenem Wissen -darauf kannst du dich verlassen!
5
6 Den Gottlosen läßt er nicht am Leben, och dem Unterdrückten verhilft er zum Recht.
7 Wer ihm die Treue hält, den vergißt er nicht, ein, er stellt ihn Königen gleich, etraut ihn für immer mit einem hohen Amt.
8 Und wenn Menschen in Ketten liegen, elend gefangen, mit Stricken gefesselt,
9 dann redet er ihnen ins Gewissen, berführt sie von ihrer Schuld und aller Überheblichkeit.
10 Er macht sie bereit, auf seine Zurechtweisung zu hören, nd sagt ihnen, sie sollen vom Unrecht ablassen.
11 Wenn sie Gott gehorchen und ihm dienen, erden sie ihre Lebensjahre glücklich und zufrieden verbringen.
12 Hören sie aber nicht auf ihn, erlieren sie ihr Leben unterm Schwert des Henkers; ie sterben ohne jede Einsicht.
13 Wer Gott verworfen hat, der ist bitter gegen ihn; r fleht nicht einmal dann um Gnade, enn Gott die Fesseln enger zieht.
14 Und so stirbt er noch in jungen Jahren, erachtet wie Hurer, ie sich in einem Tempel für ihren Gott verkaufen.
15 Doch wer sich vor Gott demütigt, en wird er aus dem Elend rettenund ihm in der Not die Augen öffnen.
16
17 Jetzt aber lastet das Urteil auf dir, as die Gottlosen trifft; ie strafende Gerechtigkeit läßt dich nicht entkommen.
18 Paß auf, daß dein Zorn dich nicht zum Spötter macht, aß dich nicht durch Bestechungsgeld verleiten!
19 Kannst du dich etwa selbst aus der Bedrängnis retten? iemals! Dazu reicht deine ganze Kraft nicht aus.
20 Wünsche dir auch nicht die Nacht herbei, n der ganze Völker verschwinden!{Die Verse 18-20 sind nicht sicher zu deuten.}
21 Sei auf der Hut und wende dich nicht dem Bösen zu! enn davor wollte dich Gott durch das Leid ja gerade bewahren.
22
23 Niemand schreibt ihm vor, as er zu tun hat. einer könnte zu ihm sagen: Du hast Unrecht getan!
24 Schon immer haben die Menschen seine Taten besungen, un preise auch du ihn!
25 Alle Welt sieht staunend seine Taten, och man erblickt sie nur von ferne.
26 Wie mächtig ist Gott, wie unbegreiflich! er kann seine Jahre zählen?
27
28 Ja, aus den Wolken strömt der Regen, uf viele Menschen kommt er herab.
29 Wer versteht, wie Gott die Wolken auftürmtund wie am Himmelszelt der Donner kracht?
30 Sieh nur, wie Gott Licht um sich verbreitet, ie Meerestiefen aber verbirgt er.
31 Er läßt die Regenwolken kommen, o richtet er die Völker, ber zugleich versorgt er sie reichlich mit Nahrung.
32 Den Blitzstrahl nimmt er fest in beide Händeund befiehlt ihm dann, sein Ziel zu treffen.
33 Donnergrollen kündigt das Gewitter an, nd selbst das Vieh spürt, daß es kommt.
1
2 Hört ihr, wie der Donner rollt? ört ihr Gottes Stimme? elch ein Grollen kommt aus seinem Mund!
3 Er läßt den Donner los -der ganze Himmel ist davon erfüllt, nd seine Blitze zucken weithin über die Erde!
4 Dann brüllt der Donner; a, Gottes mächtige Stimme erklingt. nd wieder zucken die Blitze, nd wieder kracht der Donner.
5 Gott läßt es donnern -seine Stimme überwältigt uns; r vollbringt große Wunder, ie wir nicht begreifen.
6 Zum Schnee sagt er: 'Fall zur Erde nieder! und zum Regen: 'Werde zur Sturzflut!
7 So hindert er uns Menschen an der Arbeit,{Wörtlich: Auf die Hand jedes Menschen setzt er sein Siegel.} damit wir alle sehen, was er tut.
8 Die wilden Tiere verkriechen sichund bleiben in ihren Höhlen.
9 Aus seiner Kammer kommt der Sturm, ie Nordwinde bringen beißende Kälte.
10 Der Atem Gottes läßt das Eis entstehen, ie weite Wasseroberfläche ist erstarrt.
11 Er füllt die Wolken mit Wasserund läßt seine Blitze hindurchzucken.
12 Die Wolken ziehen hin und her, ie er sie lenkt; uf der ganzen Erde führen sie aus, as Gott ihnen befiehlt.
13 Mal läßt er sie zur Strafe kommen für ein Land, al als Zeichen seiner Güte.
14
15 Weißt du, wie er die Wolken lenktund wie er seine Blitze zucken läßt?
16 Weißt du, wie die Wolken schweben, iese Wunderwerke aus vollkommener Meisterhand?
17 Du schwitzt ja schon, enn die drückende Hitze des Südwinds auf dem Land liegt.
18 Wie kannst du dann Gott helfen, en blauen Himmel auszubreiten, est wie ein Spiegel, aus Bronze gegossen?
19
20 Soll es Gott verkündet werden, aß ich mit ihm zu reden wünsche? iemals! Verlangte je ein Mensch, on ihm verschlungen zu werden?
21 Jetzt hat der Wind die Wolken weggefegt, nd die Sonne strahlt so hell, aß niemand von uns in ihr Licht schauen kann.
22 Von Norden naht ein goldener Glanz. ott kommt in furchterregender Majestät.
23 Ihn, den Allmächtigen, erreichen wir nicht. ewaltig ist seine Kraft, nd er ist reich an Gerechtigkeit. iemals unterdrückt er das Recht!
24 Darum fürchtet ihn, ihr Menschen! r läßt sich von keinem blenden, ie weise er auch ist!"
1 Dann aber redete Gott mit Hiob. Er antwortete ihm aus dem Sturm:
2
3 Tritt mir gegenüber wie ein Mann, nd gib mir Antwort auf meine Fragen!
4
5 Wer hat ihre Maße festgelegtund wer die Meßschnur über sie gespannt? u weißt es doch, oder etwa nicht?
6 Worin sind die Pfeiler der Erde eingesenkt, nd wer hat ihren Grundstein gelegt?
7 Damals sangen alle Morgensterne, nd die Engel jubelten vor Freude.
8
9 Ich hüllte es in Wolkenund in dichtes Dunkel wie in Windeln;
10 ich setzte dem Meer eine Grenze, chloß seine Tore und Riegel
11 und sprach: Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter! ier müssen sich deine mächtigen Wogen legen!
12
13 Sie faßt die Erde bei den Zipfelnund schüttelt die Übeltäter aus ihrem dunklen Versteck.
14 In ihrem Licht färbt die Erde sich bunt wie ein Kleid; hre Gestalt tritt hervor, eutlich wie ein Siegelabdruck auf Ton.
15 Dann wird den Übeltätern das schützende Dunkel{Wörtlich: ihr Licht.} genommen, nd ihr drohend erhobener Arm wird zerbrochen.
16
17 Haben sich dir die Tore des Todes geöffnet, ie den Eingang ins dunkle Land verschließen?
18 Hast du die Weiten der Erde überblickt? ag es mir, wenn du das alles weißt!
19
20 Kannst du Licht und Dunkelheit an ihre Orte bringen, ennst du den Weg zu ihrem Land?
21 Ganz gewiß, denn du warst schon geboren, ls ich sie schuf, du lebst ja seit uralten Zeiten!
22
23 Ich spare sie auf für den Unglückstag, ür Kriegszeiten und Schlachtgetümmel.
24 Weißt du, wo das Licht herkommtund von wo der Ostwind loszieht? ie gelangt man dorthin?
25
26 damit Gewitterregen niedergehnauf unbewohntes Land, über unwegsame Wüsten,
27 damit die ausgedörrte Steppe durchtränkt wirdund frisches Grün aus dem Boden sprießt?
28 Hat der Regen einen Vater? er läßt den Tau entstehen?
29
30 wenn das Wasser hart wird wie Stein, enn Seen und Flüsse zugefroren sind?
31
32 Läßt du die Sternbilder erscheinen, e nach Jahreszeit, ringst du den großen und den kleinen Wagen herauf?
33 Hast du die Gesetze des Himmels entdeckt, nd kannst du sie auf die Erde übertragen?
34
35 Schleuderst du die Blitzein ihr Ziel? agen sie: 'Wir stehen dir zu Diensten'?
36 Wer läßt die Wolken wohlgeordnet ziehen? er bestimmt das Wetter nach einem weisen Plan?{Der hebräische Text in Vers 36 ist nicht sicher zu deuten.}
37 Wer ist so klug, daß er die Zahl der Wolken kennt?Wer schüttet ihr Wasser auf die Erde nieder,
38 wenn dort der Boden hart geworden ist wie Eisenund die Schollen aneinander kleben?
39
40 wenn sie in Höhlen sich verkriechen, m Dickicht auf der Lauer liegen?
41 Wer läßt den Raben Futter finden, enn seine Jungen zu Gott schreien, enn sie hungrig und hilflos umherirren?
1
2 Zählst du die Monate ihrer Tragezeit, nd weißt du, wann sie gebären?
3 Sie kauern nieder, ringen ihre Jungen zur Welt, nd dann hören ihre Wehen auf.
4 Ihre Jungen wachsen in der Wildnis aufund werden stark; ie ziehen fort und kehren nicht mehr zurück.
5
6 Ich gab ihm die Steppe als Lebensraum, ie Salzwüste als sein Gebiet.
7 Er lacht über das Lärmen in der Stadt, ie Schreie des Treibers hört er nicht.
8 Er wählt sich das Bergland als Weide ausund sucht dort überall nach etwas Grünem.
9
10 Kannst du ihn mit dem Pfluggeschirrin der Furche halten, m Tal über dein Feld ihn eggen lassen?
11 Kannst du dich auf seine gewaltige Kraft verlassenund ihm deine schwere Arbeit aufbürden?
12 Vertraust du ihm, aß er deine Ernte einbringtund sie zu deinem Dreschplatz zieht?
13
14 Sie läßt ihre Eier auf der Erde liegen, amit der heiße Sand sie wärmt.
15 Daß ein Mensch sie zertreten, aß Tiere sie zertrampeln könnten -so weit denkt sie nicht.
16 Herzlos behandelt sie die Jungen, ls wären es nicht ihre eigenen. nd wenn ihre Mühe vergeblich war, ümmert sie das nicht.
17 Denn ich habe ihr die Weisheit versagt; on Klugheit findet sich bei ihr keine Spur!
18 Doch wenn sie ihre Flügel ausbreitet und losrennt,läuft sie jedem Reiter davon.
19
20 Wie es zum Sprung ansetzt! ast du ihm die Kraft gegeben? ein gewaltiges Schnauben ist furchterregend.
21 Es stampft auf den Boden, reut sich über seine Kraftund jagt dann der Schlacht entgegen.
22 Es lacht über die Angst, fürchtet nichtsund schreckt vor dem feindlichen Schwert nicht zurück.
23 Der Köcher klirrt an seiner Seite, chwert und Lanze blitzen.
24 Wild und ungestüm fliegt es dahin; obald das Signal ertönt, gibt es kein Halten mehr.
25 Beim Klang der Hörner wiehert es laut, ittert den Kampf schon von ferne; s hört, wie die Anführer Befehle schreienund wie der Schlachtruf ertönt.
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27 Schwingt sich der Adlerauf deinen Befehl so hoch emporund baut in der Höhe sein Nest?
28 Oben im Felsen haust erund baut auf Bergzacken seinen Horst wie eine Festung.
29 Von dort erspäht er seine Beute, eine Augen entdecken sie von weitem.
30 Schon seine Jungen gieren nach Blut; o Leichen liegen, da ist er zur Stelle."
1 Der Herr fragte Hiob:
2
3 Darauf antwortete Hiob nur:
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5 Einmal habe ich geredet und dann noch einmal -aber ich will es nicht wieder tun; ch habe schon zuviel gesagt!"
6 Da sprach Gott zu Hiob aus dem Sturm:
7
8 Willst du mein Urteil widerlegenund mich schuldig sprechen, ur damit du recht behältst?
9 Besitzt du Macht wie ich, annst du mit gleicher Stimme donnern?
10 Dann schmück dich mit Würde und Macht, ekleide dich mit Pracht und Majestät!
11 Dann laß deinen Zorn losbrechen, inde jeden stolzen Menschen her- ausunderniedrige ihn!
12 Spür jeden Überheblichen auf, nd zwing ihn in die Knie, ritt die Gottlosen an Ort und Stelle nieder!
13 Verscharre sie alle in der Erde, ieh das Leichentuch über ihr Gesicht!{Wörtlich: binde ihr Gesicht im Verborgenen.}
14 Dann will ich der erste sein, der dich preist, eil du mit eigener Hand den Sieg errungen hast!"
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16 Wie stark sind seine Lenden, elche Kraft hat er in den Muskeln seines Bauches!
17 Er macht seinen Schwanz steif wie eine Zeder, icht verflochten sind die Sehnen an den Schenkeln.
18 Seine Knochen sind fest wie Bronzeröhren, eine Rippen gleichen Eisenstangen.
19 Unter meinen Werken nimmt er den ersten Platz ein, nd nur ich, sein Schöpfer, ann das Schwert gegen ihn ziehen.
20 Auf den Hügeln wächst das Gras, sein Futter, nd die wilden Tiere spielen neben ihm.
21 Er liegt unter Lotusbüschen, ersteckt sich im Schilf und im Sumpf.
22 Die Lotusbüsche verbergen ihnund spenden ihm Schatten, ei den Pappeln am Ufer findet er Schutz.
23 Schwillt der Fluß mächtig an -ihm wird nicht bange; er bleibt ruhig, elbst wenn der Jordan ihm ins Maul flutet.
24 Meinst du, ein Mensch kann dieses Tier von vorne packen, s fangen und ihm einen Ring durch die Nase ziehen?
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26 Kannst du ihm einen Strick durch die Nase ziehenoder sein Kinn mit einem Haken durchstechen?
27 Meinst du, er wird dann um Gnade winselnund dich mit Worten umschmeicheln?
28 Meinst du, er wird sich dir ergeben, nd du kannst ihn für immer als Knecht behalten?
29 Was willst du mit ihm tun? hn anbinden und wie einen Vogel halten, hn deinen Mädchen zum Spielen geben?
30 Meinst du, die Jäger könnten jemalsum seine besten Stücke feilschenund sie an Händler verkaufen?
31 Kannst du seinen Panzer mit Harpunen spickenoder mit Fischerhaken seinen Kopf?
32 Versuch es nur, mit ihm zu kämpfen! aran wirst du noch lange denkenund es nicht noch einmal wagen!
1
2 Wenn es niemand wagen kann, hn auch nur zu reizen, er will dann mir erst gegenübertreten?
3
4 Ich will dir den Leviatan beschreiben, eine Stärke und die Schönheit seiner Gestalt:
5 Wer ist in der Lage, ihm den Panzer auszuziehen, er wagt es, ihm zwischen die Zähne zu greifen?
6 Wer kann das Tor seines Mauls aufbrechen, erteidigt von den fürchterlichen Zähnen?
7 Und schau dir seinen Schuppenpanzer an: ie eine Reihe von Schilden, fest miteinander verbunden!
8 Eine Schuppenplatte sitzt neben der anderen, ein Lufthauch geht zwischen ihnen hindurch!
9 Sie hängen fest aneinanderund sind so eng verbunden, aß niemand sie auseinanderreißen kann.
10 Licht blitzt auf, wenn er schnaubt, nd seine Augen funkeln wie die ersten Sonnenstrahlen.
11 Aus seinem Rachen schießen Feuerflammen, nd die Funken sprühen.
12 Aus seinen Nüstern quillt der Rauchwie aus einem Kessel über dem Feuer.
13 Sein Atemstoß setzt Kohlen in Brand, ine Flamme schießt aus seinem Rachen hervor.
14 Sein Nacken strotzt vor Kraft; o dieses Ungeheuer hinkommt, da geht die Angst voraus.
15 Die Hautfalten am Bauch sind fest und straff, ls wären sie gegossen.
16 Seine Brust ist hart wie Stein, a, so fest wie ein Mühlstein.
17 Wenn sich der Leviatan erhebt, eraten selbst Helden in Angst und Schreckenund wissen nicht mehr aus noch ein.
18 Jeder Schwerthieb gegen ihn bleibt ohne Wirkung; peer, Pfeil und Lanze prallen ab.
19 Waffen aus Eisen fürchtet er nicht mehr als einen Strohhalm, nd Bronze ist für ihn wie morsches Holz.
20 Mit Pfeilen läßt er sich nicht in die Flucht jagen, chleudersteine hält er bloß für Grashälmchen
21 und eine Keule für dürres Stroh. r kann nur lachen, wenn die Speere auf ihn sausen.
22 Unter seinem Bauch ragen Zacken hervor; ie lassen Spuren im Schlamm zurück, ls wäre ein Dreschschlitten darüber gefahren.
23 Er läßt die Tiefe brodeln wie kochendes Wasser, as Meer wallt auf wie Salbe im Kochtopf.
24 Er hinterläßt eine glitzernde Spur; an denkt, das Meer hätte silbernes Haar.
25 Keiner auf der Erde reicht an ihn heran -er ist ein Geschöpf, das Furcht nicht kennt.
26 Selbst auf die Größten sieht er herab, r, der König aller stolzen Tiere!"
1 Da antwortete Hiob:
2
3 Du hast gefragt: Wer bist du, daß du meine Weisheit anzweifelstmit Worten ohne Verstand? Ja, es ist wahr: ch habe von Dingen geredet, die ich nicht begreife, ie sind zu hoch für mich und übersteigen meinen Verstand.
4 Du hast gesagt: Hör mir zu, jetzt rede ich, ich will dich fragen, nd du sollst mir antworten!
5 Herr, ich kannte dich nur vom Hörensagen, etzt aber habe ich dich mit eigenen Augen gesehen!
6 Darum widerrufe ich meine Worte, ch bereue in Staub und Asche!"
7 Nachdem der Herr dies alles zu Hiob gesagt hatte, wandte er sich an Elifas aus Teman: "Ich bin voller Zorn über dich und deine beiden Freunde, ihr habt nicht die Wahrheit über mich gesagt, so wie mein Diener Hiob es tat!
8 Bringt nun sieben junge Stiere und sieben Schafböcke, geht damit zu meinem Diener Hiob, und bringt sie als Brandopfer dar! Hiob soll für euch beten, denn nur ihn will ich erhören und euch um seinetwillen nichts Böses tun. Denn ihr habt nicht wie er die Wahrheit über mich gesagt."
9 Da taten Elifas aus Teman, Bildad aus Schuach und Zofar aus Naama, was ihnen der Herr befohlen hatte. Und Gott erhörte Hiobs Gebet.
10 Als Hiob für seine Freunde betete, da wendete der Herr für ihn alles zum Guten. Er gab ihm doppelt so viel, wie er früher besessen hatte.
11 Alle seine Brüder und Schwestern und die früheren Bekannten besuchten ihn wieder. Sie aßen mit ihm in seinem Haus und trösteten ihn wegen des Unglücks, das der Herr über ihn gebracht hatte. Jeder schenkte ihm ein Silberstück und einen Ring aus Gold.
12 Der Herr segnete Hiob von jetzt an mehr als zuvor. Bald besaß er 14 000 Schafe und Ziegen, 6 000 Kamele, 1 000 Rindergespanne und 1 000 Esel.
13 Er bekam auch wieder sieben Söhne und drei Töchter.
14 Die erste nannte er Jemima ("Täubchen"), die zweite Kezia ("Zimtblüte") und die dritte Keren-Happuch ("Schminkdöschen").
15 Im ganzen Land gab es keine schöneren Frauen als Hiobs Töchter; sie durften mit ihren Brüdern das Erbe teilen.
16 Hiob lebte noch 140 Jahre, er sah Kinder und Enkel bis in die vierte Generation.
17 Schließlich starb er in hohem Alter nach einem reichen und erfüllten Leben.