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1 Im 30. Jahr{Das "30. Jahr" bezieht sich vermutlich auf Hesekiels Alter.} lebte ich, der Priester Hesekiel, der Sohn Busis, mit den verbannten Judäern am Fluß Kebar in Babylonien. Fünf Jahre war es her, daß König Jojachin nach Babylon verschleppt worden war. Am 5. Tag des 4. Monats öffnete sich plötzlich über mir der Himmel, und ich sah eine Erscheinung Gottes. Der Herr sprach zu mir und legte seine Hand auf mich.

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4 Ich sah von Norden einen Sturm heranbrausen, der eine große Wolke vor sich hertrieb. Blitze schossen aus ihr hervor, und ein heller Glanz umgab sie. Dann öffnete sich die Wolke, und aus ihrem Inneren strahlte ein Licht wie glänzendes Gold.

5 In dem Licht erschienen vier lebendige Wesen, die wie Menschen aussahen.

6 Doch jedes von ihnen hatte vier Gesichter und vier Flügel.

7 Ihre Beine waren gerade wie die eines Menschen, aber statt der Füße hatten sie die Hufe eines Stieres, die wie polierte Bronze glänzten.

8 Jede Gestalt besaß vier Hände, je eine Hand unter jedem Flügel. Mit ihren Flügeln berührten die Gestalten einander. Beim Gehen brauchten sie sich nie umzudrehen, denn in jede Richtung blickte eines ihrer Gesichter.

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10 Jedes sah anders aus: vorne war das Gesicht eines Menschen, rechts das eines Löwen, links das eines Stieres und hinten das eines Adlers.

11 Zwei ihrer Flügel{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: Ihre Gesichter und ihre Flügel.} hatten sie nach oben ausgespannt, und ihre Spitzen berührten die der anderen Gestalten. Mit den anderen zwei Flügeln bedeckten sie ihren Leib.

12 Sie gingen, wohin Gottes Geist sie trieb; sie brauchten sich nie umzudrehen, denn in jede Richtung blickte eines ihrer Gesichter.

13 Zwischen den Gestalten bemerkte ich etwas, das wie glühende Kohlen aussah und wie Fackeln, die sich hin- und herbewegten. Das Feuer leuchtete, und Blitze schossen aus ihm.

14 Die Gestalten liefen so schnell umher, daß sie selbst zuckenden Blitzen glichen.

15 Als ich sie genauer betrachtete, entdeckte ich vier Räder auf dem Boden - eines vor jeder Gestalt.

16 Sie schienen aus Edelsteinen zu bestehen. Alle vier waren gleich gebaut; mitten in jedes Rad war ein zweites im rechten Winkel eingefügt,

17 und so konnten sie in jede beliebige Richtung laufen, ohne zu wenden.

18 Die Felgen der Räder waren sehr groß und ringsum mit Augen bedeckt.

19 Wenn die vier Gestalten gingen, dann liefen auch die Räder mit; und wenn die Gestalten sich von der Erde erhoben, dann hoben sich auch die Räder.

20 Sie gingen, wohin Gottes Geist sie trieb, und die Räder bewegten sich mit ihnen, denn die Lebewesen hatten Macht über sie{Wörtlich: denn der Geist der lebendigen Wesen war in den Rädern.} .

21 Wenn die Gestalten sich bewegten, dann liefen auch die Räder; blieben die Gestalten stehen, standen auch die Räder still. Erhoben sich die Lebewesen, dann hoben sich auch die Räder mit ihnen, denn die Lebewesen lenkten sie, wohin sie wollten .

22 Über den Köpfen der Gestalten entdeckte ich etwas, das aussah wie ein Gewölbe aus leuchtendem Kristall, und ich erschrak bei seinem Anblick.

23 Jedes der Lebewesen darunter hatte zwei seiner Flügel zu der Gestalt neben sich ausgestreckt; mit den beiden anderen Flügeln bedeckte es seinen Leib.

24 Wenn die vier sich bewegten, rauschten ihre Flügel wie das Brausen gewaltiger Wassermassen, wie die Stimme des allmächtigen Gottes. Es war so laut wie die Rufe einer großen Menschenmenge, wie der Lärm in einem Heerlager. Wenn sie stillstanden, ließen sie ihre Flügel herabhängen.

25 Plötzlich hörte ich eine Stimme aus dem Gewölbe über ihnen, da blieben sie stehen und senkten ihre Flügel.

26 Oberhalb des Gewölbes über ihren Köpfen bemerkte ich einen Thron aus Saphir. Darauf saß eine Gestalt, die einem Menschen glich.

27 Vonder Hüfte an aufwärts schimmerte sein Leib wie Gold in einem Feuerkranz; unterhalb der Hüfte sah er aus wie ein Feuer, umgeben von hellem Lichtglanz.

28 In dem Licht konnte ich alle Farben des Regenbogens entdecken. Es war die Erscheinung Gottes in seiner Herrlichkeit. Bei ihrem Anblick fiel ich nieder und berührte mit meinem Gesicht den Boden. Dann hörte ich eine Stimme.

2

1 Jemand sagte zu mir: "Du sterblicher Mensch, steh auf, ich will mit dir reden!"

2 Noch während er dies sprach, erfüllte mich der Geist Gottes und richtete mich auf. Dann hörte ich die Stimme sagen:

3 "Du sterblicher Mensch, ich sende dich zu den Israeliten, zu einem widerspenstigen Volk, das sich gegen mich auflehnt. Schon ihre Vorfahren haben sich von mir abgewandt, und daran hat sich bis heute nichts geändert.

4 Starrköpfig und hartherzig sind sie; ich aber sende dich zu ihnen. Du sollst ihnen ausrichten: Hört, was der Herr, der allmächtige Gott, euch zu sagen hat!

5 Ob dieses widerspenstige Volk dann hört oder nicht - sie werden schon noch erkennen, daß ein Prophet unter ihnen war.

6 Du aber, sterblicher Mensch, fürchte dich nicht vor ihnen, hab keine Angst vor ihrem Spott! Ihre Worte verletzen dich wie Dornen - ja, du lebst mitten unter Skorpionen.{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: Sie sind widerspenstig, und Dornen umgeben dich.} Trotzdem brauchst du dich nicht vor ihnen und ihrem Gerede zu fürchten! Sie sind ein Volk, das von mir nichts mehr wissen will.

7 Sag ihnen meine Botschaft - ob sie hören wollen oder nicht. Sie haben mir ohnehin den Rücken gekehrt.

8 Du aber, sterblicher Mensch, hör mir zu! Lehn dich nicht auf wie dieses widerspenstige Volk! Öffne deinen Mund und iß, was ich dir gebe!"

9 Dann sah ich eine Hand, die sich mir entgegenstreckte und eine Buchrolle hielt.

10 Die Hand breitete die Buchrolle aus; sie war auf beiden Seiten beschrieben mit Klagen, Seufzern und Trauerrufen.

3

1 Gott sprach zu mir: "Du sterblicher Mensch, iß, was du vor dir siehst, ja, iß diese Buchrolle! Dann geh zum Volk Israel und rede zu ihnen!"

2 Er gab mir die Rolle, und ich öffnete den Mund, um sie zu essen.

3 Dabei sagte er: "Iß dieses Buch, und füll deinen Bauch damit!" Ich aß es, und es schmeckte süß wie Honig.

4 Dann sprach er zu mir:"Du sterblicher Mensch, geh zum Volk Israel, und sag ihnen, was ich dir in den Mund lege.

5 Ich sende dich nicht zu einem Volk mit fremder Sprache, die du nicht verstehst, sondern zum Volk Israel.

6 Wenn ich dich zu anderen Völkern mit fremder Sprache schickte, so würden diese trotzdem auf dich hören.

7 Das Volk Israel aber wird deine Worte in den Wind schlagen, denn sie weigern sich, meine Weisungen anzunehmen. Das ganze Volk ist starrköpfig und hartherzig.

8 Darum will ich dich genauso unbeirrbar machen wie sie, und ich gebe dir die Kraft, ihnen die Stirn zu bieten.

9 Ja, ich mache dich unnachgiebig, härter noch als einen Kieselstein, hart wie einen Diamanten. Hab keine Angst vor diesem widerspenstigen Volk!"

10 Und weiter sprach er zu mir: "Du sterblicher Mensch, achte auf alles, was ich dir sage, und nimm es dir zu Herzen!

11 Geh zu den Menschen deines Volkes, die nach Babylonien verschleppt worden sind, und richte ihnen aus, was ich, der Herr, der allmächtige Gott, ihnen sagen möchte - ganz gleich ob sie es annehmen oder nicht."

12 Dann hob der Geist Gottes mich empor, und ich hörte hinter mir eine laute, gewaltige Stimme, die rief: "Preist die Macht und Hoheit des Herrn in seiner himmlischen Wohnung!"

13 Die Flügel der vier Gestalten rauschten und schlugen in der Luft aneinander, gleichzeitig rasselten die Räder neben ihnen; es dröhnte wie bei einem Erdbeben.

14 Der Geist Gottes, der mich emporgehoben hatte, trug mich fort. Ich war verstört und niedergeschlagen, denn was der Herr mir gezeigt hatte, lastete schwer auf mir.

15 So kam ich zu den Verschleppten, die in Tel-Abib nahe beim Fluß Kebar wohnten, und ich blieb sieben Tage lang bei ihnen - wie betäubt von dem, was ich gesehen hatte.

16 Nach diesen sieben Tagen sprach der Herr zu mir:

17 "Du sterblicher Mensch, ich mache dich zum Wächter für das Volk Israel. So hör mir nun genau zu, und warne die Israeliten in meinem Auftrag!

18 Wenn ich einem Menschen, der mich verachtet, den Tod androhe, und du warnst ihn nicht, um ihn von seinen falschen Wegen abzubringen und sein Leben zu retten, dann wird er wegen seiner Sünde sterben. Dich aber werde ich für seinen Tod zur Rechenschaft ziehen.

19 Wenn er sich jedoch von seiner Schuld und von seinen falschen Wegen nicht abbringen läßt, obwohl du ihn gewarnt hast, dann wird er wegen seiner Sünde sterben. Du aber hast dein Leben gerettet.

20 Wenn einer, der mir gedient hat, sich von mir abwendet und Unrecht tut, und du warnst ihn nicht, werde ich ihn zu Fall bringen: er muß sterben. Ja, wegen seiner Sünde wird er umkommen, und das Gute, das er zuvor getan hat, wird vergessen sein. Dich aber werde ich für seinen Tod zur Rechenschaft ziehen.

21 Warnst du ihn jedoch davor zu sündigen, und er sündigt nicht, dann wird er am Leben bleiben. Und auch du hast dein Leben gerettet."

22 Wieder legte der Herr seine Hand auf mich und sprach zu mir: "Steh auf und geh hinaus ins Tal, denn dort will ich mit dir reden!"

23 Ich stand auf und ging ins Tal hinaus. Dort erblickte ich die Macht und Herrlichkeit des Herrn, so wie ich sie schon am Fluß Kebar gesehen hatte. Ich fiel nieder und berührte mit meinem Gesicht den Boden.

24 Da erfüllte mich der Geist Gottes und richtete mich wieder auf. Der Herr sprach zu mir: "Geh in dein Haus, und schließ dich ein!

25 Man wird dich, du sterblicher Mensch, mit Stricken fesseln, damit du nicht mehr unter die Leute gehen kannst.

26 Ich lasse dir die Zunge am Gaumen kleben, du wirst stumm und kannst die Israeliten nicht mehr ermahnen. Denn sie sind ein widerspenstiges Volk.

27 Wenn ich aber wieder mit dir rede, löse ich deine Zunge; dann sollst du ihnen ausrichten: Achtet auf das, was der Herr, der allmächtige Gott, euch zu sagen hat! Wer es hören will, soll hören; wer es nicht annehmen will, der lasse es! Denn dieses Volk ist widerspenstig."

4

1 "Sterblicher Mensch, nimm dir einen Ziegelstein, leg ihn vor dich hin, und ritz die Umrisse der Stadt Jerusalem hinein!

2 Mit diesem Stein sollst du zeigen, wie Jerusalem belagert werden wird: Schütte einen Wall auf, bau eine Angriffsrampe, und setz Rammböcke rings um die Mauer. Leg ein befestigtes Heerlager an!

3 Nimm eine Eisenplatte, und stell sie als eiserne Mauer zwischen dich und die Stadt! Wende dich gegen die Stadt, und belagere sie! So sollst du den Israeliten zeigen, was sie erwartet.

4 Dann leg dich auf die linke Seite als Zeichen dafür, daß du die Schuld des Volkes Israel auf dich nimmst! Viele Jahre haben sie Schuld auf sich geladen, und genauso viele Tage wirst du hier liegen: 390 Tage sollst du für sie leiden, denn 390 Jahre lang haben sie mich verlassen.

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6 Danach leg dich auf die rechte Seite, und trag die Schuld des Reiches Juda: 40 Tage bürde ich dir diese Last auf, denn 40 Jahre lang haben sie sich von mir abgewandt.

7 Richte deinen Blick auf das belagerte Jerusalem, droh den Leuten mit erhobener Faust, und sag ihnen voraus, was sie erwartet.

8 Mit Stricken binde ich dich fest, damit du dich nicht von einer Seite auf die andere drehen kannst, bis du diese schweren Tage durchgestanden hast.

9 Hol dir vorher noch Weizen, Gerste, Bohnen, Linsen, Hirse und anderes Korn, vermenge sie in einem Gefäß, und backe Brot daraus. Solange du auf der linken Seite liegst, 390 Tage lang, sollst du davon essen.

10 250 Gramm Brot und einen Liter Wasser darfst du an einem Tag zu dir nehmen. Wieg sie genau ab, und dann iß und trink zu festgelegten Zeiten!

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12 Bereite das Brot so zu wie Gerstenbrot, und back es vor aller Augen auf Menschenkot!

13 Wenn ich nämlich die Israeliten verstoße und sie unter fremden Völkern leben, werden sie Brot essen müssen, das nach dem Gesetz als unrein gilt."

14 Entsetzt erwiderte ich: "Ach, Herr und Gott! Ich habe mich noch nie verunreinigt! In meinem ganzen Leben habe ich nie das Fleisch von einem verendeten oder zerrissenen Tier gegessen, nie habe ich unreines Fleisch in den Mund genommen!"

15 Da antwortete der Herr: "Ich gestatte dir, das Brot auf dem Mist von Rindern statt auf Menschenkot zu backen."

16 Und er fügte hinzu: "Sterblicher Mensch, ich lasse in Jerusalem die Brotvorräte zu Ende gehen. Dann müssen sie Brot und Wasser genau einteilen und ständig in Angst und Sorge leben.

17 Ja, Brot und Wasser werden knapp in Jerusalem, die Einwohner sind verzweifelt, einer wie der andere, und gehen elend zugrunde. So bestrafe ich sie für ihre Schuld."

5

1 Dann sprach der Herr: "Du sterblicher Mensch, nimm ein scharfes Schwert! Benutz es als Schermesser, und schneide dir damit die Haare und den Bart ab! Dann hol eine Waage, und wieg die Haare!

2 Ein Drittel sollst du mitten in Jerusalem verbrennen, wenn die Zeit der Belagerung vorbei ist. Das zweite Drittel zerkleinere mit dem Schwert, und verteile es rings um die Stadt, das letzte Drittel streu in den Wind! Denn ich werde die Einwohner Jerusalems mit gezücktem Schwert vertreiben.

3 Behalte nur wenige Haare zurück, und binde sie in dein Gewand ein!

4 Aber auch von ihnen sollst du noch einige herausnehmen: Wirf sie ins Feuer, und laß sie verbrennen! Das Feuer wird sich ausbreiten, und das ganze Volk Israel kommt darin um.

5 Ich, der Herr, sage: Schaut euch Jerusalem an! Ich habe es zum Mittelpunkt aller Völker und Länder gemacht,

6 aber seine Einwohner haben sich gegen mich aufgelehnt und meine Weisungen in den Wind geschlagen. Darin haben sie alle Völker ringsum übertroffen. Ja, sie verwerfen mein Gesetz, sie wollen nicht nach meinen Geboten leben.

7 Nun kündige ich, der Herr, ihnen an: Weil ihr es noch schlimmer getrieben habt als die Völker um euch her, weil ihr euch nicht nach meinen Weisungen und Geboten, ja, nicht einmal nach Recht und Sitte der anderen Völker gerichtet habt,

8 darum wird meine Strafe euch treffen. Vor den Augen aller Völker ziehe ich euch zur Rechenschaft.

9 Weil ihr genau das tut, was ich verabscheue, werde ich euch so hart bestrafen, wie ich es vorher noch nie getan habe und auch nie wieder tun werde.

10 Mitten in Jerusalem werden Väter und Kinder sich gegenseitig töten und aufessen. Ich halte Gericht über euch und zerstreue die Überlebenden in alle Winde.

11 Ich, der Herr, schwöre, so wahr ich lebe: Weil ihr meinen heiligen Tempel mit euren widerlichen Götzen und abscheulichen Taten verunreinigt habt, werde ich euch vernichten. Keine Träne werde ich um euch vergießen, kein Mitleid mit euch haben.

12 Ein Drittel von euch geht in der Stadt zugrunde - durch Seuchen oder Hunger. Das zweite Drittel wird vor den Mauern Jerusalems mit dem Schwert niedergemetzelt, und den Rest zerstreue ich in alle Winde - mit gezücktem Schwert werde ich sie vertreiben.

13 Ich nehme Rache und lasse meinen Zorn an euch aus. Wenn er euch mit voller Härte trifft, werdet ihr erkennen, daß ich, der Herr, euch mit ganzem Ernst gewarnt habe.

14 Dich, Jerusalem, mache ich zu einem Trümmerhaufen. Alle Völker ringsum werden dich verhöhnen - ja, jeder, der an dir vorübergeht, hat dann nur noch Hohn und Spott für dich übrig. Deine Nachbarvölker wenden sich schaudernd ab und lassen sich warnen, wenn ich mit dir ins Gericht gehe und dich verurteile. Dann trifft dich die ganze Härte meines Zornes. Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort.

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16 Ihr Einwohner von Jerusalem, euren Brotvorrat lasse ich zu Ende gehen, der Hunger wird euch quälen wie tödliche Pfeile. Hungersnot und wilde Tiere rauben euch die Kinder; Seuchen, Krieg und Gewalt richten euch zugrunde. Mein Wort gilt!"

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1 Der Herr sprach zu mir:

2 "Du sterblicher Mensch, blick in die Richtung, wo die Berge Israels liegen, und kündige ihnen mein Strafgericht an!

3 Sag ihnen: Ihr Berge Israels, hört die Botschaft des Herrn! Er spricht zu euch Bergen und Hügeln, zu euch Bachbetten und Tälern: Ich vernichte eure Götzenopferstätten, ja, ich zerschlage sie mit dem Schwert.

4 Eure Altäre werden niedergerissen und die Räuchertische zerbrochen. Wer vor den abscheulichen Götzenstatuen geopfert hat, wird dort umkommen.

5 Die Leichen werfe ich den Götterfiguren vor die Füße, und ihre Knochen verstreue ich rings um die Altäre.

6 In ganz Israel liegen dann die Städte in Trümmern, und die Opferstätten auf den Bergen werden zerstört. Von den Altären bleibt nur noch Schutt übrig, die widerlichen Götzenstatuen liegen zerschmettert am Boden, und die Räuchertische sind zerschlagen. Ja, all eure Bauwerke wird es nicht mehr geben!

7 Dann ist das ganze Land mit Leichen übersät, die Überlebenden aber werden erkennen, daß ich der Herr bin.

8 Ich werde von euch Israeliten einige übriglassen, die dem Schwert entkommen und in fremde Länder verschleppt werden.

9 Wenn dies alles eintrifft, werdet ihr wieder an mich denken. Ihr werdet begreifen, wieviel Leid ihr mir zugefügt habt, weil ihr mir untreu geworden und anderen Göttern nachgelaufen seid. Ihr werdet euch selbst und euren gräßlichen Götzendienst verabscheuen.

10 Dann erkennt ihr, daß ich der Herr bin und daß ich euch dieses Unheil nicht umsonst angedroht habe."

11 Weiter sprach Gott, der Herr, zu mir: "Schlag die Hände zusammen, stampf mit dem Fuß auf den Boden, und rufe: Unheil wird über das Volk Israel hereinbrechen wegen seiner abscheulichen Taten! Sie werden durch Krieg, Hunger und Seuchen umkommen.

12 Wer in der Verbannung lebt, stirbt an der Pest; wer in Israel wohnt, fällt im Krieg; und wer dann noch übrigbleibt, wird verhungern. Ich lasse meinen Zorn an Israel aus,

13 damit sie erkennen, daß ich der Herr bin. Dann liegen die Toten rings um die Altäre zwischen den Götzenstatuen - überall dort, wo die Menschen ihren abscheulichen Göttern Opfer darbrachten, um sie zufriedenzustellen. Auf allen Bergen und Hügeln liegen die Leichen, unter jedem dichtbelaubten Baum. Dann werden die Israeliten erkennen, daß ich der Herr bin.

14 Drohend erhebe ich meine Hand, um ihrLand zu zerstören. Ich mache es zu einer menschenleeren, schrecklichen Einöde, von der Wüste Juda im Süden bis nach Ribla im Norden. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin."

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1 Der Herr sprach zu mir:

2 "Sterblicher Mensch, höre, was ich, der Herr, dem Volk Israel sage: Das Ende kommt, es kommt für das ganze Land!

3 Israel, jetzt ist es aus und vorbei mit dir, ich lasse meinen Zorn an dir aus und ziehe dich zur Rechenschaft. Ja, jede deiner Sünden zahle ich dir heim.

4 Keine Träne werde ich um dich vergießen, kein Mitleid mit dir haben! Was du gesät hast, erntest du - ja, deine Taten hinterlassen ihre Spuren. So wirst du erkennen, daß ich der Herr bin.

5 Ein Unglück jagt das andere, das Ende ist gekommen! Ja, euer Ende ist da, niemand kann es mehr aufhalten. Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort.

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7 Jetzt seid ihr an der Reihe, ihr Bewohner des Landes Israel. Die Zeit ist da, nahe ist der Tag: Die Winzer in den Weinbergen sind bestürzt, sie haben keinen Grund mehr zu jubeln.

8 Schon bald werdet ihr die ganze Gewalt meines Zornes spüren. Ich ziehe euch zur Rechenschaft; jede eurer Sünden zahle ich euch heim.

9 Keine Träne werde ich um euch vergießen, kein Mitleid mit euch haben! Was ihr gesät habt, erntet ihr - ja, eure abscheulichen Taten hinterlassen ihre Spuren. Dann werdet ihr erkennen, daß ich, der Herr, Gericht halte.

10 Der Tag steht kurz bevor! Noch blühen Hochmut und Gewalt,

11 die Menschen begehen immer mehr Verbrechen und entfernen sich immer weiter von mir. Doch von ihnen wird nichts übrigbleiben - nichts von ihrem Reichtum, nichts von ihrer Pracht und ihrem Ruhm.

12 Die Zeit ist gekommen, der Tag des Gerichts ist da! Wer jetzt noch etwas kauft, soll sich gar nicht erst darüber freuen! Wer etwas verkaufen muß, braucht nicht traurig zu sein. Er wird sein Hab und Gut sowieso verlieren, selbst wenn er am Leben bleibt. Denn mein glühender Zorn trifft das ganze Volk,{Oder: Mein glühender Zorn richtet sich gegen ihren Prunk.} keiner kann meine Strafe aufhalten. Weil alle schuldig sind, wird niemand sein Leben retten können.

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14 Sie blasen die Posaune und bieten ihre ganze Streitmacht auf - aber keiner zieht mehr in den Krieg, denn schon vorher wird sie mein glühender Zorn vernichten{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: Fertige die Kette an! Denn. .} .

15 In den Straßen wird das Schwert unter ihnen wüten, und in den Häusern werden sie durch Hunger und Seuchen umkommen. Wer auf dem Feld ist, wird von den Feinden niedergestochen, und wer sich in der Stadt aufhält, den raffen Hunger und Seuchen hinweg.

16 Wer entkommen kann, muß im Gebirge hausen. Jeder leidet unter seiner Schuld und klagt wie eine verängstigte Taube.

17 Wie gelähmt lassen alle die Hände sinken, und ihre Knie schlottern{Wörtlich: triefen von Wasser.} .

18 Als Zeichen der Trauer tragen sie Gewänder aus Sacktuch, sie zittern am ganzen Körper. Die Scham steht ihnen im Gesicht geschrieben; die Köpfe haben sie sich kahlgeschoren.

19 Silber und Gold werfen sie voller Ekel hinaus auf die Straßen, als wäre es Abfall. Denn ihre Schätze können ihnen nicht helfen an dem Tag, wenn mein Zorn losbricht. Ihren Hunger können sie damit nicht mehr stillen und ihren Bauch nicht mit ihnen füllen. Gold und Silber haben sie dazu verleitet, sich gegen mich aufzulehnen!

20 Sie waren stolz auf ihren kostbaren Schmuck und fertigten daraus ihre abscheulichen Götterfiguren an. Darum müssen sie ihr Gold jetzt wegwerfen wie Abfall.

21 Fremde Völker lasse ich über ihre Schätze herfallen, Gottlose werden sie plündern und die Götzenstatuen entweihen.

22 Ich wende mich ab von meinem Volk, ja, ich lasse zu, daß mein Heiligtum geschändet wird: Räuber werden in den Tempel eindringen

23 und ein großes Blutbad anrichten. Denn das ganze Land hat durch Mord und Totschlag Schuld auf sich geladen, und in Jerusalem herrscht die Gewalt.

24 Die grausamsten Völker lasse ich heranrücken, damit sie die Häuser in Besitz nehmen. Die Bewohner Israels waren stolz auf ihre Macht, doch nun werde ich ihnen ihren Hochmut austreiben und alle ihre Heiligtümer entweihen.

25 Sie werden von Angst gepackt, sie suchen Frieden, aber es wird keinen Frieden geben.

26 Unglück über Unglück bricht über sie herein, eine Schreckensnachricht jagt die andere. Sie flehen die Propheten um Hilfe an, doch die haben keine Visionen; die Priester können das Volk nicht mehr im Gesetz des Herrn unterweisen, und die Ältesten wissen keinen Rat.

27 Der König trauert, die Fürsten sind völlig verzweifelt, alle Bewohner des Landes zittern vor Angst. Ich gehe mit ihnen um, wie sie es verdient haben; ich richte sie so erbarmungslos, wie sie andere gerichtet haben. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin."

8

1 Im 6. Jahr der Verbannung unseres Volkes, am 5. Tag des 6. Monats, saß ich in meinem Haus, und die führenden Männer von Juda waren bei mir. Da legte Gott, der Herr, seine Hand auf mich

2 und gab mir eine Vision. Ich sah eine Gestalt, die der eines Mannes glich{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: die aussah wie Feuer.} . Unterhalb der Hüfte sah sie aus wie Feuer, oberhalb leuchtete sie wie glänzendes Gold.

3 Sie streckte etwas wie eine Hand nach mir aus und packte mich bei den Haaren. In der Vision hob mich der Geist Gottes weit über die Erde empor und brachte mich nach Jerusalem in den inneren Tempelvorhof, zum Eingang des Nordtors. Dort stand eine Götzenstatue, die den Zorn des Herrn herausforderte.

4 Ich erblickte den Gott Israels in seiner Macht und Herrlichkeit, so wie ich ihn schon im Tal am Fluß Kebar gesehen hatte.

5 Er sprach zu mir: "Sterblicher Mensch, richte deinen Blick nach Norden!" Ich schaute nach Norden und sah außerhalb des Tores einen Altar; im Toreingang stand die Götzenstatue, über die der Herr so zornig war.

6 "Sterblicher Mensch", sagte er zu mir, "siehst du, was das Volk Israel hier tut? Es opfert anderen Göttern, um mich aus meinem Heiligtum zu vertreiben. Doch warte - es kommt noch schlimmer!"

7 Er brachte mich zum Eingang des äußeren Tempelvorhofs, und dort entdeckte ich ein Loch in der Wand.

8 Gott befahl mir: "Sterblicher Mensch, durchbrich die Wand!" Ich tat es und fand eine Tür.

9 Dann forderte er mich auf: "Geh hinein und sieh, was für entsetzliche Dinge sie dort treiben!"

10 Ich ging durch die Tür und sah: In die Wände ringsum waren Bilder von Tieren eingeritzt, die das Volk Israel als Götter verehrte - Bilder von Kriechtieren und anderem scheußlichen Getier.

11 Siebzig der führenden Männer Israels standen davor, unter ihnen auch Jaasanja, der Sohn Schafans. Jeder hielt eine Räucherpfanne in der Hand, und eine Duftwolke von Weihrauch stieg empor.

12 Der Herr sprach zu mir: "Hast du gesehen, was die führenden Männer des Volkes Israel heimlich treiben? Jeder von ihnen hat in seinem Haus ein Zimmer voller Götterbilder. Sie behaupten: 'Der Herr sieht uns nicht, er hat unser Land verlassen!

13 Doch warte - es kommt noch schlimmer!"

14 Er brachte mich zum Nordtor des inneren Tempelvorhofs; dort saßen Frauen, die den Tod des Gottes Tammus beweinten.

15 Der Herr fragte mich: "Hast du das gesehen, sterblicher Mensch? Aber es kommt noch schlimmer!"

16 Er brachte mich in den inneren Tempelvorhof. Am Eingang zum Heiligtum, zwischen der Vorhalle und dem Altar, standen etwa fünfundzwanzig Männer mit dem Rücken zum Tempel und dem Gesicht nach Osten. Sie warfen sich vor der Sonne im Osten nieder und beteten sie an.

17 Der Herr sagte zu mir: "Hast du das gesehen, sterblicher Mensch? Sind den Leuten von Juda die widerlichen Dinge noch nicht genug, die sie hier treiben? Das ganze Land haben sie mit Unrecht und Gewalt erfüllt und mich immer wieder beleidigt. Sieh nur, wie sie sich bei ihren Opferfeiern Weinreben an die Nase halten!

18 Darum lasse ich meinen Zorn an ihnen aus. Keine Träne werde ich um sie vergießen, kein Mitleid mit ihnen haben! Auch wenn sie mir mit ihrem Geschrei in den Ohren liegen - ich werde sie nicht erhören!"

9

1 Ich hörte, wie Gott mit lauter Stimme rief: "Kommt und vollstreckt das Urteil über Jerusalem! Jeder soll seine Waffe in die Hand nehmen, um die Stadt zu zerstören!"

2 Da kamen sechs Männer durch das nördliche Tempeltor, jeder von ihnen hielt eine Mordwaffe in der Hand. Bei ihnen war ein Mann, der ein Gewand aus Leinen trug. An seinem Gürtel hing etwas zum Schreiben. Die Männer kamen näher und stellten sich neben den bronzenen Altar.

3 Die herrliche Erscheinung des Gottes Israels entfernte sich von den Engeln, über denen sie thronte, und ließ sich an der Türschwelle des Tempels nieder. Der Herr rief den Mann mit dem Leinengewand und dem Schreibzeug am Gürtel zu sich

4 und befahl ihm: "Geh durch ganz Jerusalem, und zeichne ein Kreuz auf die Stirn all der Menschen, die seufzen und klagen über die schrecklichen Dinge, die in dieser Stadt getrieben werden!"

5 Ich hörte, wie er zu den anderen Männern sagte: "Folgt ihm überallhin, und schlagt zu! Zeigt kein Mitleid, verschont niemanden!

6 Tötet die alten und die jungen Männer, die jungen Frauen, die Mütter und die Kinder! Bringt sie alle ohne Ausnahme um! Doch rührt keinen von denen an, die das Kreuz auf der Stirn haben! Beginnt in meinem Heiligtum!"Da töteten sie die Führer des Volkes, die vor dem Tempel standen.

7 Dann sagte Gott zu den sechs Männern: "Bringt die Leichen in die Vorhöfe des Tempels - ja, verunreinigt ihn damit! Dann geht in die Stadt!" Sie gingen hinaus,

8 und während sie dort die Menschen niedermetzelten, blieb ich allein auf dem Tempelvorhof zurück. ch warf mich zu Boden und schrie: "Ach Herr, mein Gott! Bist du so zornig über Jerusalem, daß du auch noch den letzten Rest deines Volkes ausrotten willst?"

9 Da antwortete der Herr: "Die Leute von Israel und Juda hören nicht auf, Schuld auf sich zu laden. Im ganzen Land haben sie Menschen umgebracht, und in Jerusalem herrschen Unrecht und Gewalt. Sie behaupten: 'Der Herr hat das Land verlassen, er sieht uns nicht!

10 Darum werde ich keine Träne um sie vergießen und kein Mitleid mit ihnen haben. Sie bekommen von mir, was sie verdienen!"

11 Da kam der Mann mit dem Leinengewand und dem Schreibzeug am Gürtel zurück und berichtete dem Herrn: "Ich habe getan, was du mir befohlen hast!"

10

1 Ich schaute auf das Gewölbe über den Köpfen der Cherub-Engel. Darüber entdeckte ich etwas, das aussah wie ein Thron aus Saphir.

2 Der Herr sagte zu dem Mann, der das Gewand aus Leinen trug: "Geh zu den Engeln oberhalb der Räder. Zwischen den Engeln findest du glühende Kohlen. Nimm zwei Hände voll, und streu sie über die Stadt!" Da ging der Mann vor meinen Augen in die Mitte zwischen die Engel.

3 Sie standen an der Südseite des Tempels, und eine Wolke erfüllte den inneren Vorhof.

4 Die Erscheinung der Herrlichkeit des Herrn erhob sich vom Thron über den Engeln und ließ sich an der Schwelle des Tempels nieder. Der ganze Tempel wurde von der Wolke erfüllt, und der Vorhof erstrahlte im Licht der Herrlichkeit des Herrn.

5 Das Flügelrauschen der Engel war bis zum äußersten Vorhof zu hören. Es klang wie die Stimme des allmächtigen Gottes.

6 Als nun der Herr dem Mann mit dem Leinengewand befohlen hatte: "Hol von dem Feuer, das zwischen den Rädern bei den Engeln brennt!", da ging er und stellte sich neben ein Rad.

7 Einer der Cherub-Engel streckte seine Hand nach dem Feuer aus, das zwischen ihnen brannte, nahm glühende Kohlen und legte sie in die Hände des Mannes mit dem Leinengewand. Der ging damit hinaus.

8 Ich bemerkte, daß jeder CherubEngel unter seinen Flügeln etwas wie eine menschliche Hand hatte.

9 Neben jedem Engel sah ich eines der vier Räder. Die Räder schimmerten wie ein Türkis

10 und waren alle gleich gebaut: Mitten in jedes Rad war ein zweites im rechten Winkel eingefügt.

11 Darum konnten sie in jede beliebige Richtung laufen und brauchten dabei nicht zu wenden. Wohin das erste von ihnen lief, dorthin liefen die anderen auch, ohne zu wenden.

12 Der ganze Körper der Engel, ihr Rücken und ihre Flügel waren überall mit Augen bedeckt. Auch die Räder, die "Wirbelwind" genannt wurden, waren voller Augen.

13

14 Jeder Engel hatte vier Gesichter: das eines Engels, das eines Menschen, das eines Löwen und das eines Adlers.

15 Es war dieselbe Erscheinung wie am Fluß Kebar. Wenn die Engel sich erhoben

16 und fortbewegten, dann liefen auch die Räder mit; und wenn die Engel ihre Flügel schwangen, um zu fliegen, dann waren die Räder immer an ihrer Seite.

17 Blieben die Engel stehen, dann standen auch die Räder still. Hoben sich die Engel vom Boden, dann erhoben sich auch die Räder mit ihnen. Denn die Engel lenkten die Räder, wohin sie wollten.{Wörtlich: Denn der Geist des lebenden Wesens war in ihnen.}

18 Die Erscheinung des Herrn in seiner Herrlichkeit verließ die Schwelle des Tempels und nahm wieder den Platz über den Engeln ein.

19 Die Engel schwangen ihre Flügel und erhoben sich vor meinen Augen von der Erde. Sie bewegten sich fort, und die Räder liefen mit ihnen. Vor dem Eingang am Osttor des Tempels blieben sie stehen. Über ihnen thronte der Herr in seiner Herrlichkeit.

20 Es waren dieselben Lebewesen, die ich unter dem Thron des Gottes Israels am Fluß Kebar gesehen hatte; und ich erkannte, daß es Engel waren.

21 Jeder von ihnen hatte vier Gesichter und vier Flügel. Unter ihren Flügeln erblickte ich etwas, das wie Menschenhände aussah.

22 Auch ihre Gesichter waren dieselben wie die am Fluß Kebar. Wohin die Engel auch liefen, in jede Richtung blickte eines ihrer Gesichter.

11

1 Der Geist Gottes hob mich empor und brachte mich zum Osttor des Tempels. Am Eingang standen fünfundzwanzig Männer; unter ihnen sah ich Jaasanja, den Sohn Asurs, und Pelatja, den Sohn Benajas. Beide gehörten zu den Führern Israels.

2 Gott sprach zu mir: "Sterblicher Mensch, das sind die Männer, die in dieser Stadt böse Pläne schmieden und mit ihren Ratschlägen andere ins Unglück stürzen.

3 Sie prahlen: 'Haben wir nicht erst vor kurzem die Häuser wieder aufgebaut?{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text ist nicht sicher zu deuten.} Unsere Stadt ist wie ein Topf, und wir sind das gute Fleisch darin!

4 Darum teile ihnen mit, was ich zu sagen habe, sterblicher Mensch - ja, kündige ihnen an, welches Unheil sie treffen wird!"

5 Der Geist des Herrn kam über mich und befahl mir: "Richte ihnen diese Botschaft des Herrn aus: Ihr Israeliten, ich habe gehört, was ihr gesagt habt, und ich kenne eure geheimsten Gedanken!

6 Ihr habt viele Menschen in dieser Stadt ermordet, überall in den Straßen liegen die Leichen.

7 Darum sage ich, der Herr: Die Leichen, mit denen ihr die Stadt gefüllt habt - sie sind das Fleisch! Die Stadt ist der Topf, euch aber werde ich daraus vertreiben.

8 Ihr habt Angst vor dem Schwert, darum sollt ihr mit dem Schwert getötet werden. Darauf könnt ihr euch verlassen!

9 Ich jage euch aus Jerusalem fort und gebe euch in die Gewalt fremder Völker. Ich halte Gericht über euch

10 und lasse euch durch das Schwert umkommen. An der Grenze Israels werde ich mein Urteil an euch vollstrecken; so müßt ihr erkennen, daß ich der Herr bin.

11 Jerusalem wird für euch nicht der Topf sein, und ihr seid nicht das gute Fleisch darin. Nein, an der Grenze Israels werdet ihr meinen Zorn zu spüren bekommen.

12 So sollt ihr erkennen, daß ich euer Herr bin. Meine Weisungen habt ihr in den Wind geschlagen und meine Gebote mißachtet; statt dessen habt ihr Recht und Sitte eurer Nachbarvölker angenommen!"

13 Während ich dies weissagte, fiel Pelatja, der Sohn Benajas, tot um. Ich warf mich zu Boden und schrie laut: "Ach, allmächtiger Herr, willst du auch den letzten Rest von Israel noch ausrotten?"

14 Der Herr sprach zu mir:

15 "Du sterblicher Mensch, die Einwohner von Jerusalem sagen über deine Verwandten und über alle Israeliten, die nach Babylonien verschleppt worden sind: 'Der Herr hat sie verstoßen, darum gehört das Land nun uns.

16 Denen, die so reden, sollst du ausrichten: So spricht Gott, der Herr: Es ist wahr, ich habe sie weit weg zu anderen Völkern vertrieben und in alle Länder zerstreut. Sie leben fern von meinem Tempel, aber mich können sie trotzdem verehren.{Wörtlich: Ich bin ihnen ein wenig zum Heiligtum geworden in den Ländern, in die sie gekommen sind.}

17 Und ich, der Herr, werde sie wieder zurückholen aus allen Ländern, in die sie verschleppt wurden. Dann gebe ich ihnen das Land Israel zurück.

18 Wenn sie hierherkommen, werden sie all die abscheulichen Götzen beseitigen.

19 Ich will ihnen ein anderes Herz und einen neuen Geist geben. Ich nehme das versteinerte Herz aus ihrer Brust und gebe ihnen ein lebendiges Herz.

20 Dann werden sie nach meinen Weisungen leben, meine Gebote wieder achten und befolgen. Sie werden mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein.

21 Die aber, deren Herz an den widerlichen Götzen hängt, werde ich bestrafen. Alles, was sie getan haben, fällt auf sie zurück. Mein Wort gilt!"

22 Dann schwangen die Engel ihre Flügel, und die Räder bewegten sich mit ihnen. Darüber thronte der Gott Israels in seiner Macht und Hoheit.

23 Seine herrliche Erscheinung erhob sich aus der Stadt und ließ sich auf dem Berg nieder, der östlich von Jerusalem liegt.

24 In meiner Vision hob Gottes Geist mich empor und brachte mich wieder zu den Verschleppten nach Babylonien. Dann verschwanden die Bilder, die ich in der Vision gesehen hatte.

25 Ich erzählte den Judäern alles, was der Herr mir gezeigt hatte.

12

1 Der Herr sprach zu mir:

2 "Sterblicher Mensch, du lebst in einem widerspenstigen Volk. Sie haben Augen, sehen aber nichts; sie haben Ohren, doch sie wollen nicht hören, denn sie lehnen sich gegen mich auf.

3 Du aber, sterblicher Mensch, pack dir ein Bündel, wie es Flüchtlinge bei sich tragen! Verlaß am hellichten Tag dein Zuhause, und mach dich auf den Weg, so daß alle es sehen können! Vielleicht gehen diesem widerspenstigen Volk dann die Augen auf.

4 Trag dein Flüchtlingsgepäck am Tag aus dem Haus, während sie dir zuschauen. Am Abend sollst du dann fortziehen wie ein Verbannter:

5 Brich vor ihren Augen ein Loch in deine Hauswand, und zwäng dich hindurch!

6 Nimm dein Bündel auf die Schultern, und zieh in der Dunkelheit fort! Verhüll dein Gesicht, damit du das Land nicht mehr sehen kannst. So sollst du dem Volk Israel zeigen, was sie erwartet!"

7 Ich tat, was der Herr mir befohlen hatte: Bei Tag trug ich mein Flüchtlingsgepäck aus dem Haus, und am Abend brach ich mit der Hand ein Loch in die Hauswand und kroch hinaus. Vor aller Augen packte ich das Bündel in der Dunkelheit auf meine Schultern.

8 Am nächsten Morgen sprach der Herr zu mir:

9 "Sterblicher Mensch, die Israeliten, dieses widerspenstige Volk, haben dich gefragt, was dein Verhalten zu bedeuten hat.

10 Ich, der Herr, lasse ihnen sagen: Diese Botschaft gilt dem König in Jerusalem und allen Israeliten, die dort wohnen.

11 Mach ihnen klar, daß sie an dir sehen können, was ihnen bevorsteht. Was du gezeigt hast, wird mit ihnen geschehen: Sie werden gefangen in die Verbannung geführt.

12 Ihr König nimmt in der Dunkelheit sein Bündel auf die Schultern und flieht durch ein Loch in der Stadtmauer, das für ihn herausgebrochen wurde. Er verhüllt sein Gesicht, um das Land nicht mehr zu sehen.

13 Ich aber werfe mein Fangnetz über ihn, und er wird sich darin verfangen. Ich bringe ihn zur Stadt Babylon, in das Land der Chaldäer; dort wird er sterben, ohne die Stadt je gesehen zu haben.

14 Die Beamten an seinem Königshof, seine Ratgeber und seine Leibwache werde ich in alle Winde zerstreuen. Ja, ich verfolge sie mit gezücktem Schwert,

15 ich vertreibe sie zu fremden Völkern und in fremde Länder. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin.

16 Ich sorge dafür, daß nur wenige von ihnen Krieg, Hunger und Seuchen überleben. Sie sollen den Völkern, bei denen sie wohnen, von den abscheulichen Taten der Israeliten erzählen. So werden auch diese Völker erkennen, daß ich der Herr bin."

17 Der Herr sprach zu mir:

18 "Sterblicher Mensch, nur noch mit Zittern sollst du dein Brot essen, und wenn du trinkst, sollst du beben vor Angst!

19 Sag deinem Volk in der Verbannung: So spricht Gott, der Herr: Die Menschen, die in Jerusalem und in ganz Israel übriggeblieben sind, werden voller Angst ihr Brot essen und zitternd vor Entsetzen ihr Wasser trinken. Denn ihr Land wird verwüstet und seines ganzen Reichtums beraubt sein. So strafe ich die Bewohner für Unrecht und Gewalt.

20 Die blühenden Städte liegen in Trümmern, und die fruchtbaren Felder sind nur noch eine trostlose Wüste. So werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin."

21 Der Herr sprach zu mir:

22 "Sterblicher Mensch, welche Redensart geht da bei euch in Israel um? Ihr sagt: 'Die Zeit vergeht, aber die Visionen der Propheten erfüllen sich nie!

23 Darum richte dem Volk aus, was ich, der Herr, ihnen zu sagen habe: Ich werde dafür sorgen, daß man diese Redensart in Israel nicht mehr gebraucht! Sag ihnen: Die Zeit ist gekommen, die Visionen erfüllen sich!

24 In Zukunft wird es in Israel keine falschen Propheten mehr geben, die euch nach dem Munde reden und von Erscheinungen berichten, die sie gar nicht gesehen haben.

25 Denn ich, der Herr, rede zu euch; und was ich verkünde, das trifft ein! Es läßt nicht mehr lange auf sich warten. Noch zu euren Lebzeiten, ihr widerspenstigen Israeliten, werden sich alle meine Voraussagen erfüllen. Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort!"

26 Weiter sagte der Herr zu mir:

27 "Sterblicher Mensch, die Israeliten behaupten über dich: 'Seine Visionen betreffen uns nicht, er weissagt für eine ferne Zukunft!

28 Darum richte ihnen aus: So spricht Gott, der Herr: Was ich voraussage, läßt nicht mehr lange auf sich warten! Was ich verkünde, das trifft ein! Mein Wort gilt!"

13

1 Der Herr sprach zu mir:

2 "Sterblicher Mensch, klag alle selbsternannten Propheten in Israel an! Sie sollen auf meine Botschaft hören!

3 Sag ihnen von mir, dem Herrn: ch warne euch, ihr törichten Propheten, die ihr euren eigenen Eingebungen folgt und von Visionen redet, die ihr gar nicht gesehen habt!

4 Ihr fühlt euch bei Israels Untergang so wohl wie Füchse, die in Ruinen hausen!{Wörtlich: Wie Füchse in Ruinen sind deine Propheten geworden, Israel!}

5 Keiner von euch bewacht die großen Lücken in Israels Befestigungsmauer, keiner bessert sie aus, damit mein Volk gewappnet sein könnte für den Tag, an dem ich, der Herr, Gericht halte.

6 Was ihr als Visionen ausgebt, ist eine Täuschung, und wenn ihr weissagt, lügt ihr! Ihr verkündet: 'So spricht der Herr! , obwohl ich euch gar nicht beauftragt habe - und dann erwartet ihr auch noch, daß ich eure Voraussagen eintreffen lasse!

7 Eure Visionen führen die Menschen in die Irre, eure Weissagung ist nichts als Lüge. Denn ihr behauptet, meine Worte zu verkünden, obwohl ich euch gar keine Botschaft mitgeteilt habe.

8 Darum sage ich, der Herr: Weil ihr leere Worte macht und von trügerischen Visionen erzählt, bekommt ihr es mit mir zu tun!

9 Drohend erhebe ich meine Hand, um euch zu strafen, ihr Lügenpropheten! Ich schließe euch aus meinem Volk aus - in den Verzeichnissen der Bewohner Israels wird man eure Namen nicht mehr finden. Nie mehr könnt ihr in euer Land zurückkehren! So werdet ihr erkennen, daß ich Gott, der Herr, bin.

10 Ihr führt mein Volk in die Irre, denn ihr ruft: 'Wir werden glücklich und in Frieden leben! Doch es gibt keinen Frieden! Mein Volk hat eine dünne Schutzwand aus losen Steinen aufgeschichtet, und ihr habt sie mit weißer Farbe übertüncht, als sei sie eine feste Mauer .

11 Ihr Schönfärber! Eure Wand wird einstürzen! Es kommt ein Wolkenbruch, Hagelkörner so groß wie Steine prasseln auf sie herab, und ein schwerer Sturm peitscht dagegen.

12 Und siehe da - die Wand stürzt ein! Dann verspottet man euch: 'Wo ist nun eure schöne Farbe geblieben?

13 Ich, der Herr, sage es noch einmal: Mein Zorn über euch ist gewaltig, darum schicke ich Sturm, Regen und Hagel mit zerstörerischer Macht.

14 Ich reiße die Wand ein, die ihr so schön angemalt habt, ich lasse sie zu Boden stürzen, ihr Fundament wird bloßgelegt. Und wenn sie einstürzt, werdet ihr unter ihren Trümmern begraben. Dann sollt ihr erkennen, daß ich der Herr bin.

15 So werde ich an der Wand und an euch Schönfärbern meinen Zorn auslassen. Ja, ich spotte über euch: Die Wand ist weg und mit ihr alle, die sie übermalt haben!

16 Ihr habt dem Volk von herrlichen Visionen erzählt und ihm Glück und Frieden prophezeit, obwohl sein Untergang nahe ist! Darum wird keiner von euch Propheten überleben. Darauf könnt ihr euch verlassen!"

17 Weiter sprach der Herr zu mir: "Sterblicher Mensch, tritt den selbsternannten Prophetinnen aus deinem Volk entgegen! Klage sie an, und richte ihnen meine Worte aus:

18 Ich warne euch, ihr Frauen, die ihr Zauberbänder für die Handgelenke anfertigt und magische Schleier für Leute jeder Größe näht, um Macht zu besitzen über die Menschen! Meint ihr, ihr könntet in meinem Volk Menschenleben auslöschen oder verschonen - je nachdem, was es euch für einen Nutzen bringt?

19 Mit euren Zaubereien raubt ihr mir die Ehre, und das für eine Handvoll Gerste und einen Bissen Brot! Menschen, die nicht sterben sollten, liefert ihr dem Tod aus und verschont solche, die es nicht verdienen, am Leben zu bleiben. Mein Volk hört gerne Lügen, und ihr habt ihnen Lügen aufgetischt.

20 Darum sage ich, der Herr: Ich hasse eure Zauberbänder, mit denen ihr die Menschen wie Vögel fangt! Ich reiße sie von euren Handgelenken und lasse alle frei, die sich darin verfangen haben!

21 Ich zerfetze eure magischen Schleier und rette mein Volk aus eurer Gewalt. Es soll keine leichte Beute mehr für euch sein! Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin.

22 Mit euren Lügenmärchen quält ihr aufrichtige Menschen, denen ich Kummer ersparen wollte. Die Gottlosen aber ermutigt ihr und verhindert damit, daß sie ihre üblen Machenschaften aufgeben und ihr Leben retten.

23 Doch nun ist es vorbei mit euren verlogenen Visionen und mit eurer Wahrsagerei! Ich will mein Volk aus eurer Gewalt retten. Dann müßt ihr erkennen, daß ich der Herr bin."

14

1 Einige Führer Israels kamen zu mir, weil sie Gott durch mich befragen wollten{"weil. . wollten" ist sinngemäß eingefügt.} . Sie setzten sich vor mich hin und warteten.

2 Da sprach der Herr zu mir:

3 "Sterblicher Mensch, diese Männer haben ihr Herz an ihre Götzen gehängt. Sie haben nur noch ihre Götter im Sinn - und nun soll ich ihnen antworten und helfen?

4 Richte ihnen aus: So spricht Gott, der Herr: Wenn jemand vom Volk Israel Götzen anbetet, sich gegen mich auflehnt und dann auch noch zum Propheten kommt, um mich zu befragen, werde ich, der Herr, ihm tatsächlich eine Antwort geben - die Antwort, die er bei der Menge seiner Götzen verdient hat!

5 Ja, ich werde die Israeliten hart anfassen, weil sie sich von mir abgewandt haben und ihre Götzen verehren.

6 Darum verkünde dem ganzen Volk, was ich, der Herr, ihnen sage: Kehrt um, wendet euch ab von euren Göttern, und sagt euch los von eurem abscheulichen Götzendienst!

7 Ich sage es noch einmal: enn jemand vom Volk Israel und von den Fremden, die bei euch leben, sich von mir abwendet, seine Götzen anbetet und von mir nichts mehr wissen will, wenn er dann noch zum Propheten kommt, um mich um Rat zu fragen, werde ich selbst, der Herr, ihm die passende Antwort geben.

8 Ja, ein solcher Mensch bekommt es mit mir zu tun! Was ich ihm antue, soll allen zur Warnung dienen; sein Unglück wird sprichwörtlich sein. Ich verstoße ihn aus meinem Volk und vernichte ihn. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin.

9 Läßt ein Prophet sich dazu hinreißen, dem Götzendiener eigenmächtig ein Wort von mir zu verkünden, dann nur, weil ich, der Herr, ihn dazu verleitet habe! Drohend strecke ich meine Hand auch gegen ihn aus, ich verstoße ihn aus meinem Volk und vernichte ihn.

10 Also müssen beide - der Götzendiener, der fragt, und der Prophet, der eigenmächtig antwortet - die gleiche Strafe tragen, denn ihre Schuld ist gleich groß.

11 So warne ich das Volk Israel, damit sie mir nicht mehr den Rücken kehren und sich nicht länger durch ihre Sünden verunreinigen. Sie werden mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein. Das verspreche ich, der Herr!"

12 Der Herr sprach zu mir:

13 "Sterblicher Mensch, stell dir vor, ein Land bricht mir die Treue und lehnt sich gegen mich auf, und ich schicke zur Strafe eine Hungersnot ins Land, an der Menschen und Tiere zugrunde gehen.

14 Wenn dann in diesem Land die drei Männer Noah, Daniel und Hiob lebten, könnten sie durch ihre Treue zu mir nur ihr eigenes Leben retten! Das schwöre ich, der Herr.

15 Oder stell dir vor, ich lasse Raubtiere ein Land durchstreifen und die Bewohner töten, und das Land wird zur trostlosen Wüste, weil aus Angst kein Mensch mehr hindurchreist.

16 Wenn dann diese drei Männer darin lebten, könnten sie noch nicht einmal ihre Söhne und Töchter retten, sondern nur sich selbst. Das Land aber würde zur menschenleeren Wüste. Das schwöre ich, der Herr, so wahr ich lebe!

17 Oder stell dir vor, ich lasse Krieg in einem Land ausbrechen und vernichte Mensch und Tier durch tödliche Waffen.

18 Wenn dann diese drei Männer darin lebten, könnten sie noch nicht einmal ihre Söhne und Töchter retten, sondern nur sich selbst. Das schwöre ich, der Herr, so wahr ich lebe!

19 Oder stell dir vor, ich schicke die Pest in ein Land und rotte in meinem Zorn Mensch und Tier aus.

20 Wenn dann Noah, Daniel und Hiob darin lebten, könnten sie noch nicht einmal ihre Söhne und Töchter retten, sondern nur sich selbst, weil sie mir treu waren. Das schwöre ich, der Herr, so wahr ich lebe!

21 Und nun sage ich, der Herr: Selbst wenn ich meine vier schrecklichsten Strafen - Krieg, Hunger, Raubtiere und Pest - auf einen Schlag über Jerusalem hereinbrechen lasse und Mensch und Tier ausrotte,

22 so werden doch einige Menschen in der Stadt verschont bleiben. Zusammen mit ihren Söhnen und Töchtern werden sie zu euch in die Verbannung verschleppt. Wenn ihr dann ihr abscheuliches Tun und Treiben mit anschauen müßt, werdet ihr einsehen, daß mein Gericht über Jerusalem die einzig gerechte Strafe war.

23 Es wird euch trösten, wenn ihr seht, daß ich Jerusalem nicht ohne Grund zerstört habe. Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort."

15

1 Der Herr fragte mich:

2 "Du sterblicher Mensch, was hat das Holz eines Weinstocks dem Holz der Sträucher voraus, die zwischen den Bäumen im Wald wachsen?

3 Kann man irgend etwas daraus herstellen? Oder kann man es wenigstens als Pflock an der Wand benutzen, um allerlei Werkzeuge daran aufzuhängen?

4 Nein! Das Holz einer Weinranke taugt einzig und allein als Brennholz! Wenn die Flammen die beiden Enden der Ranke verzehrt haben und sie auch in der Mitte schon versengt ist, kann man sie dann noch zu etwas gebrauchen?

5 Schon als sie noch nicht verbrannt war, konnte man nichts mit ihrem Holz anfangen - wieviel weniger, wenn das Feuer sie nun verkohlt hat!

6 Darum sage ich, der Herr: Das Holz eines Weinstocks ist kein bißchen wertvoller als das der Sträucher zwischen den Bäumen im Wald! Ich werfe es ins Feuer - und genau dasselbe werde ich mit den Einwohnern Jerusalems tun!

7 Bisher sind sie dem Feuer noch knapp entronnen, jetzt aber werden sie von ihm verzehrt. Wenn mein Strafgericht sie trifft, werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin.

8 Das ganze Land mache ich zur menschenleeren Wüste, weil seine Bewohner mir die Treue gebrochen haben. Darauf könnt ihr euch verlassen!"

16

1 Der Herr sprach zu mir:

2 "Sterblicher Mensch, mach den Einwohnern Jerusalems deutlich, was für schreckliche Dinge sie getrieben haben!

3 Verkünde ihnen: So spricht Gott, der Herr: Jerusalem, du bist in Kanaan zur Welt gekommen; dein Vater war ein Amoriter, deine Mutter eine Hetiterin.

4 Nach deiner Geburt wurde nicht einmal deine Nabelschnur abgeschnitten. Niemand hat dich gewaschen und mit Salz abgerieben, niemand dich gewickelt.

5 Kein Mensch hatte Mitleid mit dir und erbarmte sich über dich. Noch am Tag deiner Geburt warf man dich aufs freie Feld, weil jeder nur Verachtung für dich übrig hatte.

6 Ich kam an dir vorüber und sah dich hilflos und blutverschmiert am Boden liegen. Da sagte ich zu dir: 'Du sollst am Leben bleiben

7 und heranwachsen wie eine Blume auf dem Feld! Du blühtest auf und wurdest zu einer schönen Frau voller Anmut. Deine Brüste wuchsen, dein Haar war voll und schön. Aber immer noch warst du völlig nackt.

8 Wieder kam ich an dir vorüber, und ich sah, daß du alt genug warst, einen Mann zu lieben. Da breitete ich meinen Mantel über dich aus und bedeckte deinen nackten Körper als Zeichen dafür, daß du meine Frau sein solltest. Ich, der Herr, schwor dir Treue und schloß mit dir einen Bund fürs Leben. So wurdest du meine Frau.

9 Ich badete dich, wusch dir das Blut ab und salbte dich mit duftenden Ölen.

10 Ich zog dir ein buntes, kostbares Kleid und Sandalen aus bestem Leder an. Du bekamst von mir ein Stirnband aus feinem Leinen und einen seidenen Umhang.

11 Ich gab dir wertvollen Schmuck, legte dir Spangen an die Arme und eine Kette um den Hals.

12 Deine Nase schmückte ich mit einem Ring, ich gab dir Ohrringe und setzte dir eine prachtvolle Krone auf.

13 Du warst geschmückt mit Silber und Gold, du kleidetest dich in Leinen, Seide und buntgewebte Stoffe. Die feinsten Speisen bekamst du: Brot, gebacken aus bestem Mehl, Honig und Öl. So wurdest du wunderschön und würdig, eine Königin zu sein.

14 Bei allen Völkern erzählte man sich von deiner Schönheit; sie war makellos und vollkommen durch den Schmuck, den ich, der Herr, dir geschenkt hatte.

15 Aber du - du hast dir viel auf deine Schönheit eingebildet. Daß sie überall gerühmt wurde, nutztest du reichlich aus: Jedem, der dir über den Weg lief, hast du dich angeboten und dich ihm an den Hals geworfen.

16 Aus deinen bunten Kleidern machtest du dir ein Lager auf den Höhen, wo den Götzen geopfert wird. Dort schliefst du mit jedem, den du bekommen konntest. So etwas hätte niemals geschehen dürfen!

17 Du nahmst den Schmuck aus Silber und Gold, den ich dir geschenkt hatte, und machtest dir männliche Götterfiguren daraus. Mit ihnen hast du mich betrogen.

18 Deine buntgewebten Kleider zogst du ihnen an und brachtest ihnen als Opfer den Weihrauch und das Öl dar, die du von mir bekommen hattest.

19 Das Brot aus bestem Mehl, Honig und Öl, das ich dir gegeben hatte, hast du ihnen geopfert, um sie für dich zu gewinnen. Das alles hast du getan; dies bezeuge ich, der Herr.

20 Die Söhne und Töchter, die du mir geboren hattest, warfst du den Götzen zum Fraß vor. War die Hurerei, die du getrieben hattest, dir noch zu wenig?

21 Mußtest du auch noch meine Kinder schlachten und als Opfer für andere Götter verbrennen?

22 Während du den widerlichen Götzen Opfer darbrachtest und die Ehe mit mir brachst, hast du keinen Gedanken an die Zeit verschwendet, in der du nackt und hilflos in deinem Blut lagst.

23 Darum sage ich, der Herr: Es wird dir schlecht ergehen! Denn dein schlimmes Treiben war dir noch nicht genug:

24 An jedem öffentlichen Platz hast du dir ein Bett für deine Hurerei errichtet, ja, an jeder Straßenecke bautest du deine Heiligtümer. Du hast deine Schönheit mißbraucht und deine Beine gespreizt für jeden, der vorüberkam. Unaufhörlich triebst du deine schamlose Hurerei.

25

26 Du ließest dich mit den Ägyptern ein, deinen Nachbarn mit dem großen Glied. Du schliefst mit ihnen, um mich zu kränken.

27 Darum hob ich drohend meine Hand und nahm dir einen Teil von dem weg, was ich dir geschenkt hatte. Ich lieferte dich den gierigen Philisterinnen aus, die dich hassen; doch sogar sie verabscheuten deine schamlose Hurerei.

28 Als nächstes warfst du dich den Assyrern an den Hals, weil du immer noch nicht genug hattest. Du schliefst mit ihnen, aber dein Verlangen war auch dann noch nicht gestillt.

29 Du triebst es auch mit den Babyloniern, dem Händlervolk, doch selbst danach hattest du noch nicht genug.

30 Ich, der Herr, sage dir: Wie sehr warst du von brennender Begierde beherrscht, du hast es schlimmer getrieben als die schlimmste Hure!

31 An jeder Straßenecke hast du einen Altar für deine Liebesdienste errichtet und an jedem öffentlichen Platz ein Bett für deine Hurerei aufgestellt. Dabei benahmst du dich nicht einmal wie eine gewöhnliche Hure, denn du lehntest jede Bezahlung ab.

32 Du Ehebrecherin! Andere Männer hast du deinem Ehemann vorgezogen!

33 Jeder Hure gibt man Geld, du aber hast deinen Liebhabern sogar noch Geschenke gegeben und sie bestochen, damit sie von überall her kommen und mit dir schlafen!

34 So machtest du genau das Gegenteil von dem, was andere Huren tun: Du warfst dich jedem an den Hals, während dir keiner nachlief; niemand gab dir Geld, im Gegenteil: Du bezahltest, damit man mit dir schlief. So weit ist es mit dir gekommen!

35 Darum, du Hure, höre, was ich, der Herr, dir sage:

36 Du hast deinen Körper schamlos entblößt, um mit allen deinen Liebhabern zu schlafen; du hast deinen abscheulichen Götzen gedient und für sie deine Kinder geschlachtet.

37 Darum werdeich nun deine Liebhaber zusammenrufen - alle, die du geliebt, und alle, die du verachtet hast. Von überall her lasse ich sie kommen, damit sie gegen dich aussagen. Dann ziehe ich dir vor ihren Augen die Kleider aus, damit sie deinen nackten Körper sehen.

38 Ich werde dich verurteilen, so wie man Mörderinnen und Ehebrecherinnen verurteilt. Weil ich eifersüchtig und zornig bin, spreche ich dir das Todesurteil.

39 Ich gebe dich in die Gewalt deiner Liebhaber; sie werden deine Hurenaltäre und deine Heiligtümer zerstören. Sie reißen dir die Kleider vom Leib, nehmen deinen prächtigen Schmuck weg und lassen dich nackt und hilflos liegen.

40 Sie hetzen die Volksmenge gegen dich auf, die dich steinigt und mit ihren Schwertern zerstückelt.

41 Deine Häuser brennen sie nieder und vollstrecken das Urteil an dir vor den Augen vieler Frauen. So bereite ich deiner Hurerei ein Ende - dann kannst du dir keinen Liebhaber mehr kaufen!

42 Wenn sich schließlich mein Zorn gelegt hat, ist auch meine Eifersucht verflogen, und ich bin wieder ruhig und gelassen.

43 Keinen Gedanken hast du mehr verschwendet an die Zeit, wo du hilflos warst und ich, der Herr, dir geholfen habe{Wörtlich: an die Tage deiner Jugend.} . Dadurch hast du mich zornig gemacht, und jetzt bekommst du die Folgen deiner abscheulichen Taten zu spüren. Du hast schon so viel Schuld auf dich geladen, warum mußtest du auch noch die Ehe brechen?

44 Man wird über dich einen Spottvers verbreiten: 'Wie die Mutter, so die Tochter!

45 Ja, du bist eine echte Tochter deiner Mutter! Auch sie hat ihren Mann und ihre Kinder verachtet! Du bist wie deine Schwestern, die von ihren Männern und Kindern nichts mehr wissen wollten. Eure Mutter war eine Hetiterin und euer Vater ein Amoriter.

46 Deine ältere Schwester ist Samaria mit ihren Töchtern, sie wohnt nördlich von dir; im Süden wohnt deine jüngere Schwester Sodom mit ihren Töchtern.

47 Es war dir noch nicht genug, ihrem schlechten Beispiel zu folgen und die gleichen abscheulichen Dinge wie sie zu tun - nein, nach kurzer Zeit hast du es in allem noch schlimmer getrieben als sie!

48 Darum schwöre ich, Gott, der Herr, so wahr ich lebe: Deine Schwester Sodom und ihre Töchter haben nicht so viel Schuld auf sich geladen wie du und deine Töchter!

49 Sie sahen hochmütig auf andere herab, sie lebten im Überfluß und in sorgloser Ruhe, ohne den Armen und Hilflosen zu helfen.

50 Sie waren stolz und überheblich und taten vor meinen Augen, was ich verabscheue. Als ich dies sah, habe ich sie verstoßen.

51 Und auch Samaria hat nicht halb so viele Sünden begangen wie du. Du hast mehr widerliche Dinge getan als deine beiden Schwestern zusammen. Im Vergleich zu dir sind die beiden geradezu unschuldig!

52 Darum mußt du nun deine Schande tragen - du hast sie dir selbst zuzuschreiben! Mit deinen abscheulichen Taten übertriffst du die Schuld deiner Schwestern bei weitem. Neben dir sind sie geradezu unschuldig. Schäm dich und trag deine Schande!"

53 "Doch ich wende das Schicksal Sodoms und Samarias mit ihren Tochterstädten zum Guten, und auch dich, Jerusalem, werde ich wiederherstellen.

54 Dann wirst du deine Schande eingestehen und dich schämen für alles, was du getan hast. Wenn Sodom und Samaria dies sehen, werden sie daraus Trost schöpfen.

55 Was für sie gilt, soll auch mit dir geschehen, Jerusalem: Eure Tochterstädte werden wieder aufgebaut, und ihr bekommt eure frühere Stellung zurück.

56 Als du noch voller Hochmut auf alle anderen herabgesehen hast, warst du dir zu schade, den Namen deiner Schwester Sodom in den Mund zu nehmen.

57 Doch dann kam deine Bosheit ans Licht, und jetzt verhöhnen dich alle deine Nachbarinnen, die Edomiterinnen und die Philisterinnen. Sie haben nur Verachtung für dich übrig.

58 So trage nun die Folgen deines schamlosen Treibens und deiner üblen Machenschaften!

59 Ich, der Herr, sage dir: Ich habe dich so behandelt, wie du es verdienst, denn du hast dein Treueversprechen nicht gehalten und unseren Bund gebrochen.

60 Ich aber werde mich an den Bund erinnern, den ich mit dir in deiner Jugend geschlossen habe. Einen neuen Bund will ich mit dir eingehen, der für alle Zeiten bestehen bleibt.

61 Dann wirst du dich an das erinnern, was du früher getan hast. Du wirst dich schämen, wenn ich dir die Herrschaft über deine beiden Schwestern gebe, so daß sie für dich wie Töchter sind. Das geht weit über den Bund hinaus, den ich damals mit dir geschlossen habe.

62 Ich selbst werde den Bund mit dir erneuern, und du wirst erkennen, daß ich der Herr bin.

63 Alles, was du getan hast, werde ich dir vergeben; doch du wirst dich immer wieder daran erinnern und dich schämen. Vor lauter Scham wirst du kein Wort herausbringen. Das verspreche ich, der Herr."chapter17/chapter

17

1 Der Herr sprach zu mir:

2 "Sterblicher Mensch, gib dem Volk Israel ein Rätsel auf, erzähl ihnen ein Gleichnis!

3 Denn sie sollen erkennen, was ich, der Herr, ihnen zu sagen habe. Erzähl ihnen: Ein großer Adler mit riesigen Flügeln und weiten Schwingen, mit dichtem und buntem Gefieder flog auf den Libanon. Dort riß er den Wipfel einer Zeder ab,

4 brachte den obersten Zweig in ein Land, in dem es viele Kaufleute gab, und dort in eine Händlerstadt.

5 Dann holte er aus der Erde Israels ein Samenkorn und flog damit zu einem fruchtbaren Feld an einem Fluß. Dort pflanzte der Adler das Samenkorn am Ufer ein.

6 Aus ihm sollte ein breit wuchernder, aber niedrig wachsender Weinstock werden. Seine Ranken sollte er dem Adler entgegenstrecken und seine Wurzeln tief in die Erde wachsen lassen. So wurde aus dem Samenkorn ein Weinstock, der kräftige Ranken und immer neue Triebe bildete.

7 Doch dann kam ein anderer großer Adler mit riesigen Flügeln und dichtem Gefieder. Und siehe da: Der Weinstock drehte seine Wurzeln diesem Adler zu und streckte ihm seine Ranken entgegen. Er hoffte, der Adler würde ihm Wasser geben - mehr als das Feld, in das er gepflanzt worden war.

8 Dabei hatte er doch guten Boden und reichlich Wasser. Er hätte Zweige treiben und Früchte tragen können und wäre zu einem prächtigen Weinstock geworden.

9 Ich, der Herr, frage euch Israeliten: Wird der Weinstock jetzt noch gedeihen? Wird man ihn nicht mitsamt den Wurzeln ausreißen und seine Trauben abpflücken, so daß alle grünen Triebe verdorren? Dazu braucht man nicht viel Kraft, und nicht viele Menschen müssen mit anpacken!

10 Der fruchtbare Boden hilft dann auch nichts mehr! Der Weinstock wird dort vertrocknen, sobald der heiße Ostwind ihn trifft, ja, völlig verdorren wird er."

11 Weiter sprach der Herr zu mir:

12 "Frag das widerspenstige Volk, ob sie dieses Gleichnis verstehen. Erklär es ihnen: Der babylonische König fiel mit seinem Heer in Jerusalem ein. Er nahm den König von Juda und seine Beamten gefangen und verschleppte sie in sein Land.

13 Mit einem Nachkommen der königlichen Familie schloß er ein Bündnis und ließ ihn Treue schwören. Die mächtigen und einflußreichen Männer des Volkes nahm er gefangen,

14 um das Land Juda mit dem neuen König klein und schwach zu halten. Er wollte verhindern, daß man einen Aufstand gegen ihn anzettelte und den Treueeid brach.

15 Aber der König von Juda lehnte sich gegen den König von Babylonien auf und schickte Boten nach Ägypten, um von dort Pferde und Soldaten zu bekommen. Wird ihm das gelingen? Soll er ungestraft davonkommen? Nein! Er kann sich nicht über seinen Treueeid hinwegsetzen und dann ohne Strafe bleiben!

16 Ich, der Herr, schwöre, so wahr ich lebe: Weil er seinen Schwur gebrochen hat, wird er in Babylon sterben, am Hof des Königs, der ihm die Herrschaft über Juda anvertraut hatte.

17 Auch das gewaltige Heer des Pharaos aus Ägypten wird ihm nicht zu Hilfe kommen, wenn die Babylonier einen Belagerungswall um Jerusalem aufschütten und Belagerungstürme bauen, um die Menschen dort zu vernichten.

18 Denn der König von Juda hat sein Versprechen nicht gehalten, obwohl er sich mit Handschlag dazu verpflichtet hatte. Er wird nicht mit dem Leben davonkommen.

19 Ich, der Herr, schwöre, so wahr ich lebe: Weil er sich über den Bund hinwegsetzt, den ich mit ihm geschlossen habe, weil er den Eid bricht, den er mir geschworen hat, darum lasse ich ihn die Folgen tragen.

20 Ich werfe mein Netz über ihn, und er wird sich darin verfangen. Ich bringe ihn nach Babylonien, und dort halte ich Gericht über ihn, weil er mir die Treue gebrochen hat.

21 Seine Soldaten versuchen zu fliehen, doch die meisten von ihnen fallen, und die Überlebenden werden in alle Winde zerstreut. Dann erkennt ihr, daß ich euch nicht umsonst gewarnt habe.

22 Aber nun verkünde ich, der Herr: Ich selbst werde einen zarten Zweig aus dem Wipfel einer hohen Zeder brechen und ihn auf einem hohen Berg einpflanzen.

23 Ja, auf Israels höchstem Berg setze ich ihn in die Erde. Dort treibt er neue Zweige, trägt Früchte und wird zu einer großen Zeder. Vögel aller Art werden in seinen Zweigen wohnen und dort Schatten finden.

24 Dann werden alle Bäume in Israel erkennen, daß ich, der Herr, den hohen Baum niedrig mache, den niedrigen aber hoch. Ich lasse den grünen Baum verdorren, den dürren aber lasse ich grün werden. Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort, und ich halte mich daran."

18

1 Der Herr sprach zu mir:

2 "Was denkt ihr euch dabei, wenn ihr Israeliten dieses Sprichwort verwendet: 'Die Väter essen saure Trauben, und den Söhnen werden die Zähne davon stumpf. ?

3 Ich, der Herr, schwöre, so wahr ich lebe: Keiner von euch wird dieses Sprichwort jemals wieder gebrauchen!

4 Alle Menschen gehören mir - die Väter wie die Söhne! Nur wer Schuld auf sich lädt, soll sterben!

5 Stell dir einen Menschen vor, der mir dient und für Recht und Gerechtigkeit eintritt.

6 Die Götzen, die das Volk Israel verehrt, betet er nicht an. An den Opfermahlzeiten, die ihnen zu Ehren auf den Bergen veranstaltet werden, beteiligt er sich nicht. Er schläft nicht mit einer verheirateten Frau und auch nicht mit einer, die ihre Tage hat.

7 Er unterdrückt und beraubt niemanden. Wenn er von einem Menschen, der ihm etwas schuldet, ein Pfand nimmt, gibt er es auch wieder zurück. Den Hungrigen gibt er zu essen, und er versorgt die mit Kleidung, die kaum etwas anzuziehen haben.

8 Wenn er Geld verleiht, nimmt er keine Wucherzinsen. Er beteiligt sich nicht am Unrecht und fällt ein gerechtes Urteil zwischen zwei Streitenden.

9 Er richtet sich nach meinen Geboten und befolgt gewissenhaft, was ich angeordnet habe. Ein solcher Mensch kann vor mir, dem Herrn, bestehen. Er wird leben. Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort.

10 Nun hat dieser Mann einen gewalttätigen Sohn, der andere Menschen umbringt und alles das tut,

11 wovon sein Vater sich ferngehalten hat. Er beteiligt sich an den Opfermahlzeiten, die auf den Bergen für die Götzen veranstaltet werden. Er bricht die Ehe mit einer verheirateten Frau,

12 er unterdrückt und beraubt die Armen und Hilflosen. Das Pfand, das er von einem Schuldner verlangt hat, gibt er nicht wieder zurück. Er betet die Götzen an, obwohl ich dies verabscheue.

13 Wenn er Geld verleiht, nimmt er Wucherzinsen. Soll dieser Mann leben? Nein, er muß getötet werden! Weil er diese widerlichen Dinge getan hat, ist er selbst schuld an seinem Tod!

14 Nun stell dir vor, dieser zweite Mann hat wiederum einen Sohn. Der sieht alle Sünden mit an, die sein Vater begeht, aber er folgt dem schlechten Vorbild nicht.

15 Die Götzen, die das Volk Israel verehrt, betet er nicht an. An den Opfermahlzeiten, die ihnen zu Ehren auf den Bergen veranstaltet werden, beteiligt er sich nicht. Er schläft nicht mit einer verheirateten Frau,

16 er unterdrückt und beraubt niemanden. Wenn er von einem Menschen, der ihm etwas schuldet, ein Pfand nimmt, gibt er es auch wieder zurück. Den Hungrigen gibt er zu essen, und er versorgt die mit Kleidung, die kaum etwas anzuziehen haben.

17 Er beteiligt sich nicht am Unrecht,{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: Er hält seine Hand von den Hilflosen zurück.} und wenn er Geld verleiht, nimmt er keine Wucherzinsen. Er befolgt, was ich angeordnet habe, und richtet sich nach meinen Geboten. Dieser Sohn wird nicht wegen der Schuld seines Vaters sterben - nein, er wird leben!

18 Sein Vater aber hat andere erpreßt und beraubt. Dem ganzen Volk war er ein schlechtes Vorbild. Darum muß er wegen seiner Schuld sterben!

19 Ihr aber fragt: 'Warum soll nicht auch der Sohn für die Schuld seines Vaters bestraft werden? , und ich antworte euch: Weil er für Recht und Gerechtigkeit eingetreten ist! Er hat auf alle meine Gebote geachtet und sie befolgt, darum wird er am Leben bleiben.

20 Nur wer sündigt, muß sterben. Ein Sohn soll nicht für die Schuld seines Vaters zur Rechenschaft gezogen werden und ein Vater nicht für die Schuld seines Sohnes. Wer mir dient, kann vor mir bestehen, und wer mir den Rücken kehrt, wird seine Strafe bekommen.

21 Wenn aber ein Mensch, der mich verachtet hat, sich von dem abwendet, was er bisher getan hat, wenn er auf alle meine Weisungen achtet und für Recht und Gerechtigkeit eintritt, dann wird er nicht sterben, sondern am Leben bleiben.

22 Alle Schuld, die er vorher auf sich geladen hat, rechne ich ihm nicht mehr an. Weil er mir nun dient, wird er leben.

23 Ich, der Herr, frage euch: Meint ihr, ich hätte Freude daran, daß der Gottlose sterben muß? Nein, ich freue mich, wenn er von seinen falschen Wegen umkehrt und am Leben bleibt!

24 Wenn aber ein Mensch, der mir gedient hat, von mir nichts mehr wissen will, wenn er die gleichen bösen und abscheulichen Dinge treibt wie jemand, der mich verachtet, sollte ich ihn dann etwa verschonen? Nein, alles Gute, was er bisher getan hat, soll vor mir nichts mehr gelten! Weil er mir die Treue gebrochen und Schuld auf sich geladen hat, wird er sterben.

25 Ihr aber behauptet: 'Was der Herr tut, ist nicht gerecht! Hört doch, ihr vom Volk Israel: Wer handelt ungerecht, ich oder ihr?

26 Wenn ein Mensch, der mir gedient hat, nichts mehr von mir wissen will, dann muß er sterben, und zwar wegen seiner eigenen Schuld.

27 Wenn aber ein Mensch, der mich verachtet hat, sich von seinem gottlosen Leben abwendet und von nun an für Recht und Gerechtigkeit eintritt, dann rettet er sein Leben.

28 Ja, wenn er seine Schuld einsieht und die alten Wege verläßt, wird er nicht sterben, sondern am Leben bleiben.

29 Und da behauptet ihr Israeliten: 'Der Herr handelt nicht gerecht! Bin wirklich ich ungerecht, oder seid nicht vielmehr ihr es?

30 Darum sage ich, der Herr: Ich gehe mit euch ins Gericht, ihr vom Volk Israel; ich spreche jedem einzelnen das Urteil, das er verdient hat. Kehrt um, wendet euch ab von allem Unrecht, das ihr getan habt, damit ihr euch nicht weiter in Schuld verstrickt!

31 Werft alles Böse von euch ab! Ändert euch von Grund auf, ja, reinigt euer Herz! Warum wollt ihr sterben, ihr Israeliten?

32 Ich habe doch keine Freude daran, daß der Gottlose sterben muß. Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort. Kehrt um von euren falschen Wegen, damit ihr am Leben bleibt!"

19

1 "Du aber, Hesekiel, stimm ein Klagelied an über die führenden Männer von Israel!

2 Das sollst du singen: Eine majestätische Löwin war deine Mutter! ie hatte ihr Lager bei kräftigen Löwen, nd dort zog sie ihre Jungen auf.

3 Um einen jungen Löwen kümmerte sie sich besonders; r wurde stark und lernte, uf Raubzüge zu gehenund Menschen zu fressen.

4 Ganze Völker erklärten ihm den Krieg, ie fingen ihn in einer Grubeund zerrten ihn an Haken nach Ägypten.

5

6 Auch dieser Löwe wurde stark und mächtig, r lernte, auf Raubzüge zu gehenund Menschen zu fressen.

7 Er zerstörte Festungenund legte ganze Städte in Trümmer; ie Bewohner des Landes erstarrten vor Schreck, enn sein Gebrüll ertönte.

8 Da versammelten sich die Völker ringsum, m gegen ihn zu kämpfen. Sie fingen ihn in einer Grubeund warfen ihr Fangnetz über ihn.

9 An Haken zerrten sie ihn in einen Käfigund brachten ihn zum König von Babylonien. ort hielt man ihn gefangen, enn seine Stimme sollte nicht mehrauf den Bergen Israels zu hören sein.

10

11 Seine Zweige wurden kräftig genug, m aus ihnen Zepter für Könige zu machen. er Weinstock wuchs hoch hinauf -bis zum dichten Laub der Bäume, ie ihn umgaben; eithin sichtbar war erdurch seine Größe und seine vielen Ranken.

12 Doch schließlich riß man ihn im Zorn aus dem Bodenund warf ihn fort.Der heiße Ostwind trocknete ihn aus, eine Früchte wurden abgerissen. ein kräftiger Stamm verdorrteund wurde vom Feuer verzehrt.

13 Dann pflanzte man den Weinstock in die Wüste ein, n dürres und trockenes Land.

14 Seine Zweige fingen Feuer, nd alle seine Früchte wurden ein Raub der Flammen. ein kräftiger Zweig war mehr an ihm zu finden, us dem man ein Zepter anfertigen konnte. " Dies ist ein Klagelied, das immer wieder gesungen wird.

20

1 Im 7. Jahr unserer Verbannung in Babylonien, am 10. Tag des 5. Monats, kamen einige führende Männer des Volkes Israel zu mir, um den Herrn zu befragen. Sie setzten sich vor mich hin und warteten.

2 Da sprach der Herr zu mir:

3 "Sterblicher Mensch, richte den Führern Israels aus, was ich ihnen zu sagen habe: Ihr seid gekommen, um mich zu befragen? Ich schwöre, so wahr ich lebe, daß ich euch keine Antwort gebe!"

4 Dann fragte mich der Herr: "Bist du bereit, Gericht über sie zu halten, sterblicher Mensch? Dann tu es! Erinnere sie daran, daß ihre Vorfahren ständig getan haben, was ich verabscheue!

5 Sag ihnen: o spricht Gott, der Herr: Als ich die Israeliten zu meinem Volk erwählte, erhob ich meine Hand zum Schwur und band mich durch ein Versprechen an sie, die Nachkommen Jakobs. Während sie in Ägypten lebten, offenbarte ich mich ihnen und schwor: 'Ich bin der Herr, euer Gott.

6 Ich verspreche, euch aus Ägypten herauszuführen und in ein Land zu bringen, das ich für euch ausgesucht habe. Es ist ein Land, wo Milch und Honig fließen, weitaus schöner als alle anderen.

7 Ich forderte sie auf: 'Werft eure abscheulichen Götterfiguren fort, die ihr bisher angebetet habt! Macht euch nicht schuldig, verehrt nicht die Götter Ägyptens! Denn ich, der Herr, bin euer Gott.

8 Aber sie lehnten sich gegen mich auf und wollten nicht auf mich hören. Kein einziger warf die widerlichen Götzen weg, die er angebetet hatte; das ganze Volk verehrte weiterhin die anderen Götter. Da wollte ich meinen Zorn an ihnen auslassen, noch in Ägypten sollten sie ihn zu spüren bekommen.

9 Aber ich tat es nicht, denn sonst wäre mein Name bei allen Völkern ringsum in den Schmutz gezogen worden. Denn vor ihrer aller Augen hatte ich mich als der Gott Israels offenbart und geschworen, mein Volk aus Ägypten zu befreien.

10 Darum führte ich sie heraus und ließ sie in die Wüste ziehen.

11 Dort gab ich ihnen meine Gebote und Weisungen, die jedem Leben bringen, der sie befolgt.

12 Ich setzte auch den Sabbat als Ruhetag ein; er war das Zeichen meines Bundes mit ihnen. Daran sollten sie erkennen: Ich, der Herr, hatte sie als ein Volk erwählt, das mir allein gehört.

13 Aber auch dort in der Wüste lehnten sich die Israeliten gegen mich auf; sie hielten sich nicht an meine Gebote und schlugen meine Weisungen in den Wind, die doch jedem Leben bringen, der sie befolgt. Auch den Sabbat achteten sie nicht als Ruhetag. Da wollte ich meinen Zorn an ihnen auslassen und sie in der Wüste vernichten.

14 Aber ich tat es nicht, denn sonst wäre mein Name zum Gespött geworden bei allen Völkern, vor deren Augen ich die Israeliten aus Ägypten herausgeführt hatte.

15 Ich erhob jedoch meine Hand zum Schwur und sagte: 'Ich werde euch nicht in das verheißene Land führen, das reich und fruchtbar ist und weitaus schöner als alle anderen Länder.

16 Denn ihr habt meine Weisungen in den Wind geschlagen, ihr habt nicht nach meinen Geboten gelebt und den Ruhetag nicht eingehalten. Statt dessen seid ihr euren Götzen nachgelaufen und habt sie angebetet.

17 Doch wieder hatte ich Mitleid mit ihnen, und darum rottete ich sie dort in der Wüste nicht völlig aus.

18 Ihre Kinder warnte ich: 'Lebt nicht nach den Geboten und Ordnungen, die eure Väter aufgestellt haben! Betet ihre Götzen nicht an, denn sonst ladet ihr Schuld auf euch!

19 Ich bin doch der Herr, euer Gott. Richtet euch nach meinen Geboten, achtet auf meine Ordnungen und befolgt sie.

20 Sorgt dafür, daß der Sabbat ein heiliger Ruhetag bleibt als Zeichen für den Bund zwischen mir und euch. Dieser Tag soll euch daran erinnern, daß ich der Herr, euer Gott, bin.

21 Doch auch die Kinder lehnten sich gegen mich auf. Sie hielten sich nicht an meine Gebote, sie schlugen meine Weisungen in den Wind, die jedem Leben bringen, der sie befolgt. Auch den Sabbat achteten sie nicht als heiligen Tag. Da wollte ich meinen Zorn endgültig an ihnen auslassen und sie in der Wüste vernichten.

22 Aber wieder hielt ich mich zurück und tat es nicht, denn sonst wäre mein Name zum Gespött geworden bei allen Völkern, vor deren Augen ich die Israeliten aus Ägypten herausgeführt hatte.

23 Ich erhob jedoch meine Hand zum Schwur und sagte: 'Ich werde euch unter die Völker zerstreuen und in fremde Länder vertreiben.

24 Denn ihr habt nicht nach meinen Ordnungen gelebt, ihr habt meine Gebote mißachtet und den Ruhetag nicht eingehalten. Statt dessen habt ihr die Götzen angebetet, die schon eure Vorfahren verehrten.

25 Dann gab ich ihnen Gebote, die nicht gut waren, und Ordnungen, die kein Leben bringen.

26 Ich sorgte dafür, daß sie ihre ältesten Söhne als Opfer verbrannten und so große Schuld auf sich luden. Ich hoffte, sie würden erschrecken und erkennen, daß ich der Herr bin."

27 Weiter sprach der Herr zu mir: "Sterblicher Mensch, richte dem Volk Israel noch etwas aus! Sag ihnen: Eure Vorfahren haben mich, den Herrn, verhöhnt und sind mir untreu geworden:

28 Ich hatte geschworen, ihnen das Land zu geben. Doch als ich sie dorthin geführt hatte, begannen sie, auf jedem Hügel und unter jedem dichtbelaubten Baum ihren Götzen zu opfern. Sie reizten mich mit ihren widerlichen Opfergaben, sie verbrannten Tiere, um die Götzen für sich zu gewinnen, und gossen für sie Wein als Trankopfer aus.

29 Ich stellte sie zur Rede: 'Was sind das für Hügel, auf die ihr da lauft, um euren Götzen zu opfern? Darum heißen diese Orte bis heute 'Opferhügel'.

30 Ich, der Herr, frage euch Israeliten: Wollt ihr die gleiche Schuld auf euch laden wie eure Vorfahren, die mir die Treue brachen und sich mit anderen Göttern einließen?

31 Wenn ihr anderen Göttern Opfer bringt und für sie eure Kinder verbrennt, dann ladet ihr bis zum heutigen Tag Schuld auf euch. Und da sollte ich mich von euch befragen lassen, ihr vom Volk Israel? Ich, der Herr, schwöre, so wahr ich lebe: Von mir bekommt ihr keine Antwort!"

32 "Was habt ihr euch da ausgedacht? Ihr habt gesagt: 'Wir wollen wie die anderen Völker sein, die Holzstatuen und Steinsäulen anbeten! Doch das wird niemals geschehen!

33 Ich, der Herr, schwöre, so wahr ich lebe: Mit starker Hand und mit erhobenem Arm werde ich über euch herrschen und meinen Zorn an euch auslassen. Ich zeige euch meine Macht, wenn ich euch aus allen Ländern heraushole, in die ihr zerstreut wurdet.

34

35 Ich bringe euch in die Wüste der Völker, und dort trete ich euch von Angesicht zu Angesicht gegenüber, um euch zu richten.

36 Wie ich euren Vorfahren in der Wüste Ägyptens das Urteil gesprochen habe, so werde ich auch euch verurteilen. Darauf könnt ihr euch verlassen!

37 Ich sorge dafür, daß ihr euch an den Bund haltet, den ich mit euch geschlossen habe. Wie ein Hirte die Schafe unter seinem Stab hindurchziehen läßt, um sie zu zählen und aufzuteilen, so gehe ich mit euch um:

38 Alle, die sich gegen mich aufgelehnt und mir die Treue gebrochen haben, sondere ich aus. Zwar führe ich auch sie heraus aus den fremden Ländern, in denen sie leben mußten, aber nach Israel werden sie nicht zurückkommen. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin.

39 Ich sage euch Israeliten: Dient doch euren Götzen, wenn ihr unbedingt wollt! Aber nachher werdet ihr ganz sicher auf mich hören und meinen heiligen Namen nicht mehr in den Schmutz ziehen durch die Opfer, die ihr euren Götzen bringt!

40 Denn in Israel, auf meinem heiligen Berg Zion, werdet ihr alle mir dienen. Ich werde euch wieder annehmen und von euch fordern, daß ihr mir eure Opfer darbringt, mit den besten eurer Früchte und allen anderen Gaben, die mir geweiht sind.

41 Wenn ich euch aus den Ländern herausgeführt habe, in die ihr zerstreut wurdet, und ihr in Israel versammelt seid, dann bringt ihr mir Brandopfer dar, und ich nehme euch wieder in Liebe als mein Volk an. So sollen alle Völker sehen, daß ich der heilige Gott bin.

42 Auch ihr werdet erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich euch nach Israel zurückbringe, in das Land, das ich euren Vorfahren mit einem Eid versprochen habe.

43 Dort erinnert ihr euch an alle Schuld, die ihr auf euch geladen habt. Wegen eurer widerlichen Taten werdet ihr euch selbst verabscheuen.

44 Ich will euch wieder annehmen und euch nicht strafen, wie ihr es für eure Sünden verdient hättet. Dies tue ich, damit mein Name geehrt wird. Ihr sollt erkennen, daß ich der Herr bin. Mein Wort gilt!"

21

1 Der Herr sprach zu mir:

2 "Sterblicher Mensch, blick nach Süden, und kündige dem Wald im Süden mein Gericht an!

3 Sag zu ihm: So spricht Gott, der Herr: Hör, was ich dir androhe! Ich werde in dir ein Feuer ausbrechen lassen, das jeden Baum verzehrt, den grünen wie den abgestorbenen. Seine lodernden Flammen werden nicht verlöschen. Das Feuer soll vom Süden bis zum Norden brennen und die Gesichter aller Menschen versengen, die dort leben.

4 Dann wird jeder erkennen, daß ich, der Herr, das Feuer entzündet habe. Nie wird es verlöschen."

5 Da entgegnete ich: "Ach Herr, mein Gott, muß ich das tun? Hier sagt sowieso schon jeder von mir: 'Er redet nur in unverständlichen Gleichnissen! "

6 Der Herr sprach zu mir:

7 "Sterblicher Mensch, blick in Richtung Jerusalem, und kündige dem Tempel dort mein Gericht an! Sag zum Land Israel:

8 So spricht der Herr: Nun ist es mit meiner Geduld vorbei! Ich ziehe mein Schwert und vernichte alle deine Bewohner, die Guten wie die Bösen. Alle Menschen, vom Norden bis zum Süden, wird mein Schwert treffen!

9

10 Jeder soll sehen, daß ich, der Herr, mein Schwert gezogen habe, und ich werde es so schnell nicht wieder wegstecken!

11 Und du, sterblicher Mensch, stöhne, daß die Israeliten es hören, stöhne voller Verzweiflung, als würde dir das Herz brechen!

12 Wenn sie dich fragen: 'Warum stöhnst du? , dann antworte ihnen: 'Ich habe eine schlechte Nachricht. Wer sie hört, vergeht vor Angst, wie gelähmt läßt er die Hände sinken, sein Atem stockt, und die Knie schlottern{Wörtlich: triefen von Wasser.} . Die Zeit ist gekommen, das Unglück bricht über euch herein. Darauf gibt euch Gott, der Herr, sein Wort. "

13 Wieder sprach der Herr zu mir:

14 "Sterblicher Mensch, verkünde dem Volk meine Botschaft. Sag ihnen: So spricht der Herr: as Schwert wird gewetzt, as Schwert wird poliert,

15 zum Morden geschärft, eine Klinge blitzt. as Schwert ist geschliffen, un packt es die Faust. eine Klinge ist scharf, un gebt es dem Henker! Mein Volk hat keinen Grund zur Freude, denn es mißachtet jede Warnung und jede Strafe.{Der Satz ist im hebräischen Text nicht sicher zu deuten.}

16

17 Ich, der Herr, habe die Israeliten geprüft. Jede Warnung schlugen sie in den Wind, darum wird meine Strafe sie nun treffen.{Oder: . ja, ich lege es in Trümmer. Es wird nicht eher wieder aufgebaut, bis der kommt, dem diese Stadt rechtmäßig gehört. Ihm werde ich sie geben.} Und du, sterblicher Mensch, schrei und brich in lautes Klagen aus! Schlag die Hände an die Brust als Zeichen deiner Trauer! Denn das Schwert wird unter meinem Volk wüten und alle seine Mächtigen treffen. Die Herrscher werden niedergestochen, sie und mein ganzes Volk.

18

19 Und nun, sterblicher Mensch, schlag voller Zorn die Hände zusammen, und droh dem Volk mein Gericht an: as Schwert sticht zu mit doppelter Wucht, a, dreifach schlägt es zu.{So mit der lateinischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: Das Schwert verdoppelt sich, sein Drittel.} Diese Waffe bringt den Tod, lle werden von ihr durchbohrt.

20 In den Toren Jerusalems liegen die Gefallenen, ngst und Schrecken breiten sich aus. nzählige sterben unter meinem Schwert, um Morden ist es geschärft, eine Klinge blitzt.

21 Stich zu, du Schwert, aß jeden deine Klinge spüren! tich zu - nach links, nach rechts,{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text ist nicht sicher zu deuten.} so wie die Hand dich gerade führt!

22 Und auch ich, der Herr, werde die Hände zusammenschlagen und meinen Zorn an Israel auslassen. Darauf gebe ich mein Wort."

23 Der Herr befahl mir:

24 "Sterblicher Mensch, zeichne die beiden Wege, auf denen der König von Babylonien mit seinem Heer in den Krieg ziehen kann! Beide sollen in ein und demselben Land beginnen. Dort, wo sie sich teilen, stell zwei Wegweiser auf, die zu je einer Stadt führen:

25 der eine zur Ammoniterstadt Rabba, der andere nach Jerusalem, der befestigten Stadt in Juda. o zeigst du die Richtung an, die der babylonische König mit seinen Truppen einschlagen kann.

26 Denn er wird dort haltmachen, wo diese beiden Wege beginnen. Um zu wissen, welchen er wählen soll, läßt er das Losorakel entscheiden. Er befragt seine Götter und schaut, welche Form die Leber eines Opfertieres hat. Er schüttelt die Pfeile in seinem Köcher,

27 holt mit der rechten Hand einen heraus und sieht, daß er die Aufschrift 'Jerusalem' trägt. Darum zieht er mit seinen Soldaten nach Jerusalem, und dort stimmen sie ein lautes Kriegsgeschrei an. Sie schütten einen Belagerungswall auf, bauen Angriffsrampen rings um die Mauern und rennen gegen die Tore mit Rammböcken an.

28 Die Menschen in Jerusalem glauben nicht, daß diese Orakelentscheidung richtig sein kann, denn sie haben dem babylonischen König einen Treueeid geschworen. Doch er bringt nun ihre ganze Schuld ans Licht und nimmt sie gefangen.

29 Ich, der Herr, sage euch Israeliten: In aller Öffentlichkeit begeht ihr eure Verbrechen, eure Auflehnung gegen mich ist allgemein bekannt. Ihr selbst sorgt dafür, daß eure Schuld nicht vergessen wird! Darum gebe ich euch jetzt in die Gewalt eurer Feinde, und sie werden grausam mit euch umgehen.

30 Du gottloser Herrscher von Israel, dem nichts heilig ist, jetzt ist die Zeit für die endgültige Abrechnung gekommen!

31 Ich, der Herr, sage dir: Weg mit deinem Stirnband, weg mit deiner Krone! Nichts bleibt, wie es ist: Der Mächtige wird gestürzt, der Machtlose erhöht.

32 Zur Ruine mache ich Jerusalem, ja, ich lege es in Trümmer. Doch dies wird nicht eher geschehen, bis der kommt, den ich dazu beauftragt habe. Ihm werde ich das Gericht übergeben."

33 Weiter sprach der Herr zu mir: "Sterblicher Mensch, kündige den Ammonitern mein Gericht an, denn sie verhöhnen Israel. Richte ihnen diese Botschaft aus:Zum Schlachten ist das Schwert gezückt, um Töten hat man es poliert. un wird es treffen wie ein Blitz.

34 Falsche Propheten erzählen euch nichts als Lügen; sie verkünden Visionen von eurer Rettung. Doch das Schwert ist euch schon an den Hals gelegt - ihr Verbrecher seid dem Tod geweiht! Jetzt ist die Zeit für die endgültige Abrechnung gekommen.

35 Doch dann, König von Babylonien, steck das Schwert wieder in die Scheide! Auch dich werde ich richten, ich strafe dich in deinem eigenen Land, wo du geboren wurdest und zu Hause bist.

36 Meinen Zorn lasse ich an dir aus, er wird dich verzehren wie ein Feuer. Ich gebe dich in die Gewalt grausamer Menschen, die Tod und Verderben bringen.

37 Im Feuer lasse ich dich umkommen, in deinem eigenen Land wird dein Blut fließen, und nichts wird mehr an dich erinnern. Das schwöre ich, der Herr."

22

1 Der Herr sprach zu mir:

2 "Sterblicher Mensch, bist du bereit, ein Urteil zu sprechen über die Stadt voller Bluttaten? Halte ihr all die abscheulichen Verbrechen vor Augen,

3 und sag: o spricht Gott, der Herr: Jerusalem, dein Untergang ist nahe, du selbst hast ihn verschuldet! Mitten in der Stadt ist das Blut deiner Einwohner vergossen worden, du hast dir deine eigenen Götter geschaffen und sie angebetet.

4 Mit deinen blutigen Verbrechen und deinem Götzendienst hast du Schuld auf dich geladen. Du hast das Gericht selbst herbeigeführt - dein Ende ist nahe! Ich sorge dafür, daß du von allen Völkern verachtet wirst, ich gebe dich dem Spott anderer Länder preis.

5 Jeder, ob nah oder fern, verhöhnt dich, dein ehemals hochangesehener Name ist beschmutzt, deine Bestürzung ist groß.

6 Sieh doch, wie alle deine führendenMänner ihre Macht dazu benutzen, Blut zu vergießen!

7 Deine Einwohner verachten Vater und Mutter. Sie beuten die Ausländer aus und unterdrücken die schutzlosen Witwen und Waisen.

8 Alles, was mir heilig ist, wird in den Schmutz gezogen, und auch den Sabbat achtet ihr nicht als heiligen Tag.

9 Ihr verleumdet andere, damit sie hingerichtet werden. Auf den Bergen haltet ihr Opfermahlzeiten für eure Götter. Schlimme Schandtaten werden bei euch verübt:

10 Der eine schläft mit der Frau seines Vaters, ein anderer verkehrt mit einer Frau, während sie ihre Tage hat.

11 Man scheut sich nicht, mit der Frau eines anderen ins Bett zu gehen; man läßt sich mit seiner Schwiegertochter ein und macht sich nichts daraus, mit der eigenen Halbschwester zu schlafen.

12 Ihr nehmt Bestechungsgelder an und sprecht dann falsche Todesurteile. Ihr fordert Wucherzinsen und erpreßt andere Menschen. Mich aber, den Herrn, habt ihr vergessen.

13 Darum drohe ich euch mit erhobener Faust,{Wörtlich: Ich schlage meine Hände zusammen.} ich strafe euch für Mord und Betrug.

14 Meint ihr wirklich, ihr könntet mir standhalten? Bildet ihr euch ein, ihr würdet nicht den Mut verlieren, wenn ich mit euch abrechne? Ich, der Herr, habe gesagt, daß ich euch richten werde, und ich stehe zu meinem Wort!

15 Ich zerstreue euch unter die Völker, ich bringe euch in fremde Länder, um so eurem gottlosen Treiben ein Ende zu setzen!

16 Die anderen Völker werden euch deswegen verachten, und das habt ihr euch selbst zuzuschreiben. Ihr sollt erkennen, daß ich der Herr bin."

17 Wieder sprach der Herr zu mir:

18 "Sterblicher Mensch, in meinen Augen gleichen die Israeliten dem wertlosen Abfall, der übrigbleibt, wenn Silber im Schmelztiegel gereinigt wird. Sie sind nichts als Schlacken aus Kupfer und Zinn, aus Eisen und Blei.

19 Ich, der Herr, sage ihnen: Ihr seid die Schlacke, die beim Schmelzen zurückbleibt. Darum mache ich mit euch das einzig Richtige: Ich sammle euch in Jerusalem

20 und werfe euch ins Feuer! So wie man einen Metallklumpen aus Silber, Kupfer, Eisen, Blei und Zinn in den glühenden Tiegel wirft, damit alles zusammen zerschmilzt, so sammle ich euch voller Zorn; ich werfe euch ins Feuer und bringe euch zum Schmelzen.

21 Ja, ich will euch sammeln und meinen Zorn an euch auslassen. Ihr sollt seine Glut zu spüren bekommen und darin zerschmelzen wie Silber im Ofen. Dann werdet ihr erkennen, daß ich, der Herr, euch im Zorn gestraft habe."

22

23 Der Herr befahl mir:

24 "Sterblicher Mensch, richte dem Volk Israel diese Botschaft aus: Ihr habt so viel Schuld auf euch geladen und mich so zornig gemacht, daß ich auf euer Land keinen Regen mehr fallen ließ.

25 Eure führenden Männer{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: Die Verschwörung der Propheten.} sind wie brüllende, blutgierige Löwen. Sie fallen über die Menschen her, reißen Geld und Gut an sich und machen viele Frauen im Land zu Witwen.

26 Die Priester legen mein Gesetz aus, wie es ihnen gerade paßt. Was ich für heilig erklärt habe, das ziehen sie in den Schmutz. Sie machen keinen Unterschied zwischen heilig und nicht heilig und erklären dem Volk nicht, was rein und was unrein ist. Vom Sabbat, den ich ihnen gegeben habe, wollen sie nichts wissen. Sie sind schuld daran, daß niemand mehr Ehrfurcht vor mir hat.

27 Die Richter sind wie hungrige Wölfe. Sie vergießen Blut und richten aus Habgier Menschenleben zugrunde.

28 Und was sagen deine Propheten dazu? Sie beschönigen diese üblen Machenschaften, so wie ein Maler eine häßliche Wand mit weißer Tünche überstreicht. Sie reden von Visionen, die sie gar nicht gesehen haben, und verkünden nichts als Lügen! Sie sagen: 'So spricht der Herr! , obwohl ich ihnen gar keine Botschaft mitgeteilt habe.

29 Auch die einfachen Leute verstehen sich auf Raub und Erpressung. Sie beuten die Armen und Schwachen aus, übervorteilen die Ausländer und tun ihnen Gewalt an.

30 Ich suchte einen Mann, der für das Land einen Schutzwall baut und die Lücken in den Mauern ausbessert, damit es gewappnet ist, wenn ich es zerstören will. Doch ich fand keinen.

31 Darum lasse ich euch meinen Zorn spüren, er wird euch vernichten wie ein Feuer. Das habt ihr euch selbst zuzuschreiben - ihr bekommt, was ihr verdient. Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort."

23

1 Der Herr sprach zu mir:

2 "Sterblicher Mensch, höre die Geschichte von zwei Frauen, Töchter derselben Mutter.

3 Schon in ihrer Jugend, als sie noch in Ägypten lebten, ließen sie sich mit vielen Männern ein, die ihnen ihre Unschuld nahmen und ihre jungen Brüste streichelten.

4 Die ältere heißt Ohola und die jüngere Oholiba. Ohola ist Samaria, Oholiba ist Jerusalem. Sie wurden meine Frauen und brachten Söhne und Töchter zur Welt.

5 Doch hinter meinem Rücken wurde Ohola mir untreu. Sie warf sich ihren Liebhabern an den Hals, den kriegerischen Assyrern,

6 die sich in Purpur kleideten und angesehene Statthalter und Befehlshaber waren. Alle waren schöne junge Männer, gute Reiter hoch zu Roß.

7 Mit den Söhnen der angesehensten Familien Assyriens betrog sie mich und lud große Schuld auf sich, weil sie deren Götzen verehrte.

8 Auch die Ägypter wollte sie nicht aufgeben, die schon in ihrer Jugend mit ihr geschlafen und ihre jungen Brüste gestreichelt hatten.

9 Darum gab ich sie in die Gewalt ihrer assyrischen Liebhaber, die sie ja unbedingt haben wollte!

10 Sie vollstreckten das Urteil an ihr: Sie zogen ihr das Kleid hoch, daß alle ihren nackten Körper sehen konnten, nahmen ihr die Söhne und Töchter weg und töteten sie selbst mit dem Schwert. So wurde sie zum warnenden Beispiel für alle Frauen.

11 Ihre Schwester Oholiba hatte alles mit angesehen, und trotzdem trieb sie es noch schlimmer. Ihre Schamlosigkeit übertraf die ihrer Schwester bei weitem.

12 Auch sie warf sich den Assyrern an den Hals, den prächtig gekleideten Statthaltern und Befehlshabern, allesamt schöne junge Männer, gute Reiter hoch zu Roß.

13 Ich sah, daß auch sie große Schuld auf sich lud; darin waren beide Schwestern gleich.

14 Aber Oholiba trieb es noch schlimmer: Sie sah Bilder von Babyloniern, mit roter Farbe an die Wand gemalt.

15 Um ihre Hüften trugen sie einen Lendenschurz, ihren Kopf bedeckte ein wehender Turban. Es waren hervorragende Soldaten aus Babylonien, dem Land der Chaldäer.

16 Beim Anblick dieser Bilder packte Oholiba die Gier, und sie schickte Boten nach Babylon.

17 Da kamen die Babylonier zu ihrem Liebesnest, sie schliefen mit ihr und machten sie dadurch unrein. Oholiba aber wandte sich sofort wieder von ihnen ab, nachdem sie ihre Gier befriedigt hatte.

18 In aller Öffentlichkeit beging sie Ehebruch und zeigte ihren nackten Körper jedem, der ihn sehen wollte. arum trennte ich mich von ihr, so wie ich es auch bei ihrer Schwester getan hatte.

19 Sie aber trieb es nur noch schlimmer, sie dachte zurück an ihre Jugend, als sie sich mit den Ägyptern eingelassen hatte.

20 Wieder packte sie die Gier nach ihren früheren Liebhabern, deren Glied so groß war wie das eines Esels und die so brünstig waren wie ein Hengst.

21 Ja, sie sehnte sich danach, wieder mit ihnen zu schlafen wie in ihrer Jugend, als die Ägypter ihre jungen Brüste streichelten.

22 Darum höre, Oholiba, was ich, der Herr, dir sage: Deine früheren Liebhaber, die du verlassen hast, hetze ich nun gegen dich auf. Von allen Seiten werden sie auf dich einstürmen:

23 die Babylonier und Chaldäer, Männer von den Stämmen Pekod, Schoa und Koa, und mit ihnen die Assyrer. Es sind schöne junge Männer, Statthalter und Befehlshaber, die besten Soldaten und angesehensten Leute im Volk, gute Reiter hoch zu Roß.

24 In Scharen fallen sie über dich her; ein Heer aus vielen Völkern stürmt auf Kriegswagen heran. Sie umstellen dich, bewaffnet mit Langschilden, Rundschilden und Helmen. Ich liefere dich ihrem Gericht aus, und sie werden dich nach ihren Gesetzen verurteilen.

25 Weil ich eifersüchtig und zornig bin, sorge ich dafür, daß sie ihren Zorn an dir auslassen: Deine Nase und deine Ohren schneiden sie dir ab, und deine Nachkommen töten sie mit dem Schwert. Ja, alle deine Söhne und Töchter nehmen sie dir weg, und dein ganzer Besitz wird ein Raub der Flammen.

26 Sie reißen dir die Kleider vom Leib und nehmen deinen kostbaren Schmuck weg.

27 So mache ich deinem abscheulichen Tun und deiner Hurerei, die du schon in Ägypten getrieben hast, ein Ende. Dann wirst du nicht mehr nach den Ägyptern Ausschau halten - ja, du wirst nicht einmal mehr an sie denken.

28 Denn ich, der Herr, liefere dich deinen Liebhabern aus, von denen du dich voller Haß abgewandt hast.

29 Haßerfüllt werden sie nun über dich herfallen und alles an sich reißen, was du dir mühsam erworben hast. Dann lassen sie dich nackt zurück, daß jeder deinen Körper sehen kann. Weil du es so schlimm getrieben und ständig die Ehe gebrochen hast,

30 wird dies deine gerechte Strafe sein. Ja, anderen Völkern bist du nachgelaufen, ihre Götter hast du angebetet und so große Schuld auf dich geladen.

31 Du bist dem schlechten Beispiel deiner Schwester gefolgt, darum gebe ich dir denselben Becher in die Hand, den sie trinken mußte.

32 Ich, der Herr, kündige dir an: elächter und Spott wird dich treffen, en Becher deiner Schwester mußt du leeren. iel paßt dort hinein, denn er ist tief und breit.

33 Er macht bekümmert und betrunken, er Becher voll Angst und Zerstörung, en schon deine Schwester Samaria trinken mußte.

34 Bis zur Neige trinke ihn, a, schlürfe ihn ausbis zum letzten bitteren Tropfen. nd mit seinen Scherben zerkratze deine Brüste! Ich, der Herr, fordere dich dazu auf.

35 Du hast mich vergessen und mir den Rücken gekehrt, darum mußt du nun auch die Folgen deines Ehebruchs tragen!"

36 Weiter sprach der Herr zu mir: "Sterblicher Mensch, bist du bereit, über Ohola und Oholiba Gericht zu halten? Dann tu es! Erinnere sie an all die abscheulichen Dinge, die sie getrieben haben!

37 Ehebruch und Mord werfe ich ihnen vor: Sie haben mich mit ihren Götzen betrogen und für sie die Kinder verbrannt, die sie mir geboren hatten.

38 Aber das genügte ihnen noch nicht: Meinen Tempel haben sie entweiht und den Sabbat nicht als heiligen Tag geachtet.

39 Wenn sie ihre Kinder für die Götzen geschlachtet hatten, gingen sie noch am selben Tag in meinen Tempel und entweihten ihn dadurch. Ja, so trieben sie es in meinem Heiligtum!

40 Klag die beiden weiter an: Immer wieder habt ihr Boten in die Ferne geschickt, um Männer anzulocken, die dann gerne kamen. Für sie habt ihr euch herausgeputzt: Ihr habt ein Bad genommen, die Augen geschminkt und euch mit Schmuck behängt.

41 Dann habt ihr euch auf euer prunkvolles Bett gesetzt. Einen Tisch mit Weihrauch und duftendem Öl habt ihr vor euch aufgebaut, obwohl doch beides mir gehören sollte.

42 Ihr umgabt euch mit einer lärmenden, ausgelassenen Menge; laut zechten die unzähligen Männer, die aus der Wüste zu euch gekommen waren. Sie streiften euch Armreife über die Hände und setzten euch prunkvolle Kronen auf den Kopf.

43 Ich dachte: Sie sind es gewohnt, die Ehe zu brechen, jetzt treiben sie es schon wieder und haben auch noch Freude daran.

44 Die Männer gehen zu ihnen wie zu Huren. Immer wieder laufen sie zu Ohola und Oholiba, diesen schamlosen Frauen.

45 Aber aufrichtige Männer werden ihnen das Urteil sprechen, nach den Gesetzen für Ehebrecherinnen und Mörderinnen. Denn sie haben die Ehe gebrochen, und an ihren Händen klebt Blut!

46 Ich, der Herr, befehle: Eine Menschenmenge soll sich versammeln, sie mißhandeln, ausrauben

47 und schließlich steinigen und mit Schwertern zerstückeln! Danach sollen ihre Söhne und Töchter getötet und ihre Häuser verbrannt werden.

48 Ohola und Oholiba, ich mache eurer Hurerei ein Ende! Alle Frauen in Israel sollen gewarnt sein, damit sie nicht genauso schamlos die Ehe brechen wie ihr.

49 Man wird euch für eure Hurerei bestrafen, und ihr müßt für die Sünden büßen, die ihr mit euren Götzen begangen habt. Dann werdet ihr erkennen, daß ich Gott, der Herr, bin."

24

1 Im 9. Jahr unserer Verbannung, am 10. Tag des 10. Monats, sprach der Herr zu mir:

2 "Sterblicher Mensch, schreib dir das Datum des heutigen Tages auf, denn gerade heute beginnt der König von Babylonien mit der Belagerung Jerusalems!

3 Und nun erzähl dem widerspenstigen Volk ein Gleichnis! Sag ihnen: So spricht Gott, der Herr: tell einen Topf auf die Kochstelle, nd gieß Wasser hinein!

4 Füll ihn mit dem besten Fleisch, it Stücken von Lende und Schulter, nd gib Knochen voller Mark dazu!

5 Nimm nur die besten deiner Schafe. nter dem Topf schichte Holz auf, aß die Fleischstücke garen, usammen mit den besten Knochen!

6

7 Zum Himmel schreit das Blut, das deine Einwohner vergossen haben, und niemand in Jerusalem versuchte es zu sühnen.{Wörtlich: Ihr Blut ist in ihrer Mitte. Sie hat es auf kahlen Felsen geschüttet, hat es nicht auf die Erde geschüttet, daß man es mit Erde bedecken könnte.}

8 Ich selbst habe dafür gesorgt, daß das Blut ungesühnt bleibt und zum Himmel schreit. Denn daran soll sich mein Zorn entzünden, ich werde Rache nehmen.

9 Ich, der Herr, sage dir: s wird dir schlecht ergehen, u Stadt voller Bluttaten! uch ich schichte einen großen Holzstoß unter dir auf.

10 Ja, bringt große Mengen Holz herbei! ündet das Feuer an, kocht das Fleisch, is die Brühe verdampft ist{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text ist nicht sicher zu deuten.} und die Knochen verkohlen!

11 Stellt den leeren Topf auf das Feuer, amit das Metall heiß wird und glüht, a, damit der ganze Rost wegschmilzt, der ihn beschmutzt!

12 Vergebliche Mühe! Selbst im Feuer geht der Rost nicht ab!{Der hebräische Text ist nicht sicher zu deuten.}

13 Jerusalem, durch dein schamloses Treiben hast du dich unrein gemacht, und selbst als ich dich reinigen wollte, bliebst du lieber, wie du warst. Darum wirst du nicht eher wieder rein werden, bis ich meinen Zorn an dir ausgelassen habe!

14 Das schwöre ich, der Herr, und ich werde es auch tun. Ich sehe nicht länger tatenlos zu. Keine Träne werde ich um dich vergießen, kein Mitleid mit dir haben. Ich ziehe dich zur Rechenschaft für das, was du getan hast. Mein Wort gilt!"

15 Weiter sprach der Herr zu mir:

16 "Sterblicher Mensch, ich werde dir durch einen plötzlichen Tod wegnehmen, was du am meisten liebst: deine Frau. Doch du sollst nicht in lautes Klagen ausbrechen und nicht weinen. Keine Träne sollst du vergießen!

17 Nur heimlich darfst du stöhnen, aber keine Totenklage für sie halten! Laß dir deine Trauer nicht anmerken: Reiß dir nicht das Stirnband vom Kopf, und zieh auch deine Sandalen nicht aus! Verhüll nicht dein Gesicht, und nimm keine Trauermahlzeit ein!"

18 Noch am selben Abend starb meine Frau, und am nächsten Morgen verhielt ich mich so, wie der Herr es mir befohlen hatte.

19 Da fragten mich die Leute: "Was hat dein seltsames Verhalten zu bedeuten? Willst du es uns nicht erklären?"

20 Ich antwortete:"Der Herr hat mir befohlen,

21 euch Israeliten diese Botschaft weiterzugeben: So spricht Gott, der Herr: Ihr seid stolz auf den Schutz, den euer Tempel euch bietet, ihr freut euch über ihn und sehnt euch nach ihm zurück. Doch ich werde dafür sorgen, daß er entweiht und zerstört wird. Eure Söhne und Töchter, die ihr in Jerusalem zurückgelassen habt, fallen durchs Schwert.

22 Dann werdet ihr euch genauso verhalten wie Hesekiel. Euer Gesicht werdet ihr nicht verhüllen und keine Trauermahlzeit zu euch nehmen.

23 Eure Stirnbänder und Sandalen werdet ihr anbehalten. Kein lautes Klagen und Weinen wird man von euch hören. Vor Trauer über eure Sünden geht ihr zugrunde, ihr könnt nur noch seufzen und stöhnen.

24 Hesekiel ist ein Mahnzeichen für euch. Es wird euch genauso gehen wie ihm. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin."

25 Weiter sprach der Herr zu mir: "Sterblicher Mensch, ich werde den Israeliten ihren Tempel entreißen, ihren Zufluchtsort, der ihr ganzer Stolz und ihre ganze Freude ist. Ja, sie freuen sich über ihn und sehnen sich nach ihm zurück. Doch ich werde ihn zerstören, und auch ihre Söhne und Töchter lasse ich umkommen.

26 An jenem Tag wird ein Flüchtling, der überlebt hat, zu dir kommen und dir davon berichten.

27 Wenn er bei dir eintrifft, wirst du wieder reden können. Du wirst mit ihm sprechen und nicht länger stumm sein. So wirst du zu einem Mahnzeichen für die Israeliten, damit sie erkennen, daß ich der Herr bin."

25

1 Der Herr sprach zu mir:

2 "Sterblicher Mensch, blick in die Richtung, wo die Ammoniter leben, und kündige ihnen mein Gericht an!

3 Ruf ihnen zu: ört, was Gott, der Herr, euch zu sagen hat: Ihr seid voller Schadenfreude über mein entweihtes Heiligtum. Ihr verhöhnt Israel, weil es verwüstet wurde, und lacht über die Judäer, die in der Verbannung leben.

4 Darum gebe ich euer Land den Stämmen aus dem Osten. Sie werden ihre Zelte bei euch aufschlagen und ihre Siedlungen in eurem Land errichten. Sie werden eure Früchte essen und eure Milch trinken.

5 Die Stadt Rabba mache ich zum Weideplatz für Kamele und alle eure Siedlungen zum Lager für Schafe und Ziegen. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin.

6 Hämisch lachend habt ihr zugesehen, wie Israel verwüstet wurde, vor Schadenfreude habt ihr Luftsprünge gemacht und in die Hände geklatscht.

7 Darum erhebe ich drohend meine Hand, um euch zu strafen. Euer Land gebe ich anderen Völkern als Beute, sie werden es plündern und verwüsten. Ich rotte euer Volk aus - ihr sollt kein eigenes Land mehr besitzen. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin."

8 So spricht Gott, der Herr: "Die Moabiter{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: Die Moabiter und Seïr.} spotten und sagen: 'Seht doch, das Volk Israel hat den anderen Völkern nichts voraus!

9 Darum werde ich die Berghänge der Moabiter leerfegen, indem ich die Städte dort zerstöre. Ja, im ganzen Land wird es keine einzige Siedlung mehr geben. Ich vernichte die Städte, die der Stolz der Moabiter waren: Bet-Jeschimot, Baal-Meon und Kirjatajim.

10 Ihr Land gebe ich zusammen mit dem Land der Ammoniter den Stämmen aus dem Osten. Die Ammoniter sollen bei allen Völkern vergessen sein,

11 und auch die Moabiter bekommen meine Strafe zu spüren. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin."

12 So spricht Gott, derHerr: "Die Edomiter haben sich grausam an den Judäern gerächt und große Schuld auf sich geladen.

13 Darum erhebe ich drohend meine Hand, um die Edomiter zu strafen. Mensch und Vieh werde ich ausrotten, mit dem Schwert sollen sie niedergemetzelt werden. Von Teman bis nach Dedan mache ich das Land zu einem Trümmerfeld.

14 Ich lasse mein Volk Israel an den Edomitern Rache nehmen, damit sie meinen grimmigen Zorn zu spüren bekommen. Dann werden die Edomiter erkennen, daß ich, der Herr, mich an ihnen gerächt habe. Darauf gebe ich mein Wort."

15 So spricht Gott, der Herr: "Auch die Philister haben sich grausam an meinem Volk gerächt. Voller Haß und Verachtung wollten sie ihre Erzfeinde vernichten.

16 Darum erhebe ich drohend meine Hand, um die Philister zu strafen. Alle Stämme, die in ihrem Land leben, rotte ich aus - auch die entlang der Küste.

17 Ich werde sie hart bestrafen und mich grausam rächen. Wenn ich Rache nehme, werden sie erkennen, daß ich der Herr bin."

26

1 Im 11. Jahr unserer Verbannung, am 1. Tag des Monats{Die Monatsangabe fehlt hier.} , sprach der Herr zu mir:

2 "Sterblicher Mensch, die Einwohner der Handelsstadt Tyrus verhöhnen Jerusalem und rufen: 'Haha, das Tor zu den Völkern ist zerbrochen! Nun sind wir die Herren, wir werden reich und bedeutend sein, denn Jerusalem ist nur noch ein Trümmerhaufen!

3 Darum sage ich, der Herr: etzt rechne ich mit dir ab, Tyrus! Viele Völker lasse ich gegen dich heranrücken, unaufhaltsam wie Meereswogen.

4 Sie zerstören deine Stadtmauern und reißen deine Türme ab. Ich fege das Erdreich weg, bis nur noch der nackte Fels aus dem Meer ragt.

5 Du sollst ein unbewohnter Felsen werden, auf dem die Fischer ihre Netze zum Trocknen auslegen. Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort. Feindliche Völker plündern dich,

6 und mit ihren Schwertern bringen sie alle Einwohner deiner Tochterstädte auf dem Festland um. Dann wirst du erkennen, daß ich der Herr bin.

7 Ich lasse Nebukadnezar, den König von Babylonien, den größten aller Herrscher, gegen dich kämpfen. Aus dem Norden wird er dich mit einem gewaltigen Heer überfallen, mit einem großen Aufgebot an Pferden und Streitwagen.

8 Die Einwohner deiner Tochterstädte auf dem Festland tötet er mit dem Schwert. Gegen deine Mauern schüttet er einen Wall auf, er baut Angriffsrampen und errichtet Schutzdächer für sein Heer.

9 Seine Soldaten rennen mit ihren Rammböcken gegen deine Mauern an und bringen sie zum Einstürzen, deine Türme reißen sie mit eisernen Werkzeugen nieder.

10 Wenn sie auf ihren Pferden herangaloppieren, werden Staubwolken dich bedecken. Deine Mauern erzittern vom Lärm der Reiter und Streitwagen, die durch deine aufgebrochenen Tore hereinstürmen.

11 Die Pferde zertrampeln den Boden in deinen Gassen, die Reiter metzeln alle deine Einwohner mit ihren Schwertern nieder. Die Steinsäulen, die du verehrt hast und die dich schützen sollten, versinken in den Trümmern.

12 Die Feinde plündern deine Schätze und deine Handelsgüter. Sie brechen deine Mauern ab und reißen deine prächtigen Häuser nieder. Die Steine, die Balken und den ganzen Schutt werfen sie ins Meer.

13 Ich sorge dafür, daß deine lauten Lieder verstummen, und auch vom Harfenspiel hört man nichts mehr.

14 Ich mache dich zu einem kahlen Felsen, auf dem die Fischer ihre Netze zum Trocknen auslegen. Nie wieder sollst du aufgebaut werden! Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort, und ich werde es halten.

15 Die Inseln erbeben, wenn du mit lautem Getöse zusammenfällst. Ihre Bewohner zittern, wenn sie die Schlachtrufe der Mörder und das Stöhnen der Sterbenden hören.

16 Die Herrscher der Küstenvölker steigen von ihrem Thron herunter. Sie legen ihre prächtigen Mäntel und ihre bunten Gewänder ab. Der Schreck läßt sie nicht los, sie kauern voller Entsetzen auf der Erde und hören nicht mehr auf zu zittern.

17 Dann stimmen sie ein Klagelied über dich an und singen: Ach, nun liegst du in Trümmern, estung an der Küste, uhmreiche Stadt! as Meer gehörte dir, eine Nachbarn mußten sich vor dir fürchten.

18 Auf den Inseln ringsum herrscht Entsetzen, lle zittern vor Schreck über dein grausames Ende.

19 Ich, der Herr, kündige dir an: Ich lege dich in Trümmer, es soll dir nicht besser gehen als anderen Städten, die zerstört und verlassen sind. Aus den Tiefen der Meere lasse ich Wasser heraufsteigen, und die Fluten werden dich bedecken.

20 Ich stoße dich hinunter zu denen, die ins Grab gesunken sind, zu den Völkern, die in grauer Vorzeit lebten. In den Tiefen unter der Erde mußt du hausen, mitten in den Ruinen aus längst vergangener Zeit. Dort im Totenreich sollst du bleiben. Denn nie wieder wirst du bewohnt sein, nie wieder Macht besitzen in der Welt der Lebenden.

21 Ja, ich bereite dir ein schreckliches Ende. Es wird dich nicht mehr geben, und wer dich sucht, wird dich nie wieder finden. Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort."

27

1 Der Herr sprach zu mir:

2 "Sterblicher Mensch, stimm ein Klagelied über Tyrus an!

3 Sag zu der Stadt, die den Zugang zum Meer beherrscht und mit vielen Küstenvölkern Handel treibt: o spricht der Herr: Tyrus, du behauptest, ein Schiff von vollendeter Schönheit zu sein.

4 Das Meer ist dein Zuhause, und die Schiffsbauer haben dich schön gestaltet:

5 Deine Planken bauten sie mit Wacholderholz vom Hermon, den Mast fertigten sie aus Zedern vom Libanon an.

6 Für deine Ruder nahmen sie Eichen aus Baschan, das Deck bauten sie mit Zypressenholz aus Zypern und verkleideten es mit Elfenbein.

7 Aus Ägypten kam das Leinen für die Segel, die bunten Farben leuchteten weithin. Für das Sonnensegel wurde violetter und roter Purpur aus Elischa verwendet.

8 Die Bewohner von Sidon und Arwad waren deine Ruderer, weise Männer aus deiner Mitte arbeiteten als Matrosen.

9 Wenn man ein Leck fand, besserten es die Ältesten und Weisen aus Byblos aus. In deinem Hafen lagen Schiffe aus vielen Meeren; in den Straßen versammelten sich die Seeleute, um Handel zu treiben.

10 Söldner aus Persien, Lydien und Libyen dienten in deinem Heer, ihre Schilde und Helme verliehen dir Glanz.

11 Männer aus Arwad verteidigten deine Mauern zusammen mit deinen Soldaten, und Gammaditer bewachten deine Türme; ihre Schilde hängten sie ringsum an deinen Mauern auf. So war deine Schönheit vollkommen.

12 Du warst eine reiche Stadt; viele Güter konnte man bei dir kaufen. Tarsis bot dir dafür Silber, Eisen, Zinn und Blei.

13 Händler aus Griechenland, aus Tubal und Meschech kauften bei dir und brachten dir dafür Sklaven und Gegenstände aus Kupfer.

14 Die Bewohner von Bet-Togarma tauschten deine Waren gegen Zugpferde, Reitpferde und Maultiere.

15 Die Kaufleute von Rhodos{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: Dedan.} und vielen anderen Inseln brachten dir Elefantenzähne und Ebenholz.

16 Die Edomiter{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: Die Syrer.} kauften viele deiner reichen Güter und gaben dir dafür roten Purpur, bunte Stoffe, feines Leinen und Edelsteine.

17 Juda und Israel tauschten deine Waren gegen Weizen, Hirse, Honig, Öl und duftendes Harz.

18 Die Bewohner von Damaskus boten dir Wein aus Helbon und Wolle aus Zahar und bekamen dafür zahlreiche Schätze aus deinem großen Besitz.

19 Die Leute von Wedan und Jawan aus dem Gebiet von Usal gaben dir Gegenstände aus Eisen sowie Zimt und andere Gewürze.

20 Dedan tauschte deine Waren gegen Satteldecken ein.

21 Die Fürsten von Arabien und Kedar gaben dir Lämmer, Schaf- und Ziegenböcke.

22 Die Kaufleute von Saba und Ragma brachten dir die besten Balsamöle, allerlei Edelsteine und Gold.

23 Haran, Kanne, Eden, die Händler von Saba, Assyrien und ganz Medien - sie alle trieben Handel mit dir.

24 Prächtige Gewänder boten sie dir, Mäntel aus violettem Purpur, bunte Stoffe, mehrfarbige Teppiche und gedrehte, feste Seile.

25 Die Handelsschiffe von Tarsis kamen in großen Flotten zu dir und brachten deine Waren überallhin. So wurdest du immer reicher - ein wunderschönes Schiff mitten im Meer.

26 Deine Ruderer fuhren mit dir über das Wasser. och es dauert nicht mehr lange, da wirst du mitten auf dem Meer vom Ostwind erfaßt und zerbrochen!

27 Alles, was dir gehört, stürzt in die Fluten: deine Waren, deine Seeleute und Matrosen, die Männer, die deine Lecks ausbessern, deine Kaufleute und Soldaten.

28 Die Küsten erzittern, wenn sie das laute Geschrei deiner Matrosen hören.

29 Alle Seeleute verlassen ihre Schiffe und bleiben voller Entsetzen an Land.

30 Laut schreien und klagen sie über dich, streuen sich Staub auf den Kopf und wälzen sich in Asche.

31 Die Haare schneiden sie sich ab und hüllen sich in Trauergewänder aus grobem Sacktuch, sie weinen heftig und halten die Totenklage über dich.

32 Ja, sie stimmen ein Klagelied an: Wer wurde jemals so zerstört wie Tyrus, ies prachtvolle Schiff mitten im Meer?

33 Als deine Kaufleute über die Meere segelten, aben sie vielen Völkern Schätze gebracht. eine Waren und dein Besitzschenkten den Königen großen Reichtum.

34

35 Die Bewohner der Küstenländer sind verstört, hren Königen stehen die Haare zu Berge, as Entsetzen ist ihnen ins Gesicht geschrieben.

36 Völker, die vorher deine Waren kauften- sie alle verachten dich nun! in Bild des Schreckens bist du geworden, s ist aus mit dir für alle Zeit. "

28

1 Der Herr sprach zu mir:

2 "Sterblicher Mensch, geh zum Fürsten von Tyrus, und richte ihm aus: u bist hochmütig und behauptest voller Stolz: 'Ich bin Gott und wohne wie ein Gott auf meiner Insel mitten im Meer! Doch auch wenn du dich selbst für einen Gott hältst, bist du nur ein Mensch!

3 Zwar bist du weiser als Daniel, kein Geheimnis ist zu dunkel für dich.

4 Weisheit und Verstand haben dich sehr reich gemacht, deine Schatzkammern sind voll mit Silber und Gold.

5 Durch kluge Geschäfte hast du deinen Besitz immer weiter vergrößert. Doch all dies hat dich stolz und überheblich gemacht,

6 und nun glaubst du, genauso zu sein wie Gott. Darum sage ich, der Herr:

7 Die grausamsten Völker lasse ich über dich herfallen. Mit ihren Schwertern werden sie deine ganze Pracht zerstören, alles, was du mit deiner Weisheit erworben hast.

8 Sie werden dich töten, und das Meer wird dein Grab sein.

9 Wenn du deinen Mördern gegenüberstehst, wirst du dann immer noch behaupten, Gott zu sein? Nein, im Angesicht des Todes wirst du merken, daß du nur ein vergänglicher Mensch bist!

10 Durch die Hand von Fremden wirst du sterben wie ein unbeschnittener Heide. Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort."

11 Weiter sprach der Herr zu mir:

12 "Sterblicher Mensch, stimm ein Klagelied an über das Unglück, das den König von Tyrus erwartet! Richte ihm aus, was ich, der Herr, sage: yrus, deine Schönheit war beispiellos, deine Weisheit vollkommen.

13 Du lebtest in Eden, dem Garten Gottes, und trugst Edelsteine jeder Art: Beryll, Topas und Jaspis, Chrysolith, Karneol und Onyx, Saphir, Rubin und Smaragd. Deine Ohrringe und Ketten waren aus Gold geschmiedet,{Der hebräische Text ist nicht sicher zu deuten.} ich schmückte dich mit ihnen an dem Tag, als ich dich schuf.

14 Auf meinem heiligen Berg ließ ich dich wohnen, ein Cherub-Engel schützte dich mit ausgebreiteten Flügeln, zwischen feurigen Steinen gingst du umher.

15 Seit ich dich geschaffen habe, hast du getan, was gut und richtig ist, doch nun bist du schuldig geworden.

16 Dein Handel blühte, und der Erfolg verführte dich zu üblen Machenschaften und Gewalttaten. arum vertrieb ich dich von meinem Berg, und der Cherub-Engel stieß dich von den feurigen Steinen fort in den Untergang.

17 Deine Schönheit ist dir zu Kopf gestiegen, deine prachtvolle Erscheinung ließ dich handeln wie ein Narr. Darum habe ich dich zu Boden geworfen, ich habe dich erniedrigt vor den Augen anderer Könige; voller Verachtung blicken sie auf dich herab.

18 Durch betrügerischen Handel hast du große Schuld auf dich geladen und deine Heiligtümer entweiht. Darum ließ ich mitten in deiner Stadt ein Feuer ausbrechen, das sie vollkommen niederbrannte. Wer sie jetzt sucht, findet nur noch einen Haufen Asche.

19 Alle Völker, die sie kannten, sind entsetzt. Ein Bild des Schreckens ist sie geworden, es ist aus mit ihr für alle Zeit!"

20 Der Herr forderte mich auf:

21 "Sterblicher Mensch, blick in die Richtung, wo die Stadt Sidon liegt, und kündige ihr mein Gericht an!

22 Ich, der Herr, sage: Du bekommst es mit mir zu tun, Sidon! Wenn ich Gericht über dich halte, werden alle sehen, daß ich ein heiliger Gott bin. Überall wird man mich rühmen für das Urteil, das ich an dir vollstrecken werde. Jeder soll erkennen, daß ich der Herr bin.

23 In deinen Häusern wird die Pest ausbrechen, und in deinen Straßen wird Blut fließen. Von allen Seiten bedrängen dich deine Feinde, und viele deiner Einwohner werden mit dem Schwert erstochen. Dann erkennst du, daß ich der Herr bin."

24 "Jetzt noch verachten die feindlichen Nachbarvölker die Israeliten und fügen ihnen Schmerzen zu wie Dornen und Stacheln. In Zukunft aber werden die Israeliten vor ihnen Ruhe haben. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin.

25 Ich verspreche, sie aus allen Völkern zurückzubringen, unter die sie jetzt noch zerstreut sind. Dann werden auch ihre Feinde sehen, daß ich der heilige Gott bin. Mein Volk wird wieder in dem Land wohnen, das ich vor langer Zeit meinem Diener Jakob gegeben habe.

26 Dann können sie wieder in Ruhe und Sicherheit leben, Häuser bauen und Weinberge anlegen. Doch ihre Nachbarvölker, die nur Verachtung für sie übrig hatten, werde ich richten. So wird mein Volk erkennen, daß ich, der Herr, ihr Gott bin."

29

1 Im 10. Jahr unserer Verbannung, am 12. Tag des 10. Monats, sprach der Herr zu mir:

2 "Sterblicher Mensch, blick in die Richtung, wo der Pharao, der König von Ägypten, lebt, und kündige ihm und ganz Ägypten mein Gericht an!

3 Ich, der Herr, sage ihm: harao, König von Ägypten, du bekommst meine Macht zu spüren! Du gleichst einem großen Krokodil, das mitten im Nil liegt und sagt: 'Der Fluß gehört mir, ich selbst habe ihn geschaffen.

4 Doch ich werde Haken durch deine Kinnlade schlagen und dich aus dem Wasser ziehen mitsamt den Fischen, die sich in deinem Schuppenpanzer verfangen.

5 Ich schleudere euch alle in die Wüste und lasse euch im Sand liegen. Niemand wird euch begraben, ihr werdet ein Fraß sein für die wilden Tiere und die Vögel.

6 Dann werden alle Bewohner deines Landes erkennen, daß ich der Herr bin. gypten, du hast die Israeliten glauben lassen, eine Stütze für sie zu sein. Doch in Wahrheit bist du nur ein dünner Stab aus Schilfrohr:

7 wenn sie sich auf dich stützen, zerbrichst du, läßt sie hinfallen{Wörtlich: läßt ihre Hüften wanken. - So mit der syrischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: läßt ihre Hüften fest stehen.} und durchbohrst ihnen die Schulter!

8 Darum sage ich, der Herr: Ich sorge dafür, daß deine Feinde dich angreifen und Mensch und Vieh mit dem Schwert durchbohren.

9 Sie werden deine Städte in Trümmer legen und das ganze Land zu einer menschenleeren Wüste machen. Dann wirst du erkennen, daß ich der Herr bin. gypten, du behauptest: 'Der Nil gehört mir, ich selbst habe ihn geschaffen!

10 Darum bekommst du meine Macht zu spüren, und auch den Fluß trifft mein Zorn. Das ganze Land mache ich zu einem Trümmerfeld, zu einer menschenleeren Wüste, von Migdol im Norden bis nach Syene im Süden und bis an die äthiopische Grenze.

11 Vierzig Jahre lang wird niemand diese Wüste durchqueren - weder Menschen noch Tiere werden dort leben.

12 Ägypten, du wirst schlimmer verwüstet als jedes andere Land auf der Welt. Dafür sorge ich! Vierzig Jahre lang werden deine Städte Ruinenfelder sein, größer als die aller anderen zerstörten Städte. Ich werde deine Bewohner in alle Länder zerstreuen.

13 Nach vierzig Jahren aber werde ich, der Herr, die Ägypter wieder aus den Völkern zurückbringen, bei denen sie gelebt haben.

14 In Oberägypten sollen sie wohnen, wo sie ursprünglich herstammen. Dort werden sie ein kleines Königreich bilden,

15 unbedeutender als alle anderen Königreiche. Ich sorge dafür, daß ihre Zahl gering bleibt, damit sie nie mehr über andere Länder herrschen können.

16 Nie wieder sollen sie Israel dazu verführen, ihr Vertrauen auf Ägypten zu setzen. Denn als Israel sich mit ihnen einließ, hat es große Schuld auf sich geladen. Die Ägypter werden erkennen, daß ich der Herr bin."

17 Im 27. Jahr unserer Verbannung, am 1. Tag des 1. Monats, sprach der Herr zu mir:

18 "Sterblicher Mensch, Nebukadnezar, der König von Babylonien, ließ seine Soldaten hart arbeiten, als er die Stadt Tyrus belagerte. Sie mußten so schwere Lasten schleppen, daß ihre Köpfe kahlgescheuert und ihre Schultern zerschunden waren. Aber in Tyrus gab es weder für ihn noch für sein Heer genug Beute als Lohn für ihre Mühe.

19 Darum sage ich, der Herr: Ich gebe Nebukadnezar das Land Ägypten. Er wird die Schätze wegtragen, das Land ausplündern und reiche Beute machen, mit der er seine Soldaten bezahlen kann.

20 Weil Nebukadnezar in meinem Auftrag gehandelt hat, überlasse ich ihm Ägypten als Lohn für seine Mühe. Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort.

21 Wenn dies geschieht, werde ich Israel wieder neue Macht verleihen. Und dir, Hesekiel, gebe ich den Mut, zum Volk zu sprechen. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin."

30

1 Der Herr sprach zu mir:

2 "Sterblicher Mensch, verkünde meine Worte, gib weiter, was ich, der Herr, zu sagen habe: ammert und schreit, denn es kommt ein Tag des Schreckens!

3 Er ist schon nah, dunkle Wolken ziehen auf, denn ich, der Herr, werde Gericht halten über die Völker!

4 Mein Schwert trifft Ägypten und metzelt die Menschen dort nieder. Alle Schätze des Landes werden geplündert und die Städte bis auf die Grundmauern niedergerissen. Die Äthiopier zittern vor Entsetzen,

5 denn das Schwert durchbohrt auch die Söldner aus ihrem Land, zusammen mit denen aus Libyen, Lydien und Kub. Mit den Ägyptern werden auch die Soldaten des Volkes sterben, mit dem ich einen Bund geschlossen habe.

6 Ich, der Herr, gebe mein Wort: Alle, die Ägypten geholfen haben, werden getötet. Dann sind der Stolz und die Macht dieses Landes gebrochen; überall liegen die Gefallenen, von Migdol im Norden bis nach Syene im Süden.

7 Ägypten wird verwüstet werden wie noch nie ein Land auf der Welt, seine Städte werden zerstört sein wie keine andere Stadt.

8 Wenn ich das Land niederbrenne und alle seine Helfer zerschmettere, werden die Ägypter erkennen, daß ich der Herr bin.

9 An jenem Tag sende ich Boten in Schiffen nilaufwärts zu den Äthiopiern, die sich so sicher fühlen. Wenn sie vom Untergang Ägyptens hören, zittern sie vor Entsetzen. Ja, dieser Tag wird bald kommen!

10 Ich, der Herr, mache der Macht und dem Reichtum Ägyptens ein Ende durch Nebukadnezar, den König von Babylonien.

11 Unter seinem Befehl wird sein grausames Heer das Land verwüsten und die Menschen mit Schwertern durchbohren. Dann ist alles mit Leichen übersät.

12 Die Nilarme lasse ich vertrocknen, und ganz Ägypten gebe ich in die Hand von Feinden, die kein Erbarmen kennen. Sie werden das Land und all seinen Reichtum zerstören.

13 Ich, der Herr, gebe mein Wort: Ich beseitige die Götzen Ägyptens, ich vernichte die falschen Götter von Memfis. Es wird auch keine Herrscher mehr geben, im Land geht die Angst um.

14 Ich werde Oberägypten verwüsten, Zoan verbrennen und Gericht über Theben halten.

15 Sin, die stärkste Festung Ägyptens, bekommt meinen Zorn zu spüren, den ganzen Reichtum von Theben vernichte ich.

16 Ägypten wird ein Raub der Flammen, Sin windet sich in Krämpfen, Theben wird erstürmt, und Memfis wird am hellichten Tag von Feinden angegriffen.

17 Die jungen Männer von Heliopolis{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: Awan.} und Bubastis fallen im Krieg, und die Einwohner dieser Städte müssen in die Gefangenschaft gehen.

18 In Tachpanhes zerbreche ich die Kraft Ägyptens, ich bereite der Macht, auf die das Land so stolz ist, ein Ende. Dunkle Wolken ziehen auf, die Nacht bricht herein, und die Einwohner aller Städte werden verschleppt.

19 So vollstrecke ich mein Urteil an den Ägyptern, und sie werden erkennen, daß ich der Herr bin."

20 Im 11. Jahr unserer Verbannung, am 7. Tag des 1. Monats, sprach der Herr zu mir:

21 "Sterblicher Mensch, ich habe dem Pharao, dem König von Ägypten, den Arm gebrochen. Niemand hat ihn verbunden oder in eine Schlinge gelegt, er wird nicht heilen und nie wieder stark genug sein, ein Schwert zu halten.

22 Ich, der Herr, sage: Der Pharao bekommt meine Macht zu spüren! Ich breche ihm beide Arme - den gesunden und den gebrochenen - und schlage ihm das Schwert aus der Hand.

23 Die Ägypter jage ich fort und zerstreue sie in alle Länder.

24 Die Arme des Königs von Babylonien aber mache ich stark und gebe ihm mein Schwert in die Hand. Mit gebrochenen Armen wird der Pharao sich vor seinem Feind winden und stöhnen wie ein tödlich Verwundeter.

25 Ja, ich breche seine Macht, den König von Babylonien aber mache ich stark. Wenn ich mein Schwert in seine Hand gebe und er Ägypten damit schlägt, dann werden die Menschen dort erkennen, daß ich der Herr bin.

26 In alle Himmelsrichtungen werde ich die Ägypter zerstreuen, damit sie mich als Herrn achten."

31

1 Im 11. Jahr unserer Verbannung, am 1. Tag des 3. Monats, sprach der Herr zu mir:

2 "Sterblicher Mensch, sag zum Pharao, dem König von Ägypten, und zu seinem ganzen Volk: roß ist deine Macht, womit kann ich dich vergleichen?

3 Eine Zypresse bist du, eine Zeder auf dem Libanon. Ihre schönen Zweige spenden Schatten; hoch ist sie gewachsen, ihr Wipfel ragt bis in die Wolken empor.

4 Das Erdreich versorgt sie mit Wasser, das Meer in der Tiefe läßt sie in die Höhe wachsen; es speist auch die Quellen, die überall im Wald entspringen und die Bäume bewässern.

5 Weil sie so viel Wasser hat, ist sie größer als alle anderen Bäume; sie besitzt eine prächtige Krone mit vielen langen Ästen.

6 In ihren Zweigen nisten die Vögel, in ihrem Schutz werfen die wilden Tiere ihre Jungen, in ihrem Schatten wohnen viele Völker.

7 Sie ist ein wunderschöner Baum, hoch gewachsen und mit langen Zweigen, denn ihre Wurzeln bekommen reichlich Wasser.

8 Keine Zeder ist so schön wie sie, keine Zypresse oder Platane hat so mächtige Äste, selbst die Bäume in meinem Garten halten einem Vergleich mit ihr nicht stand.

9 Ich, der Herr, habe sie schön gemacht und ihr viele Zweige gegeben. Alle Bäume in Eden blicken voller Neid zu ihr auf.

10 Doch weil sie so hoch gewachsen ist und ihr Wipfel bis in die Wolken ragt, ist sie stolz und überheblich geworden. Darum sage ich, der Herr:

11 Ich gebe sie in die Gewalt des mächtigsten aller Könige; er wird sie so behandeln, wie sie es verdient hat. Sie wollte von mir nichts mehr wissen, und so wende auch ich mich von ihr ab.

12 Die grausamsten Völker werden sie fällen und zu Boden werfen. Ihre Zweige fallen auf die Berge und in die Täler, ihre Äste zerbrechen und bleiben in den Schluchten liegen. Die Völker, die in ihrem Schatten gewohnt haben, ziehen fort und lassen sie im Stich.

13 Auf ihrem gefällten Stamm sitzen die Vögel, die wilden Tiere hausen zwischen ihren toten Ästen.

14 In Zukunft soll kein Baum, der am Wasser steht, wieder so hoch wachsen, keiner soll seinen Wipfel bis in die Wolken strecken und sich über andere erheben. Jeder hohe Baum wird gefällt, er muß hinunter in die Totenwelt, genau wie die Menschen.

15 Wenn ich, der Herr, die Zeder in die Totenwelt hinabstürze, trauert das Meer in der Tiefe, die Flüsse fließen nicht mehr, und die Quellen versiegen. Ich sorge dafür, daß der Libanon sich in Trauer hüllt und die Bäume im Wald zittern und beben.

16 Wenn sie dorthin fällt, wo die Toten ruhen, gibt es ein solches Getöse, daß die Völker erschrecken. Die Bäume aus meinem Garten und die besten, gutbewässerten Bäume des Libanon erwarten sie schon und freuen sich über ihren Sturz.

17 Denn sie sind schon dort angekommen, zusammen mit den Menschen, die im Krieg gefallen sind. Alle, die im Schatten der Zeder gewohnt haben, sind bereits in der Totenwelt versammelt.

18 Ägypten, noch bist du groß und wunderschön, kein Baum im Garten Eden hält einem Vergleich mit dir stand. Doch zusammen mit den anderen Bäumen wirst du hinabstürzen ins Totenreich. Dort liegst du mitten unter den unbeschnittenen Heiden, die im Krieg gefallen sind. Ja, so wird es dem Pharao und seinem ganzen Volk ergehen! Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort!"

32

1 Im 12. Jahr unserer Verbannung, am 1. Tag des 12. Monats, sprach der Herr zu mir:

2 "Sterblicher Mensch, stimm ein Klagelied an über den Pharao, den König von Ägypten. Richte ihm aus: u denkst, du bist so stark wie ein junger Löwe, mächtiger als alle Völker. Doch du gleichst eher einem Krokodil im großen Fluß! Du bläst ins Wasser, daß es sprudelt, und mit deinen Füßen wühlst du es auf, ja, jeden Fluß läßt du trüb werden.

3 Aber ich, der Herr, schicke viele Völker zu dir. Sie werden dich mit einem Netz fangen und aus dem Wasser ziehen.

4 Dann schleudere ich dich aufs freie Feld; die Vögel sollen sich auf dir niederlassen und die wilden Tiere dich zerreißen.

5 Deine Leiche wird die Berge bedecken und die Täler ausfüllen,

6 dein Blut wird von den Bergen herunterfließen, das Land tränken und die Flüsse anschwellen lassen.

7 Wenn ich dich vernichte, werde ich den Himmel verfinstern und die Sterne auslöschen. Schwarze Wolken verdunkeln dann die Sonne, und der Mond scheint nicht mehr.

8 Ja, alle Lichter am Himmel lösche ich aus, deinetwegen bringe ich Finsternis über das ganze Land. Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort.

9 Die Nachricht über deinen Untergang lasse ich in Ländern bekannt werden, von denen du noch nie etwas gehört hast. Viele Völker packt das Entsetzen.

10 Mein Gericht über dich jagt ihnen Angst und Schrecken ein. Wenn ich mein Schwert schwinge, stehen den Königen die Haare zu Berge. Dein Schicksal erschreckt sie so, daß sie um ihr eigenes Leben fürchten.

11 Ich, der Herr, sage dir: Das Schwert des babylonischen Königs wird dich treffen.

12 Die grausamsten Völker fallen über dich her, töten die Bewohner deines Landes und zerstören deinen ganzen Reichtum. Dann hat dein Hochmut ein Ende.

13 An jeder Wasserstelle töte ich dein Vieh. So können in Zukunft weder Mensch noch Tier das Wasser verschmutzen.

14 Ich sorge dafür, daß deine Gewässer sauber sind und der Nil ruhig dahinfließt. Darauf kannst du dich verlassen!

15 Wenn ich dein Land zu einer menschenleeren Wüste mache und seiner Schönheit beraube, wenn ich alle seine Bewohner strafe, dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin.

16 Dies ist ein Trauerlied, und in allen Völkern werden die Frauen es singen, um das Schicksal des reichen und mächtigen Ägypten zu beklagen. Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort."

17 Im 12. Jahr unserer Verbannung, am 15. Tag des Monats{Die Monatsangabe fehlt hier.} , sprach der Herr zu mir:

18 "Sterblicher Mensch, halte die Totenklage über Ägypten und seine ganze Pracht! Schick das Land hinunter ins Totenreich, wo schon andere mächtige Völker hausen!

19 Sag zu Ägypten: eine ganze Pracht - wo ist sie geblieben? Was hast du anderen Völkern jetzt noch voraus? Du mußt hinunter ins Totenreich, mitten unter die unbeschnittenen Heiden!

20 Ja, die Ägypter werden vernichtet wie all die anderen, die im Krieg gefallen sind. Das Schwert ist schon gezückt! Bringt das ganze ägyptische Volk herbei!

21 Im Reich der Toten warten schon große Herrscher auf sie, um sie und ihre Helfer zu verspotten: 'Nun seid auch ihr hier angekommen, nun haust ihr unter den unbeschnittenen Heiden - wie alle, die im Kampf getötet wurden!

22 Auch der König von Assyrien ruht dort unten mit seinem ganzen Volk; sie alle sind im Krieg umgekommen.

23 Ihre Gräber liegen an der tiefsten Stelle der Totenwelt, rund um das Grab ihres Königs. Einst haben sie den Lebenden Angst und Schrecken eingejagt, doch nun hat das Schwert sie durchbohrt.

24 Auch der König von Elam liegt im Reich der Toten, und sein Volk ruht rings um sein Grab. Im Krieg sind sie getötet worden und dann in die Totenwelt gekommen. a liegen sie nun, diese unbeschnittenen Heiden! Früher haben sie andere Völker eingeschüchtert, doch nun ruhen sie dort unten, ihr König in der Mitte und sie rund um sein Grab. Nun tragen auch sie die Schande, im Krieg gefallen zu sein.

25

26 Auch der Herrscher von Meschech-Tubal wartet dort unten, zusammen mit seinem ganzen Volk. Sie sind mit dem Schwert erstochen worden, und nun liegen diese unbeschnittenen Heiden im Reich der Toten. Einst haben sie die Lebenden in Angst und Schrecken versetzt, doch jetzt ruhen sie rund um das Grab ihres Königs.

27 Sie wurden nicht ehrenvoll bestattet wie die Helden aus vergangenen Zeiten{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: wie die Helden getrennt von den Unbeschnittenen.} , die mit all ihren Waffen in die Totenwelt kamen, die mit ihrem Schwert unter dem Kopf und von ihrem Schild bedeckt begraben wurden. Einst waren diese Helden von allen gefürchtet.

28 Auch du, Ägypten, wirst nun zerschmettert und mußt hinunter zu den Heiden, die im Krieg gefallen sind.

29 Der König und die Fürsten von Edom erwarten dich. Zu Lebzeiten waren sie mutige und kampferprobte Männer. Doch nun ruhen auch sie in der Welt der Toten bei den unbeschnittenen Heiden, die im Krieg gefallen sind.

30 Auch die Könige aus dem Norden und die Phönizier begrüßen dich. Einst haben sie anderen Völkern große Angst eingejagt, weil sie unerschrockene Soldaten waren. Nun ruhen diese unbeschnittenen Heiden unter den Gefallenen und tragen die Schande, besiegt und getötet worden zu sein.

31 All diesen Königen und Völkern wird der Pharao in der Totenwelt begegnen, und das wird ihn trösten über den Untergang seines Volkes. Denn bald fällt er im Krieg und seine Soldaten mit ihm. Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort.

32 Ich ließ es zu, daß er anderen Völkern Angst und Schrecken einjagte, doch jetzt muß er ins Totenreich zu den unbeschnittenen Heiden, die im Krieg ihr Leben ließen. Das ist das Ende des Pharaos und seines ganzen Volkes. Ich, der Herr, verspreche es."

33

1 Der Herr sprach zu mir:

2 "Sterblicher Mensch, rede zu deinem Volk, und richte ihm aus, was ich zu sagen habe: enn ich in einem Land Krieg ausbrechen lasse, ernennt das Volk gewöhnlich einen Wächter.

3 Er bläst das Horn und warnt die Menschen, sobald er den Feind kommen sieht.

4 Wenn nun jemand das Horn hört, sich aber nicht darum kümmert, wird der Feind ihn überraschen und töten. Er selbst ist dann schuld an seinem Tod,

5 denn er hat das Hornsignal nicht beachtet und muß die Folgen selbst tragen. Läßt er sich jedoch warnen, dann rettet er sein Leben.

6 Nun stell dir vor, daß der Wächter den Feind kommen sieht, aber trotzdem nicht das Horn bläst und das Volk nicht warnt. Wenn dann jemand umgebracht wird, so ist dies zwar eine Strafe für seine Schuld, aber den Wächter werde ich für seinen Tod zur Verantwortung ziehen.

7 Dich, sterblicher Mensch, habe ich zum Wächter für das Volk Israel bestimmt. Du sollst meine Botschaft an die Menschen weitergeben und sie warnen.

8 Wenn ich einem Menschen, der sich von mir abgewandt hat, den Tod androhe, dann sollst du ihn warnen und zur Umkehr bewegen. Tust du dies nicht, dann wird er sterben wegen seiner Schuld, aber dich ziehe ich für seinen Tod zur Verantwortung.

9 Wenn er sich jedoch nicht von seinen falschen Wegen abbringen läßt, obwohl du ihn gewarnt hast, dann wird er wegen seiner Schuld sterben. Du aber hast dein Leben gerettet."

10 "Sterblicher Mensch, sprich zu den Israeliten: Ihr klagt: 'Wir haben Gott den Rücken gekehrt, unsere Schuld lastet schwer auf uns. Wir siechen dahin. Wie sollen wir jetzt noch weiterleben?

11 Doch ich, der Herr, schwöre, so wahr ich lebe: Ich habe keine Freude daran, daß der Gottlose sterben muß. Nein, ich freue mich, wenn er von seinen falschen Wegen umkehrt und am Leben bleibt. Kehrt um, verlaßt die alten Wege! Ihr Israeliten, warum wollt ihr sterben?

12 Weiter sollst du, sterblicher Mensch, ihnen sagen: Wenn jemand mir treu gewesen ist und sich nun von mir abwendet, so wird seine frühere Treue ihn nicht retten. Und wenn ein Mensch, der von mir nichts wissen wollte, von seinen falschen Wegen umkehrt, wird er nicht zu Fall kommen.

13 Wenn jemand mir gehorcht und ich ihm ein langes Leben verspreche, wenn er dann in falscher Sicherheit glaubt, Unrecht tun zu können, dann soll alles Gute, was er bisher getan hat, vor mir nichts mehr gelten. Weil er Schuld auf sich geladen hat, wird er sterben.

14 Wenn ich einem Menschen, der mich verachtet, den Tod androhe, und er wendet sich ab von dem, was er bisher getan hat, wenn er nun für Recht und Gerechtigkeit eintritt,

15 seinem Schuldner das Pfand zurückgibt, erstattet, was er gestohlen hat, und kein Unrecht mehr begeht, sondern die Gebote befolgt, die zum Leben führen - dann muß er nicht sterben.

16 Die Schuld, die er früher auf sich geladen hat, rechne ich ihm nicht mehr an. Weil er nun für Recht und Gerechtigkeit eintritt, wird er am Leben bleiben.

17 Ihr Israeliten aber sagt: 'Was der Herr tut, ist nicht gerecht! Dabei seid ihr es, die Unrecht begehen!

18 Wenn ein Mensch, der mir gedient hat, von mir nichts mehr wissen will, dann muß er sterben.

19 Wenn ein Mensch, der mich verachtet hat, sich von seinem gottlosen Leben abwendet und von nun an für Recht und Gerechtigkeit eintritt, dann rettet er sein Leben.

20 Und da behauptet ihr Israeliten: 'Der Herr handelt nicht gerecht! Ich gehe mit euch ins Gericht, ihr vom Volk Israel, ich spreche jedem einzelnen das Urteil, das er verdient hat."

21 Im 12. Jahr unserer Verbannung, am 5. Tag des 10. Monats, kam ein Mann zu mir, der aus Jerusalem geflohen war, und sagte: "Jerusalem ist erobert worden!"

22 Am Abend vorher hatte der Herr seine Hand auf mich gelegt, so daß ich nicht mehr sprechen konnte{"so. . konnte" ist sinngemäß ergänzt.} . Als nun der Mann am Morgen bei mir ankam, gab der Herr mir die Sprache zurück. Meine Zunge wurde gelöst, und ich konnte wieder reden.

23 Der Herr sprach zu mir:

24 "Sterblicher Mensch, die Leute in den zerstörten Städten Israels sagen: 'Abraham war nur ein einzelner, und doch gab Gott ihm unser Land zum Besitz. Wir aber sind viele, darum wird uns das Land erst recht gehören!

25 Richte ihnen diese Botschaft von mir aus: hr eßt Fleisch, das nicht ausgeblutet ist, ihr betet Götzen an und bringt andere Menschen um. Und da behauptet ihr, das Land würde euch gehören?

26 Ihr vertraut auf eure Waffen und tut, was ich verabscheue. Ihr geht mit den Frauen anderer Männer ins Bett. Und ausgerechnet euch sollte ich das Land geben?

27 Nein! Ich, der Herr, schwöre, so wahr ich lebe: Alle, die in den zerstörten Städten wohnen, werden mit dem Schwert getötet. Wer auf dem Land lebt, den werden die wilden Tiere zerreißen und fressen. Wer in Bergfestungen und Höhlen geflohen ist, der stirbt an der Pest.

28 Ich mache das Land zu einer menschenleeren Wüste, vor der es den Leuten graut. Eure Macht, auf die ihr so stolz seid, wird ein Ende haben. Die Berge Israels werden zur Wildnis, durch die niemand mehr zu gehen wagt.

29 Weil ihr tut, was ich verabscheue, verwandle ich euer Land in eine trostlose, schreckliche Wüste. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin."

30 "Sterblicher Mensch, die Israeliten reden über dich, wenn sie bei ihren Häusern zusammenstehen. Sie fordern einander auf: 'Kommt, laßt uns zum Propheten gehen und hören, was der Herr ihm mitgeteilt hat!

31 Dann kommen sie in großen Scharen, setzen sich vor dich hin und hören, was du ihnen sagst. Doch sie richten sich nicht danach. Sie tun so, als würden sie deine Worte begierig aufnehmen, aber insgeheim sind sie nur auf unrechten Gewinn aus.

32 Du bist für sie wie einer, der Liebeslieder singt, eine schöne Stimme hat und gut auf der Harfe spielt. Sie hören deine Botschaft, aber sie handeln nicht danach.

33 Doch wenn eintrifft, was du ihnen angekündigt hast - und es wird ganz sicher eintreffen -, dann erkennen sie, daß ein Prophet unter ihnen gelebt hat."

34

1 Der Herr sprach zu mir:

2 "Sterblicher Mensch, richte den führenden Männern Israels diese Botschaft aus! So spricht Gott, der Herr: aßt euch warnen, ihr Führer Israels! Ihr solltet für mein Volk wie Hirten sein, die ihre Herde auf eine gute Weide führen. Aber ihr sorgt nur für euch selbst.

3 Ihr trinkt die Milch der Schafe, aus ihrer Wolle webt ihr euch Kleidung, und die fetten Tiere schlachtet ihr. Aber um eure Herde kümmert ihr euch nicht!

4 Die schwachen Tiere füttert ihr nicht, die kranken pflegt ihr nicht gesund; wenn sich ein Tier ein Bein bricht, verbindet ihr es nicht. Hat sich ein Schaf von der Herde entfernt, holt ihr es nicht zurück; und wenn eines verlorengegangen ist, macht ihr euch nicht auf die Suche. Statt dessen herrscht ihr mit Härte und Gewalt.

5 Weil die Schafe keinen Hirten hatten, liefen sie auseinander und wurden von wilden Tieren zerrissen.

6 Viele zogen über die hohen Hügel und Berge. Nun sind sie über das ganze Land verstreut, niemand sucht nach ihnen und kümmert sich um sie.

7 Darum, ihr Hirten, hört meine Botschaft:

8 Ich, der Herr, schwöre, so wahr ich lebe: Ihr hättet besser auf mich gehört! Meine Schafe wurden geraubt und von wilden Tieren zerrissen, weil kein Hirte für sie sorgte. Anstatt euch um die Herde zu kümmern, habt ihr nur an euch selbst gedacht.

9 Darum hört meine Worte, ihr Hirten!

10 Ihr bekommt es mit mir zu tun! Ich ziehe euch zur Rechenschaft, denn ihr tragt die Schuld, daß meine Schafe leiden. Ihr sollt nicht länger ihre Hirten sein. Ich lasse nicht mehr zu, daß ihr nur für euch selbst sorgt; ich rette die Schafe aus euren Klauen, damit ihr sie nicht mehr auffressen könnt!"

11 So spricht Gott, der Herr: "Von nun an will ich mich selbst um meine Schafe kümmern und für sie sorgen.

12 Wie ein Hirte seine Herde zusammenbringt, die sich in alle Richtungen zerstreut hat, so werde auch ich meine Schafe wieder sammeln. Von überallher hole ich sie zurück, von allen Orten, wohin sie an jenem dunklen, schrecklichen Tag vertrieben wurden.

13 Aus fremden Völkern und Ländern führe ich sie heraus und bringe sie wieder in ihr Land. Dort lasse ich sie weiden, in den Bergen, an den Flüssen und in den Tälern.

14 Ja, ich gebe ihnen gute und saftige Weideplätze in den Bergen Israels.

15 Ich selbst werde ihr Hirte sein, damit sie in Ruhe und Sicherheit leben können. Das verspreche ich, der Herr.

16 Ich suche die verlorengegangenen Schafe und bringe alle zurück, die sich von der Herde entfernt haben. Wenn sich eines der Tiere ein Bein bricht, will ich es verbinden, und die kranken pflege ich gesund. Die fetten und starken Tiere aber lasse ich nicht aus den Augen{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: rotte ich aus.} ! Denn ich bin ein Hirte, der gut und gerecht mit den Schafen umgeht.

17 Ihr Israeliten - ihr seid meine Schafe, und ich, der Herr, werde von nun an dafür sorgen, daß jeder gerecht behandelt wird. Zu den starken Böcken sage ich:

18 Ist es euch noch nicht genug, daß ihr die guten Weideplätze abgrast und als erste das klare Wasser trinkt? Müßt ihr auch noch den Rest der Wiese zertrampeln und im Wasser mit euren Hufen den Schlamm aufwühlen?

19 Sollen die Schafe etwa das Gras fressen, das ihr zertrampelt habt? Sollen sie von dem verschmutzten Wasser trinken?

20 Ich, der Herr, bin ein gerechter Hirte, ich richte zwischen euch starken und den schwachen Schafen.

21 Ihr habt die Schwachen mit euren Schultern von der Weide gedrängt und sie mit euren Hörnern von der Herde weggetrieben.

22 Doch ich rette meine Schafe vor euch und eurer rohen Gewalt. Jedes meiner Schafe wird gerecht von mir behandelt."

23 "Ich will meiner Herde einen einzigen Hirten geben. Er wird sie auf die Weide führen und für sie sorgen wie früher mein Diener David.

24 Ich, der Herr, werde ihr Gott sein, und der Mann, der meinem Diener David gleicht, wird ihr König sein. Darauf gebe ich mein Wort.

25 Ich schließe einen Bund mit den Israeliten und verspreche ihnen Ruhe und Frieden. Die wilden Tiere verjage ich aus dem Land; dann können die Menschen sogar ohne Angst in der Wüste leben und in den Wäldern schlafen.

26 Ich segne sie und mache das Land rund um den Tempelberg fruchtbar. Zur rechten Zeit lasse ich Regen fallen,

27 damit die Bäume viele Früchte tragen und die Felder reichen Ertrag bringen. Ja, mein Volk wird vollkommen sicher in seinem Land wohnen. Ich zerbreche das harte Joch, das auf ihnen lastet, und rette sie aus der Gewalt ihrer Feinde, die sie jetzt noch versklaven. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin.

28 Für andere Völker sollen sie keine Beute mehr sein, und die wilden Tiere werden sie nicht mehr zerreißen und fressen. Sie wohnen in Ruhe und Sicherheit, niemand darf ihnen noch Angst einjagen.

29 Ihr Land mache ich zu einem fruchtbaren Garten, der weithin berühmt ist. Sie müssen nicht länger hungern, und kein feindliches Volk wird sie verspotten.

30 Dann werden sie erkennen, daß ich, ihr Gott, ihnen beistehe und daß sie, die Israeliten, mein Volk sind. Mein Wort gilt!

31 Ja, ihr seid meine Herde, und ich bin der Herr, euer Gott; ich führe euch auf gute Weide. Das verspreche ich euch!"

35

1 Der Herr sprach zu mir:

2 "Sterblicher Mensch, blick in die Richtung, wo das Bergland Seïr liegt, und kündige ihm mein Gericht an:

3 So spricht Gott, der Herr: Nun bekommst du meine Macht zu spüren, Land der Edomiter{Wörtlich: Bergland Seïr.} ! Ich mache dich zu einer menschenleeren Wüste, zu einem Bild des Schreckens.

4 Deine Städte verwandle ich in Trümmerhaufen, du wirst vollkommen zerstört. Dann wirst du erkennen, daß ich der Herr bin.

5 Stets warst du ein erbitterter Feind der Israeliten; am Tag ihres Untergangs, als mein Strafgericht über sie hereinbrach, hast du geholfen, sie mit dem Schwert zu töten.

6 Darum schwöre ich, der Herr, so wahr ich lebe: Der Tod ist dein Schicksal, du kannst ihm nicht entrinnen! Weil du nicht gezögert hast, Blut zu vergießen, wird nun auch dein Blut vergossen!

7 Ich mache dich zu einer schrecklichen, trostlosen Wüste und rotte jeden aus, der dein Gebiet durchzieht.

8 Dann sind deine Berge mit Leichen übersät; auf den Hügeln, in den Tälern und Flußbetten liegen die Gefallenen.

9 Ich verwüste dich für alle Zeiten, in deinen Städten wird kein Mensch mehr wohnen. So werden deine Bewohner erkennen, daß ich der Herr bin.

10 Du hast behauptet: 'Israel und Juda gehören mir, ich werde sie besitzen! Doch du vergißt, daß diese beiden Völker allein mir gehören!

11 So wahr ich, der Herr, lebe: Alles, was du in deinem grenzenlosen Haß und Neid den Israeliten angetan hast, wird nun dich selbst treffen! Voller Zorn hast du ihnen großen Schaden zugefügt. Darum bricht mein Strafgericht über dich herein, und mein Volk wird erkennen, daß ich der Herr bin.

12 Du wirst schon noch merken, daß ich deine Spottreden über die Berge Israels genau gehört habe. Voller Hohn hast du gesagt: 'Israels Bergland ist verwüstet! Nun können wir es an uns reißen!

13 Ich habe auch gehört, wie du mich mit frechen und überheblichen Worten verhöhnt hast.

14 Darum sage ich, der Herr: Ich mache dich zu einer Wüste, und die ganze Welt wird sich darüber freuen.

15 Wie groß war deine Schadenfreude, als das Land der Israeliten, das ich ihnen gegeben hatte, von ihren Feinden verwüstet wurde! arum sorge ich dafür, daß dich das gleiche Schicksal trifft: Eine trostlose Wüste sollst du werden, Land der Edomiter! Deine Bewohner werden erkennen, daß ich der Herr bin!"

36

1 "Sterblicher Mensch, sprich zu den Bergen Israels: Hört die Botschaft des Herrn!

2 Eure Feinde haben euch verspottet und gesagt: 'Diese Berge, die es schon seit alter Zeit gibt, gehören jetzt uns!

3 Man hat euch verwüstet und von allen Seiten bedroht, ihr seid in der Gewalt fremder Völker. Sie zerreißen sich das Maul über euch und haben nur Spott für euch übrig.

4 Darum hört, was ich, der Herr, zu sagen habe: hr Berge und Hügel, ihr Bäche und Täler, ihr Trümmerfelder und menschenleeren Städte, die ihr geplündert und verspottet wurdet:

5 Im Zorn habe ich mein Urteil gesprochen über eure Feinde, ja, besonders über die Edomiter. Denn voller Verachtung und Schadenfreude haben sie mein Land an sich gerissen und das Weideland erbeutet.

6 Ihr Berge und Hügel in Israel, ihr Bäche und Täler, hört meine Botschaft. Ich, der Herr, schwöre: Weil die anderen Völker euch verachten, bekommen sie meinen glühenden Zorn zu spüren.

7 Meine Hand erhebe ich zum Schwur und verspreche: Die Völker rings um euch werden nun selbst verachtet.

8 Aber auf euch, ihr Berge Israels, sollen wieder Bäume wachsen, die Zweige treiben und Früchte tragen. Denn bald wird mein Volk in sein Land zurückkehren.

9 Ich bin auf eurer Seite und sorge dafür, daß ihr wieder bebaut und besät werdet.

10 Die Israeliten werden ein großes Volk sein, sie lassen sich in den Städten nieder und bauen alles wieder auf, was in Trümmern liegt.

11 Menschen und Tiere werden sich vermehren, stärker als je zuvor. Dann werdet ihr bewohnt sein wie in früheren Zeiten, und ich werde euch so viel Gutes erweisen wie nie zuvor. So werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin.

12 Ich bringe die Israeliten wieder zurück. Sie werden euch in Besitz nehmen und für immer dort wohnen. Nie mehr sollt ihr ihnen die Nachkommen wegnehmen.

13 Ja, Land Israel, du hast den Ruf, ein Menschenfresser zu sein, der seinem Volk die Kinder raubt.

14 Doch von nun an wirst du deine Bewohner nicht mehr verschlingen und die Menschen nicht mehr kinderlos machen. Das verspreche ich, der Herr.

15 Ich sorge dafür, daß du den Hohn und Spott anderer Völker nicht länger ertragen mußt. Land Israel, nie mehr wirst du deinen Bewohnern den Tod bringen. Mein Wort gilt!"

16 Der Herr sprach zu mir:

17 "Sterblicher Mensch, als mein Volk noch in Israel lebte, hat ihre große Schuld das ganze Land unrein gemacht. Durch ihre Taten glichen sie in meinen Augen einer Frau, die durch ihre Blutung nicht rein ist.{Vgl. 3. Mose 15,19-24}

18 Sie haben Menschen umgebracht und andere Götter verehrt. arum traf sie mein Zorn in seiner ganzen Härte:

19 Wegen ihrer Schuld hielt ich Gericht über sie; ich vertrieb sie zu anderen Völkern, in fernen Ländern mußten sie wohnen.

20 Doch wohin sie auch kamen, brachten sie Schande über meinen heiligen Namen. Die Menschen, die ihnen begegneten, sagten: 'Sie sind das Volk des Herrn, und dennoch konnte er nicht verhindern, daß sie aus seinem Land vertrieben wurden.

21 Ich sah, wie meine Ehre auf dem Spiel stand, denn die Israeliten brachten mich bei den anderen Völkern in Verruf.

22 Darum richte ihnen diese Botschaft aus: as ich für euch tun werde, geschieht nicht um euretwillen. Meine Ehre will ich retten, die ihr vor den Augen anderer Völker in den Schmutz gezogen habt.

23 Ja, weil viele Völker mich verachten, will ich ihnen meine Macht und Herrlichkeit zeigen. Dann sollen sie erkennen, daß ich der Herr bin. Alle werden meine Heiligkeit sehen, wenn ich euch helfe. Das verspreche ich!

24 Ich hole euch zurück aus fernen Ländern und fremden Völkern und bringe euch in euer eigenes Land.

25 Mit reinem Wasser wasche ich eure Schuld von euch ab. Dem Götzendienst, der euch unrein gemacht hat, bereite ich ein Ende.

26 Ich will euch ein anderes Herz und einen neuen Geist geben. Ich nehme das versteinerte Herz aus eurer Brust und gebe euch ein lebendiges Herz.

27 Mit meinem Geist erfülle ich euch, damit ihr nach meinen Weisungen lebt, meine Gebote achtet und sie befolgt.

28 Dann wohnt ihr wieder in dem Land, das ich euren Vorfahren gegeben habe. Ihr werdet mein Volk sein, und ich werde euer Gott sein.

29 Ich befreie euch von eurer Schuld, die euch unrein machte. Das Getreide lasse ich wieder wachsen, damit ihr nie mehr Hunger leiden müßt.

30 Die Bäume sollen wieder Früchte tragen und die Felder reichen Ertrag bringen. Nie mehr werden die anderen Völker euch verspotten, weil ihr nichts zu essen habt.

31 Dann sollt ihr euch daran erinnern, wie falsch eure Wege und wie schlecht eure Taten waren. Wegen eurer Schuld und eurem Götzendienst werdet ihr euch selbst verabscheuen.

32 Ich, der Herr, sage euch Israeliten: Nicht um euretwillen erweise ich euch so viel Gutes. Ihr müßt euch schämen für alles, was ihr getan habt!

33 Doch ich verspreche euch: Wenn ich euch von all eurer Schuld befreit habe, sollt ihr wieder in euren Städten wohnen. Dann könnt ihr die Häuser, die in Trümmern liegen, neu aufbauen.

34 Jeder, der jetzt durch euer Land zieht, kann sehen, wie verwüstet und öde es ist. Doch dann sollen eure Felder wieder bestellt werden.

35 Man wird sagen: 'Das verwüstete Land ist zum Garten Eden geworden! Die Städte waren einst niedergerissen, zerstört und vereinsamt - nun stehen sie wieder und sind bewohnt!

36 Eure Nachbarvölker, die mein Strafgericht überlebt haben, werden erkennen, daß ich, der Herr, die verwüsteten Städte wieder aufbaue und die brachliegenden Felder bepflanze. Das habe ich versprochen, und ich werde es auch tun.

37 Und noch eine weitere Bitte werde ich euch in dieser Zeit erfüllen: Ich lasse euch so zahlreich werden wie eine große Herde.

38 So wie es früher an einem hohen Festtag in Jerusalem von Opfertieren wimmelte, sollen eure verlassenen Städte wieder bevölkert werden und voller Leben sein. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin."

37

1 Der Herr legte seine Hand auf mich, und sein Geist hob mich empor und brachte mich in ein weites Tal, das mit Totengebeinen übersät war.

2 Dann führte er mich durch die ganze Ebene, und ich sah dort unzählige Knochen verstreut liegen. Sie waren völlig vertrocknet.

3 Der Herr fragte mich: "Sterblicher Mensch, können diese Gebeine je wieder lebendig werden?" Ich antwortete: "Herr, mein Gott, das weißt du allein!"

4 Da sagte er zu mir: "Sprich zu diesen dürren Knochen, und fordere sie auf: Hört, was der Herr euch sagt:

5 Ich erfülle euch mit meinem Geist und mache euch wieder lebendig!

6 Ich lasse Sehnen und Fleisch um euch wachsen und überziehe euch mit Haut. Meinen Atem hauche ich euch ein, damit ihr wieder lebendig werdet. Dann erkennt ihr, daß ich der Herr bin."

7 Ich tat, was der Herr mir befohlen hatte. Noch während ich redete, hörte ich ein lautes Geräusch und sah, wie die Knochen zusammenrückten, jeder an seine Stelle.

8 Sehnen und Fleisch wuchsen um sie herum, und darüber bildete sich Haut{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: er überzog sie mit Haut.} . Aber noch war kein Leben in den Körpern.

9 Da sprach der Herr zu mir: "Sterblicher Mensch, ruf den Lebensgeist, und befiehl ihm, was ich dir sage. Er soll aus den vier Himmelsrichtungen kommen und diese toten Menschen anhauchen, damit sie wieder zum Leben erwachen!"

10 Ich tat, was der Herr mir befohlen hatte. Da erfüllte der Lebensgeist die toten Körper, sie wurden lebendig und standen auf. Sie waren zahlreich wie ein unüberschaubares Heer.

11 Der Herr sprach zu mir: "Sterblicher Mensch, die Israeliten gleichen diesen verdorrten Gebeinen. Sie klagen: 'Wir sind völligausgezehrt und haben keine Hoffnung mehr, uns bleibt nur der Tod!

12 Darum sag ihnen: Hört die Botschaft des Herrn! Ich, der Herr, öffne eure Gräber und hole euch heraus, denn ihr seid mein Volk.

13 Wenn ich euch wieder lebendig mache, werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin.

14 Ich erfülle euch mit meinem Geist, schenke euch noch einmal das Leben und lasse euch wieder in eurem Land wohnen. Ihr werdet sehen, daß ich meine Versprechen halte. Mein Wort gilt!"

15 Der Herr sprach zu mir:

16 "Sterblicher Mensch, nimm dir ein Stück Holz, und schreib darauf: 'Das Südreich Juda und die mit ihm verbündeten Israeliten. Dann hol ein anderes Stück Holz, und schreib: 'Das Nordreich Ephraim{Wörtlich: Josef, das Holz Ephraims.} und das übrige Volk Israel.

17 Halte die Enden beider Hölzer so aneinander, daß sie wie ein einziger Stab aussehen.

18 Wenn die Israeliten dich fragen, was das zu bedeuten hat,

19 dann antworte ihnen: So spricht der Herr: Ich nehme den Herrscherstab des Nordreichs{Wörtlich: das Holz Josefs.} , der im Besitz des Stammes Ephraim ist, und füge ihn mit dem Herrscherstab des Südreichs zusammen. Aus den beiden mache ich einen einzigen Stab, den ich in meiner Hand halte.

20 Du aber zeig dem Volk die Hölzer,

21 und richte ihnen aus: Gott, der Herr, läßt euch sagen: Ich hole die Israeliten aus fernen Ländern und fremden Völkern heraus, von überallher sammle ich sie und bringe sie in ihr Land zurück.

22 Sie sollen wieder ein vereintes Volk sein, das im Bergland Israel zu Hause ist. Ein einziger König wird über sie herrschen, und nie mehr soll ihr Land in zwei Reiche geteilt sein.

23 Sie werden nicht länger ihre abscheulichen Götzen verehren und nicht weiter Schuld auf sich laden. Früher haben sie mir die Treue gebrochen und mich verachtet, doch nun will ich sie retten{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: Ich rette sie aus ihren Wohnsitzen, in denen sie gesündigt haben.} und ihnen vergeben. Sie werden mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein.

24 Alle Israeliten werden einen gemeinsamen Hirten haben, einen König, der wie mein Diener David ist. Dann richten sie sich wieder nach meinen Geboten, sie achten auf meine Weisungen und leben danach.

25 Das Land, das ich früher meinem Diener Jakob gegeben habe, nehmen sie erneut in Besitz. Schon ihre Vorfahren haben dort gelebt, und nun werden sie und ihre Nachkommen sich für immer dort niederlassen. Ihr König wird über sie herrschen wie einst mein Diener David.

26 Ich schließe mit ihnen einen Bund und verspreche ihnen ewigen Frieden. Zu einem großen Volk lasse ich sie werden, und mein Heiligtum soll für alle Zeiten in ihrem Land stehen.

27 Ich wohne bei ihnen, ich bin ihr Gott, und sie sind mein Volk.

28 Mein Tempel soll für immer in ihrem Land bleiben; dann werden die anderen Völker erkennen, daß ich, der Herr, Israel als mein Volk erwählt habe."

38

1 Der Herr befahl mir:

2 "Sterblicher Mensch, sprich zu Gog, dem Herrscher über die Völker Meschech und Tubal im Land Magog.

3 Richte ihm aus, was ich, der Herr, zu sagen habe: og, Herrscher über Meschech und Tubal, du bekommst es mit mir zu tun!

4 Ich bohre Haken durch deine Kinnlade und zwinge dich zu gehen, wohin ich will. Mitsamt deinem ganzen Heer führe ich dich aus deinem Land heraus. Riesig ist es, dieses Heer, mit unzähligen Reitern und Pferden; die Soldaten sind prächtig gekleidet und mit Schilden und Schwertern bewaffnet.

5 Söldner aus Persien, Äthiopien und Libyen begleiten euch, gut gerüstet mit Schilden und Helmen.

6 Die Männer aus den Ländern Gomer und Bet-Togarma im Norden sind dabei, und auch aus vielen anderen Völkern kommen die Soldaten dazu.

7 So halte dich nun bereit, rüste dein ganzes Heer zum Kampf, und sei du der Befehlshaber!

8 Wenn viele Jahre vergangen sind, werde ich dich auffordern, ein fremdes Land zu überfallen. Dieses Land hat gerade einen Krieg überstanden, und seine Bewohner sind aus der Verbannung heimgekehrt. Es ist das Bergland Israel. Lange Zeit war es ein Trümmerfeld, doch nun leben die Menschen dort wieder in Ruhe und Sicherheit.

9 Du wirst mit deinem Heer heranziehen wie ein gewaltiges Unwetter, deine Truppen bedecken das ganze Land wie eine riesige Wolke.

10 Ich, der Herr, kündige dir an: In jener Zeit schmiedest du einen bösen Plan.

11 Du nimmst dir vor, dieses wehrlose Land anzugreifen, dessen Bewohner in Ruhe und Sicherheit leben. Ihre Städte haben keine Mauern und keine verriegelten Tore.

12 Du willstdich an den Israeliten bereichern und viel Beute machen. Die Städte, die einst in Trümmern lagen, dann aber wieder bewohnt sind, willst du erobern und dir das ganze Volk unterwerfen. Es ist aus fremden Ländern zurückgekehrt, es hat große Viehherden und viele Reichtümer erworben und wohnt nun im bedeutendsten Land der Welt.

13 Die Händler aus Saba, Dedan und Tarsis werden dich fragen: 'Hast du deine Truppen versammelt, um auf Raubzug zu gehen und zu plündern? Willst du Silber und Gold an dich reißen, Viehherden und anderen Besitz erbeuten?

14 Sterblicher Mensch, richte dem Herrscher Gog aus, was ich, der Herr, ihm zu sagen habe: In jener Zeit, wenn mein Volk Israel sich sicher fühlt, wirst du aufbrechen{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: wirst du erkennen.}

15 aus deinem Land im Norden, zusammen mit einem großen und mächtigen Heer. Deine Soldaten kommen aus vielen Völkern, sie reiten auf Pferden

16 und fallen in mein Land Israel ein, sie bedecken es wie eine riesige Wolke. Am Ende der Zeit wird dies geschehen. In meinem Auftrag sollst du mein Land überfallen, damit die anderen Völker meine Macht erkennen. Wenn sie sehen, was ich durch dich vollbringe, begreifen sie, daß ich ein heiliger Gott bin.

17 Du bist der Herrscher, dessen Kommen ich schon vor langer Zeit angekündigt habe. Durch meine Diener, die Propheten, ließ ich voraussagen, daß du Israel angreifen würdest."

18 "Ich, der Herr, kündige an: An dem Tag, wenn Gog mit seinem Heer in Israel einfällt, wird mein Zorn losbrechen.

19 Schon jetzt bin ich zornig und schwöre: An diesem Tag soll im ganzen Land die Erde beben.

20 Alle werden vor mir zittern: die Menschen und auch die wilden Tiere, die Fische, Vögel und Kriechtiere. Berge brechen auseinander, Felswände stürzen ein, Mauern fallen in sich zusammen.

21 Ich, der Herr, lasse auf den Bergen Israels einen Kampf ausbrechen, in dem Gogs Soldaten sich gegenseitig mit dem Schwert töten.

22 Ja, ich werde ihn richten mitsamt seinem ganzen Heer und allen, die auf seiner Seite gekämpft haben: Viele von ihnen fallen in der Schlacht oder sterben an der Pest. Ich lasse Wolkenbrüche und Hagel, Feuer und Schwefel auf sie niederfallen.

23 Vor den Augen aller Völker werde ich zeigen, daß ich ein mächtiger und heiliger Gott bin. Dann müssen sie mich als Herrn anerkennen.

39

1 Sterblicher Mensch, richte Gog, dem Herrscher über Meschech und Tubal, aus, was ich ihm zu sagen habe: etzt bekommst du es mit mir, dem Herrn, zu tun!

2 Ich zwinge dich zu gehen, wohin ich will; vom äußersten Norden lasse ich dich mit deinen Soldaten ins Bergland Israel ziehen.

3 Dort schlage ich dir den Bogen aus der linken Hand und die Pfeile aus der rechten.

4 In den Bergen Israels wirst du in der Schlacht fallen, und mit dir alle deine Soldaten aus anderen Völkern. Auf dem freien Feld liegen eure Leichen herum, sie sind ein Fraß für Raubvögel aller Art und für wilde Tiere. Darauf könnt ihr euch verlassen!

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6 Ich lasse Feuer ausbrechen in den Städten Magogs und in den Küstenländern, deren Bewohner sich so sicher fühlen. Dann müssen sie mich als Herrn anerkennen.

7 Meinem Volk Israel zeige ich, daß ich der heilige Gott bin; mein Name soll nie mehr in den Schmutz gezogen werden. So erkennen die Völker, daß ich der Herr bin, der heilige Gott Israels.

8 Schon oft habe ich dies angekündigt, und es wird sich auch erfüllen. Mein Wort gilt!"

9 "Die Einwohner der Städte Israels werden aufs Schlachtfeld gehen und dort die Waffen ihrer Feinde einsammeln. Mit den Schilden, Bogen und Pfeilen, den Keulen und Lanzen können sie sieben Jahre lang Feuer machen.

10 Sie brauchen kein Holz mehr auf den Feldern zu suchen, und im Wald müssen sie keine Bäume fällen. Denn die Waffen ihrer Feinde sind Brennholz genug! Nun werden sie diejenigen plündern und berauben, die das gleiche mit ihnen tun wollten. Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort.

11 In jener Zeit bestimme ich einen Ort, wo Gog begraben werden soll: Es ist das Tal Abarim ('Tal der Durchreisenden') östlich vom Toten Meer. Mit Gog wird auch sein ganzes Heer dort bestattet, darum kann man das Tal nicht mehr betreten. Von da an heißt es Tal Hamon Gog ('Tal der Truppen Gogs').

12 Sieben Monate werden die Israeliten brauchen, um alle Leichen dort zu begraben, damit das Land nicht länger unrein ist.

13 Das ganze Volk wird dabei helfen. Dann wird man Israel rühmen, weil ich, der Herr, meine Herrlichkeit offenbart habe. Das verspreche ich.

14 Nach diesen sieben Monaten werden die Israeliten Männer damit beauftragen, durch das ganze Land zu ziehen. Sie sollen alle Gefallenen finden, die noch nicht begraben wurden. Denn auch sie müssen bestattet werden, damit das Land nicht länger unrein ist.

15 Wenn diese Männer nun irgendwo eine Leiche finden, sollen sie die Stelle kennzeichnen, damit die Totengräber die Leiche im Tal Hamon Gog bestatten können.

16 Auf diese Weise wird das ganze Land wieder rein. Auch eine Stadt in Israel wird nach den gefallenen Soldaten Gogs 'Hamona' genannt werden."

17 Der Herr sprach zu mir: "Sterblicher Mensch, rufe alle Vögel und die wilden Tiere herbei: Kommt von überallher, versammelt euch im Bergland Israel! Denn dort bereite ich ein großes Opfermahl für euch zu, kommt, freßt Fleisch und trinkt Blut!

18 Ja, freßt das Fleisch von kampferprobten Soldaten, und trinkt das Blut von mächtigen Herrschern! Sie alle werden geschlachtet wie Opfertiere, wie die Schafböcke, Lämmer und Ziegenböcke, die Stiere und die gemästeten Rinder aus Baschan.

19 Freßt euch satt an ihrem Fett, berauscht euch am Blut der Opfertiere, die ich für euch geschlachtet habe!

20 An meinem Tisch könnt ihr essen, so viel ihr wollt, von Pferden, Reitern und Soldaten. Mein Wort gilt!"

21 "Wenn ich Gericht halte über Gog und sein Heer, wenn ich mein Urteil an ihm vollstrecke, werden die anderen Völker meine Macht und Hoheit sehen.

22 Und auch die Israeliten werden erkennen, daß ich der Herr, ihr Gott, bin. Nie mehr werden sie das vergessen.

23 Dann begreifen die anderen Völker, daß die Israeliten wegen ihrer Schuld in die Verbannung gehen mußten. Weil sie mir untreu geworden sind, habe auch ich mich von ihnen abgewandt und sie in die Gewalt ihrer Feinde gegeben. Viele von ihnen sind im Krieg umgekommen.

24 Ja, wegen ihres Götzendienstes und ihrer Verbrechen habe ich sie verlassen und sie so behandelt, wie sie es verdienten.

25 Doch jetzt kündige ich, der Herr, etwas Neues an: Ich wende das Schicksal meines Volkes zum Guten und habe Erbarmen mit ihnen, den Nachkommen Jakobs. Mit ganzer Kraft setze ich mich dafür ein, daß ich wieder als der heilige Gott verehrt werde.

26 Wenn die Israeliten sicher und in Frieden in ihrem Land leben, dann werden sie sich schämen, weil sie mir untreu waren.

27 Ich bringe sie zurück aus den Ländern ihrer Feinde, und so zeige ich den anderen Völkern, daß ich ein heiliger Gott bin.

28 Nach langer Zeit der Verbannung lasse ich mein Volk wieder in seinem Land wohnen, keiner von ihnen bleibt zurück. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr, ihr Gott, bin.

29 Ich erfülle sie mit meinem Geist und wende mich nie mehr von ihnen ab. Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort."

40

1 Im 25. Jahr der Verbannung unseres Volkes, am 10. Tag des Neujahrmonats, vierzehn Jahre nach der Zerstörung Jerusalems, legte der Herr seine Hand auf mich.

2 In einer Vision führte er mich in das Land Israel, auf einen hohen Berg nahe Jerusalem. Auf seiner Südseite entdeckte ich etliche Bauten, die wie eine Stadt aussahen.

3 Der Herr brachte mich zum Stadttor, und dort stand ein Mann, dessen Körper wie Bronze schimmerte. In der Hand hielt er eine Schnur aus Leinen und eine Meßlatte.

4 Er sagte zu mir: "Sterblicher Mensch, hör mir gut zu, und sieh dir genau an, was ich dir zeigen werde. Achte auf alles, denn du bist hierhergebracht worden, damit ich es dir offenbare. Was du siehst, sollst du dem Volk Israel berichten!"

5 Ich sah eine Mauer, die rings um den Tempelbezirk führte. Der Mann maß die Mauer aus; sie war genau eine Meßlatte dick und ebenso hoch. Die Meßlatte hatte eine Länge von gut 3 Metern{Wörtlich: von 6 Ellen, jede Elle so lang wie eine gewöhnliche Elle und eine Handbreit. - Die Großelle war etwa 52 Zentimeter lang, die Meßlatte entsprechend etwa 3,12 Meter.} .

6 Dann stieg der Mann die Stufen zum Osttor hinauf und maß die vordere Schwelle des Tores aus; sie war etwas mehr als 3 Meter tief{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: sie war eine Meßlatte (3 Meter) tief, und die erste Torschwelle war eine Meßlatte (3 Meter) tief.} .

7 Innen hatte das Torgebäude auf beiden Seiten drei Kammern. Jede war gut 3 Meter lang und ebenso breit. Die Mauern zwischen den Kammern waren 2,5 Meter dick. ie hintere Torschwelle war - wie die vordere - etwas mehr als 3 Meter tief. Sie ging in eine Vorhalle über, die 4 Meter lang war. Die Mauerstücke rechts und links an ihrem Ausgang waren beide 1 Meter dick.

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11 Die sechs Kammern im Torgewölbe waren zum Torinneren hin durch eine Mauer von 0,5 Metern Höhe abgegrenzt. ls nächstes maß der Mann die Breite der Toröffnung. Sie betrug 6,5 Meter und innerhalb der Torangeln 5 Meter.{Wörtlich: Die Breite betrug 13 Ellen (6,5 Meter) und die Länge 10 Ellen (5 Meter).}

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13 Dann maß er die volle Breite des gesamten Torgebäudes, vom Dachansatz einer Kammer bis zum Dachansatz der gegenüberliegenden. Es waren 12,5 Meter.

14 Die Vorhalle war 10 Meter breit. Durch sie gelangte man in den äußeren Tempelvorhof.{So in Anlehnung an die griechische Übersetzung. Der hebräische Text ist nicht zu deuten.}

15 Das ganze Torgebäude war von der vordersten Toröffnung bis zur Ausgangstür der Vorhalle 25 Meter lang.

16 Die Kammern besaßen vergitterte Fenster an den Außen- und Innenwänden, und auch die Vorhalle hatte rundherum Fenster.Die Mauerstücke am Torausgang waren mit Palmwedeln verziert.

17 Dann führte der Mann mich in den äußeren Vorhof. Dieser war entlang der Mauer mit Pflastersteinen ausgelegt. Das Pflaster reichte von der Innenseite der Mauer so weit in den Hof hinein, daß es mit dem Ausgang des Tores abschloß. Es lag tiefer als der restliche Boden des Vorhofs. Auf dem Pflaster waren ringsum dreißig Kammern angeordnet.

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19 Als nächstes maß der Mann den Abstand zwischen dem Osttor - durch das wir in den äußeren Vorhof gekommen waren - und dem höhergelegenen Tor des inneren Vorhofs. Sie lagen sich genau gegenüber. Der Abstand betrug 50 Meter. Danach gingen wir zur Nordseite der äußeren Tempelmauer.

20 Auch dort gab es ein Tor, das in den äußeren Vorhof führte. Der Mann maß seine Länge und Breite.

21 Im Torgebäude befanden sich ebenfalls auf jeder Seite drei Kammern, die genauso groß waren wie die des Osttors. Auch die Vorhalle und das Mauerwerk an ihrem Ausgang hatten die gleichen Maße. nsgesamt war das Torgebäude 25 Meter lang und 12,5 Meter breit.

22 Vorhalle, Fenster und Palmwedel sahen genauso aus wie die des ersten Tores. Auf sieben Stufen stieg man zu ihm hinauf. Auch beim Nordtor führte die Vorhalle in den äußeren Vorhof.

23 Wie beim Osttor befand sich genau gegenüber ein höhergelegenes Tor, durch das man in den inneren Vorhof gelangte. Der Mann maß den Abstand zwischen beiden, und es waren auch hier 50 Meter.

24 Danach führte er mich an die Südmauer des äußeren Vorhofs. Dort gab es ebenfalls ein Tor. Seine Vorhalle und das Mauerwerk an ihrem Ausgang hatten die gleichen Maße wie die der anderen Tore.

25 Auch die Fenster im Torgebäude und in der Vorhalle entsprachen den vorigen Fenstern. Insgesamt war der Bau 25 Meter lang und 12,5 Meter breit.

26 Sieben Stufen führten zu ihm hinauf, und die Vorhalle lag zum äußeren Vorhof hin. Die Mauerstücke rechts und links an ihrem Ausgang waren beide mit je einem Palmwedel verziert.

27 Auch diesem Tor lag ein Tor gegenüber, das zum inneren Vorhof führte. Der Mann maß den Abstand aus; es waren wiederum 50 Meter.

28 Dann ging der Mann mit mir durch das Südtor in den inneren Tempelvorhof und maß das Tor aus. Es war genauso groß wie die anderen Tore.

29 Seine Kammern, die Vorhalle und das Mauerwerk an ihrem Ausgang hatten die gleichen Maße. Auch hier waren im Torgebäude und in der Vorhalle ringsherum Fenster eingelassen. Der Bau war 25 Meter lang und 12,5 Meter breit.{So mit der griechischen Übersetzung. Im hebräischen Text steht noch: Ringsum gab es Vorhallen, die 25 Ellen (12,5 Meter) lang und 5 Ellen (2,5 Meter) breit waren.}

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31 Die beiden Mauerstücke waren mit Palmwedeln verziert. Die Vorhalle lag zum äußeren Vorhof hin, und der Aufgang zu ihr bestand aus acht Stufen.

32 Als nächstes führte mich der Mann durch das Osttor in den inneren Vorhof und maß es aus. Es war genauso groß wie die anderen Tore.

33 Seine Kammern, die Vorhalle und das Mauerwerk an ihrem Ausgang hatten die gleichen Maße. Auch hier waren im Torgebäude und in der Vorhalle ringsum Fenster eingelassen. Der Bau war 25 Meter lang und 12,5 Meter breit.

34 Die beiden Mauerstücke waren mit Palmwedeln verziert. Die Vorhalle des Tores lag zum äußeren Vorhof hin, und der Aufgang bestand aus acht Stufen.

35 Dann brachte der Mann mich zum Nordtor und maß es aus. Auch dieses sah genauso aus wie die anderen Tore des inneren Vorhofs.

36 Seine Kammern, die Vorhalle und das Mauerwerk an ihrem Ausgang hatten die gleichen Maße. Auch hier besaßen Torgebäude und Vorhalle ringsum Fenster. Der Bau war 25 Meter lang und 12,5 Meter breit.

37 Die beiden Mauerstücke waren mit Palmwedeln verziert. Die Vorhalle des Tores lag zum äußeren Vorhof hin, und der Aufgang bestand aus acht Stufen.

38 Am Eingang zum Nordtor war eine Kammer angebaut. Hier wurden die Eingeweide und Schenkel der Tiere gereinigt, die für das Brandopfer bestimmt waren.{Wörtlich: Dort spülte man das Brandopfer ab. - Vgl. 3. Mose 1,9.13} Durch die Tür dieses Raumes kam man in die Vorhalle des Tores.{So in Anlehnung an die griechische Übersetzung. Der hebräische Text lautet: Ihre Türöffnung war an den Mauerstücken der Tore.}

39 Dort standen auf jeder Seite zwei Tische. Auf ihnen sollten die Tiere für die Brand-, Sünd- und Schuldopfer geschlachtet werden.

40 An den beiden Außenwänden der Vorhalle, rechts und links vom Toreingang, waren ebenfalls je zwei Tische aufgestellt.

41 So standen auf jeder Seite des Tores vier Tische, auf denen geschlachtet wurde; insgesamt waren es acht.

42 Die vier Tische in der Vorhalle bestanden aus Quadersteinen. Sie waren 0,75 Meter lang, ebenso breit und 0,5 Meter hoch. Auf ihnen legte man alles bereit, was man brauchte, um die Tiere für die Brandopfer und alle übrigen Opfer zu schlachten.

43 Auch das Fleisch der Tiere wurde dort aufbewahrt. In die Wände des Tores waren ringsum Haken eingeschlagen, die eine Handbreit aus der Wand ragten.

44 Dann gingen wir in den inneren Vorhof. Neben dem Nordtor und dem Südtor lag je ein Raum{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: lagen Räume für die Sänger.} , der sich zum inneren Vorhof hin öffnete; der am Nordtor war nach Süden offen, der am Südtor nach Norden.

45 Der Mann sagte zu mir: "Der Raum neben dem Nordtor ist für die Priester bestimmt, die den Tempeldienst versehen.

46 Im Raum neben dem Südtor halten sich die Priester auf, die am Altar die Opfer darbringen. Sie alle sind Nachkommen Zadoks, als einzige aus dem Stamm Levi dürfen sie dem Herrn in seinem Tempel dienen."

47 Als nächstes maß der Mann den inneren Vorhof aus. Er war 50 Meter lang und ebenso breit. Vor dem Tempel stand ein Altar.

48 Der Mann führte mich in die Vorhalle des Tempels. Das Mauerwerk rechts und links von ihrem Eingang war je 2,5 Meter dick. Der Toreingang hatte eine Breite von 7 Metern; zusätzlich nahmen die Mauerstücke links und rechts davon je 1,5 Meter ein.{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: Der Toreingang war auf beiden Seiten 3 Ellen (1,5 Meter) breit.}

49 Die ganze Vorhalle war 10 Meter breit und 6 Meter{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: 11 Ellen (5,5 Meter).} lang. Zehn Stufen führten zu ihr hinauf.{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: Stufen führten zu ihr hinauf.} Neben den Mauerstücken auf beiden Seiten des Eingangs stand je eine Säule.

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1 Dann führte mich der Mann in das Tempelgebäude und maß die beiden Mauerstücke rechts und links vom Eingang aus. Sie waren 3 Meter dick.

2 Der Eingang selbst war 5 Meter breit, die Mauerstücke auf beiden Seiten je 2,5 Meter. Als nächstes nahm der Mann Maß vom Tempelraum; er war 20 Meter lang und 10 Meter breit.

3 Danach ging der Mann in den hintersten Raum und maß das Mauerwerk am Eingang aus; es war auf beiden Seiten 1 Meter dick. Der Eingang selbst war 3 Meter breit, das Mauerwerk auf jeder Seite neben dem Eingang 3,5 Meter.

4 Der Mann nahm Maß von diesem Raum: Seine Länge und Breite betrugen 10 Meter, er war also ebenso breit wie der erste Tempelraum. Der Mann sagte zu mir: "Dies ist das Allerheiligste."

5 Dann maß er die Seitenwände des Tempels aus; sie waren 3 Meter dick. Rings um das Gebäude gab es einen Anbau, der 2 Meter breit war.

6 Er bestand aus drei Stockwerken, auf denen sich insgesamt dreißig Kammern befanden. Die tragenden Querbalken der Stockwerke ruhten auf Mauervorsprüngen an der Außenseite der Tempelwand. So mußten die Balken nicht in der eigentlichen Tempelmauer verankert werden.

7 Die Mauervorsprünge entstanden dadurch, daß die Tempelmauer mit jedem höhergelegenen Stockwerk etwas zurücktrat. Eine Außentreppe führte vom untersten Stockwerk über das mittlere zum oberen hinauf.{Vers 7 ist nicht sicher zu deuten.}

8 Die Außenwand des Anbaus war 2,5 Meter dick. Ich sah, daß der Tempel und sein Anbau auf einer Plattform standen, die 3 Meter hoch war. Sie war breiter als das ganze Gebäude und verlief ringsum als eine Terrasse von 2,5 Metern Breite. An der Nordseite und an der Südseite des Anbaus befand sich je eine Tür zur Terrasse. Die Plattform war von einem unbebauten Streifen umgeben, der eine Breite von 10 Metern hatte.{Die Verse 8-11 sind nicht sicher zu deuten.}

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12 Hinter dem Tempel, in westlicher Richtung, stand in einem abgesonderten Bereich ein weiteres Gebäude. Es war 35 Meter lang und 45 Meter breit, seine Außenmauern waren 2,5 Meter dick.

13 Dann maß der Mann den ganzen Tempelbezirk aus. Der Tempel war 50 Meter lang. Von seiner Rückseite über den unbebauten Streifen bis zur Rückseite des anderen Gebäudes waren es ebenfalls 50 Meter.

14 Auch der innere Vorhof auf der Ostseite des Tempels war 50 Meter breit. Diese 50 Meter setzten sich zusammen aus der Breite des Tempeleingangs und des unbebauten Streifens rechts und links davon.

15 So war auch das Gebäude auf der Rückseite des Tempels genau 50 Meter breit, die Terrassenbauten auf seinen beiden Seiten eingeschlossen.

16 Die Vorhalle des Tempels, der Tempelraum und das Allerheiligste waren innen mit Holz getäfelt, vom Fußboden bis hinauf zu den Fenstern. Diese hatten dreifach abgestufte Rahmen und konnten geschlossen werden.

17 Alle Innenwände waren in gleich große Felder eingeteilt, auch oberhalb der Türen.

18 In diese Felder waren abwechselnd Cherub-Engel und Palmwedel eingeschnitzt. Alle Engel hatten zwei Gesichter:

19 Dem Palmwedel auf der einen Seite wandten sie das Gesicht eines Menschen zu, dem Palmwedel auf der anderen Seite das eines Löwen. Diese Bilder waren auf allen Wänden zu sehen, vom Fußboden bis oberhalb der Türen.

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21 Die Eingangstür zum Heiligtum hatte einen vierfach abgestuften Rahmen. or dem Allerheiligsten stand etwas,

22 das aussah wie ein Altar aus Holz. Er war 1,5 Meter hoch, 1 Meter lang und ebenso breit{So mit der griechischen Übersetzung. Im hebräischen Text fehlt die Angabe über die Breite.} . Seine Ecken, sein Sockel{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: seine Länge.} und seine Wände waren aus Holz. Der Mann, der ihn mir gezeigt hatte, sagte zu mir: "Das ist der Tisch, der vor dem Herrn steht."

23 Am Eingang zum Heiligtum und zum Allerheiligsten gab es je eine Tür mit zwei Flügeln.

24 Jeder der beiden Flügel war aus zwei drehbaren Teilen zusammengesetzt.

25 Auch auf diesen Türen sah man - genau wie an den Wänden - Schnitzereien von Cherub-Engeln und Palmwedeln. Über dem Eingang der Tempelvorhalle befand sich ein Vordach aus Holz.

26 Auch in die Wände der Vorhalle waren Fenster mit Rahmen eingesetzt. Wie in den Tempelwänden gab es hier Ornamente mit Palmwedeln, ebenso am hölzernen Vordach.

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1 Dann führte der Mann mich wieder in den äußeren Tempelvorhof. An der Nordseite des Gebäudes, das hinter dem Tempel lag, befand sich ein weiterer Bau mit verschiedenen Räumen. Er war genauso lang wie das Gebäude und der unbebaute Streifen davor,

2 nämlich 50 Meter{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: an der Vorderseite: eine Länge von 100 Ellen (50 Meter) am nördlichen Eingang.} . Seine Breite betrug 25 Meter.

3 Mit seiner Südwand grenzte der Bau an das Gebäude auf der Rückseite des Tempels und den unbebauten Platz davor. Seine Nordseite lag quer zu dem Pflaster, das entlang der Mauer des äußeren Vorhofs verlief. er Bau hatte drei Stockwerke, die terrassenartig angelegt waren.

4 An der Nordseite verlief ein 5 Meter breiter Gang. Dort befanden sich auch die Eingänge des Gebäudes. An der Südseite führte ein 50 Meter{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: 1 Elle (0,5 Meter).} langer Gang bis in den inneren Vorhof.

5 Weil der Bau terrassenförmig angelegt war, trat mit jedem höhergelegenen Stockwerk die Außenmauer mehr zurück. Daher wurden die Kammern von unten nach oben immer kleiner. Es gab in diesem Bau keine Säulen wie in den anderen Gebäuden des Tempelvorhofs.

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7 Der Gang an der Nordseite war zur Hälfte durch eine Mauer abgegrenzt, die 25 Meter in den äußeren Vorhof hineinragte. Die restlichen 25 Meter des Ganges verliefen an einer Kammer entlang, die an der Mauer des äußeren Tempelvorhofs lag. Insgesamt war der Gang durch 50 Meter Mauerwerk abgeschirmt.{So in Anlehnung an die griechische Übersetzung. Der hebräische Text lautet: An der Vorderseite des Tempelraumes 100 Ellen (50 Meter).}

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9 So gelangte man von Osten her in das Gebäude, wenn man vom äußeren Vorhof kam.

10 An der Südseite{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: An der Ostseite.} des Gebäudes hinter dem Tempel lag ebenfalls ein Bau, der an die Mauer des äußeren Tempelvorhofs grenzte. Er war genauso lang wie das Gebäude und der unbebaute Streifen davor.

11 Auch hier gab es zwei Gänge. Die Kammern sahen genau gleich aus wie die im Bau auf der Nordseite, sie hatten die gleichen Maße und genauso viele Eingänge,

12 die nun aber nach Süden hin lagen. Auch hier gelangte man - entlang der Schutzmauer - von Osten in das Gebäude, wenn man vom äußeren Vorhof kam.

13 Der Mann sagte zu mir: "Diese beiden Bauten, die nördlich und südlich an den freien Raum und das Gebäude hinter dem Tempel grenzen, sind dem Herrn geweiht. In ihren Räumen sollen die Priester, die dem Herrn in seinem Tempel dienen, von den heiligen Opfergaben essen. Dorthin bringen sie die Speiseopfer, die Sünd- und Schuldopfer.

14 Wenn die Priester ihren Dienst im Heiligtum verrichtet haben, dürfen sie nicht sofort wieder zu den Menschen im äußeren Vorhof hinausgehen. Vorher müssen sie ihre heiligen Gewänder, die sie im Tempel getragen haben, in diesen Räumen ablegen und andere Kleider anziehen. Erst dann können sie zu den Leuten hinausgehen."

15 Nachdem der Mann den ganzen inneren Tempelbezirk ausgemessen hatte, führte er mich durch das Osttor wieder hinaus und nahm Maß von der Außenmauer.

16 Mit der Meßlatte bestimmte er die Länge aller vier Seiten. Er begann an der Ostseite, dann ging er zur Nordseite, zur Südseite und Westseite. Alle vier hatten jeweils eine Länge von 250 Metern. Die Mauer trennte den Tempelbezirk, der dem Herrn geweiht war, vom übrigen Land.

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1 Der Mann führte mich wieder zum Osttor des Tempelbezirks.

2 Plötzlich erblickte ich den Gott Israels in seiner Herrlichkeit. Er kam von Osten her nach Jerusalem. Das ganze Land erstrahlte in seinem Glanz, und ich hörte ein Rauschen, ein Brausen wie von gewaltigen Wassermassen.

3 Der Herr erschien mir so wie damals, als er nach Jerusalem kam, um die Stadt zu zerstören. Ich erblickte seine Macht und Herrlichkeit, die ich schon am Fluß Kebar gesehen hatte. a fiel ich vor ihm nieder und berührte mit meinem Gesicht den Boden.

4 Der Herr zog durch das Osttor in den Tempel ein.

5 Dann hob der Geist Gottes mich empor und brachte mich in den inneren Vorhof. Ich sah, wie der ganze Tempel von der herrlichen Erscheinung des Herrn erfüllt wurde.

6 Der Mann, der mich geführt hatte, stand neben mir, und ich hörte eine Stimme aus dem Tempel zu mir sprechen:

7 "Sterblicher Mensch, hier steht mein Thron und mein Fußschemel. Für alle Zeiten will ich mitten unter meinem Volk wohnen. Nie wieder werden die Israeliten meinen heiligen Namen in den Schmutz ziehen, nie mehr werden sie anderen Göttern opfern und ihre Könige neben dem Tempel bestatten.

8 Früher haben Israels Herrscher ihre Paläste direkt an meinen Tempel angebaut, Schwelle an Schwelle und Tür an Tür. Nur eine Wand trennte sie von mir. Durch ihren abscheulichen Götzendienst beschmutzten sie meinen heiligen Namen, darum habe ich die Israeliten voller Zorn vernichtet.

9 Doch jetzt werden sie ein für allemal ihren Götzendienst aufgeben und die Leichen ihrer Könige von meinem Tempel fernhalten. Dann will ich für immer unter ihnen wohnen."

10 Weiter sagte die Stimme zu mir: "Sterblicher Mensch, erzähle den Israeliten von diesem Tempel! Wenn sie erkennen, wie gewaltig er ist, werden sie sich schämen für alle Sünden, die sie begangen haben.

11 Was sie getan haben, wird ihnen leid tun. Dann zeichne ihnen den Tempel auf, und zeig ihnen, wie er von innen aussieht. Beschreib die Ausgänge und Eingänge, und erklär ihnen alle Weisungen und Ordnungen, die ich für den Tempel gegeben habe. Schreib alles auf, damit sie sich daran halten können.

12 Und nun gebe ich dir die wichtigste Anweisung: Der ganze Tempelbezirk auf dem Gipfel dieses Berges soll allein mir geweiht sein. Dies ist das wichtigste Gesetz für den Tempel."

13 Rings um den Altar in der Mitte des inneren Vorhofs{"in der Mitte des inneren Vorhofs" ist sinngemäß eingefügt.} verlief ein Graben, der etwas mehr als 0,5 Meter tief und ebenso breit war. Rund um den Graben gab es eine Abgrenzung von gut 25 Zentimetern Höhe. Der Altar selbst bestand aus drei übereinanderliegenden Blöcken.{"Der Altar. . Blöcken" ist sinngemäß eingefügt.} Der unterste Sockel

14 war vom Rand des Grabens an gut 1 Meter hoch. Dann trat der Altarrand etwas mehr als 0,5 Meter zurück. Der nächste Sockel war größer, seine Höhe betrug über 2 Meter. Auf ihm stand der dritte Sockel, der Opferherd. Auch dieser war gut 2 Meter hoch, aber auf jeder Seite über 0,5 Meter schmaler als der zweite Sockel. Vier Hörner ragten von seinen Ecken aus in die Höhe.

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16 Der Opferherd war quadratisch, seine Länge und seine Breite betrugen über 6 Meter.

17 Auch der darunterliegende mittlere Sockel hatte die Form eines Quadrats, er war gut 7 Meter lang und ebenso breit. Der Graben rings um den Altar war etwas mehr als 0,5 Meter breit und die Abgrenzung rundherum gut 25 Zentimeter hoch. An der Ostseite führten Stufen zum Altar hinauf.

18 Gott, der Herr, sprach zu mir: "Sterblicher Mensch, wenn dieser Altar fertiggestellt ist, sollen dort Brandopfer dargebracht werden, und man soll ihn mit Blut besprengen. Dies ist meine Anweisung dazu:

19 Nur die Priester aus dem Stamm Levi, die zu den Nachkommen Zadoks gehören, dürfen mir in meinem Tempel dienen. ib ihnen einen jungen Stier, damit sie ihn schlachten und als Sündopfer darbringen. Ich, der Herr, will es so.

20 Du sollst die vier Hörner desAltars, die vier Ecken seiner Sockel und die Abgrenzung um den Graben mit dem Blut des Stieres bestreichen. So reinigst du den Altar von aller Schuld, die auf ihm lastet.

21 Danach laß den jungen Stier zu einem bestimmten Platz außerhalb des Tempelbezirks bringen. Dort muß er verbrannt werden.

22 Am nächsten Tag sollst du einen fehlerlosen Ziegenbock als Sündopfer darbringen. Wie beim ersten Opfer muß der Altar von aller Schuld, die auf ihm lastet, gereinigt werden.

23 Wenn du dies getan hast, suche einen jungen Stier und einen jungen Schafbock aus, beide ohne jeden Fehler.

24 Die Priester sollen die Tiere mit Salz bestreuen und sie dann mir, dem Herrn, als Brandopfer darbringen.

25 Sieben Tage lang sollst du täglich einen Ziegenbock, einen jungen Stier und einen Schafbock opfern. Alle Tiere müssen fehlerlos sein.

26 In diesen sieben Tagen sollt ihr den Altar einweihen und ihn von aller Schuld reinigen, die auf ihm lastet.

27 Vom achten Tag an können die Priester eure regelmäßigen Brandopfer und Dankopfer auf dem Altar darbringen. Dann nehme ich, der Herr, euch wieder in Liebe als mein Volk an. Darauf gebe ich mein Wort!"

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1 Der Mann, der mich geführt hatte, ging nun mit mir vom inneren Vorhof wieder zurück zum Osttor der äußeren Tempelmauer. Es war verschlossen.

2 Da sagte der Herr zu mir: "Dieses Tor soll für immer verschlossen bleiben und nie wieder geöffnet werden. Kein Mensch soll jemals die Schwelle überschreiten, denn durch dieses Tor bin ich, der Herr, der Gott Israels, wieder in mein Heiligtum zurückgekehrt.

3 Nur der Herrscher, der mein Volk regieren wird, darf im Torgebäude seinen Anteil vom Opfer essen, das mir, dem Herrn, dargebracht wird. Er soll das Gebäude durch die Vorhalle an der Innenseite betreten und es auf demselben Weg wieder verlassen."

4 Dann führte mich der Mann durch das Nordtor wieder in den inneren Vorhof vor den Tempeleingang. Ich sah, wie der ganze Tempel von der herrlichen Erscheinung des Herrn erfüllt wurde. Da fiel ich vor ihm nieder und berührte mit meinem Gesicht den Boden.

5 Der Herr sprach zu mir: "Sterblicher Mensch, hör mir gut zu, und sieh dir genau an, was ich dir zeige! Achte auf meine Worte, und vergiß keine der Weisungen, die ich dir für mein Heiligtum gebe! Ich habe viele Ordnungen für den Tempel festgelegt. Merk dir genau, wer dort hineingehen darf und wer nicht.

6 Noch immer lehnt sich mein Volk gegen mich auf. Darum richte ihnen diese Botschaft von mir aus: hr Israeliten, hört auf mit eurem abscheulichen Treiben!

7 Unbeschnittene Heiden, die mich nicht kennen, laßt ihr in meinen Tempel gehen - gerade dann, wenn ihr mir das Fett und das Blut eurer Opfertiere darbringt! So entweiht ihr diese heilige Stätte. Ihr tut, was ich verabscheue, und brecht den Bund, den ich mit euch geschlossen habe.

8 Den Dienst in meinem Heiligtum wollt ihr nicht verrichten. Nein, diese Aufgabe habt ihr Männern aus fremden Völkern überlassen!

9 Darum sage ich, der Herr: In Zukunft darf niemand aus einem anderen Volk, der unbeschnitten ist und mich nicht kennt, mein Heiligtum betreten. Das gilt auch für die Fremden, die bei euch Israeliten leben.

10 Als mein Volk sich von mir abwandte und anderen Göttern diente, da haben sogar die Leviten mir den Rücken gekehrt. Nun sollen sie die Folgen tragen:

11 In Zukunft dürfen sie in meinem Tempel nicht mehr jeden Dienst verrichten. Sie sollen die Eingänge bewachen und die Tiere schlachten, die das Volk mir als Brand- und Schlachtopfer darbringen will. So müssen sie dem ganzen Volk dienen.

12 Bis heute haben sie die Israeliten dazu verleitet, andere Götter zu verehren und sich gegen mich aufzulehnen. Darum habe ich, der Herr, meine Hand erhoben und geschworen, sie dafür zu strafen.

13 Von nun an dürfen sie mir nicht mehr als Priester dienen, nie mehr sollen sie mit dem in Berührung kommen, was ich für besonders heilig erklärt habe. Diese Schande müssen sie tragen, weil sie getan haben, was ich verabscheue.

14 Ich lasse sie nur noch die niedrigsten Dienste im Tempel verrichten."

15 "Eine Ausnahme aber soll es geben: Alle Leviten, die zu den Nachkommen Zadoks gehören, dürfen mir weiterhin im Heiligtum als Priester dienen. Denn als die Israeliten sich von mir abwandten, da haben sie den Tempeldienst gewissenhaft ausgeführt. Darum sollen sie mir das Fett und das Blut der Opfertiere darbringen. Das sage ich, der Herr.

16 Sie allein dürfen mein Heiligtum betreten, die Opfer auf dem Altar darbringen und mir im Tempel dienen.

17 Dazu gebe ich diese Anweisungen: Bevor sie durch die Tore in den inneren Vorhof kommen, sollen sie Kleider aus Leinen anziehen. Wolle dürfen sie nicht tragen, wenn sie im inneren Vorhof oder im Tempel ihren Dienst ausüben.

18 Ihre Turbane und Hosen müssen aus Leinen sein, denn sie dürfen keine Kleidung tragen, in der sie schwitzen.

19 Bevor sie wieder in den äußeren Vorhof zu den Menschen hinausgehen, müssen sie die Gewänder ausziehen, die sie im Tempel getragen haben. In den heiligen Räumen, die für die Priester bestimmt sind, sollen sie andere Kleider anziehen. Denn das Volk darf nicht mit ihren heiligen Gewändern in Berührung kommen.

20 Die Priester sollen sich weder den Kopf kahlscheren noch die Haare lang wachsen lassen. Ihre Haare sollen kurz geschnitten sein.

21 Bevor sie den inneren Tempelvorhof betreten, dürfen sie keinen Wein trinken.

22 Ein Priester darf keine geschiedene Frau heiraten. Er soll eine Israelitin zur Frau nehmen, die noch nie mit einem Mann geschlafen hat. Eine Witwe darf er nur heiraten, wenn ihr früherer Mann ein Priester war.

23 Die Priester sollen meinem Volk den Unterschied zwischen heilig und nicht heilig erklären und ihm zeigen, was rein und was unrein ist.

24 Wenn es einen Rechtsstreit gibt, sollen sie Gericht halten und nach meinen Gesetzen das Urteil sprechen. Bei allen Festen müssen sie die Weisungen und Ordnungen beachten, die ich dafür gegeben habe. Sie sollen dafür sorgen, daß der Sabbat als heiliger Tag geachtet wird.

25 Kein Priester darf einen Toten berühren, denn sonst würde er sich verunreinigen. Nur wenn seine Eltern, seine Kinder, sein Bruder oder seine unverheiratete Schwester gestorben sind, darf er die Leiche berühren.

26 Wenn er sieben Tage danach wieder rein geworden ist, soll er noch weitere sieben Tage warten.

27 Erst dann darf er den inneren Vorhof betreten. Bevor er mir aber in meinem Heiligtum dienen kann, muß er mir ein Sündopfer darbringen. Ich, der Herr, will es so.

28 Die Priester dürfen nichts erben und keinen Grundbesitz haben. Denn ich, der Herr, sorge für sie. Was sie brauchen, bekommen sie von mir.

29 Vom Speiseopfer, vom Sünd- und vom Schuldopfer dürfen sie essen. Alles, was mir geweiht wurde, gehört ihnen.

30 Das Beste von den ersten Erträgen der Ernte ist ihr Anteil, ebenso die ersten Brote, die ihr Israeliten nach der neuen Ernte backt. Auch von allen anderen Opfergaben, die ihr mir bringt, bekommen die Priester ihren Anteil. Wenn ihr euch daran haltet, werde ich eure Familien segnen.

31 Die Priester dürfen kein Fleisch von einem Vogel oder einem anderen Tier essen, das verendet ist oder von Raubtieren gerissen wurde."

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1 Weiter sagte der Herr zu mir: "Wenn ihr den Stämmen Israels durch das Los ihr Land zuteilt, sollt ihr für mich ein Gebiet zurückbehalten. In seinem ganzen Umfang soll es mir geweiht sein und darum als heilig gelten. Es muß 12,5 Kilometer lang und 10 Kilometer{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: 10 000 Ellen (5000 Meter).} breit sein.

2 Von diesem Gebiet sollt ihr genau die Hälfte - 12,5 mal 5 Kilometer - abteilen. Darin wird mein Tempel mit dem Allerheiligsten stehen. Er muß umgeben sein von einem 250 Meter langen und ebenso breiten Bezirk, um den wiederum ein Streifen brachliegendes Land von 25 Metern Breite führt.

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4 Das 12,5 mal 5 Kilometer große Gebiet ist heilig und wird den Priestern überlassen. Sie dürfen in der Nähe des Tempels ihre Häuser bauen, weil sie mir, dem Herrn, in meinem Heiligtum dienen.

5 Die andere Hälfte des Gebiets, das ihr für mich zurückbehalten sollt, ist für die Leviten bestimmt, die am Tempel ihren Dienst versehen. Auf diesem Stück von 12,5 Kilometern Länge und 5 Kilometern Breite dürfen sie ihre Städte errichten{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: . . haben sie zwanzig Räume.} .

6 An das mir geweihte Gebiet grenzt im Süden das Umland der Stadt Jerusalem. Es ist 12,5 Kilometer lang und 2,5 Kilometer breit. Hier dürfen Menschen aus ganz Israel Grundbesitz erwerben."

7 "Auch eure Herrscher sollen eigenes Land bekommen. Es grenzt auf der Ost- und Westseite an das mir geweihte Gebiet und an den Bezirk um Jerusalem; es ist daher genauso breit wie die beiden zusammen. Das Land des Herrschers erstreckt sich so weit nach Westen und nach Osten, wie die Gebiete eurer Stämme reichen.

8 Dies und nicht mehr ist der Grundbesitz eurer Herrscher. Sie sollen das restliche Land den Stämmen überlassen und euch nicht länger unterdrücken."

9 "Ich, der Herr, sage zu den Herrschern Israels: Schluß mit euren Betrügereien! Beseitigt Gewalt und Unterdrückung! Tretet ein für Recht und Gerechtigkeit! Hört auf, mein Volk von seinem Grund und Boden zu vertreiben! Das befehle ich, der Herr!

10 Wenn ihr Israeliten etwas abwiegt, dann benutzt Waagen, die richtig eingestellt sind! Eure Maße und Gewichte sollen nicht gefälscht sein.

11 Das Getreidemaß Efa soll genausoviel umfassen wie das Bat, das Hohlmaß für Flüssiges. Beide, Efa und Bat, müssen ein Zehntel eines Homer betragen. Das Homer ist die Norm für alle anderen Hohlmaße.

12 Bei den Gewichten soll ein Schekel 20 Gera entsprechen und eine Mine 60 Schekeln.

13 Für die regelmäßigen Opfer sollt ihr folgende Abgaben festsetzen: von Weizen und Gerste jeweils den 60. Teil

14 und vom Öl den 100. Teil. Das Maß für Öl ist das Bat; 10 Bat entsprechen einem Homer oder einem Kor.

15 Aus euren Herden sollt ihr von 200 Tieren eines aussuchen. Diese Abgaben sind für die Speise-, Brand- und Dankopfer bestimmt, mit denen eure Schuld gesühnt werden soll. Ich, der Herr, will es so.

16 Alle Israeliten müssen diese Abgaben an den Herrscher des Landes entrichten.

17 Euer Herrscher soll an allen Feiertagen, bei Neumondfeiern, am Sabbat und bei allen Festen für die Opfer sorgen. Er ist dafür verantwortlich, daß mir die Brandopfer, die Speise- und Trankopfer, die Sündopfer und die Dankopfer dargebracht werden. Dann werde ich euch Israeliten eure Schuld vergeben."

18 "Ich, der Herr, sage euch: Am 1. Tag des 1. Monats sollt ihr einen fehlerlosen jungen Stier aussuchen. Bringt ihn mir am Heiligtum als Opfer dar, um es von aller Schuld zu reinigen.

19 Der Priester soll mit dem Blut des Stieres die Türrahmen des Tempels, die vier Ecken der Altarsockel und die Türrahmen der Tore bestreichen, die zum inneren Vorhof führen.

20 Das gleiche sollt ihr nochmals am 7. Tag des 1. Monats tun, damit all denen vergeben wird, die unbeabsichtigt oder unwissentlich gesündigt haben. So reinigt ihr den Tempel von aller Schuld.

21 Am 14. Tag des 1. Monats soll das Passahfest beginnen. Feiert es sieben Tage lang, und eßt in dieser Zeit nur Brot, das ohne Sauerteig gebacken wurde!

22 Am ersten Tag soll euer Herrscher für sich selbst und für das ganze Volk einen Stier als Sündopfer darbringen.

23 Während der sieben Tage des Festes muß er täglich sieben junge Stiere und sieben Schafböcke, die ohne jeden Fehler sind, als Opfer für mich verbrennen und mir einen Ziegenbock als Sündopfer darbringen.

24 Als Speiseopfer kommen zu jedem Stier und jedem Schafbock zwölf Kilogramm Mehl und vier Liter Öl.

25 Am 15. Tag des 7. Monats beginnt das Laubhüttenfest. Sieben Tage lang soll euer Herrscher täglich die gleichen Opfer darbringen wie beim Passahfest: die Sündopfer, Brandopfer, Speiseopfer und das Öl."

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1 "Ich, der Herr, sage: Das Tor, das von Osten her in den inneren Vorhof führt, muß an den sechs Werktagen verschlossen bleiben. Nur am Sabbat und am Neumondtag darf es geöffnet werden.

2 Dann soll der Herrscher vom äußeren Vorhof her das Torgebäude durch die Vorhalle betreten. Beim Türrahmen am Ausgang des Tores bleibt er stehen, um von dort aus zuzusehen, wie die Priester sein Brandopfer und sein Dankopfer darbringen. Er wirft sich an der Schwelle des Tores vor mir nieder und betet mich an. Anschließend verläßt er das Torgebäude wieder. Bis zum Abend soll es nicht verschlossen werden.

3 Auch die Israeliten sollen mich am Sabbat und am Neumondtag anbeten und sich im äußeren Vorhof am Eingang des Osttors vor mir niederwerfen.

4 Für das Brandopfer am Sabbat, das der Herrscher mir darbringt, nimmt er sechs Lämmer und einen fehlerlosen Schafbock.

5 Als Speiseopfer gehören zusätzlich zu dem Schafbock zwölf Kilogramm Mehl und vier Liter Öl; bei den Lämmern kann der Herrscher soviel dazugeben, wie er möchte.

6 Am Neumondtag soll er einen jungen Stier, sechs Lämmer und einen Schafbock für mich verbrennen lassen. Alle Tiere müssen ohne jeden Fehler sein.

7 Zusätzlich zu dem jungen Stier und dem Schafbock soll er mir als Speiseopfer jeweils zwölf Kilogramm Mehl und vier Liter Öl darbringen; bei den Lämmern kann er selbst bestimmen, wieviel er dazugibt.

8 Der Herrscher soll das Torgebäude durch die Vorhalle betreten und es auf demselben Weg wieder verlassen.

9 An den Festtagen sollen die Israeliten in den äußeren Tempelvorhof kommen, um mich, den Herrn, anzubeten. Niemand darf durch das Tor wieder hinausgehen, durch das er gekommen ist. Alle müssen durch das gegenüberliegende Tor den Vorhof verlassen. Wer durchs Nordtor hineinkam, muß durchs Südtor wieder hinaus; und wer durchs Südtor den Vorhof betrat, soll ihn durchs Nordtor verlassen.

10 Der Herrscher muß gemeinsam mit den Israeliten in den äußeren Vorhof kommen und auch zusammen mit ihnen wieder hinausgehen.

11 An den Festtagen und während dergroßen Feste des Jahres sollen zusätzlich zu dem Stier und dem Schafbock je zwölf Kilogramm Mehl und vier Liter Öl als Speiseopfer dargebracht werden. Bei den Lämmern kann der Herrscher soviel dazugeben, wie er möchte.

12 Wenn er mir ein freiwilliges Opfer darbringen will - ein Brand- oder Dankopfer -, dann soll das Osttor zum inneren Vorhof für ihn geöffnet werden. Er kann ins Torgebäude hineingehen und die Opfer dann auf dieselbe Art und Weise darbringen lassen wie am Sabbat. Anschließend muß er das Torgebäude wieder verlassen, und man soll es hinter ihm verschließen.

13 Jeden Morgen sollen die Israeliten ein Lamm für mich verbrennen, das ein Jahr alt ist und keinerlei Fehler hat.

14 Dazu kommt ein Speiseopfer: zwei Kilogramm Mehl und gut ein Liter Öl, das auf das Mehl gegossen wird. Diese Ordnung für das Speiseopfer, das mir, dem Herrn, dargebracht wird, bleibt für immer gültig.

15 Jeden Morgen sollen das Lamm, das Mehl und das Öl für mich verbrannt werden."

16 "Ich, der Herr, sage: Wenn der Herrscher Israels seinen Söhnen ein Stück Land von seinem Grund und Boden überläßt, dann ist es von da an ihr Erbbesitz.

17 Gibt er aber einem seiner Untergebenen ein Stück Land, gehört es diesem nur bis zum nächsten Erlaßjahr. Dann fällt es wieder an den Herrscher zurück. Nur seine Söhne dürfen für immer behalten, was er ihnen gegeben hat. So bleibt der Grundbesitz in der Familie.

18 Der Herrscher darf aber kein Land für sich beanspruchen, das den Israeliten gehört. Das Volk soll nicht von seinem Grund und Boden vertrieben werden. Nur was er selbst besitzt, darf er seinen Söhnen vererben. Denn mein Volk darf nicht von seinem eigenen Land verdrängt werden."

19 Der Mann, der mich bisher geführt hatte, brachte mich zu dem Gang, der seitlich vom Nordtor des inneren Vorhofs begann. Wir gingen westwärts und kamen in das nördlich gelegene Gebäude mit den heiligen Priesterräumen. Ganz hinten, an der Außenmauer des Tempelbezirks, gab es einen besonderen Raum.

20 Der Mann sagte zu mir: "Hier kochen die Priester das Fleisch, das sie als Anteil am Sünd- und Schuldopfer bekommen. Hier backen sie auch Brot aus dem Mehl für das Speiseopfer. Nichts von dem, was für die Opfer bestimmt war, darf übrigbleiben und in den äußeren Vorhof hinausgebracht werden. Denn das Volk soll nicht mit den heiligen Opfergaben in Berührung kommen."

21 Danach ging der Mann wieder mit mir in den äußeren Vorhof und führte mich nacheinander zu den vier Ecken der äußeren Tempelmauer. In jeder gab es einen abgegrenzten Bereich,

22 der 20 Meter lang und 15 Meter breit war. Alle vier Bereiche hatten genau die gleichen Maße.

23 Die Abgrenzung bestand aus einer Steinmauer mit Feuerstellen an der Innenseite.

24 Der Mann sagte zu mir: "Hier sind die Küchen, in denen die Leviten, die ihren Dienst im Tempel versehen, das Fleisch für die Opfermahlzeit des Volkes kochen."

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1 Dann führte mich der Mann noch einmal zum Eingang des Tempelgebäudes, der nach Osten lag. Dort sah ich Wasser unter der Schwelle hervorquellen. Erst floß es an der Vorderseite des Tempels entlang in südlicher Richtung, dann am Altar vorbei nach Osten.

2 Der Mann verließ mit mir den Tempelbezirk durch das Nordtor des äußeren Vorhofs, und wir gingen an der Außenmauer entlang bis zum Osttor. Ich sah, wie das Wasser an der Südseite des Torgebäudes hervorkam.

3 Wir folgten dem Wasserlauf in östlicher Richtung; nachdem der Mann mit seiner Meßlatte 500 Meter ausgemessen hatte, ließ er mich an dieser Stelle durch das Wasser gehen. Es war nur knöcheltief.

4 Wieder maß er 500 Meter aus, und jetzt reichte es mir schon bis an die Knie. Nach weiteren 500 Metern stand ich bis zur Hüfte im Wasser.

5 Ein letztes Mal folgte ich dem Mann 500 Meter, und nun war das Wasser zu einem tiefen Fluß geworden, durch den ich nicht mehr gehen konnte. Man konnte nur noch hindurchschwimmen.

6 Der Mann fragte mich: "Hast du das gesehen, sterblicher Mensch?" Dann brachte er mich wieder ans Ufer zurück.

7 Ich sah, daß auf beiden Seiten des Flusses sehr viele Bäume standen.

8 Der Mann sagte zu mir: "Dieser Fluß fließt weiter nach Osten in das Gebiet oberhalb der Jordanebene, dann durchquert er die Ebene und mündet schließlich ins Tote Meer. Dort verwandelt er das Salzwasser in gesundes Süßwasser.

9 Wohin der Fluß kommt, da wird es bald wieder Tiere in großer Zahl und viele Fische geben. Ja, durch ihn wird das Wasser des Toten Meeres gesund, so daß es darin von Tieren wimmelt.

10 Am Ufer des Meeres leben dann Fischer, von En-Gedi bis En-Eglajim breiten sie ihre Netze zum Trocknen aus. Fische aller Art wird es wieder dort geben, so zahlreich wie im Mittelmeer.

11 Nur in den Sümpfen und Teichen rund um das Tote Meer wird kein Süßwasser sein. Aus ihnen soll auch in Zukunft Salz gewonnen werden.

12 An beiden Ufern des Flusses wachsen alle Arten von Obstbäumen. Ihre Blätter verwelken nie, und sie tragen für immer reiche Frucht. Denn der Fluß, der ihren Wurzeln Wasser gibt, kommt aus dem Heiligtum. Monat für Monat bringen sie neue, wohlschmeckende Früchte hervor, und ihre Blätter heilen die Menschen von ihren Krankheiten."

13 Dann sprach der Herr zu mir: "Ich will dir die Grenzen des Landes beschreiben, das ihr unter die zwölf Stämme aufteilen sollt. Dabei stehen den Nachkommen Josefs zwei Gebiete zu.

14 Euren Vorfahren habe ich geschworen, ihnen dieses Land zu schenken. Darum sollt ihr es für immer behalten und an eure Nachkommen weitervererben. Teilt es so unter euch auf, daß jeder Stamm sein eigenes Gebiet erhält!

15 Die Nordgrenze des Landes verläuft vom Mittelmeer ostwärts in Richtung der Städte Hetlon, Hamat und Zedad,

16 dann weiter nach Berota{So mit der griechischen Übersetzung; vgl. Kapitel 48,1. Der hebräische Text lautet: . . über Zedad, dann weiter nach Hamat, Berota.} und Sibrajim, das an der Grenze zwischen dem Herrschaftsbereich von Damaskus und dem von Hamat liegt. Dann führt sie zur Stadt Hazar-Enan{So mit der griechischen Übersetzung; vgl. Vers 17. Der hebräische Text lautet: Hazar-Tikon.} am Rand des Haurangebirges.

17 Nördlich dieser Linie vom Mittelmeer bis nach Hazar-Enan liegt der Herrschaftsbereich von Damaskus und von Hamat.

18 Die Ostgrenze beginnt dort, wo das Gebiet von Damaskus an das Haurangebirge grenzt. Von dort an bildet der Jordan die Grenze zwischen dem Land Israel im Westen und der Landschaft Gilead im Osten, bis hinunter zur Stadt Tamar am Toten Meer{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: . . im Osten, das sollt ihr messen.} .

19 Die Südgrenze verläuft von Tamar bis zu den Quellen von Meribat-Kadesch und von dort weiter zu dem Bach, der die Grenze nach Ägypten bildet und ins Mittelmeer mündet.

20 Die Westgrenze bildet das Mittelmeer bis hinauf nach Hamat.

21 Teilt dieses Land unter eure Stämme auf.

22 Ihr sollt es für immer besitzen und an eure Nachkommen weitervererben. Jede Familie bekommt ihren Anteil durch das Los zugewiesen; dabei sollen die Fremden, die unter euch leben, genauso berücksichtigt werden. Wenn das Land der einzelnen Stämme aufgeteilt wird, dann behandelt die Fremden und ihre Familien wie Israeliten. Sie sollen euch in allem gleichgestellt sein.

23 In dem Stammesgebiet, wo sie wohnen, steht ihnen ihr eigener Anteil zu. Ich, der Herr, will es so."

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1 "Die nördliche Grenze Israels verläuft vom Mittelmeer ostwärts in Richtung der Stadt Hetlon, dann weiter über Hamat bis nach Hazar-Enan. Nördlich dieser Linie liegt der Herrschaftsbereich von Damaskus, direkt neben dem von Hamat. eder Stamm bekommt seinen eigenen Grundbesitz zugewiesen. m nördlichsten Teil des Landes liegt das Gebiet des Stammes Dan, das sich von der West- bis zur Ostgrenze erstreckt.

2 Darauf folgen in südlicher Richtung die Stämme Asser, Naftali, Manasse, Ephraim, Ruben und Juda. Auch ihr Land reicht jeweils von der West- bis zur Ostgrenze.

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8 Südlich an den Grundbesitz von Juda grenzt das Gebiet, das ihr für mich zurückbehalten sollt. Es erstreckt sich - wie auch die Stammesgebiete - vom Mittelmeer bis zur Ostgrenze des Landes; von Norden nach Süden ist es 12,5 Kilometer breit. In seiner Mitte steht das Heiligtum.

9 Der Teil, der mir besonders geweiht ist, hat von Westen nach Osten eine Länge von 12,5 Kilometern und von Norden nach Süden eine Breite von 10 Kilometern{So mit der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: von 10 000 Ellen (5000 Metern).} .

10 Die eine Hälfte dieses heiligen Bezirks steht den Priestern, den Nachkommen Zadoks, zu. Denn sie haben sich nicht wie die Leviten von mir abgewandt, als die Israeliten mir den Rücken kehrten. Sie allein sind mir treu geblieben und haben den Tempeldienst gewissenhaft ausgeübt. Darum bekommen sie von dem mir geweihten Land den Teil, der besonders heilig ist, weil dort der Tempel steht. Dieser Bereich ist 12,5 Kilometer lang und 5 Kilometer breit.

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13 Die Leviten erhalten die andere Hälfte des heiligen Gebiets. Es ist wie das Stück der Priester 12,5 Kilometer lang und 5 Kilometer breit.

14 Der ganze Bezirk, der mir, dem Herrn, gehört, ist der beste Teil des Landes. Weil er heilig ist, dürft ihr ihn nicht verkaufen oder gegen ein anderes Gebiet eintauschen. Er soll nicht an einen anderen Besitzer übergehen.

15 Südlich des heiligen Bezirks, auf dem der Tempel steht,{"Südlich . . steht" ist sinngemäß eingefügt.} bleibt noch ein 2,5 mal 12,5 Kilometer großes Gebiet übrig. Es gilt nicht als heilig. Hier können sich die Einwohner Jerusalems ansiedeln und Weideplätze für ihre Herden anlegen. ie Stadt Jerusalem soll in der Mitte dieses Bereichs liegen.

16 Ihr Grundriß ist quadratisch mit einer Seitenlänge von 2,25 Kilometern.

17 Rundherum verläuft ein Streifen Weideland von 125 Metern Breite.

18 Daran grenzt nach Westen und nach Osten je ein 5 Kilometer langes Gebiet. Die Nordseite des gesamten Bereichs ist genauso lang wie der mir geweihte Bezirk und schließt sich direkt daran an. Hier können alle, die in Jerusalem arbeiten, Felder bebauen und die Ernte einbringen.

19 Wer in der Stadt wohnt, darf dort die Felder bestellen, ganz gleich, aus welchem Stamm er kommt.

20 Der ganze Bezirk, den ihr für mich zurückbehaltet, soll zusammen mit dem Gebiet um Jerusalem ein Quadrat von 12,5 mal 12,5 Kilometern bilden.

21 Westlich und östlich an das mir geweihte Land und an das Gebiet um Jerusalem grenzt der Grundbesitz des Herrschers. Er ist von Norden nach Süden 12,5 Kilometer breit - genauso wie die beiden heiligen Bezirke und das Stadtgebiet von Jerusalem zusammen. Nach Westen erstreckt er sich bis zum Mittelmeer und nach Osten bis zum Jordan, wie die Gebiete der Stämme. Er nimmt den ganzen Bereich zwischen dem Gebiet Judas im Norden und dem Grundbesitz Benjamins im Süden ein, ausgenommen das Mittelstück, das für die Priester und die Leviten bestimmt ist und auf dem die Stadt Jerusalem und der Tempel stehen.

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23 Daran schließen sich in südlicher Richtung - jeweils von der Westgrenze bis zur Ostgrenze - die Gebiete der Stämme Benjamin, Simeon, Issaschar, Sebulon und Gad an.

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28 Südlich des Grundbesitzes von Gad verläuft die Grenze Israels von Tamar zu den Quellen von Meribat-Kadesch und von dort weiter zu dem Bach, der die Grenze nach Ägypten bildet und ins Mittelmeer mündet.

29 Teilt den einzelnen Stämmen ihr Gebiet durch das Los zu. Sie sollen es für immer besitzen und an ihre Nachkommen weitervererben. Ich, der Herr, will es so."

30 "Rings um Jerusalem verläuft eine Mauer, sie ist auf jeder Seite 2,25 Kilometer lang und hat einen Gesamtumfang von 9 Kilometern. In die Stadt führen zwölf Tore, die nach den Stämmen Israels benannt sind. Auf jeder Seite gibt es drei Tore: nach Norden das Ruben-Tor, das Juda-Tor und das Levi-Tor, nach Osten das Josef-Tor, das Benjamin-Tor und das Dan-Tor, nach Süden das Simeon-Tor, das Issaschar-Tor und das Sebulon-Tor und nach Westen das Gad-Tor, das Asser-Tor und das Naftali-Tor. on nun an soll die Stadt den Namen tragen: 'Hier wohnt der Herr. "

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