1 Lieber Theophilus! Schon viele Leute haben versucht, all das aufzuschreiben, was bei uns geschehen ist,
2 so, wie es die Augenzeugen berichtet haben, die von Anfang an dabei waren. Ihnen hat Gott den Auftrag gegeben, die Heilsbotschaft weiterzusagen.
3 Nun habe auch ich mich sehr darum bemüht, alles von Anfang an genau zu erfahren. Ich will es dir, lieber Theophilus, jetzt der Reihe nach berichten.
4 Du wirst merken, daß alles, was man dir über Jesus erzählt hat, richtig und wahr ist.
5 Als Herodes König von Judäa war, lebte dort der Priester Zacharias. Er gehörte zur Dienstgruppe Abia.{1. Chronik 24,7-18} Seine Frau Elisabeth stammte aus der Familie Aarons.
6 Beide lebten so, wie es Gott gefällt. Sie hielten sich genau an seine Gebote und Ordnungen.
7 Ihre Ehe war kinderlos geblieben, denn Elisabeth konnte keine Kinder bekommen, und beide waren inzwischen alt geworden.
8 Wieder einmal hatte die Gruppe Abia Tempeldienst.
9 Wie üblich wurde ausgelost, wer zur Ehre Gottes im Tempel den Weihrauch anzünden sollte. Das Los fiel auf Zacharias.
10 Er betrat den Tempel, während die Volksmenge draußen betete.
11 Plötzlich stand auf der rechten Seite des Rauchopferaltars ein Engel Gottes.
12 Zacharias erschrak und fürchtete sich.
13 Doch der Engel sagte zu ihm: "Fürchte dich nicht, Zacharias! Gott hat dein Gebet erhört. Deine Frau Elisabeth wird bald einen Sohn bekommen. Gib ihm den Namen Johannes!
14 Nicht nur du wirst über dieses Kind froh und glücklich sein; auch viele andere werden sich über seine Geburt freuen.
15 Gott wird ihm eine große Aufgabe übertragen. Er wird weder Wein noch andere alkoholische Getränke zu sich nehmen.{4. Mose 6,1 ff.} Schon vor seiner Geburt wird er mit dem Heiligen Geist erfüllt sein,
16 und er wird viele in Israel zu Gott, ihrem Herrn, zurückbringen.
17 Entschlossen und stark wie der Prophet Elia wird er das Kommen des Messias vorbereiten: Wie die Väter werden auch die Söhne wieder Gott dienen{Wörtlich: um die Herzen der Väter zu bekehren zu den Kindern.} und die Ungehorsamen wieder Gottes Willen erfüllen. Das ganze Volk wird bereit sein, den Herrn zu empfangen."
18 "Wie ist so etwas möglich?" fragte Zacharias erstaunt den Engel. "Ich bin ein alter Mann, und auch meine Frau ist alt!"
19 Der Engel antwortete: "Ich bin Gabriel und stehe unmittelbar vor Gott als sein Diener. Er gab mir den Auftrag, dir diese Nachricht zu überbringen.
20 Aber weil du mir nicht geglaubt hast, sollst du stumm sein, bis geschieht, was ich gesagt habe. Dann wirst du sehen, daß alles wahr ist."
21 Inzwischen wartete die Menschenmenge draußen auf Zacharias. Alle wunderten sich, daß er so lange im Tempel blieb.
22 Als er endlich herauskam, konnte er nicht mehr reden. Daran erkannten sie, daß Gott in besonderer Weise zu ihm gesprochen haben mußte. Zacharias versuchte, die Menschen mit einem Segenswunsch zu entlassen; aber er blieb stumm.
23 Er verrichtete noch den vorgeschriebenen Dienst im Tempel und ging dann nach Hause.
24 Nur wenig später erwartete seine Frau Elisabeth ein Kind. Sie blieb fünf Monate lang in ihrer Wohnung.
25 "Ich bin Gott so dankbar", sagte sie, "daß ich doch noch ein Kind bekomme. Nun kann mich niemand mehr verachten, weil ich keine Kinder habe."
26 Elisabeth war im sechsten Monat schwanger, als Gott den Engel Gabriel zu einem Mädchen nach Nazareth schickte, einer Stadt in Galiläa. Das Mädchen hieß Maria und war mit Joseph, einem Nachkommen des großen Königs David, verlobt.
27
28 Der Engel kam zu ihr und sagte: "Sei gegrüßt, Maria! Gott will dich beschenken. Er hat dich unter allen Frauen auserwählt."
29 Maria fragte sich erschrocken, was diese seltsamen Worte bedeuten könnten.
30 "Hab keine Angst, Maria", redete der Engel weiter. "Gott liebt dich und hat etwas Besonderes mit dir vor.
31 Du wirst ein Kind erwarten und einen Sohn zur Welt bringen. Jesus soll er heißen.
32 Er wird mächtig sein, und man wird ihn Gottes Sohn nennen. Die Königsherrschaft Davids wird er weiterführen
33 und die Nachkommen Jakobs für immer regieren. Seine Herrschaft wird kein Ende haben."
34 "Wie kann das geschehen?" fragte Maria den Engel. "Ich bin doch gar nicht verheiratet."
35 Der Engel antwortete ihr: "Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft Gottes wird sich an dir zeigen. Darum wird dieses Kind auch heilig sein und Sohn Gottes genannt werden.
36 Selbst Elisabeth, deine Verwandte, von der man sagt, daß sie keine Kinder bekommen kann, ist jetzt im sechsten Monat schwanger. Sie wird in ihrem hohen Alter einen Sohn zur Welt bringen.
37 Für Gott ist nichts unmöglich."
38 "Ich will mich Gott ganz zur Verfügung stellen", erwiderte Maria. "Alles soll so geschehen, wie du es mir gesagt hast." Darauf verließ sie der Engel.
39 Maria entschloß sich, so schnell wie möglich Elisabeth zu besuchen, die mit ihrem Mann Zacharias in einer kleinen Stadt in den Bergen Judäas wohnte.
40 Sie betrat das Haus und begrüßte Elisabeth.
41 Als Elisabeth die Stimme Marias hörte, bewegte sich das Kind in ihr, und - erfüllt vom Heiligen Geist - rief sie:
42 "Dich hat Gott gesegnet, mehr als alle anderen Frauen, dich und dein Kind!
43 Womit habe ich verdient, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt!
44 Als ich deine Stimme hörte, hüpfte das Kind in mir vor Freude.
45 Wie glücklich kannst du sein, weil du geglaubt hast! Was Gott dir angekündigt hat, wird geschehen."
46 Da lobte Maria Gott: "Von ganzem Herzen preise ich den Herrn.
47 Ich bin glücklich über Gott, meinen Retter.
48 Er hat mich - eine geringe und unbedeutende Frau - zu Großem berufen. u allen Zeiten wird man mich glücklich preisen,
49 denn Gott hat große Dinge an mir getan, er, der mächtig und heilig ist!
50 Ohne Ende kümmert er sich in seiner Barmherzigkeit um alle, die ihn fürchten.
51 Unübersehbar handelt Gott in der Welt. Die Stolzen bekommen seine Macht zu spüren.
52 Er stürzt Herrscher von ihrem Thron, doch Unterdrückte richtet er auf.
53 Die Hungrigen beschenkt er mit Gütern, und die Reichen schickt er mit leeren Händen weg.
54 Seine Barmherzigkeit hat er uns zugesagt, ja, er wird seinem Volk Israel helfen.
55 So hat er es unseren Vätern, Abraham und seinen Nachkommen, für immer verheißen."
56 Maria blieb etwa drei Monate bei Elisabeth und kehrte dann nach Hause zurück.
57 Für Elisabeth kam die Stunde der Geburt, und sie brachte einen Sohn zur Welt.
58 Als Nachbarn und Verwandte hörten, daß Gott so barmherzig zu ihr gewesen war, freuten sie sich mit ihr.
59 Nach acht Tagen wurde das Kind zur Beschneidung gebracht. Dabei sollte es den gleichen Namen bekommen wie sein Vater: Zacharias.
60 Doch Elisabeth widersprach: "Nein, er soll Johannes heißen!"
61 "Aber keiner in deiner Verwandtschaft heißt so!" wandten die andern ein.
62 Sie winkten dem Vater und fragten ihn: "Wie soll dein Sohn heißen?"
63 Zacharias ließ sich eine Tafel geben und schrieb darauf: "Sein Name ist Johannes." Darüber wunderten sich alle.
64 Von diesem Augenblick an konnte Zacharias wieder sprechen, und er lobte Gott.
65 Überall, wo man davon hörte - und im ganzen Bergland von Judäa wurde darüber gesprochen -, erschraken die Leute.
66 Nachdenklich fragten sie sich: "Was wird aus diesem Kind noch werden? Gott hat bestimmt etwas Besonderes mit ihm vor."
67 Erfüllt vom Heiligen Geist, verkündete Zacharias, der Vater von Johannes, was Gott ihm gezeigt hatte:
68 "Gelobt sei der Herr, der Gott Israels! Er ist zu unserem Volk gekommen und hat es befreit.
69 Aus dem Königshause seines Dieners David hat er uns den starken Retter geschickt.
70 So hatten es seine heiligen Propheten schon vor langer Zeit verkündet:
71 Er wird uns von unseren Feinden erretten und aus der Hand aller Menschen, die uns hassen.
72 Gott war mit unseren Vorfahren barmherzig. Er vergißt seinen heiligen Bund nicht,
73 den Eid, den er unserem Vater Abraham geschworen hat und der auch für uns gilt.
74 Er befreit uns aus der Hand unserer Feinde, damit wir ihm ohne Furcht unser Leben lang dienen,
75 als Menschen, die ihm gehören und nach seinem Willen leben{Wörtlich: in Heiligkeit und Gerechtigkeit.} .
76 Und dich, mein Sohn, wird man einen Propheten des Höchsten nennen. Du wirst vor dem Herrn hergehen und sein Kommen vorbereiten.
77 Seinem Volk wirst du zeigen, daß es durch die Vergebung seiner Sünden gerettet wird.
78 Gott vergibt uns, weil seine Barmherzigkeit so groß ist. Aus der Höhe kommt sein Licht zu uns.
79 Dieses Licht wird allen Menschen leuchten, die in Nacht und Todesfurcht leben; es wird uns auf den Weg des Friedens führen."
80 Johannes wuchs heran und lernte Gottes Willen immer besser verstehen{Wörtlich: erstarkte im Geist.} . Als junger Mann zog er sich in die Einsamkeit der Wüste zurück bis zu dem Tag, an dem er öffentlich vor dem Volk Israel auftrat.
1 In dieser Zeit befahl der Kaiser Augustus, daß alle Bewohner des römischen Reiches namentlich in Listen erfaßt werden sollten.
2 Eine solche Volkszählung hatte es noch nie gegeben. Sie wurde durchgeführt, als Quirinius Gouverneur in Syrien war.
3 Jeder mußte in die Stadt gehen, aus der er stammte, um sich dort eintragen zu lassen.
4 Weil Joseph ein Nachkomme Davids war, der in Bethlehem geboren wurde, reiste er von Nazareth in Galiläa nach Bethlehem in Judäa.
5 Joseph mußte sich dort einschreiben lassen, zusammen mit seiner jungen Frau Maria, die ein Kind erwartete.
6 Als sie in Bethlehem waren, brachte Maria ihr erstes Kind - einen Sohn - zur Welt.
7 Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Futterkrippe im Stall, weil sie in dem Gasthaus keinen Platz bekommen hatten.
8 In dieser Nacht bewachten draußen auf dem Feld einige Hirten ihre Herden.
9 Plötzlich trat ein Engel Gottes zu ihnen, und Gottes Licht umstrahlte sie. Die Hirten erschraken sehr,
10 aber der Engel sagte: "Fürchtet euch nicht! Ich bringe euch die größte Freude für alle Menschen:
11 Heute ist für euch in der Stadt, in der schon David geboren wurde, der lang ersehnte Retter zur Welt gekommen. Es ist Christus, der Herr.
12 Und daran werdet ihr ihn erkennen: Das Kind liegt, in Windeln gewickelt, in einer Futterkrippe!"
13 Auf einmal waren sie von unzähligen Engeln umgeben, die Gott lobten:
14 "Gott im Himmel gehört alle Ehre; denn er hat den Frieden auf die Erde gebracht für alle, die bereit sind, seinen Frieden anzunehmen."{Wörtlich: Friede auf Erden den Menschen des Wohlgefallens.}
15 Nachdem die Engel sie verlassen hatten, beschlossen die Hirten: "Kommt, wir gehen nach Bethlehem. Wir wollen sehen, was dort geschehen ist und wovon Gottes Engel gesprochen hat."
16 Sie machten sich sofort auf den Weg und fanden Maria und Joseph und das Kind, das in der Futterkrippe lag.
17 Als sie das Kind sahen, erzählten die Hirten, was ihnen der Engel gesagt hatte.
18 Und alle, die ihren Bericht hörten, waren darüber sehr erstaunt.
19 Maria aber merkte sich jedes Wort und dachte immer wieder darüber nach.
20 Dann kehrten die Hirten zu ihren Herden zurück. Sie lobten und dankten Gott für das, was sie in dieser Nacht erlebt hatten. Alles war genau so, wie der Engel es ihnen gesagt hatte.
21 Bei der Beschneidung acht Tage später gab man dem Kind den Namen Jesus. Dies war der Name, den der Engel nannte, noch ehe Maria das Kind empfangen hatte.
22 Als die Zeit der "Reinigung" vorüber war, wie sie Mose im Gesetz nach der Geburt eines Kindes vorschreibt,{3. Mose 12,4.6} brachten Joseph und Maria das Kind nach Jerusalem, um es Gott zu weihen.
23 Im Gesetz heißt es ausdrücklich: "Jeder erste Sohn der Familie und jedes erstgeborene männliche Tier sollen dem Herrn gehören."{2. Mose 13,2.11-16}
24 Und sie brachten auch ihr Opfer. Das Gesetz verlangte: zwei Turteltauben oder zwei andere Tauben.{3. Mose 12,8}
25 In Jerusalem wohnte ein Mann, der Simeon hieß. Er lebte so, wie Gott es haben will, hielt sich genau an seine Gebote und wartete voller Sehnsucht auf den Retter Israels. Simeon war erfüllt von Gottes Heiligem Geist.
26 Durch ihn wußte er, daß er nicht sterben würde, bevor er Christus, den Retter, gesehen hätte.
27 Vom Heiligen Geist dazu gedrängt, war er an diesem Tag in den Tempel gegangen. Als Maria und Joseph das Kind hereinbrachten, um es Gott zu weihen,
28 nahm Simeon es in seine Arme und lobte Gott:
29 "Herr, jetzt kann ich in Frieden sterben.
30 Denn ich habe den Befreier gesehen,
31 den du der ganzen Welt gegeben hast.
32 Er ist das Licht für alle Völker, und er wird der Ruhm für dein Volk Israel sein."
33 Maria und Joseph wunderten sich über seine Worte.
34 Simeon segnete sie und sagte dann zu Maria: "An diesem Kind wird sich das Leben vieler Menschen in Israel entscheiden; denn es wird entweder ihr Richter oder ihr Retter sein. Viele werden sich ihm leidenschaftlich widersetzen und dadurch zeigen, daß sie gegen Gott sind. Der Schmerz darüber wird dir wie ein Schwert durchs Herz dringen."
35
36 An diesem Tag hielt sich auch die alte Prophetin Hanna im Tempel auf, eine Tochter Phanuels aus dem Stamm Asser. Sie war nur sieben Jahre verheiratet gewesen,
37 seit langer Zeit Witwe und nun eine alte Frau von vierundachtzig Jahren. Hanna verließ den Tempel nur noch selten. Um Gott zu dienen, betete und fastete sie Tag und Nacht.
38 Während Simeon noch mit Maria und Joseph sprach, trat sie hinzu und begann ebenfalls, Gott zu loben. Allen, die auf die Befreiung Jerusalems warteten, erzählte sie von diesem Kind.
39 Nachdem Joseph und Maria alle Vorschriften des Gesetzes erfüllt hatten, kehrten sie nach Nazareth in Galiläa zurück.
40 Das Kind wuchs heran, erfüllt mit göttlicher Weisheit. Alle konnten sehen, daß Gottes Segen auf ihm ruhte.
41 Jahr für Jahr gingen Joseph und Maria zum Passahfest nach Jerusalem.
42 Als Jesus zwölf Jahre alt war, nahmen sie ihn zum ersten Mal mit.
43 Nach den Festtagen machten sich die Eltern wieder auf den Heimweg. Doch ohne daß sie es bemerkten, blieb Jesus in Jerusalem. Am ersten Tag ihrer Rückreise vermißten sie ihn nicht,
44 weil sie dachten: Er wird mit Verwandten oder Freunden gegangen sein.
45 Als sie ihn aber dort nicht fanden, kehrten sie besorgt um und suchten ihn überall in Jerusalem.
46 Endlich, nach drei Tagen, entdeckten sie Jesus im Tempel. Er saß bei den Schriftgelehrten, hörte ihnen aufmerksam zu und stellte Fragen.
47 Alle wunderten sich über sein Wissen und seine Antworten.
48 Die Eltern waren fassungslos, als sie ihn dort fanden. "Kind", fragte ihn Maria, "wie konntest du uns nur so etwas antun? Wir haben dich überall verzweifelt gesucht!"
49 "Warum habt ihr mich gesucht?" erwiderte Jesus. "Ihr hättet doch wissen müssen, daß ich dort sein muß, wo es um Gottes Sache geht."{Wörtlich: Wußtet ihr nicht, daß ich in dem sein muß, was meines Vaters ist?}
50 Doch sie begriffen nicht, was er damit meinte.
51 Dann kehrten sie gemeinsam nach Nazareth zurück, und Jesus war seinen Eltern gehorsam. Seine Mutter aber vergaß nichts von dem, was sie erlebt hatte.
52 So wuchs Jesus heran. Sein Wissen und sein Verständnis nahmen zu. Die Menschen liebten ihn und erkannten: Gott hat etwas Besonderes mit ihm vor.
1 Es war im fünfzehnten Regierungsjahr des Kaisers Tiberius. Pontius Pilatus verwaltete als Gouverneur die Provinz Judäa; Herodes herrschte als Fürst über Galiläa, sein Bruder Philippus über Ituräa und Trachonitis, und Lysanias regierte in Abilene;
2 Hannas und später Kaiphas waren die Hohenpriester. Da erreichte Gottes Auftrag Johannes, den Sohn des Zacharias, der in der Wüste lebte.
3 Johannes verließ die Wüste und zog durch das ganze Gebiet am Jordan. Überall forderte er die Leute auf: "Ändert euch von Grund auf! Kehrt um zu Gott, und laßt euch als Zeichen dafür taufen. Dann wird euch Gott eure Sünden vergeben!"{Wörtlich: Er predigte eine Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden.}
4 So erfüllte sich, was im Buch des Propheten Jesaja steht:"Ich höre jemanden in der Wüste rufen: 'Macht den Weg frei für den Herrn! Räumt alle Hindernisse weg, damit er kommen kann! Jedes Tal soll aufgefüllt, jeder Berg und Hügel abgetragen werden, krumme Wege sollen begradigt und holprige Wege zu guten Straßen werden!
5
6 Dann werden wir alle den von Gott gesandten Retter sehen! "{Jesaja 40,3-5}
7 Der Menschenmenge, die gekommen war, um sich taufen zu lassen, rief Johannes zu: "Ihr Teufelspack! Glaubt ihr etwa, daß ihr dem kommenden Gericht Gottes entrinnen werdet?
8 Beweist erst einmal durch eure Taten, daß ihr wirklich zu Gott umgekehrt seid! Ihr sagt: 'Abraham ist unser Vater! und wollt euch damit herausreden. Das wird euch gar nichts helfen! Selbst aus diesen Steinen hier kann Gott Nachkommen Abrahams machen.
9 Es ist jetzt allerhöchste Zeit zur Umkehr; denn die Axt ist schon erhoben, um die Bäume an der Wurzel abzuschlagen. Jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen."
10 Da wollten die Leute wissen: "Was sollen wir denn tun?"
11 Johannes antwortete: "Wer zwei Hemden hat, soll dem eins geben, der keins besitzt. Und wer etwas zu essen hat, soll seine Mahlzeit mit Hungrigen teilen."
12 Es kamen auch Zolleinnehmer, die sich taufen lassen wollten. Sie fragten: "Und wir? Wie sollen wir uns verhalten?"
13 Johannes wies sie an: "Verlangt nur so viel Zollgebühren, wie ihr fordern dürft!"
14 "Und was sollen wir tun?" erkundigten sich einige Soldaten. "Plündert und erpreßt niemand! Seid zufrieden mit eurem Sold", antwortete ihnen Johannes.
15 Die Leute ahnten, daß bald etwas geschehen würde, und sie fragten sich, ob nicht Johannes der ersehnte Befreier sei.
16 Doch Johannes erklärte öffentlich: "Ich taufe euch mit Wasser, aber nach mir wird einer kommen, der ist größer als ich. Ich bin nicht einmal würdig, ihm die Schuhe auszuziehen.{Wörtlich: ihm die Schuhriemen aufzubinden.} Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.
17 Schon hat er die Schaufel in der Hand, mit der er die Spreu vom Weizen trennt. Den Weizen wird er in seine Scheune bringen, aber die Spreu mit Feuer verbrennen, das niemand löschen kann."
18 In vielen Reden verkündete Johannes den Menschen die Heilsbotschaft Gottes und forderte sie auf umzukehren.
19 Mit scharfen Worten griff er auch Herodes an, den Fürsten von Galiläa. Herodes lebte mit Herodias zusammen, der Frau seines Bruders. Er schreckte vor keinem Verbrechen zurück.
20 Schließlich ging er so weit, daß er Johannes ins Gefängnis werfen ließ.
21 Als Johannes wieder einmal viele Menschen taufte, kam auch Jesus und ließ sich taufen. Während er betete, öffnete sich der Himmel,
22 und der Heilige Geist kam, wie eine Taube, sichtbar auf ihn herab. Gleichzeitig sprach eine Stimme vom Himmel: "Du bist mein lieber Sohn, an dem ich Freude habe."{Wörtlich: An dir habe ich Wohlgefallen.}
23 Jesus begann seine große Aufgabe, als er ungefähr dreißig Jahre alt war. Die Leute kannten ihn als den Sohn Josephs. Josephs Vater war Eli, und dessen Vorfahren waren:
24 Mattat, Levi, Melchi, Jannai,
25 Joseph, Mattathias, Amos, Nahum,
26 Hesli, Naggai, Mahat, Mattathias, Simei, Josech,
27 Joda, Johanan, Resa, Serubabel, Schealthiel,
28 Neri, Melchi, Addi, Kosam, Elmadam,
29 Ger, Jesus, Elieser, Jorim, Mattat, Levi,
30 Simeon, Juda, Joseph, Jonam,
31 Eljakim, Melea, Menna, Mattatha, Nathan,
32 David, Isai, Obed, Boas, Salmon,
33 Nachschon, Amminadab, Admin, Arni, Hezron, Perez,
34 Juda, Jakob, Isaak, Abraham, Tharah,
35 Nahor, Serug, Regu, Peleg, Eber,
36 Schelach, Kenan, Arpachschad, Sem, Noah,
37 Lamech, Metuschelach, Henoch, Jared, Mahalaleel, Kenan,
38 Enosch, Seth. Seth war ein Sohn Adams, und Adam wurde von Gott geschaffen.
1 Erfüllt vom Heiligen Geist, kam Jesus vom Jordan zurück. Und der Geist Gottes führte ihn in die Wüste,
2 wo er sich vierzig Tage aufhielt. Dort war er den Versuchungen des Teufels ausgesetzt. Jesus aß nichts während dieser ganzen Zeit, und der Hunger quälte ihn.
3 Da forderte ihn der Teufel auf: "Wenn du Gottes Sohn bist, dann mach doch Brot aus diesem Stein!"
4 Aber Jesus wehrte ab: "Nein, denn es steht in der Heiligen Schrift: 'Der Mensch lebt nicht allein von Brot, sondern von allem, was der Herr ihm zusagt. "{5. Mose 8,3}
5 Dann führte ihn der Teufel auf einen hohen Berg und zeigte ihm in einem einzigen Augenblick alle Reiche der Welt
6 und bot sie Jesus an: "Alle Macht über diese Welt und ihre Herrlichkeit will ich dir geben; denn mir gehört die Welt, und ich schenke sie, wem ich will.
7 Wenn du vor mir niederkniest und mich anbetest, wird das alles dir gehören."
8 Wieder wehrte Jesus ab: "Nein! Denn Gott verlangt in der Heiligen Schrift von uns: 'Du sollst allein Gott anbeten und nur ihm gehorchen! "{5. Mose 6,13-14}
9 Jetzt nahm ihn der Teufel mit nach Jerusalem und stellte ihn auf die höchste Stelle der Tempelmauer. "Spring hinunter!" forderte er Jesus auf. "Du bist doch Gottes Sohn!
10 Es steht geschrieben: 'Gott wird seinen Engeln befehlen, dich zu beschützen.
11 Sie werden dich auf Händen tragen, und du wirst dich nicht einmal an einem Stein verletzen! "{Psalm 91,11-12}
12 Aber Jesus wies ihn auch diesmal zurück: "Es steht geschrieben: 'Du sollst Gott, deinen Herrn, nicht herausfordern! "{5. Mose 6,16}
13 Nachdem der Teufel mit seinen Versuchungen gescheitert war, verließ er Jesus für einige Zeit.
14 Mit der Kraft des Heiligen Geistes erfüllt, kehrte Jesus nach Galiläa zurück. Schon bald sprach man überall von ihm.
15 Er predigte in den Synagogen so überzeugend, daß alle mit größter Hochachtung von ihm redeten.
16 Eines Tages kam Jesus wieder in seine Heimatstadt Nazareth. Am Sabbat ging er wie gewohnt in die Synagoge.
17 Als er aufstand, um aus der Heiligen Schrift vorzulesen, reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja. Jesus las:
18 "Mit mir ist der Geist des Herrn, weil er mich berufen hat{Wörtlich: denn er hat mich gesalbt.} . Er hat mich beauftragt, den Armen die frohe Botschaft zu bringen. Den Gefangenen soll ich die Freiheit verkünden, den Blinden sagen, daß sie sehen werden, und den Unterdrückten, daß sie bald von jeder Gewalt befreit sein sollen.
19 Jetzt erläßt Gott alle Schuld."{Wörtlich: zu verkünden das Erlaßjahr des Herrn. Jesaja 61,1-2}
20 Jesus schloß das Buch, gab es zurück und setzte sich. Alle warteten gespannt darauf, was er dazu sagen würde. Er begann:
21 "Heute hat sich diese Voraussage des Propheten erfüllt."
22 Während er sprach, konnte ihm die ganze Gemeinde nur zustimmen. Sie staunten alle über seine eindrückliche Rede und meinten: "Man kann es kaum glauben, daß er der Sohn des Zimmermanns{Wörtlich: Josephs Sohn.} ist!"
23 Jesus redete weiter: "Sicher werdet ihr mir das Sprichwort vorhalten: 'Arzt, hilf dir selbst! In Kapernaum hast du große Wunder getan. Zeig auch hier, was du kannst!
24 Aber ihr wißt doch: Keinem Propheten glaubt man in seiner Heimatstadt.
25 Denkt an Elia! Damals gab es genug Witwen in Israel, die Hilfe brauchten; denn es hatte dreieinhalb Jahre nicht geregnet, und alle Menschen im Land hungerten.
26 Aber nicht zu ihnen wurde Elia geschickt, sondern zu einer heidnischen Witwe in Zarpath bei Sidon.
27 Oder erinnert euch an den Propheten Elisa! Es gab unzählige Aussätzige in Israel, aber von ihnen wurde keiner geheilt. Naeman, der heidnische Syrer, war der einzige."
28 Das war den Zuhörern zuviel. Wütend sprangen sie auf
29 und schleppten Jesus bis zu dem Steilabhang des Berges, auf dem ihre Stadt gebaut war. Dort wollten sie ihn hinunterstoßen.
30 Doch Jesus ging ruhig durch die aufgebrachte Volksmenge weg, ohne daß es jemand gewagt hätte, ihn auch nur anzufassen.
31 Jesus kam nach Kapernaum in Galiläa und predigte dort am Sabbat.
32 Die Leute waren von seiner Lehre tief beeindruckt; denn sie spürten, daß aus seinen Worten Gott selbst zu ihnen sprach.
33 In der Synagoge war ein Mann, der von einem Dämon beherrscht wurde.
34 Der schrie laut: "Hör auf, Jesus von Nazareth! Was willst du von uns? Du bist doch nur gekommen, um uns zu vernichten. Ich weiß genau, wer du bist: der Sohn Gottes!"{Wörtlich: der Heilige Gottes.}
35 Jesus unterbrach ihn: "Schweig! Verlasse diesen Menschen!" Da schleuderte der Dämon den Mann mitten unter sie auf den Boden und verließ ihn, ohne ihm weiter zu schaden.
36 Erschrocken und bestürzt fragten sich die Leute: "Wie redet denn dieser Mann? In der Kraft Gottes befiehlt er den bösen Geistern, und sie müssen gehorchen!"
37 Bald redete man in der ganzen Gegend über das, was Jesus getan hatte.
38 Nachdem Jesus die Synagoge verlassen hatte, ging er in das Haus des Petrus. Dessen Schwiegermutter hatte hohes Fieber. Man bat Jesus, ihr zu helfen.
39 Er trat an ihr Bett, beugte sich über sie und befahl dem Fieber zu weichen. Sofort war sie gesund. Sie stand auf und bediente ihre Gäste.
40 Die Heilung wurde schnell bekannt. Wer einen Kranken in der Familie hatte, brachte ihn zu Jesus, nachdem die Sonne untergegangen war. Er legte ihnen die Hände auf und heilte sie alle.
41 Viele wurden auch von Dämonen befreit, die schrien: "Du bist der Sohn Gottes!" Aber er bedrohte sie und befahl ihnen zu schweigen; denn sie wußten, daß er der von Gott gesandte Befreier ist.
42 Am frühen Morgen verließ Jesus das Haus und ging in eine einsame Gegend. Aber die Leute suchten ihn überall, und als sie ihn endlich gefunden hatten, wollten sie ihn festhalten. Er sollte bei ihnen bleiben.
43 Doch er wies sie ab: "Ich muß die frohe Botschaft vom Reich Gottes auch in alle anderen Städte bringen. Das ist mein Auftrag."
44 Er ging weiter und predigte in allen Synagogen des Landes.
1 Eines Tages drängte sich am See Genezareth eine große Menschenmenge um Jesus. Alle wollten Gottes Wort hören.
2 Am Ufer lagen zwei leere Boote. Die Fischer hatten sie verlassen und arbeiteten an ihren Netzen.
3 Da stieg Jesus in das Boot, das Petrus gehörte, und bat den Fischer, ein Stück auf den See hinauszurudern, damit ihn alle besser sehen und hören konnten. Vom Boot aus sprach Jesus dann zu den Menschen.
4 Anschließend sagte er zu Petrus: "Fahrt jetzt weiter auf den See, und werft eure Netze aus!"
5 "Herr", gab Petrus zu bedenken, "wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Aber weil du es sagst, will ich es wagen."
6 Sie warfen ihre Netze aus und fingen so viele Fische, daß die Netze zu zerreißen drohten.
7 Deshalb winkten sie den Fischern im anderen Boot, ihnen zu helfen. Bald waren beide Boote bis zum Rand beladen, so daß sie beinahe sanken.
8 Als Petrus das sah, fiel er erschrocken vor Jesus nieder und rief: "Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch!"
9 Er und alle anderen Fischer waren fassungslos über diesen Fang,
10 auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, die Petrus bei der Arbeit geholfen hatten. Aber Jesus sagte zu Petrus: "Fürchte dich nicht! Du wirst jetzt keine Fische mehr fangen, sondern Menschen für mich gewinnen."
11 Sie brachten die Boote an Land, verließen alles und gingen mit Jesus.
12 In einer der Städte traf Jesus einen Mann, dessen Körper von Lepra zerfressen war. Als er Jesus sah, warf er sich vor ihm nieder und flehte ihn an: "Herr, wenn du willst, kannst du mich heilen!"
13 Jesus streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: "Ich will! Sei gesund!" Da war der Mann von seiner Krankheit geheilt.
14 Jesus befahl ihm, nicht über seine Heilung zu reden. "Geh und laß dich vom Priester untersuchen", forderte er ihn auf, "und bring das Opfer für deine Heilung, wie es Mose im Gesetz anordnet! Sie sollen sehen, daß Gott dich geheilt hat."
15 Aber das änderte nichts daran, daß immer mehr Menschen von den Wundern Jesu sprachen. In Scharen drängten sie sich zu ihm. Sie wollten ihn hören und von ihren Krankheiten geheilt werden.
16 Aber Jesus entzog sich der Menge, um in der Einsamkeit zu beten.
17 Als Jesus eines Tages Gottes Botschaft erklärte, saßen unter den Zuhörern auch Pharisäer und Schriftgelehrte. Sie waren aus ganz Galiläa, aus Judäa und aus Jerusalem gekommen. In der Kraft Gottes heilte Jesus die Kranken.{Wörtlich: Die Kraft des Herrn war da, um zu heilen.}
18 Da brachten einige Männer einen Gelähmten auf einer Trage. Sie versuchten, sich durch die Menge zu drängen und den Kranken zu Jesus zu bringen.
19 Aber das war unmöglich. Die vielen Menschen ließen sie nicht durch. Kurzentschlossen stiegen sie auf das Dach, deckten die Ziegel ab und ließen den Mann auf seiner Trage durch die Öffnung zu Jesus hinunter.
20 Als Jesus sah, wie groß ihr Glaube an ihn war, sagte er zu dem Gelähmten: "Deine Sünden sind dir vergeben!"
21 "Was bildet sich dieser Mensch eigentlich ein?" entrüsteten sich da die Pharisäer und Schriftgelehrten. "Das ist Gotteslästerung! Nur Gott kann Sünden vergeben!"
22 Jesus durchschaute sie und fragte: "Was habt ihr da für Gedanken?
23 Ist es leichter zu sagen: 'Dir sind deine Sünden vergeben', oder: 'Steh auf, du bist geheilt'?
24 Aber ich will euch beweisen, daß der Menschensohn die Macht hat, schon jetzt Sünden zu vergeben." Und er forderte den Gelähmten auf: "Nimm deine Trage und gehe nach Hause!"
25 Alle sahen, wie der Mann aufstand, seine Trage nahm, nach Hause ging und dabei Gott dankte.
26 Voller Entsetzen sahen ihm die Leute nach. Doch dann riefen sie begeistert: "Wir haben heute Unglaubliches gesehen!" Und alle lobten Gott.
27 Als Jesus weiterzog, sah er den Zolleinnehmer Levi am Zoll sitzen. Jesus forderte ihn auf: "Komm, geh mit mir!"
28 Ohne zu zögern, verließ Levi alles und ging mit ihm.
29 Kurz darauf gab er für Jesus in seinem Haus ein großes Fest. Viele Zolleinnehmer und seine anderen Freunde saßen mit Jesus und den Jüngern an der Festtafel.
30 "Wie könnt ihr nur mit solchem Gesindel verkehren?" empörten sich die Pharisäer und Schriftgelehrten bei den Jüngern.
31 Jesus antwortete ihnen: "Gesunde Menschen brauchen keinen Arzt, aber die Kranken.
32 Meine Aufgabe ist es, Sünder in die Gemeinschaft mit Gott zu rufen, und nicht solche, die Gott bereits kennen."{Wörtlich: und nicht die Gerechten.}
33 Wieder einmal wollten die Pharisäer Jesus mit ihren Fragen in die Enge treiben. "Die Jünger von Johannes dem Täufer fasten und beten viel, und unsere Freunde halten es auch so", sagten sie zu Jesus. "Aber deine Jünger essen und trinken, ohne sich um die Fastentage zu kümmern."
34 Da antwortete Jesus: "Wollt ihr vielleicht die Hochzeitsgäste hungern lassen, solange der Bräutigam mit ihnen an der Festtafel sitzt?
35 Die Zeit kommt früh genug, daß ich nicht mehr bei meinen Jüngern sein werde. Dann werden auch sie fasten."
36 Noch mit einem anderen Beispiel ging er auf ihre Frage ein: "Niemand zerreißt ein neues Kleid, um damit ein altes zu flicken. Nicht nur, daß es um das neue Kleid zu schade wäre; sondern der neue Flicken paßt auch gar nicht zum alten Kleid.
37 Ebenso füllt niemand jungen, gärenden Wein in alte, brüchige Schläuche. Sie würden platzen, und man hätte Wein und Schläuche verloren.
38 Junger Wein gehört in neue Schläuche.
39 Wer aber gern alten Wein trinkt, der will vom jungen Wein nichts wissen. 'Der alte Wein ist immer noch der beste', wird er sagen."
1 An einem Sabbat ging Jesus mit seinen Jüngern durch die Getreidefelder. Die Jünger rissen einzelne Ähren ab, rieben sie zwischen den Händen und aßen die Körner.
2 Einige Pharisäer, die das sahen, empörten sich: "Ihr übertretet Gottes Gebot! Am Sabbat ist es verboten, Getreide zu ernten!"
3 Darauf antwortete Jesus: "Kennt ihr nicht die Geschichte von König David und seinen Freunden?
4 Als er hungrig war, ging er in das Haus Gottes und aß mit ihnen vom Opferbrot, obwohl doch nur die Priester davon essen dürfen.
5 Erst recht hat der Menschensohn die Macht zu entscheiden, was am Sabbat erlaubt ist und was nicht."
6 Als Jesus an einem anderen Sabbat in der Synagoge predigte, bemerkte er einen Mann, dessen rechte Hand verkrüppelt war.
7 Die Schriftgelehrten und Pharisäer ließen Jesus nicht aus den Augen. Wenn er den Mann am Sabbat heilen würde, hätten sie endlich einen Grund, ihn anzuzeigen.
8 Jesus wußte, was sie dachten. Deshalb sagte er zu dem Mann mit der verkrüppelten Hand: "Steh auf und komm hierher, damit dich alle sehen können!" Der Mann kam nach vorn.
9 Nun wandte sich Jesus an die Pharisäer und Schriftgelehrten: "Was soll man am Sabbat tun, Gutes oder Böses? Soll man das Leben eines Menschen retten, oder soll man ihn zugrunde gehen lassen?"
10 Jesus sah einen nach dem andern an, aber alle schwiegen. Schließlich sagte er zu dem Mann: "Zeige deine Hand her!" Er streckte sie aus, und die Hand war gesund.
11 Seine Gegner waren wütend. Und sie berieten miteinander, wie sie Jesus aus dem Weg schaffen könnten.
12 In dieser Zeit stieg Jesus auf einen Berg, um zu beten. Er betete die ganze Nacht.
13 Als es hell wurde, rief er seine Jünger zu sich und wählte zwölf von ihnen aus, die er "Apostel" nannte.
14 Es waren Simon, dem er den Namen Petrus gab, und Simons Bruder Andreas; dann Jakobus und Johannes, Philippus, Bartholomäus,
15 Matthäus, Thomas und Jakobus, der Sohn des Alphäus; sowie Simon, der ehemalige Freiheitskämpfer,
16 Judas, der Sohn von Jakobus, und Judas Ischarioth, der Jesus später verraten hat.
17 Als Jesus mit seinen Jüngern den Berg hinuntergestiegen war, kamen sie zu einem großen freien Platz. Hier hatte sich eine riesige Menschenmenge versammelt, darunter viele seiner Anhänger. Die Leute kamen sogar aus Judäa, aus Jerusalem und aus den Hafenstädten Tyrus und Sidon.
18 Sie waren gekommen, um Jesus zu hören und von ihren Krankheiten geheilt zu werden. Alle, die von bösen Geistern beherrscht waren, wurden befreit.
19 Jeder versuchte, Jesus zu berühren; denn von ihm ging eine Kraft aus, die sie alle heilte.
20 Jesus sah seine Jünger an und sagte: "Glücklich{Wörtlich: Glückselig.} seid ihr Armen, denn ihr werdet Gottes Reich besitzen.
21 Glücklich seid ihr, die ihr jetzt hungern müßt, denn Gott wird euren Hunger stillen. Glücklich seid ihr, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet bald vor Freude jubeln!
22 Glücklich seid ihr, wenn euch die Menschen hassen; wenn sie von euch nichts wissen wollen und euch verachten; wenn sie euch beschimpfen und Schlechtes über euch erzählen, nur weil ihr zu mir gehört{Wörtlich: um des Menschensohns willen.} .
23 Dann freut euch! Ja, ihr könnt jubeln, denn im Himmel werdet ihr dafür belohnt werden. So wie es euch ergeht, ist es auch schon den Propheten ergangen.
24 Doch wehe euch, ihr Reichen! Ihr habt euer Glück schon auf Erden genossen.
25 Wehe euch, ihr Satten! Ihr werdet Hunger leiden. Wehe euch, die ihr jetzt sorglos lacht! Ihr werdet weinen und jammern.
26 Wehe euch, die ihr jetzt von allen umschmeichelt werdet, denn die falschen Propheten waren schon immer beliebt."
27 "Euch allen sage ich: Liebt eure Feinde und tut denen Gutes, die euch hassen.
28 Segnet die Menschen, die euch Böses wünschen, und betet für alle, die euch beleidigen.
29 Schlägt dir jemand ins Gesicht, dann wehr dich nicht gegen den zweiten Schlag. Wenn dir einer den Mantel wegnimmt, dann weigere dich nicht, ihm auch noch das Hemd zu geben.
30 Gib jedem, der dich um etwas bittet, und fordere nicht zurück, was man dir genommen hat.
31 Seid zu den Leuten genauso, wie ihr auch von ihnen behandelt werden wollt.
32 Oder erwartet ihr einen Lohn dafür, wenn ihr die Menschen liebt, die euch auch lieben? Das tut schließlich jeder.{Wörtlich: Auch die Sünder lieben, die sie lieben.}
33 Ist es etwas Besonderes, denen Gutes zu tun, die auch zu euch gut sind? Das können auch Menschen, die Gott ablehnen.
34 Was ist schon dabei, Leuten Geld zu leihen, von denen man genau weiß, daß sie es zurückzahlen? Dazu braucht man nichts von Gott zu wissen.
35 Ihr aber sollt eure Feinde lieben und den Menschen Gutes tun. Ihr sollt ihnen helfen, ohne einen Dank oder eine Gegenleistung zu erwarten. Gott wird euch reich belohnen, weil ihr wie seine Kinder handelt. Denn auch er ist gütig zu Undankbaren und Bösen."
36 "Seid so barmherzig wie euer Vater im Himmel!
37 Richtet nicht über andere, dann wird Gott auch nicht über euch richten! Verurteilt keinen Menschen, dann wird Gott euch auch nicht verurteilen! Wenn ihr bereit seid, anderen zu vergeben, dann wird Gott auch euch vergeben.
38 Gebt, was ihr habt, dann wird Gott euch so reich beschenken, daß ihr gar nicht alles aufnehmen könnt. Mit dem Maßstab, den ihr an andere legt, wird auch Gott euch messen."
39 In seinen Predigten gebrauchte Jesus immer wieder Beispiele: "Wie kann ein Blinder einen anderen Blinden führen? Werden sie nicht beide in den Abgrund stürzen?
40 Ein Schüler kann nur so viel wissen wie sein Lehrer. Wenn er alles von ihm gelernt hat, wird er doch nur so klug wie der Lehrer sein.
41 Weshalb regst du dich über die kleinen Schwächen deines Bruders auf und übersiehst deine eigene Schuld?
42 Du sagst: 'Mein Freund, komm her! Ich will dir deine Fehler zeigen! Dabei bist du blind für deine eigene Schuld. Du Heuchler! Kümmere dich erst um deine Fehler und dann versuche, deinem Bruder zu helfen."
43 "Ein guter Baum trägt keine schlechten Früchte und ein schlechter Baum keine guten.
44 So kann man jeden Baum an seinen Früchten erkennen. Von Dornbüschen erntet man keine Feigen und von Gestrüpp keine Weintrauben.
45 Also wird ein guter Mensch auch Gutes tun, eben weil er gut ist. Aber ein böser Mensch wird schlecht handeln, weil seine Absichten und Gedanken böse sind. So wie unser Wesen ist - gut oder böse -, so werden wir reden und handeln."
46 "Warum nennt ihr mich dauernd 'Herr! , wenn ihr doch nicht tut, was ich euch sage?
47 Wißt ihr, mit wem ich einen Menschen vergleiche, der meine Worte hört und danach handelt?
48 Er ist wie ein Mann, der sich ein Haus bauen wollte. Zuerst hob er eine Baugrube aus, dann baute er die Fundamente seines Hauses auf festen, felsigen Grund. Als ein Unwetter kam und die Fluten gegen das Haus brandeten, konnte es keinen Schaden anrichten, denn das Haus war auf sicherem Grund gebaut.
49 Wer sich meine Worte allerdings nur anhört und nicht danach lebt, der ist wie einer, der beim Bauen auf das Fundament verzichtet und sein Haus auf weichen Boden baut. Bei einem Unwetter unterspülen die Fluten sein Haus, und es stürzt ein. Übrig bleibt nur ein Trümmerhaufen."
1 Nachdem Jesus zu der Menschenmenge geredet hatte, ging er nach Kapernaum.
2 In dieser Stadt lag der Diener eines römischen Offiziers im Sterben.
3 Weil der Offizier seinen Diener sehr schätzte, schickte er einige angesehene Juden zu Jesus, von dessen Ankunft er gehört hatte. Sie sollten ihn bitten, mitzukommen und seinen Diener zu heilen.
4 So kamen sie zu Jesus und redeten eindringlich auf ihn ein: "Du mußt diesem Mann unbedingt helfen!
5 Er liebt unser Volk und hat den Bau der Synagoge bezahlt."
6 Jesus ging mit ihnen. Aber noch ehe sie das Haus erreicht hatten, schickte ihm der Offizier einige Freunde entgegen und ließ ihm sagen: "Herr, ich möchte nicht, daß du selbst in mein Haus kommst; denn ich bin es nicht wert.
7 Deshalb bin ich auch nicht persönlich zu dir gekommen. Ich weiß, du brauchst nur ein Wort zu sagen, dann wird mein Diener gesund.
8 Auch ich habe Vorgesetzte, denen ich gehorchen muß, und meinen Soldaten erteile ich Befehle. Wenn ich zu einem sage: agen: Bruder, erlaube, ich will den Splitter herausziehen, der in deinem Auge ist, während du selbst den Balken in deinem Auge nicht siehst? Heuchler, entferne zuerst den Balken aus deinem Auge. Dann wirst du klar sehen und kannst den Splitter aus dem Auge deines Bruders ziehen. 'Geh! , dann geht er. Befehle ich einem anderen: 'Komm! , dann kommt er. Und wenn ich zu meinem Diener sage: 'Tu dies! , dann führt er den Auftrag aus."
9 Als Jesus das hörte, wunderte er sich sehr. Er sagte zu den Menschen, die ihm gefolgt waren: "Das ist sicher: Unter allen Juden in Israel bin ich keinem Menschen mit so festem Glauben begegnet."
10 Als die Freunde des Offiziers in das Haus zurückkamen, war der Diener gesund.
11 Nicht lange danach kam Jesus mit seinen Jüngern in die Stadt Nain. Es folgte ihm wieder eine große Menschenmenge.
12 Als er sich dem Stadttor näherte, kam ihm ein Trauerzug entgegen. Der Verstorbene war der einzige Sohn einer Witwe. Viele Trauergäste aus der Stadt begleiteten die Frau.
13 Als Jesus sie sah, war er von ihrem Leid tief bewegt. "Weine nicht!" tröstete er sie.
14 Er ging zu der Bahre und legte seine Hand auf den Sarg. Die Träger blieben stehen. Jesus sagte zu dem toten Jungen: "Ich befehle dir: Steh auf!"
15 Da setzte sich der Junge auf und begann zu sprechen. Die Mutter hatte ihr Kind durch Jesus wiederbekommen.
16 Alle erschraken über das, was sie gesehen hatten. Dann aber begriffen sie, und sie lobten Gott und sagten: "Gott hat uns einen mächtigen Propheten geschickt. Er hilft seinem Volk!"
17 Bald wußte jeder in Israel und in den angrenzenden Ländern, was Jesus getan hatte.
18 Von den Wundertaten Jesu erfuhr auch Johannes der Täufer durch seine Jünger.
19 Er schickte zwei von ihnen zu Jesus. Sie sollten ihn fragen: "Bist du der versprochene Retter, oder müssen wir noch länger auf ihn warten?"
20 Die beiden kamen zu Jesus und sagten: "Johannes läßt dich fragen: 'Bist du der von Gott versprochene Retter, oder müssen wir noch länger auf ihn warten? "
21 Jesus heilte gerade viele von ihren Krankheiten und Leiden. Er befreite Menschen, die von Dämonen geplagt wurden, und den Blinden schenkte er das Augenlicht wieder.
22 So konnte er den Jüngern des Johannes antworten: "Geht zu Johannes zurück und erzählt ihm, was ihr miterlebt habt: Blinde sehen, Gelähmte gehen, Aussätzige werden geheilt, Taube hören, Tote werden wieder lebendig, und den Armen wird die frohe Botschaft verkündet!
23 Und sagt ihm: Glücklich ist jeder, der nicht an mir zweifelt!"
24 Als die Jünger des Johannes gegangen waren, wandte sich Jesus an die Menschen, die sich um ihn versammelt hatten: "Was wolltet ihr sehen, als ihr zu Johannes in die Wüste hinausgezogen seid? Ein Schilfrohr, das vom Wind hin- und herbewegt wird?
25 Oder was sonst? Einen Mann in vornehmer Kleidung? Dann hättet ihr in die Königspaläste gehen müssen.
26 Oder wolltet ihr einem Propheten begegnen? Das will ich euch sagen: Johannes ist ein Prophet, ja mehr als das.
27 Johannes ist der Mann, von dem Gott gesagt hat: 'Ich schicke meinen Boten voraus, der dein Kommen ankündigt und die Menschen darauf vorbereitet.{Maleachi 3,1}
28 Eins ist ganz sicher: Von allen Menschen, die je geboren wurden, ist keiner bedeutender als Johannes der Täufer. Trotzdem werden die Geringsten im Reich Gottes größer sein als er.
29 Alle, die Johannes zuhörten, selbst die von allen verachteten Zolleinnehmer, gaben Gott recht und ließen sich von Johannes taufen.
30 Nur die Pharisäer und Schriftgelehrten lehnten hochmütig Gottes Hilfe ab. Sie ließen sich nicht von Johannes taufen.
31 Wie soll ich die Menschen von heute beschreiben? Wem gleichen sie?
32 Sie sind wie spielende Kinder auf der Straße, die ihren Freunden zurufen: 'Wir haben Musik gemacht, und ihr habt nicht getanzt. Danach haben wir Beerdigung gespielt, und ihr seid nicht traurig gewesen!
33 Johannes der Täufer fastete oft und trank keinen Wein. Da habt ihr gesagt: 'Der ist doch verrückt!{Wörtlich: Er hat einen Dämon.}
34 Nun ist der Menschensohn gekommen, ißt und trinkt wie jeder andere Mensch, und ihr beschimpft ihn: 'Er ist ein Fresser und Säufer. Verbrecher und anderes Gesindel{Wörtlich: Zöllner und Sünder.} sind seine Freunde!
35 Doch nicht an solchen Äußerlichkeiten zeigt sich Gottes Weisheit; sie beweist sich in dem, was sie bewirkt."{Wörtlich: Und die Weisheit ist durch ihre Werke gerechtfertigt worden.}
36 Einmal wurde Jesus von einem Pharisäer zum Essen eingeladen. Er ging in das Haus des Pharisäers und setzte sich an den Tisch.
37 Da kam eine Dirne herein, die in dieser Stadt lebte. Sie hatte erfahren, daß Jesus bei Simon eingeladen war. In ihrer Hand trug sie ein Glas mit wertvollem Öl.
38 Die Frau ging zu Jesus, kniete bei ihm nieder und weinte so sehr, daß seine Füße von ihren Tränen naß wurden. Mit ihrem Haar trocknete sie die Füße, küßte sie und goß das Öl darüber.
39 Der Pharisäer hatte das alles beobachtet und dachte: "Wenn dieser Mann wirklich ein Prophet Gottes wäre, müßte er doch wissen, was das für eine Frau ist!"
40 "Simon, ich will dir etwas erzählen", unterbrach ihn Jesus in seinen Gedanken. "Ja, ich höre zu, Meister", antwortete Simon.
41 "Ein reicher Mann hatte zwei Leuten Geld geliehen. Der eine Mann schuldete ihm fünftausend Mark, der andere fünfhundert{Wörtlich: fünfhundert bzw. fünfzig Denare.} .
42 Weil sie aber zum festgesetzten Termin das Geld nicht zurückzahlen konnten, schenkte er es beiden. Welcher der beiden Männer wird ihm nun am meisten dankbar sein?"
43 "Bestimmt der, dem er die größte Schuld erlassen hat", antwortete Simon. "Du hast recht!" bestätigte ihm Jesus.
44 Dann blickte er die Frau an und sagte: "Sieh diese Frau, Simon! Ich kam in dein Haus, und du hast mir kein Wasser für meine Füße gegeben, was doch sonst selbstverständlich ist. Aber sie hat meine Füße mit ihren Tränen gewaschen und mit ihrem Haar getrocknet.
45 Du hast mich nicht mit einem Bruderkuß begrüßt. Aber diese Frau hat immer wieder meine Füße geküßt.
46 Du hast meine Stirn nicht mit Öl gesalbt, während sie dieses kostbare Öl sogar über meine Füße gegossen hat.
47 Ich sage dir: Ihre große Schuld ist ihr vergeben; sonst hätte sie mir nicht so viel Liebe zeigen können. Wem wenig vergeben wird, der liebt auch wenig."
48 Zu der Frau sagte Jesus: "Deine Sünden sind dir vergeben."
49 Da tuschelten die anderen Gäste untereinander: "Was ist das nur für ein Mensch! Kann der denn Sünden vergeben?"
50 Doch Jesus sagte noch einmal zu der Frau: "Dein Glaube hat dich gerettet! Geh in Frieden."
1 Bald darauf zog Jesus durch viele Städte und Dörfer. Überall predigte er und verkündete die frohe Botschaft vom Reich Gottes. Auf dieser Reise begleiteten ihn seine zwölf Jünger
2 und einige Frauen, die er von bösen Geistern befreit und von ihren Krankheiten geheilt hatte. Zu ihnen gehörten Maria aus Magdala - Jesus hatte sie von sieben Dämonen befreit -,
3 Johanna, die Frau des Chusa, eines Beamten von König Herodes, Susanna und viele andere. Sie waren vermögend und sorgten für Jesus und seine Jünger.
4 Vor einer großen Menschenmenge - aus allen Städten waren die Leute gekommen - erzählte Jesus dieses Gleichnis:
5 "Ein Bauer säte auf seinem Feld Getreide aus. Dabei fielen einige Körner auf den Feldweg. Sie wurden zertreten und von den Vögeln aufgepickt.
6 Andere Körner fielen auf felsigen Boden. Sie gingen auf, aber weil es nicht feucht genug war, vertrockneten sie.
7 Einige Samenkörner fielen zwischen die Disteln, in denen die junge Saat bald erstickte.
8 Die übrigen Körner fielen auf guten Boden. Das Getreide wuchs heran, und der Bauer brachte eine reiche Ernte ein. Hört auf das, was ich euch sage!"
9 Später fragten ihn seine Jünger, was er mit diesem Gleichnis sagen wollte.
10 Jesus antwortete ihnen: "Ihr könnt die Geheimnisse des Reiches Gottes verstehen. Zu allen anderen rede ich in Gleichnissen, damit sie nichts erkennen, obwohl sie sehen können, und nichts verstehen, obwohl sie es hören.
11 Euch aber will ich das Gleichnis erklären: Das Samenkorn ist Gottes Wort.
12 Der Feldweg ist ein Beispiel für Menschen, die Gottes Wort gehört haben. Aber dann kommt der Satan und nimmt das Wort aus ihren Herzen, damit sie nicht glauben und gerettet werden.
13 Der felsige Boden soll auf Menschen hinweisen, die das Wort Gottes hören und bereitwillig aufnehmen. Aber alles bleibt an der Oberfläche. Eine Zeitlang sind sie begeistert, doch sobald sie wegen ihres Glaubens in Schwierigkeiten kommen, geben sie auf.
14 Wie der Same, der zwischen die Disteln fiel, sind Menschen, die Gottes Wort hören, bei denen aber alles beim alten bleibt. Denn die Sorgen des Alltags, die Verführung durch den Wohlstand und die Jagd nach den Freuden dieses Lebens ersticken jeden Glauben.
15 Aber es gibt auch fruchtbaren Boden. Das sind Menschen, die das Wort bereitwillig und aufrichtig annehmen. Es kann in ihnen wachsen und reiche Frucht bringen."
16 "Niemand zündet eine Lampe an und versteckt sie dann unter einem Eimer oder stellt sie unter ein Bett. Im Gegenteil: Man stellt die Lampe so auf, daß jeder, der hereinkommt, das Licht sieht.
17 Alles, was jetzt noch verborgen ist, kommt einmal ans Licht, und was jetzt noch ein Geheimnis ist, wird jeder verstehen.
18 Entscheidend ist, wie ihr mir zuhört. Denn wer viel hat, der bekommt noch mehr dazu: Wer meine Botschaft versteht, der wird einmal alles verstehen. Wer sie aber nicht begreift, dem wird noch die geringe Kenntnis, die er zu besitzen meint, verlorengehen."{Wörtlich: Denn wer hat, dem wird gegeben; wer aber nichts hat, dem wird auch noch genommen, was er zu haben meint.}
19 Seine Mutter und seine Brüder versuchten einmal, Jesus zu sprechen. Aber es drängten sich so viele Menschen um ihn, daß sie nicht bis zu ihm durchkommen konnten.
20 Sie ließen ihm ausrichten: "Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen undwollen mit dir reden."
21 Jesus antwortete: "Jeder, der Gottes Wort hört und danach lebt, ist für mich Bruder und Mutter."
22 Eines Tages stiegen Jesus und seine Jünger in ein Boot, und er forderte sie auf: "Fahrt über den See an das andere Ufer!" Sie ruderten los.
23 Unterwegs schlief Jesus ein. Mitten auf dem See kam plötzlich ein gewaltiger Sturm auf, und die Wellen schlugen ins Boot.
24 In höchster Not rüttelten die Jünger Jesus wach: "Herr!" schrien sie, "wir gehen unter!" Jesus stand auf und bedrohte den Wind und die Wellen. Da legte sich der Sturm, und es wurde ganz still.
25 "Wo ist denn euer Glaube?" wollte Jesus von ihnen wissen. Entsetzt und erstaunt fragten sich die Jünger untereinander: "Wer ist dieser Mann? Sogar Wind und Wellen gehorchen ihm, wenn er es befiehlt!"
26 Dann erreichten sie die Gegend von Gerasa auf der anderen Seite des Sees Genezareth.
27 Als Jesus aus dem Boot stieg, lief ihm aus der Stadt ein Mann entgegen, der von Dämonen beherrscht wurde. Er zog keine Kleider an und blieb in keiner Wohnung, sondern hauste schon lange in Grabhöhlen.
28 Kaum hatte er Jesus gesehen, fing er an zu schreien. Er warf sich vor ihm nieder und schrie laut: "Was willst du von mir, du Sohn Gottes, des Höchsten! Ich flehe dich an, quäle mich nicht!"
29 Jesus hatte nämlich dem Dämon befohlen, den Mann endlich freizulassen. mmer wieder hatte der böse Geist den Mann überwältigt. Obwohl man ihn an Händen und Füßen fesselte und einsperrte, konnte er seine Ketten zerreißen und in die Wüste entkommen.
30 "Wie heißt du?" fragte ihn Jesus. "Legion", war die Antwort. Denn der Mann war von vielen Dämonen besessen.
31 Wieder und wieder bettelten sie: "Befiehl uns nicht, in die Hölle zu fahren!"
32 In ihrer Nähe an einem Berghang weidete gerade eine Schweineherde. In diese Schweine wollten die Dämonen fahren, und Jesus erlaubte es ihnen.
33 Nun ließen die Dämonen den Mann frei und stürzten sich auf die Schweine. Da stürzte die ganze Herde in den See und ertrank.
34 Entsetzt flohen die Hirten in die Stadt und in die umliegenden Dörfer und berichteten, was sich ereignet hatte.
35 Von überall her kamen die Leute gelaufen, um an Ort und Stelle zu sehen, was geschehen war. Sie sahen den Mann, den Jesus gerade von den Dämonen befreit hatte. Er war ordentlich angezogen und hörte ihm ruhig zu. a erschraken die Leute.
36 Und die alles mitangesehen hatten, berichteten, wie der besessene Mann von Jesus geheilt worden war.
37 Entsetzt baten sie Jesus, er möge ihre Gegend doch wieder verlassen, denn sie fürchteten sich. esus stieg in das Boot, um zurückzufahren.
38 Der geheilte Mann wollte mitgehen und bei ihm bleiben. Aber Jesus beauftragte ihn:
39 "Geh nach Hause und berichte, wie Gott dir geholfen hat." Und der Mann ging und erzählte in der ganzen Stadt, wie Jesus ihn geheilt hatte.
40 Ungeduldig wartete auf der anderen Seite des Sees eine große Menschenmenge auf Jesus.
41 Als das Boot anlegte, drängte sich ein Mann nach vorn, Jairus, der Vorsteher der jüdischen Gemeinde. Er warf sich vor Jesus nieder und bat ihn inständig, in sein Haus zu kommen;
42 denn sein einziges Kind, ein zwölfjähriges Mädchen, lag im Sterben. Jesus ging mit ihm.
43 Unter den Leuten war eine Frau, die seit zwölf Jahren an starken Blutungen litt. Niemand hatte ihr helfen können, obwohl sie schon von vielen Ärzten behandelt worden war und dafür ihr ganzes Geld ausgegeben hatte.
44 Als sie bis zu Jesus gekommen war, berührte sie von hinten seinen Mantel. In diesem Augenblick hörten die Blutungen auf.
45 "Wer hat mich angefaßt?" fragte Jesus und blieb stehen. Aber alle zuckten mit den Schultern, und Petrus meinte: "Herr, bei diesem Gedränge ist es doch kein Wunder, daß dich jemand anstößt."
46 "Nein", erwiderte Jesus, "jemand hat mich absichtlich angefaßt. Ich habe gespürt, wie heilende Kraft von mir ausgegangen ist!"
47 Als die Frau erkannte, daß Jesus alles bemerkt hatte, fiel sie zitternd vor ihm auf die Knie. Vor allen Leuten erzählte sie, weshalb sie ihn berührt hatte und wie sie sofort geheilt worden war.
48 "Meine Tochter", sagte Jesus zu ihr, "dein Glaube hat dir geholfen. Gehe in Frieden!"
49 Während er mit der Frau sprach, brachte jemand Jairus die Nachricht: "Deine Tochter ist gestorben. Der Meister braucht nicht mehr zu kommen."
50 Jesus hörte das und sagte zu dem Vater: "Fürchte dich nicht! Glaube nur, und deine Tochter wird gerettet!"
51 Als sie das Haus erreichten, erlaubte er nur Petrus, Jakobus, Johannes und den Eltern des Mädchens, mit hineinzugehen.
52 Alle klagten und weinten um die Tote, aber Jesus sagte: "Hört auf zu weinen! Das Kind ist nicht tot, es schläft nur!"
53 Sie lachten ihn aus, denn jeder wußte, daß dieses Mädchen tot war.
54 Aber Jesus faßte es bei der Hand und rief: "Kind, steh auf!"
55 Da wurde das Mädchen wieder lebendig, stand auf, und Jesus ließ ihm etwas zu essen bringen.
56 Die Eltern konnten kaum fassen, was sie erlebt hatten. Doch Jesus schärfte ihnen ein, mit niemandem darüber zu reden.
1 Jesus rief seine zwölf Jünger zusammen und gab ihnen Kraft und Vollmacht, alle Dämonen auszutreiben und Kranke zu heilen.
2 Er beauftragte sie, überall das Kommen der Gottesherrschaft anzukündigen und die Kranken gesund zu machen.
3 "Nehmt nichts mit auf die Reise", befahl er ihnen, "weder Wanderstab noch Tasche, weder Verpflegung noch Geld, nicht einmal Kleider zum Wechseln.
4 Bleibt in dem Haus, in dem ihr Aufnahme gefunden habt, so lange, bis ihr weiterzieht.
5 Will man euch in einer Stadt nicht haben, dann geht fort und kümmert euch nicht mehr um die Leute. Schüttelt den Staub von euren Füßen zum Zeichen dafür, daß Gott diese Stadt strafen wird."
6 Die Jünger zogen los und wanderten von Ort zu Ort. Überall verkündeten sie die frohe Botschaft und heilten die Kranken.
7 Herodes, der Fürst von Galiläa, bekam Angst, als er erfuhr, was Jesus tat; denn einige behaupteten: "Johannes der Täufer ist von den Toten zurückgekehrt."
8 Andere wieder meinten, Elia sei erschienen oder einer von den alten Propheten auferstanden.
9 "Johannes habe ich enthaupten lassen!" überlegte Herodes. "Aber wer ist dieser Mann, von dem so erstaunliche Dinge berichtet werden?" Darum wollte er Jesus unbedingt kennenlernen.
10 Die zwölf Jünger kehrten zu Jesus zurück und berichteten, was sie getan hatten. Jesus nahm sie mit in die Stadt Bethsaida. Dort wollte er mit ihnen allein sein.
11 Es sprach sich aber schnell herum, wo Jesus war, und die Menschen folgten ihm. Er schickte sie nicht fort, sondern sprach mit ihnen über das Reich Gottes und heilte die Kranken.
12 Es war spät geworden. Da kamen die zwölf Jünger zu Jesus und sagten: "Es wird Zeit, daß die Leute gehen, damit sie in den umliegenden Dörfern und Höfen übernachten und sich etwas zu essen kaufen können. Hier gibt es doch nichts!"
13 "Gebt ihr ihnen zu essen!" forderte Jesus sie auf. "Aber wir haben nur fünf Brote und zwei Fische!" entgegneten die Jünger. "Oder sollen wir etwa für all die Leute Essen besorgen?"
14 Es hatten sich etwa fünftausend Menschen um Jesus versammelt. "Sagt ihnen, sie sollen sich in Gruppen von je fünfzig Personen lagern!" ordnete Jesus an.
15 Und so geschah es.
16 Jesus nahm die fünf Brote und zwei Fische, die ihm die Jünger gegeben hatten, sah zum Himmel auf und dankte Gott. Er teilte Brot und Fische, und die Jünger gaben sie an die Menge weiter.
17 Jeder aß sich satt, und trotzdem blieb noch viel übrig: zwölf Körbe voll.
18 Eines Tages war Jesus allein und betete. Nur seine Jünger waren bei ihm. Da fragte er sie: "Für wen halten mich eigentlich die Leute?"
19 "Für Johannes den Täufer", erwiderten die Jünger. "Andere halten dich für den Propheten Elia, oder sie meinen, einer der alten Propheten sei wieder erschienen."
20 "Und was meint ihr?" Voller Überzeugung bekannte Petrus: "Du bist Christus, der von Gott gesandte Retter!"
21 Jesus befahl seinen Jüngern nachdrücklich, mit niemandem darüber zu reden,
22 und er sagte: "Der Menschensohn muß viel leiden. Die Führer des Volkes, die Hohenpriester und Schriftgelehrten werden ihn ablehnen und töten. Aber drei Tage später wird Gott ihn wieder auferwecken."
23 Danach wandte sich Jesus an alle: "Wer mir folgen will, darf nicht mehr an sich selber denken; er muß sein Kreuz willig auf sich nehmen und mir nachfolgen.
24 Wer sein Leben um jeden Preis erhalten will, der wird es verlieren. Wer aber sein Leben für mich einsetzt, der wird es für immer gewinnen.
25 Denn was hat ein Mensch davon, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber dabei das ewige Leben verliert?
26 Das steht fest: Wer sich schämt, sich zu mir und meinen Worten zu bekennen, für den wird auch der Menschensohn nicht eintreten, wenn er in seiner Macht und in der Herrlichkeit des Vaters und der heiligen Engel wiederkommen wird.
27 Glaubt mir: Einige von denen, die hier stehen, werden leben und die Herrschaft Gottes mit eigenen Augen sehen."
28 AchtTage später stieg Jesus mit Petrus, Johannes und Jakobus auf einen Berg, um zu beten.
29 Als Jesus betete, veränderte sich sein Gesicht, und seine Kleider strahlten hell.
30 Plötzlich standen zwei Männer bei ihm: Mose und Elia.
31 Auch sie waren von hellem Licht umgeben und sprachen mit Jesus über seinen Tod, den er nach Gottes Plan in Jerusalem erleiden sollte.
32 Petrus und die beiden andern Jünger waren eingeschlafen. Jetzt wurden sie wach und sahen Jesus in verklärter Gestalt sowie die zwei Männer, die bei ihm standen.
33 Als die beiden gehen wollten, rief Petrus: "Herr, hier gefällt es uns. Wir wollen drei Hütten bauen: eine für dich, eine für Mose und eine für Elia!" Dabei war Petrus gar nicht bewußt, was er redete.
34 Während er sprach, fiel der Schatten einer Wolke auf sie. Die Wolke hüllte sie ein, und sie fürchteten sich;
35 denn sie hörten eine Stimme: "Das ist mein Sohn, den ich euch gesandt habe. Tut, was er euch sagt!"
36 Dann war Jesus wieder allein. Die Jünger sprachen lange Zeit nicht über das, was sie erlebt hatten.
37 Als sie am nächsten Tag vom Berg herabstiegen, kamen ihnen viele Menschen entgegen.
38 Ein Mann war dabei, der Jesus anflehte: "Bitte, Herr, sieh dir meinen Sohn an, mein einziges Kind!
39 Oft packt ihn ein Dämon! Dann schreit der Junge und windet sich in Krämpfen, bis der Schaum vor seinem Mund steht. Es gibt kaum eine Stunde, in der er nicht gequält wird.
40 Ich habe deine Jünger gebeten, den bösen Geist auszutreiben, aber sie waren machtlos."
41 "Wann fangt ihr endlich an zu glauben?"{Wörtlich: O du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht!} rief Jesus. "Wie lange muß ich noch bei euch sein und euren Unglauben ertragen? Bringe deinen Sohn her!"
42 Als sie ihn zu ihm brachten, riß und zerrte der Dämon den Jungen hin und her. Jesus bedrohte den bösen Geist, heilte den Jungen und gab ihn seinem Vater wieder.
43 Alle waren erstaunt und erschrocken über die Macht, die Gott Jesus gegeben hatte.
44 Während die Leute noch fassungslos über diese Tat staunten, sagte Jesus zu seinen Jüngern: "Vergeßt nicht, was ich euch sage: Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert werden."
45 Aber sie verstanden Jesus nicht. Sie konnten nicht begreifen, was er damit sagen wollte. Doch sie hatten nicht den Mut, ihn offen danach zu fragen.
46 Eines Tages verhandelten die Jünger darüber, welcher von ihnen der Angesehenste und Wichtigste sei.
47 Jesus merkte, was sie beschäftigte. Er rief ein Kind, stellte es neben sich
48 und sagte: "Wer ein solches Kind aus Liebe zu mir aufnimmt, der nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt, der nimmt gleichzeitig Gott auf, der mich gesandt hat. Wer am wenigsten von sich selbst hält, der ist wirklich groß."
49 "Herr", berichtete Johannes aufgeregt, "wir haben einen gesehen, der in deinem Namen böse Geister austrieb. Weil er nicht zu uns gehört, haben wir es ihm verboten."
50 "Laßt ihn weiter Dämonen austreiben", sagte Jesus. "Wer nicht gegen euch ist, der ist für euch."
51 Weil die Zeit nahe war, daß er wieder zu Gott zurückkehren sollte, entschloß sich Jesus, nach Jerusalem zu reisen.
52 Unterwegs schickte er Boten voraus, die in einem Dorf in Samarien für eine Unterkunft sorgen sollten.
53 Aber weil Jesus auf dem Weg nach Jerusalem war, wollte ihn keiner aufnehmen.
54 Als seine Jünger Jakobus und Johannes das hörten, waren sie empört: "Herr, das brauchst du dir doch nicht gefallen zu lassen! Wenn du willst, lassen wir Feuer vom Himmel fallen wie damals Elia, damit sie alle verbrennen!"
55 Jesus wies sie scharf zurecht: "Habt ihr denn vergessen, von welchem Geist ihr euch leiten lassen sollt? Der Menschensohn ist nicht gekommen, das Leben der Menschen zu vernichten, sondern es zu retten."
56 Dann gingen sie in ein anderes Dorf.
57 Unterwegs wurde Jesus von einem Mann angesprochen: "Ich will mit dir gehen, ganz gleich wohin."
58 Jesus gab ihm zu bedenken: "Die Füchse haben ihren Bau, die Vögel ihre Nester, aber der Menschensohn hat hier keinen Platz, an dem er sich ausruhen kann."
59 Einen anderen forderte Jesus auf: "Gehe mit mir!" Als dieser erwiderte: "Ja, Herr, aber vorher laß mich noch meinen Vater beerdigen",
60 antwortete ihm Jesus: "Überlaß es denen, ihre Toten zu begraben, die nicht auf Gott hören und nichts vom ewigen Leben wissen wollen. Du aber sollst verkünden, daß Gott seine Herrschaft aufrichtet."
61 Noch einer sagte zu Jesus: "Ich will mit dir gehen, Herr. Wenn ich mich von meiner Familie verabschiedet habe,komme ich mit."
62 Ihm antwortete Jesus: "Wer anfängt zu arbeiten und sich dann durch irgend etwas ablenken läßt, kann Gottes Auftrag nicht ausführen."
1 Danach wählte Jesus siebzig andere Jünger aus und schickte sie immer zu zweit in die Städte und Dörfer, in die er später selbst kommen wollte.
2 Bevor sie sich auf den Weg machten, sagte er ihnen: "Die Ernte ist groß, aber es gibt zu wenig Arbeiter, die sie einbringen. Deshalb bittet Gott, den Herrn der Ernte, daß er mehr Arbeiter aussendet, die seine Ernte einbringen.
3 Geht nun! Ich weiß, daß ich euch wie Lämmer mitten unter die Wölfe schicke.
4 Nehmt kein Geld, keine Tasche, keine zusätzlichen Schuhe mit auf die Reise und vergeudet unterwegs keine Zeit.
5 Wenn ihr in ein Haus eintretet, dann segnet es und sagt: 'Friede sei mit diesem Haus!
6 Wollen die Menschen Gottes Frieden annehmen, wird der Friede, den ihr ihnen bringt, bei ihnen bleiben. Lehnt man aber eure Friedensbotschaft ab, dann wird auch Gottes Friede nicht in diesem Haus sein.
7 Deshalb bleibt dort, wo man euch aufnimmt, und nehmt die angebotene Gastfreundschaft dankbar an. Wer arbeitet, soll auch seinen Lohn bekommen. Aber geht nicht von Haus zu Haus.
8 Wenn ihr in eine Stadt kommt, in der euch die Leute bereitwillig aufnehmen, da eßt, was man euch anbietet.
9 Heilt die Kranken in der Stadt und sagt allen Leuten: 'Jetzt beginnt Gottes Herrschaft bei euch.
10 Will man aber irgendwo nichts von euch wissen, dann verlaßt diese Stadt und sagt den Einwohnern:
11 'Ihr habt euch selbst das Urteil gesprochen. Sogar den Staub von euern Straßen schütteln wir von unseren Füßen. Doch merkt euch das eine: Gottes Reich ist euch sehr nahe gewesen!
12 Es ist ganz sicher: Den Einwohnern von Sodom wird es am Gerichtstag besser ergehen als den Leuten einer solchen Stadt.
13 Wehe euch, ihr Bürger von Chorazin und Bethsaida! Wären diese Wunder in den lasterhaften Hafenstädten Tyrus und Sidon geschehen, ihre Bewohner hätten längst ihre Schuld erkannt und ihr Leben geändert.
14 Am Tag des Gerichts wird es Tyrus und Sidon besser ergehen als euch.
15 Und du, hochgerühmtes Kapernaum, wirst du wirklich in den Himmel gehoben werden? Nein, zur Hölle wirst du fahren!
16 Wer auf euch hört, der hört mich. Und wer euch ablehnt, der lehnt mich ab. Aber wer mich ablehnt, der lehnt damit auch Gott ab, der mich gesandt hat."
17 Als die siebzig Jünger zurückgekehrt waren, berichteten sie begeistert: "Herr, sogar die Dämonen mußten uns gehorchen, wenn wir deinen Namen nannten!"
18 "Ich weiß", antwortete Jesus, "denn ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen.
19 Ich habe euch die Macht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten und die Gewalt des Feindes zu brechen. Nichts wird euch schaden.
20 Trotzdem: Laßt euch nicht davon beeindrucken, daß euch die Dämonen gehorchen müssen; freut euch vielmehr darüber, daß eure Namen im Himmel eingetragen sind!"
21 Erfüllt vom Heiligen Geist, betete Jesus nun voller Freude: "Mein Vater, Herr über Himmel und Erde! Ich danke dir, daß du die Wahrheit vor denen verbirgst, die sich für klug halten; aber den Unwissenden hast du sie enthüllt. Ja, Vater, das war deine Absicht.
22 Mein Vater hat mir alle Macht gegeben. Niemand außer dem Vater weiß, wer der Sohn ist. Und wer der Vater ist, weiß nur der Sohn und der, dem er es zeigen will."
23 Zu seinen Jüngern sagte Jesus dann: "Ihr könnt glücklich sein, daß ihr dies alles seht und erlebt.
24 Denn das ist sicher: Propheten und Könige hätten viel darum gegeben, das zu erleben, was ihr seht und hört. Aber die Zeit war noch nicht da."
25 Da stand ein Schriftgelehrter auf, um Jesus eine Falle zu stellen. "Meister", fragte er scheinheilig, "was muß ich tun, um das ewige Leben zu bekommen?"
26 Jesus erwiderte: "Was steht denn darüber im Gesetz Gottes? Was liest du dort?"
27 Der Schriftgelehrte antwortete: "Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben mit deinem ganzen Herzen, von ganzer Seele, mit aller Kraft und deinem ganzen Verstand. Und auch deinen Mitmenschen sollst du so lieben wie dich selbst."
28 "Richtig!" erwiderte Jesus. "Tue das, und du wirst ewig leben."
29 Aber der Mann wollte sich damit nicht zufrieden geben und fragte weiter: "Wer gehört denn zu meinen Mitmenschen? Wie ist das gemeint?"
30 Jesus antwortete ihm mit einer Geschichte: "Ein Mann wanderte von Jerusalem nach Jericho hinunter.Unterwegs wurde er von Räubern überfallen. Sie schlugen ihn zusammen, plünderten ihn aus und ließen ihn halbtot liegen. Dann machten sie sich davon.
31 Zufällig kam bald darauf ein Priester vorbei. Er sah den Mann liegen und ging schnell weiter.
32 Genauso verhielt sich ein Tempeldiener. Er sah zwar den verletzten Mann, aber er blieb nicht stehen, sondern machte einen großen Bogen um ihn.
33 Dann kam einer der verachteten Samariter vorbei. Als er den Verletzten sah, hatte er Mitleid mit ihm.
34 Er beugte sich zu ihm hinunter und behandelte seine Wunden. Dann hob er ihn auf sein Reittier und brachte ihn in den nächsten Gasthof, wo er den Kranken besser pflegen und versorgen konnte.
35 Als er am nächsten Tag weiterreisen mußte, gab er dem Wirt Geld und bat ihn: 'Pflege den Mann gesund! Sollte das Geld nicht reichen, werde ich dir den Rest auf meiner Rückreise bezahlen!
36 Welcher von den dreien", fragte Jesus jetzt den Schriftgelehrten, "hat nach deiner Meinung Gottes Gebot erfüllt und an dem Überfallenen als Mitmensch gehandelt?"
37 Der Schriftgelehrte erwiderte: "Natürlich der Mann, der ihm geholfen hat." "Dann geh und folge seinem Beispiel!" forderte Jesus ihn auf.
38 Jesus kam mit seinen Jüngern in ein Dorf, wo sie bei einer Frau aufgenommen wurden, die Martha hieß.
39 Maria, ihre Schwester, setzte sich zu Jesus und hörte ihm aufmerksam zu.
40 Martha aber war unentwegt mit der Bewirtung ihrer Gäste beschäftigt. chließlich kam sie zu Jesus und fragte: "Herr, siehst du nicht, daß meine Schwester mir gar nicht hilft? Sie überläßt mir die ganze Arbeit. Kannst du ihr nicht sagen, daß auch sie etwas tun soll?"
41 Doch Jesus antwortete ihr: "Martha, Martha, du machst dir viel Sorgen und mühst dich um Dinge, die im Grunde nicht so wichtig sind.
42 Wichtig ist nur eins! Das hat Maria verstanden, und davon werde ich sie nicht abbringen."
1 Eines Tages, als Jesus gebetet hatte, baten ihn seine Jünger: "Herr, sage uns doch, wie wir richtig beten sollen. Auch Johannes hat dies seine Jünger gelehrt."
2 Jesus antwortete ihnen: "So sollt ihr beten: nser Vater im Himmel! Dein heiliger Name soll geehrt werden. Richte bald deine Herrschaft bei uns auf.
3 Gib uns auch heute wieder, was wir zum Leben brauchen.
4 Vergib uns unsere Schuld, wie wir all denen vergeben, die uns Unrecht getan haben. Bewahre uns davor, daß wir dir untreu werden."{Wörtlich: Führe uns nicht in Versuchung.}
5 Dann sagte Jesus zu den Jüngern: "Stellt euch vor, einer von euch hat einen Freund. Mitten in der Nacht geht er zu ihm, klopft an die Tür und bittet ihn: 'Leihe mir doch bitte drei Brote.
6 Ich habe unerwartet Besuch bekommen und nichts im Haus, was ich ihm anbieten könnte.
7 Vielleicht würde der Freund dann antworten: 'Stör mich nicht! Ich habe die Tür schon abgeschlossen und liege im Bett. Außerdem könnten die Kinder von dem Lärm wach werden. Ich kann jetzt nicht aufstehen und dir etwas geben.
8 Das sage ich euch: Wenn er schon nicht aufstehen und dem Mann etwas geben will, weil er sein Freund ist, so wird er schließlich doch aus seinem Bett steigen und ihm alles Nötige geben, weil der andere ihm einfach keine Ruhe läßt.
9 Darum sage ich euch: Bittet Gott, und er wird euch geben. Sucht, und ihr werdet finden. Klopft an, dann wird euch die Tür geöffnet.
10 Denn wer bittet, der wird bekommen. Wer sucht, der findet. Und wer anklopft, dem wird geöffnet.
11 Welcher Vater würde seinem Sohn denn eine Schlange geben, wenn der ihn um einen Fisch bittet,
12 oder einen Skorpion, wenn er ein Ei haben möchte?
13 Wenn schon ihr hartherzigen, sündigen Menschen euren Kindern Gutes gebt, dann wird doch der Vater im Himmel erst recht denen seinen Heiligen Geist geben, die ihn darum bitten."
14 Einmal trieb Jesus einen Dämon aus, der einen Mann stumm gemacht hatte. Als der ihn verlassen hatte, konnte der Mann wieder sprechen.
15 Die Leute, die das beobachteten, staunten; aber es gab auch einige, die sagten: "Er kann nur deshalb die Dämonen austreiben, weil ihm Satan, der Oberste aller Dämonen, die Macht dazu gegeben hat."
16 Andere wieder, die Jesus aushorchen wollten, verlangten von ihm ein göttliches Wunderzeichen als Beweis dafür, daß er wirklich in Gottes Namen handelte.
17 Jesus wußte aber genau, was sie dachten, und sagte zu ihnen: "Jeder weiß, daß ein Staat sich selbst ruiniert und schließlich untergehen wird, wenn dort mehrere Machthaber um die Alleinherrschaft kämpfen.
18 Würde nun ein Teufel den anderen austreiben, wie könnte dann das Reich des Teufels Bestand haben? Ihrbehauptet, daß ich die Dämonen mit Hilfe des Satans austreibe.
19 Wenn das tatsächlich so wäre: Welche Kraft gebrauchen dann eure Leute, wenn sie Dämonen austreiben? Sie selbst werden euch das Urteil sprechen.
20 Wenn ich aber die Dämonen durch Gottes Macht austreibe, so begreift doch endlich, daß Gottes Herrschaft jetzt beginnt - mitten unter euch!
21 Solange ein starker Mann, der dazu noch gute Waffen besitzt, sein Haus verteidigt, kann ihm niemand etwas rauben;
22 es sei denn, er wird von einem Stärkeren angegriffen, überwältigt und entwaffnet. Dann freilich wird der Stärkere den ganzen Besitz an sich reißen.
23 Das steht fest: Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich. Und wer sich nicht ganz für mich einsetzt, der schadet meiner Sache."
24 "Wenn ein Dämon sein Opfer verläßt, dann irrt er so lange ruhelos umher, bis er ein neues Opfer gefunden hat. Findet er keins, entschließt er sich: 'Ich will dahin zurückkehren, woher ich gekommen bin.
25 Wenn er zurückkommt, findet er seine frühere Wohnung sauber und ordentlich, aber leer.
26 Dann sucht er sich noch sieben andere Dämonen, die schlimmer sind als er selbst. Sie ergreifen zusammen Besitz von dem Menschen, der nun schlimmer dran ist als vorher."
27 Während Jesus das sagte, rief plötzlich eine Frau aus der Menschenmenge: "Wie glücklich muß die Frau sein, die dich geboren und aufgezogen hat!"
28 Darauf sagte Jesus nur: "Wirklich glücklich sind die Menschen, die Gottes Wort hören und danach leben."
29 Von allen Seiten drängten sich die Menschen um Jesus. Da sagte er zu ihnen: "Die Menschen von heute sind böse und gottlos. Sie verlangen nach Beweisen; aber sie werden keine erhalten, außer einem. Denkt an den Propheten Jona!
30 So wie Jona für die Leute von Ninive ein Zeichen Gottes wurde, so wird auch der Menschensohn für euch ein Zeichen Gottes sein.
31 Die Königin aus dem Süden wird am Gerichtstag Gottes als Zeugin gegen dieses Volk auftreten und es verurteilen. Sie kam von weit her, um von der Weisheit des Königs Salomo zu lernen. Der hier vor euch steht, ist größer als Salomo; trotzdem weigert ihr euch, seinen Worten zu glauben.
32 Auch die Einwohner von Ninive werden euch am Gerichtstag verurteilen, denn nach Jonas Predigt bereuten sie ihre Sünden und wandten sich Gott zu. Der hier vor euch steht, ist größer als Jona."
33 "Könnt ihr euch vorstellen, daß jemand eine Lampe anzündet, um sie dann zu verstecken oder unter einen Eimer zu stellen? Nein, er stellt sie so auf, daß sie das ganze Zimmer beleuchtet.
34 Das Auge gibt dir Licht. Wenn deine Augen klar sehen, wirst du dich überall sicher bewegen können. Wenn du aber schlecht siehst, tappst du unsicher umher.
35 Deshalb achte darauf, daß deine Augen nicht trübe oder sogar blind werden! Kannst du nämlich Gott nicht mehr sehen, wie schrecklich wird dann deine Finsternis sein!{Verse 34-35 wörtlich: Das Licht des Leibes ist das Auge. Wenn dein Auge einfältig ist, wird auch dein ganzer Leib erleuchtet sein. Wenn es aber böse ist, wird auch dein Leib dunkel sein. Sieh also, daß das Licht, das in dir ist, nicht Finsternis ist.}
36 Wenn alles an dir licht und nichts mehr finster ist, wirst du so leuchten, als würdest du von einem hellen Licht angestrahlt."
37 Jesus sprach noch mit seinen Zuhörern, als er von einem Pharisäer zum Mittagessen eingeladen wurde. Er ging mit und setzte sich an den Tisch.
38 Entrüstet beobachtete der Gastgeber, daß sich Jesus vor dem Essen nicht die Hände gewaschen hatte, wie es bei den Juden vorgeschrieben war.
39 Jesus bemerkte seinen Unwillen und wandte sich zu ihm: "Äußerlich seid ihr Pharisäer ohne Fehler, ihr glänzt wie die Becher, aus denen ihr trinkt. Aber innerlich seid ihr schmutzig und verkommen.
40 Ihr Scheinheiligen! Ihr wißt doch ganz genau, daß Gott beides geschaffen hat - Äußeres und Inneres. Meint ihr da wirklich, daß er nur auf das Äußere achtet?
41 Eure Schüsseln und Becher sind voll. Gebt das, was drin ist, den Armen, dann seid ihr auch vor Gott rein!
42 Es steht schlimm mit euch, ihr Pharisäer. Sogar von den kleinsten Küchenkräutern gebt ihr Gott den zehnten Teil. Aber Gerechtigkeit und die Liebe zu Gott sind euch gleichgültig! Doch gerade darum geht es: Das Wesentliche tun und das andere nicht unterlassen!
43 Ich warne euch, ihr Pharisäer! Im Gottesdienst sitzt ihr auf den ersten Plätzen, und es gefällt euch, wenn man euch auf der Straße ehrfürchtig grüßt.
44 Wehe euch, ihr Pharisäer! Wer mit euch zu tun hat, der weiß nicht, daß er sich verunreinigt, so wie man unrein wird, wenn man ohne es zu wissen über Gräber geht, die vom Gras überwuchert sind!"
45 "Meister", rief einer der Schriftgelehrten dazwischen, "damit beschimpfst du auch uns!"
46 Jesus erwiderte: "Ja, ich warne euch! Ihr bürdet den Menschen unerträgliche Lasten auf, aber ihr selber denkt nicht daran, diese Lasten auch nur mit einem Finger anzurühren.
47 Wehe euch! Ihr baut Denkmäler für die Propheten, die von euren Vätern umgebracht wurden.
48 Damit wollt ihr die Propheten ehren, doch ihr bestätigt nur die Schandtaten eurer Väter; denn ihr habt die gleiche Gesinnung wie sie. Sie haben die Propheten getötet, ihr vollendet ihr Werk, indem ihr Denkmäler baut.
49 Deshalb hat Gott in seiner Weisheit gesagt: Ich werde ihnen Propheten und Apostel schicken; doch sie werden einige von ihnen töten und die anderen verfolgen!
50 Ihr werdet zur Rechenschaft gezogen für den Mord an allen Propheten seit die Welt besteht:
51 von Abel angefangen, bis hin zu Zacharias, den ihr im Tempel zwischen Brandopferaltar und Heiligtum ermordet habt. Ja, noch diese Generation wird dafür die Verantwortung tragen müssen.
52 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten! Denn durch eure Lehren verhindert ihr, daß die Menschen den Weg zur Wahrheit finden. Ihr selbst kommt zwar ohnehin nicht in Gottes Reich; aber - was schlimmer ist - allen, die hineinwollen, versperrt ihr den Zugang."
53 Seit der Zeit verfolgten die Pharisäer und Schriftgelehrten Jesus. Sie stellten ihm hinterhältige Fragen
54 und warteten nur darauf, daß sie ihn in eine Falle locken und so ein für allemal unschädlich machen könnten.
1 Hunderte, ja Tausende strömten zusammen, und das Gedränge wurde bedrohlich. Doch Jesus sprach zunächst nur zu seinen Jüngern: "Hütet euch vor den Pharisäern und ihrer Scheinheiligkeit, die sich wie eine ansteckende Krankheit{Wörtlich: Sauerteig.} ausbreitet.
2 Jetzt ist die Zeit da, in der die Wahrheit ans Licht kommen wird und alle Geheimnisse bekannt werden.
3 Was ihr im geheimen redet, werden alle erfahren, und was ihr hinter vorgehaltener Hand flüstert, wird alle Welt zu hören bekommen.
4 Meine Freunde! Habt keine Angst vor den Menschen, die euch zwar töten können, aber nicht mehr.
5 Gott sollt ihr fürchten. Er kann euch töten und in die Hölle werfen. Fürchtet ihn allein!
6 Welchen Wert hat schon ein Spatz auf dem Dach? Und doch vergißt Gott keinen einzigen von ihnen.
7 Selbst die Haare auf eurem Kopf sind alle gezählt. Ihr braucht wirklich keine Angst zu haben! Ihr seid mehr wert als ein ganzer Spatzenschwarm!
8 Das sage ich euch: Wer sich öffentlich zu mir bekennt, für den werde ich auch in Gottes Gericht vor den Engeln eintreten.
9 Wer aber vor den Menschen nicht zu mir steht, für den werde ich dann vor den Engeln Gottes auch nicht eintreten.
10 Wer den Sohn Gottes beschimpft oder beleidigt, dem kann vergeben werden. Wer aber den Geist Gottes lästert, der wird niemals Vergebung finden.
11 Wenn sie euch in den Synagogen zur Rechenschaft ziehen oder vor Behörden und Gerichten verhören, dann sorgt euch nicht darum, was ihr sagen oder wie ihr euch verteidigen sollt!
12 Denn der Heilige Geist wird euch zur rechten Zeit das rechte Wort geben."
13 Da rief einer aus der Menge: "Herr, sage doch meinem Bruder, er soll unser Erbe gerecht mit mir teilen."
14 Aber Jesus wies ihn zurück: "Bin ich etwa euer Richter oder Schiedsmann?"
15 Dann wandte er sich an alle: "Hütet euch vor der Habgier! Wenn jemand auch noch soviel Geld hat, das Leben kann er sich damit nicht kaufen."
16 An einem Beispiel erklärte er seinen Zuhörern, was er damit meinte:"Ein reicher Gutsbesitzer hatte eine besonders gute Ernte.
17 Er überlegte: 'Wo soll ich bloß alles unterbringen? Meine Scheunen sind voll; da geht nichts mehr rein.
18 Er beschloß: 'Ich werde die alten Scheunen abreißen und neue bauen, so groß, daß ich das ganze Getreide, ja alles, was ich habe, darin unterbringen kann.
19 Dann will ich mich zur Ruhe setzen. Ich habe für lange Zeit ausgesorgt. Jetzt lasse ich es mir gut gehen. Ich will gut essen und trinken und mein Leben genießen!
20 Aber Gott sagte zu ihm: 'Du Narr! Noch in dieser Nacht wirst du sterben. Was bleibt dir dann von deinem Reichtum?
21 So wird es allen gehen, die auf der Erde Reichtümer sammeln, aber mit leeren Händen vor Gott stehen."
22 Seine Jünger ermutigte Jesus: "Macht euch keine Sorgen um euern Lebensunterhalt, um Essen, Gesundheit und Kleidung.
23 Leben bedeutet mehr als nur Essen und Trinken, und der Mensch ist wichtiger als das, was er anzieht.
24 Seht euch die Raben an! Sie säen nichts und ernten nichts, sie haben keine Vorratskammern und keine Scheunen; aber Gott versorgt sie doch. Meint ihr nicht, daß er sich um euch noch viel mehr kümmert?
25 Und wenn ihr euch noch so viel sorgt, könnt ihr damit euer Leben auch nur um einen einzigen Augenblick verlängern?
26 Wenn ihr aber euer Leben nicht einmal um eine Sekunde verlängern könnt, was sorgt ihr euch um all die anderen Dinge?
27 Seht euch an, wie die Lilien auf den Wiesen blühen! Sie können weder spinnen noch weben. Ich sage euch, selbst König Salomo war in seiner ganzen Herrlichkeit nicht so prächtig gekleidet wie irgendeine dieser Blumen.
28 Wenn Gott sogar das Gras so schön wachsen läßt, das heute auf der Wiese grünt und blüht, morgen aber schon verdorrt ist, meint ihr wirklich, er könnte euch vergessen? Seid doch nicht so kleingläubig!
29 Hört also auf, ängstlich danach zu fragen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Macht euch darüber keine Sorgen!
30 Wollt ihr denn leben wie Menschen, die Gott nicht als Vater kennen? Er weiß genau, was ihr alles braucht.
31 Sorgt ihr euch vor allem um das Reich Gottes, dann wird euch Gott alles andere geben.
32 Du kleine Herde, du brauchst keine Angst vor der Zukunft zu haben! Denn dir will der Vater sein Königreich schenken.
33 Verkauft euren Besitz, und gebt das Geld den Armen! Sammelt euch so einen Vorrat, der nicht alt wird und niemals verderben kann, einen Schatz im Himmel. Diesen Schatz kann kein Dieb stehlen, und er behält immer seinen Wert.
34 Wo eure Schätze sind, da zieht es euch auch hin."
35 "Ihr sollt so leben wie Diener, die auf die Rückkehr ihres Herrn warten, der von einer Hochzeit kommt.
36 Seid wie sie dienstbereit,{Wörtlich: Laßt eure Lenden umgürtet sein.} und laßt eure Lampen angezündet. Wenn ihr Herr zurückkommt und klopft, können sie ihm schnell öffnen.
37 Das wird für alle, die ihn erwartet haben, eine große Freude sein. Ich bin sicher, der Herr wird sie bitten, am Tisch Platz zu nehmen, und er selbst wird sich eine Schürze umbinden und sie bedienen.
38 Vielleicht kommt er spät am Abend, vielleicht auch erst um Mitternacht. Aber wenn er kommt, werden seine Diener allen Grund zur Freude haben, wenn sie bereit sind.
39 Das ist doch klar: Wenn ein Hausherr wüßte, daß jemand bei ihm einbrechen will, würde er wach bleiben und sich vor dem Dieb schützen.
40 Ihr wißt aber nicht genau, wann der Herr zurückkommt. Darum müßt ihr jederzeit auf seine Ankunft vorbereitet sein, denn der Menschensohn wird wiederkommen, wenn ihr am wenigsten damit rechnet."
41 "Herr, gelten diese Worte nur für uns, oder meinst du alle Menschen damit?" fragte ihn Petrus.
42 Jesus entgegnete: "Erwartet man nicht von einem klugen und zuverlässigen Verwalter, daß ihm sein Herr beruhigt die Aufsicht über alle Mitarbeiter anvertrauen kann und er sie gewissenhaft mit allem Nötigen versorgt?
43 Wenn sein Herr zurückkommt und findet, daß er seine Arbeit gut getan hat, wird er glücklich und zufrieden sein.
44 Eins ist sicher: Einem so zuverlässigen und bewährten Mann wird er die Verantwortung für seinen ganzen Besitz übertragen.
45 Wenn aber ein Verwalter unzuverlässig ist und denkt: 'Ach was, es dauert bestimmt noch lange, bis mein Herr kommt', und er fängt an, seine Mitarbeiter zu schikanieren und Trinkgelage zu veranstalten,
46 dann wird sein Herr ganz unerwartet zurückkehren. Er wird den unzuverlässigen Verwalter bestrafen{Wörtlich: in Stücke hauen.} und ihm den Lohn geben, den die Gottlosen verdienen.
47 Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt, sich aber bewußt nicht danach richtet, wird schwer bestraft werden.
48 Wer dagegen falsch handelt, ohne es zu wissen, wird mit einer leichteren Strafe davonkommen. So wird von jedem, der viel bekommen hat, auch viel erwartet; denn wem viel anvertraut wurde, von dem verlangt man auch viel."
49 "Ich bin gekommen, um auf der Erde ein Feuer anzuzünden. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!
50 Vorher muß ich aber am Kreuz noch Schweres erleiden.{Wörtlich: Ich muß mit einer Taufe getauft werden.} Ich habe Angst davor, bis alles vollbracht ist.
51 Meint nur nicht, daß ich gekommen bin, um Frieden auf die Erde zu bringen! Nein, ich bringe Auseinandersetzung.
52 Von jetzt an wird man sich in einer Familie um meinetwillen gegeneinander auflehnen:
53 der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter; die Schwiegermutter gegen die Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter."
54 Dann redete Jesus wieder zu allen: "Wenn die Wolken von Westen kommen, sagt ihr: 'Es gibt Regen', und das stimmt auch.
55 Wenn der Wind von Süden weht, sagt ihr: 'Es wird heiß', und ihr habt recht.
56 Ihr Heuchler! Das Wetter könnt ihr aus bestimmten Anzeichen voraussagen, aber was in dieser Zeit vor euren Augen geschieht, das wollt ihr nicht wahrhaben.
57 Warum weigert ihr euch zu erkennen, was die Stunde geschlagen hat?
58 Hast du deine Schulden nicht bezahlt, und man bringt dich deswegen vor Gericht, dann setze alles daran, dich noch auf dem Weg dorthin mit deinem Gegner zu einigen. Sonst wird dich der Richter verurteilen und ins Gefängnis werfen lassen.
59 Eins kann ich dir jetzt schon sagen: Du wirst nicht eher wieder herauskommen, bis du den letzten Pfennig deiner Schuld bezahlt hast."
1 Zu dieser Zeit berichtete man Jesus, daß Pilatus einige Männer aus Galiläa während des Opferdienstes im Tempel hatte niedermetzeln lassen. So hatte sich ihr Blut mit dem der Opfertiere vermischt.
2 "Ihr denkt jetzt vielleicht", sagte Jesus, "diese Galiläer seien schlimmere Sünder gewesen als andere Leute, weil sie so grausam ermordet wurden.
3 Ihr irrt euch! Aber eins sollt ihr wissen: Wenn ihr euch nicht zu Gott hinwendet und euer schlechtes Leben ändert, dann werdet ihr genauso umkommen.
4 Erinnert euch an die achtzehn Leute, die starben, als der Turm von Siloah einstürzte. Glaubt ihr wirklich, daß ausgerechnet sie die schlimmsten Sünder in Jerusalem waren?
5 Nein! Aber wenn ihr euer Leben nicht ändert, wird es euch ebenso gehen."
6 Und dann erzählte Jesus ihnen diese Geschichte: "Ein Mann pflanzte in seinen Weinberg einen Feigenbaum. Jahr für Jahr sah er nach, ob der Baum Früchte trug. Aber vergeblich!
7 Endlich rief er seinen Gärtner: 'Schon drei Jahre habe ich gewartet, aber noch nie hing an dem Baum auch nur eine einzige Feige. Hau ihn um. Er nimmt nur Platz weg.
8 'Laß ihn noch ein Jahr stehen! bat ihn der Gärtner. 'Ich will diesen Baum gut düngen und sorgfältig pflegen.
9 Wenn er dann immer noch keine Früchte trägt, gut, dann werde ich ihn umhauen. "
10 Am Sabbat lehrte Jesus in einer Synagoge.
11 An dem Gottesdienst nahm auch eine Frau teil, die seit achtzehn Jahren schwer behindert war und sich nicht mehr aufrichten konnte.
12 Als Jesus sie sah, rief er sie zu sich: "Frau, du sollst von deinem Leiden erlöst sein!"
13 Segnend legte er seine Hände auf sie. Da richtete sie sich auf und dankte Gott von ganzem Herzen.
14 Aber der Vorsteher der Synagoge entrüstete sich darüber, daß Jesus die Frau am Sabbat geheilt hatte. "Die Woche hat sechs Arbeitstage. An denen könnt ihr kommen und euch heilen lassen, aber nicht ausgerechnet am Sabbat", ereiferte er sich.
15 Doch Jesus erwiderte ihm: "Ihr Heuchler! Ihr bindet doch eure Ochsen und Esel auch am Sabbat los und führt sie zur Tränke.
16 Und mir verbietet ihr, diese Frau am Sabbat aus der Knechtschaft Satans zu befreien! Achtzehn Jahre lang war sie krank. Gehört sie nicht auch zu Gottes auserwähltem Volk?"{Wörtlich: Ist sie nicht auch eine Tochter Abrahams?}
17 Darauf konnten seine Feinde nichts erwidern. Aber alle anderen freuten sich über die wunderbaren Taten Jesu.
18 Jesus fragte seine Zuhörer: "Womit kann ich das Reich Gottes vergleichen?
19 Es ist wie ein winziges Senfkorn, das ein Mann in seinem Garten aussät. Aus dem kleinen Samenkorn wird ein großer Baum, in dem die Vögel ihre Nester bauen.
20 Ebenso kann ich das Reich Gottes mit dem Sauerteig vergleichen. Eine Frau nimmt ein wenig davon, knetet ihn unter eine große Menge Mehl, und er durchsäuert den ganzen Teig."
21
22 Jesus zog predigend durch das Land, von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf. Auf dem Weg nach Jerusalem
23 sprach ihn ein Mann an: "Herr, stimmt es wirklich, daß nur wenige Menschen gerettet werden?" Jesus antwortete ihm:
24 "Die Tür zum Himmel ist schmal! Ihr müßt schon alles dransetzen, wenn ihr durch diese Tür hineinkommen wollt. Viele versuchen es, aber nur wenigen wird es gelingen.
25 Hat der Hausherr erst einmal die Tür verschlossen, werdet ihr draußen stehen. So viel ihr dann auch klopft und bettelt: 'Herr, mach uns doch auf! - es ist umsonst! 'Was wollt ihr von mir, ich kenne euch nicht! wird er euch antworten.
26 'Aber wir haben doch zusammen gegessen und getrunken! Du hast bei uns gepredigt!
27 Doch der Herr wird ihnen erwidern: 'Ich habe doch schon einmal gesagt, daß ich euch nicht kenne. Menschen wie ihr{Wörtlich: Übeltäter.} haben hier nichts verloren. Geht endlich weg!
28 Wenn ihrdann draußen seid und seht, daß Isaak, Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sind, dann werdet ihr verzweifelt heulen und schreien.
29 Aus der ganzen Welt, aus Ost und West, aus Nord und Süd werden die Menschen in Gottes Reich, zu Gottes Fest kommen.
30 Vergeßt nicht: Viele, die hier nichts gelten, werden dort hoch geehrt, aber viele, die hier einen großen Namen haben, sind dort unbekannt."
31 Kurze Zeit später kamen einige Pharisäer zu Jesus. "Wenn dir dein Leben lieb ist", warnten sie ihn, "dann sieh zu, daß du schnell von hier fortkommst. König Herodes will dich töten lassen!"
32 Jesus antwortete: "Sagt diesem Gauner: 'Heute und morgen treibe ich Dämonen aus und heile Menschen. Aber am dritten Tag werde ich mein Ziel erreicht haben.
33 Ja, heute, morgen und übermorgen bin ich noch unterwegs. Wo anders als in Jerusalem könnte denn ein Prophet umgebracht werden?
34 Jerusalem! O Jerusalem! Du ermordest deine Propheten und erschlägst die Boten, die Gott zu dir schickt. Wie oft schon wollte ich deine Bewohner um mich sammeln, so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt! Aber ihr habt es nicht gewollt.
35 Und nun? Von euerm Tempel werden nur noch Trümmer bleiben. Und mich werdet ihr erst wiedersehen, wenn ihr rufen werdet: 'Gelobt sei der, der im Namen Gottes zu uns kommt! "
1 An einem Sabbat war Jesus bei einem angesehenen Pharisäer zu Gast. Scharf wurde er von allen Anwesenden beobachtet.
2 Vor ihm stand ein Mann, der an Wassersucht erkrankt war. Würde Jesus es wagen, ihn in diesem Haus an einem Sabbat zu heilen?
3 Jesus wußte, was sie dachten, und fragte die Schriftgelehrten und Pharisäer: "Erlaubt es das Gesetz, einen Mann am Sabbat zu heilen, oder nicht?"
4 Als sie ihm keine Antwort gaben, faßte Jesus den Kranken bei der Hand, heilte ihn und ließ ihn nach Hause gehen.
5 Dann fragte er die Gäste: "Was macht ihr, wenn euer Kind oder ein Ochse am Sabbat in den Brunnen fällt? Zieht ihr sie nicht sofort heraus? Oder wartet ihr, bis der Sabbat vorbei ist?"
6 Darauf konnten sie nichts antworten.
7 Als Jesus bemerkte, wie sich die Gäste nach den besten Plätzen drängten, nahm er dies als Beispiel und sagte:
8 "Wenn du zu einer Hochzeit eingeladen wirst, dann setze dich nicht gleich oben auf den besten Platz. Es könnte ja noch jemand kommen, der angesehener ist als du.
9 Mit ihm käme dann der Gastgeber zu dir: 'Der Platz war für diesen Mann hier reserviert! Vor allen Gästen müßtest du dich an das Ende des Tisches setzen.
10 Wäre es nicht besser, du setzt dich gleich dorthin? Wenn dich dann der Gastgeber begrüßt, wird er vielleicht zu dir sagen: 'Mein Freund, für dich habe ich einen besseren Platz! Du wirst damit vor allen Gästen geehrt.
11 Jeder, der sich selbst ehrt, wird gedemütigt werden; aber wer sich selbst erniedrigt, den wird Gott ehren."
12 Schließlich sagte Jesus zu seinem Gastgeber: "Zu einem Essen solltest du nicht deine Freunde, Brüder, Verwandten oder die reichen Nachbarn einladen. Sie werden dir danken und dich wieder einladen. Das ist alles.
13 Bitte lieber die Armen, Behinderten, Lahmen und Blinden an deinen Tisch.
14 Dann hast du Menschen geholfen, die sich dir nicht erkenntlich zeigen können. Gott wird dich am Tage der Auferstehung dafür belohnen."
15 Als einer von den Gästen das hörte, rief er: "Was für ein Glück muß das sein, zu Gottes Fest eingeladen zu werden!"
16 Jesus antwortete mit einer Geschichte:"Ein Mann bereitete ein großes Festessen vor, zu dem er viele Gäste einlud.
17 Als alles fertig war, schickte er seinen Boten zu den Eingeladenen: 'Alles ist vorbereitet, kommt!
18 Aber niemand kam. Jeder hatte auf einmal Ausreden. iner sagte: 'Ich habe ein Grundstück gekauft, das muß ich unbedingt besichtigen. Bitte entschuldige mich!
19 Ein anderer: 'Es geht leider nicht. Ich habe mir fünf Gespanne Ochsen angeschafft. Die muß ich jetzt ansehen!
20 Ein dritter entschuldigte sich: 'Ich habe gerade geheiratet. Du wirst verstehen, daß ich nicht kommen kann.
21 Der Bote kehrte zurück und berichtete alles seinem Herrn. Der wurde sehr zornig: 'Geh gleich auf die Straßen, auf alle Plätze der Stadt und hole die Bettler, Krüppel, Lahmen und Blinden herein!
22 Der Bote kam zurück und berichtete: 'Es sind viele gekommen, aber noch immer sind Plätze frei!
23 'Geh auf die Landstraßen', befahl der Herr, 'und bringe her, wen du finden kannst! Jeder ist eingeladen. Mein Haus soll voll werden.
24 Aber von denen, die ich zuerst eingeladen habe, wird keiner auch nureinen einzigen Bissen bekommen. "
25 Wie schon oft, war Jesus von einer großen Menschenmenge umlagert. Bei dieser Gelegenheit machte er seinen Zuhörern deutlich:
26 "Wenn einer mit mir gehen will, so muß ich für ihn wichtiger sein als alles andere in seinem Leben: wichtiger als seine Eltern,{Wörtlich: Wer nicht seine Eltern haßt. .} seine Frau, seine Kinder, seine Geschwister, ja wichtiger als das Leben selbst. ur so kann er mein Jünger sein.
27 Wer nicht bereit ist, diese Lasten um meinetwillen auf sich zu nehmen{Wörtlich: Wer nicht sein Kreuz trägt. .} und mir nachzufolgen, der gehört nicht zu mir.
28 Will sich jemand ein Haus bauen, dann überlegt er doch auch vorher, ob er das überhaupt bezahlen kann.
29 Kein vernünftiger Bauherr wird einfach anfangen und dabei riskieren, daß er bereits nach dem Bau des Fundaments aufhören muß. Die Leute werden ihn auslachen:
30 'Ein Haus wollte er bauen! Aber es reichte nur bis zum Fundament!
31 Oder welcher König würde wohl auf die Idee kommen, einem anderen den Krieg zu erklären, ohne mit seinen Beratern zu überlegen, ob seine Armee von zehntausend Mann stark genug ist, um die feindlichen Truppen mit zwanzigtausend Mann zu schlagen?
32 Erscheint ihm das Risiko zu groß, dann wird er, wenn die feindlichen Truppen noch weit entfernt sind, Unterhändler schicken, um über einen Frieden zu verhandeln.
33 Überlegt es euch vorher, ob ihr wirklich bereit seid, alles für mich aufzugeben und mir nachzufolgen.
34 Salz ist lebensnotwendig. Aber was soll man mit Salz anfangen, das seinen Geschmack verloren hat?
35 Fades Salz ist nutzlos. Es taugt nicht einmal als Dünger. Man muß es wegwerfen. Hört mir genau zu, damit ihr versteht, was ich meine!"
1 Viele Zollbeamte und andere verrufene Leute kamen immer wieder zu Jesus, um ihn zu hören.
2 Empört zischten die Pharisäer und Schriftgelehrten: "Mit welchem Gesindel gibt der sich da ab! Und nicht genug, daß er mit ihnen redet: Er setzt sich sogar mit ihnen an einen Tisch!"
3 Jesus benutzte wieder ein Gleichnis, um es ihnen zu erklären:
4 "Wenn du hundert Schafe hast, und eins läuft weg, läßt du dann nicht die neunundneunzig allein zurück, um das verlorene zu suchen, bis du es gefunden hast?
5 Glücklich wirst du es dann auf deinen Schultern nach Hause tragen
6 und deinen Freunden und Nachbarn zurufen: 'Kommt her, freut euch mit mir, ich habe mein Schaf wiedergefunden!
7 So wird man sich auch im Himmel über einen verlorenen Sünder, der zu Gott umkehrt, mehr freuen als über neunundneunzig andere, die es nicht nötig haben, Buße zu tun."
8 "Oder nehmt ein anderes Beispiel: Zehn Silbermünzen hatte eine Frau gespart. Als ihr eines Tages eine fehlt, zündet sie sofort eine Lampe an, stellt das ganze Haus auf den Kopf und sucht in allen Ecken.
9 Endlich hat sie die Münze gefunden. Sie rennt aus dem Haus zu ihren Freundinnen und Nachbarinnen: 'Ich hab' mein Geld wieder! Schaut her! Freut euch mit mir!
10 Genau so freuen sich auch die Engel Gottes, wenn ein einziger Sünder zu Gott umkehrt."
11 "Ein Mann hatte zwei Söhne", erzählte Jesus.
12 "Eines Tages sagte der Jüngere zu ihm: 'Vater, ich will jetzt schon meinen Anteil am Erbe ausbezahlt haben. Da teilte der Vater sein Vermögen unter ihnen auf.
13 Nur wenige Tage später packte der jüngere Sohn alles zusammen, verließ seinen Vater und reiste ins Ausland. Endlich konnte er sein Leben in vollen Zügen genießen. Er leistete sich, was er wollte,
14 bis er schließlich keinen Pfennig mehr besaß. Zu allem Unglück brach in dieser Zeit eine große Hungersnot aus. Es ging ihm sehr schlecht.
15 In seiner Verzweiflung bettelte er so lange bei einem Bauern, bis der ihn zum Schweinehüten auf die Felder schickte.
16 Oft quälte ihn der Hunger so, daß er froh gewesen wäre, etwas vom Schweinefutter zu bekommen. Aber selbst davon erhielt er nichts.
17 Da kam er zur Besinnung: 'Bei meinem Vater hat jeder Arbeiter mehr als genug zu essen, und ich sterbe hier vor Hunger.
18 Ich will zu meinem Vater gehen und ihm sagen: Vater, ich bin schuldig geworden an Gott und an dir.
19 Sieh mich nicht länger als deinen Sohn an, ich bin es nicht mehr wert. Aber kann ich nicht als Arbeiter bei dir bleiben?
20 Er stand auf und ging zurück zu seinem Vater. Der erkannte ihn schon von weitem. Voller Mitleid lief er ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küßte ihn.
21 Doch der Sohn bekannte: 'Vater, ich bin schuldig geworden an Gott und an dir. Sieh mich nicht länger als deinen Sohn an, ich bin es nicht mehr wert.
22 Sein Vater aber befahl den Knechten: 'Beeilt euch! Holt den schönsten Anzug, den wir im Hause haben, und gebt ihn meinem Sohn. Bringt auch einen kostbaren Ring und Schuhe für ihn!
23 Schlachtet das Kalb, das wir gemästet haben! Wir wollen feiern!
24 Mein Sohn war tot, jetzt lebt er wieder. Er war verloren, jetzt hat er zurückgefunden. Und sie begannen ein fröhliches Fest.
25 Inzwischen kam der ältere Sohn nach Hause. Er hatte auf dem Feld gearbeitet und hörte schon von weitem die Tanzmusik.
26 Erstaunt fragte er einen Knecht: 'Was wird denn hier gefeiert?
27 'Dein Bruder ist wieder da', antwortete er ihm. 'Dein Vater hat sich darüber so gefreut, daß er das Mastkalb schlachten ließ. Jetzt feiern sie ein großes Fest.
28 Der ältere Bruder wurde wütend und wollte nicht ins Haus gehen. Da kam sein Vater zu ihm und bat: 'Komm und freu dich mit uns!
29 Doch er entgegnete ihm bitter: 'Wie ein Arbeiter habe ich mich all diese Jahre für dich geschunden. Alles habe ich getan, was du von mir verlangt hast. Aber nie hast du mir auch nur eine junge Ziege gegeben, damit ich mit meinen Freunden einmal hätte richtig feiern können.
30 Und jetzt, wo dein Sohn zurückkommt, der dein Geld mit Huren durchgebracht und alles verpraßt hat, jetzt gibt es gleich ein Fest, und du läßt sogar das Mastkalb schlachten!
31 Sein Vater redete ihm zu: 'Mein Sohn, du bist immer bei mir gewesen. Was ich habe, gehört auch dir.
32 Darum komm, wir haben allen Grund zu feiern. Denn dein Bruder war für uns tot, jetzt hat für ihn ein neues Leben begonnen. Er war verloren, jetzt hat er zurückgefunden! "
1 Danach erzählte Jesus seinen Jüngern folgende Geschichte: "Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Als er entdeckte, daß dieser seinen Besitz verschleuderte,
2 stellte er ihn zur Rede: 'Was muß ich von dir hören? Bring mir deine Abrechnung! Du bist entlassen!
3 Der Verwalter überlegte: 'Was mache ich jetzt? Meinen Posten bin ich los. Ein Feld umgraben kann ich nicht, und zum Betteln bin ich zu stolz.
4 Aber ich weiß, was ich tue. Ich mache mir Freunde, die mir weiterhelfen, wenn ich arbeitslos bin.
5 Er ließ alle Männer zu sich rufen, die bei seinem Herrn Schulden hatten. Den ersten fragte er: 'Wieviel bist du meinem Herrn schuldig?
6 'Ich muß ihm hundert Faß Olivenöl geben', antwortete der Mann. 'Hier ist dein Schuldschein! erklärte ihm der Verwalter. 'Trage fünfzig ein!
7 'Und wie hoch sind deine Schulden? fragte er einen anderen. 'Ich schulde deinem Herrn hundert Sack Weizen. 'Hier, nimm den Schuldschein und schreibe achtzig! forderte er ihn auf."
8 Jesus lobte das vorausplanende Handeln des gerissenen Verwalters. Denn die Menschen dieser Welt gehen klüger und geschickter miteinander um als die Menschen, die sich zu Gott bekennen.
9 Jesus erklärte seinen Jüngern: "So klug wie dieser Verwalter sollt auch ihr das Geld einsetzen, das so viele zum Unrecht verführt. Helft damit solchen Menschen, die eure Hilfe brauchen. Dann werdet ihr, wenn euch das Geld nichts mehr nützen kann, von Gott einen Platz im Himmel bekommen.{Wörtlich: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit, wenn er zu Ende geht, man euch aufnimmt in die ewigen Zelte.}
10 Doch bedenkt: Nur wer im Kleinen ehrlich ist, wird es auch im Großen sein. Wenn ihr bei kleinen Dingen unzuverlässig seid, wird man euch niemals etwas Großes anvertrauen.
11 Geht ihr also schon mit Geld unehrlich um, wer wird euch dann die Reichtümer des Himmels geben wollen?
12 Verwaltet ihr das Geld anderer Leute nachlässig, wie kann euch Gott dann das schenken, was euch gehören soll?
13 Niemand kann zwei Herren gleichzeitig dienen. Entweder wird er für den einen arbeiten und für den anderen nichts tun, oder er wird den einen anerkennen und den anderen ablehnen. Deshalb müßt ihr euch entscheiden, ob ihr Gott oder dem Geld dienen wollt. Beides zugleich geht nicht."
14 Die geldgierigen Pharisäer spotteten über diese Worte.
15 Deshalb sagte er zu ihnen: "Ihr wollt, daß alle Menschen von eurer untadeligen Frömmigkeit überzeugt sind. Aber Gott kennt euch und weiß, daß ihr böse seid. Er verabscheut, wie ihr die Menschen beeindrucken wollt."
16 Weiter sagte Jesus: "Bis Johannes der Täufer kam, waren das Gesetz von Mose und die Lehren der Propheten die Maßstäbe für alles Handeln. Seitdem wird die frohe Botschaft vom Reich Gottes verkündet, und alle wollen unbedingt hinein.
17 Doch denkt daran: Eher vergehen Himmel und Erde, als daß auch nur ein einziger Buchstabe vom Gesetz Gottes ungültig wird.
18 Wer also seine Frau wegschickt und eine andere heiratet, der begeht Ehebruch; aber auch der bricht die Ehe, der eine geschiedene Frauheiratet."
19 "Da lebte einmal ein reicher Mann", berichtete Jesus. "Er war immer vornehm gekleidet und konnte sich alle Tage jeden Luxus leisten.
20 Vor dem Portal seines Hauses aber lag Lazarus, bettelarm und schwerkrank. Sein Körper war über und über mit Geschwüren bedeckt.
21 Während er dort um die Abfälle aus der Küche bettelte, kamen die Hunde und beleckten seine offenen Wunden.
22 Lazarus starb, und die Engel brachten ihn dorthin, wo all sein Leiden zu Ende war.{Wörtlich: in den Schoß Abrahams.} Auch der reiche Mann starb und wurde begraben.
23 Als er im Totenreich unter Qualen erwachte, blickte er auf und erkannte in weiter Ferne Abraham und Lazarus.
24 'Vater Abraham', rief der Reiche laut, 'habe Mitleid mit mir! Schicke mir doch den Lazarus! Er soll seine Fingerspitze ins Wasser tauchen und damit meine Zunge kühlen. Ich leide in diesen Flammen furchtbare Qualen!
25 Aber Abraham erwiderte: 'Erinnere dich! Du hast in deinem Leben alles gehabt, Lazarus hatte nichts. Jetzt geht es ihm gut, und du mußt leiden.
26 Außerdem liegt zwischen uns ein tiefer Abgrund. Niemand kann von der einen Seite zur anderen kommen, selbst wenn er es wollte.
27 'Vater Abraham', bat jetzt der Reiche, 'dann schicke ihn doch wenigstens
28 zu meinen fünf Brüdern. Er soll sie warnen, damit sie nach ihrem Tod nicht auch an diesen qualvollen Ort kommen.
29 Aber Abraham entgegnete: 'Deine Brüder sollen auf das hören, was sie bei Mose und den Propheten lesen können. Dann sind sie gewarnt.
30 Der Reiche widersprach: 'Nein, Vater Abraham, erst wenn einer von den Toten zu ihnen käme, würden sie ihr Leben ändern.
31 Doch Abraham blieb dabei: 'Wenn sie nicht auf Mose und die Propheten hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht. "
1 "Es wird immer wieder Versuchungen geben, die euch vom Glauben abbringen wollen", warnte Jesus seine Jünger. "Aber wehe dem, der die in die Irre führt, die wie ein Kind an mich glauben! Für ihn wäre es noch das beste, man hätte ihm einen Mühlstein um den Hals gehängt und ihn ins Meer geworfen.
2
3 Nehmt euch in acht! Wenn dein Bruder sündigt, dann sage ihm, was er verkehrt gemacht hat. Tut es ihm leid, dann vergib ihm!
4 Und wenn er dir siebenmal am Tag Unrecht tut und dich immer wieder um Vergebung bittet: Vergib ihm!"
5 Die Jünger baten Jesus eines Tages: "Herr, wie kann unser Glaube groß und fest werden?"
6 Darauf antwortete er: "Auf einen 'großen' Glauben kommt es gar nicht an. Selbst wenn euer Glaube so winzig wäre wie ein Senfkorn, könntet ihr diesem Maulbeerbaum befehlen: 'Reiß dich aus der Erde und verpflanze dich ins Meer! - es würde sofort geschehen."
7 "Wie ist das bei euch?" fragte Jesus seine Zuhörer. "Wenn euer Knecht vom Feld oder von der Herde heimkommt, sagt ihr dann zu ihm: 'Komm, setz dich an den Tisch und iß'?
8 Oder werdet ihr ihm nicht den Auftrag geben: 'Zieh dich um, mach mir etwas zu essen und deck den Tisch! Wenn ich gegessen habe, dann kannst du auch essen und trinken.
9 Kann der Knecht dafür einen besonderen Dank erwarten? Es gehört doch schließlich zu seiner Arbeit.
10 Das gilt auch für euch. Wenn ihr in meinem Dienst alles getan habt, was ich euch aufgetragen habe, dann sollt ihr sagen: 'Wir haben nur das getan, was zu unserem Auftrag gehört! "
11 Sie waren unterwegs nach Jerusalem. Ihr Weg führte sie durch das Grenzgebiet zwischen Galiläa und Samarien.
12 In einem Dorf begegneten ihnen zehn Leprakranke. In der vorgeschriebenen Entfernung blieben sie stehen
13 und riefen: "Jesus, Meister! Hab doch Erbarmen mit uns!"
14 Er sah sie an und forderte sie auf: "Geht zu den Priestern und zeigt ihnen, daß ihr geheilt seid!"Auf dem Wege dorthin wurden sie gesund.
15 Einer von ihnen lief zu Jesus zurück, als er merkte, daß er geheilt war. Laut lobte er Gott.
16 Er warf sich vor Jesus nieder und dankte ihm. Und das war ein Mann aus Samarien.
17 Jesus fragte: "Habe ich nicht zehn Männer geheilt? Wo sind denn die anderen neun?
18 Weshalb kommt als einziger dieser Fremde zurück, um sich bei Gott zu bedanken?"
19 Zu dem Samariter aber sagte er: "Stehe auf! Dein Glaube hat dich gerettet."
20 "Wann wird denn das Reich Gottes kommen?" wollten die Pharisäer von Jesus wissen. Er antwortete ihnen: "Das Reich Gottes kann man nicht sehen, wie man ein irdisches Reich sieht.
21 Niemand wird euch sagen können: 'Hier ist es! oder 'Dort ist es! Das Reich Gottes ist schon jetzt da - mitten unter euch."
22 Zu seinen Jüngern aber sagte er: "Die Zeit wird kommen, wo ihr alles dafür geben würdet, auch nur einen einzigen Tag der Herrschaft des Menschensohnes mitzuerleben. Aber dieser Wunsch wird sich nicht erfüllen.
23 Man wird euch immer wieder einreden wollen, daß der Menschensohn wiedergekommen ist und man ihn hier oder dort gesehen hat. Glaubt das auf keinen Fall, geht auch nicht dorthin und lauft ihnen nicht nach!
24 Denn wenn der Menschensohn wiederkommt, wird es jeder wissen. Er wird so unübersehbar sein wie ein Blitz, der den ganzen Horizont erhellt.
25 Aber vorher muß der Menschensohn noch viel leiden und es erdulden, daß ihn die Menschen dieser Zeit von sich stoßen."
26 "Am Tage seiner Wiederkunft werden die Menschen genau so leben wie zur Zeit Noahs.
27 Diese dachten auch nur an Essen, Trinken und Heiraten. Das ging so lange gut, bis Noah in die Arche stieg. Dann kam die Flut, und keiner von ihnen blieb am Leben.
28 Es wird genauso sein wie zu Lots Zeiten. Die Menschen kümmerten sich nur darum, daß sie genug zu essen und zu trinken hatten, daß sie kauften und verkauften, pflügten und bauten.
29 So ging es bis zu dem Tag, an dem Lot die Stadt Sodom verließ. Da regnete Feuer und Schwefel vom Himmel, und alle kamen in den Flammen um.
30 Genauso wird es sein, wenn der Menschensohn kommt.
31 Wer dann gerade auf der Terrasse seines Hauses ist, der soll nicht mehr ins Haus laufen, um seine Sachen zu holen. Wer auf dem Feld arbeitet, soll nicht mehr in sein Haus zurückkehren.
32 Denkt daran, was mit Lots Frau geschah!
33 Wer sich an sein Leben klammert, wird es verlieren. Wer sein Leben aber für Gott einsetzt, wird es für immer gewinnen."
34 "Auch das wird sich bei meiner Wiederkunft ereignen: Zwei schlafen in dieser Nacht in einem Bett, einer wird angenommen, und der andere bleibt zurück.
35 Zwei Frauen werden gemeinsam ihre Hausarbeit erledigen. Die eine wird angenommen, und die andere bleibt zurück.
36 Zwei Männer werden auf dem Feld arbeiten. Der eine wird angenommen, der andere bleibt zurück."
37 "Herr, wo wird sich das ereignen?" fragten die Jünger. Da antwortete ihnen Jesus: "Das wird für alle sichtbar sein."{Wörtlich: Bei einem verendeten Tier sammeln sich die Geier.}
1 Wie wichtig es ist, Gott so lange zu bitten, bis er antwortet, machte Jesus durch ein Gleichnis deutlich:
2 "In einer Stadt lebte ein Richter, der weder Gott noch Menschen fürchtete.
3 Tag für Tag bestürmte ihn eine Witwe mit ihrer Not: 'Verhilf mir doch endlich zu meinem Recht!
4 Immer wieder stieß sie bei ihm auf taube Ohren, aber schließlich verlor er die Geduld. 'Mir sind zwar Gott und die Menschen gleichgültig, aber diese Frau macht mich noch verrückt', sagte er sich. 'Wenn sie nicht ihr Recht bekommt, wird sie am Ende noch handgreiflich. "
5
6 Und Jesus fügte hinzu: "Begreift ihr, was ich euch damit sagen will?
7 Meint ihr, Gott wird seine Kinder übersehen und ihnen ihr Recht versagen, wenn sie ihm Tag und Nacht keine Ruhe lassen?
8 Ich versichere euch: Er wird ihnen schnellstens helfen. Die Frage ist: Wird der Menschensohn, wenn er wiederkommt, diesen Glauben bei euch finden?"
9 Mit einem Gleichnis wollte Jesus die Leute treffen, die sich gerecht vorkamen und hochmütig auf andere herabsahen:
10 "Zwei Männer, ein Pharisäer und ein Zolleinnehmer, gingen in den Tempel, um zu beten.
11 Selbstsicher stand der Pharisäer dort und betete: 'Ich danke dir, Gott, daß ich nicht so bin wie andere Leute. Ich bin kein Räuber, kein Gottloser, kein Ehebrecher und schon gar nicht wie dieser Zolleinnehmer da hinten.
12 Ich faste zweimal in der Woche, und von allen meinen Einkünften gebe ich den zehnten Teil für Gott.
13 Aber der Zolleinnehmer blieb verlegen am Eingang stehen und wagte kaum aufzusehen. Schuldbewußt betete er: 'Gott! Vergib mir, ich weiß, daß ich ein Sünder bin!
14 Ihr könnt sicher sein, dieser Mann ging von seiner Schuld befreit nach Hause, nicht aber der Pharisäer. Denn der Stolze wird gedemütigt, und der Demütige wird erhöht werden."
15 Eines Tages brachten einige Eltern ihre kleinen Kinder zu Jesus, damit er ihnen segnend die Hände auflegen sollte. Unwillig wollten die Jünger sie zurückweisen.
16 Doch Jesus rief die Kinder zu sich und wies die Jünger zurecht: "Laßt die Kinder zu mir kommen! Schickt sie nicht weg! Denn für Menschen wie sie ist das Reich Gottes bestimmt.
17 Habt ihr es denn noch immer nicht begriffen: Wer nicht wie ein kleines Kind voller Vertrauen zu Gott kommt, dem bleibt das Reich Gottes verschlossen."
18 Jesus wurde von einem angesehenen und reichen Mann gefragt: "Guter Meister, wasmuß ich tun, damit ich das ewige Leben bekomme?"
19 "Weshalb nennst du mich gut? Nur Gott ist gut, sonst keiner", stellte Jesus richtig.
20 "Um aber deine Frage zu beantworten: Du kennst doch Gottes Gebote: Du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht töten, nicht stehlen, du sollst über keinen deiner Mitmenschen etwas Unwahres sagen, und du sollst deine Eltern ehren."
21 Der Mann versicherte: "Alle diese Gebote habe ich von klein auf gehalten."
22 "Aber etwas fehlt dir noch", sagte Jesus. "Verkaufe alles, was du hast, und gib das Geld den Armen. Du gewinnst damit einen Schatz im Himmel. Dann komm und folge mir nach!"
23 Als der Mann das hörte, ging er niedergeschlagen weg, denn er war sehr reich.
24 Jesus sah ihm nach und sagte: "Wie schwer haben es doch die Reichen, in das Reich Gottes zu kommen!
25 Eher könnt ihr ein dickes Seil in ein Nadelöhr einfädeln,{Andere Übersetzung: Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr geht.} als daß Menschen, die an ihrem Reichtum hängen, in Gottes Reich kommen."
26 "Wenn das so schwierig ist", fragten ihn seine Zuhörer erschrocken, "kann dann überhaupt jemand gerettet werden?"
27 Er antwortete: "Für Menschen ist es unmöglich, aber nicht für Gott."
28 Eifrig rief Petrus: "Wir haben doch schon alles für dich aufgegeben und sind mit dir gegangen!"
29 "Ja", bestätigte Jesus, "jeder, der bereit ist, sein Haus, seine Frau, seine Geschwister, seine Eltern oder Kinder dem Reich Gottes unterzuordnen{Wörtlich: zu verlassen.} ,
30 der wird dafür reich belohnt werden: hier schon, in dieser Welt, und erst recht in der zukünftigen Welt mit dem ewigen Leben."
31 Jesus rief seine zwölf Jünger zu sich und sagte ihnen: "Ihr wißt, daß wir jetzt nach Jerusalem gehen. Dort wird sich alles erfüllen, was die Propheten über den Menschensohn geschrieben haben.
32 Man wird ihn an die Römer ausliefern, ihn verspotten, mißhandeln, anspucken und
33 schließlich auspeitschen und töten. Doch drei Tage später wird er von den Toten auferstehen."
34 Aber die Jünger begriffen nichts. Vergeblich zerbrachen sie sich den Kopf: "Was wollte Jesus nur damit sagen?"
35 Jesus und seine Jünger waren unterwegs nach Jericho. In der Nähe der Stadt saß ein Blinder am Straßenrand und bettelte.
36 Er hörte den Lärm der vorbeiziehenden Menge und fragte neugierig: "Was ist da los?"
37 Einige riefen ihm zu: "Jesus von Nazareth kommt nach Jericho!"
38 Als er das hörte, schrie er laut: "Jesus, du Sohn Davids, hilf mir!"
39 Die Leute fuhren ihn an: "Halt den Mund!" Er aber schrie nur noch lauter: "Sohn Davids, hilf mir doch!"
40 Jesus blieb stehen und ließ den Mann zu sich führen.
41 Dann fragte er ihn: "Was willst du von mir?" "Herr", flehte ihn der Blinde an, "ich möchte wieder sehen können!"
42 "Du sollst wieder sehen!" sagte Jesus zu ihm. "Dein Vertrauen hat dich geheilt."
43 Von diesem Augenblick an konnte der Mann wieder sehen. Er ging mit Jesus und lobte Gott. Zusammen mit ihm lobten und dankten alle, die seine Heilung miterlebt hatten.
1 Als Jesus durch Jericho zog, liefen viele Menschen zusammen.
2 Unter ihnen war Zachäus, der Oberaufseher über alle Zolleinnehmer. Er war sehr reich.
3 Zachäus wollte Jesus unbedingt sehen; aber er war sehr klein, und niemand machte ihm Platz.
4 Da rannte er ein Stück voraus und kletterte auf einen Maulbeerbaum, der am Wege stand. Von hier aus konnte er alles überblicken.
5 Als Jesus dort vorbeikam, entdeckte er ihn. "Zachäus, komm schnell herunter!" rief Jesus. "Ich möchte heute dein Gast sein!"
6 Im Nu war er vom Baum herunter und nahm Jesus voller Freude mit in sein Haus.
7 Die anderen Leute empörten sich über Jesus. "Jeder weiß doch, daß Zachäus nur durch Betrug reich geworden ist! Wie kann Jesus nur dieses Haus betreten!"
8 Zachäus wurde auf einmal sehr ernst: "Herr, ich werde die Hälfte meines Vermögens an die Armen verteilen, und wem ich am Zoll zuviel abgenommen habe, dem gebe ich es vierfach zurück."
9 Da sagte Jesus zu ihm: "Heute ist ein großer Tag für dich und deine Familie; denn Gott hat euch heute als seine Kinder angenommen. Du warst einer von Abrahams verlorenen Söhnen.
10 Der Menschensohn ist gekommen, Verlorene zu suchen und zu retten."
11 Jesus fügte noch ein Gleichnis hinzu. Es war ihm nicht entgangen, daß viele in seiner Umgebung damit rechneten, bei ihrem Einzug in Jerusalem würde Gott seine Herrschaft sichtbar aufrichten.
12 "Ein Fürst trat eine weite Reise an, um sich zum König krönen zu lassen.
13 Bevor er abreiste, rief er zehn seiner Leute zu sich, gab jedem tausend Mark{Wörtlich: zehn Minen (Goldstücke).} und sagte: 'Setzt dieses Geld gewinnbringend ein! Ich komme bald zurück!
14 Viele Bürger aber wollten ihn nicht als König haben. Deshalb schickten sie eine Abordnung hinter ihm her mit der Erklärung: 'Diesen Mann werden wir nicht als König anerkennen!
15 Trotzdem wurde er gekrönt und kam als König in sein Land zurück. Er befahl die Leute zu sich, denen er das Geld gegeben hatte, und wollte wissen: 'Was habt ihr damit gemacht?
16 Der erste berichtete: 'Herr, ich habe das Zehnfache deines Geldes als Gewinn erwirtschaftet.
17 'Ausgezeichnet! rief der König. 'Das hast du gut gemacht! Du hast dich in dieser kleinen Aufgabe bewährt. Ich vertraue dir die Verwaltung von zehn Städten an.
18 Darauf trat der nächste Mann vor und berichtete: 'Herr, ich habe das Fünffache deines Kapitals hinzugewonnen.
19 'Gut! sprach sein Herr. 'Du wirst Verwalter über fünf Städte.
20 Der dritte kam an die Reihe. 'Hier hast du deine tausend Mark zurück. Ich habe gut auf dein Geld aufgepaßt! sagte er.
21 'Ich fürchte dich als harten Geschäftsmann. Bestimmt hättest du mir meinen Gewinn doch abgenommen. Denn du nimmst, was dir nicht gehört, und du erntest, was andere gesät haben.
22 'Du richtest dich mit deinen eigenen Worten, du Narr! rief der König zornig. 'Wenn du weißt, daß ich ein harter Geschäftsmann bin, daß ich nehme, was mir nicht gehört, daß ich ernte, wo ich nicht angebaut habe,
23 warum hast du das Geld dann nicht bei der Bank eingezahlt? Dann hätte ich wenigstens Zinsen dafür bekommen!
24 Er forderte die Umstehenden auf: 'Nehmt ihm das Geld ab und gebt es dem Mann, der das meiste erwirtschaftet hat.
25 'Aber Herr', widersprachen seine Leute, 'der hat doch schon genug!
26 Da sagte ihnen der König: 'Es ist nun einmal so: Wer das, was er hat, gewissenhaft nutzt, dem kann man noch mehr anvertrauen. Wer aber mit Wenigem nachlässig umgeht, dem wird man auch das noch nehmen.
27 Doch jetzt holt meine Feinde her, die sich während meiner Abwesenheit gegen mich aufgelehnt haben: Sie sollen vor meinen Augen hingerichtet werden! "
28 Nachdem Jesus diese Geschichte erzählt hatte, ging er nach Jerusalem.
29 In der Nähe der Dörfer Bethphage und Bethanien, die beide am Ölberg liegen, schickte er zwei seiner Jünger voraus:
30 "Wenn ihr in dieses Dorf kommt, werdet ihr einen jungen Esel finden, auf dem noch nie jemand geritten ist. Bindet ihn los und bringt ihn her!
31 Sollte euch jemand fragen, was ihr da macht, sagt einfach: 'Der Herr braucht ihn. "
32 Die Jünger fanden den Esel, wie Jesus es ihnen beschrieben hatte.
33 Als sie ihn losbanden, fragten die Besitzer: "Was macht ihr denn da?"
34 Sie antworteten: "Der Herr braucht ihn."
35 Und sie brachten den Esel zu Jesus. Einige legten dem Tier ihre Mäntel auf den Rücken, bevor sich Jesus daraufsetzte.
36 Auf dem Weg nach Jerusalem breiteten die begeisterten Menschen ihre Kleider auf der Straße aus. Sie wollten Jesus wie einen König empfangen.
37 Als sie auf der Höhe des Ölbergs angekommen waren und Jerusalem vor ihnen lag, jubelten und sangen die Menschen. Sie dankten Gott für die vielen herrlichen Wunder, die Jesus getan hatte.
38 Laut sangen sie: "Heil dem König, den Gott uns sendet! Gott hat Frieden mit uns geschlossen. Lob und Ehre dem Allerhöchsten!"
39 Empört riefen da einige Pharisäer aus der Menge: "Meister, verbiete das deinen Leuten! Das ist Gotteslästerung!"
40 Er antwortete ihnen nur: "Wenn sie schweigen, dann werden die Steine am Wege schreien."
41 Als Jesus Jerusalem vor sich liegen sah, weinte er über die Stadt.
42 "Der Friede war dir so nahe, warum nur wolltest du ihn nicht haben? Und auch jetzt willst du ihn nicht",{Wörtlich: Wenn auch du an diesem Tag erkannt hättest, was zu deinem Frieden dient.} sagte Jesus traurig.
43 "Der Tag wird kommen, an dem deine Feinde einen Wall um deine Mauern aufwerfen und dich von allen Seiten belagern.
44 Wenn deine Mauern fallen, werden alle Bewohner getötet werden. Kein Stein wird auf dem anderen bleiben. Warum hast du die Gelegenheit nicht genutzt, die Gott dir geboten hat?"
45 Kaum hatte Jesus den Tempel betreten, da begann er, die Händler hinauszujagen
46 und rief: "Gott sagt: 'Mein Haus soll ein Ort des Gebetes sein',{Jesaja 56,7} aber ihr habt daraus eine Räuberhöhle gemacht!"
47 Jeden Tag lehrte er im Tempel, obwohl die Hohenpriester, die Schriftgelehrten und führenden Männer des Volkes nach einer passenden Gelegenheit suchten, Jesus umzubringen.
48 Noch konnten sie nichts gegen ihn unternehmen, wenn sie nicht zugleich das Volk gegen sich aufbringen wollten, denn die Menschen hörten Jesus gern zu und achteten auf jedes seiner Worte.
1 An einem dieser Tage verkündete Jesus im Tempel die Heilsbotschaft. Da gingen die Hohenpriester, die Schriftgelehrten und führenden Männer des Volkes zu ihm.
2 "Mit welchem Recht hast du die Händler aus dem Tempel vertrieben?" wollten sie von ihm wissen. "Wer hat dir den Auftrag dazu gegeben?"
3 "Ehe ich eure Frage beantworte, möchte ich euch etwas fragen", erwiderte Jesus.
4 "Taufte Johannes die Menschen im Auftrag Gottes, oder wer sonst hatte ihn beauftragt?"
5 Sie überlegten: "Wenn wir sagen, 'Gott hat ihn gesandt', so wird er uns fragen: 'Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt?
6 Sagen wir aber: 'Johannes war kein Bote Gottes', dann steinigt uns das Volk; denn alle glauben, daß Johannes ein Prophet war."
7 Deshalb antworteten sie schließlich: "Wir können deine Frage nicht beantworten, weil wir es nicht wissen."
8 "Nun, dann sage ich euch auch nicht, wer mir diesen Auftrag gegeben hat", entgegnete ihnen Jesus.
9 Seinen Zuhörern erzählte Jesus nun die folgende Geschichte: "Ein Mann legte einen Weinberg an. Er verpachtete ihn an einige Winzer und reiste für längere Zeit ins Ausland.
10 Zur Zeit der Weinlese sandte er einen Boten, der den vereinbarten Anteil an der Ernte abholen sollte. Aber die Pächter schlugen ihn zusammen und schickten ihn mit leeren Händen zurück.
11 Nun beauftragte der Weinbergbesitzer einen anderen Mann. Aber dem ging es genauso. Die Pächter beschimpften ihn und jagten ihn weg.
12 Er schickte einen dritten. Auch den schlugen sie blutig und vertrieben ihn.
13 'Was soll ich machen? fragte sich der Besitzer. 'Ich werde meinen einzigen Sohn zum Weinberg schicken. Sie werden es nicht wagen, ihm etwas anzutun.
14 Als die Pächter erkannten, daß der Sohn kam, beratschlagten sie: 'Das ist der Erbe. Wenn wir den aus dem Weg räumen, gehört der Weinberg uns!
15 Und sie zerrten ihn vor den Weinberg und töteten ihn. as meint ihr wohl", fragte Jesus nun seine Zuhörer, "was der Besitzer des Weinbergs mit diesen Pächtern tun wird?
16 Er wird kommen und sie töten und den Weinberg an andere verpachten!" "Aber so etwas gibt es doch gar nicht!" meinten kopfschüttelnd die Zuhörer.
17 Da sah Jesus sie an und fragte: "Was bedeutet denn dieser Satz: 'Der Stein, den die Bauarbeiter weggeworfen haben, weil sie ihn für unbrauchbar hielten, ist zum Grundstein des ganzen Hauses geworden'?"{Psalm 118,22-23}
18 Und er fügte hinzu: "Wer auf diesen Stein fällt, wird sich zu Tode stürzen, und auf wen er fällt, den wird er zermalmen."
19 Nach diesem Gleichnis hätten die Hohenpriester und Schriftgelehrten Jesus am liebsten sofort verhaftet. Sie erkannten, daß sie mit dieser Erzählung gemeint waren. Aber sie wagten es nicht, weil Jesus beim Volk sehr beliebt war.
20 Um einen Anlaß zu finden, ließen sie ihn überwachen. Sie versuchten, ihm eine Falle zu stellen, indem sie einige Männer vorschickten, die einen Gewissenskonflikt heucheln sollten. Ließe sich Jesus zu einer unbedachten Antwort verleiten, hätten sie endlich etwas in der Hand, um ihn den römischen Behörden auszuliefern.
21 Die Leute kamen also zu Jesus und fragten ihn: "Meister, wir wissen, daß du unbestechlich bist. Du sagst die Wahrheit, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, was die Leute hören wollen. Du lehrst, wie wir nach Gottes Willen handeln sollen.
22 Deshalb bitten wir dich um einen Rat: Ist es eigentlich Gottes Wille, daß wir an den römischen Kaiser Steuern zahlen, oder nicht?"
23 Jesus durchschaute sie und sagte:
24 "Ihr wollt mich doch nur hereinlegen. Zeigt einmal eine Münze her! Welches Bild und welcher Name sind darauf zu erkennen?" Sie antworteten: "Das Bild und der Name des römischen Kaisers!"
25 "Dann gebt dem Kaiser, worauf er einen Anspruch hat", antwortete Jesus, "und gebt Gott, was ihm gehört!"
26 So war es ihnen nicht gelungen, Jesus vor allen Leuten in eine Falle zu locken. Sie waren von seiner Antwort so überrascht, daß sie schweigend weggingen.
27 Einige Sadduzäer - sie glauben nicht an eine Auferstehung der Toten -
28 kamen zu Jesus und fragten ihn: "Im Gesetz des Mose steht: Wenn ein verheirateter Mann kinderlos stirbt, dann soll sein Bruder die Witwe heiraten. Das erste ihrer Kinder soll der Erbe des Verstorbenen sein.
29 Nun gab es da sieben Brüder. Der älteste heiratete und starb kinderlos.
30 Darauf heiratete sein Bruder die Witwe, aber auch in dieser Ehe wurden keine Kinder geboren.
31 So ging es weiter, bis alle sieben mit ihr verheiratet gewesen waren. Kinder aber hatten sie nicht bekommen.
32 Schließlich starb auch die Frau.
33 Nun unsere Frage: Zu welchem Mann wird diese Frau nach der Auferstehung gehören? Alle sieben Männer waren doch mit ihr verheiratet!"
34 Jesus antwortete den Sadduzäern: "Die Ehe gibt es nur in dieser Welt.
35 Wer aber das ewige Leben erlangt und einmal in Gottes Reich sein darf, für den wird es keine Ehe mehr geben.
36 Er wird auch nicht mehr sterben wie die Menschen hier auf der Erde, sondern wie die Engel ewig leben und zu den Kindern Gottes gehören. Denn er ist vom Tod zu einem neuen Leben auferstanden.
37 Aber die andere Frage, ob es überhaupt eine Auferstehung gibt, wird schon von Mose beantwortet. Er beschreibt, wie Gott ihm im brennenden Dornbusch erschien, und er nennt ihn den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.
38 Er ist ein Gott der Lebenden, nicht der Toten. Für ihn sind sie alle lebendig."
39 Einige Schriftgelehrte stimmten ihm zu: "Das hast du gut gesagt, Meister."
40 Jetzt wagte niemand mehr, weitere Fragen zu stellen.
41 Dann stellte Jesus ihnen eine Frage: "Wie könnt ihr behaupten, Christus sei ein Nachkomme von König David?
42 David selbst schreibt doch in den Psalmen: 'Gott sprach zu meinem Herrn: Setze dich auf den Ehrenplatz an meiner rechten Seite,
43 bis ich dir alle deine Feinde unterworfen habe, bis du deinen Fuß auf ihren Nacken setzt.
44 David nennt Christus also 'Herr'. Meint ihr wirklich, jemand würde seinen Sohn mit 'Herr' anreden?"
45 Vor allen Leuten, die sich um sie versammelt hatten, forderte Jesus seine Jünger auf:
46 "Werdet nicht wie die Schriftgelehrten, die in ihren langen Talaren auf der Straße herumspazieren und es genießen, wenn die Leute sie ehrerbietig grüßen. Beim Gottesdienst in der Synagoge sitzen sie in der ersten Reihe, und es gefällt ihnen, wenn man ihnen bei allen Festen die Ehrenplätze anbietet.
47 Gierig stürzen sie sich auf den Besitz wehrloser Witwen. Dabei verstecken sie ihre bösen Absichten hinter langen Gebeten. Gottes Strafe wird sie besonders hart treffen."
1 Während Jesus das sagte, konnte er beobachten, wie die Reichen großzügig ihre Gaben in den Opferkasten im Tempel legten.
2 Er sah aber auch eine arme Witwe, die zwei kleine Münzen hineinwarf.
3 "Das ist sicher", meinte Jesus, "diese arme Witwe hat mehr geopfert als alle anderen.
4 Die Reichen haben nur etwas von ihrem Überfluß gespendet; aber diese Frau ist arm und gab doch alles, was ihr zum Leben geblieben war."
5 Einige sprachen begeistert von der Schönheit des Tempels, den wertvollen Steinen und Kostbarkeiten an seinen Wänden.
6 Aber Jesus sagte: "Seht es euch an! Bald kommt die Zeit, wo all das in Trümmer fällt. Kein Stein wird auf dem anderen bleiben."
7 Erschrocken wollten die Jünger wissen: "Herr, wann wird das geschehen? Woran erkennen wir, wann das Ende kommt?"
8 "Bleibt wachsam!" warnte sie Jesus, "laßt euch nicht verführen, denn viele werden kommen, die von sich behaupten: 'Ich bin Christus! Andere werden verkünden: 'Das Ende ist da! Glaubt ihnen nicht!
9 Wenn es zu Kriegen und Unruhen kommt, geratet nicht in Panik. Es muß so kommen; aber das ist noch nicht das Ende."
10 Dann sagte er zu ihnen: "Die Völker und Machtblöcke der Erde werden gegeneinander Kriege führen.
11 Erdbeben werden große Teile der Welt erschüttern, Seuchen und Hungersnöte die Menschen heimsuchen. Unerklärliche Erscheinungen am Himmel werden alle Menschen in Angst und Schrecken versetzen.
12 Bevor das alles geschieht, wird man euch verfolgen. Weil ihr euch zu mir bekennt, werden sie euch verurteilen, ins Gefängnis werfen und vor die Mächtigen dieser Welt und ihre Herrscher stellen.
13 Bedenkt aber, daß ihr dadurch Gelegenheit habt, mich zu bezeugen und meine Botschaft in aller Öffentlichkeit bekanntzumachen.
14 Prägt es euch ein: Grübelt nicht schon heute darüber nach, wie ihr euch vor Gericht verteidigen könnt.
15 Ich selber werde euch zeigen, wie ihr euch weise verhalten und was ihr sagen sollt, so daß eure Gegner nichts mehr erwidern können.
16 Selbst eure nächsten Angehörigen, eure Eltern, Brüder und Freunde werden euch verraten und verhaften lassen. Einige von euch wird man töten.
17 Alle Welt wird euch hassen, weil ihr zu mir gehört.
18 Aber Gott wird euch nie verlassen. Ohne seinen Willen wird euch kein Haar gekrümmt werden.
19 Bleibt fest und haltet durch, dann gewinnt ihr das ewige Leben."
20 "Wenn die Feinde Israels Jerusalem belagern, dauert es nicht mehr lange, bis diese Stadt zerstört wird.
21 Dann sollen die Bewohner Judäas in das Gebirge flüchten. Wer in Jerusalem wohnt, verlasse die Stadt so schnell wie möglich, und niemand suche in ihr Schutz.
22 Die Tage des göttlichen Gerichts sind gekommen. Jetzt erfüllen sich die Worte der Propheten.
23 Besonders hart trifft es die werdenden Mütter und die Frauen mit Säuglingen. Leiden aber müssen alle, denn Gott straft in seinem Zorn das ganze Volk.
24 Die Menschen werden niedergemetzelt und die Gefangenen in die ganze Welt verschleppt. Jerusalem aber wird besetzt und zerstört sein, bis Gott die Herrschaft der Heiden beendet."
25 "Zu dieser Zeit werden Zeichen an Sonne, Mond und Sternen Unheil verkünden. Angst und schreckliche Ratlosigkeit beherrschen die Menschen, weil Sturmfluten und Katastrophen über sie hereinbrechen.
26 Ungewißheit und Furcht treiben sie zur Verzweiflung. Sogar der Lauf der Gestirne wird in Unordnung geraten.
27 Doch dann werden alle Völker den Menschensohn in den Wolken des Himmels mit göttlicher Macht und Herrlichkeit wiederkommen sehen.
28 Deshalb: Wenn sich diese Dinge ereignen, dann dürft ihr hoffen. Eure Befreiung steht vor der Tür."
29 "Ich will es euch an einem Beispiel verdeutlichen: Seht euch den Feigenbaum an oder die anderen Bäume.
30 Wenn sie anfangen zu blühen, weiß jeder, daß es bald Sommer wird.
31 So könnt ihr wissen, daß Gottes Reich nahe ist, wenn sich all das ereignet.
32 Denn das steht fest: Dieses Volk wird nicht untergehen, bevor sich nicht alles erfüllt hat.
33 Und wenn auch Himmel und Erde vergehen, meine Worte vergehen nicht."
34 "Ihr seid in Gefahr! Paßt auf, daß euch nicht die Gier nach Luxus und Wohlstand,{Wörtlich: daß eure Herzen nicht beschwert werden durch Völlerei und Trunksucht.} auch nicht die Sorgen des Alltags vom Ziel ablenken! Seid jederzeit auf diesen Tag vorbereitet, sonst wird er euch überfallen.
35 Denn das ist sicher: Er kommt für alle plötzlich und überraschend.
36 Bleibt wachsam und betet allezeit, damit ihr das übersteht, was euch erwartet. Dann könnt ihr ohne Furcht vor den Menschensohn treten."
37 Täglich ging Jesus in den Tempel, um dort zu lehren. Abends verließ er die Stadt und verbrachte die Nächte am Ölberg.
38 Wenn er am frühen Morgen wieder in den Tempel kam, warteten schon viele Menschen auf ihn, um ihn zu hören.
1 Es waren nur noch wenige Tage bis zum Passahfest. Dieses Fest nennen die Juden auch das 'Fest der ungesäuerten Brote'.{2. Mose 12,18-21}
2 Nach wie vor suchten die Hohenpriester und Schriftgelehrten nach einer Gelegenheit, Jesus heimlich umzubringen; denn sie hatten Angst, daß es sonst zu Unruhen im Volk kommen würde.
3 Zu der Zeit ergriff der Satan Besitz von Judas Ischarioth, einem der zwölf Jünger Jesu.
4 Judas ging zu den Hohenpriestern und den Anführern der Tempelpolizei und beriet mit ihnen, wie sie Jesus unauffällig festnehmen könnten.
5 Hocherfreut versprachen die Hohenpriester ihm eine Belohnung.
6 Sie wurden sich einig, und Judas suchte nach einer Gelegenheit, Jesus ohne Aufsehen an seine Feinde zu verraten.
7 Es kam der Tag, an dem das Passahlamm geschlachtet werden mußte.
8 Deshalb gab Jesus seinen Jüngern Petrus und Johannes den Auftrag: "Bereitet alles vor, damit wir gemeinsam das Passahmahl essen können."
9 "Wo sollen wir denn das Fest feiern?" fragten sie.
10 "Wenn ihr nach Jerusalem kommt", antwortete er, "wird euch ein Mann mit einem Wasserkrug begegnen. Geht ihm nach bis zu dem Haus, das er betritt.
11 Sagt dem Hausherrn: 'Unser Meister bittet dich, uns den Raum zu zeigen, in dem er mit seinen Jüngern das Passahlamm essen kann.
12 Er wird euch im Obergeschoß in einen großen Raum führen, der mit Polstern ausgestattet ist. Dort bereitet das Essen zu."
13 Die Jünger gingen in die Stadt. Es kam alles so, wie Jesus es gesagt hatte. Und sie bereiteten dort das Fest vor.
14 Als die Stunde für das Passahmahl da war, nahm Jesus mit seinen Jüngern an der Festtafel Platz.
15 "Wie sehr habe ich mich danach gesehnt, mit euch das Passahmahl zu essen, bevor ich leiden muß", sagte er.
16 "Ihr sollt wissen: Ich werde das Passahmahl erst wieder im Reich Gottes mit euch feiern. Dann hat sich erfüllt, wofür das Fest jetzt nur ein Zeichen ist."
17 Jesus nahm den Becher mit Wein, sprach das Dankgebet und sagte: "Nehmt den Becher und trinkt alle daraus.
18 Denn ich werde keinen Wein mehr trinken, bis das Reich Gottes gekommen ist."
19 Dann nahm er das Brot. Er dankte Gott dafür, teilte es und gab es ihnen mit den Worten: "Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Feiert dieses Mahl immer wieder. Denkt daran, was ich für euch getan habe, sooft ihr dieses Brot eßt."
20 Nach dem Essen nahm er den Becher mit Wein, gab ihn den Jüngern und sagte: "Dies ist mein Blut, mit dem der neue Bund zwischen Gott und den Menschen besiegelt wird. Es wird für euch zur Vergebung der Sünden vergossen.
21 Aber mit uns an diesem Tisch sitzt der Mann, der mich verraten wird.
22 Es ist der Wille Gottes, daß der Menschensohn sterben muß. Aber wehe dem Verräter!"
23 Bestürzt fragte einer den anderen: "Wer von uns könnte so etwas tun?"
24 Die Jünger stritten sich darüber, wem unter ihnen der erste Platz zusteht.
25 Da sagte ihnen Jesus: "In dieser Welt unterdrücken die Herrscher ihre Völker, und Diktatoren lassen sich als Wohltäter feiern.
26 Aber so soll es bei euch nicht sein. Der Erste unter euch soll sich allen anderen unterordnen, und wer euch führen will, muß allen dienen.
27 Wer ist denn der Herr? Wer sich bedienen läßt oder wer dient? Ich aber bin unter euch wie ein Diener.
28 Ihr seid mir in diesen Tagen der Gefahr und der Anfechtung treu geblieben.
29 Deshalb verspreche ich euch: Ihr werdet mit mir zusammen in meinem Reich herrschen, das mein Vater mir übergeben hat.
30 Mit mir sollt ihr am selben Tisch essen und trinken und mit mir über die zwölf Stämme Israels Gericht halten."
31 "Simon, Simon! Der Satan ist hinter euch her, die Spreu vom Weizen zu trennen.
32 Aber ich habe für dich gebetet, damit du den Glauben nicht verlierst. Wenn du dann zu mir zurückkehrst, so stärke den Glauben deiner Brüder!"
33 "Herr, wie kannst du so etwas sagen?" fuhr Petrus auf. "Ich bin jederzeit bereit, mit dir ins Gefängnis zu gehen und sogar für dich zu sterben."
34 Doch Jesus sagte: "Petrus, ich sage dir: Noch ehe morgen früh der Hahn kräht, wirst du dreimal geleugnet haben, daß du mich kennst."
35 Jesus fragte seine Jünger: "Als ich euch damals ohne Geld, Tasche und Schuhe aussandte, habt ihr da Not leiden müssen?" "Nein, niemals!" beteuerten sie.
36 "Jetzt aber nehmt das Geld, das ihr habt, und euer Gepäck", forderte er sie auf. "Wer keine Waffe besitzt, soll seinen Mantel verkaufen und sich eine beschaffen.
37 Denn jetzt ist die Zeit da, in der sich auch dieses Wort an mir erfüllt: 'Man wird ihn wie einen Verbrecher behandeln.{Jesaja 53,12} Alles, was die Propheten von mir geschrieben haben, geht nun in Erfüllung."
38 "Herr", riefen die Jünger, "wir haben hier zwei Schwerter." Doch Jesus unterbrach sie: "Genug damit!"
39 Begleitet von seinen Jüngern, ging Jesus nach dem Festmahl wieder hinaus zum Ölberg.
40 Dort sagte er zu ihnen: "Betet darum, daß ihr der kommenden Versuchung widerstehen könnt!"
41 Nicht weit von seinen Jüngern entfernt kniete Jesus nieder
42 und betete: "Vater, wenn es möglich ist, bewahre mich vor diesem Leiden. Aber nicht was ich will, sondern was du willst, soll geschehen."
43 Da erschien ein Engel vom Himmel und gab ihm neue Kraft.
44 Jesus litt Todesängste und betete so eindringlich, daß sein Schweiß wie Blut auf die Erde tropfte.
45 Als er dann zu seinen Jüngern zurückkehrte, schliefen sie, erschöpft von ihren Sorgen und ihrer Trauer.
46 "Ihr dürft jetzt nicht schlafen", rüttelte Jesus sie wach. "Steht auf und betet, damit ihr der Versuchung widersteht!"
47 Noch während Jesus das sagte, kam ein Trupp Männer auf sie zu. Sie wurden von Judas, einem der zwölf Jünger, angeführt. Judas ging zu Jesus, um ihn mit einem Kuß zu begrüßen.
48 Aber Jesus fragte ihn: "Judas, willst du den Menschensohn mit einem Kuß verraten?"
49 Jetzt hatten auch die anderen Jünger begriffen, was hier vorging. Aufgeregt riefen sie: "Herr, sollen wir uns wehren?"
50 Einer von ihnen zog auch gleich das Schwert und schlug auf einen Soldaten des Hohenpriesters ein. Er hieb ihm das rechte Ohr ab.
51 Aber Jesus befahl: "Hört auf damit!" Er berührte das Ohr des Mannes und heilte ihn.
52 Dann fragte Jesus die Hohenpriester, die Anführer der Tempelpolizei und die Führer des Volkes, die alle mitgekommen waren: "Bin ich denn ein Verbrecher, daß ihr euch mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet habt, um mich zu verhaften?
53 Warum habt ihr mich nicht im Tempel festgenommen? Ich war schließlich jeden Tag dort! Aber jetzt ist eure Stunde da. Jetzt hat die Finsternis Macht."
54 Die Soldaten verhafteten Jesus und führten ihn zum Palast des Hohenpriesters. Petrus folgte ihnen in sicherem Abstand.
55 Im Hofe des Palastes zündeten sie ein Feuer an, um sich zu wärmen. Petrus setzte sich zu ihnen.
56 Im Schein des Feuers bemerkte ihn ein Dienstmädchen und sah ihn prüfend an. "Der Mann war auch bei Jesus!" rief sie.
57 Doch heftig widersprach Petrus: "Das ist unmöglich! Ich kenne den Mann überhaupt nicht!"
58 Kurz darauf sah ihn ein anderer und meinte: "Na klar, du bist einer von seinen Leuten!" "Ausgeschlossen! Ich doch nicht!" wehrte Petrus ab.
59 Nach etwa einer Stunde behauptete plötzlich wieder einer: "Der hier gehörte zu den Männern, die bei Jesus waren; man hört doch gleich, daß er auch aus Galiläa kommt."
60 Aber aufgebracht stieß Petrus hervor: "Wovon redest du? Was meinst du eigentlich?" Da krähte ein Hahn.
61 In diesem Augenblick wandte sich Jesus um und sah seinen Jünger an. Da erinnerte sich Petrus daran, daß Jesus zu ihm gesagt hatte: "Noch ehe morgen früh der Hahn kräht, wirst du dreimal geleugnet haben, daß du mich jemals gesehen hast."
62 Da ging Petrus hinaus und weinte sehr.
63 Die Soldaten, die Jesus bewachten, verhöhnten und schlugen ihn.
64 Sie banden ihm die Augen zu und spotteten: "Na, du Prophet! Sage uns, wer hat dich gerade geschlagen?"
65 In dieser Weise quälten sie ihn noch lange.
66 Bei Tagesanbruch kamen die führenden Männer des Volkes, die Hohenpriester und die Schriftgelehrten zu einer außerordentlichen Gerichtsverhandlung zusammen.
67 Sie fragten Jesus: "Bist du nun der Messias, der verheißene Befreier, oder bist du es nicht?" Er erwiderte: "Ihr glaubt doch nicht, was ich euch sage,
68 und wenn ich euch etwas frage, dann antwortet ihr mir nicht.
69 Schon bald wird der Menschensohn auf dem Platz an der rechten Seite Gottes sitzen."
70 Empört schrien alle: "Willst du damit etwa sagen, daß du der Sohn Gottes bist?" Jesus antwortete: "Ihr habt recht, ich bin es!"
71 "Wozu brauchen wir da noch Zeugen?" riefen jetzt die Ankläger einmütig. "Alle haben seine Gotteslästerung gehört!"
1 Nun erhoben sich die Mitglieder des Gerichtshofes und ließen Jesus zu dem römischen Gouverneur Pilatus bringen.
2 Dort beschuldigten sie ihn: "Dieser Mensch hetzt unser Volk auf. Er redet den Leuten ein, daß sie dem Kaiser keine Steuern zahlen sollen. Und er behauptet von sich, er sei der neue König, den Gott geschickt hat."
3 "Stimmt das?" fragte Pilatus den Angeklagten. "Bist du wirklich der König der Juden?" Jesus antwortete: "Ja, ich bin es!"
4 Pilatus erklärte den Hohenpriestern und der ganzen Volksmenge: "Dieser Mann ist doch kein Verbrecher!"
5 Aber sie widersprachen heftig: "Überall wo er hinkommt, von Galiläa bis hierher nach Jerusalem, hetzt er die Menschen auf."
6 "Ist der Mann denn aus Galiläa?" fragte Pilatus.
7 Als sie es bestätigten, sah er eine Gelegenheit, den Fall loszuwerden. Er befahl, Jesus zu König Herodes zu bringen, der die Provinz Galiläa regierte und sich während des Passahfestes auch in Jerusalem aufhielt.
8 Herodes wollte Jesus schon lange kennenlernen. Er hatte viel von ihm gehört und hoffte, Jesus würde ihm ein Wunder vorführen.
9 Der König stellte Frage um Frage, aber Jesus gab ihm keine einzige Antwort.
10 Um so mehr redeten die Hohenpriester und Schriftgelehrten, die mitgekommen waren und ihn immer heftiger beschuldigten.
11 Auch Herodes und seine Soldaten ließen Jesus ihre Verachtung spüren. Sie hängten ihm einen Königsmantel um und schickten ihn wieder zu Pilatus.
12 Herodes und Pilatus waren bisher erbitterte Feinde. Aber an diesem Tag wurden sie Freunde.
13 Vor den Hohenpriestern, den Führern des Volkes und der versammelten Menge
14 verkündete Pilatus: "Ihr habt diesen Mann zu mir gebracht und ihn beschuldigt, daß er die Menschen aufhetzt. Ich habe ihn vor euch verhört und bin zu dem Urteil gekommen: Dieser Mann ist unschuldig!
15 Herodes ist derselben Meinung. Deswegen hat er ihn hierher zurückgeschickt. Der Angeklagte hat nichts getan, was mit dem Tode bestraft werden müßte.
16 Ich werde ihn auspeitschen lassen,dann soll er frei sein."
17 Pilatus begnadigte ohnehin in jedem Jahr am Passahfest einen Gefangenen.
18 Da brach ein Sturm der Entrüstung los. Wie mit einer Stimme schrie das Volk: "Weg mit diesem Jesus! Laß Barabbas frei!"
19 Barabbas saß im Gefängnis, weil er sich an einem Aufstand in Jerusalem beteiligt hatte und wegen Mord angeklagt war.
20 Noch einmal versuchte Pilatus, die Menge zu überzeugen; denn er wollte Jesus gern freilassen.
21 Aber sie schrien nur noch lauter: "Ans Kreuz mit ihm!"
22 Pilatus versuchte es zum dritten Mal: "Was für ein Verbrechen hat er denn begangen? Ich finde nichts, worauf die Todesstrafe steht! Ich werde ihn also auspeitschen lassen. Dann soll er frei sein."
23 Aber die aufgehetzte Mengebrüllte immer lauter: "Kreuzige ihn!", bis Pilatus ihrem Schreien nachgab
24 und ihre Forderung erfüllte.
25 Barabbas ließ er frei; den Mann, der das Volk aufgehetzt hatte und wegen Mord angeklagt war. Jesus aber verurteilte er zum Tod am Kreuz, wie sie es gefordert hatten.
26 Auf dem Weg zur Hinrichtungsstätte begegnete ihnen Simon, der gerade vom Feld kam. Er stammte aus Kyrene in Nord-Afrika. Ihn zwangen sie, mitzugehen und für Jesus das Kreuz zu tragen.
27 Unzählige Menschen folgten Jesus auf dem Weg zur Hinrichtung. In der Menge waren viele Frauen, die laut klagten und um Jesus weinten.
28 Ihnen rief Jesus zu: "Weint nicht über mich, ihr Frauen Jerusalems! Weint über euch und eure Kinder!
29 Die Zeit wird kommen, in der man sagt: 'Glücklich sind die Frauen, die keine Kinder haben.
30 Die Menschen werden sich danach sehnen, daß die Berge über ihnen zusammenstürzen und die Hügel sie bedecken, damit ihr Leid ein Ende hat.
31 Wenn schon der Unschuldige so viel leiden muß, was haben dann erst die Schuldigen zu erwarten?"{Wörtlich: Denn wenn man das am grünen Holze tut, was wird dann mit dem dürren geschehen?}
32 Mit Jesus wurden zwei Verbrecher vor die Stadt geführt
33 zu der Stelle, die man "Schädelstätte" nennt. Dort wurde Jesus ans Kreuz genagelt und rechts und links von ihm die beiden anderen.
34 Aber Jesus betete: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!" Unter dem Kreuz verlosten die Soldaten seine Kleider.
35 Neugierig stand die Menge dabei, denn sie wollte sich nichts entgehen lassen. Und die führenden Männer des Volkes verhöhnten Jesus: "Er hat so vielen geholfen! Wenn er wirklich der von Gott gesandte Befreier ist, dann soll er sich jetzt doch selber helfen!"
36 Auch die Soldaten verspotteten ihn. Sie gaben ihm Essig zu trinken
37 und riefen ihm zu: "Wenn du der König der Juden bist, dann rette dich doch selbst!"
38 Oben am Kreuz nagelten sie ein Brett an. Damit jeder es lesen konnte, stand dort in den Weltsprachen Griechisch, Hebräisch und Latein: "Dies ist der König der Juden!"
39 Auch einer der Verbrecher, die mit ihm gekreuzigt worden waren, lästerte: "Bist du nun der Messias? Dann beweise es! Hilf dir selbst und uns!"
40 Aber der am anderen Kreuz wies ihn zurecht: "Fürchtest du Gott nicht einmal jetzt, kurz vor dem Tod?
41 Wir hängen hier zu Recht. Wir haben den Tod verdient. Der hier aber ist unschuldig; er hat nichts Böses getan."
42 Zu Jesus sagte er: "Herr, denke an mich, wenn du in dein Königreich kommst!"
43 Da antwortete ihm Jesus: "Ich versichere dir: Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein."
44 Am Mittag wurde es auf einmal im ganzen Land dunkel. Diese Finsternis dauerte drei Stunden.
45 Plötzlich zerriß der Vorhang im Tempel, der das Allerheiligste vor den Menschen verbergen sollte, von oben bis unten.
46 Jesus schrie noch einmal laut auf: "Vater, in deine Hände gebe ich meinen Geist!" Dann starb er.
47 Erschüttert bekannte der römische Offizier, der die Hinrichtung beaufsichtigt hatte: "Dieser Mann war wirklich unschuldig!"
48 Betroffen kehrten die Menschen, die ein Schauspiel erleben wollten, in die Stadt zurück.
49 Die Freunde Jesu und die Frauen, die mit ihm aus Galiläa gekommen waren, hatten aus einiger Entfernung alles mitangesehen.
50 Joseph, ein Mann aus Arimathia, einer Stadt in Judäa, ging zu Pilatus und bat ihn, den toten Jesus begraben zu dürfen. Er war Mitglied des Gerichtshofes und ein guter und gerechter Mensch, der auf das Kommen des verheißenen Befreiers wartete. Er hatte nicht zugestimmt, als der Gerichtshof beschloß, Jesus hinrichten zu lassen.
51
52
53 Er nahm Jesus vom Kreuz, wickelte den Toten in ein großes Leinentuch und brachte ihn in ein neu angelegtes Felsengrab.
54 Das alles geschah am späten Freitagnachmittag, unmittelbar vor Beginn des Sabbats.
55 Mit Joseph gingen auch die Frauen, die Jesus aus Galiläa gefolgt waren. Sie sahen zu, wie man den Toten in das Grab legte.
56 Dann kehrten sie in die Stadt zurück, um dort Öle und Salben für die Einbalsamierung vorzubereiten. ie es das jüdische Gesetz verlangt, verbrachten sie den Sabbat in aller Stille.
1 Ganz früh am Sonntagmorgen gingen die Frauen mit den Salben, die sie zubereitet hatten, zum Grab.
2 Der Stein, mit dem man es verschlossen hatte, war zur Seite gerollt.
3 Zögernd betraten sie die Grabhöhle. Sie war leer.
4 Verwirrt überlegten sie, was sie jetzt tun sollten. Da traten zwei Männer in glänzend weißen Kleidern zu ihnen.
5 Die Frauen erschraken und wagten nicht, die beiden anzusehen."Warum sucht ihr den Lebenden bei den Toten?" wurden sie von den Männern gefragt.
6 "Er ist nicht hier; er ist auferstanden! Habt ihr vergessen, was er euch in Galiläa gesagt hat:
7 'Der Menschensohn muß den Gottlosen ausgeliefert werden. Sie werden ihn kreuzigen, aber am dritten Tag wird er von den Toten auferstehen. "
8 Da erinnerten sich die Frauen an diese Worte Jesu.
9 So schnell sie konnten, liefen sie in die Stadt zurück, um den elf Jüngern und den anderen Freunden Jesu zu berichten, was sie erlebt hatten.
10 Zu den Frauen gehörten Maria aus Magdala, Johanna und Maria, die Mutter von Jakobus.
11 Aber den Jüngern erschien das alles so unwahrscheinlich, daß sie den Frauen nicht glaubten.
12 Nur Petrus sprang auf und lief zum Grab. Als er hineinschaute, fand er außer den Leinentüchern nichts. Nachdenklich ging er in die Stadt zurück.
13 Am selben Tag wanderten zwei Jünger nach Emmaus, einem Dorf, das ungefähr zehn Kilometer von Jerusalem entfernt liegt.
14 Unterwegs redeten sie über nichts anderes als über die Ereignisse der letzten Tage.
15 Während sie miteinander sprachen, gesellte sich Jesus zu ihnen.
16 Aber, wie mit Blindheit geschlagen, konnten sie ihn nicht erkennen.
17 "Worüber unterhaltet ihr euch?" fragte sie Jesus. Die Jünger blieben traurig stehen,
18 und verwundert bemerkte Kleopas, einer von den beiden: "Ich glaube, du bist der einzige in Jerusalem, der nichts von den Ereignissen der letzten Tage gehört hat."
19 "Was ist denn geschehen?" wollte Jesus wissen."Du hast nichts von Jesus gehört, dem Mann aus Nazareth?" antworteten die Jünger. "Er war ein Prophet, den Gott geschickt hat. Jeder im Volk konnte das an seinen Worten und Taten erkennen.
20 Aber unsere Hohenpriester und die Männer vom Hohen Rat haben ihn an die Römer ausgeliefert. Er wurde zum Tode verurteilt und dann ans Kreuz geschlagen.
21 Dabei hatten wir gehofft, daß er der von Gott verheißene Retter ist, der Israel befreien sollte. as war vor drei Tagen.
22 Heute morgen wurden wir sehr beunruhigt durch einige Frauen, die zu uns gehören. Schon vor Sonnenaufgang waren sie zum Grab gegangen;
23 aber sein Leichnam war nicht mehr da. Ihnen seien Engel erschienen, die sollen gesagt haben: 'Jesus lebt!
24 Einige von uns sind gleich zum Grab gelaufen. Es war tatsächlich leer, wie die Frauen berichtet hatten. Aber Jesus haben sie nicht gesehen."
25 Darauf sagte Jesus zu ihnen: "Wie unverständig seid ihr doch! Warum begreift und glaubt ihr nicht, was die Propheten vorhergesagt haben?
26 Mußte Christus nicht all dies erleiden, bevor Gott ihn zum Herrn über alles einsetzt?"{Wörtlich: und so eingehen in seine Herrlichkeit.}
27 Dann erklärte ihnen Jesus, was in der Heiligen Schrift über ihn gesagt wird - von den Büchern Mose angefangen bis zu den Propheten.
28 Inzwischen waren sie kurz vor Emmaus. Es sah aus, als wollte Jesus weitergehen.
29 Deshalb drängten ihn die Jünger: "Bleibe doch über Nacht bei uns! Es wird ja schon dunkel." So ging er mit ihnen ins Haus.
30 Als sie sich zum Essen gesetzt hatten, nahm Jesus das Brot, dankte dafür, teilte es in Stücke und gab es ihnen.
31 Da plötzlich erkannten sie ihn. Doch er verschwand vor ihren Augen.
32 Jetzt fiel es ihnen wie Schuppen von den Augen: "Haben wir nicht im Innersten gespürt, daß es Jesus ist, als er unterwegs mit uns sprach und uns die Verheißungen der Heiligen Schrift erklärte?"
33 Ohne Zeit zu verlieren, liefen sie sofort nach Jerusalem zurück. Dort waren die elf Jünger und andere Freunde Jesu zusammen.
34 Von ihnen wurden sie mit den Worten begrüßt: "Der Herr ist auferstanden! Er ist tatsächlich auferstanden! Petrus hat ihn gesehen!"
35 Nun erzählten die beiden, was auf dem Weg nach Emmaus geschehen war und daß sie ihren Herrn daran erkannt hatten, wie er das Brot austeilte.
36 Noch während sie berichteten, stand Jesus plötzlich mitten im Kreis der Jünger. "Friede sei mit euch!" begrüßte er sie.
37 Die Jünger erschraken furchtbar. Sie dachten, ein Geist stünde vor ihnen.
38 "Warum habt ihr Angst?" fragte Jesus. "Wieso zweifelt ihr daran, daß ich es bin?
39 Seht doch die Wunden an meinen Händen und Füßen! Ich bin es wirklich. Hier, faßt mich an und überzeugt euch, daß ich kein Geist bin. Geister sind doch nicht aus Fleisch und Blut{Wörtlich: Fleisch und Knochen.} ."
40 Und er zeigte ihnen seine Hände und Füße.
41 Aber vor lauter Freude konnten sie es noch immer nicht fassen, daß Jesus vor ihnen stand. Endlich fragte er sie: "Habt ihr etwas zu essen hier?"
42 Sie brachten ihm ein Stück gebratenen Fisch,
43 den er vor ihren Augen aß.
44 "Erinnert euch daran", sagte er seinen Jüngern, "daß ich euch oft gesagt habe: 'Alles, was bei Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich steht, muß sich erfüllen. "
45 Dann erklärte er ihnen, wie sie die Prophetenworte verstehen könnten.
46 "Dort heißt es doch: Der Messias muß leiden und sterben, und er wird am dritten Tag von den Toten auferstehen.{Hosea 6,2}
47 Alle Völker sollen hören: Es gibt Vergebung der Sünden für jeden, der zu Gott umkehrt. as soll zuerst in Jerusalem verkündet werden.
48 Ihr selbst habt miterlebt, daß Gottes Verheißungen in Erfüllung gegangen sind. Ihr seid meine Zeugen.
49 Ich werde euch Gottes Heiligen Geist{Wörtlich: die Verheißung meines Vaters.} geben. Bleibt hier in Jerusalem, bis ihr mit der Kraft des Heiligen Geistes ausgerüstet werdet!"
50 Jesus führte seine Jünger von Jerusalem nach Bethanien. Er segnete sie mit erhobenen Händen und nahm Abschied von ihnen.
51 Und während Gott ihn in den Himmel zu sich nahm, fielen die Jünger vor ihm nieder und beteten ihn an.
52 Danach kehrten sie voller Freude nach Jerusalem zurück.
53 Immer wieder gingen sie in den Tempel, lobten und dankten Gott.