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1 Dieses Buch berichtet die Geschichte von Jesus Christus. Er ist Davids und Abrahams Nachkomme, und das sind seine Vorfahren:

2 Abraham - Isaak - Jakob (der Vater Judas und dessen Brüder)

3 Juda - Perez und Serach (Thamar war ihre Mutter) - Hezron

4 Ram - Amminadab - Nachschon

5 Salma - Boas (Sohn der Rahab) - Obed (Sohn der Ruth) - Jesse

6 König David - Salomo (seine Mutter war Urias Frau)

7 Rehabeam - Abia - Asa

8 Josaphat - Joram - Usia

9 Jotham - Ahas - Hiskia

10 Manasse - Amon - Josia

11 Jojachin und seine Brüder (zur Zeit der Verbannung in Babylon)

12 Sealthiel - Serubabel (nach der babylonischen Gefangenschaft)

13 Abiud - Eliakim - Asor

14 Zadok - Achim - Eliud

15 Eleasar - Matthan - Jakob.

16 Jakob war der Vater Josephs. Joseph war der Mann Marias. Sie war die Mutter Jesu Christi, des Sohnes Gottes.

17 Von Abraham bis zu König David sind es also vierzehn Generationen. Auch von David bis zur Verbannung in Babylon sind es vierzehn Generationen, und von dieser Zeit bis zu Christus noch einmal vierzehn.

18 Und so wurde der Sohn Gottes Mensch:{Wörtlich: Mit der Geburt Jesu Christi verhielt es sich so:} Seine Mutter Maria war mit Joseph verlobt. Noch ehe sie verheiratet waren, erwartete Maria ein Kind, das Gottes Geist in ihr geschaffen hatte.

19 Joseph sah keinen anderen Ausweg, als die Verlobung stillschweigend aufzulösen. Er wollte nach Gottes Geboten handeln, aber auch Maria nicht bloßstellen.

20 Er grübelte noch darüber nach, wie er sein Problem lösen sollte, als ihm im Traum ein Engel Gottes erschien, der zu ihm sagte: "Joseph, du Sohn Davids, zögere nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen! Denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist.

21 Sie wird einen Sohn bekommen, den sollst du Jesus nennen, das heißt 'Retter'. Denn er wird sein Volk von den Sünden befreien."

22 Damit erfüllte sich, was Gott durch seinen Propheten vorhergesagt hatte:

23 "Eine Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn bekommen. Den wird man Immanuel nennen. Das bedeutet: 'Gott ist mit uns! "{Jesaja 7,14}

24 Als Joseph erwachte, tat er, was ihm der Engel befohlen hatte, und nahm Maria als seine Frau zu sich.

25 Sie blieb aber Jungfrau bis zur Geburt ihres Sohnes. Joseph gab ihm den Namen Jesus.

2

1 Jesus wurde in Bethlehem geboren, einer kleinen Stadt in Judäa. Herodes war damals König. In dieser Zeit kamen einige Sternforscher aus dem Orient nach Jerusalem und erkundigten sich:

2 "Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind hierher gekommen, um ihn anzubeten."

3 König Herodes war bestürzt, und nicht nur er, sondern alle Einwohner Jerusalems.

4 Er rief die führenden Priester und Schriftgelehrten zusammen und fragte sie: "Wo soll dieser neue König geboren werden?"

5 Sie antworteten ihm: "Im Buch des Propheten Micha heißt es:

6 'Bethlehem, du bist keineswegs die unbedeutendste Stadt im Land Judäa. Denn aus dir kommt der Mann, der mein Volk Israel führen wird. "{Micha 5,1}

7 Da rief Herodes die Sternforscher heimlich zu sich und fragte sie, wann sie zum ersten Mal den Stern gesehen hätten. Anschließend schickte er sie mit diesem Befehl nach Bethlehem:

8 "Sucht nach dem Kind, und gebt mir Nachricht, wenn ihr es gefunden habt. Ich will dann auch hingehen und ihm Ehre erweisen."

9 Nach diesem Gespräch gingen die Sternforscher nach Bethlehem. Und das Unglaubliche geschah: Der Stern, den sie im Osten gesehen hatten, führte sie. Er blieb über dem Haus stehen, in dem das Kind war.

10 Da kannte ihre Freude keine Grenzen.

11 Sie gingen in das Haus, wo sie das Kind mit seiner Mutter Maria fanden, knieten vor ihm nieder und beteten es an. Dann packten sie ihre Schätze aus und beschenkten das Kind mit Gold, Weihrauch und Myrrhe.

12 Im Traum befahl ihnen Gott, nicht mehr zu Herodes zurückzugehen. Deshalb wählten sie für ihre Heimreise einen anderen Weg.

13 In der folgenden Nacht erschien dem Joseph im Traum ein Engel Gottes, der ihn aufforderte: "Steh schnell auf und fliehe mit dem Kind und seiner Mutter nach Ägypten! Bleibt so lange dort, bis ich euch zurückrufe, denn Herodes will das Kind umbringen."

14 Da zog Joseph noch in der Nacht mit Maria und dem Kind nach Ägypten.

15 Dort blieben sie bis zum Tode von Herodes. So erfüllte sich das Wort des Propheten, durch das Gott gesagt hatte: "Ich habe meinen Sohn aus Ägypten gerufen."{Hosea 11,1}

16 Herodes war außer sich vor Zorn, als er merkte, daß ihn die Sternforscher hintergangen hatten. Er ließ alle Jungen unter zwei Jahren in Bethlehem und in der Umgebung dieser Stadt umbringen. Das Alter des Kindes hatte er nach den Angaben der Sternforscher errechnet.

17 Mit diesem grausamen Mord erfüllte sich die Vorhersage des Propheten Jeremia:

18 "Schreie der Angst hört man in der Stadt Rama, das Klagen nimmt kein Ende. Rahel beweint ihre Kinder und ist untröstlich. Denn sie sind alle tot."

19 Als Herodes gestorben war, erschien dem Joseph in Ägypten wieder ein Engel Gottes im Traum und sagte zu ihm:

20 "Stehe auf, nimm das Kind und seine Mutter und kehre heim in das Land Israel! Die Leute, die das Kind töten wollten, sind gestorben."

21 Da ging Joseph mit Maria und dem Kind nach Israel zurück.

22 Als er aber erfuhr, daß Archelaus, der Sohn des Herodes, König von Judäa geworden war, bekam er Angst. Gott gab ihm im Traum die Anweisung, in die Provinz Galiläa zu ziehen.

23 So kamen sie nach Nazareth und ließen sich dort nieder. Dadurch erfüllte sich das Wort der Propheten über Christus: "Man wird ihn den Nazarener nennen."

3

1 In dieser Zeit fing Johannes der Täufer an, in der judäischen Wüste zu predigen. Sein Hauptthema war:

2 "Ändert euch von Grund auf! Kehrt um zu Gott! Denn jetzt beginnt die Herrschaft Gottes."

3 Der Prophet Jesaja hatte die Aufgabe des Johannes vorausschauend so beschrieben: "Ich höre jemand in der Wüste rufen: 'Macht den Weg frei für den Herrn! Räumt alle Hindernisse hinweg! "{Jesaja 40,3}

4 Johannes trug einen aus Kamelhaar gewebten Umhang, der von einem Lederriemen zusammengehalten wurde. Er ernährte sich von Heuschrecken und Honig, den er draußen fand.

5 Viele Menschen aus Jerusalem, aus dem Jordantal und aus allen Gegenden Judäas kamen zu Johannes.

6 Sie bekannten ihre Sünden, und Johannes taufte sie im Jordan.

7 Als er aber sah, daß auch viele Pharisäer und Sadduzäer kamen, um sich taufen zu lassen, wies er sie ab: "Ihr Teufelspack! Wie könnt ihr glauben, daß ihr dem kommenden Gericht Gottes entrinnen werdet?

8 Beweist erst einmal durch Taten, daß ihr euch wirklich ändern wollt!

9 Bildet euch nur nicht ein, daß ihr euch damit herausreden könnt: 'Abraham ist unser Vater! Das wird euch gar nichts helfen! Gott kann selbst aus diesen Steinen hier Nachkommen Abrahams machen.

10 Schon ist die Axt erhoben, um die Bäume an der Wurzel abzuschlagen. Jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.

11 Wer umkehrt zu Gott, den taufe ich mit Wasser. Nach mir wird aber einer kommen, der ist größer als ich. Ich bin nicht einmal würdig, ihn zu bedienen.{Wörtlich: ihm die Schuhe nachzutragen.} Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.

12 Er hat schon die Schaufel in seiner Hand, mit der er die Spreu vom Weizen trennt. Die Spreu wird er mit Feuer verbrennen, das niemand löschen kann, aber den Weizen wird er in seine Scheunen bringen."

13 Auch Jesus kam aus seiner Heimat in Galiläa an den Jordan, um sich von Johannes taufen zu lassen.

14 Aber Johannes versuchte, ihn davon abzubringen: "Ich müßte eigentlich von dir getauft werden, und du kommst zu mir?"

15 Jesus erwiderte: "Laß es so geschehen, denn wir müssen alles tun, was Gott will."{Wörtlich: denn so ist es für uns richtig, alle Gerechtigkeit zu erfüllen.} Da wurde Jesus von Johannes getauft.

16 Als Jesus wieder aus dem Wasser stieg, öffnete sich der Himmel über ihm, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabschweben und auf sich kommen.

17 Gleichzeitig sprach eine Stimme vom Himmel: "Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Freude habe! Ihn habe ich erwählt."

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1 Danach wurde Jesus vom Geist Gottes in die Wüste geführt, wo ihn der Teufel versuchen sollte.

2 Vierzig Tage und Nächte lang aß er nichts. Der Hunger quälte ihn.

3 Da kam der Teufel zu ihm und forderte ihn heraus: "Wenn du Gottes Sohn bist, dann mach aus diesen Steinen Brot!"

4 Jesus antwortete: "Nein, denn es steht in der Heiligen Schrift: 'Der Mensch lebt nicht allein von Brot, sondern von allem, was der Herr ihm zusagt! "{5. Mose 8,3}

5 Da nahm ihn der Teufel mit nach Jerusalem und stellte ihn an den Rand der Tempelmauer.

6 "Spring hinunter!" forderte er Jesus auf. "Du bist doch Gottes Sohn! Und es steht geschrieben: 'Gott wird seine Engel schicken. Sie werden dich auf Händen tragen, und du wirst dich nicht einmal an einem Stein verletzen! "{Psalm 91,11-12}

7 Jesus entgegnete ihm: "Es steht aber auch geschrieben: 'Du sollst Gott, deinen Herrn, nicht herausfordern! "{5. Mose 6,16}

8 Nun führte ihn der Teufel auf einen hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit.

9 "Das alles gebe ich dir, wenn du vor mir niederkniest und mich anbetest", sagte er.

10 Aber Jesus wies ihn ab: "Weg mit dir, Satan, denn es steht geschrieben: 'Bete allein Gott, deinen Herrn, an und gehorche ihm! "{5. Mose 6,13}

11 Da gab der Teufel auf und verließ ihn. Und die Engel Gottes kamen und sorgten für Jesus.

12 Als Jesus hörte, daß man Johannes verhaftet hatte, zog er sich nach Galiläa zurück.

13 Er verließ Nazareth und wohnte in Kapernaum am See Genezareth, im Gebiet von Sebulon und Naphtali.

14 Damit erfüllte sich das Wort Jesajas:

15 "Du Land Sebulon und Naphtali, Land am See und jenseits des Jordan, du gottloses Galiläa, höre zu!

16 Das Volk, das in der Finsternis wohnt, sieht ein großes Licht. Hell strahlt es auf über denen, die im Schatten des Todes leben und ohne Hoffnung sind."{Jesaja 8,23-9,1}

17 Von da an begann Jesus zu predigen: "Ändert euch von Grund auf! Kehrt um zu Gott! Denn die Herrschaft Gottesbricht jetzt an!"

18 Am See Genezareth sah Jesus zwei Brüder: Simon, der später Petrus genannt wurde, und seinen Bruder Andreas. Sie waren Fischer und warfen gerade ihre Netze aus.

19 Jesus rief ihnen zu: "Kommt mit mir! Ich will euch zeigen, wie ihr Menschen für Gott gewinnen könnt."{Wörtlich: Her, hinter mich! Ich werde euch zu Menschenfischern machen.}

20 Da ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm.

21 Etwas später sah er am Strand zwei andere Fischer, die Brüder Jakobus und Johannes. Sie saßen mit ihrem Vater Zebedäus im Boot und flickten Netze. Auch sie rief Jesus zu sich.

22 Sofort verließen sie das Boot und ihren Vater und gingen mit Jesus.

23 Jesus wanderte durch das Land Galiläa, predigte in den Synagogen und verkündete überall die Heilsbotschaft vom Reich Gottes. Er heilte alle Arten von Krankheiten und Leiden.

24 Bald wurde überall von ihm gesprochen, selbst in Syrien. Man brachte viele Kranke zu ihm, die unter großen Schmerzen litten: Besessene, Belastete und körperlich Behinderte.{Wörtlich: Und sie brachten alle, die mit verschiedenen Krankheiten übel dran und von Qualen beherrscht waren: Besessene und Mondsüchtige und Gelähmte.} Und er heilte sie alle.

25 Eine gewaltige Menschenmenge folgte Jesus, wohin er auch ging. Leute aus Galiläa, aus dem Gebiet der Zehn-Städte, aus Jerusalem und dem ganzen Gebiet von Judäa liefen ihm nach. Selbst vom gegenüberliegenden Jordanufer kamen sie.

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1 Als Jesus die Menschenmenge sah, stieg er auf einen Berg. Nachdem er sich gesetzt hatte, traten seine Jünger zu ihm.

2 Da redete er zu ihnen und begann, sie zu unterweisen:

3 "Glücklich{Wörtlich: Glückselig, glücklich zu preisen.} sind, die erkennen, wie arm sie vor Gott sind, denn Gottes Herrschaft und Herrlichkeit gehört ihnen.

4 Glücklich sind die Traurigen, denn Gott wird sie trösten.

5 Glücklich sind, die auf Gewalt verzichten, denn sie werden die ganze Erde besitzen.

6 Glücklich sind, die sich nach Gottes Gerechtigkeit sehnen, denn Gott wird ihre Sehnsucht stillen.

7 Glücklich sind die Barmherzigen, denn Gott wird auch mit ihnen barmherzig sein.

8 Glücklich sind, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott sehen.

9 Glücklich sind, die Frieden stiften, denn Gott wird sie seine Kinder nennen.

10 Glücklich sind, die deshalb verfolgt werden, weil sie Gottes Willen tun. Sie werden mit Gott in seinem Reich leben.

11 Wenn ihr verachtet, verfolgt und zu Unrecht verleumdet werdet, weil ihr mir nachfolgt, dann könnt ihr darüber glücklich sein.

12 Ja, freut euch, denn im Himmel werdet ihr dafür belohnt werden. Genauso haben sie die Propheten früher auch verfolgt."

13 "Ihr seid das Salz, das die Welt vor dem Verderben bewahrt. Aber so, wie das Salz nutzlos ist, wenn es seine Kraft verliert, so seid auch ihr nutzlos, und man wird über euch hinweggehen, wenn ihr eure Aufgabe in der Welt nicht erfüllt.{Wörtlich: Ihr seid das Salz der Erde. Wenn aber das Salz fade geworden ist, womit soll man es salzen? Es taugt zu nichts mehr, als hinausgeworfen und von den Leuten zertreten zu werden.}

14 Ihr seid das Licht, das die Welt erhellt.{Wörtlich: Ihr seid das Licht der Welt.} Eine Stadt, die hoch auf dem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.

15 Man zündet ja auch keine Lampe an und deckt sie dann zu. Im Gegenteil: Man stellt sie so auf, daß sie allen im Haus Licht gibt.

16 Genauso soll euer Licht vor allen Menschen leuchten. An euren Taten sollen sie euren Vater im Himmel erkennen und ihn auch ehren."{Wörtlich: . daß sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen.}

17 "Meint nur nicht, ich bin gekommen, das Gesetz und das, was Gott durch die Propheten gesagt hat, aufzuheben. Im Gegenteil, ich werde beides voll zur Geltung bringen und erfüllen.

18 Denn das sage ich euch: Auch der kleinste Buchstabe im Gesetz Gottes behält seine Gültigkeit, solange die Erde besteht.

19 Wenn jemand auch nur den geringsten Befehl Gottes für ungültig erklärt oder andere dazu verleitet, der wird in Gottes Reich keine Rolle spielen. Wer aber anderen Gottes Gebote weitersagt und sich selbst danach richtet, der wird im Reich Gottes viel bedeuten."

20 "Aber ich warne euch: Wenn ihr nicht mehr aufweisen könnt als die Pharisäer und Schriftgelehrten,{Wörtlich: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit über die der Pharisäer und Schriftgelehrten hinausgeht.} kommt ihr nicht in Gottes Reich.

21 Ihr habt gehört, daß es im Gesetz des Mose heißt: 'Du sollst nicht töten! Wer aber einen Mord begeht, muß vor ein Gericht.{2. Mose 20,13; 21,12}

22 Doch ich sage euch: Schon wer auf seinen Bruder zornig ist, den erwartet das Gericht. Wer zu seinem Bruder 'Du Idiot! sagt, der wird vom Obersten Gericht abgeurteilt werden, und wer ihn verflucht, dem ist das Feuer der Hölle sicher.

23 Wenn du während des Gottesdienstes ein Opfer bringen willst und dir fällt plötzlich ein, daß dein Bruder etwas gegen dich hat,

24 dann laß dein Opfer liegen, gehe zu deinem Bruder und versöhne dich mit ihm. Erst danach bringe Gott dein Opfer.

25 Setze alles daran, dich noch auf dem Weg zum Gericht mit deinem Gegner zu einigen. Du könntest sonst verurteilt werden und in das Gefängnis kommen.

26 Von dort wirst du nicht eher wieder herauskommen, bis du auch den letzten Pfennig deiner Schuld bezahlt hast."

27 "Wie ihr wißt, heißt es im Gesetz: 'Du sollst nicht die Ehe brechen!{2. Mose 20,14}

28 Ich sage euch aber: Schon wer eine Frau mit begehrlichen Blicken ansieht, der hat im Herzen mit ihr die Ehe gebrochen.

29 Wenn dich also dein rechtes Auge verführt, dann reiß es heraus und wirf es weg! Besser, du verlierst eins deiner Glieder, als daß du heil und unversehrt in die Hölle geworfen wirst.

30 Und wenn dich deine rechte Hand verführt, Böses zu tun, so hack sie ab und wirf sie weg! Es ist besser, ein Krüppel zu sein, als mit Haut und Haaren in die Hölle geworfen zu werden."

31 "Bisher hieß es: 'Wenn sich jemand von seiner Frau trennen will, soll er ihr eine Scheidungsurkunde geben.{5. Mose 24,1}

32 Ich sage euch aber: Wenn ein Mann sich von seiner Frau trennt, obwohl sie ihn nicht mit einem anderen Mann betrogen hat, so treibt er sie zum Ehebruch. Und wer eine geschiedene Frau heiratet, der begeht auch Ehebruch."

33 "Ihr kennt auch diese Anweisung des Gesetzes: 'Du sollst keinen Meineid schwören, sondern das halten, was du vor Gott versprochen hast.{3. Mose 19,12; 4. Mose 30,3}

34 Ich sage euch aber: Schwört überhaupt nicht! Wenn jemand sagt: 'Der Himmel ist mein Zeuge! , so mißbraucht er Gottes himmlischen Thron für seine weltlichen Geschäfte.

35 Und wenn du dich auf Dinge dieser Welt berufst, so mißbrauchst du Gott auch damit, denn die Erde ist sein Eigentum. Berufe dich nicht auf Jerusalem, denn sie ist die Stadt Gottes.{Wörtlich: des großen Königs Stadt.}

36 Verbürge dich auch nicht mit deinem Kopf für etwas, denn du kannst ja nicht einmal ein einziges deiner Haare weiß oder schwarz wachsen lassen.

37 Sage einfach 'Ja' oder 'Nein'. Alle anderen Beteuerungen zeigen nur, daß du dich vom Bösen bestimmen läßt."

38 "Es heißt auch: 'Wer einem anderen ein Auge ausschlägt, muß dafür mit seinem eigenen Auge büßen. Wer einem anderen einen Zahn ausschlägt, dem soll das gleiche geschehen.

39 Ich sage euch aber: Wehrt euch nicht, wenn euch Böses geschieht! Wenn man dir eine Ohrfeige gibt, dann halte die andere Wange auch noch hin!

40 Wenn einer dir dein Hemd nehmen will, so gib ihm auch noch den Mantel!

41 Wenn einer von dir verlangt, eine Meile mit ihm zu gehen, dann gehe zwei Meilen mit ihm!

42 Gib dem, der dich um etwas bittet, und auch dem, der etwas von dir leihen will.

43 Es heißt bei euch: 'Liebt eure Freunde und haßt eure Feinde!

44 Ich sage aber: Liebt eure Feinde und betet für alle, die euch hassen und verfolgen!

45 Auf diese Weise handelt ihr nämlich als Kinder eures Vaters im Himmel. Denn er läßt seine Sonne für die Bösen wie für die Guten scheinen, und er läßt es regnen für Fromme und Gottlose.

46 Wollt ihr etwa noch dafür belohnt werden, wenn ihr die liebt, die euch auch lieben? Das tun sogar die, die Gott verachten!

47 Wenn ihr nur euren Freunden liebevoll begegnet, ist das etwas Besonderes? Das tun auch die, die von Gott nichts wissen.

48 Ihr aber sollt so vollkommen sein wie euer Vater im Himmel."

6

1 "Hütet euch davor, nur deshalb Gutes zu tun, damit die Leute euch bewundern.{Wörtlich: . daß ihr eure Gerechtigkeit nicht so vor den Menschen tut, um von ihnen gesehen zu werden.} So könnt ihr von eurem Vater im Himmel keinen Lohn mehr erwarten.

2 Wenn du einem Armen etwas gibst, mach kein großes Gerede davon, wie es die Heuchler tun. Sie reden davon in allen Gottesdiensten und an jederStraßenecke. Sie wollen wegen ihrer Wohltätigkeit von allen gelobt werden. Das sage ich euch: Diese Leute haben ihren Lohn schon selbst einkassiert.{Wörtlich: Ihr Lohn ist schon ausbezahlt (Verse 2.5).}

3 Wenn du aber jemandem hilfst, dann soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut; niemand soll davon erfahren.

4 Dein Vater, der alles sieht, wird dich dafür belohnen."

5 "Betet nicht wie die Heuchler! Sie bleiben gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen, um zu beten. Jeder soll es sehen. Ich sage euch: Sie haben von Gott nichts zu erwarten.

6 Wenn du beten willst, gehe in dein Zimmer, schließe die Tür hinter dir zu, und bete zu deinem Vater. Und dein Vater, der selbst deine geheimsten Gedanken kennt, wird dich erhören.

7 Leiere deine Gebete nicht herunter wie Leute, die Gott nicht kennen. Sie meinen, Gott würde schonantworten, wenn sie nur viele Worte machen. Nein, euer Vater weiß genau, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn um etwas bittet.

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9 Ihr sollt deshalb so beten: Unser Vater im Himmel! Dein heiliger Name soll geehrt werden.

10 Richte bald deine Herrschaft bei uns auf. Laß deinen Willen hier auf der Erde geschehen, wie er im Himmel geschieht.

11 Gib uns auch heute wieder, was wir zum Leben brauchen.

12 Vergib uns unsere Schuld, wie wir denen vergeben, die uns Unrecht getan haben.

13 Bewahre uns davor, daß wir dir untreu werden,{Wörtlich: Und führe uns nicht in eine Versuchung.} und befreie uns vom Bösen. Denn dir gehören Herrschaft, Macht und Ehre für alle Zeiten. Amen!

14 Euer Vater im Himmel wird euch vergeben, wenn ihr den Menschen vergebt, die euch Unrecht getan haben. Wenn ihr ihnen aber nicht vergeben wollt, dann wird euch Gott eure Schuld auch nicht vergeben."

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16 "Fastet nicht wie die Heuchler! Sie setzen eine wehleidige Miene auf, damit jeder merkt, was ihnen ihr Glaube wert ist. Das ist dann auch der einzige Lohn, den sie je bekommen werden.{Wörtlich: Ihr Lohn ist schon ausbezahlt.}

17 Wenn du fastest, dann pflege dein Äußeres so,

18 daß keiner etwas von deinem Verzicht merkt außer deinem Vater im Himmel. Dein Vater, der jedes Geheimnis kennt, wird dich belohnen."

19 "Häuft in dieser Welt keine Reichtümer an! Sie verlieren schnell ihren Wert oder werden gestohlen.

20 Sammelt euch vielmehr Schätze im Himmel, die nie ihren Wert verlieren und die kein Dieb mitnehmen kann.

21 Wo nämlich eure Schätze sind, da zieht es euch hin."{Wörtlich: Denn wo dein Schatz ist, dort wird auch dein Herz sein.}

22 "Das Auge gibt dir Licht. Wenn deine Augen klar sehen, wirst du dich überall sicher bewegen können.

23 Wenn du nun schlecht siehst, tappst du unsicher herum. Hast du aber Gott aus den Augen verloren, wie schrecklich wird dann deine Finsternis sein!"{Verse 22-23 wörtlich: Das Licht des Leibes ist das Auge. Wenn nun dein Auge einfältig ist, wird dein ganzer Leib hell sein. Wenn aber dein Auge böse ist, wird dein ganzer Leib verfinstert sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß (ist dann) die Finsternis!}

24 "Niemand kann gleichzeitig zwei Herren dienen. Wer dem einen richtig dienen will, wird sich um die Wünsche des andern nicht kümmern können. Genausowenig könnt ihr zur selben Zeit für Gott und das Geld leben.

25 Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euren Lebensunterhalt, um Essen, Trinken und Kleidung. Leben bedeutet mehr als nur Essen und Trinken, und der Mensch ist mehr als seine Kleidung.

26 Seht euch die Vögel an! Sie säen nichts, sie ernten nichtsund sammeln auch keine Vorräte. Euer Vater im Himmel versorgt sie. Meint ihr nicht, daß er sich um euch noch viel mehr kümmert?

27 Und wenn ihr euch noch so viel sorgt, könnt ihr doch euer Leben auch nicht um einen Augenblick verlängern.

28 Weshalb macht ihr euch so viele Sorgen um eure Kleidung? Seht euch die Blumen auf den Wiesen an! Sie arbeiten nicht und kümmern sich auch nicht um ihre Kleidung.

29 Doch selbst König Salomo in seiner ganzen Herrlichkeit war lange nicht so prächtig gekleidet wie irgendeine dieser Blumen.

30 Wenn aber Gott sogar das Gras so schön wachsen läßt, das heute auf der Wiese grünt und morgen vielleicht schon verbrannt wird, meint ihr, daß er euch dann vergessen würde? Vertraut ihr Gott so wenig?

31 Hört also auf, voller Sorgen zu denken: 'Werden wir genug zu essen haben? Und was werden wir trinken? Was sollen wir anziehen?

32 Wollt ihr denn leben wie die Menschen, die Gott nicht kennen und sich nur mit diesen Dingen beschäftigen? Euer Vater im Himmel weiß ganz genau, daß ihr das alles braucht.

33 Gebt nur Gott und seiner Sache den ersten Platz in eurem Leben, so wird er euch auch alles geben, was ihr nötig habt.{Wörtlich: Sucht zuerst die Königsherrschaft Gottes und seine Gerechtigkeit, so wird euch dies alles hinzugegeben werden.}

34 Deshalb habt keine Angst vor der Zukunft! Es ist doch genug, wenn jeder Tag seine eigenen Lasten hat. Gott wird auch morgen für euch sorgen."

7

1 "Urteilt nicht über andere, damit Gott euch nicht verurteilt.

2 Denn so wie ihr jetzt andere verurteilt, werdet auch ihr verurteilt werden. Und mit dem Maßstab, den ihr an andere legt, wird man euch selber messen.

3 Du regst dich auf über die kleinen Schwächen deines Bruders und erkennst nicht deine eigene, viel größere Schuld.

4 Du sagst: 'Mein Freund, komm her! Ich will dir die Augen für deine Fehler öffnen! Dabei bist du blind für deine eigene Schuld.

5 Du Heuchler! Kümmere dich zuerst um deine Fehler, dann versuche, deinem Bruder zu helfen.{Verse 3-5 wörtlich: Was aber siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, den Balken in deinem Auge aber nimmst du nicht wahr? Oder wie wirst du zu deinem Bruder sagen: Erlaube, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen; und siehe, der Balken ist in deinem Auge? Heuchler, entferne zuerst den Balken aus deinem Auge. Dann wirst du klar sehen und kannst den Splitter aus dem Auge deines Bruders ziehen.}

6 Gebt das, was euch heilig ist, nicht Menschen preis, die es nicht achten. Und was euch kostbar ist, verschleudert nicht an solche, die seinen Wert nicht erkennen. Sie werden sonst euern Glauben in den Dreck zerren und euch hinterher auch noch angreifen."{Wörtlich: Gebt das Heilige nicht den Hunden, und werft eure Perlen nicht vor die Schweine. Sonst zertreten sie sie mit ihren Füßen und machen dann kehrt und zerreißen euch.}

7 "Bittet Gott, und er wird euch geben! Sucht, und ihr werdet finden! Klopft an, dann wird euch die Tür geöffnet!

8 Denn wer bittet, der wird bekommen. Wer sucht, der findet. Und wer anklopft, dem wird geöffnet.

9 Wenn ein Kind seinen Vater um ein Stück Brot bittet, wird er ihm dann einen Stein geben?

10 Wenn es um einen Fisch bittet, wird er ihm etwa eine giftige Schlange anbieten?

11 Wenn schon ihr hartherzigen, sündigen Menschen euern Kindern Gutes gebt, wieviel mehr wird euer Vater im Himmel denen gute Gaben schenken, die ihn darum bitten!

12 So wie ihr von den Menschen behandelt werden möchtet, so behandelt sie auch. Das ist - kurz zusammengefaßt - der Inhalt der ganzen Heiligen Schrift."

13 "Nur durch eine sehr enge Tür könnt ihr in das Reich Gottes kommen. Der Weg zur Hölle dagegen ist breit und hat ein weites Tor. Viele entscheiden sich für diesen scheinbar bequemen Weg.

14 Aber die Tür, die zum Leben führt, ist eng, und der Weg dorthin ist schmal. Deshalb gehen ihn nur wenige."

15 "Nehmt euch in acht vor denen, die falsche Lehren verbreiten! Sie tarnen sich als sanfte Schafe, aber in Wirklichkeit sind sie reißende Wölfe.

16 Wie man einen Baum an seiner Frucht erkennt, so erkennt man auch sie an ihrem Tun und Treiben. Weintrauben kann man nicht von Dornbüschen und Feigen nicht von Disteln ernten.

17 Ein guter Baum bringt gute Früchte und ein kranker Baum schlechte.

18 Ein guter Baum wird keine schlechten Früchte tragen, genausowenig wie ein kranker Baum gute Früchte hervorbringt.

19 Jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird umgehauen und verbrannt.

20 Ebenso werdet ihr auch einen Menschen an seinen Taten erkennen."

21 "Nicht, wer mich dauernd 'Herr' nennt, wird in Gottes Reich kommen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut.

22 Am Tag des Gerichts werden zwar viele sagen: 'Aber Herr, wir haben doch deine Wahrheiten gepredigt! Wir haben doch in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und mächtige Taten vollbracht!

23 Aber ich werde ihnen antworten: 'Ihr habt nie wirklich zu mir gehört. Was ihr getan habt, das habt ihr ohne mich getan. Geht mir aus den Augen! "{Wörtlich: Geht weg von mir, die ihr die Gesetzlosigkeit tut.}

24 "Wer meine Worte hört und danach handelt, der ist klug. Man kann ihn mit einem Mann vergleichen, der sein Haus auf felsigen Grund baut.

25 Wenn ein Wolkenbruch niedergeht, das Hochwasser steigt und der Sturm am Haus rüttelt, wird es trotzdem nicht einstürzen, weil es auf Felsengrund gebaut ist.

26 Wer sich meine Worte nur anhört, aber nicht danach lebt, der ist so unvernünftig wie einer, der sein Haus auf Sand baut.

27 Denn wenn ein Wolkenbruch kommt, die Flut das Land überschwemmt und der Sturm um das Haus tobt, wird es mit großem Krachen einstürzen."

28 Als Jesus seine Rede beendet hatte, waren die Zuhörer tief betroffen.

29 Denn was er gesagt hatte, waren nicht leere Worte wie bei ihren Schriftgelehrten. Sie merkten, daß Gott selbst durch Jesus zu ihnen gesprochen hatte.

8

1 Eine große Menschenmenge folgte Jesus, als er vom Berg herabstieg.

2 Da kam ein Leprakranker und fiel vor Jesus nieder: "Herr, wenn du willst, kannst du mich heilen!"

3 Jesus berührte den Mann und sagte: "Ich will's tun! Sei gesund!" Im selben Augenblick war der Mann von seiner Krankheit geheilt.

4 Da befahl ihm Jesus: "Sprich mit niemandem über deine Heilung, sondern gehe sofort zum Priester, damit er dich untersucht. Nimm auch das Opfer mit, so wie es Mose im Gesetz verlangt, damit jeder sieht, daß Gott dich geheilt hat."{Wörtlich: Und opfere die Gabe, die Mose angeordnet hat, ihnen zum Zeugnis.}

5 Als Jesus in Kapernaum eintraf, kam ein Offizier der römischen Garnison zu ihm

6 und sagte: "Herr, heile meinen Diener! Er liegt gelähmt im Bett und leidet entsetzlich."

7 Jesus antwortete: "Ich will mitkommen und ihn heilen."

8 Der Offizier erwiderte: "Herr, ich bin nicht wert, dich in meinem Haus zu empfangen. Wenn du nur ein einziges Wort sagst, wird mein Diener gesund.

9 Auch ich habe Vorgesetzte, und ich erteile selbst Befehle an Untergebene. Wenn ich zu dem einen sage: 'Geh! , dann geht er. Wenn ich einem andern befehle: 'Komm! , dann kommt er. Und wenn ich zu meinem Diener sage: 'Tu das! , dann führt er meinen Auftrag aus."

10 Als Jesus das hörte, wunderte er sich sehr. Und zur Volksmenge gewandt, sagte er: "Das ist sicher: Solch einen Glauben habe ich in Israel bisher nicht gefunden.

11 Eins aber will ich euch sagen: Viele Menschen aus aller Welt werden kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmel das Freudenfest feiern.

12 Aber die ursprünglich für das Reich Gottes bestimmt waren, werden in die tiefste Finsternis hinausgestoßen, wo niemand ihr Heulen und ohnmächtiges Jammern hören wird."

13 Dann sagte Jesus zu dem Offizier: "Du kannst gehen! Was du geglaubt hast, ist Wirklichkeit geworden." Und zur selben Zeit wurde der Diener gesund.

14 Als Jesus in das Haus des Petrus kam, lag dessen Schwiegermutter mit hohem Fieber im Bett.

15 Jesus ergriff ihre Hand, da verschwand das Fieber. Sie konnte sogar aufstehen und ihre Gäste versorgen.

16 Am selben Abend wurden viele von bösen Geistern beherrschte Menschen zu Jesus gebracht. Er brauchte nur ein Wort zu sagen, und die Besessenen wurden frei und alle Kranken geheilt.

17 So erfüllte sich die Vorhersage des Propheten Jesaja: "Er nahm unsere Leiden auf sich und heilte unsere Krankheiten."{Jesaja 53,4}

18 Als Jesus merkte, daß die Menschenmenge um ihn immer größer wurde, ließ er sich von seinen Jüngern über den See an das andere Ufer rudern.

19 Da kam ein Schriftgelehrter zu ihm und sagte: "Meister, ich will mit dir gehen, ganz gleich wohin!"

20 Jesus antwortete ihm: "Die Füchse haben ihren Bau, und die Vögel haben ihre Nester; aber der Menschensohn hat keinen Platz, an dem er ausruhen kann."

21 Ein anderer bat Jesus: "Herr, ich will erst noch meinen Vater beerdigen, aber dann will ich für immer bei dir bleiben."

22 Doch Jesus erwiderte: "Komm jetzt mit mir, und überlaß es denen, ihre Toten zu begraben, die ohne Gott leben!"{Wörtlich: Laß die Toten ihre Toten begraben.}

23 Danach stieg er in ein Boot und fuhr mit seinen Jüngern weg.

24 Mitten auf dem See brach plötzlich ein gewaltiger Sturm los, so daß die Wellen ins Boot schlugen. Aber Jesus schlief.

25 Da weckten ihn die Jünger und riefen voller Angst: "Herr, hilf uns, wir gehen unter!"

26 Jesus antwortete: "Warum habt ihr Angst? abt doch mehr Vertrauen zu mir!" Dann stand er auf und bedrohte den Wind und die Wellen. Sofort legte sich der Sturm, und der See lag still da.

27 Alle fragten sich voller Staunen: "Was ist das für ein Mensch? Selbst Wind und Wellen gehorchen ihm!"

28 Als Jesus mit seinen Jüngern am anderen Seeufer das Land von Gadara erreichte, liefen ihnen zwei Männer entgegen, die von Dämonen beherrscht wurden. Sie hausten in Grabhöhlen und waren so gefährlich, daß sich niemand in ihre Nähe wagte.

29 Sie fingen an zu schreien: "Was willst du von uns, du Sohn Gottes? Sollen wir schon jetzt gequält werden?"

30 In einiger Entfernung weidete gerade eine Schweineherde.

31 Die Dämonen baten ihn: "Wenn du uns schon austreibst, dann laß uns wenigstens in diese Schweineherde fahren!"

32 Jesus befahl ihnen: "Fort mit euch!" Da ließen die Dämonen die Männer frei, bemächtigten sich der Schweine, und die ganze Herde stürzte den Abhang hinunter und ertrank im See.

33 Entsetzt flohen die Hirten in die Stadt und erzählten, wie es bei der Befreiung der Besessenen zugegangen war.

34 Nun liefen alle Leute aus der Stadt Jesus entgegen. Sie baten ihn dringend, ihre Gegend wieder zu verlassen.

9

1 Jesus stieg in ein Boot und fuhr über den See zurück nach Kapernaum, wo er wohnte{Wörtlich: in seine Stadt.} .

2 Dort brachten sie auf einer Tragbahre einen Gelähmten zu ihm. Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Kranken: "Habe keine Angst! Deine Sünden sind dir vergeben."

3 "Dieser Gotteslästerer!" entsetzten sich einige Schriftgelehrte.

4 Jesus durchschaute sie und fragte: "Warum habt ihr so böse Gedanken?

5 Was ist leichter - zu sagen: 'Deine Sünden sind dir vergeben! oder diesen Mann zu heilen?

6 Aber ich will euch zeigen, daß der Menschensohn die Macht hat, schon jetzt{Wörtlich: auf der Erde.} Sünden zu vergeben!" Und er sagte zu dem Gelähmten: "Steh auf, nimm deine Tragbahre und geh nach Hause!"

7 Da stand der Kranke auf und ging nach Hause.

8 Die Menschen erschraken, als sie das sahen. Sie lobten Gott, der einem Menschen so große Macht gegeben hatte.

9 Als Jesus durch die Stadt ging, sah er den Zolleinnehmer Matthäus am Zoll sitzen. Jesus forderte ihn auf: "Komm, geh mit mir!" Sofort stand Matthäus auf und folgte ihm.

10 Später war Jesus mit seinen Jüngern bei Matthäus zu Gast. Matthäus lud viele seiner Kollegen ein und andere Leute, die ebenso verrufen waren.

11 "Weshalb gibt sich euer Lehrer mit solchem Gesindel ab?" empörten sich die Pharisäer.

12 Jesus hörte das und antwortete: "Die Gesunden brauchen keinen Arzt, sondern die Kranken!"

13 Und er fügte hinzu: "Begreift doch endlich, was Gott meint, wenn er sagt: 'Nicht auf eure Opfer oder Gaben kommt es mir an, sondern darauf, daß ihr barmherzig seid.{Hosea 6,6} Meine Aufgabe ist es, Sünder in die Gemeinschaft mit Gott zu rufen und nicht solche, die ihn schon kennen."

14 Eines Tages kamen die Jünger des Johannes zu Jesus und erkundigten sich: "Warum fasten deine Jünger eigentlich nicht wie wir und die Pharisäer?"

15 "Sollen die Hochzeitsgäste denn traurig sein, solange der Bräutigam noch bei ihnen ist?" fragte Jesus. "Die Zeit kommt früh genug, daß ich nicht mehr bei meinen Jüngern bin. Dann werden sie fasten.

16 Niemand flickt ein altes Kleid mit neuem Stoff. Der alte Stoff würde an der Flickstelle doch wieder reißen, und das Loch würde nur noch größer.

17 Ebenso füllt niemand jungen, gärenden Wein in alte, brüchige Schläuche. Sonst platzen sie, der Wein läuft aus, und die Schläuche sind unbrauchbar.{Wörtlich: Junger Wein gehört in neue Schläuche, damit beide erhalten bleiben.} So verlangt das neue Leben nach neuen Ordnungen."

18 Als Jesus noch mit ihnen redete, kam ein Vorsteher der jüdischen Gemeinde zu ihm, warf sich vor ihm nieder und sagte: "Meine Tochter ist gerade gestorben. Aber du kannst sie wieder lebendig machen. Komm doch und lege deine Hände auf sie!"

19 Während Jesus mit seinen Jüngern zum Haus des Mannes ging,

20 berührte eine Frau, die seit zwölf Jahren an schweren Blutungen litt, von hinten heimlich ein Stück seines Mantels.

21 Denn sie dachte: "Wenn ich ihn nur berühre, werde ich bestimmt gesund."

22 Jesus drehte sich um, sah sie an und sagte: "Sei unbesorgt! Dein Glaube hat dich geheilt."Im selben Augenblick war die Frau gesund.

23 Jesus kam zum Haus des Synagogenvorstehers. Als er den Tumult der Leute sah und die Trauermusik hörte, sagte er:

24 "Geht alle hinaus! Das Mädchen ist nicht tot, es schläft nur." Da lachten sie ihn aus.

25 Als die Leute endlich hinausgetrieben waren, trat Jesus in das Zimmer des Mädchens und nahm die Hand des Kindes. Da stand das Mädchen auf und war gesund.

26 Die Nachricht von diesem Geschehen verbreitetesich wie ein Lauffeuer in der ganzen Gegend.

27 Als Jesus weiterging, liefen ihm zwei Blinde nach und schrien: "Du Sohn Davids! Hilf uns doch!"

28 Sie folgten ihm bis in das Haus, in dem er wohnte. Jesus fragte sie: "Glaubt ihr denn, daß ich euch helfen kann?" "Ja, Herr!" antworteten sie.

29 Da berührte er ihre Augen und sagte: "Was ihr mir zutraut, das soll sich erfüllen."

30 Sofort konnten sie sehen. Jesus aber befahl ihnen: "Niemand darf von eurer Heilung erfahren."

31 Trotzdem gingen sie in die Stadt und erzählten überall von Jesus.

32 Als die beiden gegangen waren, brachte man einen Stummen zu ihm, der von einem bösen Geist beherrscht wurde.

33 Jesus trieb diesen Dämon aus, und sofort konnte der Mann reden. Darüber wunderten sich die Leute sehr und riefen: "So etwas haben wir noch nie erlebt!"

34 Aber die Pharisäer redeten ihnen ein: "Er hat seine Macht vom Obersten aller Dämonen bekommen, darum kann er die Menschen von bösen Geistern befreien."

35 Danach zog Jesus in viele Städte und Dörfer. Er sprach in den Synagogen und verkündigte überall im Land die Heilsbotschaft vom Reich Gottes. Wohin er auch kam, heilte er alle Krankheiten und Leiden.

36 Als er die vielen Menschen sah, die ihm nachliefen, hatte er großes Mitleid mit ihnen. Sie waren hilflos und verängstigt, ohne Ziel und ohne Hoffnung. Sie waren wie Schafe ohne ihren Hirten.

37 "Die Ernte ist so groß, aber es gibt nur wenige Arbeiter", sagte Jesus zu seinen Jüngern.

38 "Bittet darum den Herrn, daß er noch mehr Arbeiter schickt, die seine Ernte einbringen!"

10

1 In dieser Zeit rief Jesus seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Vollmacht, böse Geister auszutreiben, die Kranken und Leidenden zu heilen.

2 Das sind die Namen der zwölf Apostel: Simon, den man auch Petrus nannte, und sein Bruder Andreas; Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und sein Bruder Johannes;

3 Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der ehemalige Zolleinnehmer; Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus;

4 Simon, der ehemalige Freiheitskämpfer, und Judas Ischariot, der Jesus später verriet.

5 Diese Zwölf sandte Jesus aus und gab ihnen folgenden Auftrag: "Geht nicht zu den Heiden oder in die Städte der Samariter,

6 sondern geht nur zu den Menschen aus dem Volk Israel, die sich von Gott entfernt haben.

7 Ihnen sollt ihr diese Nachricht bringen: 'Die Gottesherrschaft bricht jetzt an!

8 Heilt, weckt Tote auf, macht Leprakranke gesund und treibt Dämonen aus! ut alles, ohne etwas dafür zu verlangen, denn ihr habt auch die Kraft dazu umsonst bekommen.

9 Nehmt kein Geld mit auf die Reise,

10 auch keine Tasche mit Kleidern, keine Schuhe und keinen Wanderstock. Denn Gott wird für euch sorgen.{Wörtlich: Denn der Arbeiter ist seiner Ernährung wert.}

11 Wenn ihr in eine Stadt oder in ein Dorf kommt, dann sucht jemand, der euch gern aufnimmt. Dort bleibt, bis ihr weiterzieht.

12 Wenn ihr in ein Haus eintretet, dann segnet es und sagt: 'Friede sei mit euch!

13 Nimmt man euch auf, so wird der Friede, den ihr bringt, in diesem Haus bleiben. Nimmt man euch nicht auf, so wird Gottes Friede nicht bei ihnen sein.

14 Wenn ihr in einer Stadt oder in einem Haus nicht willkommen seid und man eure Botschaft nicht hören will, so geht fort und kümmert euch nicht mehr um diese Leute! Schüttelt vielmehr den Staub von euren Füßen als Zeichen dafür, daß Gott diese Stadt strafen wird.

15 Aber das sage ich euch: Die Einwohner der Städte Sodom und Gomorrha werden am Gerichtstag besser wegkommen als die Menschen einer solchen Stadt."

16 "Ich sende euch wie Schafe unter die Wölfe. Seid klug wie Schlangen, aber ohne Verschlagenheit wie Tauben.

17 Nehmt euch in acht vor den Menschen! Sie werden euch vor Gericht bringen, und in den Synagogen wird man euch auspeitschen.

18 Um meinetwillen werdet ihr vor Machthabern und Königen verhört werden. Dort werdet ihr meine Botschaft bezeugen, denn alle Völker müssen von mir erfahren.

19 Wenn ihr verhört werdet, sollt ihr euch nicht darum sorgen, was ihr zu sagen habt! Denn zur rechten Zeit wird Gott euch das rechte Wort geben.

20 Nicht ihr werdet es sein, die Rede und Antwort stehen, sondern der Geist eures Vaters im Himmel wird durch euch sprechen.

21 Ein Bruder wird den anderen dem Henker ausliefern. Väter werden ihre eigenen Kinder anzeigen. Kinder werden gegen ihre Eltern vorgehen und deren Hinrichtung veranlassen.

22 Alle Welt wird euch hassen, weil ihr euch zu mir bekennt. Aber wer bis zuletzt durchhält, der wird gerettet.

23 Wenn man euch in der einen Stadt verfolgt, dann flieht in eine andere. Ich versichere euch: Noch ehe ihr meinen Auftrag in allen Städten Israels ausgeführt habt, wird der Menschensohn wiederkommen.

24 Der Schüler steht nicht über seinem Lehrer, und ein Diener hat es nicht besser als sein Herr.

25 Sie können zufrieden sein, wenn es ihnen genauso geht wie ihren Lehrern und Herren. Wenn sie aber den Herrn des Hauses schon 'Teufel' genannt haben, was werden sie erst zu seinen Angehörigen sagen?"

26 "Darum fürchtet euch nicht vor denen, die euch bedrohen. Denn jetzt kommt bald die Zeit, in der die Wahrheit ans Licht kommt und die geheimsten Pläne bekannt werden.

27 Was ich euch im Dunkeln sage, das ruft am hellichten Tag laut hinaus! Was ich euch ins Ohr flüstere, das sagt aller Welt weiter!

28 Habt keine Angst vor denen, die nur den Körper, aber nicht eure Seele töten können! Fürchtet euch vor Gott, der Leib und Seele in der Hölle verderben kann.

29 Welchen Wert hat schon ein Spatz auf dem Dach! Trotzdem fällt keiner tot zur Erde, wenn es euer Vater nicht will.

30 Selbst die Haare auf eurem Kopf sind alle gezählt.

31 Darum habt keine Angst! Ihr seid Gott mehr wert als ein ganzer Spatzenschwarm.

32 Wer sich öffentlich zu mir bekennt, für den werde ich auch vor meinem Vater im Himmel eintreten.

33 Wer aber vor den Menschen nicht zu mir steht, für den werde ich auch vor meinem Vater im Himmel nicht eintreten."

34 "Meint nur nicht, daß ich gekommen bin, um Frieden auf die Erde zu bringen. Nein, ich bringe Kampf!

35 Ich werde Vater und Sohn, Mutter und Tochter, Schwiegertochter und Schwiegermutter gegeneinander aufbringen.

36 Die schlimmsten Feinde werden in der eigenen Familie sein.

37 Wer seinen Vater oder seine Mutter, seinen Sohn oder seine Tochter mehr liebt als mich, der ist es nicht wert, daß ich für ihn da bin.

38 Und wer nicht bereit ist, diese Lasten auf sich zu nehmen und mir nachzufolgen, der kann nicht zu mir gehören.

39 Wer sich an sein Leben klammert, der wird es endgültig verlieren. Wer es aber für mich einsetzt, der wird ewig leben."

40 "Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, der nimmt Gott auf, der mich gesandt hat.

41 Wer einen von Gott gesandten Verkündiger der Heilsbotschaft aufnimmt, der wird wie dieser Gottesbote belohnt werden. Und wer einen frommen Menschen aufnimmt, weil dieser mit Gott lebt, der wird denselben Lohn empfangen.

42 Wer einen meiner unbedeutendsten Nachfolger auch nur mit einem Schluck Wasser erfrischt, weil er zu mir gehört, der wird seinen Lohn erhalten. Darauf könnt ihr euch verlassen!"

11

1 Nachdem Jesus seinen zwölf Jüngern diese Anweisungen gegeben hatte, zog er weiter, um in den Städten des Landes die Heilsbotschaft zu verkündigen{Wörtlich: zu lehren und zu verkündigen.} .

2 Johannes der Täufer war zu der Zeit im Gefängnis und hörte dort von den Taten Jesu Christi. Er schickte seine Jünger mit der Frage zu Jesus:

3 "Bist du wirklich der Retter, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten?"

4 Jesus antwortete: "Geht zu Johannes zurück und erzählt ihm, was ihr miterlebt habt:

5 Blinde sehen, Gelähmte gehen, Leprakranke werden geheilt, Taube hören, Tote werden wieder lebendig, und den Armen wird die frohe Botschaft verkündet.

6 Sagt ihm außerdem: Glücklich ist jeder, der nicht an mir zweifelt."

7 Als die Jünger des Johannes gegangen waren, wandte sich Jesus an die Menschenmenge, die ihn umgab, und fragte: "Was habt ihr von Johannes erwartet, als ihr zu ihm in die Wüste hinausgezogen seid? Wolltet ihr ein Schilfrohr sehen, das von jedem Windhauch hin- und herbewegt wird?

8 Oder wolltet ihr einen Mann in vornehmer Kleidung sehen? Dazu hättet ihr in die Königspaläste gehen müssen!

9 Oder wolltet ihr einem Propheten begegnen? Ja, Johannes ist ein Prophet und mehr als das.

10 Johannes ist der Mann, von dem geschrieben steht: 'Ich schicke meinen Boten voraus, der dein Kommen ankündigt und die Menschen darauf vorbereitet.{Maleachi 3,1}

11 Das eine versichere ich euch: Von allen Menschen, die je geboren wurden, ist keiner bedeutender als Johannes der Täufer. Trotzdem werden die Geringsten im Reich Gottes größer sein als er.

12 Seit Johannes der Täufer da ist, richtet Gott seine Herrschaft auf, wenn auch Gewalttätige versuchen, es zu verhindern.{Hier sind verschiedene Übersetzungen möglich. Wörtlich: . wird der Königsherrschaft der Himmel Gewalt angetan, und Gewalttätige rauben sie (reißen sie an sich). Vgl. Matth. 23,13.}

13 Das ganze Gesetz und die Propheten bis hin zu Johannes haben darauf hingewiesen.

14 Wenn ihr es begreifen könnt: Er ist Elia, von dem die Propheten sagten, daß er kommen wird, wenn Gottes Königreich beginnt.

15 Hört auf meine Worte und handelt danach."

16 "Wie soll ich die Menschen von heute beschreiben? Sie sind wie spielende Kinder auf der Straße, die zu ihren Freunden sagen:

17 'Wir haben Musik gemacht, und ihr habt nicht getanzt. Danach haben wir Beerdigung gespielt, und ihr seid nicht traurig gewesen.

18 Johannes fastete oft und trank keinen Wein. Da habt ihr gesagt: 'Der ist ja von einem bösen Geist besessen!

19 Nun ist der Menschensohn gekommen, ißt und trinkt wie jeder andere, und ihr beschuldigt ihn: 'Er ißt unmäßig und trinkt wie ein Säufer; und zwielichtige Gestalten sind seine Freunde. Doch wie recht die Weisheit Gottes hat, erweist sich in dem, was sie bewirkt."{Wörtlich: Und die Weisheit ist durch ihre Werke gerechtfertigt worden.}

20 Dann drohte Jesus den Städten, in denen er die meisten Wunder getan hatte, ohne daß sie sich zu Gott bekehrt hätten:

21 "Weh euch, ihr Einwohner von Chorazin und Bethsaida! Wenn die Wunder, die ich bei euch getan habe, in den lasterhaften Hafenstädten Tyrus oder Sidon geschehen wären, ihre Einwohner hätten längst ihre Schuld erkannt und ihr Leben geändert.

22 Am Tage des Gerichts wird es Tyrus und Sidon besser ergehen als euch!

23 Und du, hoch gerühmtes Kapernaum, zur Hölle wirst du fahren! Wenn die Taten, die du erlebt hast, in Sodom geschehen wären, die Stadt würde noch heute stehen.

24 Darauf kannst du dich verlassen: Es wird Sodom am Gerichtstag besser ergehen als dir!"

25 Und Jesus betete: "Mein Vater, Herr über Himmel und Erde, ich danke dir, daß du die Wahrheit vor denen verbirgst, die sich für klug halten; aber den Unwissenden hast du sie enthüllt.

26 Ja, Vater, so entspricht es deinem Willen.

27 Mein Vater hat mir alle Macht gegeben. Nur der Vater kennt den Sohn. Und kein Mensch außer dem Sohn kennt den Vater - es sei denn, der Sohn zeigt ihm den Vater."

28 "Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde euch Frieden geben.

29 Nehmt meine Herrschaft an und lebt darin! Lernt von mir! Ich komme nicht mit Gewalt und Überheblichkeit. Bei mir findet ihr, was euerm Leben Sinn und Ruhe gibt.

30 Ich meine es gut mit euch und bürde euch keine unerträgliche Last auf."

12

1 Eines Tages wanderte Jesus mit seinen Jüngern am Sabbat durch die Getreidefelder. Die Jünger waren hungrig und rissen einzelne Weizenähren ab, um die Körner zu essen.

2 Als das die Pharisäer sahen, beklagten sie sich bei Jesus: "Deine Jünger brechen Gottes Gebote! Sie ernten am Sabbat Getreide!"

3 Jesus antwortete ihnen darauf: "Habt ihr nicht die Geschichte von König David und seinen Freunden gelesen? Als sie hungrig waren,

4 gingen sie in das Gotteshaus und aßen vom Opferbrot, das doch nur die Priester essen durften.{1. Samuel 21,7}

5 Habt ihr nicht außerdem im Gesetz gelesen, daß die Priester den Sabbat durch ihre Arbeit im Tempel entweihen? Trotzdem sind sie schuldlos.

6 Ich will euch nur das eine sagen: Hier ist einer, der ist mehr als der Tempel.

7 Wenn ihr verstanden hättet, was das bedeutet: 'Barmherzigkeit ist mir lieber als Opfer! ,{Hosea 6,6} dann würdet ihr nicht Unschuldige verurteilen.

8 Denn der Menschensohn hat das Recht zu entscheiden, was am Sabbat erlaubt ist und was nicht."

9 Nach diesen Worten ging er weiter und kam in ihre Synagoge.

10 Dort bemerkte er einen Mann mit einer verkrüppelten Hand. Die Pharisäer fragten ihn: "Erlaubt das Gesetz Gottes, am Sabbat zu heilen?" Sie suchten damit einen Vorwand, um ihn anzuzeigen.

11 Jesus antwortete: "Wenn jemand von euch nur ein einziges Schaf besitzt, und das fällt am Sabbat in den Brunnen, wird er es nicht sofort herausholen?

12 Aber ein Mensch ist doch viel mehr wert als ein Schaf! Also ist es erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun."

13 Dann forderte er den Mann auf: "Strecke deine Hand aus!" Der Mann gehorchte, und seine Hand war gesund.

14 Nach diesem Ereignis berieten die Pharisäer, was sie tun könnten, um Jesus zu töten.

15 Jesus wußte aber, was sie vorhatten, und ging weg. Viele folgten ihm, und er heilte alle Kranken.

16 Er verbot ihnen jedoch, darüber zu reden.

17 Damit erfüllte sich, was der Prophet Jesaja einst vorausgesagt hatte:

18 "Dies ist mein Knecht, den ich erwählt habe. Ich liebe ihn, und an ihm habe ich meine Freude. Ich werde ihm meinen Geist geben, und er wird die Völker vor die Entscheidung stellen.

19 Er kämpft und streitet nicht. Seine Stimme wird auf der Straße nicht zu hören sein.

20 Das geknickte Schilfrohr wird er nicht abbrechen und den glimmenden Docht nicht auslöschen. Er wird das Recht zum Sieg führen.

21 Deshalb ist er die Hoffnung der ganzen Welt."{Jesaja 42,1-4}

22 Danach brachte man einen Mann zu ihm, der blind und stumm war, weil ein böser Geist ihn beherrschte. Jesus heilte ihn, und er konnte wieder reden und sehen.

23 In großer Aufregung riefen da die Menschen: "Ist dieser Jesus vielleicht doch der verheißene Retter, der Sohn Davids?"

24 Als die Pharisäer das hörten, sagten sie: "Er treibt die Dämonen aus, weil ihm Satan, der Oberste aller Dämonen, die Macht dazu gibt."

25 Jesus kannte ihre Gedanken und entgegnete: "Ein Reich, das von verschiedenen Machthabern hin- und hergerissen wird, steht vor dem Untergang. Eine Stadt oder eine Familie, in der man sich gegenseitig bekämpft, hat keinen Bestand.

26 Wenn ein Teufel den anderen austreiben würde, dann bekämpfte Satan sich ja selbst und zerstörte damit sein eigenes Reich.

27 Wenn ihr behauptet, ich würde die Dämonen durch die Kraft des Satans austreiben, welche Kraft wenden dann eure eigenen Leute an, um böse Geister auszutreiben? Sie selbst werden eure Richter sein.

28 Wenn ich aber die Dämonen durch den Geist Gottes austreibe, so erkennt doch endlich, daß Gottes Herrschaft jetzt in eurer Mitte beginnt.

29 Denn wer könnte in das Haus eines starken Mannes eindringen und ihn berauben? Man müßte ihn erst fesseln, und dann könnte man ihm etwas wegnehmen.

30 Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich, und wer mir nicht hilft, der schadet meiner Sache!

31 Darum sage ich euch: Jede Sünde, ja sogar Gotteslästerung, kann vergeben werden. Wer aber den Heiligen Geist lästert, der wird keine Vergebung finden.

32 Wer dem Sohn Gottes widerspricht, dem kann vergeben werden. Wer aber bewußt gegen den Geist Gottes redet, der wird niemals und nirgendwo{Wörtlich: weder in diesem Zeitalter noch im kommenden.} Vergebung finden."

33 "Wie der Baum, so die Frucht! Ein guter Baum trägt gute Früchte, ein schlechter Baum trägt schlechte Früchte.

34 Ihr Teufelspack! Wie könnt ihr durch und durch verlogenen Leute überhaupt etwas Gutes reden? Wie es im Herzen eines Menschen aussieht, das erkennt man an seinen Worten.

35 Wenn ein guter Mensch spricht, zeigt sich, was an Gutem in ihm ist. Ein Mensch mit einem bösen Herzen ist innerlich voller Gift, und alle merken es, wenn er redet.

36 Ich sage euch das, weil ihr am Gerichtstag Rechenschaft ablegen müßt über jedes böse Wort, das ihr geredet habt.

37 An euern Worten entscheidet sich eure Zukunft. Sie sind der Maßstab, nach dem ihr freigesprochen oder verurteilt werdet."{Wörtlich: Denn aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verurteilt werden.}

38 Einige Schriftgelehrte und Pharisäer traten an Jesus heran und sagten: "Vollbringe vor unseren Augen ein Wunder, an dem wir eindeutig erkennen können, ob du wirklich von Gott kommst!"

39 Jesus antwortete ihnen: "Nur böse, gottlose Menschen können dafür noch Beweise verlangen. Aber sie werden auch nur das gleiche Zeichen zu sehen bekommen, das am Propheten Jona geschah.

40 Jona war drei Tage und drei Nächte im Bauch des großen Fisches. Ebenso wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Grab sein.

41 Die Einwohner Ninives werden euch am Gerichtstag verurteilen, denn sie änderten sich. Nach Jonas Predigt wandten sie sich von ihrem sündigen Leben ab und bekehrten sich zu Gott. Der hier vor euch steht, ist aber größer als Jona. Und ihr glaubt ihm nicht!

42 Die Königin aus dem Süden wird einmal beim Gericht Gottes als Zeugin gegen dieses Volk auftreten und es verurteilen. Denn sie kam von weit her, um von der Weisheit des Königs Salomo zu lernen. Der hier vor euch steht, ist größer als Salomo, aber ihr weigert euch dennoch, seinen Worten zu glauben."

43 "Wenn ein Dämon ausgetrieben wird, irrt er so lange ruhelos umher, bis er ein neues Opfer gefunden hat. Findet er keins,

44 entschließt er sich: 'Ich will dorthin zurückkehren, woher ich gekommen bin. Wenn er nun zurückkommt und seine frühere Wohnung sauber und geschmückt, aber leer vorfindet,

45 dann sucht er sich sieben andere Geister, die noch schlimmer sind als er selbst. Zusammen ergreifen sie Besitz von dem Menschen, der nun schlimmer dran ist als vorher. Genauso wird es auch diesem gottlosen Volk ergehen."

46 Als Jesus noch in dem überfüllten Haus redete, kamen seine Mutter und seine Brüder und wollten ihn sprechen.

47

48 Doch er fragte: "Wer ist meine Mutter? Wer sind meine Brüder?"

49 Dann zeigte er auf seine Jünger: "Seht diese Männer dort, sie sind meine Mutter und meine Brüder.

50 Denn jeder, der meinem Vater im Himmel gehorcht, der ist mein Bruder, meine Schwester und meine Mutter."

13

1 Am selben Tag verließ Jesus das Haus und setzte sich an das Seeufer.

2 Bald hatte sich eine große Menschenmenge um ihn versammelt. Deshalb stieg er in ein Boot und redete zu ihnen in Gleichnissen. Die Leute blieben am Ufer stehen und hörten zu.

3

4 "Ein Bauer säte Getreide. Dabei fielen einige Körner auf einen Feldweg. Sofort kamen die Vögel und pickten sie auf.

5 Andere Körner fielen auf felsigen Boden, wo nur wenig Erde war. Dort ging die Saat schnell auf.

6 Die Sonne aber brannte, und die jungen Pflanzen vertrockneten, weil die Wurzeln nicht genügend Erde hatten.

7 Einige Samenkörner fielen zwischen die Disteln, in denen die junge Saat bald erstickte.

8 Aber der übrige Same fiel auf guten Boden, wuchs heran und brachte das Dreißigfache, das Sechzigfache und sogar das Hundertfache der Aussaat als Ertrag.

9 Hört auf das, was ich euch sage!"

10 Später kamen seine Jünger und fragten ihn: "Weshalb verwendest du solche Vergleiche, wenn du zu den Leuten redest?"

11 Jesus antwortete: "Ihr könnt die Geheimnisse des Reiches Gottes verstehen, anderen sind sie verborgen.

12 Denn wer schon viel versteht, dem wird die volle Erkenntnis geschenkt werden.{Wörtlich: Wer nämlich hat, dem wird gegeben werden, und er wird Überfluß haben.} Wer aber wenig versteht, dem wird auch noch die geringe Erkenntnis verlorengehen.

13 Deshalb rede ich in Gleichnissen. Denn obwohl sie Augen haben, erkennen sie nichts, und obwohl sie Ohren haben, verstehen sie doch nichts.

14 Damit erfüllt sich an ihnen, was Gott durch den Propheten Jesaja sagt: 'Sie hören, aber sie verstehen es nicht. Sie sehen, aber sie erkennen es nicht.

15 Denn ihre Herzen sind hart und gleichgültig. Sie sind schwerhörig und verschließen die Augen. Deshalb sehen und hören sie nicht. Sie wollen sich nicht ändern und umkehren, darum kann ich ihnen nicht helfen.

16 Aber ihr könnt glücklich sein, denn eure Augen können sehen und eure Ohren können hören.

17 Ich sage euch: Viele Propheten und fromme Menschen hätten gern gesehen, was ihr seht, und gehört, was ihr hört, aber die Zeit war noch nicht da."

18 "Ich will euch nun die Geschichte von dem Bauern, der seinen Samen aussäte, erklären.

19 Bei jedem, der die Botschaft vom Reich Gottes hört, sie aber nicht ernst nimmt, kommt der Satan und reißt die Saat aus seinem Herzen. Damit ist der gemeint, bei dem der Same auf den Weg gesät wurde.

20 Wie felsiger Boden ist ein Mensch, der die Botschaft hört und mit Freuden annimmt.

21 Aber wenn er wegen seines Glaubens Schwierigkeiten bekommt oder Verfolgung einsetzt, dann ist es mit seiner Begeisterung schnell vorbei.

22 Der Boden, der mit Disteln bedeckt ist, entspricht einem Menschen, der die Botschaft zwar hört und anfängt, danach zu leben. Aber die Sorgen des Alltags und die Verführung durch den Wohlstand ersticken Gottes Wort. So bleibt alles beim alten.

23 Der gute Boden aber ist wie ein Mensch, der die Botschaft hört, versteht und dann dreißig-, sechzig- oder hundertfache Frucht bringt."

24 Jesus erzählte ein anderes Gleichnis: "Gottes Reich ist mit einem Bauern zu vergleichen, der gutes Saatgut auf sein Feld säte.

25 Eines Nachts, als alles schlief, kam sein Feind, säte Unkraut zwischen den Weizen und schlich sich davon.

26 Als nun die Saat heranwuchs, ging auch das Unkraut auf.

27 Da kamen die Arbeiter des Bauern und fragten ihn: 'Hast du das Feld nicht mit gutem Samen bestellt? Woher kommt denn das Unkraut?

28 'Das muß mein Feind dazwischengesät haben', antwortete der Bauer. 'Sollen wir das Unkraut ausreißen? fragten die Arbeiter.

29 'Nein, dabei würdet ihr ja den Weizen mit ausreißen.

30 Laßt beides bis zur Ernte wachsen. ann werde ich den Erntearbeitern befehlen: Sammelt zuerst das Unkraut ein und verbrennt es! Den Weizen aber bringt in meine Scheunen! "

31 Noch ein anderes Beispiel erzählte ihnen Jesus: "Mit dem Reich Gottes ist es wie mit einem Senfkorn, das auf ein Feld gesät wird.

32 Es ist ein winziger Same, aber wenn er aufgeht und wächst, wird er zu einer großen Pflanze, ja zu einem Baum, in dem die Vögel nisten können.

33 Man kann das Reich Gottes auch mit einem Sauerteig vergleichen, den eine Frau zum Brotbacken braucht. Sie nimmt eine große Menge Mehl und mischt ein wenig Sauerteig darunter, bis alles davon durchsäuert ist."

34 Jesus benutzte immer wieder solche Beispiele, wenn er zu den Menschen sprach. In keiner seiner Predigten fehlten sie.

35 Hier erfüllte sich das Prophetenwort: "Ich werde in Gleichnissen zu ihnen reden. Geheimnisse, die seit Weltbeginn verborgen waren, will ich ihnen enthüllen."{Psalm 78,2}

36 Dann entließ Jesus die Menschenmenge und ging ins Haus. Später baten ihn seine Jünger: "Erkläre uns doch das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker."

37 Und Jesus erklärte es ihnen: "Der Menschensohn selbst ist der Landwirt, der den guten Samen aussät.

38 Der Acker ist die Welt, der Same das Volk des Gottesreiches, das Unkraut sind die Leute, die dem Satan gehorchen.

39 Der Feind, der das Unkraut zwischen den Weizen sät, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt, und die Erntearbeiter sind die Engel.

40 Wie das Unkraut vom Weizen getrennt und verbrannt wird, so wird es auch beim Gericht Gottes über die Welt sein:

41 Der Menschensohn wird seine Engel senden. Sie werden aus dem Gottesreich alle Verführer und alle, die Unrecht tun, aussondern,

42 sie in den Feuerofen werfen und verbrennen. Dort wird viel vergebliches Heulen und ohnmächtiges Jammern zu hören sein.

43 Aber alle, die Gottes Willen tun, werden im Reich ihres Vaters leuchten wie die Sonne. ört auf das, was ich euch sage!"

44 "Das Reich Gottes ist wie ein verborgener Schatz, den ein Mann auf einem Feld entdeckte und wieder verbarg. In seiner Freude verkaufte er alles, was er hatte, um den Acker zu kaufen und so den Schatz zu bekommen.

45 Wer in das Reich Gottes will, muß handeln wie ein Kaufmann, der auf der Suche nach kostbaren Perlen ist.

46 Er entdeckt eine Perle von unschätzbarem Wert. Deshalb verkauft er alles, was er hat, um sie zu besitzen."

47 "Man kann das Gottesreich auch mit einem Netz vergleichen, das ins Meer geworfen wird und in dem viele verschiedene Fische gefangen werden.

48 Wenn das Netz voll ist, zieht man es an Land, setzt sich hin und sortiert die eßbaren Fische in Körbe. Die ungenießbaren aber werden weggeworfen.

49 So wird es auch am Ende der Welt sein. Die Engel werden kommen und die Bösen von den Gerechten trennen,

50 um sie in das höllische Feuer zu werfen. Dort werden sie weinen und jammern, aber niemand kann ihnen helfen.

51 Versteht ihr das alles?" "Ja", erwiderten sie, "wir verstehen es."

52 Und Jesus fügte hinzu: "Wer das Reich Gottes verkündigt, macht es wie ein Hausherr, der Altes und Neues aus seiner Erfahrung berichtet."

53 Nachdem Jesus diese Gleichnisse erzählt hatte,

54 kehrte er in seine Heimatstadt zurück und sprach dort in der Synagoge.Alle staunten über ihn und fragten: "Woher hat er diese Weisheit und die Kraft, Wunder zu tun?

55 Er ist doch der Sohn eines Zimmermanns, und wir kennen Maria, seine Mutter, und seine Brüder Jakobus, Joseph, Simon und Judas.

56 Leben seine Schwestern nicht alle unter uns? Wie kann er etwas Besonderes sein!"

57 Und sie ärgerten sich über ihn. Da sagte Jesus: "Ein Prophet findet nirgendwo so wenig Anerkennung wie in seiner Heimat und in seiner eigenen Familie."

58 Weil ihm seine Landsleute nicht glaubten, tat er dort nur wenige Wunder.

14

1 Als König Herodes hörte, was man über Jesus redete,

2 sagte er zu seinen Leuten: "Das muß Johannes der Täufer sein. Er ist von den Toten auferstanden! Deshalb kann er auch solche Wunder tun."

3 Herodes hatte Johannes nämlich verhaften und ins Gefängnis werfen lassen, weil es seine Geliebte Herodias so wollte. Sie war eigentlich die Frau seines Bruders Philippus.

4 Johannes hatte ihm gesagt: "Du hast nicht das Recht, die Frau deines Bruders zu heiraten!"

5 Herodes hätte Johannes am liebsten umgebracht; aber er wagte es nicht, weil er sich vor dem Volk fürchtete, das in Johannes einen Propheten sah.

6 Als nun Herodes Geburtstag feierte, tanzte die Tochter seiner Geliebten vor den Gästen. Das gefiel dem König so gut,

7 daß er ihr mit einem Schwur versprach: "Ich gebe dir alles, was du haben willst."

8 Von ihrer Mutter angestiftet, bat sie den König: "Dann laß mir sofort den Kopf Johannes des Täufers auf einem Teller herbringen."

9 Diese Bitte brachte Herodes in große Verlegenheit. Aber weil er sein Versprechen vor allen Gästen gegeben hatte, befahl er,

10 Johannes im Gefängnis zu enthaupten.

11 Man brachte den Kopf auf einem Teller und gab ihn dem Mädchen. Es überreichte ihn seiner Mutter.

12 Die Jünger des Johannes holten seinen Leichnam und begruben ihn. Dann berichteten sie Jesus, was geschehen war.

13 Als Jesus dies hörte, fuhr er mit einem Boot in eine entlegene Gegend. Er wollte allein sein. Aber die Leute merkten, wohin er gehen wollte, und folgten ihm in Scharen von überall her auf dem Landweg.

14 Als Jesus aus dem Boot stieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen und heilte die Kranken.

15 Gegen Abend kamen die Jünger zu ihm und sagten: "Es ist spät geworden, und die Gegend ist einsam. Schick doch die Leute weg, damit sie in die Dörfer gehen und sich dort etwas zu essen kaufen können!"

16 Aber Jesus antwortete: "Das ist nicht nötig. Gebt ihr ihnen doch zu essen!"

17 "Wir haben ja nur fünf Brote und zwei Fische hier!" meinten seine Jünger.

18 "Dann bringt sie her!" sagte Jesus.

19 Er forderte die Leute auf, sich im Gras zu lagern. Er nahm die fünf Brote und die zwei Fische, sah zum Himmel auf und dankte Gott. Dann teilte er das Brot, und die Jünger gaben es an die Menge weiter.

20 Jeder aß sich satt. Als man anschließend die Reste einsammelte, da waren es noch zwölf volle Körbe.

21 Etwa fünftausend Männer hatten an der Mahlzeit teilgenommen, außerdem noch viele Frauen und Kinder.

22 Danach befahl Jesus seinen Jüngern, in das Boot zu steigen und an das andere Ufer des Sees vorauszufahren. Er blieb zurück, um die Leute zu verabschieden.

23 Dann ging er allein auf einen Berg, um zu beten. s wurde Nacht.

24 Draußen auf dem See gerieten seine Jünger in Not. Ein Sturm war losgebrochen, und sie hatten große Mühe, das Boot vor dem Kentern zu bewahren.

25 Gegen vier Uhr morgens kam Jesus auf dem Wasser zu ihnen.

26 Als sie ihn sahen, schrien die Jünger vor Entsetzen, weil sie dachten, es sei ein Gespenst.

27 Aber Jesus sprach sie sofort an: "Ich bin es doch! Habt keine Angst!"

28 Da rief Petrus: "Herr, wenn du es wirklich bist, laß mich auf dem Wasser zu dir kommen."

29 "Komm her!" antwortete Jesus. etrus stieg aus dem Boot und ging Jesus auf dem Wasser entgegen.

30 Als er aber die hohen Wellen sah, erschrak Petrus, und im selben Augenblick begann er zu sinken. "Herr, hilf mir!" schrie er.

31 Jesus streckte ihm die Hand entgegen, ergriff ihn und sagte: "Hast du so wenig Glauben, Petrus? Vertraue mir doch!"

32 Nachdem beide das Boot bestiegen hatten, legte sich der Sturm.

33 Da fielen die anderen vor Jesus nieder und bekannten: "Du bist wirklich der Sohn Gottes!"

34 Sie gingen in Genezareth an Land.

35 Als die Leute Jesus erkannten, schickten sie Boten in die benachbarten Orte, und man brachte alle Kranken zu ihm.

36 Diese wollten wenigstens einmal seine Kleider berühren; und alle, die das taten, wurden gesund.

15

1 Kurz darauf kamen einige Pharisäer und Schriftgelehrte aus Jerusalem zu Jesus und fragten ihn:

2 "Weshalb befolgen deine Jünger unsere alten Traditionen nicht? Sie waschen sich nicht einmal vor dem Essen die Hände."

3 Jesus fragte zurück: "Und weshalb brecht ihr mit euren Vorschriften die Gebote Gottes?

4 So lautet ein Gebot Gottes: 'Ehre deinen Vater und deine Mutter! Wer seine Eltern verachtet, der soll sterben.{2. Mose 20,12; 21,17}

5 Ihr aber sagt: 'Wenn jemand seinen hilfsbedürftigen Eltern erklärt, daß er ihnen nicht helfen kann, weil er sein Vermögen dem Tempel vermacht hat, dann hat er nicht gegen Gottes Gebot verstoßen.{Wörtlich: Wenn jemand zu Vater oder Mutter sagt: Was dir von mir zusteht, soll eine Opfergabe sein, der braucht seinen Vater oder seine Mutter nicht zu ehren.}

6 Damit setzt ihr durch eure Vorschriften das Gebot Gottes außer Kraft.

7 Ihr scheinheiligen Heuchler! Jesaja hat ganz richtig von euch gesprochen:

8 'Diese Leute können schön über Gott reden, aber mit dem Herzen sind sie nicht dabei.

9 Ihr Gottesdienst ist wertlos, weil sie ihre menschlichen Gebote als Gebote Gottes ausgeben. "{Jesaja 29,13; Jeremia 8,8}

10 Dann rief Jesus die Menschenmenge zu sich: "Hört, was ich euch sage, und begreift doch:

11 Nicht was ein Mensch ißt, macht ihn unrein, sondern das, was er denkt und redet."

12 Da traten die Jünger näher zu ihm und sagten: "Weißt du, daß du damit die Pharisäer verärgert hast?"

13 Jesus antwortete: "Jede Pflanze, die nicht von meinem himmlischen Vater gepflanzt worden ist, wird ausgerissen.

14 Laßt euch nicht einschüchtern! Sie wollen Blinde führen, sind aber selbst blind. Sie werden zusammen mit den Blinden, die sie führen wollen, in den Abgrund stürzen."

15 Da sagte Petrus: "Das haben wir nicht verstanden."

16 "Selbst ihr habt es immer noch nicht begriffen?" fragte Jesus.

17 "Versteht ihr denn nicht, daß alles, was ein Mensch ißt, zuerst verdaut und dann ausgeschieden wird?

18 Aber böse Worte kommen aus einem bösen Herzen, und sie beschmutzen den Menschen, der sie ausspricht.

19 Aus dem Herzen kommen böse Gedanken, die dann zu Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, Lüge und Verleumdung führen.

20 Durch sie wird der Mensch vor Gott unrein, nicht dadurch, daß man zum Essen geht, ohne sich vorher die Hände zu waschen."

21 Danach verließ Jesus diese Gegend und wanderte bis in die Gegend der Städte Tyrus und Sidon.

22 Dort begegnete ihm eine nichtjüdische Frau, die ihn anflehte: "Herr, du Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Meine Tochter wird von einem bösen Geist furchtbar gequält."

23 Aber Jesus beachtete sie nicht. Seine Jünger drängten ihn: "Schick sie doch weg! Sie schreit sonst dauernd hinter uns her."

24 Da sagte er zu der Frau: "Ich habe den Auftrag, nur denen zu helfen, die zum Volk Israel gehören."{Wörtlich: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.}

25 Sie kam aber noch näher, warf sich vor ihm nieder und bettelte: "Herr, hilf mir!" Aber Jesus antwortete wieder:

26 "Es ist nicht richtig, wenn man den Kindern das Brot wegnimmt und es den Hunden vorwirft."

27 "Das stimmt", entgegnete die Frau, "aber die kleinen Hunde dürfen doch die Krümel fressen, die vom Tisch ihrer Herren herunterfallen."

28 Jesus antwortete ihr: "Dein Glaube ist groß. Was du erwartest, soll geschehen." Im selben Augenblick wurde ihre Tochter gesund.

29 Jesus kehrte an den See Genezareth zurück. Er stieg auf einen Berg und setzte sich dort hin.

30 Eine große Menschenmenge kam zu Jesus. Unter ihnen waren Lahme, Blinde, Krüppel, Stumme und viele andere Kranke. Man brachte sie zu Jesus, und er heilte sie alle.

31 Die Menschen konnten es kaum fassen, als sie sahen, wie Stumme reden, Gelähmte gehen und Blinde sehen konnten. Und sie lobten den Gott Israels.

32 Danach rief Jesus seine Jünger zu sich: "Diese Leute tun mir leid. Sie sind jetzt drei Tage bei mir und haben nichts zu essen. Ich will sie nicht hungrig wegschicken, sie könnten unterwegs zusammenbrechen."

33 Aber die Jünger antworteten: "Woher sollen wir hier Brot für so viele Menschen bekommen? Weit und breit wohnt niemand."

34 Jesus fragte: "Was habt ihr denn bei euch?" Sie antworteten: "Sieben Brote und ein paar kleine Fische!"

35 Da forderte Jesus die Menschen auf, sich zum Essen niederzulassen.

36 Nun nahm er die sieben Brote und die Fische. Er dankte Gott für das Essen, teilte die Brote und Fische und gab sie den Jüngern, die sie an die Leute verteilten.

37 Jeder aß, soviel er wollte; etwa viertausend Männer waren dabei, die Frauen und Kinder nicht mitgerechnet. Anschließend sammelten die Jünger die Reste ein: Sieben Körbe voll waren noch übriggeblieben.

38

39 Jetzt erst schickte Jesus die Leute nach Hause. Er selbst aber bestieg ein Boot und setzte nach Magadan über.

16

1 Eines Tages kamen Pharisäer und Sadduzäer, um Jesus eine Falle zu stellen. Sie verlangten von ihm ein deutliches Zeichen als Beweis für seinen göttlichen Auftrag.

2 Jesus sagte ihnen: "Ihr könnt das Wetter aus den Zeichen am Himmel erkennen: Abendrot zeigt gutes Wetter für den nächsten Tag an, Morgenröte bedeutet schlechtes Wetter. Aber was heute vor euren Augen geschieht, das könnt ihr nicht richtig beurteilen!

3

4 Dieses böse, gottlose Volk verlangt immer neue Beweise. Doch sie werden kein anderes Zeichen zu sehen bekommen als das, was an dem Propheten Jona geschah." Mit diesen Worten ließ Jesus sie stehen und ging weg.

5 Als sie an das andere Seeufer gekommen waren, stellten seine Jünger fest, daß sie kein Brot dabei hatten.

6 Da warnte sie Jesus: "Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!"

7 Die Jünger meinten: "Das sagt er, weil wir das Brot vergessen haben."

8 Jesus wußte natürlich, was sie dachten, und sagte: "Weshalb sorgt ihr euch gleich, wenn einmal nichts zu essen da ist? Traut ihr mir so wenig zu?

9 Werdet ihr denn nie zur Einsicht kommen? Habt ihr die fünftausend Menschen vergessen, die ich mit fünf Broten gesättigt habe? Und da waren noch Körbe voller Brot übrig geblieben!

10 Oder erinnert euch doch an die viertausend, und wieviel damals übriggeblieben ist!

11 Wie kommt ihr auf den Gedanken, daß ich vom Essen rede? Ich sage euch noch einmal: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!"

12 Erst jetzt merkten sie, daß Jesus mit dem Sauerteig die falschen Lehren der Pharisäer und Sadduzäer gemeint hatte.

13 Als Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: "Für wen halten mich die Leute eigentlich?"

14 Sie erwiderten: "Manche halten dich für Johannes den Täufer, andere für Elia, für Jeremia oder einen anderen Propheten."

15 "Und für wen haltet ihr mich?" fragte er sie.

16 Darauf antwortete Petrus: "Du bist Christus, der von Gott verheißene Retter, der Sohn des lebendigen Gottes!"

17 "Du kannst wirklich glücklich sein, Simon, Sohn des Jona!" erwiderte Jesus. "Diese Erkenntnis hat dir mein Vater im Himmel gegeben; von sich aus kommt niemand zu dieser Einsicht.

18 Ich sage dir: Du bist Petrus, ein Fels. Auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und keine Macht der Welt wird sie vernichten können{Wörtlich: und die Tore des Totenreiches werden sie nicht überwältigen.} .

19 Ich will dir die Schlüssel zum Reich Gottes geben. Wem du auf der Erde seine Sünde anlastest, der soll auch im Himmel damit belastet sein. Und wen du auf der Erde von seiner Schuld freisprichst, der soll auch im Himmel davon freigesprochen sein."{Wörtlich: Was du auf der Erde binden wirst, das soll im Himmel gebunden sein. Und was du auf der Erde lösen wirst, das soll im Himmel gelöst sein.}

20 Darauf verbot er seinen Jüngern streng, den Leuten zu sagen, daß er der Christus sei.

21 Während dieser Zeit begann Jesus mit seinen Jüngern über den Weg zu reden, den er noch gehen mußte: "In Jerusalem werden mich die Führer des Volkes, die Hohenpriester und Schriftgelehrten foltern und töten. Aber drei Tage später werde ich auferstehen und leben."

22 Erschrocken nahm Petrus ihn zur Seite und bestürmte ihn: "Um Himmels willen! So etwas darf dir nicht zustoßen!"

23 Aber Jesus wandte sich um und sagte zu Petrus: "Geh weg, Satan! Du willst mir eine Falle stellen. Du denkst, wie Menschen denken, und verstehst Gottes Gedanken nicht."

24 Danach sprach Jesus zu seinen Jüngern: "Wer mir nachfolgen will, darf nicht mehr an sich selber denken, sondern muß sein Kreuz willig auf sich nehmen und mir nachfolgen.

25 Wer sein Leben um jeden Preis erhalten will, der wird es verlieren, aber wer sein Leben für mich einsetzt, der wird es für immer gewinnen.

26 Denn was gewinnt ein Mensch, selbst wenn ihm die ganze Welt zufällt und er dabei das ewige Leben verliert? Mit nichts auf dieser Welt kann er es wieder erwerben.{Wörtlich: Oder was kann ein Mensch als Lösegeld für sein Leben geben?}

27 Denn der Menschensohn wird mit seinen Engeln in der Herrlichkeit seines Vaters wiederkommen und jeden nach seinen Taten richten.

28 Und ich sage euch: "Einige von euch, die ihr hier steht, werden leben, wenn sie den Menschensohn in seiner Königsherrschaft kommen sehen."

17

1 Sechs Tage später ging Jesus mit Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes auf den Gipfel eines hohen Berges. Sie waren dort ganz allein.

2 Auf einmal wurde Jesus vor ihren Augen verwandelt: Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider strahlten hell.

3 Plötzlich erschienen Mose und der Prophet Elia. Sie redeten mit Jesus.

4 Da rief Petrus: "Herr, hier gefällt es uns! Wenn du willst, werden wir drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elia."

5 Noch während er so redete, hüllte sie eine leuchtende Wolke ein, und aus der Wolke hörten sie eine Stimme: "Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich meine Freude habe. Ihm sollt ihr gehorchen."

6 Bei diesen Worten fielen die Jünger erschrocken zu Boden.

7 Aber Jesus kam zu ihnen, berührte sie und sagte: "Steht auf! Fürchtet euch nicht!"

8 Und als sie aufsahen, war nur noch Jesus bei ihnen.

9 Als sie vom Berg herabstiegen, befahl ihnen Jesus: "Erzählt niemandem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist."

10 Da fragten ihn seine Jünger: "Weshalb halten unsere Schriftgelehrten daran fest, daß zuerst der Prophet Elia kommen muß?"

11 Jesus antwortete: "Sie haben recht! Elia kommt und wird alles inOrdnung bringen.

12 Doch ich sage euch: Er ist bereits gekommen, aber man hat ihn nicht erkannt. Sie haben mit ihm gemacht, was sie wollten. Und auch der Menschensohn wird durch sie leiden müssen."

13 Nun war es den Jüngern klar, daß er von Johannes dem Täufer sprach.

14 Als sie zu der Menschenmenge zurückgekehrt waren, kam ein Mann zu Jesus, fiel vor ihm nieder und sagte:

15 "Herr, hab Erbarmen mit meinem Sohn! Er leidet unter schweren Anfällen. Oft stürzt er dabei sogar ins Feuer oder ins Wasser.

16 Ich habe ihn zu deinen Jüngern gebracht, aber sie konnten ihm nicht helfen."

17 Jesus antwortete: "Ihr eigensinnigen und ungläubigen Leute! Wie lange muß ich noch bei euch sein und euch ertragen? Bringt ihn her zu mir!"

18 Man brachte den Jungen zu Jesus, und er bedrohte den bösen Geist. Sofort ließ er von dem Kranken ab, und der Junge war wieder gesund.

19 Als sie später unter sich waren, fragten die Jünger Jesus: "Weshalb konnten wir den Dämon nicht austreiben?"

20 "Weil ihr nicht wirklich glaubt", antwortete Jesus. "Wenn euer Glaube nur so groß wäre wie ein Senfkorn, könntet ihr zu diesem Berg sagen: 'Rücke von hier dorthin! , und es würde geschehen. Nichts würde euch unmöglich sein!

21 Solche Geister können nur vertrieben werden, wenn ihr betet und fastet."

22 Eines Tages, als Jesus sich mit seinen Jüngern in Galiläa aufhielt, sagte er zu ihnen: "Der Menschensohn wird bald in der Gewalt der Menschen sein. Sie werden ihn töten. Aber drei Tage später wird er auferstehen." Da wurden seine Jünger sehr traurig.

23

24 Bei ihrer Ankunft in Kapernaum kamen die Steuereinnehmer des Tempels zu Petrus und fragten: "Zahlt euer Lehrer keine Tempelsteuer?"

25 "Natürlich tut er das", antwortete Petrus und ging in das Haus, um mit Jesus darüber zu reden. Doch Jesus fragte ihn: "Was meinst du, Petrus, von wem fordern die Könige Abgaben und Steuern, von ihrem eigenen Volk oder von den Ausländern?"

26 "Von den Ausländern natürlich", antwortete Petrus. "Dann sind die eigenen Bürger also steuerfrei.

27 Doch wir wollen ihnen keinen Anlaß geben, uns anzuklagen, darum geh an den See und wirf die Angel aus. Dem ersten Fisch, den du fängst, öffne das Maul. Du wirst eine Münze finden, die für deine und meine Abgabe ausreicht. Bezahle damit die Tempelsteuer!"

18

1 In dieser Zeit fragten die Jünger Jesus: "Wer ist wohl der Größte im Reich Gottes?"

2 Jesus rief ein kleines Kind, stellte es in ihre Mitte

3 und sprach: "Das will ich euch sagen: Wenn ihr euch nicht ändert und so werdet wie die Kinder, kommt ihr nie in das Reich Gottes.

4 Wer aber so klein und demütig sein kann wie ein Kind, der ist der Größte in Gottes Reich.

5 Und wer solch ein Kind mir zuliebe aufnimmt, der nimmt mich auf."

6 "Aber wenn jemand den Glauben eines dieser Menschen, der mir wie ein Kind vertraut, zerstört, käme er noch gut davon, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde.

7 Wehe der Welt, denn sie verführt zum Unglauben! Versuchungen zur Sünde können ja nicht ausbleiben. Aber wehe dem Menschen, der daran schuld ist!

8 Deshalb: Wenn deine Hand oder dein Fuß dich zum Bösen verführen, hacke sie ab und wirf sie weg. Es ist besser, du gehst verstümmelt ins ewige Leben als mit gesunden Händen und Füßen ins ewige Feuer.

9 Wenn dich dein Auge zur Sünde verführt, so reiß es heraus und wirf es weg. Es ist besser, mit nur einem Auge das ewige Leben zu erhalten, als mit beiden Augen in die Feuerhölle geworfen zu werden.

10 Hütet euch davor, hochmütig auf die herabzusehen, die euch gering erscheinen. Denn ich sage euch: Ihre Engel haben immer Zugang zu meinem Vater im Himmel."

11 "Der Menschensohn ist gekommen, um Verlorene zu retten.

12 Was meint ihr: Wenn ein Mann hundert Schafe hat und eins läuft ihm davon; was wird er tun? Läßt er nicht die neunundneunzig zurück, um das verirrte Schaf zu suchen?

13 Und wenn er es endlich gefunden hat, freut er sich über dieses eine mehr als über die neunundneunzig, die sich nicht verlaufen hatten.

14 Ebenso will mein Vater nicht, daß auch nur einer, und sei es der Geringste, verlorengeht."

15 "Wenn dein Bruder dir Unrecht getan hat, dann gehe zu ihm und sage ihm, was er verkehrt gemacht hat. Wenn er auf dich hört, hast du deinen Bruder zurückgewonnen.

16 Will er davon nichts wissen, nimm einen oder zwei andere mit, und versucht es noch einmal gemeinsam, ihn zur Einsicht zu bringen.

17 Wenn er auch dann nicht hören will, bringe die Sache vor die Gemeinde. Nimmt er selbst das Urteil der Gemeinde nichtan, dann behandle ihn wie einen, der gottlos und ungläubig ist.

18 Ich sage euch dies: Wem ihr auf der Erde seine Sünde anlastet, der soll auch im Himmel damit belastet sein. Und wen ihr auf der Erde von seiner Schuld freisprecht, der soll auch im Himmel frei sein.{Wörtlich: Was ihr auf der Erde binden werdet, das soll im Himmel gebunden sein. Und was ihr auf der Erde lösen werdet, das soll im Himmel gelöst sein.}

19 Aber auch das sage ich euch: Wenn zwei von euch hier auf der Erde meinen Vater um etwas bitten wollen und darin übereinstimmen, dann wird er es ihnen geben.

20 Denn wo zwei oder drei in meinem Namen zusammenkommen, bin ich in ihrer Mitte."

21 Da fragte Petrus: "Herr, wie oft muß ich meinem Bruder vergeben, wenn er mir Unrecht tut? Ist siebenmal denn nicht genug?"

22 "Nein", antwortete Jesus. "Nicht nur siebenmal. Es gibt gar keine Grenze. Du mußt bereit sein, ihm immer wieder zu vergeben."{Wörtlich: Nicht bis siebenmal, sondern bis siebzig mal sieben.}

23 "Man kann das Reich Gottes mit einem König vergleichen, der mit seinen Verwaltern abrechnen wollte.

24 Zu ihnen gehörte ein Mann, der ihm einen Millionenbetrag schuldete.

25 Aber er konnte diese Schuld nicht bezahlen. Deshalb wollte der König ihn, seine Frau, seine Kinder und seinen gesamten Besitz verkaufen lassen, um wenigstens einen Teil seines Geldes zu bekommen.

26 Doch der Mann fiel vor dem König nieder und flehte ihn an: 'Herr, hab noch etwas Geduld! Ich will ja alles bezahlen.

27 Da hatte der König Mitleid. Er gab ihn frei und erließ ihm seine Schulden.

28 Kaum war der Mann frei, ging er zu einem Mitarbeiter, der ihm einen kleinen Betrag schuldete, packte ihn und schrie: 'Bezahle jetzt endlich deine Schulden!

29 Da fiel dieser Arbeiter vor ihm nieder und bettelte: 'Hab noch etwas Geduld! Ich will ja alles bezahlen!

30 Aber der Verwalter wollte nicht warten und ließ ihn ins Gefängnis bringen, bis er alles bezahlt hätte.

31 Als nun die anderen sahen, was sich da ereignet hatte, waren sie empört und berichteten es dem König.

32 Der König ließ den Mann, dem er die Schulden erlassen hatte, zu sich kommen und sagte: 'Was bist du doch für ein hartherziger Mensch! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich darum gebeten hast.

33 Hättest du da nicht auch mit deinem Mitarbeiter Erbarmen haben können, so wie ich mit dir?

34 Zornig übergab er ihn den Folterknechten. Sie sollten ihn erst dann wieder freilassen, wenn er alle seine Schulden zurückgezahlt hätte.

35 Das gleiche wird mit euch geschehen, wenn ihr euch weigert, eurem Bruder wirklich zu vergeben."

19

1 Nachdem Jesus das gesagt hatte, verließ er Galiläa und kam in das judäische Gebiet auf der anderen Seite des Jordan.

2 Eine große Menschenmenge folgte ihm, und er heilte ihre Kranken.

3 Einige Pharisäer kamen zu ihm, weil sie Jesus eine Falle stellen wollten. "Wie stehst du zur Ehescheidung?" fragten sie. "Darf man sich von seiner Frau aus jedem beliebigen Grund trennen?"

4 Jesus antwortete: "Lest ihr denn die Heiligen Schriften nicht? Da heißt es doch, daß Gott am Anfang Mann und Frau schuf und sagte:

5 'Ein Mann verläßt seine Eltern und verbindet sich so eng mit seiner Frau, daß die beiden eins sind mit Leib und Seele.{1. Mose 2,24}

6 Sie werden also eins sein und nicht länger zwei voneinander getrennte Menschen. Was aber Gott zusammengefügt hat, darf der Mensch nicht trennen."

7 "Doch weshalb", fragten sie weiter, "hat Mose dann vorgeschrieben, daß der Mann seiner Frau eine Scheidungsurkunde gibt, wenn er sich von ihr trennt?"{5. Mose 24,1}

8 Jesus antwortete: "Mose erlaubte es, weil er euer böses und hartes Herz kannte. Aber Gottes Absicht war das nicht, als er die Ehe stiftete.

9 Ich sage euch, daß jeder die Ehe bricht, der sich von seiner Frau trennt und eine andere heiratet, es sei denn, seine Frau lebt selbst im Ehebruch."

10 Da meinten seine Jünger: "Wenn es so um die Ehe steht, dann ist es am besten, gar nicht zu heiraten!"

11 "Nicht jeder kann begreifen, was ich jetzt sage", antwortete Jesus. "Gott aber kann den Menschen hierfür das rechte Verständnis geben.

12 Manche sind von Geburt an zeugungsunfähig; andere werden es durch menschlichen Eingriff. Und es gibt Menschen, die verzichten auf die Ehe, um Gott besser dienen zu können. Wer es versteht, der richte sich danach!"

13 Eines Tages brachte man kleine Kinder zu Jesus, weil er sie segnen und für sie beten sollte. Aber die Jünger wollten sie wegschicken: "Laßt ihn damit in Ruhe!"

14 Doch Jesus sagte: "Laßt die Kinder zu mir kommen und hindert sie nicht, denn für Menschen wie sie ist das Reich Gottes bestimmt."

15 Er legte ihnen die Hände auf und segnete sie. Danach zog er weiter.

16 Ein junger Mann kam mit der Frage zu Jesus: "Herr, was muß ich Gutes tun, um das ewige Leben zu bekommen?"

17 "Was meinst du denn mit gut?" erwiderte Jesus. "Es gibt nur einen, der gut ist, und das ist Gott. Du kannst ewiges Leben bekommen, wenn du Gottes Gebote hältst."

18 "Welche Gebote denn?" fragte der Mann, und Jesus antwortete: "Du sollst nicht töten! Du sollst nicht die Ehe brechen. Du sollst nicht stehlen! Sag nichts Unwahres über einen anderen.

19 Achte deine Eltern, und liebe deine Mitmenschen wie dich selbst."

20 "Daran habe ich mich immer gehalten! Was muß ich denn noch tun?" wollte der junge Mann wissen.

21 Jesus antwortete: "Wenn du wirklich das ewige Leben haben willst, dann verkaufe, was du hast, und gib das Geld den Armen. Damit wirst du im Himmel einen Schatz erwerben, der dir nicht mehr verlorengeht. Dann komm und folge mir nach."

22 Als der junge Mann das hörte, ging er traurig weg, denn er war sehr reich.

23 Da sagte Jesus zu seinen Jüngern: "Eins ist sicher: Ein Reicher hat es sehr schwer, zu Gott zu kommen.

24 Eher läßt sich ein dickes Seil in ein Nadelöhr einfädeln, als daß ein Reicher in das Reich Gottes kommt."

25 Darüber erschraken die Jünger: "Wer kann dann überhaupt gerettet werden?"

26 Jesus sah sie ernst an und sagte: "Für Menschen ist es unmöglich, aber bei Gott ist alles möglich!"

27 Jetzt fragte Petrus: "Du weißt, wir haben alles aufgegeben und sind mit dir gegangen. Was bekommen wir dafür?"

28 Jesus antwortete: "Das sollt ihr wissen, ihr, die ihr mit mir geht: Wenn der Menschensohn auf dem Thron der Herrlichkeit sitzen und über Gottes neue Welt herrschen wird, werdet ihr ebenfalls auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten.

29 Jeder, der sein Haus, seine Geschwister, seine Eltern, seine Frau, seine Kinder oder seinen Besitz zurückläßt, um mir zu folgen, wird dies alles hundertfach zurückerhalten und das ewige Leben empfangen.

30 Viele, die heute eine große Rolle spielen, werden in Gottes neuer Welt nichts bedeuten. Und viele, die heute die Letzten sind, werden dann zu den Ersten gehören."

20

1 "Ich möchte euch ein Gleichnis erzählen", sagte Jesus.{Wörtlich: Denn das Reich Gottes ist gleich einem Hausherrn. .} "Ein Weinbauer ging frühmorgens Arbeiter für seinen Weinberg anwerben.

2 Er einigte sich mit ihnen auf den üblichen Tageslohn und ließ sie in seinem Weinberg arbeiten.

3 Ein paar Stunden später ging er noch einmal über den Marktplatz und sah dort Leute herumstehen, die arbeitslos waren.

4 Auch diese schickte er in seinen Weinberg und versprach ihnen einen angemessenen Lohn.

5 Zur Mittagszeit und gegen drei Uhr nachmittags stellte er noch mehr Arbeiter ein.

6 Als er um fünf Uhr in die Stadt kam, sah er wieder ein paar Leute untätig herumstehen. Er fragte sie: 'Warum habt ihr heute nicht gearbeitet?

7 'Uns wollte niemand haben', antworteten sie. 'Geht doch und arbeitet auch noch in meinem Weinberg! forderte er sie auf.

8 Am Abend beauftragte er seinen Verwalter: 'Ruf die Leute zusammen und zahle ihnen den Lohn aus! Beginne damit beim Letzten und höre beim Ersten auf! Zuerst kamen also die zuletzt Eingestellten,

9 und jeder von ihnen bekam den vollen Tageslohn.

10 Jetzt meinten die anderen Arbeiter, sie würden mehr bekommen. Aber sie bekamen alle nur den vereinbarten Tageslohn.

11 Da fingen sie an zu schimpfen: 'Diese Leute haben nur eine Stunde gearbeitet, und du zahlst ihnen dasselbe wie uns. Dabei haben wir uns den ganzen Tag in der brennenden Sonne abgerackert!

12

13 'Mein Freund', entgegnete der Weinbauer, 'dir geschieht doch kein Unrecht! Haben wir uns nicht auf diesen Betrag geeinigt?

14 Nimm dein Geld und geh! Ich will den anderen genausoviel zahlen wie dir.

15 Schließlich darf ich doch wohl mit meinem Geld machen, was ich will! Oder ärgerst du dich, weil ich großzügig bin?

16 Ebenso werden die Letzten einmal die Ersten sein, und die Ersten die Letzten."

17 Auf dem Weg nach Jerusalem nahm Jesus seine Jünger beiseite

18 und sagte ihnen: "Wir gehen jetzt nach Jerusalem. Dort wird der Menschensohn den Hohenpriestern und Schriftgelehrten ausgeliefert werden. Man wird ihn zum Tode verurteilen und den Römern übergeben.

19 Die werden ihn verspotten, auspeitschen und ans Kreuz schlagen. Aber drei Tage später wird er vom Tod auferstehen."

20 Da kam die Frau des Zebedäus mit ihren Söhnen Jakobus und Johannes zu Jesus. Sie warf sich vor ihm nieder und wollte ihn um etwas bitten.

21 "Was willst du denn?" fragte er. Sie antwortete: "Gib meinen beiden Söhnen in deinem Königreich die Ehrenplätze direkt neben dir!"

22 Jesus antwortete ihnen: "Ihr wißt ja gar nicht, was ihr da verlangt. Könnt ihr denn das schwere Leiden ertragen, das auf mich wartet?" "Jawohl", antworteten sie, "das können wir!"

23 Darauf erwiderte ihnen Jesus: "Ganz gewiß werdet ihr leiden müssen, aber ich kann nicht bestimmen, wer einmal neben mir sitzen wird. Wer diese Plätze einnehmen wird, bestimmt allein mein Vater."

24 Die anderen Jünger waren entrüstet, als sie erfuhren, was Jakobus und Johannes gefordert hatten.

25 Jesus rief sie deshalb zusammen und sagte: "Die Könige herrschen über die Völker wie Tyrannen, und die Machthaber unterdrücken, wen sie können.

26 Aber gerade so darf es bei euch nicht sein. Wer groß sein will, der soll den anderen dienen,

27 und wer der Erste sein will, der soll sich allen unterordnen.

28 Auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen. Er kam, um selbst zu dienen und mit seinem Leben dafür zu bezahlen, daß viele Menschen aus der Gewalt des Bösen befreit werden."

29 Als Jesus und seine Jünger die Stadt Jericho verließen, zog eine große Menschenmenge mit ihnen.

30 Zwei blinde Männer saßen an der Straße. Als sie hörten, daß Jesus vorüberkam, riefen sie: "Herr, du Sohn Davids, hab Erbarmen mit uns!"

31 Die Leute versuchten, sie zum Schweigen zu bringen, aber die Blinden schrien nur noch lauter: "Herr, erbarme dich über uns!"

32 Da blieb Jesus stehen, rief sie zu sich und fragte: "Was wollt ihr von mir?"

33 "Herr, wir möchten gern sehen können!"

34 Voll mitleidender Liebe berührte Jesus ihre Augen. Sofort konnten sie sehen, und sie gingen mit ihm.

21

1 Nachdem Jesus mit seinen Jüngern in die Nähe von Jerusalem gekommen war, erreichten sie Bethphage am Ölberg. Jesus schickte zwei Jünger mit dem Auftrag voraus:

2 "Wenn ihr in das Dorf kommt, werdet ihr dort eine Eselin mit ihrem Fohlen finden. Bindet sie los und bringt sie zu mir.

3 Sollte euch jemand fragen, was ihr vorhabt, dann sagt einfach: 'Der Herr braucht sie. Man wird euch keine Schwierigkeiten machen."

4 Damit erfüllte sich das Prophetenwort:

5 "Sagt dem Volk von Jerusalem: 'Dein König kommt zu dir. Er kommt ohne Gewalt und reitet auf einem Eselsfohlen. "{Sacharja 9,9}

6 Die beiden Jünger führten aus, was Jesus ihnen gesagt hatte.

7 Sie brachten die Tiere zu ihm, legten ihre Mäntel über sie, und Jesus setzte sich darauf.

8 Viele Menschen breiteten ihre Kleider als Teppich auf der Straße aus, andere rissen Zweige von den Bäumen und legten sie auf den Weg.

9 Vor und hinter ihm drängten sich die Menschen und riefen: "Heil unserem König, dem Sohn Davids! Ihn hat uns Gott gesandt. Der Herr segne ihn! Gelobt sei Gott!"

10 Als er so in Jerusalem einzog, war die ganze Stadt in großer Aufregung. "Wer ist dieser Mann?" fragten die Leute.

11 "Das ist Jesus, der Prophet aus Nazareth in Galiläa", riefen die Menschen, die ihn begleiteten.

12 Dann ging Jesus in den Tempel, jagte alle Händler und Käufer hinaus, stieß die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenhändler um und rief:

13 "Gott sagt: 'Mein Haus soll ein Ort des Gebets sein',{Jesaja 56,7} ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht!"

14 Da kamen auch schon Blinde und Krüppel, und er heilte sie im Tempel.

15 Als die Hohenpriester und die Gesetzeslehrer seine Wundertaten sahen und als sie hörten, wie die Kinder sogar im Tempel riefen: "Heil dem Sohn Davids!", wurden sie wütend und fragten Jesus: "Hörst du denn nicht, was die Kinder da schreien?"

16 "Ja, ich höre es", antwortete Jesus. "Habt ihr nie gelesen: 'Selbst unmündige, kleine Kinder werden dich loben! ?"{Psalm 8,3}

17 Damit ließ er sie stehen, verließ die Stadt und ging nach Bethanien, um dort zu übernachten.

18 Am nächsten Morgen, als Jesus nach Jerusalem zurückkehrte, bekam er Hunger.

19 Da sah er am Wegrand einen Feigenbaum. Er ging hin, um sich ein paar Feigen zu pflücken. Aber er fand nichts als Blätter. Da sagte Jesus zu dem Baum: "Du sollst in Zukunft nie wieder Feigen tragen!" Imselben Augenblick verdorrte der Baum.

20 Erstaunt fragten die Jünger: "Wie kommt es, daß der Feigenbaum so schnell vertrocknet ist?"

21 Jesus erwiderte: "Wenn ihr wirklich glaubt und nicht zweifelt, könnt ihr nicht nur dies tun, sondern noch größere Wunder. Ihr könnt sogar zu diesem Berg sagen: 'Hebe dich von der Stelle und stürze dich ins Meer! Es wird geschehen.

22 Ihr werdet alles bekommen, wenn ihr im festen Glauben darum bittet."

23 Dann ging Jesus in den Tempel und sprach zu den Menschen. Sofort bedrängten ihn die Hohenpriester und Führer des Volkes mit der Frage: "Wer hat dir das Recht gegeben, hier in dieser Weise aufzutreten? Wer gab dir die Vollmacht dazu?"

24 "Ich will euch auch eine Frage stellen", entgegnete Jesus. "Wenn ihr die beantwortet, will ich auf eure Fragen antworten.

25 War Johannes der Täufer ein Beauftragter Gottes oder nicht?"Sie überlegten: "Wenn wir sagen: 'Er kam von Gott', wird er uns fragen, weshalb wir ihm nicht geglaubt haben.

26 Wenn wir aber bestreiten, daß Gott ihn gesandt hat, bekommen wir Ärger mit dem Volk, weil alle überzeugt sind, daß er ein Prophet war."

27 Deswegen antworteten sie: "Wir wissen es nicht!"Da sagte Jesus: "Dann sage ich euch auch nicht, wer mir die Vollmacht gegeben hat."

28 "Was sagt ihr dazu: Ein Mann hatte zwei Söhne. Er sagte zu dem ersten: 'Mein Sohn, arbeite heute in unserem Weinberg!

29 'Ja, Vater', antwortete er. Doch er hatte keine Lust und ging nicht hin.

30 Auch den zweiten Sohn forderte der Vater auf, die Arbeit zu erledigen. 'Ich will aber nicht! entgegnete dieser. Später tat es ihm leid, und er ging doch an die Arbeit.

31 Wer von den beiden Söhnen hat nun getan, was der Vater wollte?" Sie antworteten: "Der zweite natürlich!"Da erklärte ihnen Jesus, was er meinte: "Das ist sicher: Betrüger und Dirnen werden eher in Gottes Reich kommen als ihr.

32 Johannes der Täufer zeigte euch den Weg zu Gott und forderte euch zur Buße auf. Aber ihr wolltet nichts von ihm wissen. ie Betrüger und Dirnen aber folgten seinem Ruf. Und obwohl ihr das gesehen habt, wolltet ihr ihm nicht glauben und euer Leben nicht ändern."

33 "Hört eine andere Geschichte: Ein Grundbesitzer legte einen Weinberg an, zäunte ihn ein, stellte eine Weinpresse auf und baute auch einen Wachtturm. Dann verpachtete er den Weinberg an Weinbauern und reiste ins Ausland.

34 Zur Zeit der Weinlese schickte er seine Leute zu den Weinbauern mit dem Auftrag, den vereinbarten Anteil abzuholen.

35 Die Weinbauern aber schlugen den einen nieder, töteten den andern und steinigten den dritten.

36 Da beauftragte der Grundbesitzer andere Leute. Aber ihnen erging es nicht besser.

37 Schließlich sandte er seinen Sohn, weil er sich sagte: Den werden sie bestimmt anerkennen!

38 Als die Weinbauern aber den Sohn kommen sahen, sagten sie zueinander: 'Da kommt der Erbe! Den bringen wir um! Dann gehört der Weinberg uns.

39 Sie jagten ihn aus dem Weinberg und schlugen ihn tot.

40 Was wird der Besitzer mit diesen Weinbauern machen, wenn er zurückkehrt?"

41 Sie antworteten: "Er wird diese Verbrecher umbringen und den Weinberg an solche Weinbauern verpachten, die ihm seinen Anteil abliefern."

42 "Richtig", sagte Jesus, "es steht ja schon in der Schrift: 'Der Stein, den die Bauarbeiter weggeworfen haben, weil sie ihn für unbrauchbar hielten, ist nun zum Grundstein des ganzen Hauses geworden. Was keiner für möglich gehalten hat, das tut Gott vor euren Augen.{Psalm 118,22-23}

43 Deshalb sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das Gott gehorcht.{Wörtlich: das seine Früchte bringt.}

44 Wer nicht mit Gott rechnet, muß scheitern, und wer sich gegen Gott auflehnt, den wird Gott vernichten."{Wörtlich: Und wer auf diesen Stein fällt, wird zerdrückt; auf wen er aber fällt, den wird er zermalmen.}

45 Als die Hohenpriester und die Pharisäer merkten, daß Jesus von ihnen sprach und daß sie die Weinbauern in seiner Geschichte waren,

46 hätten sie ihn am liebsten auf der Stelle festgenommen. Aber sie fürchteten sich vor dem Volk, das Jesus für einen Propheten hielt.

22

1 Jesus erzählte ihnen noch ein anderes Gleichnis:

2 "Wenn Gott seine Königsherrschaft aufrichtet, ist das wie bei dem König, der für seinen Sohn ein großes Hochzeitsfest vorbereitete.

3 Viele wurden zur Hochzeit eingeladen. Als die Vorbereitungen beendet waren, schickte er seine Diener, um die Gäste abzuholen. Aber keiner wollte kommen.

4 Er ließ sie durch andere Diener nochmals bitten: 'Es ist alles fertig, die Ochsen und Mastkälber sind geschlachtet. Das Fest kann beginnen. Kommt!

5 Aber die geladenen Gäste interessierte das nicht. Sie ließen sich in ihrer Arbeit nicht stören. Der eine hatte auf dem Feld zu tun, der andere im Geschäft.

6 Einige wurden sogar handgreiflich, mißhandelten und töteten die Diener des Königs.

7 Voller Zorn sandte der König seine Truppen aus, ließ die Mörder umbringen und ihre Stadt in Brand stecken.

8 Dann sagte er zu seinen Dienern: 'Die Hochzeitsfeier ist vorbereitet, aber die geladenen Gäste waren es nicht wert, an diesem Fest teilzunehmen.

9 Geht jetzt auf die Straßen und ladet alle ein, die ihr trefft!

10 Das taten die Boten und brachten alle mit, die sie fanden: gute und böse Menschen. So füllte sich der Festsaal mit Gästen.

11 Als der König kam, um seine Gäste zu begrüßen, bemerkte er einen Mann, der nicht festlich angezogen war.

12 'Mein Freund, wie bist du hier ohne das Festgewand hereingekommen, das für dich bereitlag? fragte er ihn. Darauf konnte der Mann nichts antworten. 'Fesselt ihm Hände und Füße und werft ihn hinaus in die Finsternis! befahl der König streng. 'Dort wird er weinen und jammern, ohne daß ihm jemand helfen kann.

13

14 Denn viele sind eingeladen, aber nur wenige sind bereit zu kommen."{Wörtlich: Viele sind Gerufene, wenige aber Auserwählte.}

15 Nun begannen die Pharisäer zu beraten, wie sie Jesus mit seinen eigenen Worten in eine Falle locken könnten.

16 Sie schickten ein paar von ihren Leuten und einige Anhänger des Königs Herodes zu ihm. Die fragten ihn:"Meister, wir wissen, daß es dir allein um die Wahrheit geht. Du sagst uns frei heraus, wie wir nach Gottes Willen leben sollen. Du fragst auch nicht danach, ob die Wahrheit den Leuten gefällt oder nicht.

17 Deshalb sage uns: Ist es eigentlich Gottes Wille, daß wir dem römischen Kaiser Steuern zahlen, oder nicht?"

18 Jesus erkannte ihre Hinterhältigkeit. "Ihr Heuchler!" rief er. "Warum wollt ihr mir eine Falle stellen?

19 Gebt mir ein Geldstück!" Sie gaben ihm eine römische Münze.

20 "Wessen Bild und Name ist hier eingeprägt?" fragte er.

21 "Das Bild und der Name des Kaisers", antworteten sie. "Dann gebt dem Kaiser, was ihm zusteht, und gebt Gott, was ihm gehört!"

22 Diese Antwort verblüffte sie. Und sie ließen Jesus in Ruhe und gingen weg.

23 Am selben Tag kamen einige Sadduzäer zu Jesus. Das waren Leute, die behaupteten, daß es keine Auferstehung der Toten gibt. Sie fragten Jesus:

24 "Herr, Mose hat bestimmt: Wenn ein verheirateter Mann ohne Kinder stirbt, dann soll sein Bruder die Witwe heiraten, und das erste ihrer Kinder soll der Erbe des Verstorbenen sein.{5. Mose 25,5-6}

25 Nun lebten da unter uns sieben Brüder. Der erste heiratete und starb kinderlos. Sein Bruder heiratete die Witwe.

26 Auch der zweite Bruder starb, und der nächste Bruder nahm sie zur Frau. So ging es weiter, bis die Frau mit allen sieben verheiratet gewesen war.

27 Schließlich starb auch sie.

28 Wessen Frau wird sie nun nach der Auferstehung sein? Schließlich waren ja alle sieben mit ihr verheiratet."

29 Jesus antwortete: "Ihr kennt weder das Wort Gottes noch Gottes Macht! Ihr irrt euch!

30 Nach der Auferstehung gibt es keine Ehe mehr, sondern die Auferstandenen werden wie Engel im Himmel sein.

31 Doch wenn ihr behauptet, daß es keine Auferstehung gibt, möchte ich euch an Gottes Wort erinnern. Dort heißt es:

32 'Ich bin der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.{2. Mose 3,6} Gott ist doch nicht ein Gott der Toten, sondern er ist der Gott der Lebenden!"

33 Diese Worte Jesu hinterließen einen tiefen Eindruck bei allen, die ihm zuhörten.

34 Als die Pharisäer hörten, wie er die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, dachten sie sich eine neue Frage aus. Ein Schriftgelehrter fragte ihn:

35

36 "Herr, welches ist das wichtigste Gebot im Gesetz Gottes?"

37 Jesus antwortete ihm: "'Liebe Gott, den Herrn, von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand!{5. Mose 6,5}

38 Das ist das erste und wichtigste Gebot.

39 Ebenso wichtig ist aber das zweite: 'Liebe deinen Mitmenschen, so wie du dich selber liebst!{3. Mose 19,18}

40 Alle anderen Gebote und alle Forderungen der Propheten sind in diesen Geboten enthalten."

41 Bei dieser Gelegenheit fragte Jesus die Pharisäer:

42 "Was denkt ihr über Christus, der zu euch als Retter kommen soll? Wessen Sohn ist er?" Sie antworteten: "Er ist der Sohn Davids."

43 "Warum aber hat ihn David, erleuchtet vom Geist Gottes, 'Herr' genannt? Denn David sagte:

44 'Gott sprach zu meinem Herrn: Setze dich auf den Ehrenplatz an meiner rechten Seite, bis ich dir alle deine Feinde unterworfen habe!{Psalm 110,1}

45 Wenn David ihn also 'Herr' nennt, wie kann er dann Davids Sohn sein?"

46 Darauf wußten sie keine Antwort. Und von da an wagte niemand mehr, ihm weitere Fragen zu stellen.

23

1 Dann sprach Jesus zu der Volksmenge und zu seinen Jüngern:

2 "Eure Schriftgelehrten und Pharisäer lehren euch das Gesetz des Mose.{Wörtlich: Auf dem Lehrstuhl des Mose sitzen die Schriftgelehrten und Pharisäer.}

3 Richtet euch nach ihren Vorschriften! Folgt aber nicht ihrem Beispiel! Denn sie selber tun nicht, was sie von den anderen verlangen.

4 Sie bürden den Menschen unerträgliche Lasten auf, denken aber selbst nicht daran, diese Lasten auch nur mit einem Finger anzurühren.

5 Alles, was sie tun, ist nur Schau. Am Arm tragen sie breite Gebetsriemen, und die Fransen an ihren Talaren werden immer länger. Alle sollen sehen können, wie fromm sie sind.

6 Bei euren Festen wollen sie auf Ehrenplätzen sitzen, und beim Gottesdienst haben sie ihren Platz in der vordersten Reihe.

7 Sie haben es gern, wenn man sie auf der Straße ehrfurchtsvoll grüßt und 'Meister' nennt.

8 Laßt ihr euch nicht so anreden! Nur Gott ist euer Meister, ihr seid untereinander alle Brüder.

9 Niemanden auf der Erde sollt ihr 'Vater' nennen, denn nur Gott im Himmel hat Anspruch auf diesen Namen.

10 Ihr sollt euch auch nicht Lehrer nennen lassen, weil ihr nur einen Lehrer habt: Christus.

11 Wer allen anderen dient, wird der Größte unter euch sein.

12 Aber alle, die sich für wichtig halten, werden gedemütigt werden. Wer sich aber selbst erniedrigt, den wird Gott erhöhen."

13 "Wehe euch, ihr Pharisäer und Schriftgelehrten! Ihr seid Heuchler! Durch euch wird anderen der Zugang in das Reich Gottes versperrt. Ihr selbst geht nicht hinein, und die hinein wollen, hindert ihr daran.

14 Wehe euch! Gierig reißt ihr das Vermögen der Witwen an euch, und eure langen Gebete sind nichts als Heuchelei. Dafür wird euch Gottes Urteil besonders hart treffen.

15 Wehe euch, ihr Scheinheiligen! Ihr scheut keine Mühe, wenn es gilt, auch nur einen Menschen für eure Lehre zu gewinnen. Aber wenn ihr einen gefunden habt, dann wird er durch euch ein Kind der Hölle, das euch an Bosheit noch übertrifft.

16 Wehe euch! Ihr seid selbst blind und wollt doch andere führen. So behauptet ihr: 'Beim Tempel Gottes schwören, das hat nichts zu bedeuten. Diesen Eid kannst du ruhig brechen. Aber wer beim Gold im Tempel schwört, der muß seinen Eid halten.

17 Ihr blinden Narren! Was zählt mehr: das Gold oder der Tempel, durch den das Gold erst geheiligt wird?

18 Ihr sagt: 'Ein Eid, beim Altar geschworen, hat keine Bedeutung. Wer aber bei dem Opfer auf dem Altar schwört, der muß sein Versprechen halten.

19 Ihr Verblendeten! Was zählt denn mehr: die Gabe auf dem Altar oder der Altar, der die Gabe erst zum Opfer werden läßt?

20 Wer beim Altar schwört, schwört bei allem, was darauf liegt.

21 Wer beim Tempel schwört, der ruft Gott zum Zeugen an, der dort wohnt.

22 Und wer beim Himmel schwört, schwört bei dem Thron Gottes und damit bei Gott selbst, der auf diesem Thron sitzt.

23 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer! Ihr Scheinheiligen! Sogar von Küchenkräutern wie Minze, Dill und Kümmel gebt ihr Gott den zehnten Teil. Aber die viel wichtigeren Forderungen Gottes nach Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Glauben sind euch gleichgültig. Doch gerade darum geht es hier: Das Wesentliche tun und das Nebensächliche nicht unterlassen.

24 Ihr aber entfernt jede kleine Mücke entrüstet aus eurem Essen, doch ganze Kamele schluckt ihr bedenkenlos hinunter. Andere wollt ihr führen und seid doch selber blind!

25 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer! Ihr Heuchler! Äußerlich seid ihr wie die Becher, aus denen ihr trinkt: auf Hochglanz poliert! Aber euer wirkliches Leben besteht aus schmutziger Erpressung und Gier.

26 Ihr blinden Verführer, sorgt erst einmal dafür, daß euer Leben mit Gott in Ordnung kommt! Dann wird auch alles andere in Ordnung kommen.{Wörtlich: Reinige zuerst das Innere des Bechers, damit auch sein Äußeres rein werde.}

27 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer! Ihr seid wie die gepflegten Grabstätten: von außen sauber und geschmückt, so daß man gern hinsieht; aber innen ist alles voll stinkender Verwesung.

28 Ihr wollt vor den Leuten als die Gerechten dastehen, aber in Wirklichkeit seid ihr voller Bosheit und Heuchelei.

29 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer! Ihr Scheinheiligen! Den Propheten baut ihr Denkmäler, und die Gräber der Gerechten schmückt ihr.

30 Dazu behauptet ihr noch: 'Wenn wir damals gelebt hätten, wir hätten die Propheten nicht umgebracht, wie es unsere Väter getan haben.

31 Damit gebt ihr also zu, daß ihr die Nachkommen der Prophetenmörder seid.

32 Ja, ihr geht tatsächlich in ihren Fußspuren und steht ihnen an Bosheit nicht nach.

33 Ihr heimtückischen Verführer! Wie wollt ihr der Hölle entrinnen?

34 Ich werde euch Propheten, geisterfüllte Männer und Lehrer schicken. Einige von ihnen werdet ihr töten und kreuzigen. Andere werdet ihr in den Synagogen blutig peitschen, sie von Stadt zu Stadt verfolgen.

35 Dadurch seid ihr am Tod aller dieser Gerechten schuldig; angefangen bei Abel bis zu Zacharias, dem Sohn des Barachja, den ihr zwischen Tempel und Altar ermordet habt.{2. Chronik 24,20-21}

36 Das sage ich euch: Das Strafgericht für all diese Schuld wird noch über diese Generation hereinbrechen."

37 "Jerusalem! O Jerusalem! Du tötest die Propheten und erschlägst die Boten, die Gott zu dir schickt. Wie oft habe ich deine Kinder sammeln wollen, so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt! Aber ihr habt es nicht gewollt!

38 Seht, euer Haus{Der Tempel: Jeremia 22,5} wird zerstört werden!

39 Denn ich sage euch: Ihr werdet mich erst dann wiedersehen, wenn ihr bereit seid, mich als den von Gott Gesandten aufzunehmen. Dann werdet ihr rufen: 'Heil dem Retter, den Gott gesandt hat! "

24

1 Als Jesus den Tempel verließ, kamen seine Jünger und wollten ihm die riesigen Ausmaße der Tempelanlage zeigen.

2 Da sagte Jesus zu ihnen: "Ja, seht euch alles genau an! Denn ich sage euch: Alles hier wird so zerstört werden, daß kein Stein mehr auf dem anderen bleibt."

3 "Wann wird das geschehen?" fragten ihn später seine Jünger, als er mit ihnen am Abhang des Ölbergs saß. "Welche Ereignisse werden deine Wiederkunft und das Ende der Welt ankündigen?"

4 Jesus antwortete: "Laßt euch von keinem Menschen täuschen und verführen!

5 Denn manche werden von sich behaupten: 'Ich bin Christus! Und viele werden sich von solchen Betrügern irreführen lassen.

6 Wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, achtet darauf, aber erschreckt nicht! Das muß geschehen, doch es bedeutet noch nicht das Ende.

7 Die Völker und die Machtblöcke der Erde werden gegeneinander Kriege führen. In vielen Teilen der Welt wird es Hungersnöte und Erdbeben geben.

8 Doch das ist erst der Anfang vom Ende; so wie die ersten Wehen einer Frau, die ein Kind zur Welt bringt.

9 Dann werdet ihr gefoltert, getötet und in der ganzen Welt gehaßt werden, weil ihr zu mir gehört.

10 Manche werden ihren Glauben verleugnen, einander verraten und hassen.

11 Falsche Propheten werden auftreten und viele verführen.

12 Und weil Gottes Gebote mißachtet werden, setzt sich das Böse überall durch. Und die Liebe wird bei vielen erlöschen.

13 Wer aber bis zum Ende durchhält, der wird gerettet.

14 Die Heilsbotschaft vom Reich Gottes wird in der ganzen Welt verkündet werden, damit alle Völker sie hören. Dann erst wird das Ende kommen.{Wörtlich: Es wird verkündet werden dieses Evangelium auf dem ganzen Erdkreis zu einem Zeugnis allen Völkern, und dann wird das Ende kommen.}

15 Wer dies liest, soll genau auf jedes Wort achten: Wenn ihr das abscheuliche Götzenbild seht, das die heilige Stätte entweiht,{Daniel 9,27; 11,31; 12,11}

16 dann sollen alle, die sich in Judäa aufhalten, in das Gebirge fliehen.

17 Wer sich gerade auf der Terrasse seines Hauses aufhält, der soll nicht erst im Haus sein Gepäck für die Flucht zusammensuchen.

18 Wer auf dem Feld arbeitet, soll nicht erst nach Hause laufen, um seinen Mantel zu holen.

19 Schlimm wird es für die Frauen werden, die ein Kind erwarten, und für Mütter mit Säuglingen.

20 Betet deshalb, daß ihr nicht im Winter oder am Sabbat fliehen müßt!

21 Denn es wird eine Notzeit kommen, wie sie die Welt in ihrer ganzen Geschichte noch nicht erlebt hat und wie sie auch später nicht wieder eintreten wird.

22 Wenn diese Leidenszeit nicht verkürzt würde, könnte niemand gerettet werden! Aber den Auserwählten Gottes zuliebe wird Gott diese Zeit verkürzen."

23 "Wenn jemand zu euch sagt: 'Hier ist der Retter!{Wörtlich: Christus - der Messias!} oder: 'Dort ist Christus erschienen! , glaubt ihm nicht!

24 Denn es werden sich manche als Retter der Welt aufspielen, und falsche Propheten werden auftreten. Sie werden erstaunliche Wunder vollbringen, und wenn es möglich wäre, würden sie sogar die von Gott Auserwählten irreführen.

25 Denkt also daran, ich habe euch gewarnt!

26 Wenn euch jemand erzählt: 'Der Retter ist draußen in der Wüste', so geht nicht hin. Wenn er sich irgendwo verborgen halten soll, glaubt es nicht.

27 Wenn aber der Menschensohn wiederkommt, wird er sofort für alle sichtbar sein, wie ein Blitz, der von Ost nach West am Himmel aufzuckt,

28 oder wie ein verendetes Tier, um das sich die Geier scharen."

29 "Unmittelbar nach dieser großen Schreckenszeit werden sich Sonne und Mond verfinstern. Die Sterne werden aus ihrer Bahn geschleudert, und die kosmischen Kräfte geraten durcheinander.

30 Dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen. Die Menschen auf der ganzen Erde werden vor Entsetzen jammern und heulen. Sie werden sehen, wie der Menschensohn in göttlicher Macht und Herrlichkeit in den Wolken des Himmels kommt.

31 Mit gewaltigem Posaunenschall wird er seine Engel aussenden, und sie werden seine Auserwählten aus allen Teilen der Welt sammeln."

32 "Der Feigenbaum soll euch dafür ein Beispiel sein: Wenn seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, dann wißt ihr, daß es bald Sommerist.

33 Wenn sich dies alles anbahnt, sollt ihr wissen: Mein Kommen steht unmittelbar bevor.

34 Das sage ich euch: Dieses Volk{Wörtlich: Dieses Geschlecht.} wird nicht untergehen, bevor das alles geschieht.

35 Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber gelten immer und vergehen nie.

36 Niemand weiß, wann das Ende kommen wird. Keiner kennt den Tag oder die Stunde, auch nicht die Engel im Himmel, ja nicht einmal der Sohn Gottes. Allein der Vater kennt den Zeitpunkt.

37 Wenn der Menschensohn kommt, wird es auf der Erde zugehen wie zur Zeit Noahs, als die große Flut hereinbrach.

38 Auch damals lebten die Menschen so weiter, wie sie immer gelebt hatten: Essen, Trinken und Heiraten waren ihr einziger Lebensinhalt.

39 Selbst als Noah in die Arche stieg, glaubten die Leute nicht an das Unheil, bis die Flut sie alle mit sich riß. So wird es auch beim Kommen des Menschensohnes sein.

40 Zwei Männer werden auf dem Feld arbeiten. Der eine wird angenommen, und der andere bleibt zurück.

41 Zwei Frauen werden mit ihrer Hausarbeit beschäftigt sein; die eine wird angenommen, die andere bleibt zurück.

42 Deshalb seid jederzeit bereit! Denn ihr wißt nicht, wann euer Herr wiederkommen wird.

43 Das ist doch klar: Wenn der Hausherr wüßte, wann ein Dieb bei ihm einbrechen will, würde er sich rechtzeitig vor ihm schützen.

44 Seid also zu jeder Zeit bereit, denn der Menschensohn wird gerade dann kommen, wenn ihr es am wenigsten vermutet!"

45 "Wie verhält sich denn ein kluger und zuverlässiger Verwalter?" fragte Jesus die Jünger. "Er hat den Auftrag bekommen, seine Mitarbeiter zu beschäftigen und sie mit allem Nötigen zu versorgen!

46 Er darf sich glücklich nennen, wenn sein Herr ihn bei der Rückkehr gewissenhaft bei der Arbeit findet.

47 Das sage ich euch: Einem so zuverlässigen Mann wird er die Verantwortung für seinen ganzen Besitz übertragen.

48 Wenn aber ein Verwalter unzuverlässig ist und im stillen denkt: 'Ach was, es dauert bestimmt noch lange, bis mein Herr kommt',

49 und er fängt an, seine Mitarbeiter zu schlagen und Trinkgelage zu veranstalten,

50 dann wird die Rückkehr seines Herrn ihn völlig überraschen.

51 Der wird ihn hart bestrafen, als Heuchler verurteilen und hinausstoßen, dorthin, wo es nur Weinen und ohnmächtiges Jammern gibt."

25

1 "Wenn der Menschensohn seine Herrschaft antritt, wird es sein wie bei den zehn Mädchen, die bei einer Hochzeit als Brautjungfern mit ihren Lampen den Bräutigam abholen sollten.

2 Aber nur fünf von ihnen waren so klug, sich ausreichend mit Öl für ihre Lampen zu versorgen. Die anderen waren gleichgültig und dachten überhaupt nicht daran, genügend Öl mitzunehmen.

3

4

5 Als sich die Ankunft des Bräutigams verzögerte, wurden sie alle müde und schliefen ein.

6 Plötzlich um Mitternacht wurden sie mit dem Ruf geweckt: 'Der Bräutigam kommt! Steht auf und begrüßt ihn!

7 Da sprangen die Mädchen auf und brachten ihre Lampen in Ordnung.

8 Die fünf, die nicht genügend Öl hatten, baten die anderen: 'Gebt uns etwas von euerm Öl! Unsere Lampen gehen aus.

9 Aber die Klugen antworteten: 'Unser Öl reicht gerade für uns selbst. Geht doch in den Laden undkauft euch welches!

10 In der Zwischenzeit kam der Bräutigam, und die Mädchen, die genügend Öl für ihre Lampen hatten, gingen mit ihm in den Festsaal. Dann wurde die Tür verschlossen.

11 Später kamen auch die fünf anderen. Sie standen draußen und riefen: 'Herr, mach uns die Tür auf!

12 Aber er erwiderte: 'Was wollt ihr denn? Ich kenne euch nicht!

13 Deshalb seid wach und haltet euch bereit! Denn ihr wißt weder an welchem Tag noch zu welchem Zeitpunkt ich kommen werde."

14 "Es wird dann so sein wie bei dem Mann, der ins Ausland reisen wollte. Er rief alle Verwalter zusammen und beauftragte sie, während seiner Abwesenheit mit seinem Vermögen zu arbeiten.

15 Dem einen gab er fünf Goldstücke, einem anderen zwei und dem dritten eins, entsprechend den Fähigkeiten, die er bei ihnen voraussetzte.{Es geht hier um "Talente": Gold- oder Silbertalente waren die größte Münzeinheit.} Danach reiste er ab.

16 Der Mann mit den fünf Goldstücken war so erfolgreich bei seinen Geschäften, daß er die Summe verdoppeln konnte.

17 Auch der die zwei Goldstücke bekommen hatte, verdiente zwei hinzu.

18 Der dritte versteckte sein Goldstück an einem sicheren Ort, weil er nichts riskieren wollte.

19 Nach langer Zeit kehrte der Herr von seiner Reise zurück und forderte seine Verwalter auf, mit ihm abzurechnen.

20 Der Mann, der fünf Goldstücke erhalten hatte, brachte zehn Goldstücke. Er sagte: 'Herr, fünf Goldstücke hast du mir gegeben. Hier, ich habe fünf dazuverdient.

21 Da lobte ihn sein Herr: 'Du warst tüchtig und zuverlässig. In kleinen Dingen bist du treu gewesen, darum werde ich dir größere Aufgaben anvertrauen. Ich lade dich zu meinem Fest ein!

22 Danach kam der Mann mit den zwei Goldstücken. Er berichtete: 'Herr, ich habe den Betrag verdoppeln können.

23 Da lobte ihn der Herr: 'Du warst tüchtig und zuverlässig. In kleinen Dingen bist du treu gewesen, darum werde ich dir größere Aufgaben anvertrauen. Ich lade dich zu meinem Fest ein!

24 Schließlich kam der mit dem einen Goldstück und erklärte: 'Ich kenne dich als strengen Herrn und dachte: Was ich auch immer verdiene, du nimmst es mir doch weg.{Wörtlich: Du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast.}

25 Und ich hatte Angst, das Geld bei irgendwelchen Geschäften zu verlieren. Deshalb habe ich es sicher aufbewahrt. Hier hast du es wieder zurück!

26 Zornig antwortete ihm darauf sein Herr: 'Was bist du doch für ein Dummkopf! Wenn du schon der Meinung bist, daß es mir nur um Gewinn geht,

27 hättest du doch mein Vermögen bei einer Bank angelegt! Dort hätte es wenigstens Zinsen gebracht!

28 Nehmt ihm das Geld weg, und gebt es dem, der die fünf Goldstücke hatte!

29 Denn wer das, was er hat, gewissenhaft nutzt, dem kann man noch mehr anvertrauen, bis er mehr als genug hat. Wer aber mit Wenigem nachlässig umgeht, dem wird man auch das noch nehmen.

30 Und jetzt werft diesen nichtsnutzigen Kerl hinaus in die Finsternis, wo nur noch Verzweiflung herrscht. "

31 "Wenn der Menschensohn in seiner ganzen Herrlichkeit, begleitet von allen Engeln, wiederkommt, dann wird er auf dem Thron Gottes sitzen.

32 Alle Völker werden vor ihm erscheinen, und er wird die Menschen in zwei Gruppen teilen, so wie ein Hirte die Schafe von den Böcken trennt.

33 Rechts werden die Schafe und links die Böcke stehen.

34 Dann wird der Richter zu denen an seiner rechten Seite sagen: 'Kommt her! Euch hat mein Vater gesegnet. Nehmt das Reich Gottes in Besitz, das er seit Erschaffung der Welt für euch als Erbe bereithält!

35 Denn als ich hungrig war, habt ihr mir zu essen gegeben. Als ich Durst hatte, bekam ich von euch etwas zu trinken. Ich war ein Fremder bei euch, und ihr habt mich aufgenommen.

36 Ich war nackt, ihr habt mir Kleidung gegeben. Ich war krank, und ihr habt mich besucht. Ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen.

37 Dann werden sie fragen: 'Herr, wann bist du denn hungrig gewesen und wir haben dir zu essen gegeben? Oder durstig und wir gaben dir zu trinken?

38 Wann haben wir dir Gastfreundschaft gewährt, und wann bist du nackt gewesen und wir haben dir Kleider gebracht?

39 Wann warst du denn krank oder im Gefängnis und wir haben dich besucht?

40 Der Richter wird ihnen dann antworten: 'Das will ich euch sagen. Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr für mich getan!

41 Zu denen auf seiner linken Seite aber wird er sagen: 'Geht mir aus den Augen, ihr Verfluchten, ins ewige Feuer, das für den Teufel und seine Helfer bestimmt ist!

42 Denn ich war hungrig, aber ihr habt mir nichts zu essen gegeben. Ich war durstig, aber ihr habt mir nichts zu trinkengegeben.

43 Ich war ein Fremder unter euch, aber ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich war nackt, aber ihr wolltet mir nichts zum Anziehen geben. Ich war krank und im Gefängnis, aber ihr habt euch nicht um mich gekümmert.

44 Dann werden auch sie ihn fragen: 'Herr, wann haben wir dich denn hungrig oder durstig, ohne Unterkunft, nackt, krank oder im Gefängnis gesehen und dir nicht geholfen?

45 Darauf wird ihnen der Richter antworten: 'Die Hilfe, die ihr meinen geringsten Brüdern verweigert habt, die habt ihr mir verweigert.

46 Und sie werden der ewigen Strafe ausgeliefert sein. Aber die Gottes Willen getan haben, erwartet unvergängliches Leben."

26

1 Als Jesus diese Rede beendet hatte, sagte er zu seinen Jüngern:

2 "Ihr wißt, daß übermorgen das Passahfest beginnt. Dann wird der Menschensohn an die Menschen ausgeliefert und ans Kreuz genagelt werden."

3 Zu derselben Zeit hielten die Hohenpriester und die Führer des Volkes im Palast des Hohenpriesters Kaiphas eine Sitzung ab.

4 Sie berieten darüber, wie sie Jesus heimlich verhaften und umbringen könnten.

5 Eins war ihnen von vornherein klar: "Es darf auf keinen Fall während des Passahfestes geschehen, damit es nicht zu Unruhen im Volk kommt."

6 Jesus war in Bethanien Gast bei Simon, der früher einmal leprakrank gewesen war.

7 Während der Mahlzeit kam eine Frau herein. Sie trug ein Glas mit kostbarem Öl, mit dem sie sein Haupt salbte.

8 Die Jünger regten sich auf: "Das Öl ist ein Vermögen wert! Man hätte es verkaufen und das Geld den Armen geben sollen. Das ist doch reine Verschwendung!"

9

10 Als Jesus ihren Ärger bemerkte, sagte er: "Warum kränkt ihr die Frau durch eure Vorwürfe? Sie hat etwas Gutes für mich getan.

11 Arme werdet ihr immer bei euch haben, ich dagegen werde nicht mehr lange bei euch sein.

12 Mit diesem Salböl hat sie meinen Leib für mein Begräbnis vorbereitet.

13 Überall da, wo man in der Welt Gottes Heilsbotschaft verkünden wird, wird man auch von ihr sprechen und von dem, was sie an mir getan hat."

14 Anschließend ging einer der zwölf Jünger, Judas Ischarioth, zu den Hohenpriestern

15 und fragte: "Was gebt ihr mir, wenn ich euch Jesus verrate?" Sie gaben ihm dreißig Silbermünzen.

16 Von da an suchte Judas eine günstige Gelegenheit, um Jesus zu verraten.

17 Am ersten Tag der Festwoche, dem Tag der ungesäuerten Brote,{2. Mose 12,18-20} kamen die Jünger zu Jesus und fragten: "Wo sollen wir das Passahmahl für uns vorbereiten?"

18 Er antwortete: "Geht in die Stadt zu dem und dem - er nannte den Namen - und teilt ihm mit: 'Unser Meister sagt: Meine Zeit ist gekommen. Ich will mit meinen Jüngern in deinem Haus das Passahmahl feiern. "

19 Die Jünger führten den Auftrag aus und bereiteten alles vor.

20 Am Abend dieses Tages saß Jesus mit den zwölf Jüngern beim Essen.

21 Während sie aßen, sagte er: "Einer von euch wird mich verraten!"

22 Erschrocken fragte jeder: "Meinst du etwa mich?"

23 Jesus antwortete: "Der mit mir das Brot in die Schüssel eingetaucht hat, der ist es.

24 Der Menschensohn muß zwar sterben, wie es vorausgesagt ist, aber seinem Verräter wird es schlimm ergehen. Es wäre besser für ihn, er wäre nie geboren worden."

25 Judas fragte wie die anderen auch: "Meister, du meinst doch nicht etwa, daß ich es bin?" Da antwortete ihm Jesus: "Doch, du bist es!"

26 Während der Mahlzeit nahm Jesus ein Stück Brot, sprach das Dankgebet, teilte das Brot und gab es den Jüngern mit den Worten: "Nehmt und eßt, das ist mein Leib!"

27 Anschließend nahm er einen Becher mit Wein, dankte dafür und reichte ihn seinen Jüngern: "Trinkt alle daraus!

28 Das ist mein Blut, mit dem der neue Bund zwischen Gott und den Menschen besiegelt wird. Es wird zur Vergebung eurer Sünden vergossen.

29 Ich sage euch: Von jetzt an werde ich keinen Wein mehr trinken, bis ich ihn wieder im Reich meines Vaters mit euch trinken werde."

30 Nachdem sie das Danklied gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.

31 Unterwegs sagte Jesus zu seinen Jüngern: "In dieser Nacht werdet ihr alle an mir zweifeln und mich nicht mehr begreifen. Denn es steht geschrieben: 'Ich werde der Herde den Hirten nehmen, und die Schafe werden auseinanderlaufen.{Sacharja 13,7}

32 Aber nach meiner Auferstehung gehe ich nach Galiläa. Dort werde ich euch wiedersehen."

33 Da erklärte Petrus: "Wenn auch alle anderen an dir zweifeln, ich halte zu dir!"

34 Doch Jesus erwiderte ihm: "Ich sage dir: Ehe heute nacht der Hahn kräht, wirst du dreimal behaupten, daß du mich nicht kennst."

35 "Selbst wenn ich sterben müßte, würde ich das nicht tun!" beteuerte Petrus. Und die anderen Jünger sagten alle das gleiche.

36 Dann ging Jesus mit ihnen in einen Garten, der Gethsemane hieß. "Setzt euch hier hin und wartet auf mich!" forderte er die Jünger auf. "Ich will ein Stück weiter gehen und beten."

37 Petrus, Jakobus und Johannes nahm er mit. Tiefe Mutlosigkeit und Angst überfielen Jesus,

38 und er sagte zu ihnen: "Ich zerbreche beinahe unter der Last, die ich zu tragen habe.{Wörtlich: Tief betrübt ist meine Seele bis zum Tod.} Bleibt bei mir und laßt mich nicht allein."

39 Nachdem er einige Schritte weiter gegangen war, warf er sich auf die Erde und betete: "Mein Vater, wenn es möglich ist, so bewahre mich vor diesem Leiden{Wörtlich: so gehe dieser Kelch (des Leidens) an mir vorüber.} ! Aber nicht mein Wille soll geschehen, sondern dein Wille."

40 Danach ging er zu den drei Jüngern zurück und sah, daß sie eingeschlafen waren. Er rüttelte Petrus wach und rief: "Könnt ihr denn nicht eine einzige Stunde mit mir wachen?

41 Bleibt wach und betet, damit ihr die kommenden Tage überstehen könnt. Ich weiß, ihr wollt das Beste, aber aus eigener Kraft könnt ihr es nicht erreichen."{Wörtlich: Der Geist ist zwar willig, das Fleisch aber ist kraftlos.}

42 Noch einmal ließ er sie allein, um zu beten: "Mein Vater, auch wenn mir dieses Leiden nicht erspart bleiben kann, bin ich bereit, deinen Willen zu erfüllen!"

43 Als er zurückkam, sah er, daß seine Jünger wieder schliefen.

44 Er kehrte um und betete zum dritten Mal mit den gleichen Worten.

45 Dann kam er zu seinen Jüngern zurück und sagte: "Hört auf zu schlafen, ruht euch ein andermal aus! Jetzt wird der Menschensohn den Menschen ausgeliefert.

46 Steht auf, laßt uns gehen! Der Verräter ist schon da."

47 Noch während Jesus sprach, kam Judas, einer seiner Jünger, zusammen mit vielen Männern, die von den Hohenpriestern und den Führern des Volkes geschickt und mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet worden waren.

48 Judas hatte mit ihnen vereinbart: "Der Mann, den ich küssen werde, der ist es. Ihn müßt ihr festnehmen!"

49 Judas ging auf Jesus zu und sagte: "Sei gegrüßt, Meister!" Dann küßte er ihn.

50 Jesus sah ihn an: "Mein Freund! Was tust du?"{Wörtlich: Wozu bist du gekommen?} Sofort packten ihn die Soldaten und nahmen ihn fest.

51 Aber einer der Jünger zog sein Schwert und schlug einem Soldaten des Hohenpriesters das Ohr ab.

52 Doch Jesus befahl ihm: "Stecke dein Schwert weg! Wer Gewalt anwendet, wird durch Gewalt umkommen.

53 Ist dir denn nicht klar, daß ich meinen Vater um eine ganze Armee Engel{Wörtlich: mehr als zwölf Legionen Engel.} bitten könnte, um uns zu schützen? Er würde sie mir sofort schicken.

54 Wie sollte sich aber dann das erfüllen, was in der Heiligen Schrift vorausgesagt ist? Es muß alles so geschehen!"

55 Danach wandte sich Jesus an die Soldaten: "Bin ich denn ein Schwerverbrecher, daß ihr mit Schwertern und Knüppeln gekommen seid, um mich zu verhaften? Jeden Tag habe ich öffentlich im Tempel gepredigt, und ihr habt nichts gegen mich unternommen!

56 Aber auch dies geschieht, damit sich die Vorhersagen der Propheten erfüllen."Entsetzt verließen ihn alle Jünger und flohen.

57 Man führte Jesus in das Haus des Hohenpriesters Kaiphas, wo sich die Schriftgelehrten und Führer des Volkes versammelt hatten.

58 In sicherem Abstand folgte ihnen Petrus bis zum Innenhof des Palastes. Er ging hinein und setzte sich zu den Wächtern, um zu beobachten, was mit Jesus geschehen würde.

59 Die Hohenpriester und der ganze Gerichtshof waren versammelt. Sie suchten Zeugen, die durch ihre falschen Aussagen Jesus so belasten sollten, daß man ihn zum Tode verurteilen konnte.

60 Es fanden sich auch ein paar Leute, die dazu bereit waren. Aber ihre Aussagen waren widersprüchlich.

61 Schließlich erklärten zwei Männer: "Dieser Mensch hat behauptet: 'Ich kann den Tempel Gottes abreißen und in drei Tagen wieder aufbauen. "

62 Da stand der Hohepriester auf und fragte Jesus: "Was antwortest du darauf? Hast du das gesagt oder nicht?"{Wörtlich: Antwortest du nichts auf das, was sie gegen dich bezeugen?}

63 Doch Jesus schwieg. Darauf sagte der Hohepriester: "Ich nehme dich vor dem lebendigen Gott unter Eid: Sage uns, bist du Christus, der Sohn Gottes?"

64 "Ja", antwortete Jesus, "und von jetzt an werdet ihr den Menschensohn an der rechten Seite Gottes sitzen und dann auf den Wolken des Himmels wiederkommen sehen."

65 Empört zerriß der Hohepriester sein Gewand und rief: "Das ist Gotteslästerung! Wozu brauchen wir noch weitere Zeugen? Ihr habt seine Gotteslästerung ja selbst gehört!

66 Wie lautet euer Urteil?" Sie schrien: "Er muß zum Tode verurteilt werden!"

67 Und sie spuckten Jesus ins Gesicht, schlugen ihn mit Fäusten und verhöhnten ihn:

68 "Na, du Messias! Du bist doch ein Prophet! Sag uns, wer hat dich geschlagen?"

69 Petrus war immer noch im Hof. Da trat ein junges Mädchen auf ihn zu und sagte: "Du warst doch auch bei Jesus, diesem Galiläer!"

70 Aber Petrus bestritt das laut: "Ich weiß nicht, was du willst."

71 Als er danach in den Vorhof hinausging, bemerkte ihn ein anderes Mädchen und sagte zu den Umherstehenden: "Der da gehört auch zu diesem Jesus von Nazareth!"

72 Doch Petrus behauptete wieder, diesmal sogar mit einem Schwur: "Ich kenne den Mann gar nicht!"

73 Kurze Zeit später kamen einige von den Leuten, die im Hof standen, und sagten zu Petrus: "Natürlich! Du gehörst auch zu seinen Freunden! Dein Dialekt verrät dich."

74 Da fing Petrus an zu fluchen und zu schwören: "Ich habe diesen Menschen nie gesehen!"In diesem Augenblick krähte ein Hahn,

75 und Petrus fielen die Worte ein, die Jesus gesagt hatte: "Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen." Da ging Petrus hinaus und weinte voller Verzweiflung.

27

1 Am frühen Morgen faßten die Hohenpriester und die Führer des Volkes den Beschluß, bei den römischen Behörden die Vollstreckung des Todesurteils über Jesus zu beantragen.

2 Sie schickten ihn gefesselt zu Pilatus, dem römischen Gouverneur.

3 Als Judas, der Verräter, sah, daß Jesus zum Tode verurteilt worden war, bereute er bitter, was er getan hatte. Er brachte den Hohenpriestern und Führern des Volkes das Geld zurück.

4 "Ich habe eine große Schuld auf mich geladen und einen Unschuldigen verraten!" bekannte er.

5 "Was geht uns das an?" gaben sie ihm zur Antwort. "Das ist deine Sache!"Da nahm Judas das Geld und warf es in den Tempel. Dann lief er fort und erhängte sich.

6 Die Hohenpriester sammelten die Münzen ein, waren aber der Meinung: "Dieses Geld dürfen wir nicht in den Tempelschatz legen, weil Blut daran klebt!"

7 Nachdem sie die Sache besprochen hatten, beschlossen sie, eine Tongrube zu kaufen und diese als Friedhof für die Fremden zu benutzen.

8 Noch heute heißt dieser Friedhof "Blutacker".

9 Auf diese Weise erfüllte sich das Wort des Propheten Jeremia: "Sie nahmen die dreißig Silbermünzen - soviel war er dem Volk Israel wert -

10 und kauften das Land von den Töpfern, wie Gott es befohlen hatte."{Sacharja 11,12-13; Jeremia 18,2-10; 32,6-9}

11 Jesus aber wurde zu dem römischen Gouverneur Pilatus gebracht. Der fragte ihn: "Bist du der König der Juden?" Jesus antwortete: "Ja!"

12 Als nun die Hohenpriester und die Führer des Volkes alle möglichen Anklagen gegen ihn vorbrachten, schwieg Jesus.

13 "Hörst du denn nicht, wie sehr sie dich beschuldigen?" fragte Pilatus.

14 Aber Jesus erwiderte kein Wort. Darüber wunderte sich Pilatus sehr.

15 Der Gouverneur hatte die Gewohnheit, jedes Jahr zum Passahfest einen Gefangenen zu begnadigen, den sich das Volk selbst auswählen durfte.

16 In diesem Jahr saß ein berüchtigter Gewaltverbrecher im Gefängnis. Er hieß Barabbas.

17 Als sich am Morgen die Menschenmenge vor dem Haus des Pilatus versammelt hatte, fragte er sie: "Wen soll ich diesmal begnadigen? Barabbas oder Jesus, euren Messias?"

18 Denn Pilatus wußte genau, daß die Führer des jüdischen Volkes das Verfahren gegen Jesus nur aus Neid und Haß angezettelt hatten.

19 Während Pilatus die Gerichtsverhandlung leitete, schickte ihm seine Frau eine Nachricht: "Unternimm nichts gegen diesen Mann. Er ist unschuldig! Ich habe seinetwegen in der letzten Nacht einen fürchterlichen Traum gehabt."

20 Inzwischen aber hatten die Hohenpriester und die Führer des Volkes die Menge aufgewiegelt. Sie sollten von Pilatus verlangen, Barabbas zu begnadigen und nicht Jesus.

21 Als der Gouverneur nun seine Frage wiederholte: "Wen von den beiden soll ich freilassen?", schrie die Menge: "Barabbas!"

22 "Und was soll ich mit Jesus, eurem Messias, anfangen?" Da kam wie aus einem Munde die Antwort: "Ans Kreuz mit ihm!"

23 "Was für ein Verbrechen hat er denn begangen?" fragte Pilatus. Doch ununterbrochen schrie die Menge: "Ans Kreuz mit ihm!"

24 Als Pilatus sah, daß er so nichts erreichte und daß der Tumult nur immer größer wurde, ließ er eine Schüssel mit Wasser bringen. Für alle sichtbar wusch er sich die Hände und sagte: "Ich bin für das Blut dieses Unschuldigen nicht verantwortlich. Die Verantwortung dafür tragt ihr!"

25 Die Menge schrie zurück: "Ja, wir und unsere Kinder, wir tragen die Folgen!"

26 Da gab Pilatus ihnen Barabbas frei. Jesus ließ er auspeitschen und übergab ihn den Soldaten mit dem Befehl, ihn zu kreuzigen.

27 Die Soldaten brachten Jesus in ihre Unterkunft und riefen die ganze Mannschaft zusammen.

28 Dann nahmen sie ihm seine Kleider weg und zogen ihm einen roten Mantel an.

29 Aus Dornenzweigen flochten sie eine Krone und drückten sie ihm auf den Kopf. Sie gaben ihm einen Stock in die rechte Hand, knieten vor ihm nieder und riefen höhnisch: "Es lebe der König der Juden!"

30 Alle spuckten ihn an und schlugen ihm mit dem Stock auf den Kopf.

31 Als sie genug davon hatten, zogen sie ihm den roten Mantel wieder aus, gaben ihm seine eigenen Kleider zurück und führten ihn ab zur Kreuzigung.

32 Auf dem Weg zur Hinrichtungsstätte begegnete ihnen ein Mann aus Kyrene, der Simon hieß. Ihn zwangen sie, das Kreuz zu tragen, an das Jesus gehängt werden sollte.

33 So zogen sie aus der Stadt hinaus nach Golgatha, was "Schädelstätte" heißt.

34 Dort gaben ihm die Soldaten Wein, der ihn betäuben sollte. Als Jesus das merkte, wollte er ihn nicht trinken.

35 Nachdem sie ihn ans Kreuz geschlagen hatten, verlosten die Soldaten seine Kleider. Dadurch erfüllte sich, was durch den Propheten vorausgesagt wurde: "Meine Kleider haben sie unter sich geteilt und mein Gewand verlost."{Psalm 22,19}

36 Sie setzten sich neben das Kreuz und bewachten Jesus.

37 Über seinem Kopf nagelten sie ein Schild an, auf dem stand, weshalb man ihn gekreuzigt hatte: "Das ist Jesus, der König der Juden!"

38 Zur gleichen Zeit wurden zwei Verbrecher gekreuzigt, der eine rechts, der andere links von ihm.

39 Die Leute, die vorbeigingen, beschimpften und verspotteten Jesus:

40 "Du also wolltest den Tempel zerstören und in drei Tagen wieder aufbauen! Dann rette dich doch jetzt selbst! Komm vom Kreuz herunter, wenn du wirklich der Sohn Gottes bist!"

41 Auch die Priester, Gesetzeslehrer und die Führer des Volkes machten sich über ihn lustig:

42 "Anderen hat er geholfen, aber sich selber kann er nicht helfen. Wenn er wirklich der König Israels ist, soll er doch vom Kreuz heruntersteigen. Dann wollen wir an ihn glauben!

43 Er hat sich doch immer auf Gott verlassen; jetzt wollen wir sehen, ob Gott sich zu ihm bekennt und ihm hilft. Hat er nicht gesagt: 'Ich bin Gottes Sohn'?"

44 Ebenso beschimpften ihn die beiden, die mit ihm gekreuzigt worden waren.

45 Um die Mittagszeit dieses Tages wurde es plötzlich im ganzen Land dunkel. Diese Finsternis dauerte drei Stunden.

46 Gegen drei Uhr rief Jesus laut: "Eli, Eli, lama sabachthani?" Das heißt: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?"{Psalm 22,2}

47 Einige von den Herumstehenden hatten ihn aber falsch verstanden. Sie meinten, er rufe den Propheten Elia.

48 Einer von ihnen holte schnell einen Schwamm, tauchte ihn in Essig, steckte ihn auf einen Stab und wollte Jesus trinken lassen.{Psalm 69,22}

49 Aber die anderen sagten: "Laß doch! Wir wollen sehen, ob Elia kommt und ihm hilft."

50 Da schrie Jesus noch einmal laut auf und starb.

51 Im selben Augenblick zerriß der Vorhang, der im Tempel das Allerheiligste abschloß, von oben bis unten. Die Erde bebte, und die Felsen zerbrachen.

52 Gräber öffneten sich, und viele, die Gottes Willen getan hatten und schon gestorben waren, erwachten vom Tod

53 und verließen ihre Gräber. Nach der Auferstehung Jesu gingen sie in die Stadt und erschienen dort vielen Leuten.

54 Der Hauptmann und die Soldaten, die den gekreuzigten Jesus bewachten, erschraken sehr bei diesem Erdbeben und allem, was sich sonst ereignete. Sie sagten: "Dieser Mann ist wirklich Gottes Sohn gewesen!"

55 Viele Frauen aus Galiläa waren mit Jesus zusammen nach Jerusalem gekommen. Sie hatten für ihn gesorgt, und jetzt beobachteten sie das Geschehen aus der Ferne.

56 Unter ihnen waren auch Maria aus Magdala und Maria, die Mutter von Jakobus und Joseph, sowie die Mutter der beiden Zebedäussöhne Jakobus und Johannes.

57 Am Abend kam ein reicher Mann aus Arimathia. Er hieß Joseph und war ein Freund Jesu.

58 Er ging zu Pilatus und bat ihn um den Leichnam Jesu. Pilatus befahl, diese Bitte zu erfüllen.

59 Joseph nahm den Toten, wickelte ihn in ein neues Leinentuch

60 und legte ihn in das Grab, das er für sich selbst in einen Felsen hatte hauen lassen. Dann verschloß er den Eingang des Grabes mit einem großen Stein und ging fort.

61 Maria von Magdala und die andere Maria waren auch dabei. Sie blieben beim Grab sitzen.

62 Am nächsten Tag, es war der Sabbat, kamen die Hohenpriester und Pharisäer zu Pilatus

63 und sagten: "Uns ist eingefallen, daß dieser Verführer einmal behauptet hat: 'Drei Tage nach meinem Tod werde ich wieder lebendig werden!

64 Laß darum das Grab bis zum dritten Tag bewachen, sonst stehlen seine Jünger noch den Leichnam und erzählen jedem, daß er wieder lebendig geworden ist. Das aber wäre ein noch größerer Betrug."

65 "Ich will euch eine Wache geben", antwortete Pilatus. "Tut, was ihr für richtig haltet, und sichert das Grab!"

66 Da versiegelten sie den Stein und stellten Posten auf, die das Grab bewachen sollten.

28

1 Als der Sabbat vorüber war, am frühen Sonntagmorgen, gingen Maria von Magdala und die andere Maria hinaus an das Grab.

2 Plötzlich fing die Erde an zu beben, und ein Engel Gottes kam vom Himmel herab, wälzte den Stein, der das Grab verschloß, beiseite und setzte sich darauf.

3 Er leuchtete hell wie ein Blitz, und sein Gewand war weiß wie Schnee.

4 Die Wachtposten stürzten vor Schrecken zu Boden und blieben wie tot liegen.

5 Der Engel wandte sich an die Frauen: "Fürchtet euch nicht! Ich weiß, daß ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht.

6 Er ist nicht mehr hier. Er ist auferstanden, wie er es vorhergesagt hat. Kommt und seht euch die Stelle an, wo er gelegen hat.

7 Dann beeilt euch, geht zu seinen Jüngern und sagt ihnen, daß Jesus von den Toten auferstanden ist. Er wird nach Galiläa gehen, um euch dort zu treffen. Diese Botschaft soll ich euch ausrichten."

8 Erschrocken liefen die Frauen vom Grab weg. Gleichzeitig erfüllte sie unbeschreibliche Freude. Sie wollten sofort den Jüngern alles berichten, was sie erlebt hatten.

9 Sie waren noch nicht weit gekommen, als Jesus plötzlich vor ihnen stand. "Seid gegrüßt!" sagte er. Da fielen sie vor ihm nieder und umklammerten seine Füße.

10 Jesus beruhigte sie: "Fürchtet euch nicht! Geht, sagt meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa kommen! Dort werden sie mich sehen."

11 Nachdem die Frauen das Grab verlassen hatten, liefen einige von der Wachmannschaft zu den Hohenpriestern in die Stadt und berichteten, was geschehen war.

12 Diese berieten mit den Führern des Volkes, was sie nun tun sollten. Schließlich gaben sie den Soldaten Geld und befahlen ihnen:

13 "Erzählt überall: 'In der Nacht, als wir schliefen, sind seine Jünger gekommen und haben den Toten gestohlen. "

14 Auch versprachen sie ihnen: "Wenn der Gouverneur dahinterkommt, werden wir dafür sorgen, daß euch nichts passiert."

15 Die Soldaten nahmen das Geld und hielten sich an den Befehl. So hat sich diese Lüge weiter verbreitet und bis auf den heutigen Tag gehalten.

16 Die elf Jünger aber gingen nach Galiläa zu dem Berg, den Jesus ihnen genannt hatte.

17 Als sie ihn dort sahen, fielen sie vor ihm nieder und beteten ihn an. Einige aber zweifelten, ob es wirklich Jesus war.

18 Da ging Jesus auf seine Jünger zu und sprach: "Ich habe von Gott alle Macht im Himmel und auf der Erde erhalten.

19 Geht hinaus in die ganze Welt und ruft alle Menschen in meine Nachfolge! Tauft sie und führt sie hinein in die Gemeinschaft mit dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist!

20 Lehrt sie, so zu leben, wie ich es euch aufgetragen habe.{Wörtlich: Geht also hin, macht zu Jüngern alle Völker, tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe.} Ihr dürft sicher sein: Ich bin immer und überall bei euch, bis an das Ende dieser Welt!"