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1 Diesen Brief schreibt Paulus an die Gemeinden in der Provinz Galatien. Ich bin weder von Menschen berufen noch durch sie ausgesandt worden. Jesus Christus selbst hat mich zu seinem Botschafter bestimmt und Gott, unser Vater, der Jesus von den Toten auferweckte.

2 Ich schreibe euch im Namen aller meiner Mitarbeiter{Wörtlich: Brüder.} , die hier bei mir sind.

3 Euch allen wünschen wir Gnade und Frieden von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.

4 Er hat sein Leben für unsere Sünden hingegeben und hat uns davon befreit, so leben zu müssen wie diese vergängliche, vom Bösen beherrschte Welt. Damit erfüllte er den Willen Gottes, unseres Vaters.

5 Ihn wollen wir in alle Ewigkeit loben und ehren. Das ist ganz gewiß! Amen.

6 Ich muß mich wirklich wundern, daß ihr so schnell bereit seid, euch von Gott abbringen zu lassen, der euch doch in seiner Gnade durch Jesus Christus das neue Leben geschenkt hat.{Wörtlich: der euch in die Gnade (Christi) gerufen hat.} Ihr meint, ein anderes Evangelium, einen anderen Weg zur Rettung, gefunden zu haben?

7 Dabei kann es gar kein anderes Evangelium geben! Es gibt nur ein paar Leute, die unter euch Verwirrung stiften, indem sie die Botschaft von Christus verfälschen.

8 Wer euch aber einen anderen Weg zum Heil zeigen will als das Evangelium, das wir euch verkündigt haben, den wird Gottes Urteil treffen; auch wenn wir selbst das wären oder gar ein Engel vom Himmel.

9 Ich sage es noch einmal: Wer euch ein anderes Evangelium verkündet, als ihr angenommen habt, der soll verflucht sein!

10 Rede ich so, wie die Menschen es hören wollen, oder geht es mir darum, Gott zu gefallen? Erwarte ich, daß die Menschen mir Beifall klatschen? Dann würde ich nicht länger Christus dienen.{Wörtlich: Beschwätze ich denn jetzt Menschen oder Gott? Oder suche ich Menschen zu gefallen? Wenn ich noch Menschen gefiele, wäre ich nicht Christi Sklave.}

11 Ihr könnt sicher sein, liebe Brüder: Das Evangelium, wie ich es euch gelehrt habe, ist nicht das Ergebnis menschlicher Überlegungen.

12 Denn auch mir hat es niemand überliefert, kein Mensch hat es mich gelehrt. Jesus Christus selbst ist mir erschienen und hat mir sein Evangelium offenbart.

13 Ihr wißt sicherlich, wie ich als strenggläubiger Jude gelebt habe, daß ich die Christen{Wörtlich: die Gemeinde Gottes.} überall unbarmherzig verfolgte und ihre Gemeinden zerstören wollte.

14 Mein Fanatismus, mit dem ich mich für den jüdischen Glauben einsetzte, wurde von keinem meiner Altersgenossen in unserem Volk erreicht. Ich wollte unbedingt die überlieferten Gesetze unserer Väter buchstabengetreu erfüllen.

15 Aber Gott hatte mich in seiner Gnade schon vor meiner Geburt dazu bestimmt, ihm einmal zu dienen. Als die Zeit dafür gekommen war,

16 ließ er mich Jesus Christus sehen und erkennen. Die anderen Völker sollten durch mich erfahren, daß Jesus ihr Retter ist. Ohne zu zögern, habe ich diesen Auftrag angenommen und keinen Menschen um Rat gefragt.

17 Ich bin nicht einmal nach Jerusalem gereist, um die nach ihrer Meinung zu fragen, die schon vor mir Gottes Botschafter waren. Nein, ich bin sofort nach Arabien gezogen und von dort wieder nach Damaskus zurückgekehrt.

18 Erst drei Jahre später kam ich nach Jerusalem, weil ich Petrus{Wörtlich: Kephas (Fels).} kennenlernen wollte. Fünfzehn Tage bin ich damals bei ihm geblieben.

19 Von den anderen Aposteln habe ich bei diesem Aufenthalt keinen gesehen, außer Jakobus, den Bruder unseres Herrn.

20 Gott weiß, daß alles wahr ist, was ich euch sage.

21 Danach bin ich in den Gebieten von Syrien und Zilizien gewesen, um dort das Evangelium zu verkündigen.

22 Die christlichen Gemeinden in Judäa haben mich damals noch nicht persönlich gekannt.

23 Nur vom Hörensagen wußten sie: "Der Mann, der uns früher verfolgt hat, verkündigt jetzt selbst die Botschaft von Christus{Wörtlich: den Glauben.} , die er früher so erbittert bekämpfte."

24 Und sie dankten Gott für alles, was er an mir getan hat.

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1 Erst vierzehn Jahre später bin ich - zusammen mit Barnabas und Titus - wieder nach Jerusalem gekommen.

2 Gott selbst hatte mir den Auftrag zu dieser Reise gegeben.{Wörtlich: aufgrund einer Offenbarung.} In Jerusalem habe ich der Gemeinde - vor allem ihren führenden Männern - vorgetragen, was ich den Menschen aus anderen Völkern verkündige. Ich wollte sicher sein, daß ich nicht vergeblich arbeite oder bisher gearbeitet habe, indem ich etwas anderes lehrte als sie.

3 Alle Verantwortlichen stimmten meiner Arbeit zu. Nicht einmal von Titus, meinem griechischen Reisebegleiter, wurde verlangt, daß er sich beschneiden läßt.

4 Die Frage der Beschneidung wäre überhaupt nicht zum Problem geworden, wären da nicht einige falsche "Brüder" gewesen, die hinter meinem Rücken spioniert hatten. Sie wollten unbedingt beweisen, daß ich die Freiheit mißbrauche, die uns Christus schenkt, und erwarteten, daß wir uns wieder ihren Gesetzen unterwerfen.

5 Aber wir haben ihnen keinen Augenblick nachgegeben und ihnen in keinem einzigen Punkt zugestimmt. Denn für uns ist nur eins wichtig: daß euch die Wahrheit des Evangeliums erhalten bleibt.

6 Die verantwortlichen Männer in der Gemeinde - wobei es mir unwichtig ist, was sie früher einmal waren; denn das ist vor Gott ganz ohne Bedeutung -, diese Männer haben mir jedenfalls keine Vorschriften gemacht.

7 Im Gegenteil! Ihnen ist klar geworden, daß Gott mir den Auftrag gegeben hat, den nichtjüdischen Völkern{Wörtlich: den Unbeschnittenen.} die Botschaft von Christus zu verkündigen, so wie er Petrus aufgetragen hat, sie den Juden{Wörtlich: Beschneidung.} zu bringen.

8 Denn alle konnten sehen, daß meine Arbeit als Apostel ebenso von Gott bestätigt wurde wie die des Petrus.

9 Und nachdem Jakobus, Petrus und Johannes erkannt hatten, daß Gott mir diesen besonderen Auftrag gegeben hat, da gaben sie{Wörtlich: die als die Säulen gelten.} mir und Barnabas brüderlich die Hand. Wir einigten uns, daß sie das Evangelium weiter unter den Juden verkündigen sollten und wirunter den anderen Völkern.

10 Nur um eins haben sie uns gebeten: daß wir die Armen in der Gemeinde von Jerusalem nicht vergessen sollten. Und dafür habe ich mich auch immer eingesetzt.

11 Als aber Petrus später nach Antiochia kam, mußte ich ihm öffentlich widersprechen, weil er sich einfach falsch verhalten hatte.

12 Zunächst hatte er ohne Bedenken mit den Christen, die keine Juden waren, an den gemeinsamen Mahlzeiten teilgenommen. Als aber einige jüdische Christen aus dem Kreis um Jakobus dazukamen, zog er sich zurück und wollte nicht mehr wie bisher mit allen zusammen sein{Wörtlich: und sonderte sich ab.} . Er fürchtete nämlich die Vorwürfe der jüdischen Christen.

13 So wie Petrus heuchelten auch die anderen Juden in der Gemeinde, und schließlich brachten sie sogar Barnabas dazu, gegen seine Überzeugung zu handeln.

14 Als ich merkte, daß sie durch ihre Heuchelei von der Wahrheit des Evangeliums abwichen, sagte ich in aller Öffentlichkeit zu Petrus: "Obwohl du als Jude geboren wurdest, befolgst du jetzt das jüdische Gesetz nicht mehr, weil du Christ geworden bist. Weshalb verlangst du dann von den Christen, die aus den Heidenvölkern stammen, daß sie nach den Regeln des jüdischen Gesetzes leben sollen?

15 Zwar sind wir beide durch unsere Geburt Juden und keine gottlosen Heiden{Wörtlich: Sünder aus den Heiden.} .

16 Trotzdem wissen wir inzwischen sehr genau, daß wir nicht durch gute Werke, wie das Gesetz sie von uns fordert, vor Gott bestehen können, sondern allein durch den Glauben an Jesus Christus. Wir sind doch deshalb Christen geworden, weil wir davon überzeugt sind, daß wir nur durch den Glauben an Christus von unserer Schuld freigesprochen werden; nicht aber, weil wir die Forderungen des Gesetzes peinlich genau erfüllen. Denn wie die Heilige Schrift sagt, findet kein Mensch allein durch gute Werke Gottes Anerkennung." der Sünde wird, wenn durch den Glauben an ihn das Gesetz aufgehoben ist? Auf gar keinen Fall!

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18 Nicht Christus, sondern ich selbst bin ein Komplize der Sünde, wenn ich dem Gesetz wieder Geltung verschaffen will, das ich vorher als nutzlos erkannt habe.

19 Durch das Gesetz nämlich war ich zum Tode verurteilt, und dieses Urteil ist tatsächlich an mir vollstreckt worden; das heißt, mein altes Leben ist beendet, damit ich jetzt ganz neu für Gott leben kann. Durch den Glauben erkenne ich, daß mein altes Leben mit Christus am Kreuz gestorben ist.

20 Jetzt habe ich ein neues Leben! Es wird nicht mehr von meinem alten Ich bestimmt, sondern von dem auferstandenen Christus, der in mir lebt. Mein Leben auf dieser Erde erhält seinen Sinn durch den Glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich in seiner Liebe für mich geopfert hat.

21 Niemals werde ich Gottes unverdientes Geschenk ablehnen. Könnte ich nämlich durch das Befolgen des Gesetzes erreichen, von Gott angenommen zu werden, dann hätte Christus nicht zu sterben brauchen.

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1 Warum wollt ihr Christen in Galatien das denn nicht endlich begreifen! Wer konnte euch bloß so durcheinanderbringen? Habe ich euch das Sterben Jesu am Kreuz nicht so geschildert, als hättet ihr alles mit eigenen Augen gesehen?

2 Wie könnt ihr nur so blind sein! Wollt ihr jetzt etwa aus eigener Kraft zu Ende führen, was Gottes Geist in euch begonnen hat?

3 Ihr habt doch so Großes mit Gott erfahren. Soll das wirklich alles vergeblich gewesen sein? Das kann ich einfach nicht glauben!

4 Ich frage euch darum noch einmal: Schenkt Gott euch seinen Geist und läßt er Wunder bei euch geschehen, weil ihr das Gesetz erfüllt oder weil ihr an Christus glaubt{Wörtlich: Der Gerechte wird aus dem Glauben leben. Habakuk 2,4} ?

5 Erinnert euch einmal daran, was von Abraham gesagt wird: "Abraham hat Gott geglaubt, und deswegen hat er bei ihm Anerkennung gefunden."{3. Mose 18,5}

6 Das bedeutet doch: Gottes Volk, die wirklichen Kinder Abrahams, sind alle, die an Gott und an Jesus Christus glauben und ihm vertrauen.{Wörtlich: die aus dem Glauben sind.}

7 Die Heilige Schrift selbst hat schon längst darauf hingewiesen, daß Gott auch die anderen Völker durch den Glauben retten wird. Gott verkündigte schon Abraham die Frohe Botschaft: "Durch dich sollen alle Völker gesegnet werden."{1. Mose 12,3; 18,18}

8 Mit Abraham, der unerschütterlich Gott vertraute, werden alle gesegnet, die ebenso glauben wie er.

9 Wer dagegen darauf vertraut, von Gott angenommen zu werden, weil er das Gesetz erfüllt, der steht unter einem Fluch. Die Heilige Schrift sagt ganz klar: "Jeden soll der Fluch treffen, der nicht in allen Punkten Gottes Gesetz erfüllt."{5. Mose 27,26}

10 Daß aber niemand durch das Gesetz Anerkennung bei Gott finden kann, ist klar. Denn schon der Prophet Habakuk sagt: "Nur der wird Gottes Anerkennung finden und leben, der ihm vertraut."{Wörtlich: Ihr habt Christus angezogen.}

11 Das Gesetz aber fragt nicht nach dem Glauben. Hier gilt: "Nur wer seine Forderungen erfüllt, wird leben."

12 Von diesem Fluch des Gesetzes hat uns Christus erlöst. Als er den Tod am Kreuz starb, hat er diesen Fluch auf sich genommen, so wie es vorausgesagt war: "Wer am Kreuz hängt, der ist verflucht."{5. Mose 21,23}

13 Der Segen, den Gott Abraham zugesagt hatte, sollte durch den Tod Jesu am Kreuz allen Völkern geschenkt werden. Und durch diesen Glauben sollten sie alle den Heiligen Geist empfangen, wie Gott es zugesagt hatte.

14 Liebe Brüder! Ich möchte einmal ein ganz alltägliches Beispiel gebrauchen. Ist ein Testament ausgefertigt und rechtsgültig, dann kann niemand etwas hinzufügen oder gar das Testament selbst für ungültig erklären.

15 Sehen wir uns die Zusagen Gottes an Abraham genauer an, dann stellen wir fest: Gott gab sein Versprechen Abraham und seinem Nachkommen. Es heißt nicht: Abraham und seinen Nachkommen. Gottes Zusagen gelten demnach ganz eindeutig einem einzigen und nicht den vielen Nachkommen Abrahams. Dieser eine ist Christus.

16 Ich will damit sagen: Gottes Verheißung ist wie ein Testament rechtsgültig, und das Gesetz, das erst vierhundertdreißig Jahre später gegeben wurde, ändert daran nichts. Gottes Versprechen an Abraham wird deshalb nicht ungültig.

17 Würde Gott jetzt seine Zusage von der Erfüllung des Gesetzes abhängig machen, so wäre seine frühere Verheißung aufgehoben. Aber Gott hat Abraham seine Zusage ausdrücklich ohne jede Bedingung gegeben.

18 Was aber soll dann noch das Gesetz? Gott hat es zusätzlich gegeben, damit wir das Ausmaß unserer Sünden erkennen. Dieses Gesetz - von den Engeln durch den Vermittler Mose zu uns gebracht - sollte gelten, bis der Nachkomme Abrahams da war, an dem Gott sein Versprechen erfüllen wollte.

19 Bei dieser Zusage war kein Vermittler notwendig, sondern Gott, der Eine, hat selbst zu Abraham gesprochen.

20 Soll man nun daraus schließen, daß die Verheißung Gottes und das Gesetz einander widersprechen? Natürlich nicht. Das wäre nur der Fall, wenn es ein Gesetz gäbe, das uns neues Leben schenkt, indem es uns von unserer Schuld freispricht. Dann allerdings käme unsere Anerkennung vor Gott tatsächlich aus dem Gesetz.

21 Aber in der Heiligen Schrift heißt es eindeutig, daß wir alle Gefangene der Sünde sind und daß wir allein durch den Glauben an Jesus Christus befreit werden können. Denn in Christus hat sich die Verheißung Gottes erfüllt.{Wörtlich: damit die Verheißung aus Glauben an Jesus Christus den Glaubenden gegeben werde.}

22 Das Gesetz hielt uns gefangen, bis Christus{Wörtlich: der Glaube.} kam, der von Gott schon lange versprochene Retter.

23 Bis dahin hatte das Gesetz für uns die Funktion eines strengen Erziehers. Seitdem aber Christus gekommen ist und wir durch den Glauben an ihn Gottes Anerkennung gefunden haben, sind wir dem Gesetz, diesem strengen Erzieher, nicht mehr unterstellt.

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25 Denn durch den Glauben an Jesus Christus seid ihr nun alle zu Kindern{Wörtlich: Söhnen.} Gottes geworden.

26 Ihr gehört zu Christus, weil ihr auf seinen Namen getauft seid.

27 Jetzt ist es nicht mehr wichtig, ob ihr Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, Männer oder Frauen seid: in Christus seid ihr alle eins.

28 Gehört ihr aber zu Christus, dann seid auch ihr Nachkommen Abrahams und habt Anspruch auf alles, was Gott ihm zugesagt hat.

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1 Überlegt einmal: Solange jemand nicht über sein Erbe verfügen kann, weil er noch nicht volljährig ist, besteht zwischen ihm und einem Besitzlosen kein Unterschied, obwohl ihm als Erben schon alles gehört.

2 Aber bis zu dem vom Vater festgesetzten Termin bestimmen sein Vormund und seine Vermögensverwalter über den Besitz.

3 Genauso ging es auch uns. Wie Unmündige waren wir allen Mächten und Zwängen dieser Welt ausgeliefert{Wörtlich: waren wir unter die Weltelemente versklavt.} , wurden wir von ihnen ausgebeutet und unterdrückt.

4 Aber zu der von Gott festgesetzten Zeit sandte er seinen Sohn zu uns. Christus wurde wie wir als Mensch geboren und den Forderungen des Gesetzes unterstellt.{Wörtlich: Als aber kam die Fülle der Zeit, sandte Gott seinen Sohn, geworden aus einer Frau, gestellt unter das Gesetz.}

5 Er sollte uns befreien, die wir Gefangene des Gesetzes waren, damit Gott uns als seine Kinder annehmen konnte.

6 Weil ihr nun seine Kinder seid, schenkte euch Gott seinen Heiligen Geist, denselben Geist, den auch der Sohn hat. Deshalb dürft ihr jetzt im Gebet zu Gott sagen: "Lieber Vater!"{Wörtlich: Gott sandte den Geist seines Sohnes in unsere Herzen, rufend: Abba, Vater!}

7 Ihr seid nicht länger Gefangene des Gesetzes, sondern Kinder Gottes. Und als Kinder Gottes seid ihr auch seine Erben, denen alles gehört, was Gott versprochen hat.

8 Als ihr von Gott noch nichts wußtet, habt ihr zu Göttern gebetet und ihnen gedient, die in Wirklichkeit nichts anderes als von Menschen geschaffene Götzen sind.

9 Nachdem ihr nun aber Gott kennt - genauer gesagt, nachdem Gott euch kennt -, wie ist es da möglich, daß ihr euch diesen armseligen und kümmerlichen Vorstellungen wieder zuwendet und sogar sklavisch danach lebt?

10 Oder warum sonst legt ihr so großen Wert auf die Einhaltung bestimmter Tage, Monate, Feste und Jahre?

11 Muß ich da nicht befürchten, daß meine ganze Arbeit bei euch sinnlos gewesen ist?

12 Liebe Brüder, ich bitte euch: Folgt meinem Beispiel, und erwartet nicht eure Rettung vom Gesetz des Mose. Als ich zum ersten Mal bei euch war, habe ich mich ja auch nach euch gerichtet und nicht erwartet, daß ihr nach dem Gesetz lebt. Ihr habt mich nie gekränkt und werdet mich doch auch jetzt nicht kränken!{Wörtlich: Werdet wie ich; denn ich wurde wie ihr; Brüder, ich bitte euch. In keiner Weise habt ihr mir ein Leid zugefügt.}

13 Ihr erinnert euch sicherlich daran, als ich das erste Mal bei euch war und euch das Evangelium verkündigte. Damals wurde ich krank und konnte nicht weiterreisen.

14 Und obwohl meine Krankheit für euch nicht leicht zu ertragen war, habt ihr mich weder verachtet noch abgewiesen. Im Gegenteil, ihr habt mich wie einen Engel Gottes aufgenommen, ja wie Jesus Christus selbst.

15 Wie glücklich und dankbar wart ihr doch damals! Und heute? Ich bin sicher, zu der Zeit hättet ihr sogar eure Augen für mich ausgerissen.

16 Weshalb nur seht ihr jetzt einen Feind in mir? Etwa, weil ich euch die Wahrheit sage?

17 Vielleicht liegt es an den Leuten, die euch im Moment so umwerben. Doch sie meinen es nicht ehrlich mit euch. Sie wollen nur erreichen, daß ihr euch von mir abwendet und ihnen folgt.

18 Nun habe ich gar nichts dagegen, wenn ihr andere zum Vorbild nehmt, allerdings müssen es gute Vorbilder sein. Wie gern wäre ich euer Vorbild, auch wenn ich nicht bei euch bin.

19 Euretwegen, meine lieben Kinder, leide ich noch einmal alle Schmerzen und Ängste, wie sie eine Mutter bei der Geburt ihres Kindes auszustehen hat. Wenn man doch endlich an euch erkennen könnte, daß Christus euer Herr ist und euer Leben bestimmt!

20 Könnte ich doch nur bei euch sein und mit meinen Worten euer Herz erreichen! Denn ich weiß mir keinen Rat mehr mit euch.

21 Ihr wollt also nach dem Gesetz leben. Wißt ihr denn eigentlich, was im Gesetz steht?

22 Dort heißt es, daß Abraham zwei Söhne hatte: einen von der Sklavin Hagar und einen von seiner Frau Sara, die als Freie geboren war.

23 Der Sohn der Sklavin wurde geboren, weil Abraham endlich einen Sohn haben wollte, der Sohn der Freien dagegen, weil Gott ihn verheißen hatte.

24 Am Beispiel dieser beiden Frauen will uns Gott zeigen, wie verschieden die beiden Bündnisse sind, die er mit den Menschen geschlossen hat. Den einen Bund schloß Gott auf dem Berge Sinai mit dem Volk Israel, als er ihm durch Mose das Gesetz gab. Dieses Gesetz aber knechtet uns und bringt nur Sklaven hervor wie Hagar.

25 Hagar ist übrigens der arabische Name für den Berg Sinai. Er entspricht dem Jerusalem unserer Zeit, den Juden, die am Gesetz festhalten, aber nie frei werden, weil sie nicht an Christus glauben wollen.

26 Die andere Frau aber, von der wir abstammen, ist frei. Sie weist auf das neue Jerusalem im Himmel hin, auf den neuen Bund, den Gott mit uns durch Jesus Christus geschlossen hat.

27 Davon spricht schon der Prophet Jesaja: "Sei fröhlich, du Unfruchtbare, auch wenn du nie ein Kind geboren hast. Juble und jauchze, du Kinderlose. Denn du, die du allein bist, wirst mehr Kinder haben als die Frau, die einen Mann hat."

28 So steht ihr, liebe Brüder, nicht länger unter dem Gesetz, weil euch wie Isaak Gottes Verheißung gilt.

29 Allerdings verfolgte schon damals der Sohn der Sklavin - der geboren wurde, weil Menschen es so wollten - den Sohn der Freien, der geboren wurde, weil Gott es wollte. Genauso ist es auch noch heute.

30 Aber was sagt die Heilige Schrift dazu? "Verstoße die Sklavin mit ihrem Sohn! Denn nicht er, sondern der Sohn der Freien soll dein Erbe sein!"

31 Wir aber, meine lieben Brüder, sind nicht die Kinder der Sklavin. Wir sind Kinder der Freien und nicht dem Gesetz verpflichtet, denn durch Jesus Christus sind wir davon befreit.

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1 Durch Christus sind wir frei geworden, damit wir als Befreite leben. Jetzt kommt es darauf an, daß ihr euch nicht wieder vom Gesetz gefangennehmen laßt.

2 Ich, Paulus, sage euch deshalb in aller Deutlichkeit: Wenn ihr euch den Forderungen des jüdischen Gesetzes beugt und euch beschneiden laßt, ist alles nutzlos, was Christus für euch getan hat.

3 Und noch einmal erkläre ich jedem einzelnen von euch: Wer sich beschneiden läßt, der muß das ganze Gesetz von A bis Z - mit allen seinen Forderungen - befolgen.

4 Wenn ihr aber durch das Gesetz vor Gott bestehen wollt, dann habt ihr euch von Christus losgesagt, und Gottes Gnade gilt nicht länger für euch.{Wörtlich: Ihr seid aus der Gnade herausgefallen.}

5 Wir aber vertrauen darauf, daß wir durch den Glauben an Jesus Christus von Gott angenommen werden. Er hat uns ja durch seinen Heiligen Geist diese Hoffnung geschenkt.{Wörtlich: Denn wir erwarten durch den Geist aus Glauben die erhoffte Gerechtigkeit.}

6 Vor Jesus Christus ist es völlig gleich, ob wir beschnitten oder unbeschnitten sind. Bei ihm gilt allein der Glaube, der sich in selbstloser Liebe zeigt.

7 Es hat so gut mit euch angefangen! Wer hat euch nur dazu gebracht, daß ihr der Wahrheit nicht mehr folgen wollt?

8 Bestimmt nicht Gott, der euch auf diesen Weg des Glaubens führte!

9 Wie ihr wißt, genügt schon ein wenig Sauerteig, um den ganzen Teig zu durchsäuern.

10 Aber ich verlasse mich auf den Herrn und vertraue euch, daß ihr in dieser Frage mit mir übereinstimmen werdet. Wer euch aber im Glauben durcheinanderbringt, wird seiner Strafe nicht entgehen, wer er auch sein mag.

11 Manche Leute behaupten, ich selbst würde alle Christen dazu drängen, sich beschneiden zu lassen. Würden mich die Juden dann aber noch verfolgen? Dann brauchte sich auch niemand mehr darüber aufzuregen, daß ein Gekreuzigter der von Gott versprochene Retter ist.{Wörtlich: Dann ist ja das Ärgernis des Kreuzes beseitigt.}

12 Sollen sie sich doch selbst verstümmeln, die euch so hartnäckig die Beschneidung aufschwatzen wollen!

13 Liebe Brüder! Durch Christus wurde euch die Freiheit geschenkt. Das bedeutet aber nicht, daß ihr jetzt tun und lassen könnt, was ihr wollt. Nehmt vielmehr in gegenseitiger Liebe Rücksicht aufeinander.

14 Denn das ganze Gesetz hat nur erfüllt, wer dieses eine Gebot befolgt: "Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!"{3. Mose 19,18}

15 Wenn ihr aber wie wütende Hunde übereinander herfallt, dann paßt nur auf, daß ihr euch dabei nicht gegenseitig auffreßt!

16 Darum rate ich euch: Laßt euer Leben vom Heiligen Geist bestimmen. Wenn er euch führt, werdet ihr allen selbstsüchtigen Wünschen und Verlockungen{Wörtlich: Begehren des Fleisches.} widerstehen können.

17 Denn, selbstsüchtig wie wir sind, wollen wir immer das Gegenteil von dem, was Gottes Geist will. Doch der Geist Gottes duldet unseren Egoismus nicht. Beide kämpfen gegeneinander, so daß ihr nicht ungehindert tun könnt, was ihr wollt.

18 Wenn ihr aber aus der Kraft des Heiligen Geistes lebt, seid ihr den Forderungen des Gesetzes nicht länger unterworfen.

19 Gebt ihr dagegen euern selbstsüchtigen Wünschen nach, ist allen klar, wohin das führt:{Wörtlich: Offenbar aber sind die Werke des Fleisches.} zu einem sittenlosen Leben, Unzucht und hemmungsloser Zügellosigkeit,

20 zur Anbetung selbstgewählter Idole und zu abergläubischem Vertrauen auf übersinnliche Kräfte. Feindseligkeit, Streitsucht, unberechenbare Eifersucht, Intrigen, Uneinigkeit und Spaltungen bestimmen dann das Leben ebenso

21 wie Neid, Trunksucht, üppige Gelage und ähnliche Dinge. Ich habe es schon oft gesagt und warne euch hier noch einmal: Wer so lebt, wird niemals in Gottes Reich kommen.

22 Dagegen bringt der Heilige Geist in unserem Leben nur Gutes hervor: Liebe und Freude, Frieden und Geduld, Freundlichkeit, Güte und Treue, Besonnenheit und Selbstbeherrschung.

23 Ist das bei euch so? Dann braucht ihr kein Gesetz zu fürchten.

24 Es ist wahr: Wer zu Christus gehört, der hat sein selbstsüchtiges Wesen mit allen Leidenschaften und Begierden an das Kreuz geschlagen.

25 Durch den Heiligen Geist haben wir neues Leben, und das soll jetzt auch bei uns sichtbar werden.

26 Blinder Ehrgeiz, der nur unsere Eitelkeit befriedigt, gegenseitige Kränkungen und Neid dürfen bei uns keine Rolle mehr spielen.

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1 Liebe Brüder! Wenn sich aber einer von euch etwas zuschulden kommen läßt und sündigt, dann sollt ihr ihn als Menschen, die Gottes Geist leitet, verständnisvoll wieder zurechtbringen. Seht aber zu, daß ihr dabei nicht in dieselbe Gefahr geratet.

2 Kümmert euch um die Schwierigkeiten und Probleme des anderen, und tragt die Last gemeinsam. Auf diese Weise verwirklicht ihr, was Christus von euch erwartet.{Wörtlich: So werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.}

3 Wer sich einbildet, besser zu sein als die anderen, der betrügt sich selbst.

4 Darum soll jeder sein eigenes Leben sehr genau überprüfen. Dann wird er nämlich erkennen, wie unberechtigt es ist, sich über andere zu erheben.

5 Denn jeder ist für sein eigenes Tun vor Gott verantwortlich. Das ist schon schwer genug!

6 Wer in Gottes Wort unterwiesen wird, soll auch zum Lebensunterhalt seines Lehrers beitragen, so gut er kann.

7 Glaubt nur nicht, ihr könntet Gott irgend etwas vormachen! Ihr werdet genau das ernten, was ihr gesät habt.

8 Wer nicht Gott, sondern sich selbst vertraut, den erwartet das ewige Verderben. Wer sich aber durch den Geist Gottes führen läßt, dem wird Gott das ewige Leben schenken.{Wörtlich: Denn wer auf sein Fleisch sät, wird vom Fleisch Verwesung ernten. Wer aber auf den Geist sät, wird vom Geist ewiges Leben ernten.}

9 Laßt also nicht nach in euerm Bemühen, Gutes zu tun. Es kommt eine Zeit, in der ihr eine reiche Ernte einbringen werdet. Gebt nur nicht vorher auf!

10 Solange uns noch Zeit bleibt, wollen wir allen Menschen Gutes tun; vor allem aber denen, die mit uns an Jesus Christus glauben.

11 Wie ihr an den großen Buchstaben sehen könnt, schreibe ich diesen Brief eigenhändig zu Ende.

12 Leute, denen es nur um ihr Ansehen und ihre Geltung vor Menschen geht, wollen euch einreden, ihr müßtet euch noch beschneiden lassen. Dabei haben sie doch nur Angst, verfolgt zu werden, wenn sie sich einzig und allein zum gekreuzigten Jesus Christus bekennen.

13 Doch obwohl sie für die Beschneidung eintreten, erfüllen sie die Forderungen des Gesetzes nicht. Sie wollen nur damit prahlen, daß sie euch zur Beschneidung überredet haben.

14 Ich aber kenne nur eins, das ich rühmen kann: das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus. Durch seinen Tod am Kreuz ist die Welt für mich gestorben, und ich bin tot für ihre Ansprüche und Forderungen.

15 Vor Gott ist es vollkommen gleichgültig, ob wir beschnitten oder unbeschnitten sind. Wichtig ist allein, daß wir in Christus neue Menschen geworden sind.

16 Wer sich daran hält, der gehört zu Gottes auserwähltem Volk. Ihm schenkt Gott seinen Frieden und seine Barmherzigkeit.{Wörtlich: Und alle, die dieser Regel folgen, Friede und Erbarmen über sie und über das Israel Gottes!}

17 Haltet euch daran, und macht mir nicht noch mehr Mühe. Im Dienst für Jesus habe ich genug gelitten, wie die Narben an meinem Körper zeigen.

18 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen{Wörtlich: mit euerm Geist.} , liebe Brüder. Amen!